Beständeübersicht
Bestand
32854 Gesellschaft für Sport und Technik (GST), Kreisleitung Reichenbach/V.
Datierung | 1952 - 1984 |
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Benutzung im | Staatsarchiv Chemnitz |
Umfang (nur lfm) | 4,50 |
1. Geschichte der Gesellschaft für Sport und Technik
Die Gründung der "Gesellschaft für Sport und Technik" (kurz: GST) am 7.August 1952 erfolgte in einer Zeit des verschärften Ost-West-Konfliktes. Dieses Bedrohungsgefühl, das durch den Korea-Krieg und der amerikanischen "roll-back"-Rhetorik verstärkt wurde, fand in den umfangreichen Maßnahmen zur Militarisierung der DDR ihren Ausdruck.[01]
Nach sozialistischer Überlieferungstradition beruhte die Gründung der GST auf eine Initiative des FDJ-Parlaments im Mai 1952, in der sich die Delegierten wünschten, sich in wehrsportlichen und technischen Interessengemeinschaften zu betätigen.[02] In der Realität kamen die Anstöße zur Bildung der GST aus Moskau, Aufgaben und Ziele der Organisation bestimmte das Politbüro der SED. In einer Besprechung am 1. April 1952 in Moskau wurden unter der Leitung Stalins u.a. Überlegungen zur Integration der Jugend in die militärische Organisationen angestellt. Eine neugebildete Kommission in der DDR entwarf daraufhin Anfang Mai ein entsprechendes, stark an das sowjetische Vorbild DOSAAF angelehntes Strukturmodell, das vom Politbüro bestätigt und von einem Initiativkomitee zur Vorbereitung der Gründung der GST überarbeitet wurde. Am 5.August 1952 bestätigte das Politbüro das Statut der GST, die Verordnung des Ministerrates über die Bildung der GST und einen Brief des Initiativkomitees der GST an den Ministerpräsidenten der DDR, in dem der Antrag auf Zulassung der Gesellschaft gestellt wurde. Die Verordnung über die Bildung der Gesellschaft wurde vom Vorsitzenden des Ministerrates der DDR am 7. August erlassen und am 14. August im Gesetzblatt der DDR veröffentlicht.[03] Die organisatorische und personelle Grundlage für die GST bildeten die seit 1950 existierenden Interessengemeinschaften für Sport der FDJ. Die GST übernahm die Ausbildungs- und Unterrichtsmaterialien von der FDJ und alle etwa 45.000 Mitglieder wurden in die neugegründete Gesellschaft integriert, genauso wie zahlreiche FDJ-Funktionäre.[04]
Die speziellen Aufgaben der GST als sozialistische Massenorganisation bestanden darin, die männliche Jugend systematisch auf ihren Wehrdienst vorzubereiten, bei der Überwindung der weitverbreiteten pazifistischen Grundhaltung in der Bevölkerung zu helfen und die personelle Basis zur Vorbereitung und Rekrutierung nationaler Streitkräfte zu erweitern bzw. entstehen zu lassen.[05] Der Versuch die gestellten Aufgaben gewissenhaft zu erfüllen zeigt sich u.a. daran, dass es in den einzelnen Ausbildungsfächern keine wesentlichen Inhaltsunterschiede zu den Einzelkämpfer- und Gruppenausbildungen der kasernierten Polizeieinheiten gab. Ebenso wird der konkrete Umsetzungswille durch die Übergabe leitender Positionen der Gesellschaft an militärisches Fachpersonal verdeutlicht.
Mit den Ereignissen vom 17. Juni 1953 kam es zur ersten Krise in der noch jungen Organisation. Die von einigen FDJ- und SED-Funktionären geforderte Auflösung konnte zwar verhindert werden, doch kam es zu einem starken Rückgang der Mitgliederzahlen (31.Dezember 1952: 463.000, 31.Dezember 1953: 386.000) und stellenweise sogar zur Einstellung der Arbeit in den Grundorganisationen. Eine Stabilisierung der Situation gelang nur durch eine Abkehr von der extremen militärischen Ausrichtung und eine stärkere Berücksichtigung des allgemeinen sportlichen und technischen Interesses der Mitglieder.[06]
Diese Phase der "Entmilitarisierung" währte allerdings nur kurze Zeit. Mit dem Abschluss der Pariser Verträger (Oktober 1954), der Gründung des Warschauer Paktes (Mai 1955) und dem Aufbau von nationalen Streitkräften in der BRD und DDR kam es in der Mitte der 50er Jahre zu einer Reihe von politischer Entscheidungen, welche den weiteren Verlauf der internationalen Ereignisse prägten. Für die SED-Parteileitung erwuchsen daraus neue Aufgabengebiete der GST, welche in einem Beschluss am 4. Januar 1955 schriftlich fixiert wurden. Da die Einberufung zur NVA immer noch auf Freiwilligkeit beruhte, sollte die GST nun neben der Übermittlung vormilitärischer Kenntnisse auch die Werbung für die Armee übernehmen und letztendlich als Rekrutierungsbasis dienen.
Auf dem I. GST-Kongress am 14.-16. September 1956 in Karl-Marx-Stadt griff der Vorsitzende des Zentralvorstandes Richard Staimer den "Beschluss über die Aufgaben der Gesellschaft für Sport und Technik" auf und kritisierten u.a. das noch vorhandene "Nur-Sportlertum", welches zusammen mit anderen Hindernissen in kürzester Zeit überwunden werden muss.[07] Der Minister für Nationale Verteidigung betonte bei dieser Gelegenheit, dass man die GST mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützen werde. Dabei verschwieg er allerdings die bereits am 13. Februar 1956 vom Ministerium für Nationale Verteidigung erlassenen "Grundsätze für die staatliche Anleitung der GST durch die NVA". Danach oblag dem Minister bereits die Entscheidung über die Struktur, sowie die Finanz-, Material-, Bau- und Investitionspläne der GST. Weitere Bestimmungen bezüglich der Ausbildung und Arbeit der Funktionäre, sowie andere organisatorische und strukturelle Maßnahmen lassen erkennen, dass man nun versuchte der GST-Arbeit eine straffere Organisation und Kontrolle durch das Ministerium für Nationale Verteidigung und durch die NVA aufzuerlegen.[08]
In den folgenden Jahren bis zur Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in der DDR wurde die Arbeit der GST an der Zahl der Mitglieder gemessen, die sich für den "Ehrendienst in der NVA" meldeten. Um diese Quote zu erhöhen, wurde meist in zweierlei Richtungen gearbeitet. Zum Einen wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass die hauptamtlichen Funktionäre und Ausbilder politisch-ideologisch besser geschult werden müssen und zum Anderen sei es von enormer Bedeutung, die Trennung von Ausbildung und patriotischer Erziehung in den Grundorganisationen zu überwinden, um somit das "Nur-Sportlertum" und den Pazifismus aus den Köpfen der Jugend zu verbannen.[09]
Die GST erteilte in folgenden Sportarten eine Ausbildung: Schieß- und Geländesport, Motorsport (Auto, Krad), Nachrichtensport (Fernsprechen, -schreiben, Funktechnik, Amateurfunk), Seesport (See-Navigation, Motor-Wassersport, Seefunk, Sporttauchen), Flugsport (Segelflug, Motorflug, Fallschirmspringen), Modellbau (Auto-, Schiffs-, Flugmodellbau), Jagd- und Tiersport. Viele Jugendliche waren an diesem breitgefächerten Angebot interessiert, war es doch meist die einzige und einfachste Gelegenheit persönlichen Wünschen und Neigungen in der Freizeitgestaltung nachzugehen. Die neuerliche Verstärkung der militärischen Ausrichtung innerhalb der GST, inklusive des politischen Unterrichtes, schreckte jedoch viele Interessierte von einer Mitgliedschaft ab, da die Bereitschaft in der Armee zu dienen in den seltensten Fällen vorhanden war. Die Folge war eine Stagnation der Mitgliederzahl bei ca. 385.000. Verstärkt wurde dieser Trend dadurch, dass die Ausbilder bei der Durchführung ihrer Aufgaben junge Frauen und ältere Männer vernachlässigten und sich meist auf die männliche Jugend konzentrierten, da nur diese für eine Rekrutierung in die NVA in Frage kamen. Und auch in dieser Klientel wurden nur die Mitglieder gefördert, die vorher eine Verpflichtung zum Eintritt in NVA unterzeichnet hatten. Insgesamt muss daher festgestellt werden, dass die GST bei den sog. "Abverfügungen" zur Armee die geforderten Richtzahlen nicht erreichen konnte.
Nach dem Bau der Berliner Mauer und der hermetischen Abriegelung des DDR-Gebietes im Jahr 1961 beschloss die Volkskammer neue Gesetze zur Landesverteidigung, so unter anderem das "Gesetz zur Verteidigung der Deutschen Demokratischen Republik" am 20.September 1961 und das "Gesetz über die allgemeine Wehrpflicht" am 24.Januar 1962. Die Wehrgesetzgebung führte auf den verschiedenen Ebenen und in den unterschiedlichen Gremien zu ausführlichen Erörterungen über die erweiterten Aufgaben der GST unter diesen neuen Bedingungen. Zunächst wurde zum wiederholten Male Kritik an dem halbherzigen Führungsstil der hautamtlichen GST-Funktionäre erhoben, der nur durch intensive militär- und organisationspolitische Schulungen verbessert werden könne.[10]
Für die Vorstände auf allen Ebenen setzte Verteidigungsminister Heinz Hoffmann folgende Arbeitsschwerpunkte: 1. Generelle Verbesserung der patriotischen Erziehung mit dem Ziel den politisch-moralischen Zustand der Organisation zu festigen und eine starke Disziplin und Ordnung unter den jugendlichen Mitgliedern herzustellen. 2. Gewinnung aller Jugendlichen für eine qualifizierte vor-militärische Ausbildung. Bei der Umsetzung dieser Ziele sei vorab auf die qualitative Hebung des Standards zu achten, wenngleich man sich auch um die allgemeine Erhöhung der Mitgliederzahlen kümmern müsse.
Die Reaktionen und Äußerungen auf diese neuen Bestimmungen auf der Bezirks- und Kreisebene sind nicht bekannt. Vielmehr sind allgemeingehaltene Berichte über die bisherige Arbeit und Stimmungsberichte zur Einführung der allgemeinen Wehrpflicht überliefert worden.
Wie bei vielen anderen Beschlüssen und Direktiven bezüglich der GST, klafften auch bei dieser Zielsetzung erhebliche Lücken zwischen Theorie und Praxis. Denn für die Einbeziehung aller männlichen Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren in die vormilitärische Ausbildung fehlte jede gesetzliche Grundlage. Dementsprechend konnte sie nur auf freiwilliger Basis erfolgen und dies wiederum war nur durch verstärkte Zusammenarbeit mit den Schulen und anderen Einrichtungen des Volksbildungsministeriums zu erreichen. Erschwerend kam hinzu, dass auch die ehrenamtlichen Ausbilder in den Grundorganisationen und Sektionen einen größeren zeitlichen Aufwand betreiben mussten, um erstens ihre eigenen Kenntnisse in der vormilitärischen Grund- und Spezialausbildung zu erweitern und um zweitens die Mehrbelastung durch die gestiegene Zahl der Auszubildenden zu bewältigen. Zuletzt mussten noch die Defizite in der materiellen-technischen Ausstattung überwunden werden.[11]
Im Februar 1962 kam es zu einem Führungswechsel an der Spitze der GST, neuer Vorsitzender wurde Kurt Lohberger. "Hauptmerkmal der vom Verteidigungsminister und neuem GST-Vorsitzenden gewiesenen Linie war die weitere Profilierung der GST als paramilitärische Organisation. Deren Führung und Ausbildung wollte man immer mehr denen der NVA angenähert wissen. Doch die Widersprüche zwischen den gestellten Forderungen und der Freiwilligkeit der Teilnahme der Jugendlichen an der vormilitärischen Grund- und Laufbahnausbildung sowie dem Charakter der GST als Massenorganisation bestanden fort. Für manche der inzwischen getroffenen Festlegungen fehlten ohnehin die rechtlichen Grundlagen, so etwa für die Übertragung von Aufgaben an die Stellvertreter des Ministers zur Anleitung der GST auf bestimmten Gebieten."[12]
In einer Beschlussvorlage für das Sekretariat des ZK der SED vom 24. Januar 1964 kritisierte Lohberger allerdings die durch das Verteidigungsministerium vorgegebene einseitige Ausrichtung der GST und forderte "eine breite, interessante massenpolitische Arbeit und die Vermittlung vielseitiger technischer Kenntnisse unter der Jugend mit dem Ziel, die in der Arbeit der Gesellschaft für Sport und Technik sichtbar gewordene Enge und fast ausschließliche Beschränkung auf die allgemeine vormilitärische Ausbildung zu überwinden". Um die sozialistische Wehrerziehung zu verbessern, so Lohberger weiter, sei eine verstärkte Zusammenarbeit mit der FDJ, dem DTSB, dem FDGB, sowie mit anderen Organisationen und Einrichtungen unumgänglich.[13] Mit diesen Überlegungen wollte Lohberger den teilweise beträchtlichen Rückgang der Grundorganisationen entgegenwirken und darüber hinaus den Aufbau von Grundorganisationen in Wohngebieten, Schulen, Industriebetrieben und Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften forcieren. [14]
Am 2. Januar 1963 trat die "Anweisung für die sozialistische Wehrerziehung der GST im Jahre 1963" in Kraft. Dadurch wurde allen Organisationseinheiten der GST eine einheitliche Ordnung für die patriotische Erziehung, vormilitärische und wehrsportliche Ausbildung, sowie für die innerorganisatorische Entwicklung gegeben. Die Anweisungen waren für die Vorstände und Leitungen aller Ebenen und Bereiche verbindlich, womit ein immer stärker ausgeprägte zentralistische Führungsstil gefördert worden ist. Ebenfalls neu waren umfangreiche Aufgabenstellungen für die politisch-ideologische Arbeit mit einem Katalog fest umrissener Erziehungsziele. Die grundlegenden Forderungen ähnelten sich im Großteil über einen längeren Zeitraum, während sie in den Einzelheiten jährlich entsprechend der aktuellen Situation variiert worden sind.[15] In der GST definierte man "sozialistische Wehrerziehung" als die Einheit von politisch-ideologischer Erziehung und der Vermittlung von vormilitärischen und technischen Kenntnissen in allen wehrsportlichen Disziplinen. Die Herstellung dieser Einheit war jedoch die schwierigste Aufgabe in den 60er Jahren und die mangelnde Umsetzung unterlag wiederholter Kritik der SED-Führung und des Verteidigungsministers.
Die durch den Vietnamkrieg der USA und dem Sechs-Tage-Krieg Israels ausgelöste Verschärfung der internationalen Situation ließ in der DDR neue Bedrohungsperzeptionen entstehen. Als Reaktion darauf verbreitete sich in der SED-Spitze ein kriegsorientiertes Denken, welches durch spezielle Forderungen und Anweisungen an alle untergeordneten Organisationen weitergeleitet wurde. Erneute Kritik an der Einstellung und Arbeitsqualität der GST-Führungsetage, ähnlich die des Jahres 1962, veranlasste das ZK der SED dem Verteidigungsminister Hoffmann die uneingeschränkte Verantwortung für die GST zu übertragen.[16]
Auf einer außerordentlichen Tagung des Zentralvorstandes der GST am 1. Februar 1968 betonte Hoffmann die Notwendigkeit einer gesteigerten Wehrbereitschaft und Wehrfähigkeit in der gesamten Bevölkerung. Wenn die GST allerdings den gewachsenen Anforderungen entsprechen will, müssen zwei wichtige Voraussetzungen erfüllt werden: "Die eine Bedingung ist die neue Profilierung und strenge Ausrichtung der GST auf die Erfordernisse des modernen Krieges sowie der Landesverteidigung. Die andere Bedingung ist die umfassende Verstärkung und Koordinierung der Anleitung und Hilfe seitens der Armee."[17] Um diese neuen Schritte gehen zu können wurde die bisherige zivile Leitung der GST durch eine militärische Führungsriege unter dem Vorsitz des Generalmajors Günter Teller ersetzt. Weitere nachhaltige Veränderungen wurden am 14. Mai 1968 in den "Grundsätzen für die Arbeit der Gesellschaft für Sport und Technik" von der Leitung des Verteidigungsministeriums beschlossen. In diesem Papier wurde ausdrücklich hervorgehoben, dass die vormilitärische Ausbildung nach militärischen Prinzipien stattzufinden habe. Besondere Interesse legte man auf die Gewinnung von Ausbildern aus dem Kreise der NVA-Reservisten und deren weitere Qualifizierung, sowie auf die Verbesserung der Ausbildungsbasis und der technischen Ausstattung der GST. Auch der Wehrsport wurde stärker als bisher den militärischen Erfordernissen untergeordnet. Des Weiteren wurde die politisch-ideologische Ausbildung der haupt- und ehrenamtlichen Funktionäre in den Vordergrund gerückt, damit diese den Jugendlichen exakte weltpolitische Anschauungen übermitteln konnten. Den Abschluss der zahlreichen Neuerungen bildete die Einführung einer neuen Ausbildungskleidung am 1.Juli, die unter anderem auf den nun häufiger stattfindenden Aufmärschen der GST-Einheiten zur Schau gestellt wurde.[18]
Eine kurze, aber durchaus wichtige Phase in der Geschichte der GST war die Existenz der "Gruppe GST-Arbeit beim Minister für Nationale Verteidigung". Am 14. Januar 1968 gegründet, sollte die Gruppe zunächst die Arbeit der GST innerhalb des Verteidigungsministeriums koordinieren, auf den verschiedenen Organisationsebenen kontrollieren und, wenn nötig, regulierend eingreifen. Das Hauptaugenmerk lag zunächst darauf, eine Übersicht über die vormilitärischen Kenntnisse der zum Armeedienst einberufenen Jugendlichen zu schaffen. Aus diesen Ergebnissen und den Ausbildungsanforderungen und -zielen der NVA wurden dann neue Ausbildungsprogramme der GST erarbeitet. Zwar wurde die Gruppe GST-Arbeit bereits 1973 wieder aufgelöst, doch war es vor allem der Verdienst ihrer Tätigkeit, dass sich auf allen Ebenen ein lückenloses, oft durch bürokratische Reglementierungen geknüpftes Netz der Zusammenarbeit zwischen der NVA und der GST bildete. Gestützt auf den mit Militärs besetzten Zentralvorstand erreichte das Verteidigungsministerium, dass sich die GST als sozialistische Wehrorganisation den vom Minister vorgegebenen Zielen und Forderungen für die vormilitärische Erziehung und Ausbildung vollständig unterordnete und alles unternahm, um diese zu realisieren.[19]
Besondere Bedeutung für die Etablierung der GST im System der sozialistischen Wehrerziehung erlangten der "Beschluss über staatliche Maßnahmen zur Förderung der Arbeit der Gesellschaft für Sport und Technik" vom 9. August 1973 und das am 28. Januar 1974 beschlossene Jugendgesetz. Einige Forderungen und Ziele der GST-Funktionäre aus den frühen 60er Jahren fanden nun ihren Eingang in den Gesetzen. So wurde unter anderem die materielle und finanzielle Sicherung der GST-Arbeit geregelt.[20]
Mit dem am 25. März 1982 von der Volkskammer der DDR beschlossenen Wehrdienstgesetz wurden alle grundlegenden Festlegungen über den Wehrdienst, die bisher in verschiedenen gesetzlichen Bestimmungen enthalten waren, zusammenhängend geregelt. Neben allgemeinen Ausführungen über die Wehrpflicht, den aktiven Wehrdienst und der Reserve der NVA enthielt das Gesetz erstmals verbindliche Festlegungen für staatliche und gesellschaftliche Organisationen zur Vorbereitung der Bürger auf den Wehrdienst. Mit diesen Bestimmungen erhielt die vormilitärische Ausbildung quasi den Rang einer staatlichen Aufgabe. Einen im Vergleich zur bisherigen Entwicklung weitaus größeren Stellenwert erhielt die Vorbereitung der Jugendlichen auf die Speziallaufbahnen in der NVA. Mit der Einführung präziser Programme im Ausbildungsjahr 1982/83 bildete sie den Hauptinhalt der vormilitärischen Ausbildung. [21]
In dem "Beschluss über die weiteren Aufgaben der Gesellschaft für Sport und Technik" vom Juni 1981 wurde dem Wehrsport, der schon immer fester Bestandteil der GST-Arbeit war, eine stärkere Unterstützung der vormilitärischen Ausbildung aufgetragen. Dadurch erhielt er einen enormen Bedeutungszuwachs, denn im Wehrsport sollten zum Einen die bereits in der vormilitärischen Grundausbildung erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten gefestigt und erweitert werden und zum Anderen sollten die gedienten Reservisten ihre Wehrfähigkeit beibehalten. Auf den Wehrspartakiaden, die in den Grundorganisationen sowie im Kreis-, Bezirks- und Republikmaßstab turnusmäßig durchzuführen waren, wurde den Bürger der DDR mit Hilfe der Massenmedien der gesellschaftliche Auftrag der GST und die von ihr erbrachten Leistungen nahegebracht. Weitere wehrsportliche bzw. -politische Veranstaltungen waren die Manöver "Waffenbrüderschaft" mit den Streitkräften der Mitglieder des Warschauer Paktes, die "Tage der wehrbereiten Jugend" und die "Märsche der Bewährung", sowie die "Woche der GST". [22]
Die erste Hälfte der 80er Jahre war durch die Konfrontation der Blöcke geprägt. Diese Situation nutzte die staatliche Führung in der DDR, um immer neuere Anstrengungen auf dem Gebiet der Wehrerziehung zu unternehmen, wobei zur eigenen Absicherung immer ausführliche ideologische Rechtfertigungen herangezogen wurden.[23] Allerdings bildeten sich allmählich auch oppositionelle Friedensgruppen, die sich unter anderem aus Protest gegen den obligatorischen Wehrunterricht meist unter dem Dach der Kirche formierten.[24] Aus dieser Konstellation heraus entstanden im Zusammenhang mit der sozialistischen Wehrerziehung eine Reihe von neuen Fragestellungen, die während des Jahrzehnts im Mittelpunkt diverser Beschlüsse und Dokumente der SED und anderer politischer und gesellschaftlicher Organisationen standen und den Inhalt ihrer politisch-ideologischen Arbeit bestimmten. Gleichzeitig machten sich in diesem Zeitraum auch die ersten Auflösungserscheinungen in der GST bemerkbar. Dies wird besonders deutlich, wenn man sich den Gesinnungs- und Mentalitätswandel unter den Jugendlichen betrachtet. Zum Beispiel kam es, bedingt durch die Gefahr eines atomaren Krieges, zu Veränderungen bei der Frage nach dem Sinn des Soldatseins. Negative Berichte über das Leben in der NVA, ein abbröckelndes Feindbild, der Aufstieg oppositioneller Bürgerbewegungen und ganz individuelle Erfahrungen und Überlegungen in einer ständig militarisierteren Mangelgesellschaft waren weitere Faktoren für die Abkehr vom realen Sozialismus.[25]
In der GST-Führung verkannte man diese Veränderung sowie die aktuellen politischen Probleme und erfreute sich stattdessen an den Erfüllungsberichten zum 40. Jahrestag der DDR. Erst auf einer Tagung des Zentralvorstandes am 14. November 1989 gestand der Vorsitzende des Zentralvorstandes, Günter Kutzschebauch, ein, dass die jüngsten Entwicklungen ihre Wurzeln in der sehr engen Bindung des Zentralvorstandes an das Ministerium für Nationale Verteidigung haben. Durch oberflächliche Korrekturen am Organisationsgefüge und einigen Veränderungen in der Arbeitsweise wollte man die Gesellschaft erhalten und die Arbeit fortsetzen. So war man zunächst darauf bedacht, die Arbeit der GST wieder auf die wehrsportliche Aktivitäten zu beschränken. In Abstimmung mit dem Verteidigungsministerium wurden alle Regelungen, Vorschriften und Ordnungen, die mit der vormilitärischen Ausbildung im Zusammenhang standen vom Sekretariat des Zentralvorstandes außer Kraft gesetzt; Waffen und Ausbildungsgeräte wurden an die NVA übergeben.[26] Auf Grund des enormen Drucks der öffentlichen Meinung und der eigenen Mitglieder wurden die Strukturen des bisherigen hauptamtlichen Apparates auf allen Ebenen aufgelöst und es wurde damit begonnen auf allen Ebenen Geschäftsstellen der Sportverbände zu bilden. Der längst überfällige Rücktritt der militärischen Führung und die Selbstauflösung des Zentralvorstandes sollten ab jetzt den Weg für alternative Lösungen ebnen. Durch Beschluss des DDR-Ministerrates vom 14. Februar 1990 wurden die rechtlichen Regelungen über die staatliche Aufgabenstellung der GST durch das Verteidigungsministerium aufgehoben. Die GST als Wehrorganisation hörte damit auf zu bestehen. Es gründete sich eine Gesellschaft, die nun unter dem Namen "GST-Vereinigung Technischer Sportverbände" (VTSV) und dann als "Bund Technischer Sportverbände" (BTSV) firmierte. Diese Vereinigung versuchte sich als freiwilliger Bund selbstständiger Sportverbände mit vorwiegend technischem Interesse als Bestandteil der DDR-Sportbewegung zu profilieren und auf parteiunabhängiger, demokratischer Grundlage zu organisieren. Am 5. Mai 1990 wurde der BTSV als eingetragener Verein registriert. Bereits am 3. November 1990 beschloss ein Sporttag die Auflösung des Bundes, nachdem einige Verbände Sportverbänden aus den alten Bundesländern beigetreten waren.[27]
Zu den Kongressen der GST und den Vorsitzenden des Zentralvorstandes findet man in der "Chronik zur Geschichte der Gesellschaft für Sport und Technik 1952-1984" weitere Informationen, die aber aus sozialistischer Perspektive geschrieben worden und daher mit äußerster Vorsicht zu verwenden sind.
Die GST-Kongresse, die aller 4 bzw. 5 Jahre stattfanden, wurden vom Zentralvorstand stets mit größtem Aufwand inszeniert. Neben den Delegierten aus den Kreis- und Bezirksvorständen nahmen auch Mitglieder der politischen Führung, sowie ausländische Delegationen aus der SU oder anderen Ostblockstaaten an den Veranstaltungen teil. Im Mittelpunkt standen die Rechenschaftsberichte des Zentralvorstandes und die Verkündigung neuer Aufgaben- und Arbeitspläne für die Gesellschaft. Dazu wurden im Rahmen von großangelegte Appellen und Kundgebungen diverse Auszeichnungen vorgenommen.
I. Kongress:|-----|14.-16. September 1956 in Karl-Marx-Stadt
II. Kongress: |-----|23.-25. Juni 1960 in Magdeburg
III. Kongress: |-----|9.-11.April 1964 in Görlitz
IV. Kongress: |-----|12.-14.September 1968 in Berlin
V. Kongress: |-----|14.-16.September 1972 in Dresden
VI. Kongress: |-----|17.-19.Juni 1977 in Karl-Marx-Stadt
VII. Kongress: |-----|25.-27. Juni 1982 in Cottbus
VIII. Kongress: |-----|14.-15.Mai 1987 in Karl-Marx-Stadt
Vorsitzende des Zentralvorstandes:
07.08.1952 – 15.03.1955: Arno Berthold
01.01.1955 – 26.02.1963: Richard Staimer
26.02.1963 – 01.02.1968: Kurt Lohberger
01.02.1968 – 28.06.1982: Günter Teller
24.11.1982 – 14.02.1990: Günter Kutzschebauch
Mitgliederzahlen:
1952: 463.000
1953: 386.000
1957: 384.812
1979: 530.000
1988: 670.000
1989: 643.581
Wichtige Gesetze und Bestimmungen bezüglich der GST:[28]
* Verordnung der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik über die Bildung der Gesellschaft für Sport und Technik vom 7. August 1952.
* Über die Aufgaben der Gesellschaft für Sport und Technik. Beschluss des Politbüros des ZK der SED vom 4. Januar 1955.
* Vorläufige Grundsätze für die staatliche Anleitung der Gesellschaft für Sport und Technik durch die Nationale Volksarmee. Regierung der DDR, Ministerium für Nationale Verteidigung. Der Minister vom 13. Februar 1956.
* Verordnung des Ministerrates der DDR zur Änderung der Verordnung über die Bildung der Gesellschaft für Sport und Technik vom 12. April 1956.
* Beschluss des Nationalen Verteidigungsrates der DDR vom 23. Juni 1961.
* Beschluss des Ministerrates der DDR über das Statut der Gesellschaft für Sport und Technik vom 27. Mai 1964.
* Grundsätze für die Arbeit der Gesellschaft für Sport und Technik. Beschluss der Leitung des Verteidigungsministeriums vom 14. Mai 1968.
* Die Aufgaben der sozialistischen Weherziehung. Beschluss des Sekretariats des ZK vom 19. Juni 1968.
* Verordnung des Ministerrates der DDR über die Gesellschaft für Sport und Technik vom 10. September 1968.
* Direktive des Ministers für Nationale Verteidigung über die komplexe Anleitung der Gesellschaft für Sport und Technik durch das Ministerium für Nationale Verteidigung und die Aufgaben der Nationalen Volksarmee zur Unterstützung der Tätigkeit der Gesellschaft für Sport und Technik vom 15. Dezember 1968.
* Beschluss des Präsidiums des Ministerrates über staatliche Maßnahmen zur Förderung der Arbeit der Gesellschaft für Sport und Technik vom 9. August 1973.
* Ordnung über die Aufgaben des Ministeriums für Nationale Verteidigung und der Nationalen Volksarmee bei der Anleitung und Unterstützung der Gesellschaft für Sport und Technik vom 12. Oktober 1973.
* Ziele und Forderungen für die wehrpolitische und vormilitärische Erziehung und Ausbildung in der Gesellschaft für Sport und Technik. Ministerrat der DDR, Minister für Nationale Verteidigung vom 30. August 1979.
* Ordnung des Vorsitzenden des Zentralvorstandes der GST über die Zusammenarbeit der GST mit der NVA vom 1. Oktober 1979.
* Statistische Aufstellung über die Ergebnisse der GST in der vormilitärischen Ausbildung, der wehrsportlichen Tätigkeit, der wehrpolitischen Arbeit, sowie der organisatorisch-politischen Entwicklung in den Jahren 1968 bis 1980. Zentralvorstand der Gesellschaft für Sport und Technik vom 30. Januar 1981.
* Die weiteren Aufgaben der Gesellschaft für Sport und Technik. Beschluss des Sekretariats des ZK der SED vom 17. Juni 1981.
* Gesetz über den Wehrdienst in der Deutschen Demokratischen Republik vom 25. März 1982.
Aus den Akteneinheiten konnten bezüglich der personellen Besetzung des Kreisvorstandes Reichenbach und des Bezirksvorstandes Karl-Marx-Stadt folgende Informationen gewonnen werden:
Vorsitzende des Bezirksvorstandes:
1956 – 1957: Seidler
1957 – 1958: Martens
1959 – 1963: Borrmann
1963 – 1977: Fischer
Stellvertreter des Bezirksvorstands-Vorsitzenden:
1956 – 1958: Borrmann
1958: Einenkel
1959 – 1960: Bahr
1961: Fischer
1961 – 1964: Krebs
Vorsitzende des Kreisvorstandes:
1955 – 1958: Meschke
1959 – 1984: Müller
1985: Schöttner
1. Sekretär der SED-Kreisleitung:
1962 – 1975: Vorberg
1976 – 1984: Grimmer
Der Kreisleitung Reichenbach waren im Bearbeitungszeitraum stets ca. 35-40 Grundorganisationen untergeordnet. Da keine datierte Auflistung der Grundorganisationen vorhanden ist, müssen diese Informationen aus anderen Überlieferungen (z.B.: Meldungen zur Kreiswehrspartakiade, Belehrungslisten, Kaderunterlagen) gewonnen werden. Aber auch diese Angaben konnten erst ab Mitte der 60er Jahre ermittelt werden. Es bleibt festzuhalten, dass die Grundorganisationen an allgemein- bzw. berufsbildenden Schulen (EOS Reichenbach, Ingenieurschule für Textiltechnik und diverse Oberschulen), sowie in Industriebetrieben (Baumechanik Lengenfeld, Vogtlandstoffe Neumark, Renak-Werke, Konsum-Fleischkombinat Reichenbach, Maschinenfabrik Nema, Delicata Netzschkau, Kesselbau Neumark, Apparatebau Mylau) und Landwirtschaftlichen Produktionsgenos-senschaften gebildet wurden und die Kreisleitung Reichenbach somit den allgemeinen Vorgaben der GST-Leitung Folge leisten konnte.
"Das Schema zeigt die tatsächliche Einordnungs- und Unterstellungsverhältnisse der GST im Rahmen der Landesverteidigung der DDR. Nur die vom Kongress nach unten bis zu den Grundorganisation und Sektionen verlaufende Hierarchie war durch das Organisationsstatut geregelt. Die rechte Säule zeigt die durch Ordnung des Ministers bestimmte ausschlaggebende Einflussnahme der NVA auf den hauptamtlichen Funktionärskörper der GST, während die linke Säule auf den Platz der GST im System der Wehrerziehung verweist. Über allem stehen die obersten Gremien der SED und der Nationale Verteidigungsrat der DDR." (Paul Heider: Die Gesellschaft für Sport und Technik: Vom Wehrsport zur "Schule des Soldaten von morgen", Berlin, 2002, S. 95.)
"Insgesamt verfügte die GST über ein beträchtliches Potenzial an Immobilien, Ausbildungstechnik und sonstigem Gerät[29].
Dazu gehörten folgende Liegenschaften:
* 12 zentrale Schulen bzw. Ausbildungseinrichtungen
* 35 Flugplätze
* 387 Bezirks- und Kreisausbildungszentren
* 1.400 Sturmbahnen
* 8.741 Schießbahnen
Waffen und Ausbildungsgerät in folgender Größenordnung:
* 48.000 KK-Mpi
* 50.000 KK-Gewehre
* 100.000 Luftgewehre
* 1.127 Waffenkammern
* 21.000 Kraftfahrzeuge (davon 17.384 Kräder bzw. Kleinkrafträder)
* 10.026 Nachtsichtgeräte
* 167 Motorflugzeuge
* 472 Segelflugzeuge
* 33 Schulschiffe bzw. Motorausbildungsboote
* 529 Kutter und Motorboote
In den Zahlenangaben sind nur die Liegenschaften erfasst, die sich in unmittelbarer Rechtsträgerschaft der GST befanden. Hinzu kamen jene, die von Betrieben oder kommunalen Einrichtungen unterhalten worden sind."[30]
2. Bestandsgeschichte
Die Überlieferung entstammt der Kreisleitung der GST in Reichenbach/Vogtl. Nach Auflösung der Gesellschaft für Sport und Technik gelangten die Akten in das Reichenbacher Kreisarchiv, von wo aus sie im Juni 2002 an das Sächsische Staatsarchiv Chemnitz unter dem Aktenzeichen 7511.21/1.02 abgegeben wurden. Die Überlieferung weist offensichtlich Lücken auf, da sie zum einen im Ausbildungsjahr 1984/85 abbricht, zum anderen für die 70er Jahre Dokumente fehlen, welche in den 50er und 60er Jahren noch regelmäßig in den Akten auftauchen.
Die Bearbeitung erstreckte sich auf den Zeitraum zwischen 5. und 31. August 2005 und wurde durch die beiden Studenten Martin Zahl und Marco Kröger im Rahmen eines Praktikums durchgeführt.
Die gebildeten Akteneinheiten wurden in lagerungsbeständigem Material verpackt, sie erhielten eine laufende Nummer, welche sich im entstandenen Findmittel und auf den entsprechenden Pallien und Kartons wiederfindet. Des weiteren wurden alle Metallteile entfernt.
Es zeigte sich, dass diese bereits nennenswerte Beschädigungen hervorgerufen hatten. Darüber hinaus ist das ohnehin minderwertige Papier durch Säurefraß erheblich geschädigt und daher durchweg in sehr schlechtem Zustand (Schadensklasse 3). Insbesondere Akten aus den 50er Jahren sind spröde und brechen bei der geringsten mechanischen Beanspruchung. Auch bei den jüngeren Akten hat dieser Prozeß bereits eingesetzt und er dürfte sich ohne konservatorische Anstrengungen in der nächsten Zeit fortsetzen.
Die Überlieferung umfasst nunmehr 166 Akteneinheiten aus dem Zeitraum von 1952 bis 1984, wobei die Signaturen 13 und 14 nicht belegt sind. Diese wurden nachträglich kassiert, weil sich herausstellte, dass sie mit der Signatur 12 vollkommen identisch waren. Plakate zu Veranstaltungen der GST wurden entnommen und unter den Signaturen P 581 bis P 612 gesondert gelagert. Einige Akten enthalten personenbezogene Daten, so dass entsprechende Schutzfristen nach § 10 SächsArchivG beachtet werden müssen.
3. Bestandsanalyse
Der Bestand beinhaltet Dokumente zur Verwaltungstätigkeit eines Kreisvorstandes der Gesellschaft für Sport und Technik (GST). Dabei werden sowohl seine Beziehungen zu höheren Ebenen der GST (Bezirks- und Zentralvorstand), als auch sein Handeln gegenüber den untergeordneten Einheiten (Grundorganisationen und deren Sektionen) deutlich.
Fraglich ist, ob von Anfang an eine fachgerechte Aktenführung stattfand, weil unter anderem Eingangs- und Antwortschreiben nicht zusammen nach Sachverhalt geordnet wurden, sondern Eingänge und Ausgänge jeweils eigene Akten bildeten ("Schreiben von..., Schreiben an..."). Dadurch kann es beispielsweise vorkommen, dass die Rückantworten der Kreisleitung in einer ganz anderen Akte zu finden sind, als die jeweils vorausgegangene Nachfrage oder Anordnung des Bezirksvorstandes, auf welche reagiert wurde (vgl. etwa Signaturen 79 und 41).
Auffällig an einigen Akten war, dass in den Ordnern Dokumente eingeheftet waren und zusätzlich obenauf lose Blätter lagen, deren Inhalte und Datierungen nicht selten von dem eingehefteten Teil abwichen und somit den logischen Aufbau der Akte störten. Ob diese Unordnung schon beim Anlegen der Akte verursacht, oder im Nachhinein – um Platz zu sparen – Ordner zusammengefasst wurden, das lässt sich heute nicht mit Sicherheit feststellen. Auf jeden Fall wurden durch diesen Umstand sowohl die Aktentitelbildung bei der Erschließung als auch die Voraussetzungen für die spätere Benutzung erheblich erschwert. Das gleiche gilt für zwei etwa 50 cm hohe Aktenstöße, deren ursprüngliche Einheit als Akte nur mit größter Mühe feststellbar war (vgl. etwa Signaturen 165...168).
Trotz der offenbar mangelnden Logik im Aufbau mancher Akten konnte nur der Weg gegangen werden, die einzig erkennbaren Merkmale einer Akteneinheit – also einheitlicher Ordner, Mappe, Bündel – als Grundlage für die Titelbildung zu nutzen und die überlieferte Zusammensetzung dieser beizubehalten.
Letzteres äußert sich vor allem im Klassifikationspunkt 5: "Sammelakten". Hier ist Schriftverkehr von allen erdenklichen Seiten abgelegt, von den über- oder untergeordneten Ebenen der GST, von anderen Massenorganisationen in der DDR und nicht zuletzt auch Festlegungen innerhalb des Kreisvorstandes. Möglicherweise handelt es sich hier um "Handakten", die von einzelnen Funktionsträgern der GST Reichenbach ohne besondere Systematik angelegt wurden.
Die Aufteilung des Schriftverkehrs der Kreisleitung folgte der Logik der entsprechenden Absender-Empfängerrelationen, die sich nach einer strikten Titelbildung von selbst ergaben, und über die Jahrzehnte derart konstant blieben, dass sie sich fast alle in ein einheitliches Schema einfügen ließen. Der Rest findet sich in den Punkten 1.2.7 und 1.2.8 wieder.
Bei der Bearbeitung war außerdem festzustellen, dass die Zusammensetzung der Überlieferung, die immerhin einen Zeitraum von drei Jahrzehnten umfaßt, sukzessiv wechselt. Die 50er und 60er Jahre des 20. Jahrhunderts werden durch Dokumente der Verwaltungsarbeit mit ihren mannigfaltigen Korrespondenzen mit den Ebenen der GST und anderen Organisationen geprägt. Sie gehen in den 70er Jahren zurück und brechen Anfang der 80er Jahre plötzlich ab. Andererseits nehmen seit den 70er Jahren Akten zu Wehrkampfveranstaltungen und Delegiertenkonferenzen zu, die bis zum Ende des Überlieferungszeitraums vorherrschen. Verwaltungsakten aus diesem Zeitraum gibt es dann kaum noch. Die Akten zu den Wettkämpfen und Konferenzen sind aber in der originalen Ordnung der Kreisleitung erhalten geblieben und alle nach dem gleichen Schema aufgebaut. Die Titelbildung war hier entsprechend einfach und einleuchtend.
Akten aus den 50er und frühen 60er Jahren zeugen von einer gewissen Aufbauphase, Grundeinheiten bzw. Grundorganisationen werden gegründet, es werden materielle Basen geschaffen (Funktechnik, Schießanlagen, Kraftfahrzeuge, etc.) und steigende Mitgliederzahlen forciert. Demgegenüber lassen sich stets Anzeichen evidenter Mangelerscheinungen erkennen, die sich namentlich in Zuteilungsfragen von Verbrauchsstoffen (Kraftstoff, Tierfutter) und Problemen bei der Erweiterung von Anlagen äußern.
Bereits in den späten fünfziger Jahren steht die Konzentration auf vormilitärische Ausbildung - dieser Begriff wird mittlerweile unverwandt gebraucht - im Vordergrund. Nach dem Mauerbau und der Einführung der Wehrpflicht verstärkt sich dieser Charakter anscheinend noch, jedenfalls deuten die jährlichen Entschließungen und Maßnahmepläne der Grundorganisationen bzw. des Kreisvorstandes darauf hin.
Ab dem Ende der 60er Jahre werden in der GST Reichenbach eigene Kreiswehrspartakiaden durchgeführt und man beteiligt sich an den entstehenden Bezirkswehrspartakiaden. Deren jährliche Vorbereitung ("Kampfprogramme", Maßnahmepläne), Durchführung (Teilnehmerlisten, Freistellungen, Ablaufpläne, etc.) sowie Auswertung machen einen Hauptteil der Überlieferung aus und prägen somit wesentlich das Bild, das die Akten über die GST-Tätigkeit zu vermitteln in der Lage sind.
Auf den neu eingeführten Kreisdelegiertenkonferenzen finden sich ausgesuchte Kader der Reichenbacher GST zusammen. Auf dieser etwa acht- bis zehnstündigen Tagung werden zeitnahe Entwicklungen im deutsch-deutschen und internationalen Gefüge ausgewertet (Themenreferate und Diskussionsrunden) und schließlich eine ideologische Programmatik entwickelt, die als Anhaltspunkt der GST-Arbeit (auch in den Grundorganisationen) dienen soll. Geprägt werden die Überlieferungen aus jenen Konferenzen durch den rauen Kalten-Kriegs-Ton in den Wortbeiträgen der Teilnehmer. Offen ist hier die Rede davon, die Mitglieder zum "Haß gegenüber den BRD-Imperialisten" zu erziehen, wobei etwaiger antiimperialistischer Widerstand - z.B. gegen die "US-amerikanischen Aggressionen gegenüber der Demokratischen Republik Vietnam" - ausdrücklich begrüßt werden. Immer wieder fällt das offensichtliche Paradoxon ins Auge, mit dem für die vormilitärische Ausbildung in der GST argumentiert wird, nur eine wehrbereite DDR könne im Kampf gegen den (imperialistischen) Militarismus bestehen.
Etwa ab Mitte der 70er Jahre legen die Akten den Schluss nahe, es habe innerhalb der GST keine nennenswerten Neuerungen gegeben. Vielmehr erschöpfen sich die Überlieferungen in einer Aneinanderreihung der Akten zu turnusmäßig wiederkehrenden Veranstaltungen wie die Spartakiaden und Delegiertenkonferenzen. Besonders auffällig ist der immer gleiche Ablauf, insbesondere ist ersichtlich, dass der Vorsitzende Müller offenbar jedes Jahr die gleichen Reden gehalten haben muss, war er doch lediglich bemüht, im vorjährigen Redekonzept Namen und Anlässe dem aktuellen Stand anzupassen. Die Hauptinhalte und Wendungen blieben dieselben.
Für tiefergehende wissenschaftliche Forschungen dürfte letzteres kaum ein fruchtbarer Boden sein, jedenfalls dann nicht, wenn man in den Akten eine Antwort auf Ursachen für die festgefahrene Situation sucht. Sie sind allenfalls nur ein Zeugnis eben jenes Umstandes.
Ganz anders sieht dies mit der Zeit ab 1952 bis etwa Mitte der 70er Jahre aus, eine Phase, in der sich die GST - den Akten nach zu urteilen - eine gewisse Bedeutung im gesellschaftlichen Gefüge der DDR aufbauen kann, v. a. im Hinblick auf die Freizeitgestaltung junger männlicher Bürger. (Der niedrige Altersdurchschnitt selbst in der Funktionärsebene wird in einem direkten Vergleich zur tschechischen Bruderorganisation ausdrücklich hervorgehoben.)
Geht man davon aus, dass die GST sowohl die Nachkriegsjugend, als auch die Altersgruppe der Zwischenkriegszeit zusammenbrachte, kann man ihr ein generationenübergreifendes Moment nicht absprechen. Inwieweit Kameraden, die nachweislich noch in der Wehrmacht gedient hatten, in den Fünfzigern positiv oder negativ auf die Militarisierungstendenzen in der GST und dem Verhältnis der Jugend zu ihrem jungen sozialistischen Staat einwirken konnten, scheint eine mehr als klärenswerte Fragestellung. Leider geben die Akten nur spärlich und dann auch nur zwischen den Zeilen zu dieser Problematik Auskunft (etwa in Kaderunterlagen oder in Eingaben und Anregungen der Sektionsleiter an den Kreisvorstand).
In der Aufarbeitung des DDR-Systems hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass ein ausschließlicher Blickwinkel aus Richtung der Totalitarismusforschung nicht ausreicht, die gesellschaftlichen Phänomene jenes Staates in hinreichendem Maße zu erklären.
Selbstverständlich ist davon auszugehen, dass auch die GST Reichenbach auf ideologisierten, undemokratischen und hierarchisch organisierten Strukturen aufbaute, wie andere Massenorganisationen des Regimes auch. Etliche Akten enthalten Berichte über die Zuverlässigkeit von Kameraden, "negative" Kader werden diffamiert. Dazu gesellt sich ferner der unverhohlene Militarismus, der die Organisation eindeutig als Kaderfänger der übergeordneten Einheiten, insbesondere der VP, der NVA usw. entlarvt. So gut wie jede Akte liefert eine Bestätigung für diese These.
Aber nichtsdestoweniger muss man konstatieren, dass die GST keine Zwangsvereinigung war, und eine Nicht-Mitgliedschaft kaum jene negativen Folgen für den persönlichen Werdegang hatte, wie eine Verweigerung zum Beitritt zur Pionierorganisation oder der FDJ (siehe dazu auch unter 1., Seite VI).
Ihr Mitgliederzustrom muss demnach aus dezidierten Beweggründen herrühren, sei es die Attraktivität der technischen Ausbildung (Schießen, Funklizenzen, Fahrerlaubnis) oder die Möglichkeit zu professioneller sportlicher Betätigung, die den Zuspruch gerade der männlichen Jugend nach sich zog. Auch hier gibt die Überlieferung beredt Auskunft (z. B. die schier endlosen Listen zu den absolvierten Fahrerlaubnisprüfungen und die rege Teilnahme an Wettkämpfen).
Inwiefern also Militarismus und ideologische Programmatik – insbesondere der Haß gegenüber dem bundesrepublikanischen Klassenfeind – die tagtägliche Arbeit innerhalb der Sektionen der GST Reichenbach bestimmten, oder ob sie sich wider erwarten als eine unter vielen gesellschaftlichen "Nischen" in der DDR Zusehens vom Willen der Obrigkeit entfernten, und die Kameraden sich alsbald ihre eigene, "zweite" Meinung über die offizielle Richtung bildeten, die GST mithin als adäquates Mittel zum Zweck zurechtdefinierten, das wird man aus den Akten freilich kaum erfahren können.
4. Quellen und Literatur
Diedrich, T./Ehlert, H./Wenzke, R. (Hrsg.): Im Dienste der Partei. Handbuch der bewaffneten Organe der DDR, Berlin, 1998.
Eltze, W.: Von den wehrsportlichen Interessengemeinschaften der FDJ zur Gesellschaft für Sport und Technik, in: Militärgeschichte, 16.Jg. (1977), 1, S. 36-43.
Eltze, W.: Der Übergang zu einer neuen Etappen in der sozialistischen Wehrerziehung in der DDR. Die Gründung der GST, in: Militärgeschichte, 16.Jg. (1977), 2, S. 192-202.
Gosztony, P. (Hrsg.): Paramilitärische Organisationen im Sowjetblock, Bonn/Bad Godesberg, 1977.
Hartwig, J., Wimmel, Albert: Wehrerziehung und vormilitärische Ausbildung der Kinder und Jugendlichen in der DDR (Militärpolitische Schriftenreihe 14), Stuttgart 1979.
Heider, P.: Die Gesellschaft für Sport und Technik: Vom Wehrsport zur "Schule des Soldaten von morgen", Berlin, 2002. [StaC: G 350/36]
Heider, P.: Gesellschaft für Sport und Technik (GST), in: Stephan, G.-R. u.a. (Hrsg.): Die Parteien und Organisationen der DDR. Ein Handbuch, Berlin, 2002, S. 678-700.
Herbst, A./Ranke, W./Winkler,J. (Hrsg.): So funktioniert die DDR. Lexikon der Organisationen und Institutionen, Hamburg, 1994.
Henkel, R.: Gesellschaft für Sport und Technik, in: ders.: Im Dienste der Staatspartei. Über Parteien und Organisationen der DDR, Baden-Baden, 1994, S. 347-364.
Konkret. Zeitschrift des Zentralvorstandes der GST für Funktionäre und Ausbilder, Berlin, 1.Jg. (1965) ff.
Marks, H.: GST. Vormilitärische Ausbildung in der DDR. Eine Organisation der "sozialistischen Wehrerziehung" für die Jugend, Köln, 1970.
Sport und Technik, Berlin, 1.Jg. (1952) ff.
Zeittafel zur Militärgeschichte der Deutschen Demokratischen Republik. 1949 bis 1988, Berlin, 1989.
Zentralvorstand der Gesellschaft für Sport und Technik (Hrsg.): Zeittafel zur Geschichte der Gesellschaft für Sport und Technik 1952-1979, Berlin, 1982.
Zentralvorstand der Gesellschaft für Sport und Technik (Hrsg.): Chronik zur Geschichte der Gesellschaft für Sport und Technik 1952-1984, Berlin, 1987
5. Abkürzungen
Die Aufstellung beinhaltet die am häufigsten in den Akten vorkommende Abkürzungen unterschiedlichsten Zusammenhangs, sowohl offizieller, als auch informeller Art.
ABV|-----||-----|Abschnittsbevollmächtigter
AK|-----||-----|Arbeiterklasse
ASB|-----||-----|Ausbildungsjahr
BBS|-----||-----|Betriebs-Berufsschule
BGL|-----||-----|Betriebsgewerkschaftsleitung
BPO|-----||-----|Betriebsparteiorganisation
BRD|-----||-----|Bundesrepublik Deutschland
BRK|-----||-----|Bezirksrevisionskommission
BS|-----||-----|Berufsschule
BV|-----||-----|Bezirksvorstand
BW |-----||-----|Bahnbetriebswerk
BWS|-----||-----|Bezirkswehrspartakiade
DDR|-----||-----|Deutsche Demokratische Republik
DK|-----||-----|Dieselkraftstoff
DOSAAF|-----|Bruderorganisation der GST in der Sowjetunion
DRK|-----||-----|Deutsches Rotes Kreuz
DSF|-----||-----|Deutsch-Sowjetische Freundschaft
DTSB|-----||-----|Deutscher Turn- und Sportbund
DVP|-----||-----|Deutsche Volkspolizei
EOS|-----||-----|Erweiterte Oberschule
FDGB |-----||-----|Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
FDJ|-----||-----|Freie Deutsche Jugend
FE|-----||-----|Fahrerlaubnis
FP|-----||-----|Freie Presse
GE|-----||-----|Grundeinheit
GO|-----||-----|Grundorganisation
GST|-----||-----|Gesellschaft für Sport und Technik
HO|-----||-----|Handelsorganisation
HVDVP|-----||-----|Hauptverwaltung der Deutschen Volkspolizei
IFA|-----||-----|Industrieverband Fahrzeugbau der DDR
KG|-----||-----|Konsumgenossenschaft
KK|-----||-----|Kleinkaliber
KMS(t)|-----||-----|Karl-Marx-Stadt
KRK|-----||-----|Kreisrevisionskommission
KV|-----||-----|Kreisvorstand
KVP|-----||-----|Kasernierte Volkspolizei
KWS|-----||-----|Kreiswehrspartakiade
LG|-----||-----|Luftgewehr
LPG|-----||-----|Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft
MMK|-----||-----|Militärischer Mehrkampf
MS|-----||-----|Motorsport
NEMA|-----||-----|Netzschkauer Maschinenwerke, VEB
NDPD|-----||-----|Nationaldemokratische Partei Deutschlands
NÖS(PL)|-----|Neues Ökonomisches System (der Planung und Leitung)
NVA|-----||-----|Nationale Volksarmee
PE|-----||-----|Patriotische Erziehung
PGH|-----||-----|Produktionsgenossenschaft des Handwerks
POS|-----||-----|Polytechnische Oberschule
PT|-----||-----|Parteitag
RENAK|-----||-----|Reichenbacher Naben und Kupplungswerke, VEB
SED|-----||-----|Sozialistische Einheitspartei Deutschlands
SVAZARM|-----|Bruderorganisation der GST in der Tschechoslowakei
VA/VMA|-----|Vormilitärische Ausbildung
VEB|-----||-----|Volkseigener Betrieb
VPKA|-----||-----|Volkspolizei-Kreisamt
VK|-----||-----|Vergaserkraftstoff (Benzin)
WD|-----||-----|Westdeutschland
WGM|-----||-----|Waffen, Geräte, Munition
ZRK|-----||-----|Zentrale Revisionskommission
ZV |-----||-----|Zentralvorstand
Weiterführende Abkürzungsverzeichnisse befinden sich u.a. in:
* Thüringischen Staatsarchiv Rudolstadt (Hrsg.): Abkürzungen aus DDR-Beständen, Rudolstadt, 1998. [StaC: La 000/08 im Handapparat]
* Werlin, Josef: Duden "Wörterbuch der Abkürzungen", Mannheim/Wien/Zürich, 1987. [StaC: B 260/19]
* Koblischke, Heinz: Großes Abkürzungsbuch, Leipzig, 1985. [StaC: B 260/06]
[01] Zum Beispiel wurden die Volkspolizei-Bereitschaften in die Kasernierte Volkspolizei umgewandelt, eine Reihe von wehrsportlichen Interessengemeinschaften gegründet und die Organisation "Dienst für Deutschland" ins Leben gerufen.
[02] Vgl. Zentralvorstand der Gesellschaft für Sport und Technik (Hrsg.): Zeittafel zur Geschichte der Gesellschaft für Sport und Technik 1952-1979, Berlin, 1982, S.8 f.
[03] Vgl.: Heider, P.: Die Gesellschaft für Sport und Technik: Vom Wehrsport zur "Schule des Soldaten von morgen", Berlin, 2002, S. 14 ff.
[04] Vgl. Heider: Gesellschaft, S.18.
[05] Vgl. Heider: Gesellschaft, S.14.
[06] Vgl. Heider: Gesellschaft, S.21 f.
[07] Vgl. Heider: Gesellschaft, S. 32.
[08] Vgl. Heider: Gesellschaft, S. 34 ff.
[09] Vgl. Heider: Gesellschaft, S.40 ff.
[10] Vgl. Heider: Gesellschaft, S. 75 ff.
[11] Vgl. Heider: Gesellschaft, S. 79.
[12] Vgl. Heider: Gesellschaft, S. 85.
[13] Beschlussvorlage für das Sekretariat des ZK der SED, 24.Januar 1964: "Die Aufgabe der Gesellschaft für Sport und Technik in der Periode des umfassenden Aufbaus des Sozialismus in der Deutschen Demokratischen Republik". Nach: Heider: Gesellschaft, S. 86.
[14] Zur speziellen Problematik der GST-Arbeit an allgemein- und berufsbildenden Schulen und Hochschulen: Vgl.: Heider: Gesellschaft, S. 108 ff. und 186 f.
[15] Vgl. Heider: Gesellschaft, S. 97.
[16] Vgl. Heider: Gesellschaft, S. 118 ff.
[17] "Protokoll der außerordentlichen Tagung des Zentralvorstandes der GST am 1.Februar 1968." Nach: Heider: Gesellschaft, S. 127.
[18] Vgl. Heider: Gesellschaft, S. 129.
[19] Vgl. Heider: Gesellschaft, S. 151 ff.
[20] Vgl. Heider: Gesellschaft, S. 138 f.
[21] Zur Konzentration auf die Laufbahnausbildung: Vgl.: Heider: Gesellschaft, S. 204 ff.
[22] Vgl. Heider: Gesellschaft, S. 183.
[23] Vgl. Heider: Gesellschaft, S. 188 f.
[24] Zum Beispiel der von Robert Havemann und Rainer Eppelmann im Januar 1982 initiierte "Berliner Appell – Frieden schaffen ohne Waffen". Vgl. Heider: Gesellschaft, S. 193 f.
[25] Vgl.: Heider: Gesellschaft, S. 234 ff.
[26] Vgl.: Heider: Gesellschaft, S. 241 f.
[27] Vgl.: Heider: Gesellschaft, S. 244.
[28] Die Fundstellen der meisten Gesetze und Bestimmungen finden sich bei Heider: Gesellschaft, S. 281 ff. Daneben sind noch weitere Beschlüsse angegeben und einige sogar in den Dokumentenanhang übernommen worden.
[29] Folgende Aufstellung wurde einer Information des Sekretariats des Zentralvorstandes der GST an die SED-Führung vom 13.5.1986 entnommen.
[30] Vgl. Heider: Gesellschaft, S. 188.
Die Gründung der "Gesellschaft für Sport und Technik" (kurz: GST) am 7.August 1952 erfolgte in einer Zeit des verschärften Ost-West-Konfliktes. Dieses Bedrohungsgefühl, das durch den Korea-Krieg und der amerikanischen "roll-back"-Rhetorik verstärkt wurde, fand in den umfangreichen Maßnahmen zur Militarisierung der DDR ihren Ausdruck.[01]
Nach sozialistischer Überlieferungstradition beruhte die Gründung der GST auf eine Initiative des FDJ-Parlaments im Mai 1952, in der sich die Delegierten wünschten, sich in wehrsportlichen und technischen Interessengemeinschaften zu betätigen.[02] In der Realität kamen die Anstöße zur Bildung der GST aus Moskau, Aufgaben und Ziele der Organisation bestimmte das Politbüro der SED. In einer Besprechung am 1. April 1952 in Moskau wurden unter der Leitung Stalins u.a. Überlegungen zur Integration der Jugend in die militärische Organisationen angestellt. Eine neugebildete Kommission in der DDR entwarf daraufhin Anfang Mai ein entsprechendes, stark an das sowjetische Vorbild DOSAAF angelehntes Strukturmodell, das vom Politbüro bestätigt und von einem Initiativkomitee zur Vorbereitung der Gründung der GST überarbeitet wurde. Am 5.August 1952 bestätigte das Politbüro das Statut der GST, die Verordnung des Ministerrates über die Bildung der GST und einen Brief des Initiativkomitees der GST an den Ministerpräsidenten der DDR, in dem der Antrag auf Zulassung der Gesellschaft gestellt wurde. Die Verordnung über die Bildung der Gesellschaft wurde vom Vorsitzenden des Ministerrates der DDR am 7. August erlassen und am 14. August im Gesetzblatt der DDR veröffentlicht.[03] Die organisatorische und personelle Grundlage für die GST bildeten die seit 1950 existierenden Interessengemeinschaften für Sport der FDJ. Die GST übernahm die Ausbildungs- und Unterrichtsmaterialien von der FDJ und alle etwa 45.000 Mitglieder wurden in die neugegründete Gesellschaft integriert, genauso wie zahlreiche FDJ-Funktionäre.[04]
Die speziellen Aufgaben der GST als sozialistische Massenorganisation bestanden darin, die männliche Jugend systematisch auf ihren Wehrdienst vorzubereiten, bei der Überwindung der weitverbreiteten pazifistischen Grundhaltung in der Bevölkerung zu helfen und die personelle Basis zur Vorbereitung und Rekrutierung nationaler Streitkräfte zu erweitern bzw. entstehen zu lassen.[05] Der Versuch die gestellten Aufgaben gewissenhaft zu erfüllen zeigt sich u.a. daran, dass es in den einzelnen Ausbildungsfächern keine wesentlichen Inhaltsunterschiede zu den Einzelkämpfer- und Gruppenausbildungen der kasernierten Polizeieinheiten gab. Ebenso wird der konkrete Umsetzungswille durch die Übergabe leitender Positionen der Gesellschaft an militärisches Fachpersonal verdeutlicht.
Mit den Ereignissen vom 17. Juni 1953 kam es zur ersten Krise in der noch jungen Organisation. Die von einigen FDJ- und SED-Funktionären geforderte Auflösung konnte zwar verhindert werden, doch kam es zu einem starken Rückgang der Mitgliederzahlen (31.Dezember 1952: 463.000, 31.Dezember 1953: 386.000) und stellenweise sogar zur Einstellung der Arbeit in den Grundorganisationen. Eine Stabilisierung der Situation gelang nur durch eine Abkehr von der extremen militärischen Ausrichtung und eine stärkere Berücksichtigung des allgemeinen sportlichen und technischen Interesses der Mitglieder.[06]
Diese Phase der "Entmilitarisierung" währte allerdings nur kurze Zeit. Mit dem Abschluss der Pariser Verträger (Oktober 1954), der Gründung des Warschauer Paktes (Mai 1955) und dem Aufbau von nationalen Streitkräften in der BRD und DDR kam es in der Mitte der 50er Jahre zu einer Reihe von politischer Entscheidungen, welche den weiteren Verlauf der internationalen Ereignisse prägten. Für die SED-Parteileitung erwuchsen daraus neue Aufgabengebiete der GST, welche in einem Beschluss am 4. Januar 1955 schriftlich fixiert wurden. Da die Einberufung zur NVA immer noch auf Freiwilligkeit beruhte, sollte die GST nun neben der Übermittlung vormilitärischer Kenntnisse auch die Werbung für die Armee übernehmen und letztendlich als Rekrutierungsbasis dienen.
Auf dem I. GST-Kongress am 14.-16. September 1956 in Karl-Marx-Stadt griff der Vorsitzende des Zentralvorstandes Richard Staimer den "Beschluss über die Aufgaben der Gesellschaft für Sport und Technik" auf und kritisierten u.a. das noch vorhandene "Nur-Sportlertum", welches zusammen mit anderen Hindernissen in kürzester Zeit überwunden werden muss.[07] Der Minister für Nationale Verteidigung betonte bei dieser Gelegenheit, dass man die GST mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützen werde. Dabei verschwieg er allerdings die bereits am 13. Februar 1956 vom Ministerium für Nationale Verteidigung erlassenen "Grundsätze für die staatliche Anleitung der GST durch die NVA". Danach oblag dem Minister bereits die Entscheidung über die Struktur, sowie die Finanz-, Material-, Bau- und Investitionspläne der GST. Weitere Bestimmungen bezüglich der Ausbildung und Arbeit der Funktionäre, sowie andere organisatorische und strukturelle Maßnahmen lassen erkennen, dass man nun versuchte der GST-Arbeit eine straffere Organisation und Kontrolle durch das Ministerium für Nationale Verteidigung und durch die NVA aufzuerlegen.[08]
In den folgenden Jahren bis zur Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in der DDR wurde die Arbeit der GST an der Zahl der Mitglieder gemessen, die sich für den "Ehrendienst in der NVA" meldeten. Um diese Quote zu erhöhen, wurde meist in zweierlei Richtungen gearbeitet. Zum Einen wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass die hauptamtlichen Funktionäre und Ausbilder politisch-ideologisch besser geschult werden müssen und zum Anderen sei es von enormer Bedeutung, die Trennung von Ausbildung und patriotischer Erziehung in den Grundorganisationen zu überwinden, um somit das "Nur-Sportlertum" und den Pazifismus aus den Köpfen der Jugend zu verbannen.[09]
Die GST erteilte in folgenden Sportarten eine Ausbildung: Schieß- und Geländesport, Motorsport (Auto, Krad), Nachrichtensport (Fernsprechen, -schreiben, Funktechnik, Amateurfunk), Seesport (See-Navigation, Motor-Wassersport, Seefunk, Sporttauchen), Flugsport (Segelflug, Motorflug, Fallschirmspringen), Modellbau (Auto-, Schiffs-, Flugmodellbau), Jagd- und Tiersport. Viele Jugendliche waren an diesem breitgefächerten Angebot interessiert, war es doch meist die einzige und einfachste Gelegenheit persönlichen Wünschen und Neigungen in der Freizeitgestaltung nachzugehen. Die neuerliche Verstärkung der militärischen Ausrichtung innerhalb der GST, inklusive des politischen Unterrichtes, schreckte jedoch viele Interessierte von einer Mitgliedschaft ab, da die Bereitschaft in der Armee zu dienen in den seltensten Fällen vorhanden war. Die Folge war eine Stagnation der Mitgliederzahl bei ca. 385.000. Verstärkt wurde dieser Trend dadurch, dass die Ausbilder bei der Durchführung ihrer Aufgaben junge Frauen und ältere Männer vernachlässigten und sich meist auf die männliche Jugend konzentrierten, da nur diese für eine Rekrutierung in die NVA in Frage kamen. Und auch in dieser Klientel wurden nur die Mitglieder gefördert, die vorher eine Verpflichtung zum Eintritt in NVA unterzeichnet hatten. Insgesamt muss daher festgestellt werden, dass die GST bei den sog. "Abverfügungen" zur Armee die geforderten Richtzahlen nicht erreichen konnte.
Nach dem Bau der Berliner Mauer und der hermetischen Abriegelung des DDR-Gebietes im Jahr 1961 beschloss die Volkskammer neue Gesetze zur Landesverteidigung, so unter anderem das "Gesetz zur Verteidigung der Deutschen Demokratischen Republik" am 20.September 1961 und das "Gesetz über die allgemeine Wehrpflicht" am 24.Januar 1962. Die Wehrgesetzgebung führte auf den verschiedenen Ebenen und in den unterschiedlichen Gremien zu ausführlichen Erörterungen über die erweiterten Aufgaben der GST unter diesen neuen Bedingungen. Zunächst wurde zum wiederholten Male Kritik an dem halbherzigen Führungsstil der hautamtlichen GST-Funktionäre erhoben, der nur durch intensive militär- und organisationspolitische Schulungen verbessert werden könne.[10]
Für die Vorstände auf allen Ebenen setzte Verteidigungsminister Heinz Hoffmann folgende Arbeitsschwerpunkte: 1. Generelle Verbesserung der patriotischen Erziehung mit dem Ziel den politisch-moralischen Zustand der Organisation zu festigen und eine starke Disziplin und Ordnung unter den jugendlichen Mitgliedern herzustellen. 2. Gewinnung aller Jugendlichen für eine qualifizierte vor-militärische Ausbildung. Bei der Umsetzung dieser Ziele sei vorab auf die qualitative Hebung des Standards zu achten, wenngleich man sich auch um die allgemeine Erhöhung der Mitgliederzahlen kümmern müsse.
Die Reaktionen und Äußerungen auf diese neuen Bestimmungen auf der Bezirks- und Kreisebene sind nicht bekannt. Vielmehr sind allgemeingehaltene Berichte über die bisherige Arbeit und Stimmungsberichte zur Einführung der allgemeinen Wehrpflicht überliefert worden.
Wie bei vielen anderen Beschlüssen und Direktiven bezüglich der GST, klafften auch bei dieser Zielsetzung erhebliche Lücken zwischen Theorie und Praxis. Denn für die Einbeziehung aller männlichen Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren in die vormilitärische Ausbildung fehlte jede gesetzliche Grundlage. Dementsprechend konnte sie nur auf freiwilliger Basis erfolgen und dies wiederum war nur durch verstärkte Zusammenarbeit mit den Schulen und anderen Einrichtungen des Volksbildungsministeriums zu erreichen. Erschwerend kam hinzu, dass auch die ehrenamtlichen Ausbilder in den Grundorganisationen und Sektionen einen größeren zeitlichen Aufwand betreiben mussten, um erstens ihre eigenen Kenntnisse in der vormilitärischen Grund- und Spezialausbildung zu erweitern und um zweitens die Mehrbelastung durch die gestiegene Zahl der Auszubildenden zu bewältigen. Zuletzt mussten noch die Defizite in der materiellen-technischen Ausstattung überwunden werden.[11]
Im Februar 1962 kam es zu einem Führungswechsel an der Spitze der GST, neuer Vorsitzender wurde Kurt Lohberger. "Hauptmerkmal der vom Verteidigungsminister und neuem GST-Vorsitzenden gewiesenen Linie war die weitere Profilierung der GST als paramilitärische Organisation. Deren Führung und Ausbildung wollte man immer mehr denen der NVA angenähert wissen. Doch die Widersprüche zwischen den gestellten Forderungen und der Freiwilligkeit der Teilnahme der Jugendlichen an der vormilitärischen Grund- und Laufbahnausbildung sowie dem Charakter der GST als Massenorganisation bestanden fort. Für manche der inzwischen getroffenen Festlegungen fehlten ohnehin die rechtlichen Grundlagen, so etwa für die Übertragung von Aufgaben an die Stellvertreter des Ministers zur Anleitung der GST auf bestimmten Gebieten."[12]
In einer Beschlussvorlage für das Sekretariat des ZK der SED vom 24. Januar 1964 kritisierte Lohberger allerdings die durch das Verteidigungsministerium vorgegebene einseitige Ausrichtung der GST und forderte "eine breite, interessante massenpolitische Arbeit und die Vermittlung vielseitiger technischer Kenntnisse unter der Jugend mit dem Ziel, die in der Arbeit der Gesellschaft für Sport und Technik sichtbar gewordene Enge und fast ausschließliche Beschränkung auf die allgemeine vormilitärische Ausbildung zu überwinden". Um die sozialistische Wehrerziehung zu verbessern, so Lohberger weiter, sei eine verstärkte Zusammenarbeit mit der FDJ, dem DTSB, dem FDGB, sowie mit anderen Organisationen und Einrichtungen unumgänglich.[13] Mit diesen Überlegungen wollte Lohberger den teilweise beträchtlichen Rückgang der Grundorganisationen entgegenwirken und darüber hinaus den Aufbau von Grundorganisationen in Wohngebieten, Schulen, Industriebetrieben und Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften forcieren. [14]
Am 2. Januar 1963 trat die "Anweisung für die sozialistische Wehrerziehung der GST im Jahre 1963" in Kraft. Dadurch wurde allen Organisationseinheiten der GST eine einheitliche Ordnung für die patriotische Erziehung, vormilitärische und wehrsportliche Ausbildung, sowie für die innerorganisatorische Entwicklung gegeben. Die Anweisungen waren für die Vorstände und Leitungen aller Ebenen und Bereiche verbindlich, womit ein immer stärker ausgeprägte zentralistische Führungsstil gefördert worden ist. Ebenfalls neu waren umfangreiche Aufgabenstellungen für die politisch-ideologische Arbeit mit einem Katalog fest umrissener Erziehungsziele. Die grundlegenden Forderungen ähnelten sich im Großteil über einen längeren Zeitraum, während sie in den Einzelheiten jährlich entsprechend der aktuellen Situation variiert worden sind.[15] In der GST definierte man "sozialistische Wehrerziehung" als die Einheit von politisch-ideologischer Erziehung und der Vermittlung von vormilitärischen und technischen Kenntnissen in allen wehrsportlichen Disziplinen. Die Herstellung dieser Einheit war jedoch die schwierigste Aufgabe in den 60er Jahren und die mangelnde Umsetzung unterlag wiederholter Kritik der SED-Führung und des Verteidigungsministers.
Die durch den Vietnamkrieg der USA und dem Sechs-Tage-Krieg Israels ausgelöste Verschärfung der internationalen Situation ließ in der DDR neue Bedrohungsperzeptionen entstehen. Als Reaktion darauf verbreitete sich in der SED-Spitze ein kriegsorientiertes Denken, welches durch spezielle Forderungen und Anweisungen an alle untergeordneten Organisationen weitergeleitet wurde. Erneute Kritik an der Einstellung und Arbeitsqualität der GST-Führungsetage, ähnlich die des Jahres 1962, veranlasste das ZK der SED dem Verteidigungsminister Hoffmann die uneingeschränkte Verantwortung für die GST zu übertragen.[16]
Auf einer außerordentlichen Tagung des Zentralvorstandes der GST am 1. Februar 1968 betonte Hoffmann die Notwendigkeit einer gesteigerten Wehrbereitschaft und Wehrfähigkeit in der gesamten Bevölkerung. Wenn die GST allerdings den gewachsenen Anforderungen entsprechen will, müssen zwei wichtige Voraussetzungen erfüllt werden: "Die eine Bedingung ist die neue Profilierung und strenge Ausrichtung der GST auf die Erfordernisse des modernen Krieges sowie der Landesverteidigung. Die andere Bedingung ist die umfassende Verstärkung und Koordinierung der Anleitung und Hilfe seitens der Armee."[17] Um diese neuen Schritte gehen zu können wurde die bisherige zivile Leitung der GST durch eine militärische Führungsriege unter dem Vorsitz des Generalmajors Günter Teller ersetzt. Weitere nachhaltige Veränderungen wurden am 14. Mai 1968 in den "Grundsätzen für die Arbeit der Gesellschaft für Sport und Technik" von der Leitung des Verteidigungsministeriums beschlossen. In diesem Papier wurde ausdrücklich hervorgehoben, dass die vormilitärische Ausbildung nach militärischen Prinzipien stattzufinden habe. Besondere Interesse legte man auf die Gewinnung von Ausbildern aus dem Kreise der NVA-Reservisten und deren weitere Qualifizierung, sowie auf die Verbesserung der Ausbildungsbasis und der technischen Ausstattung der GST. Auch der Wehrsport wurde stärker als bisher den militärischen Erfordernissen untergeordnet. Des Weiteren wurde die politisch-ideologische Ausbildung der haupt- und ehrenamtlichen Funktionäre in den Vordergrund gerückt, damit diese den Jugendlichen exakte weltpolitische Anschauungen übermitteln konnten. Den Abschluss der zahlreichen Neuerungen bildete die Einführung einer neuen Ausbildungskleidung am 1.Juli, die unter anderem auf den nun häufiger stattfindenden Aufmärschen der GST-Einheiten zur Schau gestellt wurde.[18]
Eine kurze, aber durchaus wichtige Phase in der Geschichte der GST war die Existenz der "Gruppe GST-Arbeit beim Minister für Nationale Verteidigung". Am 14. Januar 1968 gegründet, sollte die Gruppe zunächst die Arbeit der GST innerhalb des Verteidigungsministeriums koordinieren, auf den verschiedenen Organisationsebenen kontrollieren und, wenn nötig, regulierend eingreifen. Das Hauptaugenmerk lag zunächst darauf, eine Übersicht über die vormilitärischen Kenntnisse der zum Armeedienst einberufenen Jugendlichen zu schaffen. Aus diesen Ergebnissen und den Ausbildungsanforderungen und -zielen der NVA wurden dann neue Ausbildungsprogramme der GST erarbeitet. Zwar wurde die Gruppe GST-Arbeit bereits 1973 wieder aufgelöst, doch war es vor allem der Verdienst ihrer Tätigkeit, dass sich auf allen Ebenen ein lückenloses, oft durch bürokratische Reglementierungen geknüpftes Netz der Zusammenarbeit zwischen der NVA und der GST bildete. Gestützt auf den mit Militärs besetzten Zentralvorstand erreichte das Verteidigungsministerium, dass sich die GST als sozialistische Wehrorganisation den vom Minister vorgegebenen Zielen und Forderungen für die vormilitärische Erziehung und Ausbildung vollständig unterordnete und alles unternahm, um diese zu realisieren.[19]
Besondere Bedeutung für die Etablierung der GST im System der sozialistischen Wehrerziehung erlangten der "Beschluss über staatliche Maßnahmen zur Förderung der Arbeit der Gesellschaft für Sport und Technik" vom 9. August 1973 und das am 28. Januar 1974 beschlossene Jugendgesetz. Einige Forderungen und Ziele der GST-Funktionäre aus den frühen 60er Jahren fanden nun ihren Eingang in den Gesetzen. So wurde unter anderem die materielle und finanzielle Sicherung der GST-Arbeit geregelt.[20]
Mit dem am 25. März 1982 von der Volkskammer der DDR beschlossenen Wehrdienstgesetz wurden alle grundlegenden Festlegungen über den Wehrdienst, die bisher in verschiedenen gesetzlichen Bestimmungen enthalten waren, zusammenhängend geregelt. Neben allgemeinen Ausführungen über die Wehrpflicht, den aktiven Wehrdienst und der Reserve der NVA enthielt das Gesetz erstmals verbindliche Festlegungen für staatliche und gesellschaftliche Organisationen zur Vorbereitung der Bürger auf den Wehrdienst. Mit diesen Bestimmungen erhielt die vormilitärische Ausbildung quasi den Rang einer staatlichen Aufgabe. Einen im Vergleich zur bisherigen Entwicklung weitaus größeren Stellenwert erhielt die Vorbereitung der Jugendlichen auf die Speziallaufbahnen in der NVA. Mit der Einführung präziser Programme im Ausbildungsjahr 1982/83 bildete sie den Hauptinhalt der vormilitärischen Ausbildung. [21]
In dem "Beschluss über die weiteren Aufgaben der Gesellschaft für Sport und Technik" vom Juni 1981 wurde dem Wehrsport, der schon immer fester Bestandteil der GST-Arbeit war, eine stärkere Unterstützung der vormilitärischen Ausbildung aufgetragen. Dadurch erhielt er einen enormen Bedeutungszuwachs, denn im Wehrsport sollten zum Einen die bereits in der vormilitärischen Grundausbildung erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten gefestigt und erweitert werden und zum Anderen sollten die gedienten Reservisten ihre Wehrfähigkeit beibehalten. Auf den Wehrspartakiaden, die in den Grundorganisationen sowie im Kreis-, Bezirks- und Republikmaßstab turnusmäßig durchzuführen waren, wurde den Bürger der DDR mit Hilfe der Massenmedien der gesellschaftliche Auftrag der GST und die von ihr erbrachten Leistungen nahegebracht. Weitere wehrsportliche bzw. -politische Veranstaltungen waren die Manöver "Waffenbrüderschaft" mit den Streitkräften der Mitglieder des Warschauer Paktes, die "Tage der wehrbereiten Jugend" und die "Märsche der Bewährung", sowie die "Woche der GST". [22]
Die erste Hälfte der 80er Jahre war durch die Konfrontation der Blöcke geprägt. Diese Situation nutzte die staatliche Führung in der DDR, um immer neuere Anstrengungen auf dem Gebiet der Wehrerziehung zu unternehmen, wobei zur eigenen Absicherung immer ausführliche ideologische Rechtfertigungen herangezogen wurden.[23] Allerdings bildeten sich allmählich auch oppositionelle Friedensgruppen, die sich unter anderem aus Protest gegen den obligatorischen Wehrunterricht meist unter dem Dach der Kirche formierten.[24] Aus dieser Konstellation heraus entstanden im Zusammenhang mit der sozialistischen Wehrerziehung eine Reihe von neuen Fragestellungen, die während des Jahrzehnts im Mittelpunkt diverser Beschlüsse und Dokumente der SED und anderer politischer und gesellschaftlicher Organisationen standen und den Inhalt ihrer politisch-ideologischen Arbeit bestimmten. Gleichzeitig machten sich in diesem Zeitraum auch die ersten Auflösungserscheinungen in der GST bemerkbar. Dies wird besonders deutlich, wenn man sich den Gesinnungs- und Mentalitätswandel unter den Jugendlichen betrachtet. Zum Beispiel kam es, bedingt durch die Gefahr eines atomaren Krieges, zu Veränderungen bei der Frage nach dem Sinn des Soldatseins. Negative Berichte über das Leben in der NVA, ein abbröckelndes Feindbild, der Aufstieg oppositioneller Bürgerbewegungen und ganz individuelle Erfahrungen und Überlegungen in einer ständig militarisierteren Mangelgesellschaft waren weitere Faktoren für die Abkehr vom realen Sozialismus.[25]
In der GST-Führung verkannte man diese Veränderung sowie die aktuellen politischen Probleme und erfreute sich stattdessen an den Erfüllungsberichten zum 40. Jahrestag der DDR. Erst auf einer Tagung des Zentralvorstandes am 14. November 1989 gestand der Vorsitzende des Zentralvorstandes, Günter Kutzschebauch, ein, dass die jüngsten Entwicklungen ihre Wurzeln in der sehr engen Bindung des Zentralvorstandes an das Ministerium für Nationale Verteidigung haben. Durch oberflächliche Korrekturen am Organisationsgefüge und einigen Veränderungen in der Arbeitsweise wollte man die Gesellschaft erhalten und die Arbeit fortsetzen. So war man zunächst darauf bedacht, die Arbeit der GST wieder auf die wehrsportliche Aktivitäten zu beschränken. In Abstimmung mit dem Verteidigungsministerium wurden alle Regelungen, Vorschriften und Ordnungen, die mit der vormilitärischen Ausbildung im Zusammenhang standen vom Sekretariat des Zentralvorstandes außer Kraft gesetzt; Waffen und Ausbildungsgeräte wurden an die NVA übergeben.[26] Auf Grund des enormen Drucks der öffentlichen Meinung und der eigenen Mitglieder wurden die Strukturen des bisherigen hauptamtlichen Apparates auf allen Ebenen aufgelöst und es wurde damit begonnen auf allen Ebenen Geschäftsstellen der Sportverbände zu bilden. Der längst überfällige Rücktritt der militärischen Führung und die Selbstauflösung des Zentralvorstandes sollten ab jetzt den Weg für alternative Lösungen ebnen. Durch Beschluss des DDR-Ministerrates vom 14. Februar 1990 wurden die rechtlichen Regelungen über die staatliche Aufgabenstellung der GST durch das Verteidigungsministerium aufgehoben. Die GST als Wehrorganisation hörte damit auf zu bestehen. Es gründete sich eine Gesellschaft, die nun unter dem Namen "GST-Vereinigung Technischer Sportverbände" (VTSV) und dann als "Bund Technischer Sportverbände" (BTSV) firmierte. Diese Vereinigung versuchte sich als freiwilliger Bund selbstständiger Sportverbände mit vorwiegend technischem Interesse als Bestandteil der DDR-Sportbewegung zu profilieren und auf parteiunabhängiger, demokratischer Grundlage zu organisieren. Am 5. Mai 1990 wurde der BTSV als eingetragener Verein registriert. Bereits am 3. November 1990 beschloss ein Sporttag die Auflösung des Bundes, nachdem einige Verbände Sportverbänden aus den alten Bundesländern beigetreten waren.[27]
Zu den Kongressen der GST und den Vorsitzenden des Zentralvorstandes findet man in der "Chronik zur Geschichte der Gesellschaft für Sport und Technik 1952-1984" weitere Informationen, die aber aus sozialistischer Perspektive geschrieben worden und daher mit äußerster Vorsicht zu verwenden sind.
Die GST-Kongresse, die aller 4 bzw. 5 Jahre stattfanden, wurden vom Zentralvorstand stets mit größtem Aufwand inszeniert. Neben den Delegierten aus den Kreis- und Bezirksvorständen nahmen auch Mitglieder der politischen Führung, sowie ausländische Delegationen aus der SU oder anderen Ostblockstaaten an den Veranstaltungen teil. Im Mittelpunkt standen die Rechenschaftsberichte des Zentralvorstandes und die Verkündigung neuer Aufgaben- und Arbeitspläne für die Gesellschaft. Dazu wurden im Rahmen von großangelegte Appellen und Kundgebungen diverse Auszeichnungen vorgenommen.
I. Kongress:|-----|14.-16. September 1956 in Karl-Marx-Stadt
II. Kongress: |-----|23.-25. Juni 1960 in Magdeburg
III. Kongress: |-----|9.-11.April 1964 in Görlitz
IV. Kongress: |-----|12.-14.September 1968 in Berlin
V. Kongress: |-----|14.-16.September 1972 in Dresden
VI. Kongress: |-----|17.-19.Juni 1977 in Karl-Marx-Stadt
VII. Kongress: |-----|25.-27. Juni 1982 in Cottbus
VIII. Kongress: |-----|14.-15.Mai 1987 in Karl-Marx-Stadt
Vorsitzende des Zentralvorstandes:
07.08.1952 – 15.03.1955: Arno Berthold
01.01.1955 – 26.02.1963: Richard Staimer
26.02.1963 – 01.02.1968: Kurt Lohberger
01.02.1968 – 28.06.1982: Günter Teller
24.11.1982 – 14.02.1990: Günter Kutzschebauch
Mitgliederzahlen:
1952: 463.000
1953: 386.000
1957: 384.812
1979: 530.000
1988: 670.000
1989: 643.581
Wichtige Gesetze und Bestimmungen bezüglich der GST:[28]
* Verordnung der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik über die Bildung der Gesellschaft für Sport und Technik vom 7. August 1952.
* Über die Aufgaben der Gesellschaft für Sport und Technik. Beschluss des Politbüros des ZK der SED vom 4. Januar 1955.
* Vorläufige Grundsätze für die staatliche Anleitung der Gesellschaft für Sport und Technik durch die Nationale Volksarmee. Regierung der DDR, Ministerium für Nationale Verteidigung. Der Minister vom 13. Februar 1956.
* Verordnung des Ministerrates der DDR zur Änderung der Verordnung über die Bildung der Gesellschaft für Sport und Technik vom 12. April 1956.
* Beschluss des Nationalen Verteidigungsrates der DDR vom 23. Juni 1961.
* Beschluss des Ministerrates der DDR über das Statut der Gesellschaft für Sport und Technik vom 27. Mai 1964.
* Grundsätze für die Arbeit der Gesellschaft für Sport und Technik. Beschluss der Leitung des Verteidigungsministeriums vom 14. Mai 1968.
* Die Aufgaben der sozialistischen Weherziehung. Beschluss des Sekretariats des ZK vom 19. Juni 1968.
* Verordnung des Ministerrates der DDR über die Gesellschaft für Sport und Technik vom 10. September 1968.
* Direktive des Ministers für Nationale Verteidigung über die komplexe Anleitung der Gesellschaft für Sport und Technik durch das Ministerium für Nationale Verteidigung und die Aufgaben der Nationalen Volksarmee zur Unterstützung der Tätigkeit der Gesellschaft für Sport und Technik vom 15. Dezember 1968.
* Beschluss des Präsidiums des Ministerrates über staatliche Maßnahmen zur Förderung der Arbeit der Gesellschaft für Sport und Technik vom 9. August 1973.
* Ordnung über die Aufgaben des Ministeriums für Nationale Verteidigung und der Nationalen Volksarmee bei der Anleitung und Unterstützung der Gesellschaft für Sport und Technik vom 12. Oktober 1973.
* Ziele und Forderungen für die wehrpolitische und vormilitärische Erziehung und Ausbildung in der Gesellschaft für Sport und Technik. Ministerrat der DDR, Minister für Nationale Verteidigung vom 30. August 1979.
* Ordnung des Vorsitzenden des Zentralvorstandes der GST über die Zusammenarbeit der GST mit der NVA vom 1. Oktober 1979.
* Statistische Aufstellung über die Ergebnisse der GST in der vormilitärischen Ausbildung, der wehrsportlichen Tätigkeit, der wehrpolitischen Arbeit, sowie der organisatorisch-politischen Entwicklung in den Jahren 1968 bis 1980. Zentralvorstand der Gesellschaft für Sport und Technik vom 30. Januar 1981.
* Die weiteren Aufgaben der Gesellschaft für Sport und Technik. Beschluss des Sekretariats des ZK der SED vom 17. Juni 1981.
* Gesetz über den Wehrdienst in der Deutschen Demokratischen Republik vom 25. März 1982.
Aus den Akteneinheiten konnten bezüglich der personellen Besetzung des Kreisvorstandes Reichenbach und des Bezirksvorstandes Karl-Marx-Stadt folgende Informationen gewonnen werden:
Vorsitzende des Bezirksvorstandes:
1956 – 1957: Seidler
1957 – 1958: Martens
1959 – 1963: Borrmann
1963 – 1977: Fischer
Stellvertreter des Bezirksvorstands-Vorsitzenden:
1956 – 1958: Borrmann
1958: Einenkel
1959 – 1960: Bahr
1961: Fischer
1961 – 1964: Krebs
Vorsitzende des Kreisvorstandes:
1955 – 1958: Meschke
1959 – 1984: Müller
1985: Schöttner
1. Sekretär der SED-Kreisleitung:
1962 – 1975: Vorberg
1976 – 1984: Grimmer
Der Kreisleitung Reichenbach waren im Bearbeitungszeitraum stets ca. 35-40 Grundorganisationen untergeordnet. Da keine datierte Auflistung der Grundorganisationen vorhanden ist, müssen diese Informationen aus anderen Überlieferungen (z.B.: Meldungen zur Kreiswehrspartakiade, Belehrungslisten, Kaderunterlagen) gewonnen werden. Aber auch diese Angaben konnten erst ab Mitte der 60er Jahre ermittelt werden. Es bleibt festzuhalten, dass die Grundorganisationen an allgemein- bzw. berufsbildenden Schulen (EOS Reichenbach, Ingenieurschule für Textiltechnik und diverse Oberschulen), sowie in Industriebetrieben (Baumechanik Lengenfeld, Vogtlandstoffe Neumark, Renak-Werke, Konsum-Fleischkombinat Reichenbach, Maschinenfabrik Nema, Delicata Netzschkau, Kesselbau Neumark, Apparatebau Mylau) und Landwirtschaftlichen Produktionsgenos-senschaften gebildet wurden und die Kreisleitung Reichenbach somit den allgemeinen Vorgaben der GST-Leitung Folge leisten konnte.
"Das Schema zeigt die tatsächliche Einordnungs- und Unterstellungsverhältnisse der GST im Rahmen der Landesverteidigung der DDR. Nur die vom Kongress nach unten bis zu den Grundorganisation und Sektionen verlaufende Hierarchie war durch das Organisationsstatut geregelt. Die rechte Säule zeigt die durch Ordnung des Ministers bestimmte ausschlaggebende Einflussnahme der NVA auf den hauptamtlichen Funktionärskörper der GST, während die linke Säule auf den Platz der GST im System der Wehrerziehung verweist. Über allem stehen die obersten Gremien der SED und der Nationale Verteidigungsrat der DDR." (Paul Heider: Die Gesellschaft für Sport und Technik: Vom Wehrsport zur "Schule des Soldaten von morgen", Berlin, 2002, S. 95.)
"Insgesamt verfügte die GST über ein beträchtliches Potenzial an Immobilien, Ausbildungstechnik und sonstigem Gerät[29].
Dazu gehörten folgende Liegenschaften:
* 12 zentrale Schulen bzw. Ausbildungseinrichtungen
* 35 Flugplätze
* 387 Bezirks- und Kreisausbildungszentren
* 1.400 Sturmbahnen
* 8.741 Schießbahnen
Waffen und Ausbildungsgerät in folgender Größenordnung:
* 48.000 KK-Mpi
* 50.000 KK-Gewehre
* 100.000 Luftgewehre
* 1.127 Waffenkammern
* 21.000 Kraftfahrzeuge (davon 17.384 Kräder bzw. Kleinkrafträder)
* 10.026 Nachtsichtgeräte
* 167 Motorflugzeuge
* 472 Segelflugzeuge
* 33 Schulschiffe bzw. Motorausbildungsboote
* 529 Kutter und Motorboote
In den Zahlenangaben sind nur die Liegenschaften erfasst, die sich in unmittelbarer Rechtsträgerschaft der GST befanden. Hinzu kamen jene, die von Betrieben oder kommunalen Einrichtungen unterhalten worden sind."[30]
2. Bestandsgeschichte
Die Überlieferung entstammt der Kreisleitung der GST in Reichenbach/Vogtl. Nach Auflösung der Gesellschaft für Sport und Technik gelangten die Akten in das Reichenbacher Kreisarchiv, von wo aus sie im Juni 2002 an das Sächsische Staatsarchiv Chemnitz unter dem Aktenzeichen 7511.21/1.02 abgegeben wurden. Die Überlieferung weist offensichtlich Lücken auf, da sie zum einen im Ausbildungsjahr 1984/85 abbricht, zum anderen für die 70er Jahre Dokumente fehlen, welche in den 50er und 60er Jahren noch regelmäßig in den Akten auftauchen.
Die Bearbeitung erstreckte sich auf den Zeitraum zwischen 5. und 31. August 2005 und wurde durch die beiden Studenten Martin Zahl und Marco Kröger im Rahmen eines Praktikums durchgeführt.
Die gebildeten Akteneinheiten wurden in lagerungsbeständigem Material verpackt, sie erhielten eine laufende Nummer, welche sich im entstandenen Findmittel und auf den entsprechenden Pallien und Kartons wiederfindet. Des weiteren wurden alle Metallteile entfernt.
Es zeigte sich, dass diese bereits nennenswerte Beschädigungen hervorgerufen hatten. Darüber hinaus ist das ohnehin minderwertige Papier durch Säurefraß erheblich geschädigt und daher durchweg in sehr schlechtem Zustand (Schadensklasse 3). Insbesondere Akten aus den 50er Jahren sind spröde und brechen bei der geringsten mechanischen Beanspruchung. Auch bei den jüngeren Akten hat dieser Prozeß bereits eingesetzt und er dürfte sich ohne konservatorische Anstrengungen in der nächsten Zeit fortsetzen.
Die Überlieferung umfasst nunmehr 166 Akteneinheiten aus dem Zeitraum von 1952 bis 1984, wobei die Signaturen 13 und 14 nicht belegt sind. Diese wurden nachträglich kassiert, weil sich herausstellte, dass sie mit der Signatur 12 vollkommen identisch waren. Plakate zu Veranstaltungen der GST wurden entnommen und unter den Signaturen P 581 bis P 612 gesondert gelagert. Einige Akten enthalten personenbezogene Daten, so dass entsprechende Schutzfristen nach § 10 SächsArchivG beachtet werden müssen.
3. Bestandsanalyse
Der Bestand beinhaltet Dokumente zur Verwaltungstätigkeit eines Kreisvorstandes der Gesellschaft für Sport und Technik (GST). Dabei werden sowohl seine Beziehungen zu höheren Ebenen der GST (Bezirks- und Zentralvorstand), als auch sein Handeln gegenüber den untergeordneten Einheiten (Grundorganisationen und deren Sektionen) deutlich.
Fraglich ist, ob von Anfang an eine fachgerechte Aktenführung stattfand, weil unter anderem Eingangs- und Antwortschreiben nicht zusammen nach Sachverhalt geordnet wurden, sondern Eingänge und Ausgänge jeweils eigene Akten bildeten ("Schreiben von..., Schreiben an..."). Dadurch kann es beispielsweise vorkommen, dass die Rückantworten der Kreisleitung in einer ganz anderen Akte zu finden sind, als die jeweils vorausgegangene Nachfrage oder Anordnung des Bezirksvorstandes, auf welche reagiert wurde (vgl. etwa Signaturen 79 und 41).
Auffällig an einigen Akten war, dass in den Ordnern Dokumente eingeheftet waren und zusätzlich obenauf lose Blätter lagen, deren Inhalte und Datierungen nicht selten von dem eingehefteten Teil abwichen und somit den logischen Aufbau der Akte störten. Ob diese Unordnung schon beim Anlegen der Akte verursacht, oder im Nachhinein – um Platz zu sparen – Ordner zusammengefasst wurden, das lässt sich heute nicht mit Sicherheit feststellen. Auf jeden Fall wurden durch diesen Umstand sowohl die Aktentitelbildung bei der Erschließung als auch die Voraussetzungen für die spätere Benutzung erheblich erschwert. Das gleiche gilt für zwei etwa 50 cm hohe Aktenstöße, deren ursprüngliche Einheit als Akte nur mit größter Mühe feststellbar war (vgl. etwa Signaturen 165...168).
Trotz der offenbar mangelnden Logik im Aufbau mancher Akten konnte nur der Weg gegangen werden, die einzig erkennbaren Merkmale einer Akteneinheit – also einheitlicher Ordner, Mappe, Bündel – als Grundlage für die Titelbildung zu nutzen und die überlieferte Zusammensetzung dieser beizubehalten.
Letzteres äußert sich vor allem im Klassifikationspunkt 5: "Sammelakten". Hier ist Schriftverkehr von allen erdenklichen Seiten abgelegt, von den über- oder untergeordneten Ebenen der GST, von anderen Massenorganisationen in der DDR und nicht zuletzt auch Festlegungen innerhalb des Kreisvorstandes. Möglicherweise handelt es sich hier um "Handakten", die von einzelnen Funktionsträgern der GST Reichenbach ohne besondere Systematik angelegt wurden.
Die Aufteilung des Schriftverkehrs der Kreisleitung folgte der Logik der entsprechenden Absender-Empfängerrelationen, die sich nach einer strikten Titelbildung von selbst ergaben, und über die Jahrzehnte derart konstant blieben, dass sie sich fast alle in ein einheitliches Schema einfügen ließen. Der Rest findet sich in den Punkten 1.2.7 und 1.2.8 wieder.
Bei der Bearbeitung war außerdem festzustellen, dass die Zusammensetzung der Überlieferung, die immerhin einen Zeitraum von drei Jahrzehnten umfaßt, sukzessiv wechselt. Die 50er und 60er Jahre des 20. Jahrhunderts werden durch Dokumente der Verwaltungsarbeit mit ihren mannigfaltigen Korrespondenzen mit den Ebenen der GST und anderen Organisationen geprägt. Sie gehen in den 70er Jahren zurück und brechen Anfang der 80er Jahre plötzlich ab. Andererseits nehmen seit den 70er Jahren Akten zu Wehrkampfveranstaltungen und Delegiertenkonferenzen zu, die bis zum Ende des Überlieferungszeitraums vorherrschen. Verwaltungsakten aus diesem Zeitraum gibt es dann kaum noch. Die Akten zu den Wettkämpfen und Konferenzen sind aber in der originalen Ordnung der Kreisleitung erhalten geblieben und alle nach dem gleichen Schema aufgebaut. Die Titelbildung war hier entsprechend einfach und einleuchtend.
Akten aus den 50er und frühen 60er Jahren zeugen von einer gewissen Aufbauphase, Grundeinheiten bzw. Grundorganisationen werden gegründet, es werden materielle Basen geschaffen (Funktechnik, Schießanlagen, Kraftfahrzeuge, etc.) und steigende Mitgliederzahlen forciert. Demgegenüber lassen sich stets Anzeichen evidenter Mangelerscheinungen erkennen, die sich namentlich in Zuteilungsfragen von Verbrauchsstoffen (Kraftstoff, Tierfutter) und Problemen bei der Erweiterung von Anlagen äußern.
Bereits in den späten fünfziger Jahren steht die Konzentration auf vormilitärische Ausbildung - dieser Begriff wird mittlerweile unverwandt gebraucht - im Vordergrund. Nach dem Mauerbau und der Einführung der Wehrpflicht verstärkt sich dieser Charakter anscheinend noch, jedenfalls deuten die jährlichen Entschließungen und Maßnahmepläne der Grundorganisationen bzw. des Kreisvorstandes darauf hin.
Ab dem Ende der 60er Jahre werden in der GST Reichenbach eigene Kreiswehrspartakiaden durchgeführt und man beteiligt sich an den entstehenden Bezirkswehrspartakiaden. Deren jährliche Vorbereitung ("Kampfprogramme", Maßnahmepläne), Durchführung (Teilnehmerlisten, Freistellungen, Ablaufpläne, etc.) sowie Auswertung machen einen Hauptteil der Überlieferung aus und prägen somit wesentlich das Bild, das die Akten über die GST-Tätigkeit zu vermitteln in der Lage sind.
Auf den neu eingeführten Kreisdelegiertenkonferenzen finden sich ausgesuchte Kader der Reichenbacher GST zusammen. Auf dieser etwa acht- bis zehnstündigen Tagung werden zeitnahe Entwicklungen im deutsch-deutschen und internationalen Gefüge ausgewertet (Themenreferate und Diskussionsrunden) und schließlich eine ideologische Programmatik entwickelt, die als Anhaltspunkt der GST-Arbeit (auch in den Grundorganisationen) dienen soll. Geprägt werden die Überlieferungen aus jenen Konferenzen durch den rauen Kalten-Kriegs-Ton in den Wortbeiträgen der Teilnehmer. Offen ist hier die Rede davon, die Mitglieder zum "Haß gegenüber den BRD-Imperialisten" zu erziehen, wobei etwaiger antiimperialistischer Widerstand - z.B. gegen die "US-amerikanischen Aggressionen gegenüber der Demokratischen Republik Vietnam" - ausdrücklich begrüßt werden. Immer wieder fällt das offensichtliche Paradoxon ins Auge, mit dem für die vormilitärische Ausbildung in der GST argumentiert wird, nur eine wehrbereite DDR könne im Kampf gegen den (imperialistischen) Militarismus bestehen.
Etwa ab Mitte der 70er Jahre legen die Akten den Schluss nahe, es habe innerhalb der GST keine nennenswerten Neuerungen gegeben. Vielmehr erschöpfen sich die Überlieferungen in einer Aneinanderreihung der Akten zu turnusmäßig wiederkehrenden Veranstaltungen wie die Spartakiaden und Delegiertenkonferenzen. Besonders auffällig ist der immer gleiche Ablauf, insbesondere ist ersichtlich, dass der Vorsitzende Müller offenbar jedes Jahr die gleichen Reden gehalten haben muss, war er doch lediglich bemüht, im vorjährigen Redekonzept Namen und Anlässe dem aktuellen Stand anzupassen. Die Hauptinhalte und Wendungen blieben dieselben.
Für tiefergehende wissenschaftliche Forschungen dürfte letzteres kaum ein fruchtbarer Boden sein, jedenfalls dann nicht, wenn man in den Akten eine Antwort auf Ursachen für die festgefahrene Situation sucht. Sie sind allenfalls nur ein Zeugnis eben jenes Umstandes.
Ganz anders sieht dies mit der Zeit ab 1952 bis etwa Mitte der 70er Jahre aus, eine Phase, in der sich die GST - den Akten nach zu urteilen - eine gewisse Bedeutung im gesellschaftlichen Gefüge der DDR aufbauen kann, v. a. im Hinblick auf die Freizeitgestaltung junger männlicher Bürger. (Der niedrige Altersdurchschnitt selbst in der Funktionärsebene wird in einem direkten Vergleich zur tschechischen Bruderorganisation ausdrücklich hervorgehoben.)
Geht man davon aus, dass die GST sowohl die Nachkriegsjugend, als auch die Altersgruppe der Zwischenkriegszeit zusammenbrachte, kann man ihr ein generationenübergreifendes Moment nicht absprechen. Inwieweit Kameraden, die nachweislich noch in der Wehrmacht gedient hatten, in den Fünfzigern positiv oder negativ auf die Militarisierungstendenzen in der GST und dem Verhältnis der Jugend zu ihrem jungen sozialistischen Staat einwirken konnten, scheint eine mehr als klärenswerte Fragestellung. Leider geben die Akten nur spärlich und dann auch nur zwischen den Zeilen zu dieser Problematik Auskunft (etwa in Kaderunterlagen oder in Eingaben und Anregungen der Sektionsleiter an den Kreisvorstand).
In der Aufarbeitung des DDR-Systems hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass ein ausschließlicher Blickwinkel aus Richtung der Totalitarismusforschung nicht ausreicht, die gesellschaftlichen Phänomene jenes Staates in hinreichendem Maße zu erklären.
Selbstverständlich ist davon auszugehen, dass auch die GST Reichenbach auf ideologisierten, undemokratischen und hierarchisch organisierten Strukturen aufbaute, wie andere Massenorganisationen des Regimes auch. Etliche Akten enthalten Berichte über die Zuverlässigkeit von Kameraden, "negative" Kader werden diffamiert. Dazu gesellt sich ferner der unverhohlene Militarismus, der die Organisation eindeutig als Kaderfänger der übergeordneten Einheiten, insbesondere der VP, der NVA usw. entlarvt. So gut wie jede Akte liefert eine Bestätigung für diese These.
Aber nichtsdestoweniger muss man konstatieren, dass die GST keine Zwangsvereinigung war, und eine Nicht-Mitgliedschaft kaum jene negativen Folgen für den persönlichen Werdegang hatte, wie eine Verweigerung zum Beitritt zur Pionierorganisation oder der FDJ (siehe dazu auch unter 1., Seite VI).
Ihr Mitgliederzustrom muss demnach aus dezidierten Beweggründen herrühren, sei es die Attraktivität der technischen Ausbildung (Schießen, Funklizenzen, Fahrerlaubnis) oder die Möglichkeit zu professioneller sportlicher Betätigung, die den Zuspruch gerade der männlichen Jugend nach sich zog. Auch hier gibt die Überlieferung beredt Auskunft (z. B. die schier endlosen Listen zu den absolvierten Fahrerlaubnisprüfungen und die rege Teilnahme an Wettkämpfen).
Inwiefern also Militarismus und ideologische Programmatik – insbesondere der Haß gegenüber dem bundesrepublikanischen Klassenfeind – die tagtägliche Arbeit innerhalb der Sektionen der GST Reichenbach bestimmten, oder ob sie sich wider erwarten als eine unter vielen gesellschaftlichen "Nischen" in der DDR Zusehens vom Willen der Obrigkeit entfernten, und die Kameraden sich alsbald ihre eigene, "zweite" Meinung über die offizielle Richtung bildeten, die GST mithin als adäquates Mittel zum Zweck zurechtdefinierten, das wird man aus den Akten freilich kaum erfahren können.
4. Quellen und Literatur
Diedrich, T./Ehlert, H./Wenzke, R. (Hrsg.): Im Dienste der Partei. Handbuch der bewaffneten Organe der DDR, Berlin, 1998.
Eltze, W.: Von den wehrsportlichen Interessengemeinschaften der FDJ zur Gesellschaft für Sport und Technik, in: Militärgeschichte, 16.Jg. (1977), 1, S. 36-43.
Eltze, W.: Der Übergang zu einer neuen Etappen in der sozialistischen Wehrerziehung in der DDR. Die Gründung der GST, in: Militärgeschichte, 16.Jg. (1977), 2, S. 192-202.
Gosztony, P. (Hrsg.): Paramilitärische Organisationen im Sowjetblock, Bonn/Bad Godesberg, 1977.
Hartwig, J., Wimmel, Albert: Wehrerziehung und vormilitärische Ausbildung der Kinder und Jugendlichen in der DDR (Militärpolitische Schriftenreihe 14), Stuttgart 1979.
Heider, P.: Die Gesellschaft für Sport und Technik: Vom Wehrsport zur "Schule des Soldaten von morgen", Berlin, 2002. [StaC: G 350/36]
Heider, P.: Gesellschaft für Sport und Technik (GST), in: Stephan, G.-R. u.a. (Hrsg.): Die Parteien und Organisationen der DDR. Ein Handbuch, Berlin, 2002, S. 678-700.
Herbst, A./Ranke, W./Winkler,J. (Hrsg.): So funktioniert die DDR. Lexikon der Organisationen und Institutionen, Hamburg, 1994.
Henkel, R.: Gesellschaft für Sport und Technik, in: ders.: Im Dienste der Staatspartei. Über Parteien und Organisationen der DDR, Baden-Baden, 1994, S. 347-364.
Konkret. Zeitschrift des Zentralvorstandes der GST für Funktionäre und Ausbilder, Berlin, 1.Jg. (1965) ff.
Marks, H.: GST. Vormilitärische Ausbildung in der DDR. Eine Organisation der "sozialistischen Wehrerziehung" für die Jugend, Köln, 1970.
Sport und Technik, Berlin, 1.Jg. (1952) ff.
Zeittafel zur Militärgeschichte der Deutschen Demokratischen Republik. 1949 bis 1988, Berlin, 1989.
Zentralvorstand der Gesellschaft für Sport und Technik (Hrsg.): Zeittafel zur Geschichte der Gesellschaft für Sport und Technik 1952-1979, Berlin, 1982.
Zentralvorstand der Gesellschaft für Sport und Technik (Hrsg.): Chronik zur Geschichte der Gesellschaft für Sport und Technik 1952-1984, Berlin, 1987
5. Abkürzungen
Die Aufstellung beinhaltet die am häufigsten in den Akten vorkommende Abkürzungen unterschiedlichsten Zusammenhangs, sowohl offizieller, als auch informeller Art.
ABV|-----||-----|Abschnittsbevollmächtigter
AK|-----||-----|Arbeiterklasse
ASB|-----||-----|Ausbildungsjahr
BBS|-----||-----|Betriebs-Berufsschule
BGL|-----||-----|Betriebsgewerkschaftsleitung
BPO|-----||-----|Betriebsparteiorganisation
BRD|-----||-----|Bundesrepublik Deutschland
BRK|-----||-----|Bezirksrevisionskommission
BS|-----||-----|Berufsschule
BV|-----||-----|Bezirksvorstand
BW |-----||-----|Bahnbetriebswerk
BWS|-----||-----|Bezirkswehrspartakiade
DDR|-----||-----|Deutsche Demokratische Republik
DK|-----||-----|Dieselkraftstoff
DOSAAF|-----|Bruderorganisation der GST in der Sowjetunion
DRK|-----||-----|Deutsches Rotes Kreuz
DSF|-----||-----|Deutsch-Sowjetische Freundschaft
DTSB|-----||-----|Deutscher Turn- und Sportbund
DVP|-----||-----|Deutsche Volkspolizei
EOS|-----||-----|Erweiterte Oberschule
FDGB |-----||-----|Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
FDJ|-----||-----|Freie Deutsche Jugend
FE|-----||-----|Fahrerlaubnis
FP|-----||-----|Freie Presse
GE|-----||-----|Grundeinheit
GO|-----||-----|Grundorganisation
GST|-----||-----|Gesellschaft für Sport und Technik
HO|-----||-----|Handelsorganisation
HVDVP|-----||-----|Hauptverwaltung der Deutschen Volkspolizei
IFA|-----||-----|Industrieverband Fahrzeugbau der DDR
KG|-----||-----|Konsumgenossenschaft
KK|-----||-----|Kleinkaliber
KMS(t)|-----||-----|Karl-Marx-Stadt
KRK|-----||-----|Kreisrevisionskommission
KV|-----||-----|Kreisvorstand
KVP|-----||-----|Kasernierte Volkspolizei
KWS|-----||-----|Kreiswehrspartakiade
LG|-----||-----|Luftgewehr
LPG|-----||-----|Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft
MMK|-----||-----|Militärischer Mehrkampf
MS|-----||-----|Motorsport
NEMA|-----||-----|Netzschkauer Maschinenwerke, VEB
NDPD|-----||-----|Nationaldemokratische Partei Deutschlands
NÖS(PL)|-----|Neues Ökonomisches System (der Planung und Leitung)
NVA|-----||-----|Nationale Volksarmee
PE|-----||-----|Patriotische Erziehung
PGH|-----||-----|Produktionsgenossenschaft des Handwerks
POS|-----||-----|Polytechnische Oberschule
PT|-----||-----|Parteitag
RENAK|-----||-----|Reichenbacher Naben und Kupplungswerke, VEB
SED|-----||-----|Sozialistische Einheitspartei Deutschlands
SVAZARM|-----|Bruderorganisation der GST in der Tschechoslowakei
VA/VMA|-----|Vormilitärische Ausbildung
VEB|-----||-----|Volkseigener Betrieb
VPKA|-----||-----|Volkspolizei-Kreisamt
VK|-----||-----|Vergaserkraftstoff (Benzin)
WD|-----||-----|Westdeutschland
WGM|-----||-----|Waffen, Geräte, Munition
ZRK|-----||-----|Zentrale Revisionskommission
ZV |-----||-----|Zentralvorstand
Weiterführende Abkürzungsverzeichnisse befinden sich u.a. in:
* Thüringischen Staatsarchiv Rudolstadt (Hrsg.): Abkürzungen aus DDR-Beständen, Rudolstadt, 1998. [StaC: La 000/08 im Handapparat]
* Werlin, Josef: Duden "Wörterbuch der Abkürzungen", Mannheim/Wien/Zürich, 1987. [StaC: B 260/19]
* Koblischke, Heinz: Großes Abkürzungsbuch, Leipzig, 1985. [StaC: B 260/06]
[01] Zum Beispiel wurden die Volkspolizei-Bereitschaften in die Kasernierte Volkspolizei umgewandelt, eine Reihe von wehrsportlichen Interessengemeinschaften gegründet und die Organisation "Dienst für Deutschland" ins Leben gerufen.
[02] Vgl. Zentralvorstand der Gesellschaft für Sport und Technik (Hrsg.): Zeittafel zur Geschichte der Gesellschaft für Sport und Technik 1952-1979, Berlin, 1982, S.8 f.
[03] Vgl.: Heider, P.: Die Gesellschaft für Sport und Technik: Vom Wehrsport zur "Schule des Soldaten von morgen", Berlin, 2002, S. 14 ff.
[04] Vgl. Heider: Gesellschaft, S.18.
[05] Vgl. Heider: Gesellschaft, S.14.
[06] Vgl. Heider: Gesellschaft, S.21 f.
[07] Vgl. Heider: Gesellschaft, S. 32.
[08] Vgl. Heider: Gesellschaft, S. 34 ff.
[09] Vgl. Heider: Gesellschaft, S.40 ff.
[10] Vgl. Heider: Gesellschaft, S. 75 ff.
[11] Vgl. Heider: Gesellschaft, S. 79.
[12] Vgl. Heider: Gesellschaft, S. 85.
[13] Beschlussvorlage für das Sekretariat des ZK der SED, 24.Januar 1964: "Die Aufgabe der Gesellschaft für Sport und Technik in der Periode des umfassenden Aufbaus des Sozialismus in der Deutschen Demokratischen Republik". Nach: Heider: Gesellschaft, S. 86.
[14] Zur speziellen Problematik der GST-Arbeit an allgemein- und berufsbildenden Schulen und Hochschulen: Vgl.: Heider: Gesellschaft, S. 108 ff. und 186 f.
[15] Vgl. Heider: Gesellschaft, S. 97.
[16] Vgl. Heider: Gesellschaft, S. 118 ff.
[17] "Protokoll der außerordentlichen Tagung des Zentralvorstandes der GST am 1.Februar 1968." Nach: Heider: Gesellschaft, S. 127.
[18] Vgl. Heider: Gesellschaft, S. 129.
[19] Vgl. Heider: Gesellschaft, S. 151 ff.
[20] Vgl. Heider: Gesellschaft, S. 138 f.
[21] Zur Konzentration auf die Laufbahnausbildung: Vgl.: Heider: Gesellschaft, S. 204 ff.
[22] Vgl. Heider: Gesellschaft, S. 183.
[23] Vgl. Heider: Gesellschaft, S. 188 f.
[24] Zum Beispiel der von Robert Havemann und Rainer Eppelmann im Januar 1982 initiierte "Berliner Appell – Frieden schaffen ohne Waffen". Vgl. Heider: Gesellschaft, S. 193 f.
[25] Vgl.: Heider: Gesellschaft, S. 234 ff.
[26] Vgl.: Heider: Gesellschaft, S. 241 f.
[27] Vgl.: Heider: Gesellschaft, S. 244.
[28] Die Fundstellen der meisten Gesetze und Bestimmungen finden sich bei Heider: Gesellschaft, S. 281 ff. Daneben sind noch weitere Beschlüsse angegeben und einige sogar in den Dokumentenanhang übernommen worden.
[29] Folgende Aufstellung wurde einer Information des Sekretariats des Zentralvorstandes der GST an die SED-Führung vom 13.5.1986 entnommen.
[30] Vgl. Heider: Gesellschaft, S. 188.
Kreiswehrspartakiade.- Aktion Signal DDR.
Die Gesellschaft für Sport und Technik (GST) war eine paramilitärische Massenorganisation, die zugleich eng mit der FDJ verbunden war. Sie übernahm die gesetzlich vorgeschriebene vormilitärische Ausbildung. Junge Menschen sollten für einen Dienst in der NVA oder bei der Volkspolizei gewonnen werden. Neben den wehrsportlichen Veranstaltungen gab es die Möglichkeit zum Erwerb der Fahrerlaubnis sowie zur Betätigung im Tier-, Motor- und Flugsport. Dies machte eine Mitgliedschaft populär.
- 2005 | Findbuch / Datenbank
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