Beständeübersicht
Bestand
30929 VEB IFA-Kombinat Personenkraftwagen Karl-Marx-Stadt
Datierung | (1930 - 1945) 1951 - 2001 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Chemnitz |
Umfang (nur lfm) | 13,09 |
Bestand enthält auch 309 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular
Einleitung
1. Geschichte des VEB IFA-Kombinat Personenkraftwagen, Karl-Marx-Stadt
Der VEB IFA-Kombinat Personenkraftwagen, Karl-Marx-Stadt, wurde am 1. Januar 1978 gebildet.[01] Dieser Gründung vorausgegangen war die Auflösung der VVB Automobilbau, die von 1958 bis 1977 als wirtschaftliche Leitungsinstanz der volkseigenen Betriebe im Automobilbau fungiert hatte. Seit dem VII. Parteitag der SED im April 1967 war deutlich geworden, dass eine zunehmende Kombinatsbildung in der Wirtschaft angestrebt wurde. Dies betraf auch den Automobilbau. Trotz vieler Einwände bezüglich der starken Spezialisierung in diesem Bereich traten neben dem VEB IFA-Kombinat Personenkraftwagen, Karl-Marx-Stadt, die VEB IFA-Kombinat Nutzkraftwagen, Ludwigsfelde, IFA-Kombinat Zweiradfahrzeuge, Suhl, und IFA-Kombinat Spezialaufbauten und Anhänger, Werdau, an die Stelle der aufgelösten VVB Automobilbau.[02]
Die vier neugebildeten Kombinate unterstanden dem Ministerium für Allgemeinen Maschinen-, Landmaschinen- und Fahrzeugbau. Ein bisher organisch gewachsener Industriezweig war durch die Kombinatsbildung aufgelöst worden. Während der VEB IFA-Kombinat Spezialaufbauten und Anhänger, Werdau, und der VEB IFA-Kombinat Zweiradfahrzeuge, Suhl, bereits seit 1970 bestanden hatten und in die Struktur der VVB Automobilbau integriert worden waren, waren die beiden neuen Nutzkraftwagen- und Personenkraftwagen-Kombinate bereits in ihrem Grundaufbau amputiert, da ihnen die Zulieferbetriebe für einen geschlossenen Produktionsprozess fehlten.[03] Die meisten Zulieferer hatten nämlich zuvor für die gesamte Industrie, also für Personenkraftwagen und Nutzkraftwagen produziert. "Man behalf sich zunächst dadurch, dass man jene Betriebe dem IFA-Kombinat Personenkraftwagen zuordnete, die Lenkungen, Stoßdämpfer, Kupplungen, Felgen, Federn und Heizungen herstellten. Die Betriebe, die Dieselmotoren, Getriebe, Bremsen und Sitze produzierten, wurden dem IFA-Kombinat Nutzfahrzeuge zugeordnet. [...] Jedes Kombinat sicherte zunächst seinen Bedarf und ließ lediglich den Rest den anderen zukommen. Davon war wiederum in besonderem Maß die Ersatzteilversorgung betroffen."[04]
Ein wichtiges Argument für die Bildung der vier IFA-Kombinate 1978 war die Einsparung von Leitungs- und Verwaltungspersonal gewesen. Diese Erwartung erfüllte sich jedoch nicht. Viele ehemalige Mitarbeiter der VVB Automobilbau mussten ihren Arbeitsplatz nach Ludwigsfelde zum Aufbau der neuen Kombinatsleitung Nutzkraftwagen verlegen. "Das Leitungspersonal der vier neuen Kombinate zählte schließlich mehr als doppelt so viele Mitarbeiter wie einst der VVB Automobilbau. Und wie als Hohn kam zusätzlich hinzu, dass für die vier neuen IFA-Kombinate im Ministerium für Allgemeinen, Landmaschinen- und Fahrzeugbau eine Koordinierungsstelle eingerichtet werden musste, die praktisch die Aufgaben der aufgelösten VVB Automobilbau übernahm"[05] .
Folgende Einrichtungen und Betriebe waren dem VEB IFA-Kombinat Personenkraftwagen bei seiner Gründung direkt unterstellt[06] :
• VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau,
• VEB Automobilwerk Eisenach,
• VEB Fahrzeugwerk Olbernhau,
• VEB Barkas-Werke, Karl-Marx-Stadt,
• VEB Fahrzeugzubehörwerke Ronneburg,
• VEB Blechverformungswerk Leipzig,
• VEB Traktorenwerk Gotha,
• VEB Roßweiner Achsen-, Federn- und Schmiedewerke "Hermann Matern", Roßwein,
• VEB IFA Karosseriewerke Dresden,
• VEB IFA Karosseriewerk Meerane,
• VEB Renak-Werke Reichenbach,
• VEB Stoßdämpferwerk Hartha,
• VEB Wissenschaftlich-Technisches Zentrum Automobilbau, Karl-Marx-Stadt,
• VEB Imperhandel – IFA-Vertrieb für Importerzeugnisse, Berlin,
• VEB IFA-Vertrieb für Kraftfahrzeug-Ersatzteile, Karl-Marx-Stadt,
• VEB IFA-Vertrieb Berlin,
• VEB IFA-Vertrieb Rostock,
• VEB IFA-Vertrieb Halle,
• VEB IFA-Vertrieb Magdeburg,
• VEB IFA-Vertrieb Karl-Marx-Stadt, Sitz Zwickau,
• VEB IFA-Vertrieb Dresden,
• VEB IFA-Vertrieb Erfurt.
In den folgenden Jahren kamen hinzu:
• VEB Metallwarenfabrik Beierfeld,
• VEB Zeltausrüstung Zwickau,
• VEB IFA-Vertrieb Neubrandenburg,
• VEB Ebro Berlin,
• VEB Fahrzeugheizungen Kirchberg,
• VEB Döbelner Beschläge- und Metallwerk,
• VEB Metallschlauchwerk Zwickau,
• VEB Kraftfahrzeugwerk "Ernst Grube", Werdau,
• VEB Hazet Zwickau, Baumaschinen (dann VEB Hazet Zwickau – Kraftfahrzeugwerk),
• VEB Werkzeugmaschinenfabrik Johanngeorgenstadt,
• VEB Transportausrüstungen Cainsdorf,
• VEB Kraftfahrzeugwerk "Dr. Neubauer", Gotha,
• VEB Werkzeugmaschinenfabrik Gotha,
• VEB Rationalisierung und Projektierung Berlin,
• VEB Druckguss und Kolbenwerke Harzgerode,
• VEB Vereinigte Metallgusswerke Dresden,
• VEB Eisenhammerwerk Dresden/Dölzschen,
• VEB Berliner Vergaser- und Filterwerke,
• VEB Sächsische Modellbaubetriebe Leipzig,
• VEB Gießerei und Modellbau Schönheiderhammer,
• VEB Druckguss und Formenbau Berlin.
Der VEB IFA-Kombinat Personenkraftwagen, Karl-Marx-Stadt wurde von einem Generaldirektor geleitet. Diese Funktion übten nacheinander Günter Salzmann (1978 - 1980), Werner Seidel (1980 - 1981), Günter Salzmann (1981 - 1982) und seit 1982 Dieter Voigt aus.[07]
Die Aufgaben des VEB IFA-Kombinat Personenkraftwagen lagen unter anderem in den Bereichen Forschung, Entwicklung, Produktion und Absatz von Personenkraftwagen, Personenkraftwagen-Anhängern, Transportern, Dieseleinspritzgeräten, Fahrzeugteilen und Ersatzteilen, Import von Personenkraftwagen und deren Ersatzteilen, Werkstatt- und Garagenausrüstungen, Binnenhandel mit Personenkraftwagen, Personenkraftwagen-Anhängern, motorisierten Zweiradfahrzeugen, Fahrrädern, Ersatzteilen und Zubehör, Werkstatt- und Garagenausrüstungen sowie der Preiskoordinierung.[08] In der Praxis wurde das Erzeugnisprofil des VEB IFA-Kombinat im Personenkraftwagen-Bereich v. a. durch die Lieferung von Aggregaten und Baugruppen für die Modelle Trabant und Wartburg, im Lastkraftwagen-Bereich durch die Lieferung von Baugruppen für die Modelle W 50, L 60 und Robur, durch die Transporterfertigung der Baureihe Barkas B 1000 und durch die Fertigung von Wohnwagen und Wohnzeltanhängern geprägt. Ein großes Problem für die Wirtschaftlichkeit des Kombinats lag in dieser großen Fertigungstiefe, die bei etwa 80% am Gesamtvolumen angesetzt werden muss. Hierdurch wurde die Leistungsfähigkeit zersplittert.[09] 1984 begann man in den Barkas-Werken in Karl-Marx-Stadt mit der Produktion von Viertakt-Motoren. Vorausgegangen waren lange Verhandlungen zwischen dem IFA-Kombinat Personenkraftwagen und der VW AG Wolfsburg. Die von VW aufgestellten Fertigungslinien wurden durch die Lieferung von Motoren an VW bezahlt. Ab 1990 wurden diese Motoren in der Trabant-Serienfertigung eingebaut.
In den zum IFA-Kombinat PKW gehörenden 29 Industriebetrieben, zwei Handelsbetrieben und 1 Projektierungsbetrieb waren zuletzt 62.208 Personen beschäftigt. Der Jahresumsatz im Geschäftsjahr 1989 betrug 10.250 Mark. Dabei wurden u. a. 71.400 PKW Wartburg, 145.000 PKW Trabant, 7.400 Kleintransporter B1000, 7.600 Wohnzeltanhänger sowie 1.900 Wohnwagen produziert und im Inland und Ausland abgesetzt. Die größten Betriebe waren der VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau (ca. 11.500 Beschäftigte; Produzent des PKW Trabant), der VEB Automobilwerk Eisenach (ca. 10.000 Beschäftigte, Produzent des PKW Wartburg) und der VEB Barkas-Werke Karl-Marx-Stadt/Chemnitz (ca. 7.500 Beschäftigte, Produzent von Zweitakt- und Viertakt-Otto-Motoren, Kleintransportern, Dieseleinspritzpumpen).[10]
Mit Wirkung zum 1. Juli 1990 wurde der VEB IFA-Kombinat Personenkraftwagen in die nur wenige Jahre bestehende IFA-Personenkraftwagen Aktiengesellschaft mit Sitz in Chemnitz (IFA-PKW AG) umgewandelt.[11] Dieser Aktiengesellschaft gehörten 17 in GmbH umgewandelte ehemalige Kombinatsbetriebe mit ca. 33.000 Beschäftigten an, bei der die IFA-PKW AG 100% des Stammkapitals hielt. 11 weitere Kombinatsbetriebe gingen nicht in die neue Aktiengesellschaft über.[12] Zur Holdinggesellschaft gehörten die Kapitalgesellschaften:[13]
• Sachsenring Automobilwerke Zwickau GmbH (ehem. VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau)|-----|
• Barkas GmbH (mit Werken in Chemnitz, Hainichen und Frankenberg; ehem. VEB Barkas-Werke Karl-Marx-Stadt)
• Räderwerk Ronneburg GmbH (ehem. VEB Fahrzeugzubehörwerke Ronneburg)|-----|
• Maschinenfabrik Greiz (ehem. VEB Fahrzeugzubehörwerke Ronneburg)|-----|
• Lenkgetriebewerk Triptis GmbH (ehem. VEB Fahrzeugzubehörwerke Ronneburg)
• Karosseriewerk Meerane GmbH (ehem. VEB IFA-Karosseriewerk Meerane)
• Metallwarenfabrik Beierfeld GmbH (ehem. VEB Metallwarenfabrik Beierfeld)
• Roßweiner Schmiede- und Federnwerke GmbH (ehem. VEB Roßweiner Achsen-, Federn- und Schmiedewerke "Hermann Matern")
• IFA-Stoßdämpfer GmbH (ehem. VEB Stoßdämpferwerk Hartha)
• HAZET Kraftfahrzeugwerk GmbH Zwickau (ehem. VEB Hazet Kraftfahrzeugwerk Zwickau)
• Fahrzeugwerk Werdau GmbH (ehem. VEB Kraftfahrzeugwerk "Ernst Grube" Werdau)
• Gothaer Werkzeugmaschinen GmbH (ehem. VEB Werkzeugmaschinenfabrik Gotha)
• Eisenhammerwerk GmbH (ehem. VEB Eisenhammerwerk Dresden-Dölzschen)
• Metallwerke GmbH (ehem. VEB Druckguß- und Kolbenwerk Harzgerode)
• Renak-Werke GmbH (ehem. VEB Renak-Werke Reichenbach)
• Karosseriewerke Dresden (ehem. VEB IFA-Karosseriewerke Dresden)
• MATEC Maschinenbau und Automatisierungstechnik GmbH (ehem. VEB Werkzeugmaschinenfabrik Johanngeorgenstadt)
Dazu kamen weitere gemischte Gesellschaften, bei denen die IFA-PKW AG nur Geschäftsanteile unter 100 % hielt:
• VW-IFA-Vorbereitungs GmbH
• Sächsische Automobilbau GmbH
• Automobilvertriebs-Zentrum Chemnitz GmbH
• VW-GEDAS-Consult GmbH
• VW-BildungsinstitutDie IFA-PKW AG im Aufbau (i. A.) ist am 11. Juli 1990 in das Handelsregister beim Kreisgericht der Stadt Chemnitz (später Amtsgericht Chemnitz, HRB 252) eingetragen worden. Alleiniger Gesellschafter war die Treuhandanstalt, Anstalt des öffentlichen Rechts, Berlin. Der Gegenstand des Unternehmens bestand in Entwicklung, Herstellung und Vertrieb sowie Import und Export von Personenkraftwagen und Transportern sowie deren Komponenten und Baugruppen.[14] Der vorläufige Vorstand bestand aus Dieter Voigt (Vorsitzender), Lothar Bauch, Bernd Beltrame, Hans Große, Peter Jacob, Gerhard Roth und Hans-Jörg Schneider. Durch Beschluss des Aufsichtsrates der Gesellschaft vom 18. März 1991 wurden Dr. Horst Kittel zum Vorstandsvorsitzenden und Wolfgang Bertram zum Vorstandsmitglied berufen und die Vorstandsmitglieder Bauch, Große und Jacob aus dem Vorstand abberufen (Die Mitglieder Beltrame, Roth und Schneider waren bereits vorher ausgeschieden). Diese Änderungen sind im Handelsregister nicht eingetragen worden. Gemäß Satzung vom 18. Dezember 1990 und Nachtrag vom 6. Dezember 1991 wurde die Gesellschaft durch zwei Vorstandsmitglieder gemeinschaftlich oder in Gemeinschaft mit einem Prokuristen vertreten. Im Januar 1992 wurden der Dipl.-Ing. oec. Wolfgang Bertram, Greiz und Rechtsanwalt Bernd Schlomka, Chemnitz als Vorstand im Handelsregister eingetragen. Die IFA-PKW AG ging zum 17. März 1993 in Liquidation, als Liquidator wurde Prof. Dr. Eckard Wandel, Tübingen bestellt. Mit Beschluss der Hauptversammlung vom 7. Juli 1994 erfolgte die Einsetzung von Dr. Jürgen D. Spliedt, Hamburg als Liquidator. Alleiniger Gesellschafter war zuletzt die Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS). Mit Wirkung vom 21. April 2000 bzw. 1. Mai 2000 ist die BVS Verwaltungsgesellschaft mbH mit Sitz in Berlin als Abwicklerin der IFA-Personenkraftwagen AG i. A. sowie der Barkas GmbH i. L. in Chemnitz (THA/BvS-Nr. 9544), der Renak GmbH i. L. in Chemnitz (THA/BvS-Nr. 9549) und der HAZET Kraftfahrzeugwerk GmbH i. L. (THA/BvS-Nr. 9530) von der BvS bestellt worden. Die Liquidation der IFA Metallwarenfabrik GmbH in Chemnitz wurde im März 2000 beendet.[15]2. Bestandsgeschichte
Das ursprüngliche Archiv des VEB IFA-Kombinat Personenkraftwagen befand sich in der Mitverwaltung des Archivs des VEB Barkas-Werke.[16] 1983 betrug der Umfang dieser Unterlagen 87 lfm, die Laufzeit der Akten begann 1978.
Der erste Teil Akten wurden dem Sächsischen Staatsarchiv Chemnitz am 28. Februar 2001 von der IFA-Personenkraftwagen Aktiengesellschaft in Liqidation übergeben. Der Gesamtumfang betrug etwa 3,42 lfm. Die abgelieferten Akten waren über ein Abgabeverzeichnis erschlossen, das insbesondere das vorhandene Bild-, Karten- und Sammlungsmaterial nur summierend aufführte. In den Jahren 2002 und 2004 wurde die Überlieferung im Staatsarchiv Chemnitz archivisch neu bearbeitet und technisch bearbeitet. Hierbei wurden insbesondere die vorher summarisch als "Sammlungsgut" bezeichneten Fotos, Pläne und technischen Zeichnungen gesondert erfasst. Der voll erschlossene Teil des Bestandes 30929 umfasst 301 Akteneinheiten mit einer Laufzeit von 1932 bis 1992 im Umfang von 3,4 lfm. Hierzu gehören 201 Karten und Pläne, 1350 Fotos (981 s/w, 369 farbig), 339 Fotonegative (202 s/w, 137 farbig), 396 Dias (12 s/w, Neg., 41 farbig, Neg., 343 farbig, Pos.) sowie 17 Magnetbänder.
Im Februar 2002 erhielt das Sächsische Staatsarchiv Leipzig 6 Filmrollen. Diese wurde zwischenzeitlich digitalisiert und fachgerecht im Bestand verzeichnet.
Im Zuge der Abwicklung des Unternehmens waren betriebliche Unterlagen der letzten Geschäftsjahre des Kombinates und dessen Nachfolgers unter der THA-Nr. 5421 an das DISOS-Landesdepot Sachsen gelangt. Diese Unterlagen sind in den Jahren 2017 und 2021, nach vorheriger Bewertungsauswahl, durch die Rhenus Office Systems GmbH im Auftrag der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben an das Staatsarchiv Chemnitz übergeben und dem Bestand hinzugefügt worden. Die revidierten und teilweise erweiterten Verzeichnungsangaben aus den Abgabelisten wurden dazu in die Erschließungsdatenbank importiert und anschließend klassifiziert. Nach Abschluss der Bestandsergänzungen ist die von Ute Dieckhoff erarbeitete Findbucheinleitung (2004) durch Viola Dörffeldt (2022) inhaltlich ergänzt und erweitert worden
3. Bestandsanalyse
Ein Großteil der Akten des volkseigenen Kombinates stammt aus der Mitte der achtziger Jahre, die technischen Zeichnungen reichen bis in die fünfziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts zurück. Einen thematischen Schwerpunkt der Überlieferung stellen die Planungen und die anschließende Produktion des von VW übernommenen Viertaktmotors dar – ein Thema, das sich in Akten, Lageplänen und zahlreichen Fotos widerspiegelt. Daneben wird die vorhandene Überlieferung vor allem durch Presseinformationen und Veröffentlichungsgenehmigungen von Aufsätzen sowie Werbeprospekten geprägt. In ihnen wird die ganze Produktpalette des Kombinats deutlich.
Nach einer Anweisung des Generaldirektors des VEB IFA-Kombinat Personenkraftwagen über wirtschaftsorganisatorische Maßnahmen zum 1. Juli 1984 wurde das Kombinat über den VEB Barkas-Werke als Stammbetrieb geleitet.[17] Ein erheblicher Teil der Akten des IFA-Kombinats verblieb beim Stammbetrieb (StAC, Bestand 31055 VEB Barkas-Werke, Karl-Marx-Stadt, Stammbetrieb des VEB IFA-Kombinat Personenkraftwagen, Karl-Marx-Stadt). Darüber hinaus enthält der Bestand eine umfangreiche Überlieferung der IFA-Personenkraftwagen AG und deren Tochtergesellschaften. Sie spiegelt zunächst dem Umbruch des sozialistischen Systems zur Marktwirtschaft und später den Liquidationsprozess wider.
4. Quellen und Literatur
Bestandsakte zu Bestand 30929 VEB IFA-Kombinat Personenkraftwagen Karl-Marx-Stadt und Nachfolger
Bestand 30464 Bezirksvertragsgericht Karl-Marx-Stadt, Nr. 3354 (u. a.)
Bestand 31055 VEB Barkas-Werke Karl-Marx-Stadt, Stammbetrieb des VEB IFA-Kombinat Personenkraftwagen Karl-Marx-Stadt
Bestand 33399 VEB Metallwarenfabrik Beierfeld
Bestand 31061 VEB Karosseriewerk Meerane
Bestand 31062 VEB Renak-Werke Reichenbach/V.
Bestand 31069 VEB IFA Kraftfahrzeugwerk "Ernst Grube" Werdau
Bestand 31075 VEB HAZET Kraftfahrzeugwerk Zwickau
Bestand 31076 VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau und Vorgänger
Bestand 33466 Wissenschaftlich-Technisches Zentrum Automobilbau
Bestand 31988 SED-Grundorganisation VEB Wissenschaftlich-Technisches Zentrum Automobilbau des VEB IFA-Kombinat Personenkraftwagen Karl-Marx-StadtPeter KIRCHBERG, Plaste, Blech und Planwirtschaft: Die Geschichte des Automobilbaus in der DDR, 2. Aufl., Berlin 2001.
Volkmar KREIßIG, Kombinate – Privatisierung – Konzerne – Netzwerke. Ostdeutsche Automobil- und Zuliefererindustrie und industrielle Beziehungen im Transformationsprozeß, München 1996.
Friedrich VON SCHLEINITZ, IFA-Kombinat PKW Karl-Marx-Stadt. Vom internationalen Markt abgekoppelt, in: Kombinate. Was aus ihnen geworden ist. Reportagen aus den neuen Ländern, hg. v. der Wochenzeitung "Die Wirtschaft", Berlin, München 1993, S. 69-82.
https://de.wikipedia.org/wiki/Industrieverband_Fahrzeugbau
https://www.fh-zwickau.de/hochschule/service/historische-sammlung/kraftfahrzeug/motivation-und-aufbau-der-sammlung/pkw-produktion-ddr/
(zuletzt aufgerufen am 30.9.2022)5. Abkürzungen
[01] Vgl. Peter Kirchberg, Plaste, Blech und Planwirtschaft: Die Geschichte des Automobilbaus in der DDR, 2. Aufl., Berlin 2001, S. 373.
[02] Verfügung Nr. 23/77 des Ministers für Allgemeinen Maschinen-, Landmaschinen- und Fahrzeugbau vom 16.12.1977 (vgl. StAC, Bestandsakte zu Bestand 30929).
[03] Vgl. Kirchberg, S. 373-374.
[04] Ebd., S. 373.
[05] Ebd., S. 374.
[06] StAC, Bestand 30464, Nr. 3354.
[07] Vgl ebd.
[08] Vgl. ebd., Anlage 1 zum Statut des VEB IFA-Kombinat Personenkraftwagen v. 1.1.1981.
[09] International üblich zu dieser Zeit waren 30-40% (vgl. Friedrich von Schleinitz, IFA-Kombinat PKW Karl-Marx-Stadt. Vom internationalen Markt abgekoppelt, in: Kombinate. Was aus ihnen geworden ist. Reportagen aus den neuen Ländern, hg. v. der Wochenzeitung "Die Wirtschaft", Berlin, München 1993, S. 69-82, S. 72).
[10] Bestand 30929, Nr. 19, Nr. 1026, Nr. 1067.
[11] Rechtsgrundlage: Gesetz zur Privatisierung und Reorganisation des volkseigenen Vermögens (Treuhandgesetz)vom 17.6.1990.
[12] Vgl. ebd., S. 73.
[13] Vgl. Volkmar Kreißig, Kombinate – Privatisierung – Konzerne – Netzwerke. Ostdeutsche Automobil- und Zuliefererindustrie und industrielle Beziehungen im Transformationsprozeß, München 1996, S. 82; Bestand 30929, Nr. 19.
[14] Vgl. Gewerbeanmeldung vom 1.7.1990 in Bestand 30929, Nr. 1026 und Presseinformation der IFA Pkw AG zur Leipziger Herbstmesse 1990 in Bestand 30929, Nr. 19.
[15] Vgl. in Bestand 30929, Nr. 1026 und 1051
[16] Vgl. StAC, Bestandsakte zu Bestand 30929.
[17] Vgl. StAC, Bestand 30464, Nr. 3354.
1. Geschichte des VEB IFA-Kombinat Personenkraftwagen, Karl-Marx-Stadt
Der VEB IFA-Kombinat Personenkraftwagen, Karl-Marx-Stadt, wurde am 1. Januar 1978 gebildet.[01] Dieser Gründung vorausgegangen war die Auflösung der VVB Automobilbau, die von 1958 bis 1977 als wirtschaftliche Leitungsinstanz der volkseigenen Betriebe im Automobilbau fungiert hatte. Seit dem VII. Parteitag der SED im April 1967 war deutlich geworden, dass eine zunehmende Kombinatsbildung in der Wirtschaft angestrebt wurde. Dies betraf auch den Automobilbau. Trotz vieler Einwände bezüglich der starken Spezialisierung in diesem Bereich traten neben dem VEB IFA-Kombinat Personenkraftwagen, Karl-Marx-Stadt, die VEB IFA-Kombinat Nutzkraftwagen, Ludwigsfelde, IFA-Kombinat Zweiradfahrzeuge, Suhl, und IFA-Kombinat Spezialaufbauten und Anhänger, Werdau, an die Stelle der aufgelösten VVB Automobilbau.[02]
Die vier neugebildeten Kombinate unterstanden dem Ministerium für Allgemeinen Maschinen-, Landmaschinen- und Fahrzeugbau. Ein bisher organisch gewachsener Industriezweig war durch die Kombinatsbildung aufgelöst worden. Während der VEB IFA-Kombinat Spezialaufbauten und Anhänger, Werdau, und der VEB IFA-Kombinat Zweiradfahrzeuge, Suhl, bereits seit 1970 bestanden hatten und in die Struktur der VVB Automobilbau integriert worden waren, waren die beiden neuen Nutzkraftwagen- und Personenkraftwagen-Kombinate bereits in ihrem Grundaufbau amputiert, da ihnen die Zulieferbetriebe für einen geschlossenen Produktionsprozess fehlten.[03] Die meisten Zulieferer hatten nämlich zuvor für die gesamte Industrie, also für Personenkraftwagen und Nutzkraftwagen produziert. "Man behalf sich zunächst dadurch, dass man jene Betriebe dem IFA-Kombinat Personenkraftwagen zuordnete, die Lenkungen, Stoßdämpfer, Kupplungen, Felgen, Federn und Heizungen herstellten. Die Betriebe, die Dieselmotoren, Getriebe, Bremsen und Sitze produzierten, wurden dem IFA-Kombinat Nutzfahrzeuge zugeordnet. [...] Jedes Kombinat sicherte zunächst seinen Bedarf und ließ lediglich den Rest den anderen zukommen. Davon war wiederum in besonderem Maß die Ersatzteilversorgung betroffen."[04]
Ein wichtiges Argument für die Bildung der vier IFA-Kombinate 1978 war die Einsparung von Leitungs- und Verwaltungspersonal gewesen. Diese Erwartung erfüllte sich jedoch nicht. Viele ehemalige Mitarbeiter der VVB Automobilbau mussten ihren Arbeitsplatz nach Ludwigsfelde zum Aufbau der neuen Kombinatsleitung Nutzkraftwagen verlegen. "Das Leitungspersonal der vier neuen Kombinate zählte schließlich mehr als doppelt so viele Mitarbeiter wie einst der VVB Automobilbau. Und wie als Hohn kam zusätzlich hinzu, dass für die vier neuen IFA-Kombinate im Ministerium für Allgemeinen, Landmaschinen- und Fahrzeugbau eine Koordinierungsstelle eingerichtet werden musste, die praktisch die Aufgaben der aufgelösten VVB Automobilbau übernahm"[05] .
Folgende Einrichtungen und Betriebe waren dem VEB IFA-Kombinat Personenkraftwagen bei seiner Gründung direkt unterstellt[06] :
• VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau,
• VEB Automobilwerk Eisenach,
• VEB Fahrzeugwerk Olbernhau,
• VEB Barkas-Werke, Karl-Marx-Stadt,
• VEB Fahrzeugzubehörwerke Ronneburg,
• VEB Blechverformungswerk Leipzig,
• VEB Traktorenwerk Gotha,
• VEB Roßweiner Achsen-, Federn- und Schmiedewerke "Hermann Matern", Roßwein,
• VEB IFA Karosseriewerke Dresden,
• VEB IFA Karosseriewerk Meerane,
• VEB Renak-Werke Reichenbach,
• VEB Stoßdämpferwerk Hartha,
• VEB Wissenschaftlich-Technisches Zentrum Automobilbau, Karl-Marx-Stadt,
• VEB Imperhandel – IFA-Vertrieb für Importerzeugnisse, Berlin,
• VEB IFA-Vertrieb für Kraftfahrzeug-Ersatzteile, Karl-Marx-Stadt,
• VEB IFA-Vertrieb Berlin,
• VEB IFA-Vertrieb Rostock,
• VEB IFA-Vertrieb Halle,
• VEB IFA-Vertrieb Magdeburg,
• VEB IFA-Vertrieb Karl-Marx-Stadt, Sitz Zwickau,
• VEB IFA-Vertrieb Dresden,
• VEB IFA-Vertrieb Erfurt.
In den folgenden Jahren kamen hinzu:
• VEB Metallwarenfabrik Beierfeld,
• VEB Zeltausrüstung Zwickau,
• VEB IFA-Vertrieb Neubrandenburg,
• VEB Ebro Berlin,
• VEB Fahrzeugheizungen Kirchberg,
• VEB Döbelner Beschläge- und Metallwerk,
• VEB Metallschlauchwerk Zwickau,
• VEB Kraftfahrzeugwerk "Ernst Grube", Werdau,
• VEB Hazet Zwickau, Baumaschinen (dann VEB Hazet Zwickau – Kraftfahrzeugwerk),
• VEB Werkzeugmaschinenfabrik Johanngeorgenstadt,
• VEB Transportausrüstungen Cainsdorf,
• VEB Kraftfahrzeugwerk "Dr. Neubauer", Gotha,
• VEB Werkzeugmaschinenfabrik Gotha,
• VEB Rationalisierung und Projektierung Berlin,
• VEB Druckguss und Kolbenwerke Harzgerode,
• VEB Vereinigte Metallgusswerke Dresden,
• VEB Eisenhammerwerk Dresden/Dölzschen,
• VEB Berliner Vergaser- und Filterwerke,
• VEB Sächsische Modellbaubetriebe Leipzig,
• VEB Gießerei und Modellbau Schönheiderhammer,
• VEB Druckguss und Formenbau Berlin.
Der VEB IFA-Kombinat Personenkraftwagen, Karl-Marx-Stadt wurde von einem Generaldirektor geleitet. Diese Funktion übten nacheinander Günter Salzmann (1978 - 1980), Werner Seidel (1980 - 1981), Günter Salzmann (1981 - 1982) und seit 1982 Dieter Voigt aus.[07]
Die Aufgaben des VEB IFA-Kombinat Personenkraftwagen lagen unter anderem in den Bereichen Forschung, Entwicklung, Produktion und Absatz von Personenkraftwagen, Personenkraftwagen-Anhängern, Transportern, Dieseleinspritzgeräten, Fahrzeugteilen und Ersatzteilen, Import von Personenkraftwagen und deren Ersatzteilen, Werkstatt- und Garagenausrüstungen, Binnenhandel mit Personenkraftwagen, Personenkraftwagen-Anhängern, motorisierten Zweiradfahrzeugen, Fahrrädern, Ersatzteilen und Zubehör, Werkstatt- und Garagenausrüstungen sowie der Preiskoordinierung.[08] In der Praxis wurde das Erzeugnisprofil des VEB IFA-Kombinat im Personenkraftwagen-Bereich v. a. durch die Lieferung von Aggregaten und Baugruppen für die Modelle Trabant und Wartburg, im Lastkraftwagen-Bereich durch die Lieferung von Baugruppen für die Modelle W 50, L 60 und Robur, durch die Transporterfertigung der Baureihe Barkas B 1000 und durch die Fertigung von Wohnwagen und Wohnzeltanhängern geprägt. Ein großes Problem für die Wirtschaftlichkeit des Kombinats lag in dieser großen Fertigungstiefe, die bei etwa 80% am Gesamtvolumen angesetzt werden muss. Hierdurch wurde die Leistungsfähigkeit zersplittert.[09] 1984 begann man in den Barkas-Werken in Karl-Marx-Stadt mit der Produktion von Viertakt-Motoren. Vorausgegangen waren lange Verhandlungen zwischen dem IFA-Kombinat Personenkraftwagen und der VW AG Wolfsburg. Die von VW aufgestellten Fertigungslinien wurden durch die Lieferung von Motoren an VW bezahlt. Ab 1990 wurden diese Motoren in der Trabant-Serienfertigung eingebaut.
In den zum IFA-Kombinat PKW gehörenden 29 Industriebetrieben, zwei Handelsbetrieben und 1 Projektierungsbetrieb waren zuletzt 62.208 Personen beschäftigt. Der Jahresumsatz im Geschäftsjahr 1989 betrug 10.250 Mark. Dabei wurden u. a. 71.400 PKW Wartburg, 145.000 PKW Trabant, 7.400 Kleintransporter B1000, 7.600 Wohnzeltanhänger sowie 1.900 Wohnwagen produziert und im Inland und Ausland abgesetzt. Die größten Betriebe waren der VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau (ca. 11.500 Beschäftigte; Produzent des PKW Trabant), der VEB Automobilwerk Eisenach (ca. 10.000 Beschäftigte, Produzent des PKW Wartburg) und der VEB Barkas-Werke Karl-Marx-Stadt/Chemnitz (ca. 7.500 Beschäftigte, Produzent von Zweitakt- und Viertakt-Otto-Motoren, Kleintransportern, Dieseleinspritzpumpen).[10]
Mit Wirkung zum 1. Juli 1990 wurde der VEB IFA-Kombinat Personenkraftwagen in die nur wenige Jahre bestehende IFA-Personenkraftwagen Aktiengesellschaft mit Sitz in Chemnitz (IFA-PKW AG) umgewandelt.[11] Dieser Aktiengesellschaft gehörten 17 in GmbH umgewandelte ehemalige Kombinatsbetriebe mit ca. 33.000 Beschäftigten an, bei der die IFA-PKW AG 100% des Stammkapitals hielt. 11 weitere Kombinatsbetriebe gingen nicht in die neue Aktiengesellschaft über.[12] Zur Holdinggesellschaft gehörten die Kapitalgesellschaften:[13]
• Sachsenring Automobilwerke Zwickau GmbH (ehem. VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau)|-----|
• Barkas GmbH (mit Werken in Chemnitz, Hainichen und Frankenberg; ehem. VEB Barkas-Werke Karl-Marx-Stadt)
• Räderwerk Ronneburg GmbH (ehem. VEB Fahrzeugzubehörwerke Ronneburg)|-----|
• Maschinenfabrik Greiz (ehem. VEB Fahrzeugzubehörwerke Ronneburg)|-----|
• Lenkgetriebewerk Triptis GmbH (ehem. VEB Fahrzeugzubehörwerke Ronneburg)
• Karosseriewerk Meerane GmbH (ehem. VEB IFA-Karosseriewerk Meerane)
• Metallwarenfabrik Beierfeld GmbH (ehem. VEB Metallwarenfabrik Beierfeld)
• Roßweiner Schmiede- und Federnwerke GmbH (ehem. VEB Roßweiner Achsen-, Federn- und Schmiedewerke "Hermann Matern")
• IFA-Stoßdämpfer GmbH (ehem. VEB Stoßdämpferwerk Hartha)
• HAZET Kraftfahrzeugwerk GmbH Zwickau (ehem. VEB Hazet Kraftfahrzeugwerk Zwickau)
• Fahrzeugwerk Werdau GmbH (ehem. VEB Kraftfahrzeugwerk "Ernst Grube" Werdau)
• Gothaer Werkzeugmaschinen GmbH (ehem. VEB Werkzeugmaschinenfabrik Gotha)
• Eisenhammerwerk GmbH (ehem. VEB Eisenhammerwerk Dresden-Dölzschen)
• Metallwerke GmbH (ehem. VEB Druckguß- und Kolbenwerk Harzgerode)
• Renak-Werke GmbH (ehem. VEB Renak-Werke Reichenbach)
• Karosseriewerke Dresden (ehem. VEB IFA-Karosseriewerke Dresden)
• MATEC Maschinenbau und Automatisierungstechnik GmbH (ehem. VEB Werkzeugmaschinenfabrik Johanngeorgenstadt)
Dazu kamen weitere gemischte Gesellschaften, bei denen die IFA-PKW AG nur Geschäftsanteile unter 100 % hielt:
• VW-IFA-Vorbereitungs GmbH
• Sächsische Automobilbau GmbH
• Automobilvertriebs-Zentrum Chemnitz GmbH
• VW-GEDAS-Consult GmbH
• VW-BildungsinstitutDie IFA-PKW AG im Aufbau (i. A.) ist am 11. Juli 1990 in das Handelsregister beim Kreisgericht der Stadt Chemnitz (später Amtsgericht Chemnitz, HRB 252) eingetragen worden. Alleiniger Gesellschafter war die Treuhandanstalt, Anstalt des öffentlichen Rechts, Berlin. Der Gegenstand des Unternehmens bestand in Entwicklung, Herstellung und Vertrieb sowie Import und Export von Personenkraftwagen und Transportern sowie deren Komponenten und Baugruppen.[14] Der vorläufige Vorstand bestand aus Dieter Voigt (Vorsitzender), Lothar Bauch, Bernd Beltrame, Hans Große, Peter Jacob, Gerhard Roth und Hans-Jörg Schneider. Durch Beschluss des Aufsichtsrates der Gesellschaft vom 18. März 1991 wurden Dr. Horst Kittel zum Vorstandsvorsitzenden und Wolfgang Bertram zum Vorstandsmitglied berufen und die Vorstandsmitglieder Bauch, Große und Jacob aus dem Vorstand abberufen (Die Mitglieder Beltrame, Roth und Schneider waren bereits vorher ausgeschieden). Diese Änderungen sind im Handelsregister nicht eingetragen worden. Gemäß Satzung vom 18. Dezember 1990 und Nachtrag vom 6. Dezember 1991 wurde die Gesellschaft durch zwei Vorstandsmitglieder gemeinschaftlich oder in Gemeinschaft mit einem Prokuristen vertreten. Im Januar 1992 wurden der Dipl.-Ing. oec. Wolfgang Bertram, Greiz und Rechtsanwalt Bernd Schlomka, Chemnitz als Vorstand im Handelsregister eingetragen. Die IFA-PKW AG ging zum 17. März 1993 in Liquidation, als Liquidator wurde Prof. Dr. Eckard Wandel, Tübingen bestellt. Mit Beschluss der Hauptversammlung vom 7. Juli 1994 erfolgte die Einsetzung von Dr. Jürgen D. Spliedt, Hamburg als Liquidator. Alleiniger Gesellschafter war zuletzt die Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS). Mit Wirkung vom 21. April 2000 bzw. 1. Mai 2000 ist die BVS Verwaltungsgesellschaft mbH mit Sitz in Berlin als Abwicklerin der IFA-Personenkraftwagen AG i. A. sowie der Barkas GmbH i. L. in Chemnitz (THA/BvS-Nr. 9544), der Renak GmbH i. L. in Chemnitz (THA/BvS-Nr. 9549) und der HAZET Kraftfahrzeugwerk GmbH i. L. (THA/BvS-Nr. 9530) von der BvS bestellt worden. Die Liquidation der IFA Metallwarenfabrik GmbH in Chemnitz wurde im März 2000 beendet.[15]2. Bestandsgeschichte
Das ursprüngliche Archiv des VEB IFA-Kombinat Personenkraftwagen befand sich in der Mitverwaltung des Archivs des VEB Barkas-Werke.[16] 1983 betrug der Umfang dieser Unterlagen 87 lfm, die Laufzeit der Akten begann 1978.
Der erste Teil Akten wurden dem Sächsischen Staatsarchiv Chemnitz am 28. Februar 2001 von der IFA-Personenkraftwagen Aktiengesellschaft in Liqidation übergeben. Der Gesamtumfang betrug etwa 3,42 lfm. Die abgelieferten Akten waren über ein Abgabeverzeichnis erschlossen, das insbesondere das vorhandene Bild-, Karten- und Sammlungsmaterial nur summierend aufführte. In den Jahren 2002 und 2004 wurde die Überlieferung im Staatsarchiv Chemnitz archivisch neu bearbeitet und technisch bearbeitet. Hierbei wurden insbesondere die vorher summarisch als "Sammlungsgut" bezeichneten Fotos, Pläne und technischen Zeichnungen gesondert erfasst. Der voll erschlossene Teil des Bestandes 30929 umfasst 301 Akteneinheiten mit einer Laufzeit von 1932 bis 1992 im Umfang von 3,4 lfm. Hierzu gehören 201 Karten und Pläne, 1350 Fotos (981 s/w, 369 farbig), 339 Fotonegative (202 s/w, 137 farbig), 396 Dias (12 s/w, Neg., 41 farbig, Neg., 343 farbig, Pos.) sowie 17 Magnetbänder.
Im Februar 2002 erhielt das Sächsische Staatsarchiv Leipzig 6 Filmrollen. Diese wurde zwischenzeitlich digitalisiert und fachgerecht im Bestand verzeichnet.
Im Zuge der Abwicklung des Unternehmens waren betriebliche Unterlagen der letzten Geschäftsjahre des Kombinates und dessen Nachfolgers unter der THA-Nr. 5421 an das DISOS-Landesdepot Sachsen gelangt. Diese Unterlagen sind in den Jahren 2017 und 2021, nach vorheriger Bewertungsauswahl, durch die Rhenus Office Systems GmbH im Auftrag der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben an das Staatsarchiv Chemnitz übergeben und dem Bestand hinzugefügt worden. Die revidierten und teilweise erweiterten Verzeichnungsangaben aus den Abgabelisten wurden dazu in die Erschließungsdatenbank importiert und anschließend klassifiziert. Nach Abschluss der Bestandsergänzungen ist die von Ute Dieckhoff erarbeitete Findbucheinleitung (2004) durch Viola Dörffeldt (2022) inhaltlich ergänzt und erweitert worden
3. Bestandsanalyse
Ein Großteil der Akten des volkseigenen Kombinates stammt aus der Mitte der achtziger Jahre, die technischen Zeichnungen reichen bis in die fünfziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts zurück. Einen thematischen Schwerpunkt der Überlieferung stellen die Planungen und die anschließende Produktion des von VW übernommenen Viertaktmotors dar – ein Thema, das sich in Akten, Lageplänen und zahlreichen Fotos widerspiegelt. Daneben wird die vorhandene Überlieferung vor allem durch Presseinformationen und Veröffentlichungsgenehmigungen von Aufsätzen sowie Werbeprospekten geprägt. In ihnen wird die ganze Produktpalette des Kombinats deutlich.
Nach einer Anweisung des Generaldirektors des VEB IFA-Kombinat Personenkraftwagen über wirtschaftsorganisatorische Maßnahmen zum 1. Juli 1984 wurde das Kombinat über den VEB Barkas-Werke als Stammbetrieb geleitet.[17] Ein erheblicher Teil der Akten des IFA-Kombinats verblieb beim Stammbetrieb (StAC, Bestand 31055 VEB Barkas-Werke, Karl-Marx-Stadt, Stammbetrieb des VEB IFA-Kombinat Personenkraftwagen, Karl-Marx-Stadt). Darüber hinaus enthält der Bestand eine umfangreiche Überlieferung der IFA-Personenkraftwagen AG und deren Tochtergesellschaften. Sie spiegelt zunächst dem Umbruch des sozialistischen Systems zur Marktwirtschaft und später den Liquidationsprozess wider.
4. Quellen und Literatur
Bestandsakte zu Bestand 30929 VEB IFA-Kombinat Personenkraftwagen Karl-Marx-Stadt und Nachfolger
Bestand 30464 Bezirksvertragsgericht Karl-Marx-Stadt, Nr. 3354 (u. a.)
Bestand 31055 VEB Barkas-Werke Karl-Marx-Stadt, Stammbetrieb des VEB IFA-Kombinat Personenkraftwagen Karl-Marx-Stadt
Bestand 33399 VEB Metallwarenfabrik Beierfeld
Bestand 31061 VEB Karosseriewerk Meerane
Bestand 31062 VEB Renak-Werke Reichenbach/V.
Bestand 31069 VEB IFA Kraftfahrzeugwerk "Ernst Grube" Werdau
Bestand 31075 VEB HAZET Kraftfahrzeugwerk Zwickau
Bestand 31076 VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau und Vorgänger
Bestand 33466 Wissenschaftlich-Technisches Zentrum Automobilbau
Bestand 31988 SED-Grundorganisation VEB Wissenschaftlich-Technisches Zentrum Automobilbau des VEB IFA-Kombinat Personenkraftwagen Karl-Marx-StadtPeter KIRCHBERG, Plaste, Blech und Planwirtschaft: Die Geschichte des Automobilbaus in der DDR, 2. Aufl., Berlin 2001.
Volkmar KREIßIG, Kombinate – Privatisierung – Konzerne – Netzwerke. Ostdeutsche Automobil- und Zuliefererindustrie und industrielle Beziehungen im Transformationsprozeß, München 1996.
Friedrich VON SCHLEINITZ, IFA-Kombinat PKW Karl-Marx-Stadt. Vom internationalen Markt abgekoppelt, in: Kombinate. Was aus ihnen geworden ist. Reportagen aus den neuen Ländern, hg. v. der Wochenzeitung "Die Wirtschaft", Berlin, München 1993, S. 69-82.
https://de.wikipedia.org/wiki/Industrieverband_Fahrzeugbau
https://www.fh-zwickau.de/hochschule/service/historische-sammlung/kraftfahrzeug/motivation-und-aufbau-der-sammlung/pkw-produktion-ddr/
(zuletzt aufgerufen am 30.9.2022)5. Abkürzungen
[01] Vgl. Peter Kirchberg, Plaste, Blech und Planwirtschaft: Die Geschichte des Automobilbaus in der DDR, 2. Aufl., Berlin 2001, S. 373.
[02] Verfügung Nr. 23/77 des Ministers für Allgemeinen Maschinen-, Landmaschinen- und Fahrzeugbau vom 16.12.1977 (vgl. StAC, Bestandsakte zu Bestand 30929).
[03] Vgl. Kirchberg, S. 373-374.
[04] Ebd., S. 373.
[05] Ebd., S. 374.
[06] StAC, Bestand 30464, Nr. 3354.
[07] Vgl ebd.
[08] Vgl. ebd., Anlage 1 zum Statut des VEB IFA-Kombinat Personenkraftwagen v. 1.1.1981.
[09] International üblich zu dieser Zeit waren 30-40% (vgl. Friedrich von Schleinitz, IFA-Kombinat PKW Karl-Marx-Stadt. Vom internationalen Markt abgekoppelt, in: Kombinate. Was aus ihnen geworden ist. Reportagen aus den neuen Ländern, hg. v. der Wochenzeitung "Die Wirtschaft", Berlin, München 1993, S. 69-82, S. 72).
[10] Bestand 30929, Nr. 19, Nr. 1026, Nr. 1067.
[11] Rechtsgrundlage: Gesetz zur Privatisierung und Reorganisation des volkseigenen Vermögens (Treuhandgesetz)vom 17.6.1990.
[12] Vgl. ebd., S. 73.
[13] Vgl. Volkmar Kreißig, Kombinate – Privatisierung – Konzerne – Netzwerke. Ostdeutsche Automobil- und Zuliefererindustrie und industrielle Beziehungen im Transformationsprozeß, München 1996, S. 82; Bestand 30929, Nr. 19.
[14] Vgl. Gewerbeanmeldung vom 1.7.1990 in Bestand 30929, Nr. 1026 und Presseinformation der IFA Pkw AG zur Leipziger Herbstmesse 1990 in Bestand 30929, Nr. 19.
[15] Vgl. in Bestand 30929, Nr. 1026 und 1051
[16] Vgl. StAC, Bestandsakte zu Bestand 30929.
[17] Vgl. StAC, Bestand 30464, Nr. 3354.
Peter KIRCHBERG, Plaste, Blech und Planwirtschaft: Die Geschichte des Automobilbaus in der DDR, 2. Aufl., Berlin 2001.
Volkmar KREIßIG, Kombinate - Privatisierung - Konzerne - Netzwerke. Ostdeutsche Automobil- und Zuliefererindustrie und industrielle Beziehungen im Transformationsprozeß, München 1996.
Friedrich VON SCHLEINITZ, IFA-Kombinat PKW Karl-Marx-Stadt. Vom internationalen Markt abgekoppelt, in: Kombinate. Was aus ihnen geworden ist. Reportagen aus den neuen Ländern, hg. v. der Wochenzeitung "Die Wirtschaft", Berlin, München 1993, S. 69-82.
https://de.wikipedia.org/wiki/Industrieverband_Fahrzeugbau
https://www.fh-zwickau.de/hochschule/service/historische-sammlung/kraftfahrzeug/motivation-und-aufbau-der-sammlung/pkw-produktion-ddr/
(zuletzt aufgerufen am 30.9.2022)
Volkmar KREIßIG, Kombinate - Privatisierung - Konzerne - Netzwerke. Ostdeutsche Automobil- und Zuliefererindustrie und industrielle Beziehungen im Transformationsprozeß, München 1996.
Friedrich VON SCHLEINITZ, IFA-Kombinat PKW Karl-Marx-Stadt. Vom internationalen Markt abgekoppelt, in: Kombinate. Was aus ihnen geworden ist. Reportagen aus den neuen Ländern, hg. v. der Wochenzeitung "Die Wirtschaft", Berlin, München 1993, S. 69-82.
https://de.wikipedia.org/wiki/Industrieverband_Fahrzeugbau
https://www.fh-zwickau.de/hochschule/service/historische-sammlung/kraftfahrzeug/motivation-und-aufbau-der-sammlung/pkw-produktion-ddr/
(zuletzt aufgerufen am 30.9.2022)
Unterlagen zur Leitung und Organisation des VEB IFA-Kombinat Personenkraftwagen.- Internationale Zusammenarbeit.- Zusammenarbeit mit dem Volkswagen-Konzern.- Gründung, Leitung, Sanierung und Abwicklung der IFA-Personenkraftwagen AG einschließlich Gründung und Abwicklung der Tochtergesellschaften.- Vorstands- und Aufsichtsratsunterlagen der AG und GmbH.- Verkauf von Grundstücken, Gebäuden und Anlagen.- Personalverwaltung.- Tarife.- Zusammenarbeit mit Treuhandanstalt und Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben.- Pressemitteilungen.- Werbematerial, Filme, Fotos u. a. Sammlungsgut zur Fahrzeug- und Unternehmensgeschichte.- Ökonomik des Industriezweiges Automobilbau.- Forschung und Entwicklung.- Technische Zeichnungen des VEB Barkas-Werke (Werk Framo, Hainichen).- Produktionsplanung, Produktionsdurchführung, Absatz und Vertrieb.- Finanzen/Conrolling.
1978 als Nachfolger der VVB Automobilbau gebildet, unterstand das Kombinat dem Ministerium für Allgemeinen Maschinen-, Landmaschinen- und Fahrzeugbau. Seine Aufgaben bestanden in der Forschung, Entwicklung und Produktion sowie im Absatz von Personenkraftwagen, Anhängern, Transportern, Dieseleinspritzpumpen und Fahrzeugteilen. Es war zuständig für den Anlagenbau und -export sowie den Import von Personenkraftwagen und Ersatzteilen. Weitere Aufgaben waren der Binnenhandel mit Fahrrädern und motorisierten Zweiradfahrzeugen sowie die Preiskoordinierung der Erzeugnisse. Nachfolger wurde 1990 die IFA-Personenkraftwagen AG, Chemnitz.
Bis 2021 trug der Bestand den Namen: VEB IFA-Kombinat Personenkraftwagen Karl-Marx-Stadt und Nachfolger.
Bis 2021 trug der Bestand den Namen: VEB IFA-Kombinat Personenkraftwagen Karl-Marx-Stadt und Nachfolger.
- | ohne Findmittel für 6 Lauffilme
- 2004 | Findbuch / Datenbank
- 2010 | Findbuch für 3,24 lfm
- 2016, 2018, 2020 | elektronisches Findmittel
- 2024-02-15 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5