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Beständeübersicht

Bestand

31599 KPD Südwestsachsen

DatierungMai 1945 - Dezember 1946
Benutzung im Staatsarchiv Chemnitz
Umfang (nur lfm)0,80

Bestand enthält auch 9 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular

1. Geschichte der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) in Südwestsachsen 1945/46
Die Parteiführung der KPD in Moskau hatte schon Ende Mai 1945 einen Gründungsaufruf formuliert, mit dem sie am 11. Juni 1945 an die Öffentlichkeit trat. Das war nur einen Tag nach dem Befehl Nr. 2 der SMAD, der die Gründung "antifaschistisch-demokratischer Parteien" erlaubte und somit die erste Parteigründung, da die SPD erst am 15. Juni in der Lage war, einen Gründungsaufruf zu veröffentlichen. Die aus der Sowjetunion zurückgekehrten KPD-Kader bauten die Partei auf und besetzten wichtige Positionen in der entstehenden deutschen Verwaltung. Der Aufruf vom 11. Juli 1945 und die nachfolgenden Veröffentlichungen versuchten den Eindruck zu erwecken, dass sich die KPD vom sowjetischen Sozialismus-Modell verabschiedet habe und auf eine parlamentarisch-demokratische Republik hinarbeite. Das Sekretariat des Zentralkomitees, das die eigentliche Führung der Partei darstellte, umfasste Wilhelm Pieck, Walter Ulbricht, Franz Dahlem und Anton Ackermann. Bereits am 13. Juni erschien die erste Nummer der zentralen Parteizeitung, die "Deutsche Volkszeitung". Zunächst wurde eine Vereinigung der beiden sozialistischen Parteien nicht vorangetrieben. Am 19. Juni 1945 wurde zwischen dem Zentralkomitee der KPD und dem Zentralausschuss der SPD die Bildung eines gemeinsamen "Aktionsausschusses" beschlossen. In Sachsen folgte die Bildung dieses Ausschusses am 3. Juli 1945. Im September 1945 war der Reorganisierungs- und Konsolidierungsprozess der KPD weitgehend abgeschlossen. So gab es eine große Anzahl von hauptamtlichen Funktionären sowie eine größere Anzahl von Betriebsgruppen.
Seit Ende November 1945 wurde die Einheitskampagne von der KPD intensiviert. Der Vorsitzende des Zentralausschusses, Otto Grotewohl, hatte jedoch in einer Rede am 11. November 1945 in Berlin klar zu verstehen gegeben, dass die Einheitspartei für die Sozialdemokraten nicht mehr so erstrebenswert wie noch Mitte 1945 sei. Ab Dezember schalteten sich auch die Besatzungsbehörden aktiv in das Geschehen ein, die Arbeit der Sozialdemokraten wurde immer mehr behindert und vereinigungskritische Funktionäre bedroht.
Eine Beratung zwischen dem Zentralausschuss der SPD, dem Zentralkomitee der KPD und weiteren Funktionären (nach der Teilnehmerzahl auch "Sechziger-Konferenz" genannt) am 20. Dezember 1945 verabschiedete eine Entschließung, in der allgemeine Prinzipien für eine Einheitspartei formuliert wurden. Eine öffentliche Diskussion war jedoch kaum möglich, da die Behinderungen und der Druck durch die SMAD immer größer wurden. Am 11. Februar 1946 gab der Zentralausschuss der SPD nach und kündigte die Einberufung eines Parteitages an, um über die Vereinigung zu entscheiden. Er fand am 19. und 20. April 1946 in Berlin statt, als die Entscheidung längst schon gefallen war.
Die faktische Konstituierung der Einheitspartei in den Kreisen fand im März statt (in Chemnitz am 30. März), am 6./7. und 13. April traten die Parteitage der Bezirke zusammen. Hier wählten die Delegierten bereits Landesvorstände der SED. Auf einem gemeinsamen Parteitag in Berlin am 21./22. April 1946 wurde die Vereinigung offiziell abgeschlossen
Die Gründung der KPD-Organisation für das Land Sachsen fand am 13. Juni 1945 unter dem Vorsitz von Hermann Matern statt. Die Zahl der Mitglieder stieg von ca. 45.000 im August 1945 auf 194.000 im April 1946. Unter den Parteibezirken, die den Ländern entsprachen, gab es Unterbezirke, Kreis- und Ortsgruppen. Einen hohen Stellenwert nahmen die Betriebsgruppen ein: Im Januar 1946 gab es allein im Bereich der Kreisleitung Chemnitz 170 Gruppen mit ca. 4.500 Mitgliedern.


2. Bestandsgeschichte
Im Archiv der Bezirksparteiorganisation Karl-Marx-Stadt der SED (BPA) wurde im Frühjahr 1990 eine tiefere Erschließung mit Kassationen und Zusammenführen der Archivalien der KPD vorgenommen. Die Akten waren im BPA als Bestand I eingegliedert. Die auf Karteikarten festgehaltenen Angaben wurden 1999 in die EDV mit dem Erschließungsprogramm Augias 6.2 eingegeben. Eine Überarbeitung der Verzeichnung durch Lutz Sartor fand 2001 statt. Das Sächsische Staatsarchiv Chemnitz übernahm 1992 das Bezirksparteiarchiv Karl-Marx-Stadt der SED. Über das Eigentum bestehen seither unterschiedliche Rechtsauffassungen zwischen dem Freistaat Sachsen und Landesvorstand Sachsen der PDS.
Der Erhaltungszustand der Archivalien ist befriedigend, eine Stabilisierung der Papiere ist in großen Teilen notwendig. Die Akten wurden im Staatsarchiv Chemnitz foliiert. Der Name des Bestandes lautet: Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) in Südwestsachsen 1945/46. Die Laufzeit ist Mai 1945 bis Dezember 1946. Der Umfang beträgt 30 AE mit 0,60 lfm.


3. Bestandsanalyse
Trotz des geringen Umfangs ist der Bestand sehr aussagekräftig. Der hohe Anteil an statistischem Material und Tätigkeitsberichten ermöglicht einen detaillierten Einblick in Struktur und Entwicklung dieser Partei in den Unterbezirken von den ersten Gründungen der Ortsvereine bis zur Vereinigung mit der SPD und darüber hinaus. Weitere Unterlagen der KPD sind zudem in den Akten der Kreisleitungen der SED enthalten.


4. Literatur zur KPD
MALYCHA, Andreas: Von der Gründung 1945/46 bis zum Mauerbau 1961,
in: Herbst, Andreas/Stephan, Gerd-Rüdiger/Winkler, Jürgen (Hgg.): Die SED. Geschichte Organisation Politik. Ein Handbuch, Berlin 1997, S. 1-55.

MALYCHA, Andreas: Die SED. Geschichte ihrer Stalinisierung 1946-1953, Paderborn usw. 2000

MÜLLER, Werner: Kommunistische Partei Deutschlands (KPD),
in: SBZ-Handbuch. Staatliche Verwaltungen, Parteien, gesellschaftliche Organisationen und ihre Führungskräfte in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands 1945-1949, 2. Auflage München 1993, S. 440-459

MÜLLER, Werner: Entstehung und Transformation des Parteiensystems der SBZ/DDR 1945-1950,
in: Machtstrukturen und Entscheidungsmechanismen im SED-Staat und die Frage der Verantwortung, (= Materialien der Enquete-Kommission "Aufarbeitung und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland", 12. Wahlperiode des Deutschen Bundestages), hg. vom Deutschen Bundestag, Bd. II/4, Frankfurt/M. 1995, S. 2327-2374

RICHTER, Michael: Entstehung und Transformation des Parteiensystems in der SBZ und Berlin 1945-1950,
in: Machtstrukturen und Entscheidungsmechanismen im SED-Staat und die Frage der Verantwortung, (= Materialien der Enquete-Kommission "Aufarbeitung und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland", 12. Wahlperiode des Deutschen Bundestages), hg. vom Deutschen Bundestag, Bd. II/4, Frankfurt/M. 1995, S. 2509-2586

WILKE, Manfred/SCHROEDER, Klaus/ALISCH, Steffen: Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED),
in: Eppelmann, Rainer/Möller, Horst/Nooke, Günter/Wilms, Dorothee (Hgg.): Lexikon des DDR-Sozialismus. Das Staats- und Gesellschaftssystem der Deutschen Demokratischen Republik, Paderborn usw., 2., aktualisierte und erweiterte Auflage 1997, Bd. 2, S. 740-755

ZIMMER, Horst/OTTO, Elfriede/HENGST, Werner (Leitung eines Autorenkollektivs): Beginn der antifaschistisch-demokratischen Umwälzung und der Kampf um die Schaffung der revolutionären Einheitspartei auf dem Gebiet des heutigen Bezirkes Karl-Marx-Stadt (Mai 1946-April 1946) [= Zur Geschichte der Bezirksparteiorganisation Karl-Marx-Stadt der SED (1945-1961), Kapitel 1]


5. Abkürzungen
AE Akteneinheiten
BPA Bezirksparteiarchiv (der SED)
CDU Christlich demokratische Union Deutschlands
LDPD Liberal-Demokratische Partei Deutschlands
lfm laufende Meter (Archivgut)
NSDAP Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
PDS Partei des Demokratischen Sozialismus
SBZ Sowjetische Besatzungszone
SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands
SMAD Sowjetische Militäradministration in Deutschland
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands
Protokolle.- Statistiken.- Tätigkeitsberichte.
Die Parteiführung der KPD in Moskau hatte schon Ende Mai 1945 einen Gründungsaufruf formuliert, mit dem sie am 11. Juni 1945 an die Öffentlichkeit trat. Der Gründungsaufruf vom 11. Juni 1945 und die nachfolgenden Veröffentlichungen versuchten den Eindruck zu erwecken, dass sich die KPD vom sowjetischen Sozialismus-Modell verabschiedet habe und auf eine parlamentarisch-demokratische Republik hinarbeite. Das Sekretariat des Zentralkomitees, das die eigentliche Führung der Partei darstellte, umfasste Wilhelm Pieck, Walter Ulbricht, Franz Dahlem und Anton Ackermann. Im September 1945 war der Reorganisierungs- und Konsolidierungsprozess der KPD weitgehend abgeschlossen. So gab es eine große Anzahl von hauptamtlichen Funktionären sowie eine größere Anzahl von Betriebsgruppen.
Seit Ende November 1945 wurde die Einheitskampagne von der KPD intensiviert. Ab Dezember schalteten sich auch die Besatzungsbehörden aktiv in das Geschehen ein, die Arbeit der Sozialdemokraten wurde immer mehr behindert und vereinigungskritische Funktionäre bedroht.
Die faktische Konstituierung der Einheitspartei in den Kreisen fand im März 1946 statt (in Chemnitz am 30. März), am 6./7. und 13. April 1946 traten die Parteitage der Bezirke zusammen. Auf einem gemeinsamen Parteitag in Berlin am 21./22. April 1946 wurde die Vereinigung offiziell abgeschlossen
Die Gründung der KPD-Organisation für das Land Sachsen fand am 13. Juni 1945 unter dem Vorsitz von Hermann Matern statt. Die Zahl der Mitglieder stieg von ca. 45.000 im August 1945 auf 194.000 im April 1946. Einen hohen Stellenwert nahmen die Betriebsgruppen ein: Im Januar 1946 gab es allein im Bereich der Kreisleitung Chemnitz 170 Gruppen mit ca. 4.500 Mitgliedern.
Der Bestand enthält Schriftgut der Unterbezirks- und/oder Kreisleitungen Annaberg, Chemnitz, Flöha, Freiberg, Glauchau, Marienberg, Oelsnitz, Plauen, Schwarzenberg und Zwickau sowie der Ortsgruppenleitung Crimmitschau (1945 - 1946).
  • 2001 | Findbuch / Datenbank
  • 2025-03-06 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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