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Beständeübersicht

Bestand

30045 Amtshauptmannschaft Glauchau

Datierung1823 - 1967
Benutzung im Staatsarchiv Chemnitz
Umfang (nur lfm)43,02

Bestand enthält auch 24 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular

Retrokonversion 2018, Einschränkungen in der Zugänglichkeit des Findmittels möglich

1. Geschichte der Amtshauptmannschaft Glauchau

Nachdem durch das Organisationsgesetz vom 21. April 1873 in Sachsen die Trennung von Justiz und Verwaltung vollzogen und die Einrichtung von Amtshauptmannschaften zur alleinigen Wahrnehmung der ständig wachsenden Verwaltungsaufgaben des Staates in der unteren Ebene beschlossen worden war, wurde dieses Gesetz durch eine Allerhöchste Verordnung des Königs auch in den schönburgischen Rezeßherrschaften gegen den Willen der Grafen von Schönburg 1874 in Kraft gesetzt. Eine königliche Verwaltungskommission ersetzte von 1874 an die schönburgische Gesamtkanzlei, die bis dahin die Oberaufsicht über die Verwaltungstätigkeit der schönburgischen Justizämter ausgeübt hatte. Nachdem 1878 zwischen Sachsen und den Grafen von Schönburg ein Übereinkommen erzielt worden war, trat an die Stelle der Verwaltungskommission die Amtshauptmannschaft. Das Gebiet der Amtshauptmannschaft umfaßte die ehemaligen schönburgischen Herrschaften Glauchau, Waldenburg und Lichtenstein. Die Herrschaften Hartenstein und Stein kamen zu den Amtshauptmannschaften Zwickau und Schwarzenberg. Von 1878 bis 1900 unterstand die Amtshauptmannschaft Glauchau der Kreishauptmannschaft Zwickau. Der Kreishauptmann von Zwickau nahm bis 1883 die Geschäfte des Amtshauptmannes in Glauchau wahr. Von 1900 bis 1945 war die Amtshauptmannschaft Glauchau der neu gegründeten Kreishauptmannschaft Chemnitz unterstellt, die 1939 in Regierungsbezirk Chemnitz umbenannt wurde. Vom gleichen Zeitpunkt an hieß die Amtshauptmannschaft: Landrat Glauchau. Im Jahr 1884 hatte das Gebiet der Amtshauptmannschaft Glauchau einen Umfang von 316 Quadratkilometer, die Zahl der Einwohner betrug 125 266. 1924 wurden die in der Amtshauptmannschaft gelegenen Städte Glauchau und Meerane zu bezirksfreien Städten erklärt und schieden aus der Amtshauptmannschaft Glauchau aus. Das bedeutete für die Amtshauptmannschaft einen Verlust von ca. 51 000 Einwohnern (d.d. ungefähr ein Drittel der gesamten Einwohnerzahl der Amtshauptmannschaft) und von ca. 25 Quadratkilometer. 1927, nach dem Ausscheiden der Städte Glauchau und Meerane, hatte die Amtshauptmannschaft einen Umfang von 291,58 Quadratkilometer mit 104 353 Einwohnern. Der scheinbare Rückgang der Einwohner erklärt sich durch das Ausscheiden der vorgenannten Städte. Rechnet man jedoch die Zahl der Einwohner der Städte Glauchau und Meerane zu der für 1927 angegebenen Bevölkerung der Amtshauptmannschaft hinzu, so stieg die Gesamtzahl der Einwohner der Amtshauptmannschaft von 125 266 im Jahr 1884 auf ca. 155 000 im Jahr 1927. In reichlich vierzig Jahren ist also ein Bevölkerungswachstum von ca. 30 000 Personen zu verzeichnen. Einschließlich der Städte belief sich die Bevölkerungsdichte um 1885 auf ca. 396 Einwohner auf den Quadratkilometer, 1927 aber auf etwa 491 Personen auf den Quadratkilometer. Daraus ist die sehr dichte Besiedlung des Gebietes der Amtshauptmannschaft zu ersehen. Es sind nur noch wenige, kleinere geschlossene Waldgebiete vorhanden. Abgesehen von der Landwirtschaft findet die Bevölkerung des dicht besiedelten Gebietes ihren Lebensunterhalt in der Hauptsache in den verschiedenen Zweigen der Textilindustrie und ihren Zulieferbetrieben. Daneben hat der Abbau von Steinkohlen bei Gersdorf, Hohndorf und Oberlungwitz eine gewisse Rolle gespielt. Ein gutes Straßennetz, Eisenbahnen, Straßenbahnen verbinden die sich eng aneinander anschließenden Siedlungen. Hauptfluss des Gebietes ist die Zwickauer Mulde, zu deren Regelung bei Glauchau um 1930 umfangreiche Uferbauten ausgeführt wurden (vgl. Bestand: 30332 Staatliches Neubauamt für die Muldenverlegung Glauchau). Im Gebiet der Amtshauptmannschaft Glauchau nahmen seit 1879 die Amtsgerichte Glauchau, Hohenstein-Ernstthal, Lichtenstein-Callnberg, Meerane und Waldenburg die Rechtspflege in der unteren Instanz wahr. Das Personal der Amtshauptmannschaft bestand um 1884 aus dem Amtshauptmann, einem Assessor, einem Sekretär und drei Expedienten. Mit dem Wachsen der Aufgaben des Staates auf dem Gebiet der Verwaltung nahm auch die Zahl der Mitarbeiter der Amtshauptmannschaft zu. 1927 waren in der Amtshauptmannschaft: der Amtshauptmann, zwei Regierungsräte, vier Inspektoren, vier Obersekretäre, sechs Regierungssekretäre und zwei Verwaltungsassistenten tätig. Neben der amtshauptmannschaftlichen Behörde entwickelte sich als Organ der Selbstverwaltung der Bezirksverband mit eigenem Mitarbeiterkreis.

Die Leitung der Amtshauptmannschaft Glauchau lag in den Händen von:

1880 - 1883 Heinrich Bernhard Freiherr von Hausen
1884 - 1887 Dr. Karl Heinrich Moritz Wäntig
1888 - 1891 Bruno Oswin Merz
1892 - 1893 Dr. Alexis Anselm Rumpelt
1894 - 1895 Dr. Karl Konstantin Hempel
1896 - 1909 Harry Arnold George Ebmeier
1910 - 1911 Kurt Robert Alfred Freiherr von Welck
1912 - 1913 Max Ferdinand von Koppenfels
1914 - 1917 H. Graf von Holtzendorf
1918 - 1937 Kurt Robert Alfred Freiherr von Welck
1938 - 1945 Dr. Sieber
Siehe maschinenschriftliches Findbuch von 1971.

2. Bestandsgeschichte

Einzelne Akten aus der Altregistratur der Amtshauptmannschaft übernahm das Sächsische Hauptstaatsarchiv 1891, 1926, 1937. Nach 1924 wurden verschiedene amtshauptmannschaftliche Akten, die nach Glauchau und Meerane eingemeindete Orte betrafen, an die Archive der vorgenannten Städte abgegeben. 1952 gab der Rat des Kreises Glauchau den gesamten Bestand an amtshauptmannschaftlichen Akten einschließlich der Vorakten an das 1951 eingerichtete Landesarchiv Glauchau ab, die eingangs erwähnten Akten (Abgaben von 1891, 1926, 1937) wurden dem Bestand beigefügt. 1952/53 fertigte W. Flehmig ein vorläufiges Verzeichnis der Akten des Gesamtbestandes - jedoch ohne systematische Ordnung - an. Infolge der Umgestaltung des Landesarchivs Glauchau zu einem Aktendepot des Staatsarchivs Dresden wurden die Akten der Amtshauptmannschaft Glauchau 1967 wieder im Staatsarchiv Dresden eingelagert. 1968 wurde mit einer provenienzgerechten Aufgliederung und Neuverzeichnung begonnen. Die Akten des Bezirksschulamtes und des Katasteramtes wurden zu besonderen Beständen zusammengefasst. Der Bestand Amtshauptmannschaft Glauchau enthält jetzt nur noch die bei der Behörde selbst und die bei der Verwaltungskommission ergangenen Akten sowie einige Vorakten, die bis in die Zeit um ungefähr 1856 zurückreichen. Die älteren bei den schönburgischen Justizämtern, Kommissionen usw. ergangenen Verwaltungsakten bilden vorläufig den Sammelbestand: Abgabegemeinschaft Amtshauptmannschaft Glauchau, dessen endgültige Ordnung für einen späteren Zeitpunkt ins Auge zu fassen ist. Aus den archivwürdigen Vorakten des Bezirksschulamtes Glauchau wurden die Bestände: Superintendentur Waldenburg und Superintendentur Glauchau neu gebildet und der bereits vorhandene Bestand: Superintendentur Zwickau um einige Einheiten ergänzt. Der Gesamtumfang der 1967 unter der Bezeichnung: Amtshauptmannschaft Glauchau in das Staatsarchiv Dresden übernommenen Akten belief sich auf 35,10 lfd. m. Im einzelnen haben die neu formierten Bestände jetzt folgenden Umfang: Amtshauptmannschaft Glauchau 11,30 lfd. m, Bezirksschulamt Glauchau 1,45 lfd. m, Katasteramt Glauchau 5,60 lfd. m, Abgabegemeinschaft Amtshauptmannschaft Glauchau 5,20 lfd. m, Superintendentur Waldenburg 1,20 lfd. m, Superintendentur Glauchau 0,75 lfd. m. Dem Bestand: Superintendentur Zwickau wurden 0,25 lfd. m Akten beigefügt. Endgültig ausgeschieden wurden Akten im Umfang von 9,35 lfd. m. Der Bestand Amtshauptmannschaft Glauchau enthält jetzt 884 Schriftguteinheiten, davon sind 8 Aktenbände beim Bezirksverband ergangen. Die Gliederung des Bestandes folgt mit geringfügigen Modifikationen dem Archivplan der Amtshauptmannschaften. Die Akten des Bezirksverbandes sind im Anhang zum Findbuch verzeichnet. Die Arbeiten am Findbuch des Bestandes wurden Mitte Januar 1971 abgeschlossen.

Wert des Bestandes:

Der Bestand gibt über die soziale, gewerbliche und industrielle Entwicklung des Bezirkes der Amtshauptmannschaft Glauchau im letzten Drittel des 19. und im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts gute Auskunft. Wertvoll sind vor allem die an verschiedenen Stellen erhaltenen Unterlagen zur Geschichte der Arbeiterbewegung in diesem Raum. Sie werden im einzelnen in den: Archivalischen Quellennachweisen zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Bd. 5, T. 3, S. 686 - 697 nachgewiesen.

Findbuch, 15. Januar 1971 G. Meinert

Das vorliegende (Teil-)Findbuch enthält Akten, die nach 1971 an das Hauptstaatsarchiv Dresden übergeben worden sind. Diese Akten wurden als Nachtrag zum Bestand mit N 1 beginnend dem Bestand zugeordnet. Die dazu erstellte, klassifizierte Findkartei wurde im Jahr 2006 retrokonvertiert. Die Verzeichnungsangaben wurden nicht durch Beiziehung der Akten überprüft. Ziel war die Recherchierbarkeit zu verbessern.
Des Weiteren sind Akten enthalten, die im Rahmen der Bearbeitung anderer Bestände zum Bestand gekommen sind.

Schulangelegenheiten: siehe Bestand 30360 Bezirksschulamt Glauchau

5. Quellen und Literatur

Schlesinger, W.: Die Landesherrschaft der Herren von Schönburg. Eine Studie zur Geschichte des Staates in Deutschland. Münster, Köln 1954.
Schlesinger, W.: Übersicht über die Bestände des Sächsischen Landeshauptarchivs und seiner Landesarchive. Leipzig 1955. S. 289 (K. Jäger).
Blaschke, K.: Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen. Leipzig 1957, III, S. 47 - 57.
Blaschke, K.: Sächsische Verwaltungsgeschichte. Als Ms. gedr. 1958, S. 115, 125.
Laske, C.: Geschichte der sächsischen Mittelbehörden im Erzgebirgischen Kreis. Dresden 1958. Masch.-Schr.
Laske, C.: Archivalische Quellennachweise zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Bd. 5. T. 3. Als Ms. gedr. 1961, S. 686 - 697.
Sammlung Sächsischer Polizeiverordnungen und –gesetze : Mit dem neuen Reichsrecht [und Kommentierungen]. Berlin, 1939.
Archivalische Quellennachweise zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Band 5, Teil 3. 1961 (S. 686 – 697).
Blaschke, Karlheinz: Verwaltungsgeschichte des Staates : Sächsische Verwaltungsgeschichte. Fachschule für Archivwesen Potsdam Lehrbrief 3. Berlin, 1958.
Groß, Reiner: Geschichte Sachsens. Edition Leipzig, Berlin, 2002.
Jäger, K.: Übersicht über die Bestände des Sächsischen Landeshauptarchivs und seiner Landesarchive. Leipzig, 1955 (S. 289).
Wach, Felix: Königlich Sächsisches Gesetz die Organisation für die innere Verwaltung betreffend vom 21. April 1873 nebst den damit in Verbindung stehenden Gesetzen und Verordnungen : Juristische Handbibliothek, Bd. 337. Leipzig, 1905.
Walther, Steffen: Notgeld und Zahlungsersatzmittel im Bezirk der Amtshauptmannschaft und späterem Kreis Glauchau : mit einem Überblick der historischen und wirtschaftsgeschichtlichen Entwicklung. Glauchau : Numismatische Gesellschaft e. Landkreis Glauchau e.V., , 2004.
Grenzangelegenheiten.- Militärangelegenheiten.- Kriegsangelegenheiten.- Finanzangelegenheiten.- Staatsangehörigkeitssachen.- Kirchenangelegenheiten.- Gemeindeangelegenheiten.- Armenangelegenheiten.- Fürsorgeangelegenheiten.- Medizinalangelegenheiten.- Gesundheitsangelegenheiten.- Sicherheitspolizei.- Sittenpolizei.- Feuerpolizei.- Landwirtschaftsangelegenheiten.- Forstangelegenheiten.- Jagdangelegenheiten.- Fischereiangelegenheiten.- Handelsangelegenheiten.- Gewerbeangelegenheiten.- Bergbauangelegenheiten.- Bausachen.- Wasserpolizeiliche Angelegenheiten.- Eisenbahnangelegenheiten.- Personenstandsangelegenheiten.- Versicherungen.- Bezirksverband der Amtshauptmannschaft: Bezirksvertretung (Bezirksversammlung, Bezirkstag).- Aktenverzeichnisse.- Personalunterlagen.- Geschäftsverteilung.- Archivordnung.- Finanzangelegenheiten.- Justizangelegenheiten.- Bankangelegenheiten.- Gesundheitspolizei.- Grundstücksangelegenheiten.- Mietverträge.- Gewerbeangelegenheiten.- Straßenbau und Straßeninstandhaltung.- Wasserbau.- Wohnungsbau.- Fürsorge/Wohlfahrt.- Ortspolizei.- Feuerpolizei.
Das Organisationsgesetz vom 21. April 1873 wurde 1874 durch eine Allerhöchste Verordnung des Königs auch in den Schönburgischen Rezessherrschaften gegen den Willen der Grafen von Schönburg durchgesetzt. Dafür wurde eine Königliche Verwaltungskommission gebildet, die die Schönburgische Gesamtkanzlei ersetzte. Nachdem 1878 zwischen Sachsen und den Grafen von Schönburg ein Übereinkommen erzielt worden war, trat an die Stelle der Verwaltungskommission die Amtshauptmannschaft Glauchau. Sie umfasste die ehemaligen schönburgischen Herrschaften Glauchau, Waldenburg und Lichtenstein. Die Herrschaften Hartenstein und Stein kamen zu den Amtshauptmannschaften Zwickau und Schwarzenberg. 1924 wurden die in der Amtshauptmannschaft gelegenen Städte Glauchau und Meerane zu bezirksfreien Städten erklärt und schieden aus dem Amtshauptmannschaftsbezirk aus.
Von 1878 bis 1900 unterstand die Amtshauptmannschaft der Kreishauptmannschaft Zwickau. Bis 1883 nahm der Kreishauptmann von Zwickau die Geschäfte des Amtshauptmannes in Glauchau wahr. Ab 1900 war die Amtshauptmannschaft Glauchau der neu gegründeten Kreishauptmannschaft Chemnitz unterstellt.
Die amtshauptmannnschaftliche Organisation bestand mit geringen Änderungen bis 1945. Die Aufgaben übernahm der Kreistag/Kreisrat Glauchau. Das Gebiet der Amtshauptmannschaft Glauchau wurde 1952 auf die Kreise Altenburg, Glauchau, Hohenstein-Ernstthal, Schmölln, Stollberg und Zwickau aufgeteilt.
Weitere Angaben siehe Einleitung zur Tektonikgruppe 02.03.03.03.
Der Bestand enthält auch Unterlagen der Vorgängerprovenienzen.
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