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Beständeübersicht

Bestand

40101 Marienberger Silberbergbaugesellschaft

Datierung1813 - 1905
Benutzung im Bergarchiv Freiberg
Umfang (nur lfm)3,90
Vorwort

1. Unternehmensgeschichte

In der Mitte des 19. Jahrhunderts machten sich auch im Marienberger Revier Konsolidierungen der verschiedenen kleineren Berggebäude erforderlich. Der bisherige Betrieb war nicht mehr wirtschaftlich und der Vorstoß in größere Teufen erforderte immer höhere Aufwendungen, die nur mit gemeinsamer Kraft getätigt werden konnten. Insbesondere die hierzu erforderliche Wasserhaltung verursachte einen enormen Anstieg der Betriebskosten, der nicht durch den Wert der geförderten Erze ausgeglichen werden konnte, so dass die Berggebäude dennoch nach und nach stillgelegt werden mussten.

Im Jahre 1854 kam es zum Zusammenschluss von Bergmanns Hoffnung Fundgrube, Johannes Fundgrube und Prinz Friedrich Fundgrube zum Berggebäude Johannes Hoffnung Fundgrube bei Gehringswalde. Im gleichen Jahr konsolidierten auch die Gruben Beschert Glück Erbstolln im Herbstgrund und Hilfe Gottes Erbstolln am Haak bei Wolkenstein zu einem Berggebäude unter gemeinsamen Namen.
Die Gewerkschaften von Drei Hammerschläge Fundgrube am Rittersberg, Gewerken Hoffnung Fundgrube am Rosenberg, Hilfe Gottes Fundgrube am Haak samt Beschert Glück Erbstolln im Herbstgrund bei Wolkenstein, König Friedrich August Jubelfest Fundgrube am Mühlberg sowie Johannes Hoffnung Fundgrube bei Gehringswalde wählten einen gemeinsamen Grubenvorstand, dessen Vorsitz der Marienberger Diakon Johann Friedrich Edelmann Wagner innehatte. Wagner erkannte die Notwendigkeit einer Vereinigung der gesamten Anteilseigner der Gruben um Marienberg und Wolkenstein zu einem großen Bergbauunternehmen und unterbreitete 1854 gemeinsam mit dem Bergmeister Rudolph Hering aus Grünthal, der dem Grubenvorstand ebenfalls angehörte, den Gewerken einen Vorschlag zur Gründung eines Aktienunternehmens zur Wiederaufnahme des Marienberger Silberbergbaus. Zu den Gründungsvorbereitungen für die "Marienberger Metall-Bergbau-Gesellschaft" wurde ein aus sechs Personen bestehendes Gründungskomitee einberufen, dem neben dem Marienberger Bürgermeister Hanisch, der Direktor des Kupferhammers Grünthal, Rudolph Hering, der Rechtsanwalt Dr. Schellwitz aus Leipzig, der Kommerzienrat Gabrielli aus Berlin, der Kaufmann Jorg aus Breslau und der Marienberger Schichtmeister Gustav Louis Hinkel angehörten. Hinkel, der auf einem Großteil der Gruben mit der Funktion des Rechnungsführers betraut war, erledigte einen Großteil der organisatorischen Angelegenheiten. Dabei galt es vor allem die Gewerken von dem Erfordernis eines Zusammenschlusses zu überzeugen und für die im sächsischen Erzbergbau bis dato nicht übliche Form einer Aktiengesellschaft zu gewinnen.

Nachdem die Gewerken von Alte Drei Brüder Fundgrube im Kiesholz, Drei Hammerschläge Fundgrube, Gewerken Hoffnung Fundgrube, Hilfe Gottes samt Beschert Glück Erbstolln, Johannes Hoffnung Fundgrube, König Friedrich August Jubelfest Fundgrube und Vater Abraham Fundgrube im Jahre 1857 ihre Zustimmung zur Auflösung der Gewerkschaften gegeben hatten, begannen die konkreten Gründungsvorbereitungen, die am 31. März 1861 mit der konstituierenden Generalversammlung der Marienberger Silberbergbau-Gesellschaft ihren Abschluss fanden. Als Stammkapital waren ursprünglich 750.000 Taler vorgesehen, auf der Gründungsversammlung erfolgte die Herabsetzung auf 250.000 Taler. Sitz der Gesellschaft war Marienberg, ihr Verwaltungsrat setzte sich aus fünf Mitgliedern zusammen. Dem ersten Verwaltungsrat gehörten an als Vorsitzender: Oscar Hanisch, 34 Jahre, Bürgermeister in Marienberg; als dessen Stellvertreter Rudolph Hering, 58 Jahre, Bergrat in Grünthal; sowie die weiteren Mitglieder Dr. Hartmann Schellwitz, 64 Jahre, Rechtsconsulent in Leipzig; Hermann Julius Jorg, 46 Jahre, Rentier in Breslau und Ludwig Moritz Pilz, Schichtmeister in St. Michaelis.

Weitere Vorsitzende des Verwaltungsrates waren in der Folgezeit der Bergrat Rudolph Hering in Grünthal (ab 1875 in Freibergsdorf) sowie der Marienberger Bürgermeister Germann, die sich mehrmals nacheinander in dieser Funktion ablösten.
Als Betriebsleiter fungierte zunächst allein der Rechnungsschichtmeister Gustav Louis Hinkel aus Marienberg. 1868 wurde der Markscheider Friedrich Julius Weiß aus Marienberg als Betriebsschichtmeister verpflichtet und 1880 übernahm der Bergverwalter Richard Wengler die Betriebsaufsicht, sein Nachfolger wurde ab 1886 der Bergverwalter Georg A. Stohn aus Scharfenberg. 1887 wurde Hinkel durch den Kassen- und Rechnungsführer Karl August Baldauf ersetzt.

Das neugegründete Unternehmen nahm den Bergbau wieder auf und konzentrierte von Anfang an seinen Betrieb hauptsächlich auf die Lösung der alten Grubenbaue beim Rudolphschacht in Lauta und förderte im Gangbergbau vorwiegend Silbererz, Arsenkies, Flussspat und Schaustufen. Die meisten anderen Grubenanlagen blieben stillgelegt und deren Tageanlagen wurden im Jahre 1861 versteigert oder verkauft. Schließlich verblieben nur noch die Alte Drei Brüder Fundgrube im Kiesholz und die Vater Abraham Fundgrube im Besitz der Aktiengesellschaft. Die ursprünglichen Planungen gingen von einer Beschäftigtenzahl von etwa 1.500 Mann im neunten Jahr des Bestehens aus, die tatsächliche Mannschaftsstärke für 1870 betrug dann allerdings nur 73 Bergleute.
Erschwerend waren bei der weiteren Abteufung des Rudolphschachtes, der bis zu seiner 1839 anlässlich der Amtseinführung des Bergmeisters Rudolph Hering erfolgten Umbenennung nicht ohne Grund Wasserlochschacht hieß, sowohl die starken Zuflüsse von Wasser als auch ein seit der Wiederaufnahme des Bergbaus bei Vater Abraham Fundgrube im Jahre 1846 entstandener, langwieriger und über alle gerichtlichen Instanzen gehender Wasserstreit mit den Mühlenbesitzern am Schlettenbach um die Entnahme von Aufschlagwasser aus dem Reitzenhainer Zeuggraben, der erst 1871 zu einem positiven Abschluss geführt wurde. Die Gesellschaft war das größte und ab 1878 das einzige Tiefbauunternehmen in der Marienberger Revierabteilung. 1881 überließ der sächsische Staat der Silberbergbau-Gesellschaft die fiskalischen Marienberger Stölln. Neben dem Weißtaubner Stolln am Rittersberg waren dies der Neu Glücker und der Tropper Stolln sowie die Pobershauer Stölln.
Im Jahre 1888 erfolgte vom Rudolphschacht aus der Durchbruch in den Wassersack des Vater Abraham Schachtes, um die alten abgesoffenen Grubenbaue von Vater Abraham Fundgrube wieder aufzunehmen.

Wegen der Verschärfung des Aktienrechts durch die Einführung des Aktiengesetzes vom 18.7.1884 gestaltete sich die Aufstellung der Gesellschaftsbilanz äußerst schwierig, da das Gesetz keine Rücksicht auf die Besonderheiten einer Bergbaugesellschaft nahm. Aus diesem Grund fassten die Leitung und Gesellschafter 1888 den Entschluss zur Liquidation der Gesellschaft und zur Neugründung des Unternehmens in der für den Bergbau typischen Unternehmensform der Gewerkschaft unter dem Namen "Vater Abraham Fundgrube". Sämtliche Bergrechte und sämtliches Bergwerkseigentum wurden an die neue Gewerkschaft verkauft.
Vorsitzender des Grubenvorstandes war der Marienberger Bürgermeister Germann, als Betriebsdirektor fungierte Georg A. Stohn und für die Kassen- und Rechnungsführung zeichnete Karl August Baldauf verantwortlich. Im Jahre 1889 trat der Bergverwalter Johannes Matthias die Nachfolge Stohns an, der seinerseits 1897 vom Obersteiger Carl Robert Schönfeld aus Lauta ersetzt wurde. Bergverwalter Schönfeld übernahm ab 1899 auch die Kassen- und Rechnungsführung und damit die alleinige Betriebsleitung. Den Vorsitz im Grubenvorstand hatte seit 1896 der Zschopauer Bürgermeister Arnold Kretzschmar inne, der ab 1901 als Rechtsanwalt in Loschwitz und Dresden niedergelassen war.

1891 stand das Unternehmen bereits kurz vor der Betriebseinstellung, durch einen reichen Anbruch konnte es jedoch weitergeführt werden. Seit 1893 war die Vater Abraham Fundgrube die einzige Erzgrube in der Marienberger Revierabteilung, bei der noch Bergarbeiter beschäftigt wurden, jedoch erfolgten wegen einer zusätzlichen Zubuße von 15 RM pro Kux im Jahre 1892 Lossagungen in großem Umfange. Ab 1896 erhielt die Vater Abraham Fundgrube durch den Verkauf ihrer Bergteile an den Bergbegnadigungsfond den Charakter eines Kommunberggebäudes. Die dafür eingegangene Zahlung von über 35.000 RM sowie weitere Kuxübernahmen in den Folgejahren, sicherten das Fortbestehen. Ab 1897 betrugen die vom Fonds zu tragenden Zubußen jährlich etwa 28.000 RM, die zusammen mit den ca. 1.150 RM Holzgeld fast 9/10 der Einnahmen für den Grubenbetrieb ausmachten.

Durch das Hochwasser von 1897 geriet die Gewerkschaft erneut in Existenznot, da alle Tiefbaue abgesoffen waren und erst im Folgejahr wieder aufgewältigt werden konnten. 1899 wurden letztmals 15 t Silbererz gefördert; der Betrieb im Hauptgebäude in Lauta wurde eingestellt und stattdessen die Wiederaufgewältigung des Hilfe Gottes Stollns bei Wolkenstein in Angriff genommen. Dessen Vortrieb im maschinellen Bohrverfahren sollte zum einen zur Wasserlösung der Marienberger Gruben als neuer Tiefer Hauptstolln unter dem Weißtaubner Stolln die kostenaufwändigen und störanfälligen Wasserhaltungsmaschinen ersetzen. Zum anderen wollte man damit aus westlicher Richtung vom Zschopautal her die alten Grubenbaue im Kiesholz unterfahren, wo sich nach älteren Rissen reiche Erzgänge befinden sollten.

Nachdem am 26. Mai 1904 der sächsische Landtag das Gesetz über die Aufhebung einer Bergbegnadigung verabschiedet hatte, musste der Vortrieb des Hilfe Gottes Stollns, der inzwischen eine Länge von 1.422 m erreicht hatte, eingestellt werden, da weder Mittel zur Fortführung der Bohrarbeiten vorhanden waren noch absehbar war, ob es die gesuchten Morgengänge überhaupt gab. Ende Juni 1904 beschloss die Gewerkschaft der Vater Abraham Fundgrube ihre Liquidation. Im Dezember 1904 wurden sämtliche Bergbaurechte losgesagt, deren Löschung im Juni 1905 erfolgte. Die 1904 begonnenen Verwahrungsarbeiten an den Schächten und Stölln dauerten bis 1907 an, zuletzt waren damit fünf Arbeiter beschäftigt.

Der Hilfe Gottes Stolln wurde durch den nun in Geyer ansässigen Bergverwalter Schönfeld gemutet und in Frist gehalten. Im August 1909 erwarb die Patentpapierfabrik Penig AG zum Zwecke der Wassernutzung das Fristgebäude.

Ausgewählte Zahlen zum Betrieb:

Jahr Beamte/Offizianten Arbeiter Gefördertes Silbererz / t
1871 4 59 8,6
1881 5 122 111,5
1891 9 52 77,7
1901 2 12 0


2. Bestandsgeschichte und Bearbeitungsbericht

Das Schriftgut der Gewerkschaft Vater Abraham Fundgrube und ihrer Rechtsvorgänger wurde dem Bergamtsarchiv am 14. November 1907 vom Bergverwalter Schönfeld per Bahntransport zugestellt. Die Übergabe beinhaltete die Akten der Marienberger Silberbergbau-Gesellschaft Bd. 1-55, wobei die Bde. 4 und 18 fehlten, die Akten der Marienberger Silberbergbau-Gesellschaft i.L. (2 Bde. aus der Zeit zwischen 1888 und 1902), die Akten des Grubenvorstandes von Vater Abraham Fundgrube (Bd. 1-10, bis 1896) sowie die Akten des Vorsitzenden des Grubenvorstandes von Vater Abraham Fundgrube (1897-1905, 9 Bde.). Nach Abschluss der Liquidation sandte Rechtsanwalt Kretzschmar dem Bergamt am 16. Juni 1908 das Gewerkenbuch und drei Grubenvorstandsakten aus den Jahren 1901 - 1903 zu. Bis zum Jahre 1975 blieben die Akten unverzeichnet und lagerten offensichtlich zusammen mit weiteren Unterlagen anderer Provenienzen im Magazin. Im Zuge einer Prüfungsarbeit zum Archivassistenten erfolgte die Verzeichnung auf Kartei durch einen Lehrling. Dabei wurde aus der Lagerungsgemeinschaft der Bestand Marienberger Silberbergbau-Gesellschaft gebildet; dass sich darin eine hohe Anzahl von Fremdprovenienzen befand, wurde nicht bemerkt. 71 Akten, die Rechnungsangelegenheiten bzw. Zechenregister betrafen, wurden kassiert. Insgesamt umfasste der Bestand 257 Verzeichnungseinheiten. Die schriftliche Hausarbeit liegt in der Dienstbibliothek unter der Signatur 97B 497 vor.

Zwischen 1997 und 1998 wurde der Bestand revidiert, gereinigt und kartoniert. Dabei wurden sechs Akten entnommen, die ganz offensichtlich in keinem Zusammenhang mit dem Registraturbildner standen, und anderen Beständen zugeordnet. Weitere 23 Archivalien wurden im Zuge einer Bestandsbereinigung mit dem Bestand Revierausschuss Obergebirgisches Revier ebenfalls herausgelöst. Dabei erfolgte die Bildung eines Bestandes "Administration des Reitzenhainer Zeuggrabens (ARZ)", der 2002 wieder aufgelöst wurde, weil die Grabenadministration eine Reviereinrichtung darstellte. Die Akten des Bestandes wurden dorthin zurückgetan, von wo sie entnommen worden waren. Änderungen der Signatur waren dabei nicht erforderlich, da die Nummerierung des Bestandes ARZ nicht auf die Akten aufgebracht worden war; es mussten lediglich die in allen betreffenden Beständen als Verweiskarten eingebrachten Kopien der Karteikarten aufgesucht und wieder entsorgt werden.
Bei der Vorbereitung zur Drucklegung der Bestandsübersicht im Jahre 2003 fiel auf, dass die gesamten unternehmensgeschichtlichen Angaben falsch, die Qualität der Verzeichnung unbefriedigend und eine Prüfung der Provenienzen geboten war.

Bei der Umsignierung des Bestandes 40013 Bergamt Marienberg wurden im Jahre 2005 durch den Bearbeiter mehrere Akten aus dem Anhang herausgelöst, die weder zeitlich noch nach ihrer Herkunft dem Bergamt zuzuordnen waren. Darunter befanden sich Unterlagen der Silberbergbau-Gesellschaft und ihrer Vorgänger und Nachfolger, ebenso auch einzelne Bände von Grubenvorstandsakten anderer Gewerkschaften sowie von Graben- und Stollnadministrationen der Marienberger und Annaberger Reviere. Bei der Zuordnung dieser Akten in die entsprechenden Bestände fiel auf, dass sich weitere Bände im Bestand der Silberbergbau-Gesellschaft befanden, wohin sie ebenfalls nicht gehörten und dieser Bestand zur Hälfte aus Akten anderer Provenienz bestand. Aus diesem Grunde erfolgte zwischen den Beständen 40013 - Bergamt Marienberg, 40101 - Marienberger Silberbergbau-Gesellschaft, 40087 - Revierausschuss Obergebirgisches Revier, 40168 - Grubenakten Marienberg und 40171 - Grubenvorstände und Mannschaftsbücher eine Bestandsbereinigung. Alle Akten der Grubenverwaltungen wurden dem Bestand 40087 zugeordnet, da es sich um Reviereinrichtungen handelt. Gleiches gilt für das Schriftgut der Stollnverwaltungen. Der von 1881 - 1904 bestehende Besitz der Silberbergbaugesellschaft an den Marienberger Stölln war nur kurzzeitig und mit der Liquidation der Gewerkschaft Vater Abraham fielen diese an das Revier zurück. Grubenvorstandsangelegenheiten anderer Gewerkschaften, die in keinem Zusammenhang mit der Silberbergbau-Gesellschaft standen, wurden in den Bestand 40171 aufgenommen und von dort die Akten der Vater Abraham Fundgrube entnommen. Grubenakten der Reviergeschworenen wurden dem Bestand 40168 und andere bergamtliche Überlieferung dem Bestand 40013 zugeordnet. Bei Akten, die von Rechtsanwälten angelegt wurden, erfolgte die Feststellung in wessen Auftrag gehandelt wurde und die Zuordnung zu dessen Schriftgut.
Weil die Verzeichnungsangaben keine Erkenntnis über Provenienzen lieferten, erfolgte die Bearbeitung durch Sichtung der Akten und anschließende Neuverzeichnung.
Im Bestand verblieben ist ausschließlich das Schriftgut der Silberbergbau AG, einschließlich der Gewerkschaften, die zu ihr konsolidierten, sowie der Gewerkschaft Vater Abraham als Rechtsnachfolger. Die Akten wurden neu verzeichnet und der Bestand neu klassifiziert. Die auf den Karteikarten enthaltenen Verzeichnungsangaben erwiesen sich dabei als unbrauchbar, vielfach enthielten sie nicht den wesentlichen Inhalt des Archivals sondern nur die dem Lehrling lesbaren Dinge. Das führte dazu, dass die Bände von Serienakten den verschiedensten Systematikgruppen zugeordnet waren. Die bisherige Systematik wurde ebenfalls von Grund auf verworfen, da sie auf Strukturen aufbaute, die die Registraturbildner nie besaßen.
Einzelne Mappen, in denen Schriftstücke verschiedenen Inhalts zusammengefasst waren, wurden wieder aufgelöst, wenn diese nicht gleichartigen Inhaltes oder gleicher Provenienz waren. Andererseits erfolgte eine Zusammenfassung von bisher einzeln erfassten Vertragsdokumenten, wenn diese denselben Registraturbildner betrafen. Bei der Bearbeitung wurden vorgefundene Schäden erfasst und einzelne Akten aus diesem Grunde für die Benutzung gesperrt. Eine als Doppelstück vorhandene Abschrift eines Vertrages wurde kassiert.

Der Bestand umfasst 163 Verzeichnungseinheiten und hat einen Umfang von 3,9 lfm.


3. Korrespondierende Bestände

40001 Oberbergamt Freiberg
40007 Bergamt Annaberg
40013 Bergamt Marienberg
40024 Landesbergamt Freiberg
40036 Deponierte Erzrisse
40040 Fiskalische Erzrisse
40044-1 Generalrisse
40087 Revierausschuss Obergebirgisches Revier
40168 Grubenakten Marienberg


4. Literatur

Bogsch, Walter: Am Grabe des Marienberger Bergbaus, in: Mitteilung des Landesverbandes Sächsischer Heimatschutz, Bd. XV; Heft 5+6, 1926, S. 175 ff. (Bibliothek ZA54 - 1926)

Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im Königreich Sachsen, versch. Bände. (Bibliothek ZA89)

Riedel, Lothar/Martin, Siegfried: Eine Region an der Silberstraße. Der Bergbau und das Leben des Bergmanns im ehemaligen Marienberger Revier, 1992. (Bibliothek 92A 212)

Wagenbreth, Otfried/Wächtler, Eberhard: Bergbau im Erzgebirge. (Bibliothek 01A 55)


Freiberg, Juni 2005
Zimmermann
Organisation.- Geschäftsführung und allgemeine Angelegenheiten.- Finanzen.- Grundstücke und Gebäude.- Revierangelegenheiten und Stolln.- Finanzen.- Zechenprotokolle.- Wasserhaltung.- Technische Anlagen.- Erzlieferung.- Personal und Löhne.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts machten sich auch im Marienberger Revier Konsolidierungen der verschiedenen kleineren Berggebäude erforderlich. Der bisherige Betrieb war nicht mehr wirtschaftlich und der Vorstoß in größere Teufen erforderte immer höhere Aufwendungen, die nur mit gemeinsamer Kraft getätigt werden konnten. Insbesondere die hierzu erforderliche Wasserhaltung verursachte einen enormen Anstieg der Betriebskosten, der nicht durch den Wert der geförderten Erze ausgeglichen werden konnte, so dass die Berggebäude dennoch nach und nach stillgelegt werden mußten.

Im Jahre 1854 kam es zum Zusammenschluss von Bergmanns Hoffnung Fundgrube, Johannes Fundgrube und Prinz Friedrich Fundgrube zum Berggebäude Johannes Hoffnung Fundgrube bei Gehringswalde. Im gleichen Jahr konsolidierten auch die Gruben Beschert Glück Erbstolln im Herbstgrund und Hilfe Gottes Erbstolln am Haak bei Wolkenstein zu einem Berggebäude unter gemeinsamen Namen.
Die Gewerkschaften von Drei Hammerschläge Fundgrube am Rittersberg, Gewerken Hoffnung Fundgrube am Rosenberg, Hilfe Gottes Fundgrube am Haak samt Beschert Glück Erbstolln im Herbstgrund bei Wolkenstein, König Friedrich August Jubelfest Fundgrube am Mühlberg sowie Johannes Hoffnung Fundgrube bei Gehringswalde wählten einen gemeinsamen Grubenvorstand, dessen Vorsitz der Marienberger Diakon Johann Friedrich Edelmann Wagner innehatte. Wagner erkannte die Notwendigkeit einer Vereinigung der gesamten Anteilseigner der Gruben um Marienberg und Wolkenstein zu einem großen Bergbauunternehmen und unterbreitete 1854 gemeinsam mit dem Bergmeister Rudolph Hering aus Grünthal, der dem Grubenvorstand ebenfalls angehörte, den Gewerken einen Vorschlag zur Gründung eines Aktienunternehmens zur Wiederaufnahme des Marienberger Silberbergbaus. Zu den Gründungsvorbereitungen für die „Marienberger Metall-Bergbau-Gesellschaft“ wurde ein aus sechs Personen bestehendes Gründungskomitee einberufen, dem neben dem Marienberger Bürgermeister Hanisch, der Direktor des Kupferhammers Grünthal, Rudolph Hering, der Rechtsanwalt Dr. Schellwitz aus Leipzig, der Kommerzienrat Gabrielli aus Berlin, der Kaufmann Jorg aus Breslau und der Marienberger Schichtmeister Gustav Louis Hinkel angehörten. Hinkel, der auf einem Großteil der Gruben mit der Funktion des Rechnungsführers betraut war, erledigte einen Großteil der organisatorischen Angelegenheiten. Dabei galt es vor allem die Gewerken von dem Erfordernis eines Zusammenschlusses zu überzeugen und für die im sächsischen Erzbergbau bis dato nicht übliche Form einer Aktiengesellschaft zu gewinnen.

Nachdem die Gewerken von Alte Drei Brüder Fundgrube im Kiesholz, Drei Hammerschläge Fundgrube, Gewerken Hoffnung Fundgrube, Hilfe Gottes samt Beschert Glück Erbstolln, Johannes Hoffnung Fundgrube, König Friedrich August Jubelfest Fundgrube und Vater Abraham Fundgrube im Jahre 1857 ihre Zustimmung zur Auflösung der Gewerkschaften gegeben hatten, begannen die konkreten Gründungsvorbereitungen, die am 31. März 1861 mit der konstituierenden Generalversammlung der Marienberger Silberbergbau-Gesellschaft ihren Abschluss fanden. Als Stammkapital waren ursprünglich 750.000 Taler vorgesehen, auf der Gründungsversammlung erfolgte die Herabsetzung auf 250.000 Taler. Sitz der Gesellschaft war Marienberg, ihr Verwaltungsrat setzte sich aus fünf Mitgliedern zusammen. Dem ersten Verwaltungsrat gehörten an als Vorsitzender: Oscar Hanisch, 34 Jahre, Bürgermeister in Marienberg; als dessen Stellvertreter Rudolph Hering, 58 Jahre, Bergrat in Grünthal; sowie die weiteren Mitglieder Dr. Hartmann Schellwitz, 64 Jahre, Rechtsconsulent in Leipzig; Hermann Julius Jorg, 46 Jahre, Rentier in Breslau und Ludwig Moritz Pilz, Schichtmeister in St. Michaelis.

Weitere Vorsitzende des Verwaltungsrates waren in der Folgezeit der Bergrat Rudolph Hering in Grünthal (ab 1875 in Freibergsdorf) sowie der Marienberger Bürgermeister Germann, die sich mehrmals nacheinander in dieser Funktion ablösten.
Als Betriebsleiter fungierte zunächst allein der Rechnungsschichtmeister Gustav Louis Hinkel aus Marienberg. 1868 wurde der Markscheider Friedrich Julius Weiß aus Marienberg als Betriebsschichtmeister verpflichtet und 1880 übernahm der Bergverwalter Richard Wengler die Betriebsaufsicht, sein Nachfolger wurde ab 1886 der Bergverwalter Georg A. Stohn aus Scharfenberg. 1887 wurde Hinkel durch den Kassen- und Rechnungsführer K. Baldauf ersetzt.

Das neugegründete Unternehmen nahm den Bergbau wieder auf und konzentrierte von Anfang an seinen Betrieb hauptsächlich auf die Lösung der alten Grubenbaue beim Rudolphschacht in Lauta und förderte im Gangbergbau vorwiegend Silbererz, Arsenkies, Flussspat und Schaustufen. Die meisten anderen Grubenanlagen blieben stillgelegt und deren Tageanlagen wurden im Jahre 1861 versteigert oder verkauft. Schließlich verblieben nur noch die Alte Drei Brüder Fundgrube im Kiesholz und die Vater Abraham Fundgrube im Besitz der Aktiengesellschaft. Die ursprünglichen Planungen gingen von einer Beschäftigtenzahl von etwa 1.500 Mann im neunten Jahr des Bestehens aus, die tatsächliche Mannschaftsstärke für 1870 betrug dann allerdings nur 73 Bergleute.
Erschwerend waren bei der weiteren Abteufung des Rudolphschachtes, der bis zu seiner 1839 anläßlich der Amtseinführung des Bergmeisters Rudolph Hering erfolgten Umbenennung nicht ohne Grund Wasserlochschacht hieß, sowohl die starken Zuflüsse von Wasser als auch ein seit der Wiederaufnahme des Bergbaus bei Vater Abraham Fundgrube im Jahre 1846 entstandener, langwieriger und über alle gerichtlichen Instanzen gehender Wasserstreit mit den Mühlenbesitzern am Schlettenbach um die Entnahme von Aufschlagwasser aus dem Reitzenhainer Zeuggraben, der erst 1871 zu einem positiven Abschluss geführt wurde. Die Gesellschaft war das größte und ab 1878 das einzige Tiefbauunternehmen in der Marienberger Revierabteilung. 1881 überließ der sächsische Staat der Silberbergbau-Gesellschaft die fiskalischen Marienberger Stölln. Neben dem Weißtaubner Stolln am Rittersberg waren dies der Neuglücker und der Tropper Stolln sowie die Pobershauer Stölln.
Im Jahre 1888 erfolgte vom Rudolphschacht aus der Durchbruch in den Wassersack des Vater Abraham Schachtes, um die alten abgesoffenen Grubenbaue von Vater Abraham Fundgrube wieder aufzunehmen.

Wegen der Verschärfung des Aktienrechts durch die Einführung des Aktiengesetzes vom 18.7.1884 gestaltete sich die Aufstellung der Gesellschaftsbilanz äußerst schwierig, da das Gesetz keine Rücksicht auf die Besonderheiten einer Bergbaugesellschaft nahm. Aus diesem Grund fassten die Leitung und Gesellschafter 1888 den Entschluss zur Liquidation der Gesellschaft und zur Neugründung des Unternehmens in der für den Bergbau typischen Unternehmensform der Gewerkschaft unter dem Namen „Vater Abraham Fundgrube“. Sämtliche Bergrechte und sämtliches Bergwerkseigentum wurden an die neue Gewerkschaft verkauft.
Vorsitzender des Grubenvorstandes war der Marienberger Bürgermeister Germann, als Betriebsdirektor fungierte Georg A. Stohn und für die Kassen- und Rechnungsführung zeichnete K. Baldauf verantwortlich. Im Jahre 1889 trat der Bergverwalter K. E. J. Matthias die Nachfolge Stohns an, der seinerseits 1897 vom Obersteiger Carl Robert Schönfeld aus Lauta ersetzt wurde. Bergverwalter Schönfeld übernahm ab 1899 auch die Kassen- und Rechnungsführung und damit die alleinige Betriebsleitung. Den Vorsitz im Grubenvorstand hatte seit 1896 der Zschopauer Bürgermeister A. Kretzschmar inne, der ab 1901 als Rechtsanwalt in Loschwitz und Dresden niedergelassen war.

1891 stand das Unternehmen bereits kurz vor der Betriebseinstellung, durch einen reichen Anbruch konnte es jedoch weitergeführt werden. Seit 1893 war die Vater Abraham Fundgrube die einzige Erzgrube in der Marienberger Revierabteilung, bei der noch Bergarbeiter beschäftigt wurden, jedoch erfolgten wegen einer zusätzlichen Zubuße von 15 RM pro Kux im Jahre 1892 Lossagungen in großem Umfange. Ab 1896 erhielt die Vater Abraham Fundgrube durch den Verkauf ihrer Bergteile an den Bergbegnadigungsfond den Charakter eines Kommunberggebäudes. Die dafür eingegangene Zahlung von über 35.000 RM sowie weitere Kuxübernahmen in den Folgejahren sicherten das Fortbestehen. Ab 1897 betrugen die vom Fonds zu tragenden Zubußen jährlich etwa 28.000 RM, die zusammen mit den ca. 1.150 RM Holzgeld fast 9/10 der Einnahmen für den Grubenbetrieb ausmachten.

Durch das Hochwasser von 1897 geriet die Gewerkschaft erneut in Existenznot, da alle Tiefbaue abgesoffen waren und erst im Folgejahr wieder aufgewältigt werden konnten. 1899 wurden letztmals 15 t Silbererz gefördert; der Betrieb im Hauptgebäude in Lauta wurde eingestellt und stattdessen die Wiederaufgewältigung des Hilfe Gottes Stollns bei Wolkenstein in Angriff genommen. Dessen Vortrieb im maschinellen Bohrverfahren sollte zum einen zur Wasserlösung der Marienberger Gruben als neuer Tiefer Hauptstolln unter dem Weißtaubner Stolln die kostenaufwändigen und störanfälligen Wasserhaltungsmaschinen ersetzen. Zum anderen wollte man damit aus westlicher Richtung vom Zschopautal her die alten Grubenbaue im Kiesholz unterfahren, wo sich nach älteren Rissen reiche Erzgänge befinden sollten.

Nachdem am 26. Mai 1904 der sächsische Landtag das Gesetz über die Aufhebung einer Bergbegnadigung verabschiedet hatte, musste der Vortrieb des Hilfe Gottes Stollns, der inzwischen eine Länge von 1.422 m erreicht hatte, eingestellt werden, da weder Mittel zur Fortführung der Bohrarbeiten vorhanden waren noch absehbar war, ob es die gesuchten Morgengänge überhaupt gab. Ende Juni 1904 beschloss die Gewerkschaft der Vater Abraham Fundgrube ihre Liquidation. Im Dezember 1904 wurden sämtliche Bergbaurechte losgesagt, deren Löschung im Juni 1905 erfolgte. Die 1904 begonnenen Verwahrungsarbeiten an den Schächten und Stölln dauerten bis 1907 an, zuletzt waren damit fünf Arbeiter beschäftigt.

Der Hilfe Gottes Stolln wurde durch den nun in Geyer ansässigen Bergverwalter Schönfeld gemutet und in Frist gehalten. Im August 1909 erwarb die Patentpapierfabrik Penig AG zum Zwecke der Wassernutzung das Fristgebäude.
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