Beständeübersicht
Bestand
40003 Geognostische Gang- und Landesuntersuchungskommission
Datierung | 1792 - 1901 |
---|---|
Benutzung im | Bergarchiv Freiberg |
Umfang (nur lfm) | 7,90 |
Vorwort
1. Behördengeschichte
Mit der "Petrographischen Charte des Churfürstentums Sachsen" von Johann Friedrich Wilhelm von Charpentier lag 1778 erstmals eine grobe Übersicht zur Geologie Sachsens vor. Wenige Jahre später genügte die Karte nicht mehr den Anforderungen der Ressourcenerkundung. Die zunehmende Verknappung von Brennstoffen veranlasste 1788 die sächsische Regierung, die Suche nach Steinkohle anzuordnen. Nachdem bereits 1786 vom Bergrat Abraham Gottlob Werner (1749 - 1817) eine genaue Untersuchung der erzgebirgischen Erzlagerstätten gefordert worden war, erweiterte das Oberbergamt den Befehl auch auf mineralische Rohstoffe und organisierte eine geognostische Landesuntersuchung. Den offiziellen Auftrag für diese Aufgabe erhielt Werner im Jahre 1791. Er teilte Sachsen in 92, später in 111 Distrikte ein und nutzte als Grenzen markante Landschaftsformen, wobei auch die angrenzenden Länder mit einbezogen wurden. Jede Kartiereinheit (Distrikt) musste von einem "gebildeten und geübten Akademiker" gemeinsam mit einem "jüngeren Studierenden" bearbeitet werden. Ein Kartierungsleitfaden beschrieb, dass eine "Relation" aus einem "chronologischen Untersuchungsprotokoll" und einer "systematischen Beschreibung der Ergebnisse" bestehen musste. Des Weiteren wurde eine "illuminierte petrographische Charte" gefordert. Wie diese Karte zu gestalten war, überließ Werner nicht den Kartierern. Er erarbeitete eine Farb- und Symboltafel und ordnete den Gesteinen Farben zu. Zusätzliche Zeichen betonten besondere gesteinskundliche Merkmale. Im Grundsatz gilt heute noch dieses System der doppelten Signierung für geologische Einheiten. Derart ausgerüstet und informiert durchforschten Feldgeologen wie Sigismund Wolfgang August von Herder, Johann Carl Freiesleben, Wilhelm Gottlob Ernst Becker, Johann Wilhelm Otto Freiesleben, Friedrich Constantin Freiherr von Beust, Richard Freiherr von Friesen, Carl Christian Martini, Friedrich Gotthold Oehlschlägel, Carl Gustav Adelbert von Weissenbach, August Breithaupt und Carl Amandus Kühn das Land.
20 Jahre nach Beginn der Arbeiten wurde im September 1811 der von Werner gemeinsam mit Kühn erarbeitete Hauptbericht vorgelegt. Bis zu diesem Zeitpunkt waren 35 linkselbische und ein rechtselbischer Distrikt nach den Vorgaben Werners kartiert. Dabei wurden zahlreiche Braunkohlenlagerstätten und andere Bodenschätze entdeckt, die nun bereits abgebaut wurden. Der Bericht enthielt auch den Plan für die weiteren Arbeiten, die Ende 1817 mit der Publikation einer mineralogisch-geographischen Beschreibung Sachsens ihren Abschluss finden sollten. Aufgrund der nicht vorhersehbaren politischen Ereignisse in den Wirren der Napoleonischen Kriege konnten die Untersuchungen nur stark eingeschränkt fortgeführt werden, hinzu kam noch die schwere Erkrankung Werners. Nach dessen Tod wurde Bergcommissionsrat Carl Amandus Kühn (geb. 1783, am 29.03.1848 im Turmhofschacht tödlich verunglückt) Direktor der Landesuntersuchung; er führte die geologische Erforschung bis 1835. Zu dieser Zeit erfolgte eine Überarbeitung der Karten durch Carl Friedrich Naumann (1797 - 1873) und Bernhard von Cotta (1808 - 1879). Letzterer wurde nach dem Weggang Naumanns nach Leipzig im Jahre 1842 auch dessen Nachfolger als Professor für Geognosie an der Bergakademie. In den Jahren 1835 bis 1845 konnte die Bergakademie als Zusammenfassung die "Geognostische Spezialkarte für Sachsen und die angrenzenden Länder" herausgeben. Als Grundlage diente dabei die zuvor in 24 Sektionen erarbeitete "Lithographierte Karte von Sachsen und der angrenzenden Länder", jedoch fanden davon in Folge der Territorialverluste nach dem Wiener Kongress von 1815 (siehe Karte) nur noch 11 Sektionen Verwendung.
Nachdem Mitte des 19. Jahrhunderts durch neue wirtschaftliche und politische Situationen eine gründliche und großmaßstäbliche Neukartierung Sachsens notwendig wurde, erfolgte 1872 in Leipzig die Gründung der Sächsischen Geologischen Landesuntersuchung, die auf neuer Grundlage die von Werner begonnene systematische Erkundung und Beschreibung der geologischen Verhältnisse Sachsens fortsetzte.
Im Jahre 1846 wurde auf Veranlassung des Oberberghauptmanns Friedrich Constantin Freiherr von Beust die Ganguntersuchungskommission gebildet, die sich der Erkundung von Erzlagerstätten widmete und deren Wirksamkeit bis 1890 zu verfolgen ist. Hierbei sind vor allem die Arbeiten von Carl Hermann Müller ("Gangmüller"), Franz Robert Heucke und Wolfgang Vogelgesang zu nennen.
Obwohl beide Kommissionen organisatorisch keine Einheit bildeten, gehörten sie in ihrem Wirken eng zusammen. Die Ergebnisse beider Einrichtungen stellen eine hervorragende Synthese einer geologisch-mineralogischen Gang- und Landesuntersuchung dar. Insgesamt ist die Entwicklung der Geologie, Mineralogie und Lagerstättenforschung in Sachsen über fast 100 Jahre anhand der überlieferten Arbeiten gut zu studieren.
Die vorliegenden Handakten des Freiherrn von Zedtwitz zum Zustand des Bergbaus in Westgalizien vom Jahre 1810 stellen eine Besonderheit des Bestandes dar. In Folge der preußischen Niederlage vom Herbst 1806 wurde im Sommer 1807 aus ehemaligen preußischen Teilungsgewinnen und dem an Russland gefallenen Bezirk Bialystok das Großherzogtum Warschau unter Friedrich August III. von Sachsen gebildet, dieses wurde 1809 noch um das vormals österreichische Westgalizien vergrößert und bestand bis 1815. In diesem Zusammenhang wird noch auf die diplomatischen Missionen S.W.A. Herders von 1810 bis 1813 nach Wien und Krakau zur Regelung der gemeinsamen Verwaltung des Salzbergwerkes Wieliczka durch Österreich und Sachsen verwiesen, für seinen in dieser Zeit erarbeiteten Plan zur Verbesserung des polnischen Bergwesens wurde er in den Freiherrenstand erhoben.
2. Bestandsgeschichte
Der zusammengefasste Bestand "Oberbergamt - Geognostische Gang- und Landesuntersuchungskommission" beinhaltet alle im Sächsischen Bergarchiv Freiberg nachweisbaren Akten, Berichte (Relationen) und Karten vorgenannter Kommissionen. Er umfasst 323 Akteneinheiten und 124 Karten, hinzukommen noch 256 in den Akten eingebundene sowie 359 zu einzelnen Akten zugehörige Karten, Risse und Pläne.
Der Bestand wurde 1976 durch Guntram Martin, Claudia Reinhardt und Christa Unger verzeichnet; Dr. Peter Langhof hat 1981 daraus ein Findbuch erstellt. Bei der Verzeichnung war man bemüht, bei voller Wahrung des Titels den Inhalt durch Enthält-Vermerke zu erschließen. Die schon aus dem Repertorium der Landesuntersuchungskommission überlieferte, hauptsächlich chronologische Reihenfolge wurde beibehalten, jedoch die darin enthaltene Gliederung nicht übernommen. Teilweise sind Akten und Karten neu signiert worden (v.a. Ganguntersuchungskommission).
1999 erfolgte im Zuge der Schutzverfilmung der Karten die Eingabe der im Findbuch erfassten Daten in das Archivprogramm AUGIAS 6.1. Zur besseren Überschaubarkeit des zusammengefassten Bestandes wurde eine einfache Systematik getrennt in Akten und Kartenwerke erstellt. Die einzelnen Blätter der Kartenwerke wurden nunmehr einzeln aufgenommen und in numerischer Reihenfolge sortiert und signiert. Die Ordnung der Akten innerhalb der Systematikgruppen erfolgte chronologisch, d.h. ohne Rücksicht auf geographische Gesichtspunkte. Während die Berichte reine geologische bzw. mineralogische Beschreibungen der Untersuchungsgebiete enthalten, sind in den Akten der Kommissionen, die teilweise Handaktencharakter haben, eine Vielzahl von Informationen über Arbeitsweise, Finanzierung, Mitarbeiterkreis, wissenschaftliche Planung und Ausführung sowie Korrespondenzen enthalten. Die in den Berichten enthaltenen Karten und Faszikel sind als Darin-Vermerk ausgeworfen, während die separat gelagerten Karten, die gesondert zu bestellen sind, im Dazu-Vermerk erfasst sind.
Dabei wurden die Abmessungen sämtlicher Karten und die bisher nicht aufgenommenen Titel der separat gelagerten Karten erfasst. Um eine Einzelbestellung dieser separaten Karten zu ermöglichen, erhielten diese neue Signaturen - bestehend aus der bisherigen Aktennummer, einem Buchstaben als Lagerungssignatur entsprechend des Blattformates sowie eine fortlaufende Blattnummer der betreffenden Akte. Dadurch konnten bisher fehlerhaft zugeordnete Karten ermittelt und anhand von Titel und Registratursignatur wieder der ursprünglichen Akte zugeordnet werden. Zur besseren Überschaubarkeit der inneren Ordnung des Bestandes und der Erkennung von Zusammenhängen wurden weitere redaktionelle Bearbeitungen vorgenommen. Die Vornamen der Autoren wurden wieder ausgeschrieben und unter Verwendung des Behördenrepertoriums dabei erforderliche Berichtigungen vorgenommen, wobei auch Namen der Begleitpersonen wieder aufgenommen wurden, da hier ein Informationsverlust festgestellt wurde. Gebietsbeschreibungen, deren Titel ähnlich oder gleichlautend waren, sowie solche die in mehreren Bänden vorlagen, wurden näher geprüft. Dabei konnte festgestellt werden, dass einige Beschreibungen so umfangreich sind, dass für den chronologischen und für den systematischen Teil jeweils ein Band vorliegt, ohne dass dies im Findbuch zum Ausdruck kam. Andererseits liegen auch gleichartige Bände in verschiedenen Bearbeitungsstufen vor, diese sind jetzt durch gegenseitige Verweise gekennzeichnet, wobei sich eine redaktionelle Angleichung der recht unterschiedlichen Verzeichnungsangaben erforderlich machte. Anhand des Behördenrepertoriums konnten weiterhin Beschreibungen derselben Reise, jedoch von unterschiedlichen Verfassern (Akademiker sowie Studenten als Reisebegleiter) nachgewiesen werden. Dies war vor allem dadurch möglich, weil die Jahresdaten der Reisen wieder übernommen und die im bisherigen Findbuch enthaltene Datierungen der Reisebeschreibung, welche mitunter etliche Jahre später erfolgte, in Klammern gesetzt worden sind. Bei einer Serie verschiedener geognostischer Abhandlungen erfolgte die Übernahme der ursprünglichen gegliederten und mit Namen der Verfasser versehenen Angaben, da die Verzeichnung aus den 1970er-Jahren zu abstrahierend und fehlerhaft war.
Die nicht mehr gebräuchlichen Ortskennzahlen der DDR wurden weggelassen. Weiterhin erfolgten kleinere redaktionelle Änderungen sowie Korrekturen insbesondere zur Angleichung an heutige Schreibweisen. Die Akte OBA-LU 218, eine um 1935 erstellte maschinelle Abschrift aus OBA-LU 82 A und B, wurde aus dem Bestand herausgenommen und der Dienstbibliothek (Signatur II.C.3.2.2.4./Nr. 14) zugeordnet. Drei Akten mit geognostischen Beschreibungen, die bisher im Bestand (Landes)-Bergamt lagerten (LBA-MiA 1, 2 und 3) sowie das Behördenrepertorium konnten dem Bestand wieder zugeführt werden.
Am Ende des Findbuches befinden sich ausführliche Personen- und Ortsindizes, welche auf die Seitennummer der Fundstelle verweisen. Zusätze wie z. B. "Sankt" oder "Bad" wurden bei der Indizierung der Orte weggelassen. Die Konkretisierung mehrdeutiger Ortsbezeichnungen erfolgte im Index durch Verwendung der Zusätze der Deutschen Post. Bei Ortslagen, die postalisch nicht mehr erfasst sind, erscheint als Zusatz in Klammern die jetzige Bezeichnung. Namen von Orten, die jetzt nicht mehr zum deutschsprachigen Raum gehören, sind zusätzlich als verweisende Indizes nochmals in heutiger Schreibweise mit Angabe des jeweiligen Nationalitätskürzels aufgeführt. Geographische Gebiete, die bei der Verzeichnung nicht näher mit Ortsangaben unterlegt sind, wurden im Ortsindex erfasst.
Im Jahre 1999 wurden von sämtlichen Karten dieses Bestandes Schutzkopien (Makrofiches) angefertigt, soweit es deren Erhaltungszustand noch zuließ. Die Originale werden zur Benutzung nicht mehr vorgelegt.
3. Korrespondierende Bestände
40001 Oberbergamt Freiberg (Sektion 163 - Akten, die Landesuntersuchung betreffend)
4. Literatur
Friebe, Axel: Die geognostische Landesuntersuchung in Sachsen, in: Peter Schmidt (Hrsg.): Abraham Gottlob Werner und sein Werk (Kalender zum Werner-Jahr), Kalenderblatt Mai, 1999.
Schellhas, W.: Abraham Gottlob Werner, Gedenkschrift zum 150. Todestag (Freiberger Forschungshefte C 223) 1967.
Langhof, Peter: Findbucheinleitung vom 01.09.1981.
Schiffner, C.: Aus dem Leben alter Freiberger Bergstudenten, in 3 Bänden, 1935 - 1940.
Abhandlungen des Staatlichen Museums für Mineralogie und Geologie zu Dresden: Band 29 - Geologen der Goethezeit, 1977.
Freiberg, den 30.04.1999
Zimmermann
1. Behördengeschichte
Mit der "Petrographischen Charte des Churfürstentums Sachsen" von Johann Friedrich Wilhelm von Charpentier lag 1778 erstmals eine grobe Übersicht zur Geologie Sachsens vor. Wenige Jahre später genügte die Karte nicht mehr den Anforderungen der Ressourcenerkundung. Die zunehmende Verknappung von Brennstoffen veranlasste 1788 die sächsische Regierung, die Suche nach Steinkohle anzuordnen. Nachdem bereits 1786 vom Bergrat Abraham Gottlob Werner (1749 - 1817) eine genaue Untersuchung der erzgebirgischen Erzlagerstätten gefordert worden war, erweiterte das Oberbergamt den Befehl auch auf mineralische Rohstoffe und organisierte eine geognostische Landesuntersuchung. Den offiziellen Auftrag für diese Aufgabe erhielt Werner im Jahre 1791. Er teilte Sachsen in 92, später in 111 Distrikte ein und nutzte als Grenzen markante Landschaftsformen, wobei auch die angrenzenden Länder mit einbezogen wurden. Jede Kartiereinheit (Distrikt) musste von einem "gebildeten und geübten Akademiker" gemeinsam mit einem "jüngeren Studierenden" bearbeitet werden. Ein Kartierungsleitfaden beschrieb, dass eine "Relation" aus einem "chronologischen Untersuchungsprotokoll" und einer "systematischen Beschreibung der Ergebnisse" bestehen musste. Des Weiteren wurde eine "illuminierte petrographische Charte" gefordert. Wie diese Karte zu gestalten war, überließ Werner nicht den Kartierern. Er erarbeitete eine Farb- und Symboltafel und ordnete den Gesteinen Farben zu. Zusätzliche Zeichen betonten besondere gesteinskundliche Merkmale. Im Grundsatz gilt heute noch dieses System der doppelten Signierung für geologische Einheiten. Derart ausgerüstet und informiert durchforschten Feldgeologen wie Sigismund Wolfgang August von Herder, Johann Carl Freiesleben, Wilhelm Gottlob Ernst Becker, Johann Wilhelm Otto Freiesleben, Friedrich Constantin Freiherr von Beust, Richard Freiherr von Friesen, Carl Christian Martini, Friedrich Gotthold Oehlschlägel, Carl Gustav Adelbert von Weissenbach, August Breithaupt und Carl Amandus Kühn das Land.
20 Jahre nach Beginn der Arbeiten wurde im September 1811 der von Werner gemeinsam mit Kühn erarbeitete Hauptbericht vorgelegt. Bis zu diesem Zeitpunkt waren 35 linkselbische und ein rechtselbischer Distrikt nach den Vorgaben Werners kartiert. Dabei wurden zahlreiche Braunkohlenlagerstätten und andere Bodenschätze entdeckt, die nun bereits abgebaut wurden. Der Bericht enthielt auch den Plan für die weiteren Arbeiten, die Ende 1817 mit der Publikation einer mineralogisch-geographischen Beschreibung Sachsens ihren Abschluss finden sollten. Aufgrund der nicht vorhersehbaren politischen Ereignisse in den Wirren der Napoleonischen Kriege konnten die Untersuchungen nur stark eingeschränkt fortgeführt werden, hinzu kam noch die schwere Erkrankung Werners. Nach dessen Tod wurde Bergcommissionsrat Carl Amandus Kühn (geb. 1783, am 29.03.1848 im Turmhofschacht tödlich verunglückt) Direktor der Landesuntersuchung; er führte die geologische Erforschung bis 1835. Zu dieser Zeit erfolgte eine Überarbeitung der Karten durch Carl Friedrich Naumann (1797 - 1873) und Bernhard von Cotta (1808 - 1879). Letzterer wurde nach dem Weggang Naumanns nach Leipzig im Jahre 1842 auch dessen Nachfolger als Professor für Geognosie an der Bergakademie. In den Jahren 1835 bis 1845 konnte die Bergakademie als Zusammenfassung die "Geognostische Spezialkarte für Sachsen und die angrenzenden Länder" herausgeben. Als Grundlage diente dabei die zuvor in 24 Sektionen erarbeitete "Lithographierte Karte von Sachsen und der angrenzenden Länder", jedoch fanden davon in Folge der Territorialverluste nach dem Wiener Kongress von 1815 (siehe Karte) nur noch 11 Sektionen Verwendung.
Nachdem Mitte des 19. Jahrhunderts durch neue wirtschaftliche und politische Situationen eine gründliche und großmaßstäbliche Neukartierung Sachsens notwendig wurde, erfolgte 1872 in Leipzig die Gründung der Sächsischen Geologischen Landesuntersuchung, die auf neuer Grundlage die von Werner begonnene systematische Erkundung und Beschreibung der geologischen Verhältnisse Sachsens fortsetzte.
Im Jahre 1846 wurde auf Veranlassung des Oberberghauptmanns Friedrich Constantin Freiherr von Beust die Ganguntersuchungskommission gebildet, die sich der Erkundung von Erzlagerstätten widmete und deren Wirksamkeit bis 1890 zu verfolgen ist. Hierbei sind vor allem die Arbeiten von Carl Hermann Müller ("Gangmüller"), Franz Robert Heucke und Wolfgang Vogelgesang zu nennen.
Obwohl beide Kommissionen organisatorisch keine Einheit bildeten, gehörten sie in ihrem Wirken eng zusammen. Die Ergebnisse beider Einrichtungen stellen eine hervorragende Synthese einer geologisch-mineralogischen Gang- und Landesuntersuchung dar. Insgesamt ist die Entwicklung der Geologie, Mineralogie und Lagerstättenforschung in Sachsen über fast 100 Jahre anhand der überlieferten Arbeiten gut zu studieren.
Die vorliegenden Handakten des Freiherrn von Zedtwitz zum Zustand des Bergbaus in Westgalizien vom Jahre 1810 stellen eine Besonderheit des Bestandes dar. In Folge der preußischen Niederlage vom Herbst 1806 wurde im Sommer 1807 aus ehemaligen preußischen Teilungsgewinnen und dem an Russland gefallenen Bezirk Bialystok das Großherzogtum Warschau unter Friedrich August III. von Sachsen gebildet, dieses wurde 1809 noch um das vormals österreichische Westgalizien vergrößert und bestand bis 1815. In diesem Zusammenhang wird noch auf die diplomatischen Missionen S.W.A. Herders von 1810 bis 1813 nach Wien und Krakau zur Regelung der gemeinsamen Verwaltung des Salzbergwerkes Wieliczka durch Österreich und Sachsen verwiesen, für seinen in dieser Zeit erarbeiteten Plan zur Verbesserung des polnischen Bergwesens wurde er in den Freiherrenstand erhoben.
2. Bestandsgeschichte
Der zusammengefasste Bestand "Oberbergamt - Geognostische Gang- und Landesuntersuchungskommission" beinhaltet alle im Sächsischen Bergarchiv Freiberg nachweisbaren Akten, Berichte (Relationen) und Karten vorgenannter Kommissionen. Er umfasst 323 Akteneinheiten und 124 Karten, hinzukommen noch 256 in den Akten eingebundene sowie 359 zu einzelnen Akten zugehörige Karten, Risse und Pläne.
Der Bestand wurde 1976 durch Guntram Martin, Claudia Reinhardt und Christa Unger verzeichnet; Dr. Peter Langhof hat 1981 daraus ein Findbuch erstellt. Bei der Verzeichnung war man bemüht, bei voller Wahrung des Titels den Inhalt durch Enthält-Vermerke zu erschließen. Die schon aus dem Repertorium der Landesuntersuchungskommission überlieferte, hauptsächlich chronologische Reihenfolge wurde beibehalten, jedoch die darin enthaltene Gliederung nicht übernommen. Teilweise sind Akten und Karten neu signiert worden (v.a. Ganguntersuchungskommission).
1999 erfolgte im Zuge der Schutzverfilmung der Karten die Eingabe der im Findbuch erfassten Daten in das Archivprogramm AUGIAS 6.1. Zur besseren Überschaubarkeit des zusammengefassten Bestandes wurde eine einfache Systematik getrennt in Akten und Kartenwerke erstellt. Die einzelnen Blätter der Kartenwerke wurden nunmehr einzeln aufgenommen und in numerischer Reihenfolge sortiert und signiert. Die Ordnung der Akten innerhalb der Systematikgruppen erfolgte chronologisch, d.h. ohne Rücksicht auf geographische Gesichtspunkte. Während die Berichte reine geologische bzw. mineralogische Beschreibungen der Untersuchungsgebiete enthalten, sind in den Akten der Kommissionen, die teilweise Handaktencharakter haben, eine Vielzahl von Informationen über Arbeitsweise, Finanzierung, Mitarbeiterkreis, wissenschaftliche Planung und Ausführung sowie Korrespondenzen enthalten. Die in den Berichten enthaltenen Karten und Faszikel sind als Darin-Vermerk ausgeworfen, während die separat gelagerten Karten, die gesondert zu bestellen sind, im Dazu-Vermerk erfasst sind.
Dabei wurden die Abmessungen sämtlicher Karten und die bisher nicht aufgenommenen Titel der separat gelagerten Karten erfasst. Um eine Einzelbestellung dieser separaten Karten zu ermöglichen, erhielten diese neue Signaturen - bestehend aus der bisherigen Aktennummer, einem Buchstaben als Lagerungssignatur entsprechend des Blattformates sowie eine fortlaufende Blattnummer der betreffenden Akte. Dadurch konnten bisher fehlerhaft zugeordnete Karten ermittelt und anhand von Titel und Registratursignatur wieder der ursprünglichen Akte zugeordnet werden. Zur besseren Überschaubarkeit der inneren Ordnung des Bestandes und der Erkennung von Zusammenhängen wurden weitere redaktionelle Bearbeitungen vorgenommen. Die Vornamen der Autoren wurden wieder ausgeschrieben und unter Verwendung des Behördenrepertoriums dabei erforderliche Berichtigungen vorgenommen, wobei auch Namen der Begleitpersonen wieder aufgenommen wurden, da hier ein Informationsverlust festgestellt wurde. Gebietsbeschreibungen, deren Titel ähnlich oder gleichlautend waren, sowie solche die in mehreren Bänden vorlagen, wurden näher geprüft. Dabei konnte festgestellt werden, dass einige Beschreibungen so umfangreich sind, dass für den chronologischen und für den systematischen Teil jeweils ein Band vorliegt, ohne dass dies im Findbuch zum Ausdruck kam. Andererseits liegen auch gleichartige Bände in verschiedenen Bearbeitungsstufen vor, diese sind jetzt durch gegenseitige Verweise gekennzeichnet, wobei sich eine redaktionelle Angleichung der recht unterschiedlichen Verzeichnungsangaben erforderlich machte. Anhand des Behördenrepertoriums konnten weiterhin Beschreibungen derselben Reise, jedoch von unterschiedlichen Verfassern (Akademiker sowie Studenten als Reisebegleiter) nachgewiesen werden. Dies war vor allem dadurch möglich, weil die Jahresdaten der Reisen wieder übernommen und die im bisherigen Findbuch enthaltene Datierungen der Reisebeschreibung, welche mitunter etliche Jahre später erfolgte, in Klammern gesetzt worden sind. Bei einer Serie verschiedener geognostischer Abhandlungen erfolgte die Übernahme der ursprünglichen gegliederten und mit Namen der Verfasser versehenen Angaben, da die Verzeichnung aus den 1970er-Jahren zu abstrahierend und fehlerhaft war.
Die nicht mehr gebräuchlichen Ortskennzahlen der DDR wurden weggelassen. Weiterhin erfolgten kleinere redaktionelle Änderungen sowie Korrekturen insbesondere zur Angleichung an heutige Schreibweisen. Die Akte OBA-LU 218, eine um 1935 erstellte maschinelle Abschrift aus OBA-LU 82 A und B, wurde aus dem Bestand herausgenommen und der Dienstbibliothek (Signatur II.C.3.2.2.4./Nr. 14) zugeordnet. Drei Akten mit geognostischen Beschreibungen, die bisher im Bestand (Landes)-Bergamt lagerten (LBA-MiA 1, 2 und 3) sowie das Behördenrepertorium konnten dem Bestand wieder zugeführt werden.
Am Ende des Findbuches befinden sich ausführliche Personen- und Ortsindizes, welche auf die Seitennummer der Fundstelle verweisen. Zusätze wie z. B. "Sankt" oder "Bad" wurden bei der Indizierung der Orte weggelassen. Die Konkretisierung mehrdeutiger Ortsbezeichnungen erfolgte im Index durch Verwendung der Zusätze der Deutschen Post. Bei Ortslagen, die postalisch nicht mehr erfasst sind, erscheint als Zusatz in Klammern die jetzige Bezeichnung. Namen von Orten, die jetzt nicht mehr zum deutschsprachigen Raum gehören, sind zusätzlich als verweisende Indizes nochmals in heutiger Schreibweise mit Angabe des jeweiligen Nationalitätskürzels aufgeführt. Geographische Gebiete, die bei der Verzeichnung nicht näher mit Ortsangaben unterlegt sind, wurden im Ortsindex erfasst.
Im Jahre 1999 wurden von sämtlichen Karten dieses Bestandes Schutzkopien (Makrofiches) angefertigt, soweit es deren Erhaltungszustand noch zuließ. Die Originale werden zur Benutzung nicht mehr vorgelegt.
3. Korrespondierende Bestände
40001 Oberbergamt Freiberg (Sektion 163 - Akten, die Landesuntersuchung betreffend)
4. Literatur
Friebe, Axel: Die geognostische Landesuntersuchung in Sachsen, in: Peter Schmidt (Hrsg.): Abraham Gottlob Werner und sein Werk (Kalender zum Werner-Jahr), Kalenderblatt Mai, 1999.
Schellhas, W.: Abraham Gottlob Werner, Gedenkschrift zum 150. Todestag (Freiberger Forschungshefte C 223) 1967.
Langhof, Peter: Findbucheinleitung vom 01.09.1981.
Schiffner, C.: Aus dem Leben alter Freiberger Bergstudenten, in 3 Bänden, 1935 - 1940.
Abhandlungen des Staatlichen Museums für Mineralogie und Geologie zu Dresden: Band 29 - Geologen der Goethezeit, 1977.
Freiberg, den 30.04.1999
Zimmermann
Organisation der Ganguntersuchungskommission und der Landesuntersuchungskommission.- Geologische Kartierung Sachsens.- Gebietsbeschreibungen, geognostisch-bergmännische Untersuchungsberichte und Beschreibungen von Lagerstättenbezirken und Territorien in Sachsen, Deutschland und im Ausland.- Kartenwerke.
Der Beginn einer systematischen geologischen Untersuchung Sachsens geht auf eine Anweisung des sächsischen Kurfürsten Friedrich August III. zur Aufsuchung und Erfassung von Erzlagerstätten, vor allem aber auch von Steinkohlenvorkommen zur Ergänzung der Brennstoffvorräte, aus dem Jahre 1788 zurück. Abraham Gottlob Werner, zu dieser Zeit Bergrat und Lehrer für Geognosie an der Bergakademie Freiberg, der schon 1786 eine solche landesweite Lagerstättenuntersuchung angeregt hatte, erhielt 1791 den Auftrag zur Planung und Organisation dieses Vorhabens, den er mit Schülern der Bergakademie und akademisch gebildeten praktischen Geologen erfüllte. Er unterteilte das sächsische Staatsgebiet in 92 (später 111) Distrikte und erarbeitete einen Kartierungsleitfaden mit der Zielstellung, über jeden Untersuchungsdistrikt ein "chronologisches Untersuchungsprotokoll" sowie eine "systematische Beschreibung" der Ergebnisse herstellen zu lassen. Den Abschlussbericht über die Landesuntersuchung, dem ein Katalog über die für die einzelnen Gesteine und Lagerungsformen verwendeten Symbole und Farben (Farbtafel) beigegeben war, legten Werner und der Marienberger Bergamtsassessor Carl Amandus Kühn 1811 vor. Nach Werners Tod (1817) führte Kühn die Landesaufnahme bis 1835 fort.
Die den einzelnen Untersuchungsberichten beigegebenen farbigen geologischen Karten wurden später von Carl Friedrich Naumann und Bernhard von Cotta überarbeitet und in elf geognostischen Spezialkarten für Sachsen und Teile angrenzender Länder bis 1845 herausgegeben.
Die 1846 auf Veranlassung des Oberberghauptmanns Constantin von Beust gebildete Ganguntersuchungskommission, die sich der Erkundung von Erzlagerstätten widmete, bildete zwar keine organisatorische Einheit mit der Landesuntersuchungskommission, die Ergebnisse beider Einrichtungen stellen aber eine gelungene Synthese einer geologisch-mineralogischen Gang- und Landesuntersuchung dar.
Die den einzelnen Untersuchungsberichten beigegebenen farbigen geologischen Karten wurden später von Carl Friedrich Naumann und Bernhard von Cotta überarbeitet und in elf geognostischen Spezialkarten für Sachsen und Teile angrenzender Länder bis 1845 herausgegeben.
Die 1846 auf Veranlassung des Oberberghauptmanns Constantin von Beust gebildete Ganguntersuchungskommission, die sich der Erkundung von Erzlagerstätten widmete, bildete zwar keine organisatorische Einheit mit der Landesuntersuchungskommission, die Ergebnisse beider Einrichtungen stellen aber eine gelungene Synthese einer geologisch-mineralogischen Gang- und Landesuntersuchung dar.
- 1999 | Findbuch/Datenbank
- 2024-02-20 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5