Beständeübersicht
Bestand
30050 Amtshauptmannschaft Stollberg
Datierung | 1820 - 1949 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Chemnitz |
Umfang (nur lfm) | 17,23 |
Bestand enthält auch 17 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular
1. Geschichte der Amtshauptmannschaft Stollberg
vgl. Findbucheinleitung von G. Meinert aus dem Jahr 1965
Das Gebiet der 1910 neu geschaffenen Amtshauptmannschaft Stollberg, gehörte ursprünglich - d.h. seit 1873 - zum Verwaltungsbezirk der Amtshauptmannschaft Chemnitz. Infolge der zunehmenden Industrialisierung der Randgebiete von Chemnitz und den daraus sich ergebenden‚ ständig wachsenden Aufgaben der Staatsverwaltung in diesem Raum war eine ausreichende Berücksichtigung der Belange der südlichen Gebiete der Amtshauptmannschaft Chemnitz nicht in dem erwünschten und notwendigen Maße möglich. Die Entfernung dieser Gebiete von der Amtshauptmannschaft in Chemnitz erwies sich sowohl für die Beamten, die aus dienstlichen Gründen nach dort reisen mussten als auch für die Bevölkerung, die mit verschiedenen Anliegen zur Amtshauptmannschaft kommen musste, als nachteilig für eine gute und rasche Abwicklung der anfallenden Verwaltungsgeschäfte. Das sächsische Innenministerium arbeitete deshalb 1m Jahre 1907 eine Vorlage an die Ständeversammlung aus, die auf eine Teilung der Amtshauptmannschaft Chemnitz hinzielte. Für die nördlichen Gebiete, die ökonomisch und verkehrsgeographisch ihren Mittelpunkt in der Stadt Chemnitz hatten, sollte die Amtshauptmannschaft Chemnitz mit dem Sitz in der Stadt Chemnitz erhalten bleiben: Für das südliche Gebiet, dessen natürlicher Mittelpunkt Stollberg war, war die Einrichtung einer neuen Amtshauptmannschaft mit dem Sitz in Stollberg vorgesehen. Nach längeren Verhandlungen, die sich bis 1910 hinzogen einigte man sich darauf, dass die neue Amtshauptmannschaft Stollberg aus den Jurisdiktionsbezirken der Amtsgerichte Stollberg und Zwönitz - jedoch ohne die Gemeinden Gornsdorf und Meinersdorf, die wirtschaftlich nach Chemnitz tendierten - gebildet werden sollte. Durch die Ministerialverordnung vom 20.6.1910 wurde die Abtrennung der Gebiete und die Einrichtung einer Amtshauptmannschaft in Stollberg verfügt. Der Umfang der Amtshauptmannschaft betrug 185,28 km, ihre Einwohnerzahl rund 74 300. für beide Amtshauptmannschafton waren gemeinsam zuständig: die Bezirksschulinspektion, die Straßen- und Wasserbauinspektion, der Bezirksarzt, der Bezirkstierarzt, der Brandversicherungsinspektor.
Zum Bezirk der neuen Amtshauptmannschaft Stollberg gehörten folgende Gemeinden: Brünlos‚ Dorfchemnitz, Erlbach, Gablenz, Günsdorf, Hoheneck (1923 nach Stollberg eingemeindet), Hormersdorf, Jahnsdorf, Kirchberg (1922 nach Lugau eingemeindet), Lenkersdcrf, Lugau, Mitteldorf, Heuwiese (1934 mit Niederwürschnitz zu Neuwürschnitz vereinigt), Niederdorf, Niederzwönitz (1934 nach Zwönitz eingemeindet), Oberdorf, Überwürschnitz (1934 mit Neuwiese zu Neuwürschnitz vereinigt), Oelsnitz, Pfaffenhain, Seifersdorf, Stollberg, Thalheim, Ursprung, Zwönitz. 1939 wurde die Gemeinde Beutha - vorher Amtshauptmannschaft Zwickau - dem Kreis Stollberg angeschlossen.
Nach 1919 sank infolge des Krieges und wirtschaftlicher Schwierigkeiten die Einwohnerzahl um etwa 5000 Köpfe, stieg jedoch mit dem Beginn einer günstigeren wirtschaftlichen Entwicklung um 1927 auf ca. 80.ooo und betrug 1953 ca. 86.700.
Die Geschäftstätigkeit der Behörde, die die Aufgaben der staatlichen Verwaltung und die Geschäfte der Selbstverwaltungsverbände wahrnahm, wuchs ständig. In Ministerialkreisen um 1935 erwogene Pläne, die Amtshauptmannschaft Stollberg aus Ersparnisgründen aufzulösen, ward nicht weiter verfolgt. Nach dem 8.Mai 1945 blieb der Landkreis Stollberg als Einrichtung der staatlichen Verwaltung in der unteren Ebene bis 1950 erhalten.
Die Behörde bestand in den zwanziger Jahren aus einem Amtshauptmann als Vorstand, zwei bis drei juristisch vorgebildeten Mitarbeitern, einem Baurat, einem Amtmann als Bürovorstand, sieben Ober- und zwei Regierungssekretären (1927). Die Verwaltungsarbeit war nach Geschäftsbereichen gegliedert, die Registranden führten (A,B‚C,E‚G).
Daneben entwickelte sich die Tätigkeit der Selbstverwaltungsverbände, die vor allem gemeinnützige Angelegenheiten Wohlfahrts- und Unterstützungseinrichtungen betraf, die von den Gemeinden allein nicht getragen werden konnten. Diese Aufgaben wurden vom Bezirksverwaltungsamt, Wohlfahrtsamt, Amt für Kriegerfürsorge, der Bezirkskasse und dem Jugendamt (seit 1939) wahrgenommen. Diese Geschäfte erledigten Beamte und Angestellte der Amtshauptmannschaft. Für die Belange der Schulaufsicht war seit 15.5.1926 ein besonderes Bezirksschulamt in Stollberg eingerichtet werden, dessen vorgesetzte Behörde das Volksbildungsministerium war und das eng mit der Amtshauptmannschaft zusammenarbeitete. Die beim Bezirksschulamt ergangenen Akten in einem gesonderten Bestand vor. Von 1939 an wurde in Angleichung an preußische und Reichsverhältnisse die Dienstbezeichnung Amtshauptmann in Landrat geändert und die Amtshauptmannschaft fortan Landkreis genannt. Der Krieg 1939-1945 brachte eine ständige Reduzierung des Personals bei der Behörde und eine Verlagerung ihrer Tätigkeit auf bestimmte durch den Krieg bedingte besondere Aufgaben mit sich.
Als Amtshauptleute waren tätig: Dr. Fritsche 1910-1919, Dr. Venus 1920-1925, Schnirch 1926-1930, Dr. Laube 1930-1935, Max Georg Dude 1936-1945
2. Bestandsgeschichte
vgl. Findbucheinleitung von G. Meinert aus dem Jahr 1965
Die Akten der Amtshauptmannschaft und des Landkreises Stollberg gelangten in mehreren Abgaben 1940, 1950 und 1964 in das Sächsische Landeshauptarchiv. Diese Akten sind - von den Vorakten aus der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts abgesehen - im wesentlichen zwischen 1910 und 1945 ergangen. Nur ein Teil des bei der Behörde ergangenen Schriftgutes ist heute noch erhalten. Die Akten scheinen zumindest bis 1939 nach dem modifizierten Archivplan für die Amtshauptmannschaften abgelegt werden zu sein. Einige Bestandsgruppen sind jedoch bereits in den Jahren nach 1933 verloren gegangen oder vernichtet werden. Ebenso dürften während des Krieges 1939-1945 und unmittelbar bei Kriegsende unkontrollierbare Aktenkassationen stattgefunden haben. Es handelt sich dabei vor allem um Akten der Abt.1‚für Reichs- und Landesverfassung, der Abt.2, Geschichte, Statistik usw., der Abt.3‚ Staatsverwaltung (hier auch die Personalakten und ein Teil der Registranden), der Abt.6‚ Militär- und Kriegsangelegenheiten, der Abt.7‚ Finanzangelegenheiten. Andere Abteilungen '10_
Sicherheitspolizei, Versicherungswesen, Zwangsvollstreckungen sind
an andere Behörden abgegeben worden und nicht mehr nachweisbar.
Die Akten der ehemaligen Abteilung 1o, Schulangelegenheiten‚ wurden vom Bezirksschulamt weitergeführt und bilden dort jetzt einen eigenen
Bestand. Gut erhalten sind die Bestandsgruppen Gewerbe- und Baupolizei.
Bei der Abtrennung der Amtshauptmannschaft Stollberg von der Amtshauptmannschaft Chemnitz 1910 wurden von letzterer an die neu gegründete Amtshauptmannschaft auf Grund der Ministerialverordnung vom 20.6.1910 einige Aktengruppen abgegeben, dabei auch Vorakten aus der Verwaltungstätigkeit der Gerichtsämter vor 1873.
Die Neuordnung des Bestandes erfolgte im Wesentlichen nach dem Archivplan für die Amtshauptmannschaften. Geringfügige Korrekturen oder Neubildungen in den Untertiteln der Abteilungen ergaben sich aus dem Inhalt der erhaltenen Akten. Im Findbuch ist jeweils das Aktenzeichen des letzten Registraturzusammenhanges vermerkt und zwar auch in den Fällen, wo Akten bei Vorbehörden und danach bei der Amtshauptmannschaft geführt wurden. Von folgenden Vorbehörden wurden Akten von der Amtshauptmannschaft Stollberg übernommen:
Amtshauptmannschaft Chemnitz, Gerichtsamt Stollberg und in geringem Umfang: Amt Chemnitz, Amt und Justizamt Stollberg, Kreissteuerrat Chemnitz, Schönburgische Gerichte Oelsnitz, Regierungspräsident Chemnitz.
Die aus der Tätigkeit der Selbstverwaltungsverbände der Amtshauptmannschaft erwachsenen Akten sind in den Bestand eingefügt worden.
Dabei war vor allem der Sachbetreff der Akten maßgebend. Sie waren z.T. mit Registraturzeichen der Amtshauptmannschaft, z.T. mit Registraturzeichen versehen, einige wiesen keinerlei Registraturzeichen auf. Eine Trennung der Akten der Selbstverwaltungsverbände von den übrigen amtshauptmannschaftlichen Akten hätte die Übersicht und die Benutzung erschwert sowie den Bestand unzweckmäßig aufgesplittert.
Ausgeschieden wurden von älteren Akten einige unerhebliche Materialien, vor allem Schankkonzessionen, und von neueren Akten Anträge auf Hausratentschädigung, Unterstützungen und ähnliches aus der Zeit des Krieges von 1939 bis 1945.
Der z.T. vorgeordnete Bestand wurde 1m 2.Quartal 1965 verzeichnet und geordnet. Einer schnelleren Orientierung 1m Findbuch dient die Anfertigung verschiedener Register (1.7.1965 Dr. Meinert).
Nach der Fertigstellung des Findbuchs durch G. Meinert kamen neue Akten zu dem Bestand, größtenteils bedingt durch die Bearbeitung anderer Bestände. Die Akten wurden im Hauptstaatsarchiv Dresden handschriftlich auf Karteikarten verzeichnet, die anhand der für die Amtshauptmannschaft Stollberg erstellten Klassifikation geordnet wurden.
Im Rahmen des Beständeausgleichs zwischen den sächsischen Staatsarchiven wurde der Bestand im Juni 2002 vom Hauptstaatsarchiv Dresden an das Staatsarchiv Chemnitz abgegeben (ZugangsNr. 93/02; VMB 291/02).
Im März 2005 wurden die Karteikarten durch Frau Jelentschuk (ANÜ) in das Verzeichnungs- und Rechercheprogramm Augias-Archiv (7.4.) eingegeben. Eine Überprüfung der Aktentitel anhand der Akten erfolgte nicht. Im Nachgang wurden noch 0,30 lfm unverzeichnete Akten erschlossen. Den Akten wurde die einheitliche Klassifikation für die Amtshauptmannschaften zugrunde gelegt.
Des Weiteren wurden 2008 im Zuge der Bearbeitung der zusammengefassten Bestände 32672 Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) und 39075 Bergbauliche Bauakten des Lugau/Oelsnitzer Reviers Polizeiermittlungs- und Bauakten dem Bestand zugewiesen
3. Bestandsanalyse
Infolge der lückenhaften Überlieferung unterliegt der Aussagewert der Akten gewissen Einschränkungen. Günstig ist der Umstand, dass die Akten der gewerbe- und baupolizeilichen Aufsicht gut erhalten sind. Sie ermögliche eingehende Rückschlüsse auf die gewerbliche, industrielle, bau- und wasserwirtschaftliche Entwicklung der Amtshauptmannschaft Stollberg vor und nach dem 1.Weltkrieg. Von Interesse sind auch die Akten, die die Auswirkungen des letzten Krieges auf den Landkreis Stollberg zeigen.
In dem hier vorliegenden Teilbestand sind v.a. Akten zu Wasserrechtsangelegenheiten, zu Bausachen, Wohnungsbaudarlehen und Personalakten überliefert.
4. Quellen und Literatur
vgl. Findbucheinleitung von G. Meinert aus dem Jahr 1965
5. Abkürzungen
a.D. außer Dienst
AH Amtshauptmannschaft
KH Kreishauptmannschaft
NSDAP Nationalsozialistische Arbeiterpartei Deutschlands
RP Regierungspräsident
SPD Sozialdemokratische Partei DeutschlandsArchivalien
vgl. Findbucheinleitung von G. Meinert aus dem Jahr 1965
Das Gebiet der 1910 neu geschaffenen Amtshauptmannschaft Stollberg, gehörte ursprünglich - d.h. seit 1873 - zum Verwaltungsbezirk der Amtshauptmannschaft Chemnitz. Infolge der zunehmenden Industrialisierung der Randgebiete von Chemnitz und den daraus sich ergebenden‚ ständig wachsenden Aufgaben der Staatsverwaltung in diesem Raum war eine ausreichende Berücksichtigung der Belange der südlichen Gebiete der Amtshauptmannschaft Chemnitz nicht in dem erwünschten und notwendigen Maße möglich. Die Entfernung dieser Gebiete von der Amtshauptmannschaft in Chemnitz erwies sich sowohl für die Beamten, die aus dienstlichen Gründen nach dort reisen mussten als auch für die Bevölkerung, die mit verschiedenen Anliegen zur Amtshauptmannschaft kommen musste, als nachteilig für eine gute und rasche Abwicklung der anfallenden Verwaltungsgeschäfte. Das sächsische Innenministerium arbeitete deshalb 1m Jahre 1907 eine Vorlage an die Ständeversammlung aus, die auf eine Teilung der Amtshauptmannschaft Chemnitz hinzielte. Für die nördlichen Gebiete, die ökonomisch und verkehrsgeographisch ihren Mittelpunkt in der Stadt Chemnitz hatten, sollte die Amtshauptmannschaft Chemnitz mit dem Sitz in der Stadt Chemnitz erhalten bleiben: Für das südliche Gebiet, dessen natürlicher Mittelpunkt Stollberg war, war die Einrichtung einer neuen Amtshauptmannschaft mit dem Sitz in Stollberg vorgesehen. Nach längeren Verhandlungen, die sich bis 1910 hinzogen einigte man sich darauf, dass die neue Amtshauptmannschaft Stollberg aus den Jurisdiktionsbezirken der Amtsgerichte Stollberg und Zwönitz - jedoch ohne die Gemeinden Gornsdorf und Meinersdorf, die wirtschaftlich nach Chemnitz tendierten - gebildet werden sollte. Durch die Ministerialverordnung vom 20.6.1910 wurde die Abtrennung der Gebiete und die Einrichtung einer Amtshauptmannschaft in Stollberg verfügt. Der Umfang der Amtshauptmannschaft betrug 185,28 km, ihre Einwohnerzahl rund 74 300. für beide Amtshauptmannschafton waren gemeinsam zuständig: die Bezirksschulinspektion, die Straßen- und Wasserbauinspektion, der Bezirksarzt, der Bezirkstierarzt, der Brandversicherungsinspektor.
Zum Bezirk der neuen Amtshauptmannschaft Stollberg gehörten folgende Gemeinden: Brünlos‚ Dorfchemnitz, Erlbach, Gablenz, Günsdorf, Hoheneck (1923 nach Stollberg eingemeindet), Hormersdorf, Jahnsdorf, Kirchberg (1922 nach Lugau eingemeindet), Lenkersdcrf, Lugau, Mitteldorf, Heuwiese (1934 mit Niederwürschnitz zu Neuwürschnitz vereinigt), Niederdorf, Niederzwönitz (1934 nach Zwönitz eingemeindet), Oberdorf, Überwürschnitz (1934 mit Neuwiese zu Neuwürschnitz vereinigt), Oelsnitz, Pfaffenhain, Seifersdorf, Stollberg, Thalheim, Ursprung, Zwönitz. 1939 wurde die Gemeinde Beutha - vorher Amtshauptmannschaft Zwickau - dem Kreis Stollberg angeschlossen.
Nach 1919 sank infolge des Krieges und wirtschaftlicher Schwierigkeiten die Einwohnerzahl um etwa 5000 Köpfe, stieg jedoch mit dem Beginn einer günstigeren wirtschaftlichen Entwicklung um 1927 auf ca. 80.ooo und betrug 1953 ca. 86.700.
Die Geschäftstätigkeit der Behörde, die die Aufgaben der staatlichen Verwaltung und die Geschäfte der Selbstverwaltungsverbände wahrnahm, wuchs ständig. In Ministerialkreisen um 1935 erwogene Pläne, die Amtshauptmannschaft Stollberg aus Ersparnisgründen aufzulösen, ward nicht weiter verfolgt. Nach dem 8.Mai 1945 blieb der Landkreis Stollberg als Einrichtung der staatlichen Verwaltung in der unteren Ebene bis 1950 erhalten.
Die Behörde bestand in den zwanziger Jahren aus einem Amtshauptmann als Vorstand, zwei bis drei juristisch vorgebildeten Mitarbeitern, einem Baurat, einem Amtmann als Bürovorstand, sieben Ober- und zwei Regierungssekretären (1927). Die Verwaltungsarbeit war nach Geschäftsbereichen gegliedert, die Registranden führten (A,B‚C,E‚G).
Daneben entwickelte sich die Tätigkeit der Selbstverwaltungsverbände, die vor allem gemeinnützige Angelegenheiten Wohlfahrts- und Unterstützungseinrichtungen betraf, die von den Gemeinden allein nicht getragen werden konnten. Diese Aufgaben wurden vom Bezirksverwaltungsamt, Wohlfahrtsamt, Amt für Kriegerfürsorge, der Bezirkskasse und dem Jugendamt (seit 1939) wahrgenommen. Diese Geschäfte erledigten Beamte und Angestellte der Amtshauptmannschaft. Für die Belange der Schulaufsicht war seit 15.5.1926 ein besonderes Bezirksschulamt in Stollberg eingerichtet werden, dessen vorgesetzte Behörde das Volksbildungsministerium war und das eng mit der Amtshauptmannschaft zusammenarbeitete. Die beim Bezirksschulamt ergangenen Akten in einem gesonderten Bestand vor. Von 1939 an wurde in Angleichung an preußische und Reichsverhältnisse die Dienstbezeichnung Amtshauptmann in Landrat geändert und die Amtshauptmannschaft fortan Landkreis genannt. Der Krieg 1939-1945 brachte eine ständige Reduzierung des Personals bei der Behörde und eine Verlagerung ihrer Tätigkeit auf bestimmte durch den Krieg bedingte besondere Aufgaben mit sich.
Als Amtshauptleute waren tätig: Dr. Fritsche 1910-1919, Dr. Venus 1920-1925, Schnirch 1926-1930, Dr. Laube 1930-1935, Max Georg Dude 1936-1945
2. Bestandsgeschichte
vgl. Findbucheinleitung von G. Meinert aus dem Jahr 1965
Die Akten der Amtshauptmannschaft und des Landkreises Stollberg gelangten in mehreren Abgaben 1940, 1950 und 1964 in das Sächsische Landeshauptarchiv. Diese Akten sind - von den Vorakten aus der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts abgesehen - im wesentlichen zwischen 1910 und 1945 ergangen. Nur ein Teil des bei der Behörde ergangenen Schriftgutes ist heute noch erhalten. Die Akten scheinen zumindest bis 1939 nach dem modifizierten Archivplan für die Amtshauptmannschaften abgelegt werden zu sein. Einige Bestandsgruppen sind jedoch bereits in den Jahren nach 1933 verloren gegangen oder vernichtet werden. Ebenso dürften während des Krieges 1939-1945 und unmittelbar bei Kriegsende unkontrollierbare Aktenkassationen stattgefunden haben. Es handelt sich dabei vor allem um Akten der Abt.1‚für Reichs- und Landesverfassung, der Abt.2, Geschichte, Statistik usw., der Abt.3‚ Staatsverwaltung (hier auch die Personalakten und ein Teil der Registranden), der Abt.6‚ Militär- und Kriegsangelegenheiten, der Abt.7‚ Finanzangelegenheiten. Andere Abteilungen '10_
Sicherheitspolizei, Versicherungswesen, Zwangsvollstreckungen sind
an andere Behörden abgegeben worden und nicht mehr nachweisbar.
Die Akten der ehemaligen Abteilung 1o, Schulangelegenheiten‚ wurden vom Bezirksschulamt weitergeführt und bilden dort jetzt einen eigenen
Bestand. Gut erhalten sind die Bestandsgruppen Gewerbe- und Baupolizei.
Bei der Abtrennung der Amtshauptmannschaft Stollberg von der Amtshauptmannschaft Chemnitz 1910 wurden von letzterer an die neu gegründete Amtshauptmannschaft auf Grund der Ministerialverordnung vom 20.6.1910 einige Aktengruppen abgegeben, dabei auch Vorakten aus der Verwaltungstätigkeit der Gerichtsämter vor 1873.
Die Neuordnung des Bestandes erfolgte im Wesentlichen nach dem Archivplan für die Amtshauptmannschaften. Geringfügige Korrekturen oder Neubildungen in den Untertiteln der Abteilungen ergaben sich aus dem Inhalt der erhaltenen Akten. Im Findbuch ist jeweils das Aktenzeichen des letzten Registraturzusammenhanges vermerkt und zwar auch in den Fällen, wo Akten bei Vorbehörden und danach bei der Amtshauptmannschaft geführt wurden. Von folgenden Vorbehörden wurden Akten von der Amtshauptmannschaft Stollberg übernommen:
Amtshauptmannschaft Chemnitz, Gerichtsamt Stollberg und in geringem Umfang: Amt Chemnitz, Amt und Justizamt Stollberg, Kreissteuerrat Chemnitz, Schönburgische Gerichte Oelsnitz, Regierungspräsident Chemnitz.
Die aus der Tätigkeit der Selbstverwaltungsverbände der Amtshauptmannschaft erwachsenen Akten sind in den Bestand eingefügt worden.
Dabei war vor allem der Sachbetreff der Akten maßgebend. Sie waren z.T. mit Registraturzeichen der Amtshauptmannschaft, z.T. mit Registraturzeichen versehen, einige wiesen keinerlei Registraturzeichen auf. Eine Trennung der Akten der Selbstverwaltungsverbände von den übrigen amtshauptmannschaftlichen Akten hätte die Übersicht und die Benutzung erschwert sowie den Bestand unzweckmäßig aufgesplittert.
Ausgeschieden wurden von älteren Akten einige unerhebliche Materialien, vor allem Schankkonzessionen, und von neueren Akten Anträge auf Hausratentschädigung, Unterstützungen und ähnliches aus der Zeit des Krieges von 1939 bis 1945.
Der z.T. vorgeordnete Bestand wurde 1m 2.Quartal 1965 verzeichnet und geordnet. Einer schnelleren Orientierung 1m Findbuch dient die Anfertigung verschiedener Register (1.7.1965 Dr. Meinert).
Nach der Fertigstellung des Findbuchs durch G. Meinert kamen neue Akten zu dem Bestand, größtenteils bedingt durch die Bearbeitung anderer Bestände. Die Akten wurden im Hauptstaatsarchiv Dresden handschriftlich auf Karteikarten verzeichnet, die anhand der für die Amtshauptmannschaft Stollberg erstellten Klassifikation geordnet wurden.
Im Rahmen des Beständeausgleichs zwischen den sächsischen Staatsarchiven wurde der Bestand im Juni 2002 vom Hauptstaatsarchiv Dresden an das Staatsarchiv Chemnitz abgegeben (ZugangsNr. 93/02; VMB 291/02).
Im März 2005 wurden die Karteikarten durch Frau Jelentschuk (ANÜ) in das Verzeichnungs- und Rechercheprogramm Augias-Archiv (7.4.) eingegeben. Eine Überprüfung der Aktentitel anhand der Akten erfolgte nicht. Im Nachgang wurden noch 0,30 lfm unverzeichnete Akten erschlossen. Den Akten wurde die einheitliche Klassifikation für die Amtshauptmannschaften zugrunde gelegt.
Des Weiteren wurden 2008 im Zuge der Bearbeitung der zusammengefassten Bestände 32672 Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) und 39075 Bergbauliche Bauakten des Lugau/Oelsnitzer Reviers Polizeiermittlungs- und Bauakten dem Bestand zugewiesen
3. Bestandsanalyse
Infolge der lückenhaften Überlieferung unterliegt der Aussagewert der Akten gewissen Einschränkungen. Günstig ist der Umstand, dass die Akten der gewerbe- und baupolizeilichen Aufsicht gut erhalten sind. Sie ermögliche eingehende Rückschlüsse auf die gewerbliche, industrielle, bau- und wasserwirtschaftliche Entwicklung der Amtshauptmannschaft Stollberg vor und nach dem 1.Weltkrieg. Von Interesse sind auch die Akten, die die Auswirkungen des letzten Krieges auf den Landkreis Stollberg zeigen.
In dem hier vorliegenden Teilbestand sind v.a. Akten zu Wasserrechtsangelegenheiten, zu Bausachen, Wohnungsbaudarlehen und Personalakten überliefert.
4. Quellen und Literatur
vgl. Findbucheinleitung von G. Meinert aus dem Jahr 1965
5. Abkürzungen
a.D. außer Dienst
AH Amtshauptmannschaft
KH Kreishauptmannschaft
NSDAP Nationalsozialistische Arbeiterpartei Deutschlands
RP Regierungspräsident
SPD Sozialdemokratische Partei DeutschlandsArchivalien
Sammlung Sächsischer Polizeiverordnungen und -gesetze : Mit dem neuen Reichsrecht [und Kommentierungen]. Berlin, 1939.
Adolf, Hendrik: Zur Geschichte der Amtshauptmannschaft und des Landkreises Stollberg : Die Gründung 1910 und die Auflösung dieser erzgebirgischen Behörde 1950 unter der besonderen Berücksichtigung des Kriegsendes 1945 im Landkreis Stollberg. Meißen, 1996.
Archivalische Quellennachweise zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Band 5, Teil 1. 1961 (S. 165 – 167).
Blaschke, Karlheinz: Verwaltungsgeschichte des Staates : Sächsische Verwaltungsgeschichte. Fachschule für Archivwesen Potsdam Lehrbrief 3. Berlin, 1958.
Groß, Reiner: Geschichte Sachsens. Edition Leipzig, Berlin, 2002.
Schlechte, Horst: Übersicht über die Bestände des Sächsischen Landeshauptarchivs und seiner Landesarchive. Leipzig, 1955 (S. 203)
Löscher, Friedrich Hermann; Voigt, Johannes: Heimatgeschichte der Pflege Stollberg, Bd. 1. Stollberg, 1931. Bd. 2, Stollberg, 2007.
Wach, Felix: Königlich Sächsisches Gesetz die Organisation für die innere Verwaltung betreffend vom 21. April 1873 nebst den damit in Verbindung stehenden Gesetzen und Verordnungen : Juristische Handbibliothek, Bd. 337. Leipzig, 1905.
Adolf, Hendrik: Zur Geschichte der Amtshauptmannschaft und des Landkreises Stollberg : Die Gründung 1910 und die Auflösung dieser erzgebirgischen Behörde 1950 unter der besonderen Berücksichtigung des Kriegsendes 1945 im Landkreis Stollberg. Meißen, 1996.
Archivalische Quellennachweise zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Band 5, Teil 1. 1961 (S. 165 – 167).
Blaschke, Karlheinz: Verwaltungsgeschichte des Staates : Sächsische Verwaltungsgeschichte. Fachschule für Archivwesen Potsdam Lehrbrief 3. Berlin, 1958.
Groß, Reiner: Geschichte Sachsens. Edition Leipzig, Berlin, 2002.
Schlechte, Horst: Übersicht über die Bestände des Sächsischen Landeshauptarchivs und seiner Landesarchive. Leipzig, 1955 (S. 203)
Löscher, Friedrich Hermann; Voigt, Johannes: Heimatgeschichte der Pflege Stollberg, Bd. 1. Stollberg, 1931. Bd. 2, Stollberg, 2007.
Wach, Felix: Königlich Sächsisches Gesetz die Organisation für die innere Verwaltung betreffend vom 21. April 1873 nebst den damit in Verbindung stehenden Gesetzen und Verordnungen : Juristische Handbibliothek, Bd. 337. Leipzig, 1905.
Reichsverfassung.- Landesverfassung.- Staatsverwaltung.- Bezirksverwaltung.- Verhältnisse mit auswärtigen Staaten.- Militärangelegenheiten.- Kriegsangelegenheiten.- Finanzangelegenheiten.- Staatsangehörigkeitssachen.- Kirchenangelegenheiten.- Schulangelegenheiten.- Gemeindeangelegenheiten.- Armenangelegenheiten.- Wohlfahrtsangelegenheiten.- Medizinalangelegenheiten.- Gesundheitsangelegenheiten.- Sicherheitspolizei.- Sittenpolizei.- Feuerpolizei.- Landwirtschaftsangelegenheiten.- Forstangelegenheiten.- Jagdangelegenheiten.- Fischereiangelegenheiten.- Handelsangelegenheiten.- Gewerbeangelegenheiten.- Bergbauangelegenheiten.- Bausachen.- Personenstandsangelegenheiten.- Versicherungen.- Zwangsvollstreckungen.
Auf Verordnung vom 20. Juni 1910 wurden die Orte Brünlos, Dorfchemnitz, Erlbach, Gablenz bei Stollberg, Günsdorf, Hormersdorf, Jahnsdorf, Kirchberg, Kühnheide, Lugau, Mitteldorf, Neuwiese, Neuwürschnitz, Niederdorf, Niederzwönitz, Oberdorf, Oberwürschnitz, Oelsnitz/E., Pfaffenhain, Seifersdorf, Stollberg, Thalheim, Ursprung und Zwönitz aus der Amtshauptmannschaft Chemnitz ausgegliedert und der neu eingerichteten Amtshauptmannschaft Stollberg zugewiesen. Die Amtshauptmannschaft unterstand der Aufsicht der Kreishauptmannschaft Chemnitz.
Die amtshauptmannnschaftliche Organisation bestand mit geringen Änderungen bis 1945. Die Aufgaben übernahm der Kreistag/Kreisrat Stollberg. Das Gebiet der Amtshauptmannschaft Stollberg wurde 1952 auf die Kreise Aue und Stollberg aufgeteilt.
Weitere Angaben siehe Einleitung zur Tektonikgruppe 02.03.03.03.
Der Bestand enthält auch Unterlagen des Amtes Stollberg, der Gerichtsämter Chemnitz, Grünhain, Stollberg, der Schönburgischen Gerichte zu Oelsnitz, der Amtshauptmannschaft Chemnitz, der Kreishauptmannschaft Chemnitz und des Kreissteuerrates.
Die amtshauptmannnschaftliche Organisation bestand mit geringen Änderungen bis 1945. Die Aufgaben übernahm der Kreistag/Kreisrat Stollberg. Das Gebiet der Amtshauptmannschaft Stollberg wurde 1952 auf die Kreise Aue und Stollberg aufgeteilt.
Weitere Angaben siehe Einleitung zur Tektonikgruppe 02.03.03.03.
Der Bestand enthält auch Unterlagen des Amtes Stollberg, der Gerichtsämter Chemnitz, Grünhain, Stollberg, der Schönburgischen Gerichte zu Oelsnitz, der Amtshauptmannschaft Chemnitz, der Kreishauptmannschaft Chemnitz und des Kreissteuerrates.
- 1965, Nachträge 2005, 2008 | Findbuch
- 2003, 2005, 2006, 2008, 2010 | elektronisches Findmittel
- 2024-02-15 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5