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Beständeübersicht

Bestand

31036 Sächsische Webstuhlfabrik AG (Louis Schönherr), Chemnitz

Datierung1851 - 1970 (1990)
Benutzung im Staatsarchiv Chemnitz
Umfang (nur lfm)55,77

Bestand enthält auch 4 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular

1. Geschichte der Firma Sächsische Webstuhlfabrik AG (Louis Schönherr), Chemnitz
Im Zeitraum von 1854 bis 1861 erwarb Louis Ferdinand Schönherr die Fabrikanlagen von der ehemaligen Sächsischen Maschinenbau-Companie, in der er zuvor von 1841 bis 1849 selbst tätig gewesen war, zum Bau von Webmaschinen. Seine Firma unter dem Namen Schönherr & Seidler hatte er bereits zum 1. Januar 1852 in Altchemnitz gegründet. Bereits 1855 ist die Webstuhlmanufaktur durch eine eigene Gießerei ergänzt worden. Neben Tuchwebstühlen und Webstühlen zur Herstellung von Möbelbezugsstoffen sind in den ersten Jahrzehnten außerdem großen Stückzahlen Spulmaschinen, Schärmaschinen, Leinen- und Schlichtmaschinen produziert worden. Der Betrieb nahm eine rasante Entwicklung in deren Folge 1872 die Umwandlung zur Sächsischen Webstuhlfabrik AG, vormals Louis Schönherr, Chemnitz erfolgte und das Produktionsprofil um Teppich- und Plüschwebmaschinen erweitert werden konnte. Durch den Export der Maschinen erzielte das Unternehmen Weltruf. 1912 umfasste das Produktportfolio 84 verschiedene Grundausführungen von Webmaschinen. In den folgenden Jahren konnte das Unternehmen weitere innovative Maschinen für die industrielle Großproduktion auf den Markt bringen, darunter eine seit 1932 gebaute zweischützige Doppelteppichwebmaschine. Es entwickelte sich zum zweitgrößten Betrieb der Stadt Chemnitz. 1935 erwarb die Sächsische Webstuhlfabrik AG die Abteilung Webstuhl- und Webereivorbereitungsmaschinenbau der Sächsischen Textilmaschinenfabrik vorm. Rich. Hartmann AG, Chemnitz, wodurch man das Fabrikationsprogramm durch Spezialmodelle, Bauart Hartmann, ergänzte. Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges erfolgte die Umstellung auf eine Rüstungsproduktion, bei der auch Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene zum Einsatz kamen. Nach Kriegsende wurde der durch Kriegseinwirkungen beschädigte Betrieb auf Befehl der sowjetischen Kommandantur komplett demontiert. Nach dem Wiederaufbau ab 1946 firmierte der Nachfolgebetrieb bis 1990 als VEB Webstuhlbau Karl-Marx-Stadt.


2. Bestandsgeschichte
Im März 1998 wurde das Unternehmensarchiv der Chemnitzer Webmaschinenbau GmbH in das Sächsische Staatsarchiv Chemnitz übernommen. Zu diesen Unterlagen aus der Provenienz des früheren VEB Webstuhlbau und seines Vorgängerbetriebes, der Sächsischen Webstuhlfabrik AG (Louis Schönherr), Chemnitz existierten zum Zeitpunkt der Übernahme keine Findmittel. Aus den übernommenen Unterlagen wurden zwei Bestände gebildet:

• 31036 Sächsische Webstuhlfabrik AG (Louis Schönherr), Chemnitz
• 31043 VEB Webstuhlbau Karl-Marx-Stadt

Der Bestand ist 1998 von Mitarbeitern einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme auf Kartei verzeichnet worden. Die technischen Zeichnungen und das im Bestand befindliche umfangreiches Sammlungsgut (u. a. Mustersammlung, Patentsammlung, Bücher, Zeitschriften) wurden, ohne Signaturen zu vergeben, lediglich grob verzeichnet. Anschließend erfolgte im Rahmen eines Projekts durch eine Hilfskraft die Retrokonversion der Verzeichnungsangaben von der Findkartei in das Archivprogramm Augias-Archiv. Im Zeitraum von 2015 bis 2016 erfolgte die Bewertung, Verzeichnung, Signierung und sachgerechte Verpackung des Sammlungsguts durch zwei weitere Hilfskräfte und die Bestandsverantwortliche. Sachakten und Sammlungsgut sind nunmehr vollständig über Datenbank und Findbuch benutzbar. Einzelfotos aus dem Zeitraum bis 1918 sind darüber hinaus auch im Bestand 39078 "Bildquelleninventar zur sächsischen Industriegeschichte bis 1918" des Staatsarchivs Chemnitz erfasst. Die Sammlung technischer Zeichnungen ist weiterhin über die handschriftliche Findkartei erschlossen. Weiterführende Unterlagen befinden sich im Bestand 31043 des VEB Webstuhlbau Karl-Marx-Stadt.


3. Bestandsanalyse
Im Bestand enthalten sind Register der produzierten Webstühle, Maschinen und Teile (1852 - 1959) einschließlich Auftragsbücher der Sächsischen Textilmaschinenfabrik vorm. Richard Hartmann AG, Chemnitz (1909 – 1933), Vorkalkulationsbücher, Hauptbücher, Aktienbücher, Geschäfts- und Jahresberichte, Unterlagen über die Aufsichtsratstätigkeit, Protokolle von Aufsichtsratssitzungen und Generalversammlungen, Revisionsberichte, Bilanz- und Inventurunterlagen, Verträge, Urkunden, Unterlagen über Rechtsstreite, Schutzrechtsarbeit, Gebrauchsmuster, Patente, Erfindungen, Tarif- und Personalangelegenheiten, Lohn- und Gehaltsbücher, Nachweise zur Arbeiter- und Beamten-Unterstützungskasse, Export, Vertreterbedingungen, Internationale Projekte, Rüstungsproduktion, Zwangsarbeiterbeschäftigung, Werbung, Prospekte, Ersatzteilkataloge, Montageanleitungen, Beschreibungen und Fotos für Webstühle und Vorbereitungsmaschinen aus eigener Produktion (bis ca. 1970), der Sächsischen Textilmaschinenfabrik vorm. Rich. Hartmann AG, Chemnitz, der Fa. Oskar Schleicher, Greiz und von anderen Konkurrenzfirmen, Stoff- und Teppichmuster, Fachliteratur, technische Zeichnungen.


4. Quellen und Literatur
31043 VEB Webstuhlbau Karl-Marx-Stadt
31035 Sächsische Textilmaschinenfabrik vorm. Rich. Hartmann AG, Chemnitz
39078 "Bildquelleninventar zur sächsischen Industriegeschichte bis 1918" im Staatsarchiv Chemnitz

Die Sächsische Webstuhlfabrik Chemnitz einst und jetzt. Denkschrift 1852 – 1927. – Chemnitz : Pickenhahn, 1927.

Balzer, Stefan: Webstuhl-Register der Fa. L. Schönherr, Chemnitz : Lieferungen an Tomaszower Abnehmer / Stefan Balzer – Dresden, 2007.

http://www.schoenherrfabrik.de/de/Aktuelles/Schoenherr-200-eV_1404.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Louis_Sch%C3%B6nherr
(letzte Aufrufe am 12.8.2016)


5. Abkürzungen und Kennzahlen für technische Zeichnungen
A|-----|Einschütziger Baumwoll-Webautomat mit selbsttätiger Spulenauswechslung, leichte, mittelschwere und schwere Bauart
BE|-----|Buckskin-Webstuhl (Kurbel-Webstuhl) für leichte und mittelschwere Halbwollstoffe, mittelschwere Bauart
CB|-----|Axminsterteppich-Webstuhl (leichter Kurbel-Filzwebstuhl)
CF|-----|Chenillevorware-Schützenstuhl, zehnschützig mit Handklaviatursteuerung und Seitentrommeltritt
CF1|-----|Kurbel-Buckskin-Webstuhl
CFS|-----|Kurbel-Buckskin-Webstuhl, schweres Modell, Geschlossenfach
CFO|-----|Kurbel-Buckskin-Webstuhl, Offenfach
CFT|-----|Kurbel-Buckskin-Webstuhl
CT1|-----|Kurbel-Tuchwebstuhl mit einschütziger Lade oder dreischützigem Rundwechsel und Trommelseitentritt
F|-----|Einschütziger Leinenwebstuhl,verstärkt
L|-----|Leichter, einschütziger Leinenwebstuhl mit Unterschlag und beliebiger Fachbildeeinrichtung, auch Jaquard
O|-----|Einschütziger Doppelplüsch-Webstuhl
OD|-----|Doppelschütziger Doppelplüsch-Webstuhl
OMJ|-----|Jaquard-Doppelmoquette-Webstuhl
PS|-----|Schaft-Rutenteppich-Webstuhl zur Herstellung von Uni-, Tapestry- und Velourteppiche
PS1|-----|Schaft- und Jaquard-Rutenwebstuhl
PS1B|-----|Schwerer Schaft- und Jaquard-Rutenwebstuhl
PSD|-----|Einschütziger Jaquard-Doppelteppichwebstuhl für Woll- und Doppelteppiche
PSD1|-----|Doppelschütziger Jaquard-Doppelteppichwebstuhl für schwerste Wollteppiche
RM|-----|Mokett-Teppichwebstuhl
RPNd|-----|Rutenplüschmaschine
SLN|-----|Filztuchwebstuhl, System Schönherr, für Rundfilze zur Papierfabrikation
4310|-----|Doppelteppichwebmaschine (DTWM)
4312|-----|Doppelteppichgreiferwebmaschine (DTGWM)
4860|-----|Jaquardmaschine
Karin Meisel, Barbara Schaller: Louis Ferdinand Schönherr 1817 - 1911. Textilmaschinenbau von Weltruf, Chemnitzer Lebensbilder 13, Chemnitz 2017.

Hannes Winkler/Birgit Eckert/Steve Tietze: Gekommen und zu bleiben. Von Louis Ferdinand Schönherr zur schönherr.fabrik.- eine sächsische Erfolgsgeschichte, Chemnitz 2917.

Balzer, Stefan: Webstuhl-Register der Fa. L Schönherr, Chemnitz. Lieferungen an Tomaszower Abnehmer, Manuskript, Dresden 2007.

100 Jahre Hartmann Textilmaschinenbau. Textilmaschinenbau im Jahre 1937 / Sächsischen Textilmaschinenfabrik vorm. Rich. Hartmann Aktiengesellschaft Chemnitz [Hrsg.] ; Friedrich Haßler [Bearb.], 1937.

Louis Schönherr – Wikipedia (zuletzt aufgerufen am 18.08.2015)
https://de.wikipedia.org/wiki/Louis_Schönherr

Wetzel, Günther: Zur Geschichte des VEB Wbstuhlbau Karl-Marx-Stadt von der industriellen Revolution bis zum Jahre 1945, in: Sächsische Heimatblätter 28, 1982, S. 113 - 121.
Register der produzierten Webstühle, Maschinen und Teile (1852-1959) einschließlich Auftragsbücher der Sächsischen Textilmaschinenfabrik vorm. Richard Hartmann AG, Chemnitz (1909 - 1933).- Hauptbücher.- Aktienbücher.- Geschäftsberichte.- Jahresberichte.- Unterlagen über die Aufsichtsratstätigkeit.- Protokolle von Aufsichtsratssitzungen und Generalversammlungen.- Revisionsberichte.- Bilanzen.- Inventurunterlagen.- Verträge.- Urkunden.- Unterlagen über Rechtsstreite.- Schutzrechtsarbeit.- Patente.- Erfindungen.- Tarifangelegenheiten.- Personalangelegenheiten.- Lohnbücher.- Gehaltsbücher.- Vorkalkulationsbücher.- Nachweise zum Export.- Vertreterbedingungen.- Internationale Projekte.- Rüstungsproduktion.- Werbung.- Prospekte.- Ersatzteilkataloge.- Montageanleitungen.- Beschreibungen und Fotos für Webstühle und Vorbereitungsmaschinen aus eigener Produktion (bis ca. 1970), der Sächsischen Textilmaschinenfabrik vorm. Rich. Hartmann AG, Chemnitz, der Fa. Oskar Schleicher, Greiz und von anderen Konkurrenzfirmen.- Stoffmuster.- Teppichmuster.- Fachliteratur.- Technische Zeichnungen.


Im Zeitraum von 1854 bis 1861 erwarb Louis Ferdinand Schönherr die Fabrikanlagen von der ehemaligen Sächsischen Maschinenbau-Companie, in der er zuvor von 1841 bis 1849 selbst tätig gewesen war, zum Bau von Webmaschinen. Seine Firma unter dem Namen Schönherr & Seidler war bereits zum 1. Januar 1852 in Altchemnitz gegründet worden. Bereits 1855 ist die Webstuhlmanufaktur durch eine eigene Gießerei ergänzt worden. Neben Tuchwebstühlen und Webstühlen zur Herstellung von Möbelbezugsstoffen sind in den ersten Jahrzehnten außerdem großen Stückzahlen Spulmaschinen, Schärmaschinen, Leinen- und Schlichtmaschinen produziert worden. Der Betrieb nahm eine rasante Entwicklung in deren Folge 1872 die Umwandlung zur Sächsischen Webstuhlfabrik AG (Louis Schönherr), Chemnitz erfolgte und das Produktionsprofil um Teppich- und Plüschwebmaschinen erweitert werden konnte. Durch den Export der Maschinen erzielte das Unternehmen Weltruf. 1912 umfasste das Produktportfolio 84 verschiedene Grundausführungen von Webmaschinen. In den folgenden Jahren konnte das Unternehmen weitere innovative Maschinen für die industrielle Großproduktion auf den Markt bringen, darunter eine seit 1932 gebaute zweischützige Doppelteppichwebmaschine. Es war nach der Richard Hartmann AG der zweitgrößte Betrieb der Stadt Chemnitz. Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges erfolgte die Umstellung auf eine Rüstungsproduktion in der auch Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter zum Einsatz kamen. Nach Kriegsende wurde der durch Kriegseinwirkungen beschädigte Betrieb auf Befehl der sowjetischen Kommandantur komplett demontiert. Nach dem Wiederaufbau ab 1946 firmierte der Nachfolgebetrieb bis 1990 als VEB Webstuhlbau Karl-Marx-Stadt.
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  • 2016 | elektronisches Findmittel
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