Beständeübersicht
Bestand
40089 Revierwasserlaufsanstalt des Freiberger Reviers
Datierung | 1566 - 1968 |
---|---|
Benutzung im | Bergarchiv Freiberg |
Umfang (nur lfm) | 37,22 |
Vorwort
1. Institutionsgeschichte
Die Anlagen der Revierwasserlaufsanstalt (heutzutage gebräuchliche Form: Revierwasserlaufanstalt), nachfolgend RWA genannt, stellen ein über Jahrhunderte ausgebautes System von Kunstgräben, Röschen und Teichen zur Aufschlagwasserversorgung für die Bergwerksmaschinen in den Gruben des Freiberger Reviers, für die Muldener und Halsbrückner Hüttenanlagen sowie von Stölln zur Ableitung der Grubenwässer dar. Das Einzugsgebiet reichte von Halsbrücke im Nordosten Freibergs bis an die böhmische Grenze bei Neuhausen.
Bereits in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde, da die Wasser des Münzbaches für die Trinkwasserversorgung Freibergs und den Betrieb der Kunstgezeuge des Freiberger Bergreviers nicht mehr ausreichten, mit der Herbeiführung von Wasser aus anderen Bächen über ein Graben- und Röschensystem begonnen; es wurden mehrere größere Bergwerksteiche zur Aufsammlung desselben neu- bzw. ausgebaut. Die drei Waldteiche im Freiwald und der Müdisdorfer Graben (1558), Hüttenteich (1560), Junger Fürst zu Sachsen Müdisdorfer Rösche (1562), Unterer Großhartmannsdorfer Teich (1562 erworben, danach mehrfach erhöht), Zethauer Kunstgraben (1564), Erzengler-, Rothbächer- und Lother-Teich (1567) waren die ersten großen Anlagen dieses Systems. Mit der Errichtung des Neuwernsdorfer Wasserteilers in der Flöha wurde im Jahre 1882 dieses für den sächsischen Bergbau einmalige Wasserversorgungssystem abgeschlossen.
Die Wasserversorgungsanlagen gliederten sich damit im Wesentlichen in drei Teile:
a) Die Untere oder auch Münzbach-Wasserversorgung (ca. 23 km Gräben und Röschen) mit Zethauer Kunstgraben, Unterem sowie Mittlerem (1725) Großhartmannsdorfer Teich, Müdisdorfer Kunstgraben und Rösche, Erzengler-, Rothbächer-, Lother- und Hüttenteich sowie Hohbirkner Graben (1589) leitete die Wasser für die Hohbirkner Gruben nach Zug und ging dann in die nicht zur RWA gehörige Himmelfahrter Wasserleitung über.
b) Die Obere oder auch Flöha-Wasserversorgung (ca. 47 km Gräben und Röschen) vom Neuwernsdorfer Wasserteiler an, mit Flöha-Rösche, Flöhatal-Graben, Hemmberg-, Cämmerswalder-, Pfaffenholz-, Steinwiesen-, Purschensteiner-, Dittersbacher- und Martelbacher Röschen, Dittmannsdorfer Teich (1824) und Graben, den Friedrich Benno Stölln, Dörnthaler Teich (1787) und Gräben, Haselbacher Rösche, Obersaidaer Teich (1728) und Graben, Mittelsaidaer Rösche (1603), Oberem Großhartmannsdorfer Teich (1591 erworben), Kohlbach-Graben (1550) bis zum Gelobtländer Teich (vor 1620) versorgte die Brander Gruben und gab gleichzeitig Wasser für die Untere Wasserversorgung in den Mittleren Großhartmannsdorfer Teich ab.
c) Die Muldenwasserversorgung mit Werner Stolln (1852) und Graben (1827) sowie Rotem Graben (1613) hatte nur zeitweilige Bedeutung, v.a. für die Hüttenbetriebe und Halsbrückner Gruben, und ging mit der Einstellung des Erzbergbaus im Wesentlichen ein.
Einen weiteren Bestandteil dieses Systems bildeten die Revierstölln.
Der Alte Tiefer Fürsten Stolln samt Zubehör - 1807 wurde diesem der Alte Turmhofer Hilfs Stolln und 1835 der als Verträgliche Gesellschaft Stolln bezeichnete untere Teil des Tiefen Fürsten Stolln zugeschlagen - sowie der ab 1822 neu angelegte Hauptstolln-Umbruch diente der Wasserableitung aus den Freiberger Gruben. Der Neue Tiefe Fürsten Stolln im Reichen Trost (Freibergsdorfer Gruben) und der Anna Verstuffte Stolln im Halsbrückner Revier sind weitere wichtige Stölln im nördlichen Revier.
Der Tiefe Fürsten Stolln in Emanuel Fundgrube und der Kurfürst Johann Georg Stolln dienten der Wasserhaltung vor allem im Hohebirkner Revier, wie auch der Thelersberger Erbstolln zu Linda im Brander Revier. Der hier im Innern des Reviers verlaufende Teil des Alten Tiefen Fürsten Stolln wurde als Moritz Stolln bezeichnet.
Um mit dem Abbau in noch größere Tiefen vordringen zu können, machte sich die Anlegung eines tieferen Stollns notwendig. Gleichzeitig mit dem Bau des fiskalischen Rothschönberger Stollns wurde ab 1844 in den Gruben des Reviers auch der Vortrieb des gewerkschaftlichen Teils begonnen. Nachdem im März 1877 unter Halsbrücke der Durchschlag zwischen den beiden Teilen erfolgt war, konnten bereits die meisten Freiberger Gruben an den Stolln angeschlossen werden. Mit dem Anschluss der Grube Himmelsfürst im Jahre 1882 war damit auch der Vortrieb im Revier im Wesentlichen abgeschlossen. Dieser Stolln, der als Meisterleistung der Bergbautechnik bezeichnet werden kann, hat eine Gesamtlänge von 50,9 km. Davon entfallen 13,9 km auf den fiskalischen Teil, im Revier 15 km auf den Haupttrakt sowie 22 km auf Stollnflügel (Verzweigungen zu den einzelnen Gruben).
Zur Leitung und Verwaltung richtete Kurfürst Johann Georg III. um 1684 eine unter der Aufsicht des Oberbergamtes stehende besondere Anstalt ein - die Kurfürstliche, später Königliche Stolln- und Röschen-Administration zu Freiberg. Mit dem Wechsel von der absoluten zur konstitutionellen Monarchie erfolgte der Übergang in das Staatseigentum. Infolge des Gesetzes über den Regalbergbau vom 22.05.1851 gingen die Anlagen in das Gesamteigentum des Freiberger Reviers über. 1853 wurde die Bezeichnung Revierwasserlaufsanstalt eingeführt.
Durch das Allgemeine Berggesetz vom 16.06.1868 ist die bislang noch staatliche Verwaltung der Anstalt auf den Revierausschuss Freiberg übertragen worden. Sie wurde noch im Verlauf des 19. Jahrhunderts mehrfach erweitert (u.a. um den Rothschönberger Stolln im Innern des Reviers) und besaß ca. 300 ha an Teichflächen, Wasserleitungen und Hausgrundstücken. Dazu zählte auch eine Holzschneidemühle am Dörnthaler Teich.
Weitere Einnahmequellen ergaben sich aus der Revierteichfischerei sowie der Abgabe von Wasser an die Stadt Freiberg (Verpflichtung seit 1566), die Orte Erbisdorf, Brand, Langenau, St. Michaelis und an verschiedene Mühlen.
Im Jahre 1873 erwarb die RWA die seit 1698 bestehende Richtersche Pulvermühle bei Langenrinne. Sie wurde fortan als Pulverfabrik des Bergreviers Freiberg bezeichnet.
Zwischen 1900 und 1902 erfolgte der Umbau der Rothenfurther Mühle zu einem Elektrizitätswerk. Das Rothenfurther Elektrizitätswerk diente der Versorgung der staatlichen Halsbrückner Hüttenwerke und wurde später an diese verpachtet.
Infolge der Einstellung des Erzbergbaus im Freiberger Revier ergab sich die Notwendigkeit einer anderen Nutzung des Wassers, um das jahrhundertealte System nicht dem Verfall preiszugeben. Nachdem mit dem Gesetz über die Revierwasserlaufsanstalt zu Freiberg vom 03.07.1912 der RWA die Ableitung der Wässer zu nicht bergbaulichen Zwecken nun auch gesetzlich gestattet wurde, erfolgte unter Ausnutzung des Gefälles zum Rothschönberger Stolln im Drei Brüder Schacht die Errichtung des ersten Kavernenkraftwerkes der Welt. Das Revierelektrizitätswerk ging am 24.12.1914 in Betrieb, zunächst zur Stromversorgung der Muldner Hütten, der Städte Brand und Erbisdorf sowie weiterer Gemeinden im Umland und war dadurch auch Voraussetzung für die Ansiedlung von Industrieunternehmen auf dem Gelände der ehemaligen Grube Himmelsfürst, während die Stadt Freiberg weiterhin vom Überlandstromverband versorgt wurde, der in Lichtenberg ein eigenes Kohlekraftwerk betrieb. 1922 wurde ein zweites, oberes Kraftwerk im Konstantin Schacht fertiggestellt, der notwendige Ausgleichteich (Konstantinteich) geschaffen und 1924 das untere Kraftwerk im Drei Brüder Schacht zur vorgesehenen Ausbauleistung vollendet. Ein nochmaliger Ausbau der Anlagen zur Steigerung der Stromproduktion erfolgte bis 1943. Zu den sechs Großabnehmern zählten nunmehr die Muldner Hütten, die Orte Freiberg, Brand-Erbisdorf, Langenau und Großhartmannsdorf sowie die Lederwerke Stecher in Zug. Dadurch war mit dem Revierelektrizitätswerk ein leistungsfähiger regionaler Energieversorger mit eigenem Konzessionsbereich geschaffen.
Mit dem Gesetz zur Überführung der Bergwerke und Bodenschätze in das Eigentum des Landes Sachsen vom 08.05.1947 erfolgte auch die Überführung der RWA samt aller ihrer Einrichtungen als Nebenbetrieb in das Eigentum des Landes Sachsen. Mit weiteren Revierbetriebsanstalten erfolgte die Zusammenfassung in der Bergrevierverwaltung Freiberg.
Die Wasserwirtschaftsrechte einschließlich des Rothschönberger Stollns gingen 1954 an den VEB Wasserwirtschaft Karl-Marx-Stadt über, später an die Wasserwirtschaftsdirektion Obere Elbe/Neiße; die Anlagen werden heute von der Landestalsperrenverwaltung Sachsen bewirtschaftet.
Ein Abschnitt des Rothschönberger Stollns im Revier bei Himmelfahrt Fundgrube ging jedoch in die Rechtsträgerschaft der Bleihütte Freiberg im VEB Bergbau- und Hüttenkombinat "Albert Funk" über.
Die Revierpulverfabrik, ab 1951 zunächst dem VEB Sprengstoffwerk Gnaschwitz zugehörig, ging ab 1968 im VEB Pyrotechnik Silberhütte als Werk II Freiberg auf und fungiert seit dem 13.03.1991 eigenständig als Sachsen Feuerwerk GmbH Freiberg.
Nachdem 1948 der unterirdische Speicher des Revierelektrizitätswerkes mit der Wiederaufnahme des Bergbaus abgelassen werden musste, erfolgte eine Nutzung der Kraftwerke durch den VEB Energieversorgung Karl-Marx-Stadt. Nach mehreren Umbauten, Stilllegungen und Wasserableitungen erfolgte 1969 mit dem Ende der Freiberger Gruben die Schließung des oberen Werkes, jedoch auch die Wiederherstellung des Stauraums für das untere Werk. Am 10.07.1972 musste dann auch der Drei Brüder Schacht den Betrieb einstellen, da die Wirtschaftspolitik der DDR ausschließlich auf die thermische Energiegewinnung ausgerichtet war.
Während das obere Werk demontiert bzw. zerstört und der Konstantin Schacht mit einer Betonplombe verschlossen wurde, sind die Anlagen des Drei Brüder Schachtes bei seiner Stilllegung konservatorisch geschützt worden. Seit 1992 bemüht sich ein Förderverein um die Rekonstruktion und Wiederinbetriebnahme dieses technischen Denkmals.
2. Bestandsgeschichte und Bearbeitungsbericht - Akten
Der Bestand, zu dem bereits in der Behörde ein Aktenverzeichnis angelegt worden war, erlitt im Zweiten Weltkrieg geringfügige Verluste. Ein Teil der Akten der RWA wurde 1970 vom Verwaltungsarchiv der Wasserwirtschaftsdirektion Dresden übernommen, ein weiterer Teil wurde danach von der Oberflussmeisterei Obere Mulde-Elbe, Flußbereich 4 Freiberger Mulde übernommen. Im Rahmen einer Facharbeiterprüfung wurde der Bestand umgehend verzeichnet, wobei 108 Akten (zumeist Doppelüberlieferung) kassiert wurden. Die Signaturen dieser Verzeichnung sind im Behördenrepertorium eingetragen, die Findkartei wurde dem Bestand 40077 Sächsisches Bergarchiv Freiberg zugeordnet. 1989 wurde aufgrund der Abgabe neuer Akten der RWA durch die Talsperrenmeisterei Freiberger Mulde / Zschopau eine Neuverzeichnung auf Karteikarten durchgeführt. Da eine auf der inneren Ordnung des Bestandes beruhende Systematik fehlte und die Provenienzen zum korrespondierenden Bestand Revierausschuss nicht immer klar getrennt waren, wurde im Anschluss daran eine redaktionelle Überarbeitung und Eingabe unter Verwendung einer neuen Systematik in die EDV begonnen.
Die durch den Abgang des Bearbeiters unterbrochene Arbeit wurde ab Mitte des Jahres 2000 fortgeführt und 2002 beendet. Dabei wurden dem Bestand ca. 3 lfm Akten zugeordnet, die über das Freiberger Stadt- und Bergbaumuseum 1997 an das Bergarchiv gekommen waren und sich bei der Verzeichnung von Zechenregistern als der RWA zugehörig erwiesen. Ferner wurde eine Abgrenzung zum Bestand 40085 Revierausschuss Freiberg vorgenommen.
Der Bestand wurde im Jahr 2003 gereinigt und neu verpackt, die Erschließung wurde im November 2004 abgeschlossen. Im Jahre 2012 erfolgte die Einordnung von 0,55 lfm Akten der Revierpulverfabrik, die über eine Abgabe der WECO GmbH an das Sächsische Oberbergamt ins das Bergarchiv gelangten.
3. Bestandsgeschichte und Bearbeitungsbericht - Risse
Nachdem sich bereits zu DDR-Zeiten ein Bestand von 298 Rissen der RWA im Bergarchiv befand, kam nach 1990 noch eine größere Übernahme vom ehemaligen VEB Wasser- und Abwasserbehandlung (WAB) Karl-Marx-Stadt. In den Folgejahren erfolgte durch Herbert Kaden und Gernot Scheuermann die Erfassung des Großteils der hinzugekommenen Risse auf Karteikarten und eine inhaltliche Sortierung sowie erste Eingaben in das Archivprogramm AUGIAS 4.0.
Im Jahre 1998 habe ich die Verzeichnung mit AUGIAS für Windows fortgeführt, wobei der Schwerpunkt auf die Zusammenführung mit dem Altbestand und die Lagerung nach den Abmessungen der Risse gesetzt wurde.
Auch die bisher verzeichneten Risse (Kartei 364) wurden neu signiert, wobei die laufenden Nummern 1 - 999 für planliegende Archivale vorbehalten wurden und ähnliche Formate vor der Einlagerung in die Mappen vorsortiert wurden.
Risse mit Signaturen ab Nr. 1000 liegen in gerollter Form vor, diesen wurde zusätzlich zur Optimierung des Platzbedarfs ein Buchstabe vorangestellt. Die Buchstaben A bis L geben einen Hinweis auf Größe und Form des Risses und damit auf seine Lagerung. Die sich anschließende fortlaufende Zahl ist die eigentliche Signatur.
Cluster Beschreibung
A
B
C
D
E
G
H
I
K
L Rollriss bis 60 cm Tiefe und 7 cm Durchmesser
Rollriss ab 60 cm bis 90 cm Tiefe und 7 cm Durchmesser
Rollriss ab 90 cm bis 120 cm Tiefe und 9 cm Durchmesser
Rollriss ab 120 cm bis 160 cm Tiefe und 11 cm Durchmesser
Rollriss ab 160 cm bis 200 cm Tiefe und 11 cm Durchmesser
Planliegender Riss bis Folio Format
Planliegender Riss bis Format DIN A 2
Planliegender Riss bis Format DIN A 1
Planliegender Riss bis Format DIN A 0
Rollriss Sonderformate
Die neue Signatur "C 1294" dient also einerseits als Hinweis auf die ungefähre Größe des Risses (Rollriss von einer Tiefe zwischen 90 und 120 cm), andererseits leitet sie den Magazindienst zum richtigen Lagerungsort und ermöglicht ein späteres eindeutiges Identifizieren des Risses.
Neben der Reinigung und weiteren Bestandserhaltungsmaßnahmen wurden während der Verzeichnung auch etwaige Schäden erfasst. Risse, die wegen solcher Schäden nicht mehr benutzt werden können, werden als "gesperrt" gekennzeichnet. Auch weist das Findbuch auf vorhandene Makrofiches, Xerokopien oder Lichtpausen der Risse hin. In all diesen Fällen wird der Originalriss nicht mehr vorgelegt.
Die Risse sind mit Angaben des Titels, weitere Inhalte ("Enthält-Vermerke"), dem Datum der Fertigung, Namen der Markscheider, Beschreibstoff, Abmessungen, Maßstab, Hinweise zur Fertigung, Registratur- und alter Archivsignatur sowie ggf. Provenienz erschlossen. Datierungen und Markscheiderangaben in Klammern verweisen auf das Original, von dem die vorliegende Kopie gefertigt wurde.
Alte historische Risstitel sind dem heutigen Sprachgebrauch angepasst und der besseren Verständlichkeit wegen auch umgestellt worden. Da die Bezeichnungen der Gruben, Stölln, Schächte und Gänge in recht unterschiedlichen Schreibweisen überliefert sind, musste eine Normalisierung dieser Namen vorgenommen werden. Als Grundlage diente hierbei die von Dr. Uwe Grandke für die Verzeichnung der Erzrisse erarbeitete Konzeption. Die Sortierung im Findbuch erfolgte nach dem Titel, der Plattenzählung und der Datierung.
Im Jahre 1999 erfolgte die Schutzverfilmung eines Plattensatzes der alten Revierstölln.
Obwohl vom Registraturbildner keinerlei Repertorien zu den Rissen überliefert sind, konnte anhand des Signaturschemas der RWA deren Gliederung rekonstruiert werden. Diese wurde im Wesentlichen wiederhergestellt und teilweise erweitert. Insbesondere die Nebenbetriebe führten eigenständige Registraturen, deren Aufbau wegen zu geringer Überlieferungsmenge nicht zu ermitteln war. Besonders beim Revierelektrizitätswerk ist anzunehmen, dass dort keine systematische, sondern eine Lagerungssignatur verwendet worden ist. Die Signaturen dieses Registraturbildners befanden sich in der Regel nicht auf dem Riss selbst, sondern auf ca. 5 cm x 5 cm großen Zetteln, welche mit Büroklammern am Archivale befestigt waren. Zum Schutz der Risse vor weiteren Rostschäden mussten diese Kennzeichnungen entfernt werden.
Als Hilfsmittel für eine schnellere Auswertung wurde ein Index erarbeitet, welcher sich in 5 Indextypen (Gebäude, Anlagen, Maschinen; Gruben, Stölln und Schächte; Markscheider und Zeichner; Orte; Wasseranlagen) gliedert und auf die entsprechenden Seiten des Findbuches verweist. Da die Klassifizierung sehr detailliert ist, wurde jedoch nicht in jedem Falle eine Indizierung vorgenommen. Die Angaben im Ortsindex verweisen lediglich auf besondere den Ort betreffende Darstellungen (Stadtpläne, Straßenbau), dort ansässige Firmen oder auf Orte, die in Bezug auf die RWA nicht unbedingt zu erwarten sind.
Im bisherigen Bestand wurden Risse festgestellt, die zwischen 1982 und 1983 auf Veranlassung von Dr. Langhof in mehrere Teile zerschnitten worden sind.
Im Zuge der Verzeichnung wurde auch eine Bewertung der Risse durchgeführt, hierbei kam es zur Kassation von 224 Rissen (Mehrfachüberlieferungen in Form von Pausen; Flurkartenauszüge und -skizzen ohne relevante Eintragungen oder nur einzelne Berainungspunkte darstellend; nicht archivwürdige Darstellungen).
Einige Standarddruckwerke, die keinerlei Ein- oder Nachträge durch die RWA aufwiesen, wurden anderen Beständen zugeordnet. Die Höhenmanuale zu Messtischblättern befinden sich in der Bibliothek. Ein Messtischblatt der Sektion Zöblitz wurde dem Bestand Topographische und geognostische Karten (TGK) zugeordnet.
3 Risse wurden als fehlend festgestellt. Der Bestand umfasst nunmehr 1243 Risse.
Weitere Risse der RWA befinden sich noch außerhalb des Bergarchivs:
ca. 600 Risse (vorwiegend aus dem 20. Jhd.) bei der Revierwasserlaufsanstalt in Dörnthal
ca. 300 Risse (vorwiegend des Revierelektrizitätswerkes) befanden sich kurzzeitig im Stadtarchiv Freiberg und wurden von dort wieder an die Energieversorgung Südsachsen AG in Chemnitz abgegeben.
Sollte die bisherige Signatur eines Risses aus der Literatur oder als Ergebnis unveröffentlichter Forschungen bereits bekannt sein, ist es möglich, die Neusignatur über die Konkordanz am Ende des Findbuches zu ermitteln.
Vermerke zu Sperrungen (die aus Gründen der Bestandserhaltung notwendig sind) und vorhandenen Kopien und Makrofiches sind unbedingt zu beachten.
4. Literatur
Folkens, Klaus: Die alte bergmännische Wasserwirtschaft im Freiberger Bergbaurevier aus heutiger Sicht, in: Neue Bergbautechnik, 8. Jg. Heft 4, April 1978.
Förderverein Drei-Brüder-Schacht e.V.: Drei-Brüder-Schacht - Geschichte der sauberen Kraft, Freiberg um 1995.
Förderverein Drei-Brüder-Schacht e.V.: Die Kaverne, Sonderdruck, Trinitatis 1995.
Klöden, Uwe: Die Revierwasserlaufsanstalt Freiberg - Recherche nach vorhandenen rißlichen Unterlagen und deren Archivierungsort, Freiberg Oktober 1998.
Löwe, Karl: Die Entwicklung der Freiberger Revierwasserlaufsanstalt seit Inkrafttreten des Gesetzes von 03.07.1912, Freiberg 1935.
MK: Von der "Pulverfabrik der Bergrevier Freiberg" zur Sachsen Feuerwerk GmbH Freiberg - 300-jähriges Firmenjubiläum, in: Freiberger Wochenspiegel, 1998.
Richter, Elke: Bearbeitungsbericht für den Bestand Revierwasserlaufsanstalt Freiberg, Freiberg 1970.
Wagenbreth, Otfried / Wächtler, Eberhard (Hs.): Bergbau im Erzgebirge - Technische Denkmale und Geschichte, Leipzig 1990.
Wagenbreth, Otfried / Wächtler, Eberhard (Hs.): Der Freiberger Bergbau - Technische Denkmale und Geschichte, Leipzig 1986.
Freiberg, September 2000 (Risse), März 2002 (Akten)
A. Henry Zimmermann
1. Institutionsgeschichte
Die Anlagen der Revierwasserlaufsanstalt (heutzutage gebräuchliche Form: Revierwasserlaufanstalt), nachfolgend RWA genannt, stellen ein über Jahrhunderte ausgebautes System von Kunstgräben, Röschen und Teichen zur Aufschlagwasserversorgung für die Bergwerksmaschinen in den Gruben des Freiberger Reviers, für die Muldener und Halsbrückner Hüttenanlagen sowie von Stölln zur Ableitung der Grubenwässer dar. Das Einzugsgebiet reichte von Halsbrücke im Nordosten Freibergs bis an die böhmische Grenze bei Neuhausen.
Bereits in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde, da die Wasser des Münzbaches für die Trinkwasserversorgung Freibergs und den Betrieb der Kunstgezeuge des Freiberger Bergreviers nicht mehr ausreichten, mit der Herbeiführung von Wasser aus anderen Bächen über ein Graben- und Röschensystem begonnen; es wurden mehrere größere Bergwerksteiche zur Aufsammlung desselben neu- bzw. ausgebaut. Die drei Waldteiche im Freiwald und der Müdisdorfer Graben (1558), Hüttenteich (1560), Junger Fürst zu Sachsen Müdisdorfer Rösche (1562), Unterer Großhartmannsdorfer Teich (1562 erworben, danach mehrfach erhöht), Zethauer Kunstgraben (1564), Erzengler-, Rothbächer- und Lother-Teich (1567) waren die ersten großen Anlagen dieses Systems. Mit der Errichtung des Neuwernsdorfer Wasserteilers in der Flöha wurde im Jahre 1882 dieses für den sächsischen Bergbau einmalige Wasserversorgungssystem abgeschlossen.
Die Wasserversorgungsanlagen gliederten sich damit im Wesentlichen in drei Teile:
a) Die Untere oder auch Münzbach-Wasserversorgung (ca. 23 km Gräben und Röschen) mit Zethauer Kunstgraben, Unterem sowie Mittlerem (1725) Großhartmannsdorfer Teich, Müdisdorfer Kunstgraben und Rösche, Erzengler-, Rothbächer-, Lother- und Hüttenteich sowie Hohbirkner Graben (1589) leitete die Wasser für die Hohbirkner Gruben nach Zug und ging dann in die nicht zur RWA gehörige Himmelfahrter Wasserleitung über.
b) Die Obere oder auch Flöha-Wasserversorgung (ca. 47 km Gräben und Röschen) vom Neuwernsdorfer Wasserteiler an, mit Flöha-Rösche, Flöhatal-Graben, Hemmberg-, Cämmerswalder-, Pfaffenholz-, Steinwiesen-, Purschensteiner-, Dittersbacher- und Martelbacher Röschen, Dittmannsdorfer Teich (1824) und Graben, den Friedrich Benno Stölln, Dörnthaler Teich (1787) und Gräben, Haselbacher Rösche, Obersaidaer Teich (1728) und Graben, Mittelsaidaer Rösche (1603), Oberem Großhartmannsdorfer Teich (1591 erworben), Kohlbach-Graben (1550) bis zum Gelobtländer Teich (vor 1620) versorgte die Brander Gruben und gab gleichzeitig Wasser für die Untere Wasserversorgung in den Mittleren Großhartmannsdorfer Teich ab.
c) Die Muldenwasserversorgung mit Werner Stolln (1852) und Graben (1827) sowie Rotem Graben (1613) hatte nur zeitweilige Bedeutung, v.a. für die Hüttenbetriebe und Halsbrückner Gruben, und ging mit der Einstellung des Erzbergbaus im Wesentlichen ein.
Einen weiteren Bestandteil dieses Systems bildeten die Revierstölln.
Der Alte Tiefer Fürsten Stolln samt Zubehör - 1807 wurde diesem der Alte Turmhofer Hilfs Stolln und 1835 der als Verträgliche Gesellschaft Stolln bezeichnete untere Teil des Tiefen Fürsten Stolln zugeschlagen - sowie der ab 1822 neu angelegte Hauptstolln-Umbruch diente der Wasserableitung aus den Freiberger Gruben. Der Neue Tiefe Fürsten Stolln im Reichen Trost (Freibergsdorfer Gruben) und der Anna Verstuffte Stolln im Halsbrückner Revier sind weitere wichtige Stölln im nördlichen Revier.
Der Tiefe Fürsten Stolln in Emanuel Fundgrube und der Kurfürst Johann Georg Stolln dienten der Wasserhaltung vor allem im Hohebirkner Revier, wie auch der Thelersberger Erbstolln zu Linda im Brander Revier. Der hier im Innern des Reviers verlaufende Teil des Alten Tiefen Fürsten Stolln wurde als Moritz Stolln bezeichnet.
Um mit dem Abbau in noch größere Tiefen vordringen zu können, machte sich die Anlegung eines tieferen Stollns notwendig. Gleichzeitig mit dem Bau des fiskalischen Rothschönberger Stollns wurde ab 1844 in den Gruben des Reviers auch der Vortrieb des gewerkschaftlichen Teils begonnen. Nachdem im März 1877 unter Halsbrücke der Durchschlag zwischen den beiden Teilen erfolgt war, konnten bereits die meisten Freiberger Gruben an den Stolln angeschlossen werden. Mit dem Anschluss der Grube Himmelsfürst im Jahre 1882 war damit auch der Vortrieb im Revier im Wesentlichen abgeschlossen. Dieser Stolln, der als Meisterleistung der Bergbautechnik bezeichnet werden kann, hat eine Gesamtlänge von 50,9 km. Davon entfallen 13,9 km auf den fiskalischen Teil, im Revier 15 km auf den Haupttrakt sowie 22 km auf Stollnflügel (Verzweigungen zu den einzelnen Gruben).
Zur Leitung und Verwaltung richtete Kurfürst Johann Georg III. um 1684 eine unter der Aufsicht des Oberbergamtes stehende besondere Anstalt ein - die Kurfürstliche, später Königliche Stolln- und Röschen-Administration zu Freiberg. Mit dem Wechsel von der absoluten zur konstitutionellen Monarchie erfolgte der Übergang in das Staatseigentum. Infolge des Gesetzes über den Regalbergbau vom 22.05.1851 gingen die Anlagen in das Gesamteigentum des Freiberger Reviers über. 1853 wurde die Bezeichnung Revierwasserlaufsanstalt eingeführt.
Durch das Allgemeine Berggesetz vom 16.06.1868 ist die bislang noch staatliche Verwaltung der Anstalt auf den Revierausschuss Freiberg übertragen worden. Sie wurde noch im Verlauf des 19. Jahrhunderts mehrfach erweitert (u.a. um den Rothschönberger Stolln im Innern des Reviers) und besaß ca. 300 ha an Teichflächen, Wasserleitungen und Hausgrundstücken. Dazu zählte auch eine Holzschneidemühle am Dörnthaler Teich.
Weitere Einnahmequellen ergaben sich aus der Revierteichfischerei sowie der Abgabe von Wasser an die Stadt Freiberg (Verpflichtung seit 1566), die Orte Erbisdorf, Brand, Langenau, St. Michaelis und an verschiedene Mühlen.
Im Jahre 1873 erwarb die RWA die seit 1698 bestehende Richtersche Pulvermühle bei Langenrinne. Sie wurde fortan als Pulverfabrik des Bergreviers Freiberg bezeichnet.
Zwischen 1900 und 1902 erfolgte der Umbau der Rothenfurther Mühle zu einem Elektrizitätswerk. Das Rothenfurther Elektrizitätswerk diente der Versorgung der staatlichen Halsbrückner Hüttenwerke und wurde später an diese verpachtet.
Infolge der Einstellung des Erzbergbaus im Freiberger Revier ergab sich die Notwendigkeit einer anderen Nutzung des Wassers, um das jahrhundertealte System nicht dem Verfall preiszugeben. Nachdem mit dem Gesetz über die Revierwasserlaufsanstalt zu Freiberg vom 03.07.1912 der RWA die Ableitung der Wässer zu nicht bergbaulichen Zwecken nun auch gesetzlich gestattet wurde, erfolgte unter Ausnutzung des Gefälles zum Rothschönberger Stolln im Drei Brüder Schacht die Errichtung des ersten Kavernenkraftwerkes der Welt. Das Revierelektrizitätswerk ging am 24.12.1914 in Betrieb, zunächst zur Stromversorgung der Muldner Hütten, der Städte Brand und Erbisdorf sowie weiterer Gemeinden im Umland und war dadurch auch Voraussetzung für die Ansiedlung von Industrieunternehmen auf dem Gelände der ehemaligen Grube Himmelsfürst, während die Stadt Freiberg weiterhin vom Überlandstromverband versorgt wurde, der in Lichtenberg ein eigenes Kohlekraftwerk betrieb. 1922 wurde ein zweites, oberes Kraftwerk im Konstantin Schacht fertiggestellt, der notwendige Ausgleichteich (Konstantinteich) geschaffen und 1924 das untere Kraftwerk im Drei Brüder Schacht zur vorgesehenen Ausbauleistung vollendet. Ein nochmaliger Ausbau der Anlagen zur Steigerung der Stromproduktion erfolgte bis 1943. Zu den sechs Großabnehmern zählten nunmehr die Muldner Hütten, die Orte Freiberg, Brand-Erbisdorf, Langenau und Großhartmannsdorf sowie die Lederwerke Stecher in Zug. Dadurch war mit dem Revierelektrizitätswerk ein leistungsfähiger regionaler Energieversorger mit eigenem Konzessionsbereich geschaffen.
Mit dem Gesetz zur Überführung der Bergwerke und Bodenschätze in das Eigentum des Landes Sachsen vom 08.05.1947 erfolgte auch die Überführung der RWA samt aller ihrer Einrichtungen als Nebenbetrieb in das Eigentum des Landes Sachsen. Mit weiteren Revierbetriebsanstalten erfolgte die Zusammenfassung in der Bergrevierverwaltung Freiberg.
Die Wasserwirtschaftsrechte einschließlich des Rothschönberger Stollns gingen 1954 an den VEB Wasserwirtschaft Karl-Marx-Stadt über, später an die Wasserwirtschaftsdirektion Obere Elbe/Neiße; die Anlagen werden heute von der Landestalsperrenverwaltung Sachsen bewirtschaftet.
Ein Abschnitt des Rothschönberger Stollns im Revier bei Himmelfahrt Fundgrube ging jedoch in die Rechtsträgerschaft der Bleihütte Freiberg im VEB Bergbau- und Hüttenkombinat "Albert Funk" über.
Die Revierpulverfabrik, ab 1951 zunächst dem VEB Sprengstoffwerk Gnaschwitz zugehörig, ging ab 1968 im VEB Pyrotechnik Silberhütte als Werk II Freiberg auf und fungiert seit dem 13.03.1991 eigenständig als Sachsen Feuerwerk GmbH Freiberg.
Nachdem 1948 der unterirdische Speicher des Revierelektrizitätswerkes mit der Wiederaufnahme des Bergbaus abgelassen werden musste, erfolgte eine Nutzung der Kraftwerke durch den VEB Energieversorgung Karl-Marx-Stadt. Nach mehreren Umbauten, Stilllegungen und Wasserableitungen erfolgte 1969 mit dem Ende der Freiberger Gruben die Schließung des oberen Werkes, jedoch auch die Wiederherstellung des Stauraums für das untere Werk. Am 10.07.1972 musste dann auch der Drei Brüder Schacht den Betrieb einstellen, da die Wirtschaftspolitik der DDR ausschließlich auf die thermische Energiegewinnung ausgerichtet war.
Während das obere Werk demontiert bzw. zerstört und der Konstantin Schacht mit einer Betonplombe verschlossen wurde, sind die Anlagen des Drei Brüder Schachtes bei seiner Stilllegung konservatorisch geschützt worden. Seit 1992 bemüht sich ein Förderverein um die Rekonstruktion und Wiederinbetriebnahme dieses technischen Denkmals.
2. Bestandsgeschichte und Bearbeitungsbericht - Akten
Der Bestand, zu dem bereits in der Behörde ein Aktenverzeichnis angelegt worden war, erlitt im Zweiten Weltkrieg geringfügige Verluste. Ein Teil der Akten der RWA wurde 1970 vom Verwaltungsarchiv der Wasserwirtschaftsdirektion Dresden übernommen, ein weiterer Teil wurde danach von der Oberflussmeisterei Obere Mulde-Elbe, Flußbereich 4 Freiberger Mulde übernommen. Im Rahmen einer Facharbeiterprüfung wurde der Bestand umgehend verzeichnet, wobei 108 Akten (zumeist Doppelüberlieferung) kassiert wurden. Die Signaturen dieser Verzeichnung sind im Behördenrepertorium eingetragen, die Findkartei wurde dem Bestand 40077 Sächsisches Bergarchiv Freiberg zugeordnet. 1989 wurde aufgrund der Abgabe neuer Akten der RWA durch die Talsperrenmeisterei Freiberger Mulde / Zschopau eine Neuverzeichnung auf Karteikarten durchgeführt. Da eine auf der inneren Ordnung des Bestandes beruhende Systematik fehlte und die Provenienzen zum korrespondierenden Bestand Revierausschuss nicht immer klar getrennt waren, wurde im Anschluss daran eine redaktionelle Überarbeitung und Eingabe unter Verwendung einer neuen Systematik in die EDV begonnen.
Die durch den Abgang des Bearbeiters unterbrochene Arbeit wurde ab Mitte des Jahres 2000 fortgeführt und 2002 beendet. Dabei wurden dem Bestand ca. 3 lfm Akten zugeordnet, die über das Freiberger Stadt- und Bergbaumuseum 1997 an das Bergarchiv gekommen waren und sich bei der Verzeichnung von Zechenregistern als der RWA zugehörig erwiesen. Ferner wurde eine Abgrenzung zum Bestand 40085 Revierausschuss Freiberg vorgenommen.
Der Bestand wurde im Jahr 2003 gereinigt und neu verpackt, die Erschließung wurde im November 2004 abgeschlossen. Im Jahre 2012 erfolgte die Einordnung von 0,55 lfm Akten der Revierpulverfabrik, die über eine Abgabe der WECO GmbH an das Sächsische Oberbergamt ins das Bergarchiv gelangten.
3. Bestandsgeschichte und Bearbeitungsbericht - Risse
Nachdem sich bereits zu DDR-Zeiten ein Bestand von 298 Rissen der RWA im Bergarchiv befand, kam nach 1990 noch eine größere Übernahme vom ehemaligen VEB Wasser- und Abwasserbehandlung (WAB) Karl-Marx-Stadt. In den Folgejahren erfolgte durch Herbert Kaden und Gernot Scheuermann die Erfassung des Großteils der hinzugekommenen Risse auf Karteikarten und eine inhaltliche Sortierung sowie erste Eingaben in das Archivprogramm AUGIAS 4.0.
Im Jahre 1998 habe ich die Verzeichnung mit AUGIAS für Windows fortgeführt, wobei der Schwerpunkt auf die Zusammenführung mit dem Altbestand und die Lagerung nach den Abmessungen der Risse gesetzt wurde.
Auch die bisher verzeichneten Risse (Kartei 364) wurden neu signiert, wobei die laufenden Nummern 1 - 999 für planliegende Archivale vorbehalten wurden und ähnliche Formate vor der Einlagerung in die Mappen vorsortiert wurden.
Risse mit Signaturen ab Nr. 1000 liegen in gerollter Form vor, diesen wurde zusätzlich zur Optimierung des Platzbedarfs ein Buchstabe vorangestellt. Die Buchstaben A bis L geben einen Hinweis auf Größe und Form des Risses und damit auf seine Lagerung. Die sich anschließende fortlaufende Zahl ist die eigentliche Signatur.
Cluster Beschreibung
A
B
C
D
E
G
H
I
K
L Rollriss bis 60 cm Tiefe und 7 cm Durchmesser
Rollriss ab 60 cm bis 90 cm Tiefe und 7 cm Durchmesser
Rollriss ab 90 cm bis 120 cm Tiefe und 9 cm Durchmesser
Rollriss ab 120 cm bis 160 cm Tiefe und 11 cm Durchmesser
Rollriss ab 160 cm bis 200 cm Tiefe und 11 cm Durchmesser
Planliegender Riss bis Folio Format
Planliegender Riss bis Format DIN A 2
Planliegender Riss bis Format DIN A 1
Planliegender Riss bis Format DIN A 0
Rollriss Sonderformate
Die neue Signatur "C 1294" dient also einerseits als Hinweis auf die ungefähre Größe des Risses (Rollriss von einer Tiefe zwischen 90 und 120 cm), andererseits leitet sie den Magazindienst zum richtigen Lagerungsort und ermöglicht ein späteres eindeutiges Identifizieren des Risses.
Neben der Reinigung und weiteren Bestandserhaltungsmaßnahmen wurden während der Verzeichnung auch etwaige Schäden erfasst. Risse, die wegen solcher Schäden nicht mehr benutzt werden können, werden als "gesperrt" gekennzeichnet. Auch weist das Findbuch auf vorhandene Makrofiches, Xerokopien oder Lichtpausen der Risse hin. In all diesen Fällen wird der Originalriss nicht mehr vorgelegt.
Die Risse sind mit Angaben des Titels, weitere Inhalte ("Enthält-Vermerke"), dem Datum der Fertigung, Namen der Markscheider, Beschreibstoff, Abmessungen, Maßstab, Hinweise zur Fertigung, Registratur- und alter Archivsignatur sowie ggf. Provenienz erschlossen. Datierungen und Markscheiderangaben in Klammern verweisen auf das Original, von dem die vorliegende Kopie gefertigt wurde.
Alte historische Risstitel sind dem heutigen Sprachgebrauch angepasst und der besseren Verständlichkeit wegen auch umgestellt worden. Da die Bezeichnungen der Gruben, Stölln, Schächte und Gänge in recht unterschiedlichen Schreibweisen überliefert sind, musste eine Normalisierung dieser Namen vorgenommen werden. Als Grundlage diente hierbei die von Dr. Uwe Grandke für die Verzeichnung der Erzrisse erarbeitete Konzeption. Die Sortierung im Findbuch erfolgte nach dem Titel, der Plattenzählung und der Datierung.
Im Jahre 1999 erfolgte die Schutzverfilmung eines Plattensatzes der alten Revierstölln.
Obwohl vom Registraturbildner keinerlei Repertorien zu den Rissen überliefert sind, konnte anhand des Signaturschemas der RWA deren Gliederung rekonstruiert werden. Diese wurde im Wesentlichen wiederhergestellt und teilweise erweitert. Insbesondere die Nebenbetriebe führten eigenständige Registraturen, deren Aufbau wegen zu geringer Überlieferungsmenge nicht zu ermitteln war. Besonders beim Revierelektrizitätswerk ist anzunehmen, dass dort keine systematische, sondern eine Lagerungssignatur verwendet worden ist. Die Signaturen dieses Registraturbildners befanden sich in der Regel nicht auf dem Riss selbst, sondern auf ca. 5 cm x 5 cm großen Zetteln, welche mit Büroklammern am Archivale befestigt waren. Zum Schutz der Risse vor weiteren Rostschäden mussten diese Kennzeichnungen entfernt werden.
Als Hilfsmittel für eine schnellere Auswertung wurde ein Index erarbeitet, welcher sich in 5 Indextypen (Gebäude, Anlagen, Maschinen; Gruben, Stölln und Schächte; Markscheider und Zeichner; Orte; Wasseranlagen) gliedert und auf die entsprechenden Seiten des Findbuches verweist. Da die Klassifizierung sehr detailliert ist, wurde jedoch nicht in jedem Falle eine Indizierung vorgenommen. Die Angaben im Ortsindex verweisen lediglich auf besondere den Ort betreffende Darstellungen (Stadtpläne, Straßenbau), dort ansässige Firmen oder auf Orte, die in Bezug auf die RWA nicht unbedingt zu erwarten sind.
Im bisherigen Bestand wurden Risse festgestellt, die zwischen 1982 und 1983 auf Veranlassung von Dr. Langhof in mehrere Teile zerschnitten worden sind.
Im Zuge der Verzeichnung wurde auch eine Bewertung der Risse durchgeführt, hierbei kam es zur Kassation von 224 Rissen (Mehrfachüberlieferungen in Form von Pausen; Flurkartenauszüge und -skizzen ohne relevante Eintragungen oder nur einzelne Berainungspunkte darstellend; nicht archivwürdige Darstellungen).
Einige Standarddruckwerke, die keinerlei Ein- oder Nachträge durch die RWA aufwiesen, wurden anderen Beständen zugeordnet. Die Höhenmanuale zu Messtischblättern befinden sich in der Bibliothek. Ein Messtischblatt der Sektion Zöblitz wurde dem Bestand Topographische und geognostische Karten (TGK) zugeordnet.
3 Risse wurden als fehlend festgestellt. Der Bestand umfasst nunmehr 1243 Risse.
Weitere Risse der RWA befinden sich noch außerhalb des Bergarchivs:
ca. 600 Risse (vorwiegend aus dem 20. Jhd.) bei der Revierwasserlaufsanstalt in Dörnthal
ca. 300 Risse (vorwiegend des Revierelektrizitätswerkes) befanden sich kurzzeitig im Stadtarchiv Freiberg und wurden von dort wieder an die Energieversorgung Südsachsen AG in Chemnitz abgegeben.
Sollte die bisherige Signatur eines Risses aus der Literatur oder als Ergebnis unveröffentlichter Forschungen bereits bekannt sein, ist es möglich, die Neusignatur über die Konkordanz am Ende des Findbuches zu ermitteln.
Vermerke zu Sperrungen (die aus Gründen der Bestandserhaltung notwendig sind) und vorhandenen Kopien und Makrofiches sind unbedingt zu beachten.
4. Literatur
Folkens, Klaus: Die alte bergmännische Wasserwirtschaft im Freiberger Bergbaurevier aus heutiger Sicht, in: Neue Bergbautechnik, 8. Jg. Heft 4, April 1978.
Förderverein Drei-Brüder-Schacht e.V.: Drei-Brüder-Schacht - Geschichte der sauberen Kraft, Freiberg um 1995.
Förderverein Drei-Brüder-Schacht e.V.: Die Kaverne, Sonderdruck, Trinitatis 1995.
Klöden, Uwe: Die Revierwasserlaufsanstalt Freiberg - Recherche nach vorhandenen rißlichen Unterlagen und deren Archivierungsort, Freiberg Oktober 1998.
Löwe, Karl: Die Entwicklung der Freiberger Revierwasserlaufsanstalt seit Inkrafttreten des Gesetzes von 03.07.1912, Freiberg 1935.
MK: Von der "Pulverfabrik der Bergrevier Freiberg" zur Sachsen Feuerwerk GmbH Freiberg - 300-jähriges Firmenjubiläum, in: Freiberger Wochenspiegel, 1998.
Richter, Elke: Bearbeitungsbericht für den Bestand Revierwasserlaufsanstalt Freiberg, Freiberg 1970.
Wagenbreth, Otfried / Wächtler, Eberhard (Hs.): Bergbau im Erzgebirge - Technische Denkmale und Geschichte, Leipzig 1990.
Wagenbreth, Otfried / Wächtler, Eberhard (Hs.): Der Freiberger Bergbau - Technische Denkmale und Geschichte, Leipzig 1986.
Freiberg, September 2000 (Risse), März 2002 (Akten)
A. Henry Zimmermann
Revierstolln und Grubenbaue: Alter Tiefer Fürsten Stolln.- Kurfürst Johann Georg Stolln in der Hohe Birke Fundgrube.- Thelersberger Erbstolln zu Linda.- Rothschönberger Stolln.- Technische Anlagen unter Tage.- Tagegebäude.
Wasserversorgung und Wasserbau: Untere und Obere Wasserversorgung.- Muldenwasserversorgung.
Nebenbetriebe: Rothenfurter Elektrizitätswerk.- Revierelektrizitätswerk Zug.- Revierpulverfabrik Langenrinne.- Reviersägewerk Dörnthaler Schneidemühle.- Revierteich-Fischerei.- Risse.
Wasserversorgung und Wasserbau: Untere und Obere Wasserversorgung.- Muldenwasserversorgung.
Nebenbetriebe: Rothenfurter Elektrizitätswerk.- Revierelektrizitätswerk Zug.- Revierpulverfabrik Langenrinne.- Reviersägewerk Dörnthaler Schneidemühle.- Revierteich-Fischerei.- Risse.
Die Revierwasserlaufsanstalt (RWA) bewirtschaftete ein über Jahrhunderte ausgebautes System von Kunstgräben, Röschen und Teichen zur Aufsammlung und Herbeiführung von Aufschlagwasser für die Bergwerksmaschinen der Gruben des Freiberger Reviers und der fiskalischen Muldener und Halsbrückner Hüttenanlagen sowie von Stolln zur Ableitung dieser Aufschlagwasser. Das Einzugsgebiet reichte von Halsbrücke im Nordosten Freibergs bis an die böhmische Grenze bei Neuhausen.
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts begonnen, umfasste das Wasserversorgungssystem Ende des 19. Jahrhunderts a) die Untere Wasserversorgung mit Unterem und Mittlerem Großhartmannsdorfer-, Erzengler- und Rothbächer Teich mit ca. 20 Kilometer Kunstgräben und Röschen sowie Lother- und Hüttenteich, b) die Obere Wasserversorgung mit Oberem Großhartmannsdorfer-, Obersaidaer-, Dörnthaler- und Dittmannsdorfer Teich sowie ca. 40 Kilometer Kunstgräben und Röschen und c) die Muldenwasserversorgung mit Wernergraben und Rotem Graben. Daneben bestand das System aus mehreren Revierstolln.
Durch das Gesetz über den Regalbergbau vom 22. Mai 1851 gingen die Stolln, Gräben, Röschen und Teiche in das Gesamteigentum des Freiberger Reviers, vertreten durch den Revierausschuss, über und führten fortan (ab 1853) die Bezeichnung "Revier-Wasserlaufs-Anstalt". Diese Anstalt wurde noch im Verlauf des 19. Jahrhunderts mehrfach erweitert und umfasste zu Beginn des 20. Jahrhunderts Grundbesitz von ca. 300 Hektar an Teichflächen, Wasserleitungen und Hausgrundstücken (ohne Stolln), das Elektrizitätswerk in Rothenfurth, die Holzschneidemühle am Dörnthaler Teich, die Revierpulverfabrik in Langenrinne sowie die Fischerei in den Teichanlagen und Kunstgräben. Die Verpachtung der letzteren sowie die Erhebung des Stolln-Zwanzigsten bildeten die Haupteinnahmequellen der RWA.
Nach Einstellung des Erzbergbaus im Freiberger Revier 1913 erzeugte die RWA mit den Bergwerkswässern im Elektrizitätswerk an der Mulde und den zwei unterirdischen Kraftwerken im Konstantin- sowie Drei Brüder Schacht elektrische Energie (ca. 10 Millionen KWh im Jahr).
1948 wurden sämtliche Revieranstalten in das Eigentum des Landes Sachsen überführt und deren Aufgaben zunächst an die neue Bergverwaltung übertragen. Die Wasserwirtschaftsrechte gingen 1954 auf den VEB Wasserwirtschaft Karl-Marx-Stadt über. Die Anlagen des Revierelektrizitätswerks wurden bis 1968 vom VEB Energieversorgung Freiberg genutzt, die der Pulverfabrik gingen im VEB Pyrotechnik Silberhütte, Werk II Freiberg, auf.
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts begonnen, umfasste das Wasserversorgungssystem Ende des 19. Jahrhunderts a) die Untere Wasserversorgung mit Unterem und Mittlerem Großhartmannsdorfer-, Erzengler- und Rothbächer Teich mit ca. 20 Kilometer Kunstgräben und Röschen sowie Lother- und Hüttenteich, b) die Obere Wasserversorgung mit Oberem Großhartmannsdorfer-, Obersaidaer-, Dörnthaler- und Dittmannsdorfer Teich sowie ca. 40 Kilometer Kunstgräben und Röschen und c) die Muldenwasserversorgung mit Wernergraben und Rotem Graben. Daneben bestand das System aus mehreren Revierstolln.
Durch das Gesetz über den Regalbergbau vom 22. Mai 1851 gingen die Stolln, Gräben, Röschen und Teiche in das Gesamteigentum des Freiberger Reviers, vertreten durch den Revierausschuss, über und führten fortan (ab 1853) die Bezeichnung "Revier-Wasserlaufs-Anstalt". Diese Anstalt wurde noch im Verlauf des 19. Jahrhunderts mehrfach erweitert und umfasste zu Beginn des 20. Jahrhunderts Grundbesitz von ca. 300 Hektar an Teichflächen, Wasserleitungen und Hausgrundstücken (ohne Stolln), das Elektrizitätswerk in Rothenfurth, die Holzschneidemühle am Dörnthaler Teich, die Revierpulverfabrik in Langenrinne sowie die Fischerei in den Teichanlagen und Kunstgräben. Die Verpachtung der letzteren sowie die Erhebung des Stolln-Zwanzigsten bildeten die Haupteinnahmequellen der RWA.
Nach Einstellung des Erzbergbaus im Freiberger Revier 1913 erzeugte die RWA mit den Bergwerkswässern im Elektrizitätswerk an der Mulde und den zwei unterirdischen Kraftwerken im Konstantin- sowie Drei Brüder Schacht elektrische Energie (ca. 10 Millionen KWh im Jahr).
1948 wurden sämtliche Revieranstalten in das Eigentum des Landes Sachsen überführt und deren Aufgaben zunächst an die neue Bergverwaltung übertragen. Die Wasserwirtschaftsrechte gingen 1954 auf den VEB Wasserwirtschaft Karl-Marx-Stadt über. Die Anlagen des Revierelektrizitätswerks wurden bis 1968 vom VEB Energieversorgung Freiberg genutzt, die der Pulverfabrik gingen im VEB Pyrotechnik Silberhütte, Werk II Freiberg, auf.
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