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Beständeübersicht

Bestand

30067 Untersuchungsgefängnis Plauen

Datierung1920 - 1952
Benutzung im Staatsarchiv Chemnitz
Umfang (nur lfm)1,70

Bestand enthält auch 1 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular

1. Geschichte des Untersuchungsgefängnisses Plauen
Die Sächsische Gefangenenanstalt Plauen unterstand bis 1917 dem Justiz- und Innenministerium. Die Verordnung über die Einrichtung der Ministerial-Departements und die darauf Bezug habenden provisorischen Verkehrungen vom 7. November 1831[01] legte fest, dass das Justizministerium die Oberaufsicht über alle Gerichtsbehörden führte, während dem Innenministerium die Direktion der allgemeinen Straf- und Versorgungsanstalten oblag. Diese doppelte Ressortierung gab es neben Sachsen auch in Preußen.[02] Durch den Königlichen Erlass vom 14. Dezember 1917 wurden die Aufgaben des Strafvollzugs vollständig auf das Justizministerium übertragen.[03]
Die Gefangenanstalt wurde im Gebäude Amtsberg Nr. 10 in Plauen untergebracht, was sich in unmittelbarer Nähe des Amts- und Landgerichts befand.
Die Sächsische Gefangenenanstalt Plauen war als "Besondere Vollzugsanstalt", d.h. als selbständige Vollzugsanstalt eingerichtet.
Auf Verfügung des Reichsministers der Justiz vom 3. Juli 1937[04] wurden die Besonderen Vollzugsanstalten im Oberlandesgerichtsbezirk Dresden umbenannt. Die Gefangenenanstalt führte fortan die Bezeichnung Untersuchungsgefängnis Plauen.
In den Jahren 1939 und 1940 wurden zahlreiche Gerichtsgefängnisse vorübergehend oder endgültig geschlossen. Das Untersuchungsgefängnis Plauen übernahm für diese die Aufgaben des Strafvollzugs. Im Einzelnen waren dies die Gerichtsgefängnisse Elsterberg (26. Juni 1939), Pausa (26. August 1939), Lengenfeld (7. September 1939), Schöneck (12. September 1939), Adorf, Auerbach, Falkenstein, Klingenthal, Markneukirchen, Oelsnitz, Reichenbach und Treuen (23. Februar 1940). Zudem wurde dem Untersuchungsgefängnis im Mai 1940 die Strafvollstreckung für Verurteilte aus den Bezirken der deutschen Amtsgerichte Böhmisch-Budweis, Pilsen und Strakonitz übertragen.[05]
Am 28. Juni 1949 erließ das Ministerium der Justiz – Abteilung Strafvollzug – eine Verfügung zur einheitlichen Organisation des Strafvollzugs in der Sowjetischen Besatzungszone. Die Staatsanwälte waren ab sofort nicht mehr mit den Aufgaben des Strafvollzugs befasst. Die Leitung des Strafvollzugs oblag dem Hauptreferat für Strafvollzug beim Justizministerium, die Dienstaufsicht den Anstaltsleitern. Die Anstaltsleiter waren nebenamtlich tätige Richter. Die Leitung der Amtsgerichtsgefängnisse nahm ein Aufsichtsrichter beim Amtsgericht wahr, die Leitung eines Landgerichtsgefängnisses der Präsident des Landgerichts.
Auf Verordnung der Regierung der DDR vom 16. November 1950 wurde der Strafvollzug auf das Ministerium des Innern übertragen. Ab Juni 1951 führten die Vollzugsanstalten die einheitliche Bezeichnung Justizhaftanstalten. Die Justizhaftanstalt Plauen wurde am Sitz des Amtsgerichts Plauen eingerichtet. Die Leitung oblag dem Vorstand des Amtsgerichts. Die Justizhaftanstalt führte zudem die Dienstaufsicht über die Justizhaftanstalt Reichenbach.

Direktoren / Leiter des Untersuchungsgefängnisses
1920, 1921 Alexander Gebauer
1925, 1927 Müller[06]
1932 – Mitte 1937 Emil Schmidt
1937 – Dezember 1939 Verwaltungsinspektor Emil Ernst Hopf[07]
Januar 1940 – Oktober 1942 Verwaltungsoberinspektor Bernhard Karl Otto Heyne
Oktober 1942 – 1945 Verwaltungsinspektor Eduard Lüking


2. Bestandsgeschichte
Im Rahmen des Beständeausgleichs zwischen den sächsischen Staatsarchiven wurde der Bestand im August 2003 vom Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden übergeben (Zugang 112/03; VMB 295/03). Der Bestand wurde durch Archivalien ergänzt, die bei der Bearbeitung anderer Bestände als Fremdprovenienzen festgestellt wurden.
Der Bestand umfasste insgesamt 1,44 lfm. Er war mit einer Kartei erschlossen, die allerdings nur die Nachtragsnummern 1550, 1561 – 1564, 1566, 1567 und 1618 – 1620 (= 0,22 lfm) beinhaltete. Für den Rest der Bestandes lag kein Findmittel vor. Die Akten trugen bereits eine Archivsignatur; z.T. waren aber Nummern mehrfach vergeben.
Aufgrund des Bestandszustandes wurde eine komplette Neuverzeichnung beschlossen. Es wurden neue fortlaufende Archivsignaturen vergeben. Der Bestand umfasst nach der abschließenden Bearbeitung 1,70 lfm, d.h. 94 AE. Insgesamt wurden 6 AE kassiert.


3. Bestandsanalyse
Die Akten decken einen Zeitraum von 1920 bis 1952 ab, wobei der Schwerpunkt bei 1936 – 1944 liegt.
Es sind Akten aus den Aktenplangruppen 1 – 9 (ohne 8) überliefert. Den Hauptteil machen Verwaltungsakten aus. Es sind auch einzelne Haftakten vorhanden. Die Verwaltungsakten konzentrieren sind auf folgende Inhalte:

1. Organisation/Verwaltung
• Dienstbetrieb, Organisation: Interne Verwaltung, Recht, Statistik
• Grundstücks- und Bauangelegenheiten: Unterhaltung/Instandhaltung, Sicherheit/Ordnung, Ausstattung, Dienstwohnungen
• Haushalt, Kassenprüfung: Haushaltswesen, Kassen- und Rechnungsprüfung, Beschaffungen
• Personal: Rechts- und Dienstverhältnisse

2. Strafvollzug
• Durchführung des Strafvollzugs: Grundsätzliches, Arbeitsverwaltung, Fürsorge, Verpflegung, Transport, Bücherei
• Unterbringung: Grundsätzliches, Sicherheit/Ordnung, Verhalten der Gefangenen, Hausstrafen, Entweichungen
• Haftakten
Zum Allgemeinen Dienstbetrieb und zur Behandlung Gefangener existieren weitere Akten im Bestand 30131 Amtsgericht Plauen[08] . Unterlagen zu Bauunterhalt und Instandsetzungsarbeiten sind in den Beständen der Landbauämter Chemnitz (30334)[09] , Plauen (30335)[10] und Zwickau (30336)[11] überliefert. Diese Akten gehen z.T. bis 1883 zurück. Haftakten können sich des Weiteren in den Beständen 30068 Jugendgefängnis Hoheneck und 30071 Zuchthaus Zwickau befinden.

Die Akten enthalten zum überwiegenden Teil allgemeine Vorschriften, Erlasse und Anordnungen. Der Zugang zu jeder Akten wird durch jeweils ein Inhaltsverzeichnis erleichtert.
Von besonderem Interesse dürften die Akten zum Bauunterhalt sein, die auch Lagepläne enthalten. Des Weiteren sind in großem Umfang Vorschriften zur Aktenverwaltung im Justiz- und Gefängniswesen überliefert.[12]
Die Akten sind bis Anfang 1944 durchgehend fadengeheftet. Zeitlich nachfolgender Schriftverkehr wurde meist lose am Ende der Akte eingelegt. Durch die Verwendung von Büroklammern, die im Laufe der Jahre stark gerostet sind, ist das Papier stark geschädigt worden. Zudem scheinen die Akten Feuchtigkeit ausgesetzt gewesen zu sein. Einige Akten sind deswegen stark geschädigt und können bis auf Weiteres nicht benutzt werden.


4. Quellen und Literatur
Jeserich/Pohl/von Unruh: Deutsche Verwaltungsgeschichte
hier: Bd. III, Das Deutsche Reich bis zum Ende der Monarchie, S. 426 f., 463 f.

Dr. Felix Wach, Königlich Sächsisches Gesetz die Organisation der Behörden für die Innere Verwaltung betreffend vom 21. April 1873 nebst den damit in Verbindung stehenden Gesetzen und Verordnungen, Juristische Handbibliothek, Bd. 337, Leipzig 1905

Staatshandbuch für den Freistaat Sachsen, bearbeitet nach dem Stande vom 1. April 1925 in der Staatskanzlei, Dresden 1925

Staatshandbuch für den Freistaat Sachsen, nach dem Stand vom 1. April 1927 in der Staatskanzlei unter Mitwirkung des Statistischen Landesamtes bearbeitet, Dresden 1927

Gesetzessammlung für das Königreich Sachsen 1831


[01] Gesetzessammlung für das Königreich Sachsen 1831, S. 323 ff.
[02] Jeserich, Pohl, von Unruh, Deutsche Verwaltungsgeschichte, Bd. III, S. 463.
[03] Gesetzsammlung 1918, S. 11 (vgl. Jeserich, Pohl, von Unruh, Deutsche Verwaltungsgeschichte, Bd. III, S. 464)
[04] Bekanntmachung über Verfügung des Generalstaatsanwalts Dresden vom 17. Juli 1936; vgl. 30067, Nr. 83.
[05] Verordnung vom 11. Mai 1940; vgl. 30067, Nr. 161.
[06] vgl. Staatshandbuch für den Freistaat Sachsen, 1925, 1927.
[07] Nimmt ab Mitte 1937 die Aufgaben der Anstaltsleitung wahr. Wird erst im Mai 1938 offiziell mit der Leitung betraut.
[08] 30131, Nr. 5336: Allgemeiner Dienstbetrieb. 30131, Nr. 5353: Behandlung der Gefangenen im Untersuchungsgefängnis Plauen.
[09] 30334, Nr. 144, 145, 148, 167, 184.
[10] 30335, Nr. 586, 587, 591, 598 – 601, 610, 611, 637, 654, 657.
[11] 30336, Nr. 8, 12 – 14, 26.
[12] vgl. Nr. 43, 56, 58.
Verwaltungsangelegenheiten (z. B. Dienstbetrieb, Grundstücksangelegenheiten, Bauangelegenheiten, Durchführung des Strafvollzugs, Unterbringung der Gefangenen).- Gefangenenakten.
Die selbständige Gefangenenanstalt Plauen unterstand bis 1917 dem Innen- und Justizministerium; ab 1918 nur noch dem Justizministerium. Mit Umsetzung der Strafvollzugsordnung 1924 erhielt die Gefangenenstalt die Mitaufsicht über die Gerichtsgefängnisse Adorf, Auerbach, Elsterberg, Falkenstein, Klingenthal, Lengenfeld, Markneukirchen, Oelsnitz/V., Pausa, Schöneck und Treuen übertragen. Auf Verfügung des Reichsministers der Justiz vom 3. Juli 1937 wurden die Besonderen Vollzugsanstalten im Oberlandesgerichtsbezirk Dresden umbenannt; die Gefangenenanstalt führte fortan die Bezeichnung Untersuchungsgefängnis Plauen. In den Jahren 1939 und 1940 wurden die Gerichtsgefängnisse Elsterberg, Pausa, Lengenfeld, Schöneck, Adorf, Auerbach, Falkenstein, Klingenthal, Markneukirchen, Oelsnitz/V., Reichenbach und Treuen vorübergehend bzw. endgültig geschlossen. Das Untersuchungsgefängnis Plauen übernahm für diese die Aufgaben des Strafvollzugs. Zudem war das Untersuchungsgefängnis ab Mai 1940 für die Strafvollstreckung für Verurteilte aus den Bezirken der deutschen Amtsgerichte Böhmisch-Budweis, Pilsen und Strakonitz verantwortlich.
Die ab 1951 so bezeichnete Justizhaftanstalt Plauen wurde am Sitz des Amtsgerichts Plauen eingerichtet. Die Leitung oblag dem Vorstand des Amtsgerichts. Die Justizhaftanstalt führte zudem die Dienstaufsicht über die Justizhaftanstalt Reichenbach.
Weitere Angaben siehe Einleitung zur Tektonikgruppe 02.03.03.05.
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