Beständeübersicht
Bestand
32667 Kreisleitung der FDJ Werdau
Datierung | 1980 - 1990 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Chemnitz |
Umfang (nur lfm) | 0,70 |
1. Geschichte der Freien Deutschen Jugend und der Pionierorganisation "Ernst Thälmann"
Aus antifaschistischen Jugendkomitees hervorgegangen, stellte die FDJ in ihrer Anfangszeit die einzige legale Möglichkeit für Jugendliche dar, sich zu organisieren. Der Austausch von politischem, vor allem sozialistisch orientiertem Gedankengut, das man der nationalsozialistischen Vergangenheit entgegensetzten wollte, sowie der Aufbau einer besseren Gesellschaft dürften in dieser Zeit des Aufbruchs eine wichtige Rolle gespielt haben. Der Austausch über politische Ideen in der FDJ wurde jedoch später von der SED instrumentalisiert. Spätestens seit 1958, als die SED zunehmend die Führung innerhalb der FDJ übernahm, diente die FDJ der Partei dazu, weite Kreise der Jugend für ihre Politik zu gewinnen und aus den Reihen der Sekretariatsmitglieder aller Ebenen eine Kaderreserve zu bilden. Dabei wurden die Jugendlichen auch zu politischen Aktionen gezielt eingesetzt, wie z.B. 1959 in Agitationskampagnen für den Eintritt in Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften oder in den sechziger Jahren in der Aktion "Ochsenkopf", bei der Jugendliche in Privathaushalte gingen und Fernsehantennen so ausrichteten, dass kein "Westfernsehn" mehr empfangen werden konnte. Die Jugendlichen sollten sich in der marxistisch-leninistischen Weltanschauung auskennen und über aktuelle Beschlüsse der SED-Führungsorgane informieren; Abzeichen für gutes Wissen dienten als Leistungsanreize. Als Kinderorganisation der FDJ wurde 1948 der Verband der Jungen Pioniere gegründet, der seit 1952 den Namen Pionierorganisation "Ernst Thälmann" trug.
Der Steigerung der Wirtschaftskraft und der Erziehung der Jugendlichen zum Einsatz ihrer ganzen Arbeits- und Erfindungskraft dienten Jugendobjekte, die Aktivistenbewegung, die ihren Höhepunkt um 1960 mit dem Wettbewerb um den Titel "Brigade der sozialistischen Arbeit" erreichte, Messen der Meister von Morgen und andere meist gemeinsam mit dem FDGB organisierte Aktionen.
Massenveranstaltungen wie Parteitreffen, aber auch FDJ- und Pioniertreffen und FDJ-Aufgeboten wurde durch geschickt inszenierte Aufmärsche der in Blauhemd bzw. mit Halstuch uniformierten "FDJler" und Pioniere ein propagandistisch wirksamer Rahmen verliehen; außerdem nahmen Mitglieder der FDJ als Ordner an derartigen Veranstaltungen teil.
Von Anfang an war die FDJ aber auch eine Möglichkeit für die Jugend, ihre Freizeit ohne Erwachsene zu gestalten. Schon die antifaschistischen Jugendausschüsse organisierte Lieder-, Tanz-, Spiele und Diaabende, die einen großen Teil ihrer Aktivitäten ausmachten. Später gewannen Angebote im Sport- und Freizeitbereich wie Spartakiaden und Klubs an Bedeutung. Außerdem organisierte die FDJ Ferienlager, Ernteeinsätze und Wanderfahrten für Jugendliche und betrieb das Jugendreisebüro Jugendtourist. Besonders gegen Ende der achtziger Jahre, als die Unzufriedenheit mit der SED wuchs, sahen viele Eltern und Jugendliche die einzige Daseinsberechtigung der FDJ in ihrem vielfältigen Jugend- und Freizeitangebot. Als nach 1989 durch Massenaustritte aus SED und FDJ und die allgemeinen politischen Veränderungen auch die gewohnten Strukturen von FDJ und Pionierorganisationen zusammenbrachen, konnten sich viele Jugendklubs nicht mehr halten, vielerorts musste das Freizeitangebot für Jugendliche drastisch reduziert werden.
2. Aufbau und Organisation
Die FDJ organisierte sich analog zur Struktur der SED nach dem Prinzip des demokratischen Zentralismus. Auf jeder Ebene der staatlichen Verwaltung gab es jeweils auch eine Organisationsform der FDJ mit entsprechenden haupt- oder nebenamtlichen Leitungen.
In den FDJ-Gruppen als kleinster Grundeinheit wurden alle Jugendlichen einer Klasse, Brigade, Schicht, Arbeitsgruppe oder eines Seminars zusammengefasst. Aus mehreren FDJ-Gruppen eines Dorfes, Betriebes, einer Genossenschaft oder Bildungseinrichtung setzte sich eine Grundorganisation (GO) zusammen. Sowohl die Gruppenleiter der FDJ-Gruppen als auch die GO-Leitungen waren ehrenamtlich tätig und wurden jährlich durch die Mitglieder gewählt. Eine Ausnahme bildeten wichtige Grundorganisationen, bei denen die Stelle des Ersten Sekretärs hauptamtlich besetzt wurde. Neben den Grundorganisationen gab es auch FDJ-Jugendklubs, die sich auf Initiative der Jugendlichen in Betrieben, bei den örtlichen Räten oder in Bildungseinrichtungen gebildet hatten. Diese waren den Grundorganisationen gleichgestellt.
Die Kreisorganisationen, in Stadtkreisen als Stadtorganisationen bezeichnet, waren die nächstgrößere Einheit, die u.a. die Koordinierungs- und Finanzierungsaufgaben sowie größere Veranstaltungen wahrnahmen, während die Jugendarbeit überwiegend in Grundorganisationen und Jugendklubs stattfand. In größeren Kreisen und Städten bestand eine weitere Untergliederung in Orts- bzw. Stadtteilorganisationen. Sekretäre und Sekretariatsmitglieder der Kreisleitungen waren hauptamtlich tätig; ihre Wahl erfolgte durch die Kreisdelegiertenversammlungen alle zwei bis zweieinhalb Jahre. Der Erste Sekretär war zugleich Sekretariatsmitglied der SED-Kreisleitung.
Die Kreisorganisationen unterstanden den Bezirksorganisationen der FDJ. Neben den Bezirksorganisationen bestanden eigene Organisationen in den "Bewaffneten Kräften" sowie die Gebietsorganisation Wismut der FDJ. Die Bezirksorganisationen waren den Kreisleitungen gegenüber weisungsberechtigt und übernahmen Koordinierungsaufgaben innerhalb ihres Bezirkes.
Oberstes Organ der FDJ war nominell das Parlament der FDJ, das in Verantwortung der Bezirksleitungen nach einem bestimmten Delegiertenschlüssel ausgewählt wurde und so alle FDJ-Mitglieder repräsentieren sollte. Für die Leitung der Arbeit zwischen den Parlamentstagungen wählte das Parlament den Zentralrat der FDJ. Obwohl das Parlament nominell oberstes Organ der FDJ war, übernahm das Büro des Zentralratsder FDJ die eigentliche politische Führung. Ständige politische und organisatorische Arbeiten übernahm das Sekretariat des Zentralrats der FDJ.
In die Struktur der FDJ war zugleich die Pionierorganisation "Ernst Thälmann" eingebunden. Leiter der Pionierorganisation wurde jeweils ein Sekretär des Zentralrats der FDJ, Bezirks- bzw. Kreisvorsitzender der Pionierorganisation der jeweilige FDJ-Sekretär der Bezirks- bzw. Kreisleitung. An den Schulen übernahmen ausgebildete Freundschaftspionierleiter die Leitung der Pioniergruppen. Die verschiedenen Altersgruppen waren in Jungpioniere (1. - 3. Klasse) und Thälmannpioniere (4. - 7. Klasse) getrennt.
3. Funktionäre der FDJ-Kreisleitung Werdau
1. Sekretär: Schubert (1960)
2. Sekretär: Leibelt (1960).
3. Sekretär: Schille (1960)
4. Bestandsgeschichte
Die FDJ hatte seit 1965 eine eigene Archivorganisation mit einem Zentralarchiv an der Spitze und Verwaltungsarchiven auf zentraler und Bezirksebene[01] . Im Rahmen eines Vertrags der Freien Deutschen Jugend e.V. mit dem Bundesarchiv zur Übernahme von Archiv- und Bibliotheksgut der FDJ/fdj wurden alle bis 1990 entstandenen Unterlagen der Freien Deutschen Jugend und der Pionierorganisation "Ernst Thälmann" an die Stiftung Parteien und Massenorganisationen im Bundesarchiv abgegeben.
In diesem Zusammenhang gelangte auch der vorliegende Bestand der FDJ-Kreisleitung Werdau ins Bundesarchiv. Die Art der Überlieferung weist darauf hin, dass es sich um Unterlagen aus FDJ-Verwaltungsarchiven auf Kreis- oder Bezirksebene handelt.
Da die Zuständigkeit der Stiftung Parteien und Massenorganisationen bald auf die zentrale Ebene beschränkt wurde, gelangten alle im Bundesarchiv befindlichen Unterlagen der FDJ-Bezirks- und Kreisleitung in die regional zuständigen Staatsarchive.
Im Rahmen einer solchen Abgabe erhielt das Sächsische Staatsarchiv Leipzig der vorliegende Bestand mit der Auflage, ihn an das Sächsische Staatsarchiv Chemnitz weiterzugeben. Der Bestand wurde am 11. Juli 1996 aus dem Staatsarchiv Leipzig in das Staatsarchiv Chemnitz übernommen.
5. Bestandsanalyse
Die Bestände der FDJ-Kreisleitungen im Staatsarchiv Chemnitz stellen eine unvollständige, nicht planmäßig archivierte Überlieferung dar. Lediglich der Bestand Kreisleitung Werdau der FDJ enthält Schriftgut wie Sitzungsprotokolle und Beschlüsse der FDJ-Organe auf Kreisebene sowie Schulungs- und Arbeitsmaterial. Leider beschränkt sich diese aussagekräftige Überlieferung auf den Zeitraum von 1952 bis 1962.
Die übrigen Bestände umfassen lediglich Zufallsüberlieferungen, insbesondere Schriftgut zur Rechnungsführung und Personalverwaltung mit einem Schwerpunkt in den Jahren 1980-1990. Aus diesen Unterlagen gehen nur mittelbare Informationen über durchgeführte Veranstaltungen, Investitionen, Mitglieder und Mitarbeiter der FDJ hervor. Nur der Bestand FDJ-Kreisleitung Hohenstein-Ernstthal enthält einen einzelnen Rechenschafts- und Planungsbericht des Ersten Sekretärs von 1988. Im Bestand FDJ-Kreisleitung Hohenstein-Ernstthal befindet sich ein Foto von einer Sitzung, im Bestand FDJ-Kreisleitung Klingenthal eine kleine Sammlung von Zeitungsausschnitten.
Die Aktenführung ist im allgemeinen schlecht; soweit es sich nicht um Belegsammlungen handelt, die nach laufender Nummer abgelegt wurden, sind die Akten nach sehr vagen inhaltlichen oder formellen Kriterien zusammengestellt; liegen mehrere Akten zu einem meist recht weit gefassten Betreff vor, ist die inhaltliche und zeitliche Abgrenzung häufig schwer oder unmöglich.
Der Bestand umfasst 20 AE mit einer Laufzeit von 1952 bis 1962.
6. Abkürzungsverzeichnis
BGL|-----|Betriebsgewerkschaftsleitung
BL|-----|Bezirksleitung
BV|-----|Bezirksvorstand
CSSR|-----|Tschechoslowakische Sozialistische Republik
DTSB|-----|Deutscher Turn- und Sportbund
EOS|-----|Erweiterte Oberschule
FDGB|-----|Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
FPL|-----|Freundschaftspionierleitung
GO|-----|Grundorganisation
GOL|-----|Grundorganisationsleitung
GST|-----|Gesellschaft für Sport und Technik
KL|-----|Kreisleitung
Kmst.|-----|Karl-Marx-Stadt
KV|-----|Kreisvorstand
LDPD|-----|Liberal-Demokratische Partei Deutschlands, bis 1951 LPD
NVA|-----|Nationale Volksarmee
OL|-----|Ortsleitung
OVG|-----|Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätze für die staatlichen Archive der Deutschen Demokratischen Republik
PO|-----|Pionierorganisation, Parteiorganisation
POS|-----|Polytechnische Oberschule
PWZ|-----|Postwertzeichen
RL-Geld|-----|Rücklagegeld
SächsArchivG|-----|Archivgesetz für den Freistaat Sachsen vom 17. Mai 1993
SBZ|-----|Sowjetische Besatzungszone
SGL|-----|Schulgewerkschaftsleitung
SM|-----|Sondermarken
SMAD|-----|Sowjetische Militäradministration in Deutschland
TNG|-----|Teilnahmegebühr(en)
VG|-----|Verrechnungsgeld
WBDJ|-----|Weltbund der Demokratischen Jugend
ZBGL|-----|Zentrale Betriebsgewerkschaftsleitung
7. Quellen
Arlt, Wolfgang / Drewes, Uwe / Grau, Roland / Jahnke, Karl Heinz / Sieber, Horst: Geschichte der Freien Deutschen Jugend. Hrsg. im Auftrag des Zentralrats der FDJ. Berlin 1982.
Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen (Hrsg.): DDR Handbuch. Bd 1 und 2. Köln 1985.
Gerstenberger, Peter / Zinßler, Manfred (Hrsg.): Jugendbewegung in der DDR. Berlin 1990.
Herbst, Andreas / Ranke, Winfried / Winkler, Jürgen: So funktionierte die DDR. Bd 1 und 2. Reinbek bei Hamburg 1994.
Mählert, Ulrich / Stephan, Gerd-Rüdiger: Blaue Hemden - Rote Fahnen. Die Geschichte der Freien Deutschen Jugend. Opladen 1996
8. Bibliographie der Freien Deutschen Jugend und der Pionierorganisation "Ernst Thälmann" des Kreises Werdau[02]
Das Erbe der Väter fortführen: Materialien der ersten Geschichtskonferenz der FDJ-Kreisorganisation Werdau. Hrsg.: SED-Kreisleitung, Kommission zur Erforschung der Geschichte der örtlichen Arbeiterbewegung, Werdau 1978.
Huhn, Elli: Chronik zur Gründung der FDJ im Kreis Werdau, 1945-1947. Hrsg.: Rat der Stadt, Archiv, Werdau, 1976. Forschungsarbeit [Staatsarchiv Chemnitz, 31602 SED-Bezirksleitung Karl-Marx-Stadt, Nr. V 7/408]
[01] Lexikon Archivwesen der DDR, Hrsg.: Staatliche Archivverwaltung der DDR, Berlin 1977
[02] Eine Bibliographie der FDJ im Gebiet des heutigen Freistaates Sachsen kann auf Wunsch vorgelegt werden.
Aus antifaschistischen Jugendkomitees hervorgegangen, stellte die FDJ in ihrer Anfangszeit die einzige legale Möglichkeit für Jugendliche dar, sich zu organisieren. Der Austausch von politischem, vor allem sozialistisch orientiertem Gedankengut, das man der nationalsozialistischen Vergangenheit entgegensetzten wollte, sowie der Aufbau einer besseren Gesellschaft dürften in dieser Zeit des Aufbruchs eine wichtige Rolle gespielt haben. Der Austausch über politische Ideen in der FDJ wurde jedoch später von der SED instrumentalisiert. Spätestens seit 1958, als die SED zunehmend die Führung innerhalb der FDJ übernahm, diente die FDJ der Partei dazu, weite Kreise der Jugend für ihre Politik zu gewinnen und aus den Reihen der Sekretariatsmitglieder aller Ebenen eine Kaderreserve zu bilden. Dabei wurden die Jugendlichen auch zu politischen Aktionen gezielt eingesetzt, wie z.B. 1959 in Agitationskampagnen für den Eintritt in Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften oder in den sechziger Jahren in der Aktion "Ochsenkopf", bei der Jugendliche in Privathaushalte gingen und Fernsehantennen so ausrichteten, dass kein "Westfernsehn" mehr empfangen werden konnte. Die Jugendlichen sollten sich in der marxistisch-leninistischen Weltanschauung auskennen und über aktuelle Beschlüsse der SED-Führungsorgane informieren; Abzeichen für gutes Wissen dienten als Leistungsanreize. Als Kinderorganisation der FDJ wurde 1948 der Verband der Jungen Pioniere gegründet, der seit 1952 den Namen Pionierorganisation "Ernst Thälmann" trug.
Der Steigerung der Wirtschaftskraft und der Erziehung der Jugendlichen zum Einsatz ihrer ganzen Arbeits- und Erfindungskraft dienten Jugendobjekte, die Aktivistenbewegung, die ihren Höhepunkt um 1960 mit dem Wettbewerb um den Titel "Brigade der sozialistischen Arbeit" erreichte, Messen der Meister von Morgen und andere meist gemeinsam mit dem FDGB organisierte Aktionen.
Massenveranstaltungen wie Parteitreffen, aber auch FDJ- und Pioniertreffen und FDJ-Aufgeboten wurde durch geschickt inszenierte Aufmärsche der in Blauhemd bzw. mit Halstuch uniformierten "FDJler" und Pioniere ein propagandistisch wirksamer Rahmen verliehen; außerdem nahmen Mitglieder der FDJ als Ordner an derartigen Veranstaltungen teil.
Von Anfang an war die FDJ aber auch eine Möglichkeit für die Jugend, ihre Freizeit ohne Erwachsene zu gestalten. Schon die antifaschistischen Jugendausschüsse organisierte Lieder-, Tanz-, Spiele und Diaabende, die einen großen Teil ihrer Aktivitäten ausmachten. Später gewannen Angebote im Sport- und Freizeitbereich wie Spartakiaden und Klubs an Bedeutung. Außerdem organisierte die FDJ Ferienlager, Ernteeinsätze und Wanderfahrten für Jugendliche und betrieb das Jugendreisebüro Jugendtourist. Besonders gegen Ende der achtziger Jahre, als die Unzufriedenheit mit der SED wuchs, sahen viele Eltern und Jugendliche die einzige Daseinsberechtigung der FDJ in ihrem vielfältigen Jugend- und Freizeitangebot. Als nach 1989 durch Massenaustritte aus SED und FDJ und die allgemeinen politischen Veränderungen auch die gewohnten Strukturen von FDJ und Pionierorganisationen zusammenbrachen, konnten sich viele Jugendklubs nicht mehr halten, vielerorts musste das Freizeitangebot für Jugendliche drastisch reduziert werden.
2. Aufbau und Organisation
Die FDJ organisierte sich analog zur Struktur der SED nach dem Prinzip des demokratischen Zentralismus. Auf jeder Ebene der staatlichen Verwaltung gab es jeweils auch eine Organisationsform der FDJ mit entsprechenden haupt- oder nebenamtlichen Leitungen.
In den FDJ-Gruppen als kleinster Grundeinheit wurden alle Jugendlichen einer Klasse, Brigade, Schicht, Arbeitsgruppe oder eines Seminars zusammengefasst. Aus mehreren FDJ-Gruppen eines Dorfes, Betriebes, einer Genossenschaft oder Bildungseinrichtung setzte sich eine Grundorganisation (GO) zusammen. Sowohl die Gruppenleiter der FDJ-Gruppen als auch die GO-Leitungen waren ehrenamtlich tätig und wurden jährlich durch die Mitglieder gewählt. Eine Ausnahme bildeten wichtige Grundorganisationen, bei denen die Stelle des Ersten Sekretärs hauptamtlich besetzt wurde. Neben den Grundorganisationen gab es auch FDJ-Jugendklubs, die sich auf Initiative der Jugendlichen in Betrieben, bei den örtlichen Räten oder in Bildungseinrichtungen gebildet hatten. Diese waren den Grundorganisationen gleichgestellt.
Die Kreisorganisationen, in Stadtkreisen als Stadtorganisationen bezeichnet, waren die nächstgrößere Einheit, die u.a. die Koordinierungs- und Finanzierungsaufgaben sowie größere Veranstaltungen wahrnahmen, während die Jugendarbeit überwiegend in Grundorganisationen und Jugendklubs stattfand. In größeren Kreisen und Städten bestand eine weitere Untergliederung in Orts- bzw. Stadtteilorganisationen. Sekretäre und Sekretariatsmitglieder der Kreisleitungen waren hauptamtlich tätig; ihre Wahl erfolgte durch die Kreisdelegiertenversammlungen alle zwei bis zweieinhalb Jahre. Der Erste Sekretär war zugleich Sekretariatsmitglied der SED-Kreisleitung.
Die Kreisorganisationen unterstanden den Bezirksorganisationen der FDJ. Neben den Bezirksorganisationen bestanden eigene Organisationen in den "Bewaffneten Kräften" sowie die Gebietsorganisation Wismut der FDJ. Die Bezirksorganisationen waren den Kreisleitungen gegenüber weisungsberechtigt und übernahmen Koordinierungsaufgaben innerhalb ihres Bezirkes.
Oberstes Organ der FDJ war nominell das Parlament der FDJ, das in Verantwortung der Bezirksleitungen nach einem bestimmten Delegiertenschlüssel ausgewählt wurde und so alle FDJ-Mitglieder repräsentieren sollte. Für die Leitung der Arbeit zwischen den Parlamentstagungen wählte das Parlament den Zentralrat der FDJ. Obwohl das Parlament nominell oberstes Organ der FDJ war, übernahm das Büro des Zentralratsder FDJ die eigentliche politische Führung. Ständige politische und organisatorische Arbeiten übernahm das Sekretariat des Zentralrats der FDJ.
In die Struktur der FDJ war zugleich die Pionierorganisation "Ernst Thälmann" eingebunden. Leiter der Pionierorganisation wurde jeweils ein Sekretär des Zentralrats der FDJ, Bezirks- bzw. Kreisvorsitzender der Pionierorganisation der jeweilige FDJ-Sekretär der Bezirks- bzw. Kreisleitung. An den Schulen übernahmen ausgebildete Freundschaftspionierleiter die Leitung der Pioniergruppen. Die verschiedenen Altersgruppen waren in Jungpioniere (1. - 3. Klasse) und Thälmannpioniere (4. - 7. Klasse) getrennt.
3. Funktionäre der FDJ-Kreisleitung Werdau
1. Sekretär: Schubert (1960)
2. Sekretär: Leibelt (1960).
3. Sekretär: Schille (1960)
4. Bestandsgeschichte
Die FDJ hatte seit 1965 eine eigene Archivorganisation mit einem Zentralarchiv an der Spitze und Verwaltungsarchiven auf zentraler und Bezirksebene[01] . Im Rahmen eines Vertrags der Freien Deutschen Jugend e.V. mit dem Bundesarchiv zur Übernahme von Archiv- und Bibliotheksgut der FDJ/fdj wurden alle bis 1990 entstandenen Unterlagen der Freien Deutschen Jugend und der Pionierorganisation "Ernst Thälmann" an die Stiftung Parteien und Massenorganisationen im Bundesarchiv abgegeben.
In diesem Zusammenhang gelangte auch der vorliegende Bestand der FDJ-Kreisleitung Werdau ins Bundesarchiv. Die Art der Überlieferung weist darauf hin, dass es sich um Unterlagen aus FDJ-Verwaltungsarchiven auf Kreis- oder Bezirksebene handelt.
Da die Zuständigkeit der Stiftung Parteien und Massenorganisationen bald auf die zentrale Ebene beschränkt wurde, gelangten alle im Bundesarchiv befindlichen Unterlagen der FDJ-Bezirks- und Kreisleitung in die regional zuständigen Staatsarchive.
Im Rahmen einer solchen Abgabe erhielt das Sächsische Staatsarchiv Leipzig der vorliegende Bestand mit der Auflage, ihn an das Sächsische Staatsarchiv Chemnitz weiterzugeben. Der Bestand wurde am 11. Juli 1996 aus dem Staatsarchiv Leipzig in das Staatsarchiv Chemnitz übernommen.
5. Bestandsanalyse
Die Bestände der FDJ-Kreisleitungen im Staatsarchiv Chemnitz stellen eine unvollständige, nicht planmäßig archivierte Überlieferung dar. Lediglich der Bestand Kreisleitung Werdau der FDJ enthält Schriftgut wie Sitzungsprotokolle und Beschlüsse der FDJ-Organe auf Kreisebene sowie Schulungs- und Arbeitsmaterial. Leider beschränkt sich diese aussagekräftige Überlieferung auf den Zeitraum von 1952 bis 1962.
Die übrigen Bestände umfassen lediglich Zufallsüberlieferungen, insbesondere Schriftgut zur Rechnungsführung und Personalverwaltung mit einem Schwerpunkt in den Jahren 1980-1990. Aus diesen Unterlagen gehen nur mittelbare Informationen über durchgeführte Veranstaltungen, Investitionen, Mitglieder und Mitarbeiter der FDJ hervor. Nur der Bestand FDJ-Kreisleitung Hohenstein-Ernstthal enthält einen einzelnen Rechenschafts- und Planungsbericht des Ersten Sekretärs von 1988. Im Bestand FDJ-Kreisleitung Hohenstein-Ernstthal befindet sich ein Foto von einer Sitzung, im Bestand FDJ-Kreisleitung Klingenthal eine kleine Sammlung von Zeitungsausschnitten.
Die Aktenführung ist im allgemeinen schlecht; soweit es sich nicht um Belegsammlungen handelt, die nach laufender Nummer abgelegt wurden, sind die Akten nach sehr vagen inhaltlichen oder formellen Kriterien zusammengestellt; liegen mehrere Akten zu einem meist recht weit gefassten Betreff vor, ist die inhaltliche und zeitliche Abgrenzung häufig schwer oder unmöglich.
Der Bestand umfasst 20 AE mit einer Laufzeit von 1952 bis 1962.
6. Abkürzungsverzeichnis
BGL|-----|Betriebsgewerkschaftsleitung
BL|-----|Bezirksleitung
BV|-----|Bezirksvorstand
CSSR|-----|Tschechoslowakische Sozialistische Republik
DTSB|-----|Deutscher Turn- und Sportbund
EOS|-----|Erweiterte Oberschule
FDGB|-----|Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
FPL|-----|Freundschaftspionierleitung
GO|-----|Grundorganisation
GOL|-----|Grundorganisationsleitung
GST|-----|Gesellschaft für Sport und Technik
KL|-----|Kreisleitung
Kmst.|-----|Karl-Marx-Stadt
KV|-----|Kreisvorstand
LDPD|-----|Liberal-Demokratische Partei Deutschlands, bis 1951 LPD
NVA|-----|Nationale Volksarmee
OL|-----|Ortsleitung
OVG|-----|Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätze für die staatlichen Archive der Deutschen Demokratischen Republik
PO|-----|Pionierorganisation, Parteiorganisation
POS|-----|Polytechnische Oberschule
PWZ|-----|Postwertzeichen
RL-Geld|-----|Rücklagegeld
SächsArchivG|-----|Archivgesetz für den Freistaat Sachsen vom 17. Mai 1993
SBZ|-----|Sowjetische Besatzungszone
SGL|-----|Schulgewerkschaftsleitung
SM|-----|Sondermarken
SMAD|-----|Sowjetische Militäradministration in Deutschland
TNG|-----|Teilnahmegebühr(en)
VG|-----|Verrechnungsgeld
WBDJ|-----|Weltbund der Demokratischen Jugend
ZBGL|-----|Zentrale Betriebsgewerkschaftsleitung
7. Quellen
Arlt, Wolfgang / Drewes, Uwe / Grau, Roland / Jahnke, Karl Heinz / Sieber, Horst: Geschichte der Freien Deutschen Jugend. Hrsg. im Auftrag des Zentralrats der FDJ. Berlin 1982.
Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen (Hrsg.): DDR Handbuch. Bd 1 und 2. Köln 1985.
Gerstenberger, Peter / Zinßler, Manfred (Hrsg.): Jugendbewegung in der DDR. Berlin 1990.
Herbst, Andreas / Ranke, Winfried / Winkler, Jürgen: So funktionierte die DDR. Bd 1 und 2. Reinbek bei Hamburg 1994.
Mählert, Ulrich / Stephan, Gerd-Rüdiger: Blaue Hemden - Rote Fahnen. Die Geschichte der Freien Deutschen Jugend. Opladen 1996
8. Bibliographie der Freien Deutschen Jugend und der Pionierorganisation "Ernst Thälmann" des Kreises Werdau[02]
Das Erbe der Väter fortführen: Materialien der ersten Geschichtskonferenz der FDJ-Kreisorganisation Werdau. Hrsg.: SED-Kreisleitung, Kommission zur Erforschung der Geschichte der örtlichen Arbeiterbewegung, Werdau 1978.
Huhn, Elli: Chronik zur Gründung der FDJ im Kreis Werdau, 1945-1947. Hrsg.: Rat der Stadt, Archiv, Werdau, 1976. Forschungsarbeit [Staatsarchiv Chemnitz, 31602 SED-Bezirksleitung Karl-Marx-Stadt, Nr. V 7/408]
[01] Lexikon Archivwesen der DDR, Hrsg.: Staatliche Archivverwaltung der DDR, Berlin 1977
[02] Eine Bibliographie der FDJ im Gebiet des heutigen Freistaates Sachsen kann auf Wunsch vorgelegt werden.
Berichte.- Protokolle von Sekretariatssitzungen.- Schulungsunterlagen.
- 1999 | Findbuch / Datenbank
- 2024-02-15 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5