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Beständeübersicht

Bestand

31451 Schocken AG, Zwickau

Datierung1841 – 1951
Benutzung im Staatsarchiv Chemnitz
Umfang (nur lfm)15,40

Bestand enthält auch 111 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular

1. Geschichte des Schocken-Konzerns und seiner Nachfolger
1.1. Geschichte des Schocken-Konzerns 1901 - 1938
1.1.1. Die Anfänge des Warenhausunternehmens Schocken 1901 - 1907

Am 18. März 1901 wurde in Zwickau das "Warenhaus Ury Gebrüder, Zwickau/Leipzig" eröffnet, gegründet durch die Gebrüder Moritz und Julius Ury. Leiter des Warenhauses war Simon Schocken, der in die Familie Ury eingeheiratet hatte Ursprünglich sollte das Haus in Zwickau nur ein Schwestergeschäft der Leipziger Firma bzw. des dortigen Kaufhauses Ury sein. Nach einer im "Zwickauer Tageblatt" vom 17. März 1901 veröffentlichten Anzeige sollte es nach folgenden Grundsätzen geführt werden: "Unwandelbare Reellität. Weitgehendste Coulanz. Reichhaltige Auswahl. Unbeschränkter Umtausch gekaufter Gegenstände", bis hin zu festen Preisen, "Baarverkauf" und evtl. "Rückzahlung des Kaufpreises" mit der damals unüblichen Zusicherung, dass kein Kaufzwang bestehe. Diese Verkaufsmethoden und die kontinuierliche Ausweitung des Sortiments (bei strenger Beachtung des Prinzips "Hohe Qualität/Niedrige Preise") sowie das Einbringen wissenschaftlicher Erkenntnisse beim Verkauf neuer Produkte und der Orientierung an Modeneuheiten brachte dem Zwickauer Kaufhaus bald den gewünschten Erfolg.
Im Jahre 1901 trat auch Salman Schocken dem Zwickauer Geschäft auf Einladung seines Bruders Simon Schocken bei. Ab 1902 machte Simon Schocken von seinem Recht Gebrauch, Teilhaber des Unternehmens zu werden, das ihm bei der Übernahme der Geschäftsleitung vertraglich zugesichert worden war. Vor allem die gute Zusammenarbeit der beiden Brüder und der wachsende Erfolg des Kaufhauses Ury veranlassten Simon und Salman Schocken zur Gründung weiterer Filialen.
In den Jahren von 1904 bis 1914 wuchs die Bevölkerung des Königreiches Sachsen um 13 Prozent und erreichte damit fast fünf Millionen. Gleichzeitig stiegen das steuerpflichtige Einkommen pro Kopf der Bevölkerung um mehr als ein Drittel, das Vermögen um über ein Sechstel und die Sparguthaben der Bevölkerung um mehr als 25 Prozent. Damit boten sich günstige Bedingungen für Erweiterungen/Neugründungen im sächsisch-thüringischen Industriegebiet.
Als Beispiel kann in diesem Zusammenhang die Gründung des ersten "wirklichen" Schocken-Kaufhauses in Oelsnitz, dem Zentrum des erzgebirgischen Steinkohlenbergbaus gelten. Die umfangreichen Funde und der intensiv betriebene Abbau von Steinkohle führten Ende des 19. Jh. zu einem raschen Bevölkerungszuwachs (ca. 20.000 Einwohner) und zur Gründung des Ortsteils Neu-Oelsnitz. Den Einwohnern von Oelsnitz und des Umkreises von Lichtenstein-Callnberg, Hohenstein-Ernstthal, Lugau und Stollberg sollte die Gelegenheit gegeben werden, ihre Einkäufe ohne große Reisekosten ebenso vorteilhaft wie im Zwickauer Hause besorgen zu können. Am 21. Oktober 1904 wurde es unter der Firma "Kaufhaus Schocken" eröffnet. Mit seinen 800 Quadratmetern Verkaufsfläche zählte es zu den größten Warenhäusern Sachsens. Wie in Zwickau sollten in Oelsnitz ebenfalls Barverkauf, Rückgaberecht sowie Festpreise gelten. Außerdem gab es keinen Kaufzwang. Das Oelsnitzer Kaufhaus unter der Leitung von Salman Schocken wurde zu einem großen geschäftlichen Erfolg. Dies drückte sich auch in der 1905 erfolgten Gründung einer Möbelabteilung aus.
Die Gründung des Kaufhauses in Oelsnitz führte erst einmal zur Trennung der Brüder Schocken, da Simon Schocken weiterhin die Leitung des Zwickauer Hauses behielt (1906 ging das Geschäft in den alleinigen Besitz von Simon Schocken über) und Salman Schocken sich ausschließlich um die Weiterentwicklung der Verkaufsstrategien durch seine Beobachtungen und Erfahrungen im Oelsnitzer Kaufhaus bemühte. Diese Trennung währte jedoch nicht lange. Bereits drei Jahre später führten die Brüder Schocken ihre Geschäfte wieder gemeinsam und es war nur eine Frage der Zeit, bis sie ein gemeinsames Unternehmen gründen würden.

1.1.2. Gründung und Entwicklung der Firma I. Schocken Söhne Zwickau 1907 - 1914
Simon und Salman Schocken gründeten am 2. Januar 1907 die Firma I. Schocken Söhne Zwickau, zu der das Zwickauer Kaufhaus Simon Schockens und das Oelsnitzer Kaufhaus Salman Schockens gehörten. Außerdem kam es zur Gründung einer Einkaufszentrale mit Sitz in Zwickau. Sie war für die Belieferung der beiden Kaufhäuser mit Waren zuständig.
Zu diesem Zeitpunkt gab es neben den zwei Schocken-Kaufhäusern eine Anzahl von sogenannten Anschlussgeschäften, die ihre Waren über die Zwickauer Einkaufszentrale bezogen, aber ansonsten unabhängig waren (Einkaufsvereinigungen mit dem Ziel der Ausschaltung des Zwischenhandels). Anschlussgeschäfte gab es ab dem 1. Januar 1907 in Bremerhaven, Geestemünde und München. In den Jahren 1908 - 1912, 1915, 1919, 1920, 1922 und 1927 kamen weitere hinzu, die aber zu unterschiedlichen Zeitpunkten wieder austraten. Am 27. September 1907 wurde bereits das nächste Kaufhaus des Schocken-Unternehmens gegründet, in der 12.000 Einwohner zählenden Gemeinde Lugau. Die Gemeinde gehörte zu diesem Zeitpunkt zu den rasch aufstrebenden Industriestandorten (Lugau-Oelsnitzer Steinkohlebecken) in der Region um Chemnitz.
1909 kam es zur Eröffnung eines Kaufhauses in Aue und 1910 in Planitz bei Zwickau. Das Warenhaus in Planitz musste bereits 1911 in einen Neubau umziehen, da es den Ansprüchen der Kundschaft von seiner Größe her nicht mehr genügte.
Das schnelle Wachstum des Schocken-Konzerns verdeutlichen auch die Neugründungen, die über den Zwickauer Raum hinausgingen. 1912 erfolgte die Eröffnung eines Kaufhauses in Meißen, am 9. Januar 1913 in Zerbst (Herzogtum Anhalt), als erstes Kaufhaus außerhalb des Königreiches Sachsen, sowie am 30. September 1913 in Cottbus. Das Cottbuser Warenhaus leitete in den Jahren 1915/16 Georg Manasse, der 1922 zum Direktor der Schocken Kommanditgesellschaft auf Aktien ernannt wurde. Am 16. Oktober 1913 erfolgte eine weitere Warenhausgründung, in dem 15.000 Einwohner zählenden Ort Frankenberg/Sa. Für den Standort in Frankenberg sprachen vor allem die dort ansässige Textil-, Möbel- und Zigarrenfabrikation sowie die dichte Besiedlung des Umlandes.
Mit der Eröffnung des zehnten Kaufhauses am 27. März 1914 in Freiberg fand die Entwicklung des Unternehmens - bezogen auf die Warenhausgründungen - ihren vorläufigen Abschluss.

1.1.3. Der Schocken-Konzern in den Jahren 1914 - 1932
Trotz der wirtschaftlich schwierigen Zeit während des 1. Weltkrieges versuchte die Firma Schocken auch weiterhin, ihre Kundschaft so gut wie möglich zu versorgen. Dies war u. a. möglich durch die Geschäftsverbindungen, die Schocken überall in Deutschland geknüpft hatte. Somit hatte das Unternehmen noch Informationen über vorhandene Vorräte bei Produzenten und Händlern, über die der Kleinhändler längst nicht mehr verfügte. Doch die wachsende Geldentwertung und die immer größer werdende Warenknappheit gingen auch an der Firma Schocken nicht spurlos vorbei. So musste darauf hingewiesen werden, dass bestimmte Waren (z. B. Baumwollwaren) nicht mehr hergestellt würden oder kaum noch zu haben seien. Ebenso war die Warenverknappung mit einer enormen Preissteigerung verbunden. Vor allem die Gebietsverluste und die Reparationszahlungen (ca. 132 Milliarden Reichsmark) brachten Deutschland nach dem Ende des 1. Weltkrieges an den Rand des wirtschaftlichen Ruins. Angesichts dieser Lage war auch eine weitere wirtschaftlich erfolgreiche Entwicklung des Schocken-Unternehmens fraglich. Vor allem die andauernde Inflation wirkte sich sehr nachteilig auf die deutsche Wirtschaft aus (eine Goldmark entsprach 1919 10 Reichsmark, im November 1923 1 Bill. Reichsmark).
Doch auch in dieser wirtschaftlich schwierigen Lage entschieden sich die Brüder Schocken zur Fortsetzung ihrer vor dem 1. Weltkrieg so erfolgreich begonnen Geschäftspolitik. So wurde schon am 1. November 1919 in Auerbach/V. ein weiteres Kaufhaus der Firma Schocken eröffnet. Im Januar 1920 erfolgte dann die Eröffnung eines Einkaufshauses für Strumpfwaren in Chemnitz und die Übernahme der Firma Tobias in Zwickau, durch die Schocken zu eigenen Textilwerkstätten gelangte. Am 6. Mai 1920 wurde in Regensburg das erste bayrische Schocken-Kaufhaus gegründet. So zeichneten sich selbst nach dem verheerenden Weltkrieg gute Ansätze für eine erfolgreiche Entwicklung der Firma Schocken ab. Doch schon Mitte 1920 verschlechterte sich die Lage der deutschen Wirtschaft durch die steigende Inflation und die dadurch zurückgehende Kaufkraft der Bevölkerung zusehends. Davon war auch die Firma Schocken betroffen. So führten Warenknappheit wegen Devisenmangels und ständig steigende Preise zur Kaufzurückhaltung. Das Unternehmen Schocken entschloss sich daher, die Ware nach den herrschenden Marktverhältnissen zu verkaufen. Das bedeutete vor allem das Ansteigen der Preise.
Die schwierige wirtschaftliche Lage veranlasste Schocken am 23. Dezember 1921 dazu, das Unternehmen zur Stärkung seiner finanziellen Basis auf eine "Kommanditgesellschaft auf Aktien" umzustellen. So wurden im Januar 1922 die Warenhausbetriebe Ury Gebrüder Zwickau und Planitz, die Kaufhäuser Schocken in Cottbus, Regensburg, Aue, Freiberg, Auerbach, Oelsnitz, Lugau, Frankenberg und Zerbst in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien mit 12 Millionen Mark Kapital umgewandelt. Persönlich haftende Gesellschafter waren Salman und Simon Schocken. Sitz der Firma blieb weiterhin Zwickau. Die offene Handelsgesellschaft I. Schocken Söhne blieb als Zentraleinkaufsbetrieb für die Warenhäuser der neuen Kommandit-Aktiengesellschaft und die übrigen Warenhäuser, die dem Warenhauskonzern I. Schocken Söhne angegliedert waren, bestehen. Im November 1923 erfolgte dann noch die Berufung von Rechtsanwalt Dr. Siegfried Moses in das Direktorium des Unternehmens. Er erhielt die Einzelprokura für die Firma I. Schocken Söhne und Schocken KGaA. Der Eintritt von Siegfried Moses in das Schocken-Unternehmen markiert die Teilung der Leitung des Zentralbetriebes der Schocken KGaA sowie der Firma I. Schocken Söhne in zwei Hauptressorts, in das Geschäftsressort (Einkauf, Verkauf, Finanzen), dem Direktor Manasse vorstand und das Verwaltungsressort, das von Dr. Moses übernommen wurde. Doch erst nach 1923, dem Jahr mit der höchsten Inflationsrate in Deutschland, gelang es Schocken wieder, an die Erfolge von vor 1914 anzuknüpfen. Im Herbst 1923 kam es durch die Ausgabe der "Rentenmark" zur Stabilisierung der Reichsmark und damit zum Beginn der Festwährung. So begann Schocken 1924 mit einer Neuordnung und baute gleichzeitig auch das Unternehmen weiter aus. Dazu gehörte, dass alle Einrichtungen für den zentralen Einkauf straffer gefasst wurden und dass der Konzern eine geschlossene, von der Zentrale aus geleitete Einheit bilden sollte.
Die Jahre von 1924 - 1931 sollten zu den erfolgreichsten des Schocken-Konzerns werden. Dazu trugen die durch Salman Schocken entwickelten Verkaufs- und Geschäftsstrategien bei, die sich in der sorgsamen Vorbereitung des Einkaufs, im Ausbau der leistungsfähigsten Produktionsbetriebe sowie der Umsatzsteigerung in den Kaufhäusern mit der hierdurch möglich werdenden Senkung der prozentualen Unkosten infolge kurzer Lagerhaltung niederschlugen. Das preisgünstige Angebot, dessen Qualität durch die Warenprüfstellen sichergestellt wurde, ließ den Kundenkreis kontinuierlich anwachsen. Ebenso wichtig waren für das Unternehmen eine umfassende Ausbildung der Lehrlinge sowie eine ständige Weiterbildung des Verkaufspersonals, damit so eine gute Kundenwerbung und -beratung gewährleistet werden konnte. Salman Schocken selbst legte stets Wert auf eine sorgsame Auswahl aus den Bewerbern und auf eine bestmögliche Ausbildung. Er verlangte von seinen Mitarbeitern unbedingte Liebe zum Beruf, Kenntnisse über jeden Bereich des Warenhauses und seine Funktion, ständige Weiterbildung und eine gute Menschenkenntnis. Er wusste aber auch, dass man solche Leistungen fördern und honorieren muss. So wurden 1925 im Unternehmen Eignungsprüfungen für die Lehrlinge und Lehrmädchen eingeführt, um das tatsächliche Wissen und praktische Können festzustellen. Die zukünftigen Angestellten sollten weiterhin in allen Bereichen des Kaufhausunternehmens ausgebildet werden. Für die weiblichen Lehrlinge gab es ab 1926 wöchentliche Besprechungskurse zur Unterrichtung in Berufskunde (Verkaufskunde). Weiterhin erhielten Lehrlinge ca. 2.50 Mark mehr als bei anderen Warenhausunternehmen und bis zu 18 Arbeitstagen Urlaub. Für männliche Angestellte fanden Informationskurse statt, für das weibliche Personal wurde ab 1926 eine Abteilung zur Berufsförderung gegründet. Ebenso gab es eine Abteilung Personalwohlfahrt, die sich um persönliche Fragen (wie Urlaubsverwendung oder Krankheitsfälle) der weiblichen Angestellten kümmerte. 1926 konnte auf Grund der erheblichen Steigerung der Umsätze erstmals eine Jahresvergütung für die Angestellten zu Weihnachten gezahlt werden. Bereits 1917 erwarb die Firma Schocken das Gut Rautenkranz im Erzgebirge, das 1919 als Erholungsheim für die Angestellten des Unternehmens eröffnet wurde. Ab 1926 bewilligte Schocken seinen Angestellten eine Verlängerung der Urlaubszeit um zwei Arbeitstage über den vereinbarten Tarif bis zur Höchstgrenze von insgesamt 18 Arbeitstagen. Ebenso erhielt die Belegschaft der Firma Schocken Urlaubsgeld. Zu den sozialen Einrichtungen des Schocken-Unternehmens gehörten u. a. die Pensionskasse für Angestellte, die fünf Jahre im Dienst standen (Pensionen im Falle von Erwerbsunfähigkeit bzw. im Todesfall für Witwen und Waisen) und die Personalunterstützungskasse, die aus Anlass des 25jährigen Jubiläums des ersten Kaufhauses Schocken (Warenhaus Ury Gebr., Zwickau) gegründet worden war. Die Unterstützungskasse hatte ein 100.000 Reichsmark betragendes Stammkapital, die alljährlichen Zuweisungen dienten zur Unterstützung in Not geratener oder sonst hilfsbedürftiger Angestellter.
Im April/Mai 1926 erschien erstmals die Hauszeitung der Schocken KG auf Aktien, die vor allem für die Angestellten und Freunde des Unternehmens vorgesehen war. In der Hauszeitung veröffentlichte Aufsätze oder Reden von Salman Schocken, verdeutlichten immer wieder die Grundsätze, mit denen das Schocken-Unternehmen geführt wurde.
Die positive Entwicklung des Schocken-Konzerns während der Jahre 1924 - 1926 versetzte ihn in die Lage, weitere Kaufhäuser zu eröffnen. Als zweiter Standort im süddeutschen Raum - nach der Gründung in Regensburg 1920 - wurde Nürnberg gewählt, das zu diesem Zeitpunkt ca. 400 000 Einwohner hatte. Die Eröffnung des Nürnberger Kaufhauses erfolgte am 11. Oktober 1926 und war die bis dahin größte Schocken-Niederlassung in Deutschland. Die Stadt bot vielfältige Industriebereiche (Elektrotechnik, Fahrzeug- und Büromaschinenbau, Bleistiftfabriken, Brauereien, Lebkuchenbäckereien) und war gleichzeitig ein bedeutender Behördensitz. Die fränkische Einkaufsstätte gehörte zu den ersten Schocken-Kaufhäusern, die vom bekannten Berliner Architekten Erich Mendelsohn im "Bauhausstil" erbaut wurde. Sie hatte über 450 Angestellte und bot eine Warenauswahl von 6000 Kollektionen mit über 100.000 Artikeln von ca. 2000 Industriefirmen.
Am 20. Oktober 1926 konnte der Erweiterungsbau im Kaufhaus Schocken Cottbus übergeben werden. Schon am 4. Oktober 1928 erfolgte die nächste Filialegründung, diesmal in der schwäbischen Metropole Stuttgart. Auch dort gab es gut ausgebaute Wirtschaftszweige (Fahrzeug- und Maschinenbau, Textilindustrie, Verlagswesen, Holzverarbeitung). Ein weiteres Mal entwarf Erich Mendelsohn das Gebäude, und es gehörte wohl zu den modernsten und architektonisch überraschendsten Warenhausbauten der damaligen Zeit. Große Bedeutung maß Salman Schocken der Schaufensterwerbung bei, da sie die Kauflust der Kunden steigern sollte. Hierfür bot das neue Kaufhaus reichlich Platz und der gesteigerte Verkaufserfolg gab Salman Schocken wieder einmal recht.
Am 15. November 1928 eröffnete ein weiteres Schocken-Kaufhaus in der sächsischen Kleinstadt Crimmitschau. Hierbei handelte es sich um einen reinen Zweckbau, dessen Konstruktion und Bauweise vom Baubüro der Schocken KG auf Aktien, Zwickau erarbeitet worden ist. Die architektonische Aufgabe bestand darin, zeitgemäße, von allen Seiten mit Tageslicht erleuchtete Verkaufsräume und umfangreiche Vorratsräume zu schaffen. Bereits nach 10 Tagen konnte der Verkaufserfolg als recht gut bezeichnet und mit dem in Regensburg verglichen werden. Bereits 1929 erfolgten zwei weitere Filialgründungen, am 12. September in der bayerischen Stadt Augsburg und am 23. Oktober im niederschlesischen Waldenburg.
Diese positive Entwicklung wurde jedoch von einem tragischen Ereignis überschattet. Simon Schocken verunglückte am 24. Oktober 1929 während einer Autofahrt nach Schlesien und verstarb an den Folgen des Unfalls. Infolge dessen wurde Salman Schocken ab 1929 Alleininhaber der Einkaufszentrale I. Schocken Söhne GmbH und erhielt durch die vertraglich festgelegte Verpflichtung im Testament von Simon Schocken 51 Prozent der Geschäftsanteile der Geschäftshaus GmbH.
Trotz der sich 1930 abzeichnenden wirtschaftlichen Konsequenzen der Weltwirtschaftskrise vollendete die Schocken KGaA in diesem Jahr ihr ehrgeizigstes Projekt, die Eröffnung der größten Schocken-Filiale. In den Jahren 1927/28 hatte der Schocken-Konzern aus dem Besitz der Stadt Chemnitz zwei nebeneinanderliegende Grundstücke im Gesamtumfang von über 5000 qm in der zukunftsreichen inneren Verkehrslage der Stadt erworben. Wieder war der Erbauer bzw. Architekt der Kaufhäuser von Nürnberg und Stuttgart, Erich Mendelsohn, für den Neubau in Chemnitz verantwortlich. Das neue Warenhaus bot eine Verkaufsfläche von 9000 qm und 4500 qm Lager- und Verwaltungsräume. Weiterhin sollten über 1000 Angestellte beschäftigt werden. Am 15. Mai 1930 konnte dann die Eröffnung des Kaufhauses Schocken in Chemnitz erfolgen. Die größte Warenhausgründung der Schocken KGaA lässt sich vor allem durch die Tatsache erklären, dass in den Jahren von 1929 bis 1930 eine bis dahin nie erreichte Umsatzsteigerung in der Geschichte des Konzerns zu verzeichnen war (Ende 1929 ca. 88.225.000 Mark). Doch die durch den New Yorker Börsenkrach (24./25. Oktober 1929) ausgelöste Weltwirtschaftskrise erreichte 1931 im vollen Ausmaß schließlich auch Deutschland. Die Arbeitslosenzahlen stiegen wieder dramatisch an (im Januar 1932 ca. 6,04 Millionen). Die amerikanischen Kredite für Deutschland wurden Ende 1930 abgezogen, was nach einem halben Jahr zum Zusammenbruch des deutschen Bankwesens führte. Allein 1931 gingen über 19.000 Firmen in Konkurs. Diese Entwicklung ging auch am Schocken-Konzern nicht spurlos vorbei. 1932 kam es zu einem Umsatz- und Gewinnrückgang von über 10 Millionen Mark. Dennoch bestand aufgrund der umsichtigen, vorausschauenden Leitung sowie der wirtschaftlichen Stärke des Unternehmens keine wirkliche Gefahr für die weitere Entwicklung des Konzerns. Dies verdeutlicht vor allem die Eröffnung der 19. Schocken-Filiale am 24. September 1931 in Pforzheim. Dies war vielleicht die wichtigste Gründung der Firma Schocken, da sie in einer wirtschaftlich äußerst schlechten Zeit erfolgte. So konnte das Pforzheimer Kaufhaus trotz Weltwirtschaftskrise bemerkenswerte Umsätze erzielen, und in der Zwickauer Zentrale rechnete man in der Zukunft mit einem zufriedenstellenden Erfolg.
Weder der 1. Weltkrieg noch die Weltwirtschaftskrise konnten den Schocken-Konzern ernsthaft in seiner positiven wirtschaftlichen Entwicklung behindern. Dieses vermochte erst der Nationalsozialismus mit seinem menschenverachtenden System, das als erstes die deutschen Juden zu spüren bekamen.

1.1.4. Der Schocken-Konzern in der Zeit des Nationalsozialismus 1933 - 1938
Schon kurz nach der Machtergreifung Hitlers am 30. Januar 1933 wurden jüdische Unternehmen zu Zielen für öffentliche Boykottmaßnahmen und terroristische Aktionen. Davon betroffen war natürlich auch der Schocken-Konzern. SA-Posten zogen vor den boykottierten Warenhäusern auf und hinderten Kunden am Betreten der Geschäfte, teilweise kam es zur Sperrung von Geschäftseingängen oder zu Geschäftsschließungen. Von diesen Maßnahmen waren unter anderem die Kaufhäuser in Frankenberg, Freiberg und Zwickau betroffen. Zu weiteren Zwischenfällen kam es u. a. im September 1935, als ein Maschinenschlossereibesitzer Kinder anstiftete, im Kaufhaus Schocken Crimmitschau Stinkbomben zu werfen. Über die Straße, an der das Crimmitschauer Warenhaus lag, wurde ein Transparent mit der Aufschrift: "Warum denn zum Juden laufen, beim Volksgenossen sollst Du kaufen!" gezogen. Im Januar 1936 fotografierte ein SA-Mann alle Käufer, die das Kaufhaus Schocken in Chemnitz betraten. Größtenteils führten diese Aktionen jedoch noch nicht zum gewünschten Erfolg. Die Schocken-Kaufhäuser besaßen ein wesentlich umfangreicheres und preiswerteres Warenangebot als die kleineren Einzelhandelsgeschäfte sogenannter "deutscher Volksgenossen". So versuchte man die Kundschaft einzuschüchtern, in dem man sie nicht mehr nur am Betreten hinderte, sondern sich Name und Anschrift des jeweiligen Käufers aufschrieb. 1935 erging eine Anordnung, die es Beamten und deren Familienangehörigen verbot, in jüdischen Geschäften einzukaufen. Zusätzlich erfolgte am 15. September 1935 der Erlass des sogenannten "Reichsbürgergesetzes", in dem festgelegt wurde, welche Betriebe als jüdisch zu gelten hatten (vgl. hierzu § 5 des Reichsbürgergesetzes vom 14. 9. 1935 "Ein Gewerbebetrieb gilt als jüdisch, wenn der Inhaber Jude ist.").
Noch konnte man aber auf das Kapital und die Erfahrung der jüdischen Kaufleute nicht verzichten. Vor allem für den 1936 verkündeten "Vierjahresplan" (Einsatzfähigkeit der Armee und Kriegsfähigkeit der deutschen Wirtschaft in vier Jahren) benötigte der NS-Staat die wirtschaftliche Kraft der jüdischen Unternehmen. Dennoch war eine zunehmende "Arisierung" jüdischer Unternehmen nicht mehr zu übersehen. So ging der Berliner Warenhauskonzern Hermann Tietz & Co. 1933 in den Besitz der Hertie-Kaufhaus-BeteiligungsGmbH über. Bei der Firma Leonard Tietz AG, Köln übernahmen die Deutsche Bank, die Disconto-Gesellschaft und die Dresdner Bank die Aktienmehrheit. In der Warenhausfirma A. Wertheim AG, Berlin trat Dr. von Stauß von der Deutschen Bank und Disconto-Gesellschaft an die Spitze des Aufsichtsrats. Insgesamt waren Ende 1937 bereits 30.000 Betriebe in Deutschland "arisiert".
Salman Schocken versuchte jedoch immer noch, seinen Einfluss auf das Unternehmen zu erhalten. (Ende 1933 wurde die Schocken KGaA in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, deren Hauptaktionär weiterhin Salman Schocken blieb.) 1936 wurde die Mehrheit des Besitzes einer von Sir Andrew McFadyean geführten englischen Gruppe überlassen (um so als "arisiert" zu gelten), während eine starke Minderheit sowie der größte Teil des Grundbesitzes in der Hand von Salman Schocken verblieb. Im Zuge dieser Umwandlungen erfolgte 1937 die vollständige "Arisierung" des Vorstandes der Schocken AG. Andere jüdische Unternehmen versuchten auf ähnliche Weise, weiterhin Einfluss auf die Leitung ihrer Firmen zu nehmen. Diese Zwitterstellung jüdischer Geschäfte wurde jedoch sehr bald vom Reichswirtschaftsministerium durchschaut. In einem Erlass vom 4. Januar 1938 ordnete der Reichswirtschaftsminister an, dass die Kontingente jüdischer Betriebe einheitlich um 10% zu kürzen seien. Weiterhin sollten jüdische Firmen keine Vergünstigungen mehr bei der Zuteilung von Rohstoffen und der Vergabe von Devisen erhalten. Am 22. April 1938 erließ das Reichsministerium des Innern die "Verordnung gegen die Unterstützung der Tarnung jüdischer Gewerbebetriebe". Des Weiteren wurde am 14. Juni 1938 die "Dritte Verordnung zum Reichsbürgergesetz" vorgelegt. In ihr wurde u. a. festgelegt, dass ein Unternehmen als jüdisch zu gelten habe, wenn ein oder mehrere persönlich haftende Gesellschafter Juden oder wenn Juden nach Kapital und Stimmrecht entscheidend beteiligt seien (Artikel 1, § 1). Außerdem bestimmte die "Verordnung über die Anmeldung des Vermögens von Juden" vom 20. Juni 1938 die Offenlegung der Vermögenswerte jüdischer Unternehmen.
Auch der Schocken-Konzern erhielt im Frühjahr 1938 die Aufforderung, sämtliche Angaben über Besitzverhältnisse und Vermögenswerte den zuständigen Stellen zu melden. Manche Schocken-Filialen (z. B. Meißen, Crimmitschau) erhielten die Mitteilung, dass sie in ihren Häusern Plakate mit der Aufschrift "Jüdisches Geschäft" anbringen müssten. Dagegen erfolgten mehrere Protestschreiben der Schocken AG, in denen darauf hinwiesen wurde, dass der Aufsichtsrat und der Vorstand "arisch" seien und sich 2/3 des Kapitals in "arischer" Hand befänden. Außerdem sei am 24. 3. 1938 ein Vertrag abgeschlossen worden, der auch die restlichen jüdischen Kapitalanteile in "arischen" Besitz überführe. Salman Schocken verkaufte laut diesem Vertrag seinen Kommanditanteil für 280.000 hfl. an das Bankhaus Rhodius Koenigs und die Hollandsche Koopmannsbank, Amsterdam. Ebenso verkaufte Sir Andrew McFadyean seine Anteile an die holländischen Banken. Der persönlich haftende Gesellschafter Theodor Schocken (ein Sohn Salman Schockens) verpflichtete sich, auf Verlangen der Banken gegen Auszahlung seiner Kapitalanlagen aus der Gesellschaft auszuscheiden. Dennoch traf die Welle des Antisemitismus auch immer wieder den Schocken-Konzern. Schon in den Jahren von 1931 - 1937 war der Umsatz um ca. 23 % zurückgegangen. Ab 1938 verschlechterte sich die Lage zusehends, u. a. verweigerte man den Schocken-Warenhäusern die Anzeigenaufgabe in den Zeitungen, Warenlieferungen an die Filialen wurden eingestellt, langjährige Geschäftsbeziehungen beendet und Einfuhrbewilligungen abgelehnt. Immer mehr jüdische Angestellte verließen das Unternehmen oder wurden entlassen. Auch von den gewalttätigen Ausschreitungen in der "Reichskristallnacht" vom 8. auf den 9. November 1938 blieben die Schocken-Kaufhäuser nicht verschont. Aus den Berichten von Direktoren verschiedener Schocken-Filialen an die Unternehmenszentrale in Zwickau geht hervor, dass u. a. Schaufenster eingeschlagen, Schaufensterware und Einrichtungsgegenständen beschädigt wurden.
Angesichts der sich zuspitzenden Lage bot sich der Verkauf des Schocken-Konzerns als einzige Alternative an. Durch die Vermittlung der holländischen Banken wurde der Schocken-Konzern Ende 1938 an eine deutsche Bankengruppe unter der Führung der Deutschen Bank, Berlin und der Reichs-Kredit-Gesellschaft AG, Berlin verkauft. Die Gesellschafter der Einkaufszentrale I. Schocken Söhne erhielten für ihre Anteile 800.000 hfl. 100.000 hfl. mussten ersatzlos an die Deutsche Golddiskontbank bezahlt werden. Die holländischen Banken erhielten 25.000 hfl. für die Verkaufsvermittlung. Diese 925.000 hfl. erwarb die I. Schocken Söhne KG. von der Deutschen Golddiskontbank zum Preis von fünf Millionen Mark. Der vereinbarte Kaufpreis betrug 900.000 hfl., von denen 800.000 hfl. zur Auszahlung gelangten (damit wurde der Konzern weit unter seinem wahren Wert verkauft, nach einem Prüfungsbericht vom Februar 1938 besaß das Unternehmen einen Bilanzwert von mehr als 20 Millionen Mark). Salman und Theodor Schocken erhielten außerdem für je nominell 500-Mark-Aktien der Schocken-AG einen Verkaufspreis von je 1075 Mark. Sie wurden auf ein Auswanderer-Sonderkonto bei der Reichskreditgesellschaft bzw. beim Bankhaus Hardy & Co., Berlin, eingezahlt Am 29. Dezember 1938 wurde die Löschung der Firma I. Schocken Söhne zum Handelsregister angemeldet, die dann am 2. März 1939 erfolgte. Auf Beschluss der Hauptversammlung vom 9. Dezember 1938 führte die Schocken AG ab Januar 1939 den Namen "Merkur Aktiengesellschaft". Vorstandsmitglieder der Merkur AG waren: Dr. Wilhelm Fonk als Vorsitzender (Salman Schocken hatte Wilhelm Fonk bereits 1934 zum Leiter des Ressorts Verwaltung und zum Repräsentanten des Unternehmens gegenüber den Behörden berufen.), Walter Aerne, Ewald Schaefer und Kurt Wutzler.
Damit ging eines der erfolgreichsten Kapitel der deutschen Warenhausgeschichte zu Ende.

1.2. Überblick zur Geschichte der Merkur Aktiengesellschaft 1938 - 1953
Obwohl Salman Schocken nun endgültig aus der Leitung des Unternehmens ausgeschieden war, wurde der Konzern auch weiterhin in seinem Geist und nach seinen Grundsätzen geführt, was sich u. a. in der Beibehaltung der Konzernstruktur ausdrückte. Ebenso betrieb die Merkur Aktiengesellschaft auch nach der Umwandlung die ehemaligen Schocken-Warenhäuser weiter. Dazu gehörten die Kaufstätten Lugau, Oelsnitz, Planitz, Zwickau, Crimmitschau, Aue, Auerbach, Frankenberg, Freiberg, Augsburg, Nürnberg, Stuttgart, Pforzheim, Regensburg, Waldenburg, Wesermünde, Zerbst sowie eine Tochtergesellschaft in Meißen. In Zwickau wurde weiterhin ein Betrieb für die Herstellung von Schönheitsmitteln und chemisch-technischen Artikeln sowie eine wissenschaftliche Warenprüfungsstelle unterhalten. In Chemnitz betrieb die Merkur AG außerdem eine Strumpffabrik. Die Hauptverwaltung befand sich in Zwickau in den Gebäuden der Geschäftshaus GmbH, Zwickau. Die Gesellschaft war Mitglied des Reichsverbandes der Mittel- und Großbetriebe des Deutschen Einzelhandels e. V. 1938 erfolgte die Gründung der Handelsgesellschaft Hanse GmbH, Zwickau als wirtschaftliche Nachfolgerin der 1907 errichteten Einkaufszentrale I. Schocken Söhne, Zwickau. Ihre Aufgabe war der Großhandel mit Waren aller Art und Vermittlung des Einkaufs für Waren- und Kaufhäuser. Sie besaß Zweigniederlassungen in Berlin und Nürnberg. Die Merkur AG betrieb auch nach 1938 das Erholungsheim in Rautenkranz weiter, die sozialen Leistungen für die Angestellten wurden, soweit wie möglich, auch in den Kriegsjahren, beibehalten. Aus einer Geschäftsbilanz vom 31. Dezember 1940 geht hervor, dass die gesetzlichen sozialen Abgaben an die Gefolgschaft ca. 485.000 Reichsmark betrugen. Dagegen lagen die Zuwendungen an die Gefolgschaft, die nicht gesetzlich bedingt waren, bei ca. 1.420.000 Reichsmark. Die Lohn- und Gehaltszahlungen lagen 1940 bei ca. 7.000.000 Reichsmark bei einem Einzelhandelsumsatz von 60.146.000 Reichsmark. Seit Beginn des zweiten Weltkrieges 1939 versuchte das Unternehmen immer wieder, sein Personal vor der Zuführung in die Kriegsindustrie zu bewahren. So erreichte die Konzernleitung, dass die Merkur Aktiengesellschaft und die Handelsgesellschaft Hanse GmbH als Bedarfsstelle II. Ordnung (Erlass des Reichswirtschaftsministeriums vom 22. 12. 1939) anerkannt wurde (ab 1942 erfolgte die Bezeichnung "kriegswirtschaftlich betreut oder gesichert"). Angestellte, die zur Wehrmacht eingezogen, zum Reichsarbeitsdienst verpflichtet oder zu wehrdienstähnlichen Tätigkeiten (Polizei, Luftschutz, Flugmeldedienst) herangezogen wurden, bekamen weiterhin ihr Gehalt und ihre Jahresvergütung gezahlt.
Trotz dieser tiefgreifenden Veränderungen gelang es der Konzernleitung, die Funktionsfähigkeit des Unternehmens auch über die Jahre 1939 bis 1945 zu erhalten. Nach der Kapitulation Deutschlands am 7./8. Mai 1945 konnte der Geschäftsbetrieb in sämtlichen Filialen des Unternehmens wieder aufgenommen werden. Im Falle von zerstörten Häusern (Meißen, Zerbst und Pforzheim) wurden Ausweichquartiere bezogen. Zu den größten Problemen des Neuanfangs zählten vor allem die Kriegs- und Plünderungsschäden. Allein durch Plünderungen in den Geschäften entstand ein Schaden von ca. 1,5 Millionen Reichsmark.
Ab 1946 trat die Frage der Rückerstattung des Konzerns an Salman Schocken wieder in den Vordergrund. Als größtes Problem dabei erwies sich die Lage der meisten Warenhäuser in der sowjetischen Besatzungszone. Durch den Volksentscheid vom 30. Juni 1946 in Sachsen wurden alle sächsischen Filialen der Merkur Aktiengesellschaft zu Gunsten des Landes Sachsen enteignet. Die sächsischen Geschäfte wurden als landeseigenes Unternehmen der Industrieverwaltung 64, Kauf- und Warenhäuser (ab 1948 Volkseigene Betriebe Sachsens, Industrieverwaltung Kaufhäuser) unterstellt und Ende 1948 dem Verband Sächsischer Konsumgenossenschaften angeschlossen.
Die in der amerikanischen Besatzungszone liegenden Häuser standen gemäß "Gesetz Nr. 52 der Militärregierung" unter Treuhandschaft. Durch die Enteignung der in der sowjetischen
Besatzungszone gelegenen Warenhäuser der Merkur Aktiengesellschaft war die Verselbständigung der in der amerikanischen Zone liegenden Filialen nur noch eine Frage der Zeit. Die Rückerstattung des Konzerns (bezogen auf die Teile der Merkur AG in der amerikanischen Besatzungszone) an seinen ursprünglichen Besitzer wurde als ein juristisch und moralisch gerechtfertigter Wiedergutmachungsakt uneingeschränkt anerkannt. Zur Abgeltung der Rückerstattungsansprüche wurden zwischen der Familie Schocken und der Merkur AG, Nürnberg die folgenden Vereinbarungen getroffen: die Familie Schocken erhielt 51 Prozent des Grundkapitals der Gesellschaft, auf die übrigen Aktionäre der Gesellschaft entfielen 49 Prozent des Grundkapitals. Mit der Akzeptierung und der Erfüllung dieser Verpflichtung durch die Merkur AG galten sämtliche Rückerstattungsansprüche der Familie Schocken als abgegolten, der Name "Merkur Aktiengesellschaft" blieb jedoch bestehen. Der Vergleich zwischen der Merkur AG und der Familie Schocken und deren Wiederbeteiligung am Unternehmen wurde am 9. September 1949 auf einer außerordentlichen Geschäftsversammlung vollzogen. Theodor Schocken, ein Sohn Salman Schockens, wurde zum stellvertretenden Vorsitzenden des Aufsichtsrates gewählt. Obwohl das Unternehmen sich bereits wieder positiv entwickelte, verkaufte Salman Schocken seinen Anteil an der Merkur Aktiengesellschaft 1953 an den Kaufhauskonzern Horten. Damit fand das erfolgreiche Engagement Salman Schockens als Kaufmann und Unternehmer sowie auch die Geschichte des Warenhausunternehmens Schocken an dieser Stelle sein Ende.

1.3. Übersicht zu den zum Konzern gehörenden Kaufhäusern, Einkaufsgesellschaften und Zweigniederlassungen(Stand: 01.04.1938)

Schocken-Kaufhäuser (mit Eröffnungsjahr)

- Aue (1909)
- Auerbach/V. (1919)
- Augsburg (1929)
- Bremerhaven (1903)
- Chemnitz (1930)
- Crimmitschau (1928)
- Cottbus (1913)
- Frankenberg (1913)
- Freiberg (1914)
- Lugau (1907)
- Meißen (1912)
- Nürnberg (1926)
- Oelsnitz/E. (1904)
- Pforzheim (1931)
- Planitz/Sa. (1910
- Regensburg (1920)
- Stuttgart (1928)
- Waldenburg/Schlesien (1929)
- Wesermünde
- Zerbst/Anhalt (1913)
- Zwickau (1901 gegr. unter dem Namen Kaufhaus Ury, Gebrüder)

Einkaufsgesellschaften, Zweigniederlassungen und Abteilungen

- Einkaufszentrale I. Schocken Söhne Zwickau
- Schocken AG, Abt. Hauptlager, Zwickau
- Schocken AG, Abt. Textilwerkstätten, Zwickau
- Schocken AG, Abt. Strumpffabrik, Siegmar-Schönau
- Einkaufszentrale I. Schocken Söhne Zweigniederlassung Berlin
- Einkaufszentrale I. Schocken Söhne, Nürnberg
- Gut Winkel, Spreenhagen-Mark

2. Bestandsgeschichte
Das Schriftgut des Schocken-Konzerns und seiner Nachfolger wurde 1961 vom Konsum-Warenhaus Zwickau an das Landesarchiv Glauchau abgegeben und 1964 in das Landeshauptarchiv Dresden überführt. Am 1. Juni 1994 übernahm das Staatsarchiv Chemnitz die Unterlagen vom Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden mit der Akzessions-Nr. 42/94. Der Bestand umfasste bei der Übernahme in das Staatsarchiv Chemnitz ca. 16,55 lfm Akten. Bei der Größe und Bedeutung des Konzerns ist jedoch anzunehmen, dass dies nur einen verhältnismäßig kleiner Teil der Gesamtüberlieferung darstellt. Eine vermutlich weitaus größere Dokumentensammlung befindet sich in der Schocken Library Jerusalem des Schocken Institute for Jewish Research. Möglich ist auch eine Vernichtung von Unterlagen durch Kriegseinwirkungen oder durch Kassation beim Nachfolger der Merkur AG, der Konsum-Handelsniederlassung Zwickau, beides lässt sich jedoch nicht nachweisen.
Als Gesamtlaufzeit der Akten des Bestandes (mit Sammlungsgut) konnten nach der Verzeichnung die Jahre 1841 - 1951ermittelt werden.
Der Bestand war bis zur Neuverzeichnung nur bedingt erschlossen, das als Findhilfsmittel übernommene Verzeichnis enthielt nur ungenaue oder völlig falsche Aktentitel sowie ungenaue Datierungen und keine Angaben zu den während der Erschließung festgestellten unterschiedliche Provenienzen. Eine Ordnung des Bestandes (z. B. nach einem Aktenplan) konnte ebenfalls nicht festgestellt werden. Eine frühere archivische Bearbeitung ist nur in Form einer Neusignierung, vermutlich vorgenommen im Landesarchiv Glauchau, erkennbar. Aus diesen Gründen erfolgte eine völlige Neuverzeichnung und Indizierung des Bestandes.
Die Verzeichnung der Akteneinheiten erfolgte nach dem Bärschen Prinzip, d. h. nach der Reihenfolge ihrer Lagerung. Während der Erschließung wurden unterschiedliche Provenienzen festgestellt. Auf Grund der starken funktionalen, organisatorischen und registraturmäßigen Zusammenhänge erfolgte jedoch keine Trennung, sondern die Bildung eines zusammengefassten Bestandes. Als Bestandsbezeichnung wurde der Name des Registraturbildners gewählt, der das umfassendste Tätigkeitsgebiet besessen hat.
Die vorgenommene Klassifikation des Bestandes soll u. a. Veränderungen der Besitzverhältnisse und der Konzernstruktur verdeutlichen. Diese ergaben sich zum einen durch den Zwangsverkauf der Schocken AG im Rahmen der sogenannten Arisierung (mit Umbenennung des Konzerns in Merkur AG) und zum anderen durch die Enteignung im Ergebnis des Volksentscheides in Sachsen, in dessen Folge die Merkur-Geschäfte und die Unternehmenszentrale Zwickau in volkseigene Betriebe umgewandelt und später dem Verband Sächsischer Konsumgenossenschaften angeschlossen wurden. Es erfolgte eine weitere Klassifizierung dieser Hauptgruppen durch sachliche Punkte, wie Unternehmensleitung, Finanzen und Steuern oder Einkauf. Die Aufnahme weiterer Registraturbildner im Provenienzfeld zusätzlich zu den bestehenden Klassifikationshauptgruppen machte sich auf Grund der verzweigten Struktur (z. B. rechtlich selbständige Einkaufsgesellschaften und Zweigniederlassungen) und der unterschiedlichen Gesellschaftsformen des Konzerns (z. B. OHG, KGaA und AG) erforderlich.
Als Provenienz wurde die Bezeichnung des Registraturbildners aufgenommen, bei dem die Akteneinheit den letzten Zuwachs erhielt, es sei denn, dieser bestand nur aus einer sehr geringen Anzahl von Schriftstücken. In diesem Fall erfolgte die Zuordnung der Akteneinheiten zu dem Registraturbildner mit dem zeitlich und organisatorisch umfassendsten Tätigkeitsgebiet. Die innere Ordnung der Akteneinheiten wurde beibehalten.
Konnte bei der Bearbeitung des Bestandes der zeitliche Umfang einer Akte nicht genau bestimmt, aber dennoch eine annähernde Datierung infolge des Aktentitels erkannt werden, so wurden die Jahresangaben in eckige Klammern "[]" gesetzt. Befanden sich in der Akteneinheit vor- oder nachgeheftete Schriftstücke ohne inhaltlichen Zusammenhang, erfolgte die Datierung zusätzlich zum eigentlichen zeitlichen Umfang in runden Klammern "()". Bei Akteneinheiten, die Schriftstücke aus einem nicht genau feststellbaren Zeitraum enthielten und nur wenig über das angegebene Jahr zurück- oder hinausreichten, wurde die Datierung mit "um ...." angegeben.
Bei mehreren Akten konnte kein organisatorischer oder funktionaler Zusammenhang zum Bestand "Schocken-Konzern & Nachfolger" ermittelt werden. Diese Akteneinheiten wurden den Klassifikationspunkten "Sammlungsgut" oder "Fremdprovenienzen" zugeordnet. 3 Akten sind dem Bestand entnommen und schon im Staatsarchiv Chemnitz befindlichen Amtsgerichtsbeständen zugeordnet worden.
Aus Gründen des Datenschutzes bzw. der Bestandserhaltung mussten 8 Akten für die Benutzung gesperrt werden.
Weiterhin wurden aus den Akten des Bestandes 27 Zeichnungen und 5 Plakate entnommen, ein Stellvertreter eingelegt, in Zeichnungsmappen verpackt und in Zeichnungsregale eingelagert, um eine sachgerechte Lagerung zu ermöglichen.
Während der Erschließung wurden Kassationen im Umfang von ca. 3,00 lfm vorgenommen. Hierbei handelt es sich um Preislisten, Monatsabrechnungen für Warenbezüge sowie Warenein- und ausgangsbücher, in denen der monatliche Eingang der Waren von Lieferanten und der Ausgang an die Schocken- bzw. Merkur-Geschäfte festgehalten wurde. Jedoch lassen diese Bücher keinen Rückschluss auf die Art der gelieferten oder ausgelieferten Artikel zu. Auch ist nicht feststellbar, von welchen Firmen die Belieferung erfolgte oder an welche Geschäfte die Einkaufszentrale die Waren weiterleitete.
Weiterhin wurden dem Bestand 12 Druckschriften von Verbänden und Vereinen entnommen und der Bibliothek des Staatsarchivs Chemnitz zugeführt.
Der Bestand "Schocken-Konzern & Nachfolger" wurde nach der Bearbeitung neu vermessen und umfasst nun 15,40 lfm.

3. Bestandsanalyse
Der Bestand "Schocken-Konzern & Nachfolger" enthält eine Vielzahl von Unterlagen zum Wirken eines bedeutenden jüdischen Handelsunternehmens und zum Lebenswerk der Brüder Schocken resp. Salman Schockens. Dazu gehören u. a. Geschäftsberichte, Berichte zu Fragen der Geschäftsführung (Diese wurden ebenfalls als Geschäftsberichte bezeichnet, sie entwickelten sich aus den "Maßnahmen während des Krieges" heraus. Dabei handelt es sich um Berichte, die aus Anlass des Krieges zur Beschreibung der Situation und der sich hieraus ergebenden Maßnahmen bei Schocken entstanden. Sie wurden dann zu einer ständigen Einrichtung.), Dienstanweisungen, Bilanzen und die Hauszeitungen der Schocken KGaA, die insbesondere die Firmenphilosophie des Unternehmens verdeutlichen. Gut dokumentiert sind auch die geschäftlichen und privaten Beziehungen zu den sogenannten Anschlussgeschäften der Schocken-Einkaufszentrale. Mit den im Bestand zahlreich vorhandenen Zeitungsausschnittsammlungen, Werbeinseraten und -prospekten sowie Fotos lassen sich nicht nur die Einkaufs- und Verkaufstätigkeit sowie Werbestrategien des Schocken-Konzerns und der Merkur AG nachvollziehen, sie enthalten auch wertvolle Informationen zum aktuellen Zeitgeschehen (v. a. zu den Bereichen Politik und Wirtschaft) und zum Wettbewerbsverhalten anderer Warenhausunternehmen. Die Entwicklung des Konzerns wird auch in den Akten deutlich, in denen die Planung neuer Kaufhausbauten oder der Ausbau bereits vorhandener Gebäude dokumentiert wird. Sie enthalten u. a. Bauzeichnungen und Skizzen sowie Schriftstücke über die Zusammenarbeit mit Erich Mendelsohn, einem der bedeutendsten Architekten der 20er und 30er Jahre in Deutschland. Er war für die Entwürfe der Kaufhausneubauten in Nürnberg, Stuttgart und Chemnitz verantwortlich. Darüber hinaus finden sich Angaben zu Gehaltszahlungen an die Angestellten, über Urlaub und soziale Leistungen (z. B. während des Wehr- oder Arbeitsdienstes im 2. Weltkrieg) sowie zur Aus- und Fortbildung der Lehrlinge und Angestellten des Konzerns, die einmal mehr das geschäftsdienliche und persönlichkeitsfördernde Beziehungsgefüge von Firmenleitung und Mitarbeiterkreis verdeutlicht.
Der Bestand enthält weiterhin Unterlagen zur Boykottierung der Schocken-Geschäfte nach der Errichtung des nationalsozialistischen Regimes 1933, bis hin zur "Arisierung" des Konzerns 1938/39 und der Enteignung durch den Volksentscheid in Sachsen 1946.
Die o.g. Dokumente umfassen vor allem den Zeitraum von 1910 - 1945, dagegen kann gerade die Zeit der Gründung und Entwicklung des Schocken-Unternehmens in der Zeit von 1901 bis 1909 nur im geringen Umfang nachgewiesen werden. So fehlen Unterlagen zur Firmengründung in Zwickau und zur Eröffnung der ersten Zweigniederlassungen in Oelsnitz, Lugau, Aue und Planitz ebenso wie Geschäftsberichte und Angaben zu den Eigentumsverhältnissen (als Quellen bieten sich hier ersatzweise die Handelsregisterakten aus den Beständen Amtsgericht Stollberg, Amtsgericht Aue und Amtsgericht Zwickau an). Auch die bereits erwähnte Hauszeitung der Schocken KGaA ist nur unvollständig überliefert. Die im Bestand vorhandenen persönlichen Dokumente der Familie Schocken beschränken sich auf Nachlass- und Grundstücksangelegenheiten.
Insgesamt bietet der Bestand dennoch einen guten Überblick zur Organisation und zur Tätigkeit eines großen Handels- und Kaufhausunternehmens und dessen Einbindung in das aktuelle Zeitgeschehen. Darüber hinaus sind die in vielen Akteneinheiten vorkommenden Zeitungsausschnittsammlungen informative Sekundärquellen zur politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklung Deutschlands (und in geringem Umfang auch Europas) vom Anfang des 20. Jh. bis zum Ende des 2. Weltkrieges.

4. Quellen und Literatur
Staatsarchiv Chemnitz
31451 Schocken-Konzern & Nachfolger, Nr. 58, 167, 270,272,310,392, 398, 446, 632, 633
30101 Amtsgericht Auerbach, Nr. 193 (HRB 23).
30137 Amtsgericht Stollberg, Nr. 450 (HRB 6), Nr. 451 (HRB 7), Nr. 517 (HRB 557)
30145 Amtsgericht Zwickau, Nr. 360 (HRB 13), Nr. 361 (HRB 13), Nr. 582 (HRB 87), Nr. 583 (HRB 87)
33309 Nachlass Georg Manasse

Literaturverzeichnis
Diamant, Alfred: Zur Chronik der Juden in Zwickau. Dem Gedenken einer kleinen jüdischen Gemeinde in Sachsen. Selbstverlag, Frankfurt/M. 1971.
Fuchs, Konrad: Ein Konzern in Sachsen : das Kaufhaus Schocken als Spiegelbild deutscher Wirtschaft und Politik 1901 bis 1953/Konrad Fuchs.- Stuttgart : Deutsche Verlags-Anstalt, 1990 (Eine Veröffentlichung des Leo Baeck Instituts).
Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften Jg. 41 (1936), Bd. 1, S. 308, Jg. 48 (1943), S. 4011 - 4014.
Heidorn, Oliver: Warenhaus und Kleinstadt. Die Firma Schocken in Oelsnitz im 20. Jahrhundert / Oliver Heidorn. - 1998. Leipzig, Institut für Kulturwissenschaften der
Universität Leipzig, Magisterarbeit, 1998.
Jüdische Unternehmer in Deutschland im 19. und 20. Jh./Werner E.Mosse; Hans Pohl (Hrsg.) - Stuttgart: Steiner, 1992. - (Zeitschrift für Unternehmensgeschichte: Beiheft; 64).
Pauli, Anna: Das Prinzip der «Sachlichkeit in der Warenverteilung». Zum Marketingkonzept des Schocken Konzerns in der Weimarer Republik, in: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte 62 (2017): S. 87–110.
Peschke, Norbert: Der Zwickauer Schocken-Konzern - Anlässlich der Gründung der fünftgrößten Kaufhauskette Deutschlands vor 100 Jahren. In: Sächsische Heimatblätter. 47. Jg., Heft 6/2001, S. 319 - 332.
Pleticha, Heinrich (Hrsg.): Deutsche Geschichte. Bismarck-Reich und Wilhelminische Zeit, Bd. 10 1871 - 1918, Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh 1993.
Pleticha, Heinrich (Hrsg.): Deutsche Geschichte. Republik und Diktatur, Bd. 11 1918 - 1945, Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh 1993.
Richter, Tilo: Erich Mendelsohns Kaufhaus Schocken: Jüdische Kulturgeschichte in Chemnitz / Hrsg. v. Evangl. Forum Chemnitz. - 1. Aufl. Leipzig: Passage Verl., 1998.
Quellen zur Geschichte der Juden in den Archiven der neuen Bundesländer / hrsg. von Stefi Jersch-Wenzel u. Reinhard Rürup. - München: Saur
Bd. 4. Staatliche Archive der Länder Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Thüringen / bearb. von Lars Bäcker, Jens Beger, Erhard Hartstock, Steffen Held, Ester Ludwig, Christel Schütt, Brigitta Steinbruch u. Uwe Jens Wandel. - 1999.
Scherf, Karola: Zur Geschichte des Warenhausunternehmens Schocken 1901 - 1953. - Belegarbeit für das Studienfach Geschichte, Fernstudienbrückenkurs 3, Studiengang Archivwesen. Fachhochschule Potsdam, Fachbereich Archiv, Bibliothek und Dokumentation. - Vorgelegt von Karola Scherf: Oelsnitz, den 1. Juni 1996.
"Von Zwickau nach Jerusalem - Salman Schocken", eine Fernsehproduktion der pro vobis, Jürgen Haase, im Auftrag des MDR 1993.

5. Abkürzungsverzeichnis
Abt. Abteilung
AG Aktiengesellschaft
Co. Company
DA Dienstanweisung
DDR Deutsche Demokratische Republik
eGmbH eingetragene Genossenschaft mit begrenzter Haftung
e.V. eingetragener Verein
Fa. Firma
FfH Forschungsstelle für den Handel
GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung
IHK Industrie- und Handelskammer
IV Industrieverwaltung
KG Kommanditgesellschaft
KgaA Kommanditgesellschaft auf Aktien
NSDAP Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
SMAD Sowjetische Militäradministration Deutschlands
VSK Verband Sächsischer Konsumgenossenschaften
Diamant, Alfred: Zur Chronik der Juden in Zwickau. Dem Gedenken einer kleinen jüdischen Gemeinde in Sachsen. Selbstverlag, Frankfurt/M. 1971.
Fuchs, Konrad: Ein Konzern in Sachsen : das Kaufhaus Schocken als Spiegelbild deutscher Wirtschaft und Politik 1901 bis 1953/Konrad Fuchs.- Stuttgart : Deutsche Verlags-Anstalt, 1990 (Eine Veröffentlichung des Leo Baeck Instituts).
Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften Jg. 41 (1936), Bd. 1, S. 308, Jg. 48 (1943), S. 4011 - 4014.
Heidorn, Oliver: Warenhaus und Kleinstadt. Die Firma Schocken in Oelsnitz im 20. Jahrhundert / Oliver Heidorn. - 1998. Leipzig, Institut für Kulturwissenschaften der
Universität Leipzig, Magisterarbeit, 1998.
Jüdische Unternehmer in Deutschland im 19. und 20. Jh./Werner E.Mosse; Hans Pohl (Hrsg.) - Stuttgart: Steiner, 1992. - (Zeitschrift für Unternehmensgeschichte: Beiheft; 64).
Peschke, Norbert: Der Zwickauer Schocken-Konzern - Anlässlich der Gründung der fünftgrößten Kaufhauskette Deutschlands vor 100 Jahren. In: Sächsische Heimatblätter. 47. Jg., Heft 6/2001, S. 319 - 332.
Pleticha, Heinrich (Hrsg.): Deutsche Geschichte. Bismarck-Reich und Wilhelminische Zeit, Bd. 10 1871 - 1918, Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh 1993.
Pleticha, Heinrich (Hrsg.): Deutsche Geschichte. Republik und Diktatur, Bd. 11 1918 - 1945, Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh 1993.
Richter, Tilo: Erich Mendelsohns Kaufhaus Schocken: Jüdische Kulturgeschichte in Chemnitz / Hrsg. v. Evangl. Forum Chemnitz. - 1. Aufl. Leipzig: Passage Verl., 1998.
Quellen zur Geschichte der Juden in den Archiven der neuen Bundesländer / hrsg. von Stefi Jersch-Wenzel u. Reinhard Rürup. - München: Saur
Bd. 4. Staatliche Archive der Länder Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Thüringen / bearb. von Lars Bäcker, Jens Beger, Erhard Hartstock, Steffen Held, Ester Ludwig, Christel Schütt, Brigitta Steinbruch u. Uwe Jens Wandel. - 1999.
Scherf, Karola: Zur Geschichte des Warenhausunternehmens Schocken 1901 - 1953. - Belegarbeit für das Studienfach Geschichte, Fernstudienbrückenkurs 3, Studiengang Archivwesen. Fachhochschule Potsdam, Fachbereich Archiv, Bibliothek und Dokumentation. - Vorgelegt von Karola Scherf: Oelsnitz, den 1. Juni 1996.
"Von Zwickau nach Jerusalem - Salman Schocken", eine Fernsehproduktion der pro vobis, Jürgen Haase, im Auftrag des MDR 1993.
Geschäftsberichte.- Dienstanweisungen.- Privater und geschäftlicher Schriftwechsel mit den Anschlussgeschäften.- Bilanzen.- Berichte zu Fragen der Geschäftsführung.- Ausbildung und Fortbildung.- Nachlassangelegenheiten und Grundstücksangelegenheiten der Familie Schocken.- Hauszeitungen.- Zeitungsausschnittsammlungen.- Fotos.- Plakate.- Zeichnungen.
Im Jahr 1901 wurde in Zwickau das „Warenhaus Ury Gebrüder, Zwickau/Leipzig“ durch die Gebrüder Moritz und Julius Ury gegründet. Leiter des Warenhauses war Simon Schocken, der in die Familie Ury eingeheiratet hatte. Im gleichen Jahr trat auch Salman Schocken dem Geschäft bei. 1904 gründeten die Brüder Schocken ihr erstes eigenes Kaufhaus in Oelsnitz/E.. Das Zwickauer Warenhaus ging 1906 in den alleinigen Besitz von Simon Schocken über, der dann 1907 gemeinsam mit Salman Schocken die Firma I. Schocken Söhne, Zwickau gründete. Außerdem kam es zur Gründung einer Einkaufszentrale mit Sitz in Zwickau, die beide Kaufhäuser mit Waren belieferte. Bis 1930 erfolgte die Eröffnung weiterer Kaufhäuser in Aue, Auerbach, Augsburg, Bremerhaven, Chemnitz, Crimmitschau, Cottbus, Frankenberg, Freiberg, Lugau, Meißen, Nürnberg, Pforzheim, Planitz/Sa., Regensburg, Stuttgart, Waldenburg/Schlesien und Zerbst/Anhalt. Das Unternehmen unterhielt weiterhin ein Einkaufshaus für Strumpfwaren, Textilwerkstätten, Warenprüfungsstellen und Einkaufszentralen in Nürnberg und Berlin. Im Dezember 1921 wurde das Unternehmen auf eine „Kommanditgesellschaft auf Aktien“ umgestellt. Die offene Handelsgesellschaft I. Schocken Söhne blieb Zentraleinkaufsbetrieb der Warenhäuser. In den 20er Jahren entwickelte sich der Schocken-Konzern zu einem der erfolgreichsten Kaufhausunternehmen in Deutschland.
Ende 1933 wurde die Schocken KGaA in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Ab 1936 übernahm eine von Sir Andrew McFadyean geführte englische Bankengruppe die Mehrheit des Besitzes (um so als „arisiert“ zu gelten), während eine starke Minderheit und ein Teil des Grundbesitzes in der Hand von Salmann Schocken verblieb. Ende 1938 erfolgte dann die vollständige „Arisierung“ des Konzerns durch den Verkauf an eine deutsche Bankengruppe unter der Führung der Deutschen Bank, Berlin und der Reichs-Kredit-Gesellschaft AG, Berlin. Auf Beschluss der Hauptversammlung vom 9. Dezember 1938 führte die Schocken AG ab Januar 1939 den Namen „Merkur Aktiengesellschaft“. Durch den Volksentscheid vom 30. Juni 1946 wurden alle sächsischen Filialen der Merkur AG zu Gunsten des Landes Sachsen enteignet. Die sächsischen Geschäfte wurden als landeseigenes Unternehmen der Industrieverwaltung 64, Kauf- und Warenhäuser unterstellt und Ende 1948 dem Verband Sächsischer Konsumgenossenschaften angeschlossen.
Bis 2021 trug der Bestand den Namen: Schocken AG, Zwickau und Nachfolger
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  • 2002, 2003 | Findbuch / Datenbank
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