Beständeübersicht
Bestand
40099 Konsortschaftliche Grubenverwaltung Schneeberg-Neustädtel
Datierung | 1710 - 1947 |
---|---|
Benutzung im | Bergarchiv Freiberg |
Umfang (nur lfm) | 24,50 |
Bestand enthält auch 5 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular
Vorwort
1. Betriebsgeschichte der Konsortschaftlichen Grubenverwaltung Schneeberg-Neustädtel
Schneeberg bildete den Ausgangspunkt für den Silberbergbau im Westerzgebirge. Reiche Silberfunde auf dem Schneeberg lösten im Jahre 1471 das "Berggeschrei" aus. Nach Beendigung der relativ kurzen Silberbergbauphase kam der Förderung und Verarbeitung von Kobalterzen die größere Bedeutung zu. Kobalt wurde zum Hauptprodukt des Schneeberger Bergbaus. Durch landesherrliche Erlasse wurde der Kobaltbergbau gefördert und sicherte damit dem sächsischen Kurfürsten umfangreiche Einnahmen.
Im 19. Jahrhundert ging die Ausbeute der Bergwerke merklich zurück. Fortschreitende Teufen der Gruben und steigende Gestehungskosten ließen die einzelnen Gewerkschaften trotz staatlicher Unterstützung nicht mehr wirtschaftlich arbeiten. Etwa 1840 vereinigten sich die noch fördernden Gruben zum Blaufarbenwerkskonsortium unter Führung der Blaufarbenwerke. Diese Konsolidierung endete 1880 mit der Vereinigung des gesamten Bergbaus zum "Schneeberger Kobaltfeld". Ihm gehörten folgende Hauptgruben an: Bergkappe, Rosenkranz, Daniel samt Siebenschlehn, Gesellschaft samt Sauschwart, Schwalbner Flügel, Weißer Hirsch samt Georg und Fürstenvertrag, Wolfgang Maßen samt Priester. Zugleich betrieb das Konsortium den Tiefen Markus Semmler Stolln als Erbstolln und die auswärtigen Gruben, Sosaer Glück bei Sosa, Tannenbaum am Hirschstein bei Antonsthal und Josef bei Pirk. Mit dem Zusammenschluss der Gewerkschaften war ein leistungsfähiges Unternehmen entstanden, mit dem die konsortschaftlichen Gruben andauernd im Freiverbau standen. 1852 waren beim konsortschaftlichen Bergbau 800 Mann Belegschaft beschäftigt. Die Gruben wurden mit modernen Maschinen ausgerüstet, alte Grubenbaue wieder in Betrieb genommen und neue Felder aufgeschlossen.
Den Vertrieb aller Kobalt- und Wismutprodukte besorgte das Hauptblaufarbenlager in Leipzig mit einem Unterlager in Schneeberg. Die feinen, alaunbeständigen Ultramarinfarben fanden in der Papierfabrikation, Töpferei, Druckerei und in der Malerei Verwendung. Kobalterz war auch die Grundlage für die berühmte kobaltblaue Farbe, die u. a. für das Meißner Porzellan verwendet wurde und reißenden Absatz in Europa und Übersee fand.
Die am 26. August 1935 neu gegründete Gewerkschaft Schneeberger Bergbau setzte den konsortschaftlichen Kobaltbergbau mit seinen Rechten und Verbindlichkeiten fort. Die Gründung erfolgte durch das Land Sachsen. Die Gewerkschaft hatte ihren Sitz in Schneeberg. Die Organe der Gewerkschaft waren der Aufsichtsrat, die Gewerkenversammlung und der Grubenvorstand. Erster Grubenvorstand und gesetzlicher Vertreter war Bergdirektor Focke. Der Aufsichtsrat setzte sich aus folgenden Mitgliedern zusammen: Generaldirektor Dr. Schütz, Freiberg; Professor Madel, Freiberg; Bergassessor Dr. Wernicke, Dresden und Hüttendirektor Schmieder, Oberschlema.
Die Aufgaben der Gewerkschaft waren der Erwerb und die Ausbeute von Bergbaurechten, der Bau und Betrieb von Anlagen, die Weiterverarbeitung der gewonnenen Erzeugnisse, der Erwerb und die Beteiligung an anderen Bergwerksunternehmungen und Hüttenbetrieben sowie der Handel mit Gruben- und Hüttenerzeugnissen.
1900 ging die Förderung von Kobalt-, Wismut- und Nickelerzen zurück, so dass zahlreiche Gruben nach und nach stillgelegt wurden. Nach einer Erklärung der staatlichen Blaufarbenwerke von 1931, keine Erze mehr zur Verarbeitung abzunehmen, wurde die Förderung in den Gruben eingestellt.
Die Gewerkschaft Schneeberger Bergbau war bis 1939 ein eigenständiger Betrieb. 1939 bis 1945 betrieb die Gewerkschaft Schneeberger Bergbau als Zweigbetrieb der Sachsenerz Bergwerks GmbH/AG mit ca. 100 Mann Belegschaft das Schneeberger Kobaltfeld. Ab 1946 wurde der Bergbau im Schneeberger Revier durch die SAG/SDAG Wismut intensiviert.
2. Bestandsgeschichte und Bearbeitungsbericht - Akten
Die Unterlagen dieses Mischbestandes stammen aus dem ehemaligen Schneeberger Bergbau-Archiv und wurden im August 1950 dem Technischen Büro des Bergbaus und der Brennstoffindustrie in Freiberg übergeben. Ein maschinenschriftliches Verzeichnis wurde im Jahre 1951 durch den ehemaligen Archivar des Sächsischen Bergarchivs, Herbert Luksch, erstellt.
Es handelte sich hierbei um Akten der Konsortschaftlichen Grubenverwaltung Schneeberg-Neustädtel, der Gewerkschaft Schneeberger Bergbau, Knappschaftsakten, Privatakten, Schichtmeisterakten und Akten der Sachsenerz Bergwerks AG, Betriebsoberleitung Schneeberg nebst Gewerkschaft Vereinigt Feld im Fastenberg zu Johanngeorgenstadt. Die Privatakten und von Aufsichtspersonen geführte Akten verblieben im Bestand. Fremdprovenienzen, wie z.B. Knappschaftsakten wurden dem Bestand 40074 Knappschaften zugeordnet. Bücher wurden in die Dienstbibliothek eingegliedert.
Einfache Titelaufnahme und keine Klassifikation machten eine strukturierte Recherche im Bestand kaum möglich. Um den Bestand der Benutzung zuzuführen, wurde im Frühjahr 2005 mit der Verzeichnung im Archivprogramm Augias 7.4 begonnen.
Die Akten wurden unter Angabe von Titel, Enthält-Vermerk, Darin-Vermerk (bei Rissen, soweit ermittelbar mit Datum der Fertigung, Namen des Markscheiders, Abmessungen und Maßstab) sowie alter Archivsignatur erfasst. Privatakten und Schichtmeisterakten wurden im Feld Provenienz ausgewiesen. Alte historische Aktentitel wurden dem heutigen Sprachgebrauch angepasst bzw. der besseren Verständlichkeit halber umgestellt. Die Schreibweise der Grubennamen erfolgte entsprechend der im Bergarchiv erstellten Grubennamen-Richtlinien.
Im Rahmen der Erschließung erfolgte auch die Bewertung des Bestandes. Doppelstücke und nicht archivwürdiges Schriftgut wurden ausgesondert. Einige Akten wurden aus datenschutzrechtlichen Gründen gemäß § 10 Abs. 1 Satz 1 und 3 des SächsArchivG für die Benutzung gesperrt. Aus Bestandserhaltungsgründen kam es zur Sperrung mehrerer Akten, welche in einer Schadensliste erfasst wurden.
Eine Konkordanz wurde erstellt.
Nach Abschluss der Verzeichnung erfolgt die technische Bearbeitung des Bestandes.
Der Gesamtumfang des Bestandes beträgt derzeit 24,5 lfm.
Der Aktenbestand wurde von Frau C. Unger bearbeitet und 2006 das Findbuch erstellt.
3. Bestandsgeschichte und Bearbeitungsbericht - Risse
Im Februar 1951 wurden dem Archiv des TBBI Sachsen vom Objekt Nr. 9 der Wismut in Aue 49 Rollen mit Rissen übergeben, die sowohl Risse aus dem Oberbergamtsarchiv als auch Zechenrisse des Schneeberger Bergbaus beinhalteten. Von 1952 - 1954 erfolgten durch die Hauptmarkscheiderei des Objektes 9 weitere vier Übergaben mit über 500 Schneeberger Grubenrissen und Maschinenzeichnungen, die auf dem Dachboden des ehemaligen Bergamtes Schneeberg aufgefunden wurden, an das inzwischen zur Bergakademie gehörige Archiv.
Bei einigen Rissen handelte es sich eindeutig um fiskalische Erzrisse, die wieder in diesen Bestand (Bestandssignatur 40040) reponiert wurden. Andere Risse sind wohl peu à peu in die Bestände 40036 Deponierte Erzrisse und 40044 Generalrisse eingearbeitet worden.
Die Urrisse des Schneeberger Bergbaus wurden von der Wismut zurückbehalten, da sie für deren Bergbauarbeiten noch gebraucht worden waren. Sie sind zwischen 1968 und 1971 ins Bergarchiv gelangt.
Der größte Teil der Risse lagerte bis zum Januar 2000 im Bergarchiv - so wie er einst übernommen wurde - ineinander gerollt in einem Holzregal oder im Rissschrank zusammen mit anderen unverzeichneten Rissen. Sie waren völlig ungeordnet und unbenutzbar.
Im Zuge der Beräumung der Rissmagazine wurden die Regale und Schränke mit den unverzeichneten Risse grob gesichtet, die Provenienzen Konsortschaftliche Grubenverwaltung und Sachsenerz Bergwerks GmbH/AG getrennt und alles Unzuordenbare vorerst unter "Varia" zusammengefasst. Danach erfolgte die Vermessung, Clusterung, Durchnummerierung für jeden der drei Bestände für sich. Dabei wurde eine Bearbeitungskartei erstellt, in der nur die Angaben auf den zu entfernenden Bauchbinden der Rollen und die offenbar zusammengehörigen Risse und deren Abmessungen festgehalten wurden. Im Anschluss wurden die allesamt stark verschmutzten Risse gereinigt und in den sanierten Gebäudeteil eingelagert.
Nach Abschluss der Baumaßnahmen habe ich im Jahre 2001 begonnen, die Risse der Konsortschaftlichen Grubenverwaltung (KGV) mit Hilfe von AUGIAS Archiv zu verzeichnen und sie planzulegen, soweit es deren Zustand zuließ und sie nicht größer als DIN A0 waren.
Parallel dazu habe ich in gleicher Weise auch die Risse der Sachsenerz Bergwerks GmbH/AG bearbeitet. Um eine Abtrennung zwischen diesen Beständen zu erhalten, wurden sämtliche Risse, die vor 1939 gefertigt wurden, dem Bestand KGV zugeordnet, unbeachtlich wie lange diese nachgebracht worden sind.
Schwerpunkt der Verzeichnungsarbeiten in dieser Zeit war jedoch die Auflösung der "Varia-Sammlung" mit der Zuordnung dieser Risse in die unterschiedlichsten Bestände des Bergarchivs. Nach Abschluss dieser Arbeit im April 2004 kann nun das Findbuch für die Risse der KGV vorgelegt werden.
Zusätzlich zur Optimierung des Platzbedarfs wurde der Nummerierung der Risse ein Buchstabe vorangestellt. Die Buchstaben A bis K geben einen Hinweis auf Größe und Form des Risses und damit auf seine Lagerung. Die sich anschließende fortlaufende Zahl ist die eigentliche Signatur.
Cluster-Beschreibung:
A Rollriss bis 60 cm Tiefe und 7 cm Durchmesser
B Rollriss ab 60 cm bis 90 cm Tiefe und 7 cm Durchmesser
C Rollriss ab 90 cm bis 120 cm Tiefe und 9 cm Durchmesser
D Rollriss ab 120 cm bis 160 cm Tiefe und 11 cm Durchmesser
G Planliegender Riss bis Folio-Format
H Planliegender Riss bis Format DIN A 2
I Planliegender Riss bis Format DIN A 1
K Planliegender Riss bis Format DIN A 0
Die neue Signatur "C 1294" dient also einerseits als Hinweis auf die ungefähre Größe des Risses (Rollriss von einer Tiefe zwischen 90 cm und 120 cm), sie leitet den Magazindienst zum richtigen Lagerungsort und ermöglicht ein späteres eindeutiges Identifizieren des Risses.
Während der Verzeichnung wurden auch etwaige Schäden erfasst. Risse, die wegen solcher Schäden nicht mehr benutzt werden können, wurden als "gesperrt" gekennzeichnet. Auch weist das Findbuch auf vorhandene Makrofiches, Xerokopien oder Lichtpausen der Risse hin. In all diesen Fällen wird der Originalriss nicht mehr vorgelegt.
Die Risse sind mit Angabe des Titels, Erläuterungen zum Inhalt ("Enthält-Vermerk"), dem Datum der Fertigung, Namen der Markscheider, Beschreibstoff, Abmessungen, Maßstab, Hinweise zur Fertigung, älteren Signaturen erschlossen. Datierungen und Markscheiderangaben in Klammern verweisen auf das Original, von dem die vorliegende Kopie gefertigt wurde.
Alte historische Risstitel sind dem heutigen Sprachgebrauch angepasst und der besseren Verständlichkeit wegen auch umgestellt worden. Da die Bezeichnungen der Gruben, Stölln, Schächte und Gänge in recht unterschiedlichen Schreibweisen überliefert sind, musste eine Normierung dieser Namen vorgenommen werden. Die Sortierung im Findbuch erfolgte nach dem Titel, der Plattenzählung und der Datierung.
Im Jahre 2002 erfolgte die Schutzverfilmung eines Risses Cluster D.
Zur besseren Übersicht wurde eine Gliederung des Bestands vorgenommen, die sich an der Systematik der Rissverzeichnung der Oberdirektion der Königlichen Erzbergwerke orientiert, jedoch an die speziellen Schwerpunkte dieses Bestandes angepasst wurde.
Im Zuge der Verzeichnung wurde auch eine Bewertung durchgeführt, hierbei kam es zur Kassation von 183 Rissen. Dabei handelte es sich überwiegend um Maschinenzeichnungen, teilweise sogar im Maßstab 1:1, die als Werkstattzeichnungen für die Fertigung von Einzelteilen (Bolzen, Kolben, Oesen, Schraubverbindungen usw.) dienten und auch teils stark schadhaft oder öl- und schmierfleckig waren. Weiterhin betraf dies einige wertlose Doppelstücke und Pausen.
Davon wurden ca. vier ineinandergefaltete Transparentzeichnungen von Maschinenteilen, die sich im völligen Zerfall befanden, in eine Schlauchfolie verpackt, um dieses Schadensbild zu dokumentieren.
Auf die Erstellung einer Konkordanz wurde verzichtet, da die auf den Rissen angebrachten alten Signaturen für eine Bestellung im Bergarchiv noch nie Verwendung gefunden haben. Die Übergabelisten von 1951 und 1953 befinden sich im Bestand 40077 Sächsisches Bergarchiv Freiberg.
Der Bestand umfasst 405 Risse.
Die Erschließung erfolgte durch Herrn H. Zimmermann. Das Findbuch wurde 2004 erstellt.
4. Korrespondierende Bestände
40001 Oberbergamt Freiberg
40169 Grubenakten der Bergamtsbezirke Schwarzenberg, Eibenstock, Johanngeorgenstadt und Schneeberg mit Voigtsberg
40003 Oberbergamt Freiberg - Geognostische Gang- und Landesuntersuchungskommission
40021 Zehntenamt Schneeberg
40186 Zechenregister sächsischer Bergreviere
40073 Bergschadenkundliche Analysen
40136 Staatliches Blaufarbenwerk Oberschlema
40040 Fiskalische Risse zum Erzbergbau
40036 Deponierte Risse zum Erzbergbau
40028 Oberbergamt (neu) - Staatliche Bergwirtschaftsstelle
40030 Oberbergamt (neu) - Staatliche Lagerstättenforschungsstelle
40105 Sachsenerz Bergwerks GmbH/AG
40054 Bergamt Zwickau
5. Literaturhinweise und Quellen
Süßmilch, M.: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart, Annaberg 1889.
Wagenbreth, O., Wächtler, E. (Hrsg.): Bergbau im Erzgebirge. Technische Denkmale und Geschichte, Leipzig 1990.
Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, 40028-1, Oberbergamt Freiberg (neu) - Staatliche Lagerstättenforschungsstelle, Nrn. 290, 291.
Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, 40099-1, Konsortschaftliche Grubenverwaltung Schneeberg-Neustädtel mit Vorgängern und Nachfolgern, Nrn. 667, 668, 669.
1. Betriebsgeschichte der Konsortschaftlichen Grubenverwaltung Schneeberg-Neustädtel
Schneeberg bildete den Ausgangspunkt für den Silberbergbau im Westerzgebirge. Reiche Silberfunde auf dem Schneeberg lösten im Jahre 1471 das "Berggeschrei" aus. Nach Beendigung der relativ kurzen Silberbergbauphase kam der Förderung und Verarbeitung von Kobalterzen die größere Bedeutung zu. Kobalt wurde zum Hauptprodukt des Schneeberger Bergbaus. Durch landesherrliche Erlasse wurde der Kobaltbergbau gefördert und sicherte damit dem sächsischen Kurfürsten umfangreiche Einnahmen.
Im 19. Jahrhundert ging die Ausbeute der Bergwerke merklich zurück. Fortschreitende Teufen der Gruben und steigende Gestehungskosten ließen die einzelnen Gewerkschaften trotz staatlicher Unterstützung nicht mehr wirtschaftlich arbeiten. Etwa 1840 vereinigten sich die noch fördernden Gruben zum Blaufarbenwerkskonsortium unter Führung der Blaufarbenwerke. Diese Konsolidierung endete 1880 mit der Vereinigung des gesamten Bergbaus zum "Schneeberger Kobaltfeld". Ihm gehörten folgende Hauptgruben an: Bergkappe, Rosenkranz, Daniel samt Siebenschlehn, Gesellschaft samt Sauschwart, Schwalbner Flügel, Weißer Hirsch samt Georg und Fürstenvertrag, Wolfgang Maßen samt Priester. Zugleich betrieb das Konsortium den Tiefen Markus Semmler Stolln als Erbstolln und die auswärtigen Gruben, Sosaer Glück bei Sosa, Tannenbaum am Hirschstein bei Antonsthal und Josef bei Pirk. Mit dem Zusammenschluss der Gewerkschaften war ein leistungsfähiges Unternehmen entstanden, mit dem die konsortschaftlichen Gruben andauernd im Freiverbau standen. 1852 waren beim konsortschaftlichen Bergbau 800 Mann Belegschaft beschäftigt. Die Gruben wurden mit modernen Maschinen ausgerüstet, alte Grubenbaue wieder in Betrieb genommen und neue Felder aufgeschlossen.
Den Vertrieb aller Kobalt- und Wismutprodukte besorgte das Hauptblaufarbenlager in Leipzig mit einem Unterlager in Schneeberg. Die feinen, alaunbeständigen Ultramarinfarben fanden in der Papierfabrikation, Töpferei, Druckerei und in der Malerei Verwendung. Kobalterz war auch die Grundlage für die berühmte kobaltblaue Farbe, die u. a. für das Meißner Porzellan verwendet wurde und reißenden Absatz in Europa und Übersee fand.
Die am 26. August 1935 neu gegründete Gewerkschaft Schneeberger Bergbau setzte den konsortschaftlichen Kobaltbergbau mit seinen Rechten und Verbindlichkeiten fort. Die Gründung erfolgte durch das Land Sachsen. Die Gewerkschaft hatte ihren Sitz in Schneeberg. Die Organe der Gewerkschaft waren der Aufsichtsrat, die Gewerkenversammlung und der Grubenvorstand. Erster Grubenvorstand und gesetzlicher Vertreter war Bergdirektor Focke. Der Aufsichtsrat setzte sich aus folgenden Mitgliedern zusammen: Generaldirektor Dr. Schütz, Freiberg; Professor Madel, Freiberg; Bergassessor Dr. Wernicke, Dresden und Hüttendirektor Schmieder, Oberschlema.
Die Aufgaben der Gewerkschaft waren der Erwerb und die Ausbeute von Bergbaurechten, der Bau und Betrieb von Anlagen, die Weiterverarbeitung der gewonnenen Erzeugnisse, der Erwerb und die Beteiligung an anderen Bergwerksunternehmungen und Hüttenbetrieben sowie der Handel mit Gruben- und Hüttenerzeugnissen.
1900 ging die Förderung von Kobalt-, Wismut- und Nickelerzen zurück, so dass zahlreiche Gruben nach und nach stillgelegt wurden. Nach einer Erklärung der staatlichen Blaufarbenwerke von 1931, keine Erze mehr zur Verarbeitung abzunehmen, wurde die Förderung in den Gruben eingestellt.
Die Gewerkschaft Schneeberger Bergbau war bis 1939 ein eigenständiger Betrieb. 1939 bis 1945 betrieb die Gewerkschaft Schneeberger Bergbau als Zweigbetrieb der Sachsenerz Bergwerks GmbH/AG mit ca. 100 Mann Belegschaft das Schneeberger Kobaltfeld. Ab 1946 wurde der Bergbau im Schneeberger Revier durch die SAG/SDAG Wismut intensiviert.
2. Bestandsgeschichte und Bearbeitungsbericht - Akten
Die Unterlagen dieses Mischbestandes stammen aus dem ehemaligen Schneeberger Bergbau-Archiv und wurden im August 1950 dem Technischen Büro des Bergbaus und der Brennstoffindustrie in Freiberg übergeben. Ein maschinenschriftliches Verzeichnis wurde im Jahre 1951 durch den ehemaligen Archivar des Sächsischen Bergarchivs, Herbert Luksch, erstellt.
Es handelte sich hierbei um Akten der Konsortschaftlichen Grubenverwaltung Schneeberg-Neustädtel, der Gewerkschaft Schneeberger Bergbau, Knappschaftsakten, Privatakten, Schichtmeisterakten und Akten der Sachsenerz Bergwerks AG, Betriebsoberleitung Schneeberg nebst Gewerkschaft Vereinigt Feld im Fastenberg zu Johanngeorgenstadt. Die Privatakten und von Aufsichtspersonen geführte Akten verblieben im Bestand. Fremdprovenienzen, wie z.B. Knappschaftsakten wurden dem Bestand 40074 Knappschaften zugeordnet. Bücher wurden in die Dienstbibliothek eingegliedert.
Einfache Titelaufnahme und keine Klassifikation machten eine strukturierte Recherche im Bestand kaum möglich. Um den Bestand der Benutzung zuzuführen, wurde im Frühjahr 2005 mit der Verzeichnung im Archivprogramm Augias 7.4 begonnen.
Die Akten wurden unter Angabe von Titel, Enthält-Vermerk, Darin-Vermerk (bei Rissen, soweit ermittelbar mit Datum der Fertigung, Namen des Markscheiders, Abmessungen und Maßstab) sowie alter Archivsignatur erfasst. Privatakten und Schichtmeisterakten wurden im Feld Provenienz ausgewiesen. Alte historische Aktentitel wurden dem heutigen Sprachgebrauch angepasst bzw. der besseren Verständlichkeit halber umgestellt. Die Schreibweise der Grubennamen erfolgte entsprechend der im Bergarchiv erstellten Grubennamen-Richtlinien.
Im Rahmen der Erschließung erfolgte auch die Bewertung des Bestandes. Doppelstücke und nicht archivwürdiges Schriftgut wurden ausgesondert. Einige Akten wurden aus datenschutzrechtlichen Gründen gemäß § 10 Abs. 1 Satz 1 und 3 des SächsArchivG für die Benutzung gesperrt. Aus Bestandserhaltungsgründen kam es zur Sperrung mehrerer Akten, welche in einer Schadensliste erfasst wurden.
Eine Konkordanz wurde erstellt.
Nach Abschluss der Verzeichnung erfolgt die technische Bearbeitung des Bestandes.
Der Gesamtumfang des Bestandes beträgt derzeit 24,5 lfm.
Der Aktenbestand wurde von Frau C. Unger bearbeitet und 2006 das Findbuch erstellt.
3. Bestandsgeschichte und Bearbeitungsbericht - Risse
Im Februar 1951 wurden dem Archiv des TBBI Sachsen vom Objekt Nr. 9 der Wismut in Aue 49 Rollen mit Rissen übergeben, die sowohl Risse aus dem Oberbergamtsarchiv als auch Zechenrisse des Schneeberger Bergbaus beinhalteten. Von 1952 - 1954 erfolgten durch die Hauptmarkscheiderei des Objektes 9 weitere vier Übergaben mit über 500 Schneeberger Grubenrissen und Maschinenzeichnungen, die auf dem Dachboden des ehemaligen Bergamtes Schneeberg aufgefunden wurden, an das inzwischen zur Bergakademie gehörige Archiv.
Bei einigen Rissen handelte es sich eindeutig um fiskalische Erzrisse, die wieder in diesen Bestand (Bestandssignatur 40040) reponiert wurden. Andere Risse sind wohl peu à peu in die Bestände 40036 Deponierte Erzrisse und 40044 Generalrisse eingearbeitet worden.
Die Urrisse des Schneeberger Bergbaus wurden von der Wismut zurückbehalten, da sie für deren Bergbauarbeiten noch gebraucht worden waren. Sie sind zwischen 1968 und 1971 ins Bergarchiv gelangt.
Der größte Teil der Risse lagerte bis zum Januar 2000 im Bergarchiv - so wie er einst übernommen wurde - ineinander gerollt in einem Holzregal oder im Rissschrank zusammen mit anderen unverzeichneten Rissen. Sie waren völlig ungeordnet und unbenutzbar.
Im Zuge der Beräumung der Rissmagazine wurden die Regale und Schränke mit den unverzeichneten Risse grob gesichtet, die Provenienzen Konsortschaftliche Grubenverwaltung und Sachsenerz Bergwerks GmbH/AG getrennt und alles Unzuordenbare vorerst unter "Varia" zusammengefasst. Danach erfolgte die Vermessung, Clusterung, Durchnummerierung für jeden der drei Bestände für sich. Dabei wurde eine Bearbeitungskartei erstellt, in der nur die Angaben auf den zu entfernenden Bauchbinden der Rollen und die offenbar zusammengehörigen Risse und deren Abmessungen festgehalten wurden. Im Anschluss wurden die allesamt stark verschmutzten Risse gereinigt und in den sanierten Gebäudeteil eingelagert.
Nach Abschluss der Baumaßnahmen habe ich im Jahre 2001 begonnen, die Risse der Konsortschaftlichen Grubenverwaltung (KGV) mit Hilfe von AUGIAS Archiv zu verzeichnen und sie planzulegen, soweit es deren Zustand zuließ und sie nicht größer als DIN A0 waren.
Parallel dazu habe ich in gleicher Weise auch die Risse der Sachsenerz Bergwerks GmbH/AG bearbeitet. Um eine Abtrennung zwischen diesen Beständen zu erhalten, wurden sämtliche Risse, die vor 1939 gefertigt wurden, dem Bestand KGV zugeordnet, unbeachtlich wie lange diese nachgebracht worden sind.
Schwerpunkt der Verzeichnungsarbeiten in dieser Zeit war jedoch die Auflösung der "Varia-Sammlung" mit der Zuordnung dieser Risse in die unterschiedlichsten Bestände des Bergarchivs. Nach Abschluss dieser Arbeit im April 2004 kann nun das Findbuch für die Risse der KGV vorgelegt werden.
Zusätzlich zur Optimierung des Platzbedarfs wurde der Nummerierung der Risse ein Buchstabe vorangestellt. Die Buchstaben A bis K geben einen Hinweis auf Größe und Form des Risses und damit auf seine Lagerung. Die sich anschließende fortlaufende Zahl ist die eigentliche Signatur.
Cluster-Beschreibung:
A Rollriss bis 60 cm Tiefe und 7 cm Durchmesser
B Rollriss ab 60 cm bis 90 cm Tiefe und 7 cm Durchmesser
C Rollriss ab 90 cm bis 120 cm Tiefe und 9 cm Durchmesser
D Rollriss ab 120 cm bis 160 cm Tiefe und 11 cm Durchmesser
G Planliegender Riss bis Folio-Format
H Planliegender Riss bis Format DIN A 2
I Planliegender Riss bis Format DIN A 1
K Planliegender Riss bis Format DIN A 0
Die neue Signatur "C 1294" dient also einerseits als Hinweis auf die ungefähre Größe des Risses (Rollriss von einer Tiefe zwischen 90 cm und 120 cm), sie leitet den Magazindienst zum richtigen Lagerungsort und ermöglicht ein späteres eindeutiges Identifizieren des Risses.
Während der Verzeichnung wurden auch etwaige Schäden erfasst. Risse, die wegen solcher Schäden nicht mehr benutzt werden können, wurden als "gesperrt" gekennzeichnet. Auch weist das Findbuch auf vorhandene Makrofiches, Xerokopien oder Lichtpausen der Risse hin. In all diesen Fällen wird der Originalriss nicht mehr vorgelegt.
Die Risse sind mit Angabe des Titels, Erläuterungen zum Inhalt ("Enthält-Vermerk"), dem Datum der Fertigung, Namen der Markscheider, Beschreibstoff, Abmessungen, Maßstab, Hinweise zur Fertigung, älteren Signaturen erschlossen. Datierungen und Markscheiderangaben in Klammern verweisen auf das Original, von dem die vorliegende Kopie gefertigt wurde.
Alte historische Risstitel sind dem heutigen Sprachgebrauch angepasst und der besseren Verständlichkeit wegen auch umgestellt worden. Da die Bezeichnungen der Gruben, Stölln, Schächte und Gänge in recht unterschiedlichen Schreibweisen überliefert sind, musste eine Normierung dieser Namen vorgenommen werden. Die Sortierung im Findbuch erfolgte nach dem Titel, der Plattenzählung und der Datierung.
Im Jahre 2002 erfolgte die Schutzverfilmung eines Risses Cluster D.
Zur besseren Übersicht wurde eine Gliederung des Bestands vorgenommen, die sich an der Systematik der Rissverzeichnung der Oberdirektion der Königlichen Erzbergwerke orientiert, jedoch an die speziellen Schwerpunkte dieses Bestandes angepasst wurde.
Im Zuge der Verzeichnung wurde auch eine Bewertung durchgeführt, hierbei kam es zur Kassation von 183 Rissen. Dabei handelte es sich überwiegend um Maschinenzeichnungen, teilweise sogar im Maßstab 1:1, die als Werkstattzeichnungen für die Fertigung von Einzelteilen (Bolzen, Kolben, Oesen, Schraubverbindungen usw.) dienten und auch teils stark schadhaft oder öl- und schmierfleckig waren. Weiterhin betraf dies einige wertlose Doppelstücke und Pausen.
Davon wurden ca. vier ineinandergefaltete Transparentzeichnungen von Maschinenteilen, die sich im völligen Zerfall befanden, in eine Schlauchfolie verpackt, um dieses Schadensbild zu dokumentieren.
Auf die Erstellung einer Konkordanz wurde verzichtet, da die auf den Rissen angebrachten alten Signaturen für eine Bestellung im Bergarchiv noch nie Verwendung gefunden haben. Die Übergabelisten von 1951 und 1953 befinden sich im Bestand 40077 Sächsisches Bergarchiv Freiberg.
Der Bestand umfasst 405 Risse.
Die Erschließung erfolgte durch Herrn H. Zimmermann. Das Findbuch wurde 2004 erstellt.
4. Korrespondierende Bestände
40001 Oberbergamt Freiberg
40169 Grubenakten der Bergamtsbezirke Schwarzenberg, Eibenstock, Johanngeorgenstadt und Schneeberg mit Voigtsberg
40003 Oberbergamt Freiberg - Geognostische Gang- und Landesuntersuchungskommission
40021 Zehntenamt Schneeberg
40186 Zechenregister sächsischer Bergreviere
40073 Bergschadenkundliche Analysen
40136 Staatliches Blaufarbenwerk Oberschlema
40040 Fiskalische Risse zum Erzbergbau
40036 Deponierte Risse zum Erzbergbau
40028 Oberbergamt (neu) - Staatliche Bergwirtschaftsstelle
40030 Oberbergamt (neu) - Staatliche Lagerstättenforschungsstelle
40105 Sachsenerz Bergwerks GmbH/AG
40054 Bergamt Zwickau
5. Literaturhinweise und Quellen
Süßmilch, M.: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart, Annaberg 1889.
Wagenbreth, O., Wächtler, E. (Hrsg.): Bergbau im Erzgebirge. Technische Denkmale und Geschichte, Leipzig 1990.
Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, 40028-1, Oberbergamt Freiberg (neu) - Staatliche Lagerstättenforschungsstelle, Nrn. 290, 291.
Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, 40099-1, Konsortschaftliche Grubenverwaltung Schneeberg-Neustädtel mit Vorgängern und Nachfolgern, Nrn. 667, 668, 669.
Grubenbetrieb.- Finanzangelegenheiten.- Technische Anlagen.- Statistik.- Fahrberichte und Zechenprotokolle der Schneeberger Kobaltgruben.- Grundstücke und Gebäude.- Rechtsangelegenheiten.- Bergpolizei.- Bergschäden.- Bergmännische Wasserwirtschaft.- Aufbereitung.- Personalangelegenheiten.- Ausbildung.- Sozialangelegenheiten.- Medizinalwesen.- Knappschaft.- Berichte über außersächsischen Bergbau: Vereinigte Staaten von Amerika, Norwegen (Modum), Österreich, Böhmen, Elsaß, Thüringen.- Gewerkschaft Schneeberger Bergbau Schneeberg-Neustädtel.- Gewerkschaft Vereinigt Feld zu Johanngeorgenstadt.- Radiumbad Oberschlema.- Blaufarbenwerksangelegenheiten.- Lagerstättenuntersuchungen.
Als wichtigstes Erz des Schneeberger Reviers kann das Kobalterz gelten, das bereits im 16. Jahrhundert den dortigen Silberbergbau überflügelte und als Grundstoff für Blaufarben den sächsischen Kurfürsten umfangreiche Einnahmen sicherte. Als die Ausbeute im 19. Jahrhundert spürbar zurückging, vereinigten sich die einzelnen Gruben zum Blaufarbenwerkskonsortium unter Führung der Blaufarbenwerke. Ein späterer Zusammenschluss war die Konsortschaftliche Grubenverwaltung Schneeberg-Neustädtel (1851 bis 1932). Seit Mitte der 1860er-Jahre rückte das Wismut in den Vordergrund. 1880 wurden die Schneeberger Kobaltgruben Bergkappe, Daniel samt Siebenschlehn, Gesellschaft samt Sauschwart, Schwalbner Flügel, Weißer Hirsch samt Georg und Fürstenvertrag, Wolfgang Maßen samt Priester und Tiefer Marx Semmler Stolln zum "Schneeberger Kobaltfeld" mit etwa 600 Mann Belegschaft zusammengelegt. Danach führte die Gewerkschaft Schneeberger Bergbau den Kobaltabbau fort.
Nach 1900 ging die Förderung von Kobalt-, Wismut- und Nickelerzen zurück, so dass nach und nach zahlreiche Gruben stillgelegt werden mussten. 1932 wurde die Förderung in den Gruben ganz eingestellt. In den Jahren 1937 bis 1945 betrieb die Gewerkschaft Schneeberger Bergbau als Zweigbetrieb der Sachsenerz Bergwerks GmbH/AG noch mit ca. 100 Mann Belegschaft das Schneeberger Kobaltfeld.
Nach 1900 ging die Förderung von Kobalt-, Wismut- und Nickelerzen zurück, so dass nach und nach zahlreiche Gruben stillgelegt werden mussten. 1932 wurde die Förderung in den Gruben ganz eingestellt. In den Jahren 1937 bis 1945 betrieb die Gewerkschaft Schneeberger Bergbau als Zweigbetrieb der Sachsenerz Bergwerks GmbH/AG noch mit ca. 100 Mann Belegschaft das Schneeberger Kobaltfeld.
- 2004, 2009 | Findbuch/Datenbank (Risse)
- 2006/2008/2009 | Findbuch/Datenbank (Akten)
- 2024-11-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5