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Beständeübersicht

Bestand

30416 Büro für Städtebau des Bezirkes Karl-Marx-Stadt

Datierung(1938) 1954 - 1990
Benutzung im Staatsarchiv Chemnitz
Umfang (nur lfm)7,40

Bestand enthält auch 8 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular

1. Geschichte des Büros für Städtebau des Rates des Bezirkes Karl-Marx-Stadt
Der Wiederaufbau der während des 2. Weltkrieges oft teilweise oder völlig zerstörten Städte sollte in der DDR zum "Prestige einer menschenwürdigen neuen Gesellschaft" werden.
Die Auflösung der Länder im Jahr 1952 und gleichsam die Einführung neuer Verwaltungsstrukturen im staatlichen und kommunalen Bereich führte zur Bildung verschiedenster neuer Institutionen und Einrichtungen.
Bei der Bildung der Abteilung Stadt- und Dorfplanung bei der Hochbauprojektierung Karl-Marx-Stadt am 1. Juli 1954 stand die planmäßige Erarbeitung von Projekten – insbesondere zum Wohnungsbau und zu Wohnungsbaustandorten – im Vordergrund.
Sie wurde am 1. Juli 1958 zum Entwurfsbüro für Gebiets-, Stadt- und Dorfplanung (als nachgeordnete Einrichtung des Rates des Bezirkes) umgebildet und gliederte sich in die Abteilungen Gebietsplanung, Stadtplanung und Dorfplanung. Diese Etappe war besonders durch den Übergang zum sog. "komplexen Wohnungsbau" gekennzeichnet. Die Planung von Brauch- und Trinkwassertalsperren, planerische und entwurfstechnische Bearbeitung von Objekten der Naherholung und Landschaftsarchitektur, Analysen und Planung von Ver- und Entsorgungseinrichtungen und -anlagen zählten ebenso wie die Erarbeitung städtebaulicher und funktioneller Planungen für die ländlichen Gebiete des Bezirkes zu den Aufgaben des Entwurfsbüros für Gebiets-, Stadt- und Dorfplanung. Daraus resultierend entwickelte sich die Gruppe "Planvorbereitung".
Am 1. Januar 1965 wurde auf Beschluss des Rates des Bezirkes Karl-Marx-Stadt das Büro für Städtebau des Rates des Bezirkes Karl-Marx-Stadt als Rechtsnachfolger des Entwurfsbüros für Gebiets-, Stadt- und Dorfplanung gebildet. Es wurde dem Bezirksbauamt des Rates des Bezirkes unterstellt. Anleitung und Kontrolle oblagen dem Leiter der Abteilung Städtebau und Projektierung. Das Büro für Städtebau war in erster Linie mit stadtplanerischen und -baulichen Aufgaben befasst und untergliederte sich in die Arbeitsgruppen Stadt- und Dorfplanung und Planvorhaben (später Brigade Technik).
1965/1966 wurde die städtebauliche Planungsgruppe der Stadt Karl-Marx-Stadt dem Büro für Städtebau zugeordnet und damit auch an Planungsaufgaben in der Stadt Karl-Marx-Stadt beteiligt.
Aus den siedlungsnetz- und flächennutzungsplanerischen Aufgaben ergab sich eine enge Zusammenarbeit mit dem Institut für Städtebau und Architektur der Bauakademie der DDR Berlin.
Zu Beginn der 80er Jahre standen hauptsächlich innerstädtische Probleme, speziell die Verwirklichung des Wohnungsbauprogramms im Vordergrund der Aufgaben.
Das Büro für Städtebau wurde im April 1984 der Leitung des Bezirksarchitekten unterstellt. In diesem Zusammenhang erfolgte die Umstrukturierung:
Die Brigaden Stadtplanung und Städteprognosen wurden in vier komplexe territoriale Arbeitsbereiche, nämlich "Erzgebirge", "Vogtland", "Gebiet um Zwickau und Werdau" und "Region um Freiberg und Rochlitz" gegliedert. Zur Wahrung der Aufgaben des Bezirksarchitekten im Auftrag des Rates des Bezirkes Karl-Marx-Stadt fungierte der Bereich Hoheitsaufgaben. Außerdem wurde ein Bereich Arbeitsplanung und -vorbereitung gebildet.
Die angespannte ökonomische Situation in der DDR zum Ende der 80er Jahre wurde auch im Bereich des Bauwesens deutlich: finanzielle Mittel für den Bau dringend benötigter Parkplätze, Kinderspielplätze und Ruhebereiche wurden gestrichen. Gleichzeitig verfiel die Altbausubstanz, deren Erhalt und Sanierung zunehmend vernachlässigt wurden.
Die Auflösung des Büros für Städtebau des Rates des Bezirkes Karl-Marx-Stadt war schließlich die Folge der politischen Veränderungen in der DDR 1989/1990, die letztendlich zu deren Zusammenbruch führte.
Noch im Jahre 1990 gründete sich die Büro für Städtebau GmbH Chemnitz (kein Rechtsnachfolger des Büros für Städtebau Karl-Marx-Stadt!), die ihre Aufgaben u.a. in der Bauleitplanung, Bestandserfassung, Straßenumgestaltung sowie in der Erarbeitung von Tourismuskonzeptionen, Dorferneuerungs- und Entwicklungskonzeptionen sowie der Beratung und Mitarbeit bei kommunalen Bauvorhaben sah.


2. Bestandsgeschichte
Obwohl die 1990 gegründete Büro für Städtebau GmbH nicht die Rechtsnachfolge, jedoch in großem Umfang die Funktionsnachfolge des Büros für Städtebau des Rates des Bezirkes angetreten hatte, verblieb das aus DDR-Zeiten stammende Schriftgut ihres "Vorgängers" zunächst dort.
Die vom Gesetzgeber vorgesehene Übergabe des Archivgutes zunächst an das Verwaltungsarchiv des Rates des Bezirkes und von dort an das Hauptstaatsarchiv Dresden/Außenstelle Chemnitz blieb im gesamten Zeitraum des Bestehens des Büros für Städtebau des Rates des Bezirkes Karl-Marx-Stadt aus und erfolgte erst am 17. April 1991, da auch Unterlagen im Zusammenhang mit der Abwicklung des Büros für Städtebau des Rates des Bezirkes Karl-Marx-Stadt an die Kreise und Städte abgegeben werden mussten


3. Bestandsanalyse
Mit der Übergabe der Überlieferung des Büros für Städtebau des Rates des Bezirkes Karl-Marx-Stadt wurden seitens der Büro für Städtebau GmbH Chemnitz Ablieferungsverzeichnisse übergeben. Konkrete Informationen zum Inhalt der Überlieferung bzw. zu früher durchgeführten Kassationen lagen nicht vor.
Trotz fehlender Leitungs- und Geschäftsunterlagen kann der Bestand "Büro für Städtebau des Rates des Bezirkes Karl-Marx-Stadt" als wertvolles Beispiel für die Städteplanung im Bezirk Karl-Marx-Stadt betrachtet werden.
Im Rahmen der Erschließung stellte sich als Besonderheit des Bestandes heraus, dass er auf besondere Art und Weise – in geschlossener konzentrierter Form – die Fragen der Städte-, Gebiets- und Dorfplanung im Bezirk Karl-Marx-Stadt dokumentiert und umfangreiches Karten- und Planmaterial beinhaltet. Von daher könnte er insbesondere für Wirtschaftshistoriker, die sich mit der Entwicklung des Bauwesens in der DDR und der sozialistischen Planwirtschaft im Allgemeinen befassen, von Bedeutung sein.
Das umfangreiche Karten-. und Planmaterial könnte im Zusammenhang mit Gebäudesanierungen oder Rekonstruktionen an Versorgungsleitungen von praktischem Nutzen sein.
Weitere Unterlagen über die Tätigkeit des Büros für Städtebau des Rates des Bezirkes Karl-Marx-Stadt könnten auf Grund von Leitungs- und Informationsbeziehungen in den Beständen "Wohnungsbaukombinat Wilhelm Pieck" Karl-Marx-Stadt" (StAC: 30938), "Hauptauftraggeber Komplexer Wohnungsbau Karl-Marx-Stadt" (StAC: 30418) und "Rat des Bezirkes Karl-Marx-Stadt/Bezirksbauamt", (StAC: 30413) überliefert sein.
Ein Teil des Schriftgutes gelangte im Rahmen der Abwicklung des Büros für Städtebau Karl-Marx-Stadt in die Landratsämter und Stadtverwaltungen, in denen vom Büro für Städtebau Bauvorhaben geplant worden sind. Auch dort könnten also noch Dokumente überliefert sein.


4. Quellen und Literatur
Büro für Städtebau Karl-Marx-Stadt 1965 – 1985, Hrsg.: Büro für Städtebau des Rates des Bezirkes Karl-Marx-Stadt, Karl-Marx-Stadt, 1985.

Beschluss des Rates des Bezirkes vom 22.03.1965: Veränderung der Arbeitsweise in der Gebiets-, Stadt- und Dorfplanung. Bildung des Büros für Territorialplanung und des Büros für Städteplanung, StAC, 30413, Nr. 28866


5. Abkürzungen
Hrsg.|-----|Herausgeber
LPG|-----|Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft
VE|-----|Volkseigene(r)
VEB|-----|Volkseigener Betrieb
Flächennutzungspläne.- Planungsunterlagen für Rekonstruktion, Sanierung und Werterhaltung.- Typenunterlagen für den industriellen Wohnungsbau.- Projektunterlagen zum Bau von Versorgungsanlagen und Entsorgungsanlagen, Industrieanlagen, Wohnungen und Gesellschaftsbauten.- Projektunterlagen für Verkehrswege.- Projektunterlagen für Fernsehkanalumsetzungsanlagen und zur Verlegung von Fernmeldekabeln.- Planungsunterlagen für das Naherholungswesen.- Kreisbestandskartierung und Kreisentwicklungsplanung.- Forschungsberichte.- Abschlussarbeiten.
Der 1954 gegründete VEB Hochbauprojektierung Karl-Marx-Stadt wurde 1958 in das Entwurfsbüro für Gebiets-, Stadt- und Dorfplanung umgebildet. Das 1965 eingerichtete Büro für Städtebau beim Rat des Bezirkes Karl-Marx-Stadt löste die Vorgänger ab. Es war vornehmlich mit stadtplanerischen und stadtbaulichen Aufgaben im Bezirk befasst. Es unterstand bis 1984 dem Bezirksbauamt Karl-Marx-Stadt, dann dem Bezirksarchitekten. Die Zuordnung der städtebaulichen Planungsgruppe der Stadt Karl-Marx-Stadt 1965/1966 hatte auch die Beteiligung an Planungsaufgaben in der Stadt Karl-Marx-Stadt zur Folge. Siedlungsnetz- und flächennutzungsplanerische Aufgaben erforderten die enge Zusammenarbeit mit der Bauakademie der DDR. Im Vordergrund stand ab Beginn der 80er Jahre vor allem die Verwirklichung des Wohnungsbauprogramms. Umstrukturierungsmaßnahmen konnten der angespannten ökonomischen Situation zum Ende der 1980er Jahre jedoch nicht entgegenwirken. Dringend benötigte finanzielle Mittel wurden gestrichen. Somit war die Altbausubstanz dem Verfall preisgegeben; ihr Erhalt und Sanierung konnten nicht mehr gewährleistet werden. Die Auflösung des Büros für Städtebau war schließlich eine Folge der politischen Veränderungen in der DDR 1989/1990. Im Dezember 1990 übernahm die Büro für Städtebau GmbH Chemnitz die Aufgaben.
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