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Beständeübersicht

Bestand

40105 Sachsenerz Bergwerks GmbH/AG

Datierung1910 - 1954
Benutzung im Bergarchiv Freiberg
Umfang (nur lfm)23,65

Bestand enthält auch 1 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular

Vorwort

1. Geschichte des Registraturbildners

Das stetig zunehmende Rohstoffdefizit der deutschen Wirtschaft nach dem Ersten Weltkrieg und die Autarkiebestrebungen der nationalsozialistischen Regierung unter Hitler waren Anlass für wiederholte Überlegungen zur Wiederaufnahme des seit 1913 stillgelegten Bergbaus in Sachsen.

Sofort nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurden umfangreiche Gutachten in Auftrag gegeben und beim Finanzministerium ein Ausschuss von Fachleuten gebildet, welchem Vertreter des Oberbergamtes, der Bergakademie, des Finanzministeriums, der Bergwirtschaftsstelle und des Geologischen Landesamtes angehörten.
Am 13. Juli 1933 reichte das Sächsische Finanzministerium bei der Reichsregierung eine Studie ein, die konkrete Vorschläge zur Wiederaufnahme des Erzbergbaus im Erzgebirge und die Erschließung neuer Lagerstätten enthielt.

Nachdem die Finanzierungszusage des Staates vorlag, wurde 1934 mit der ausführlichen Betriebsplanung zur Wiederaufnahme des Bergbaus in Sachsen unter technisch-organisatorischer und wirtschaftlicher Leitung der Staatlichen Bergwirtschaftsstelle des Oberbergamtes Freiberg in enger Zusammenarbeit mit der Staatlichen Lagerstättenforschungsstelle begonnen. Die Zielsetzung bestand neben der Erschließung neuer Lagerstätten im Aufschluss und der Inbetriebnahme mehrerer Untersuchungsbetriebe vorwiegend auf Zinn, Wolfram, Zink, Blei, Wismut und Eisenerz.
Bereits Anfang 1937 standen 15 Erzgruben mit 854 Mann Belegschaft in Betrieb. Ein Jahr später hatte sich die Belegschaft nahezu verdoppelt.
Nach dem Tätigkeitsbericht der Bergwirtschaftsstelle besaß das Land Sachsen Ende 1937 111 Grubenfelder mit einer Gesamtfläche von rund 1293 Quadratkilometern.

Am 8. September 1937 wurde im Oberbergamt Freiberg die Sachsenerz Bergwerksgesellschaft mbH mit dem Ziel einer Konzentration von mehreren Erzbergbaubetrieben und der Vereinfachung ihrer Verwaltung gegründet.
Mit Vertrag vom 22. November 1937 zwischen dem Land Sachsen und der Sachsenerz Bergwerksgesellschaft mbH überließ das Land der Gesellschaft nachstehende staatliche Erzbergbaubetriebe einschließlich aller Grundstücke und Bergbaurechte (insgesamt 5152 Maßeinheiten): (s. a. Anl. 1 + 2)
		Zinnbergbau Oelsnitz i. V. 

		Ehrenfriedersdorf Vereinigt Feld Fundgrube zu Ehrenfriedersdorf

		Zschorlauer Bergsegen in Zschorlau

		Grube Tannenberg bei Tannenbergsthal

		Kupfergrube Sadisdorf bei Schmiedeberg

		St. Christoph Fundgrube zu Breitenbrunn

Die Himmelfahrt Fundgrube Freiberg wurde für rund 126.000 RM am 1.4.1938 zugekauft.		   


Entsprechend des Vertrages verpflichtete sich die Sachsenerz Bergwerksgesellschaft mbH die Erzlagerstätten innerhalb ihrer Bergbaurechte im Interesse der deutschen Wirtschaft zu untersuchen, aufzuschließen und auszubeuten.
Die Organe der Gesellschaft waren:
die Gesellschafter (Anteilseigner)
der Aufsichtsrat (unter Vorsitz von Dr. F. A. Wernicke) s. Anl. 3 und
der Vorstand mit den Geschäftsführern Bergdirektor Hans Junker und Bergdirektor Dr. Otto Eisentraut.
Während die Hauptverwaltung mit dem Vorstand im März 1938 ein Gebäude in Freiberg, Annaberger Straße 4 (Vorbesitzer Corps Franconia) bezog, war der Sitz des Aufsichtsratsbüros im Gebäude der Bergwirtschaftsstelle, Freiberg, Schlossplatz 1, untergebracht.
Für Betriebsaufnahme und Erschließung stellte das Land zunächst 1.358.000 RM und das Reich für den Vierjahresplan 2.025.000 RM zur Verfügung.
Die neuen Betriebsabteilungen der Sachsenerz Bergwerksgesellschaft mbH wurden von dieser vorerst als reine Untersuchungsbetriebe fortgeführt und von der Bergwirtschaftsstelle in ihrer Entwicklung und dem weiteren Ausbau überwacht. Eine regelmäßige Förderung konnte erst ab 1941 (Tannenberg, Breitenbrunn), 1942 (Ehrenfriedersdorf und Zschorlau) und ab Februar 1944 mit Himmelfahrt Fundgrube Freiberg erreicht werden.

Neben den aufgeführten Untersuchungsbetrieben der Sachsenerz Bergwerks GmbH standen 1937 fünf Gewinnungsbetriebe, auf die das Land Sachsen ebenfalls maßgebenden Einfluss hatte, in Förderung:
Gewerkschaft Schneeberger Bergbau in Schneeberg
Gewerkschaft Vereinigt Feld im Fastenberg zu Johanngeorgenstadt
Gewerkschaft Halsbrücker Bergbau in Halsbrücke
Zwitterstocks Aktiengesellschaft in Altenberg
Gewerkschaft Zinnwalder Bergbau in Altenberg
Somit existierten 1937 insgesamt sechs formal einzeln geleitete staatliche Erzbergbaugesellschaften in Sachsen. Die rechtliche Selbständigkeit dieser sechs Gesellschaften führte zwangsläufig auch zur Bildung ebenso vieler Aufsichtsräte.

Ab 1939 kam es zu einer erneuten Konzentration des sächsischen Erzbergbaus durch Überführung der Verwaltungen der Gewerkschaften Schneeberger Bergbau, Vereinigt Feld im Fastenberg und Halsbrücker Bergbau in die Betriebsoberleitung der Sachsenerz Bergwerksgesellschaft mbH nach Freiberg. (s. Anl. 4)
Die Verwaltungsgeschäfte der Gewerkschaft Zinnwalder Bergbau wurden von der Zwitterstocks AG mit erledigt. Zur einheitlichen Ausrichtung der Gesellschaften wurden die leitenden Herren wechselseitig in die Grubenvorstände berufen.

Um dem Druck der Rüstungsindustrie nach kriegswichtigen Rohstoffen gerecht zu werden, wurden die Gruben mit Krediten und staatlichen Subventionen (Reichs- und Landeszuschüsse) großzügig ausgebaut, entsprechende Aufbereitungsanlagen auf der Grundlage modernster Technologien errichtet und die Erkundung neuer Lagerstätten zielgerichtet vorangetrieben. Diese umfassenden Maßnahmen und der kriegsbedingte Abzug von qualifizierten Mitarbeitern hatten bald einen permanenten Mangel an Arbeitskräften zur Folge. Mit dem Einsatz von Kriegsgefangenen und freien ausländischen Arbeitskräften (v. a. aus Belgien) versuchte man zunächst den Forderungen von Reichswirtschaftsministerium und Oberkommando der Wehrmacht zu entsprechen. Später wurden Einwanderungsprogramme erarbeitet, die die Umsiedlung von Letten und Zuwanderern aus der Südbukowina für den sächsischen Bergbau organisierten. Im weiteren Verlauf des Krieges kam es dann auch zum Einsatz von Zwangsarbeitern, sogenannten "Ostarbeitern", in den verschiedenen Betriebsabteilungen. Die Zahl der Belegschaft der Sachsenerz Bergwerksgesellschaft mbH (ohne Halsbrücke, Schneeberg, Altenberg, Zinnwald u. Johanngeorgenstadt) stieg von anfangs 488 (1.4.1938) auf 1.809 im April 1944.

Das Bestehen mehrerer Aufsichtsräte war mit einem hohen Verwaltungsaufwand verbunden. Diesen zu verringern und den darüber hinaus auftretenden wirtschaftlichen, finanziellen (Ausgleich des Bergbaurisikos durch gemeinsame Gewinn- und Verlustrechnung, Steuereinsparung, Austausch von Arbeitskräften) sowie verwaltungsmäßigen (Jahresplanung und Aufstellung der Jahresabschlüsse nebst deren Prüfung, Buchführung usw.) Herausforderungen zu begegnen, ließen eine Kräftekonzentration und völlige Verschmelzung der Erzbergbaugesellschaften sinnvoll erscheinen.

Nach einem Vortrag von Berghauptmann Dr. Wernicke am 21. Februar 1944 hatte der Reichsstatthalter für Sachsen, Mutschmann, bereits einer Fusion der sechs landeseigenen Erzbergbaugesellschaften zugestimmt.
Mit Beschluss der Gesellschafterversammlung vom 22.09.1944 wurden schließlich die bisher selbständigen Gewerkschaften Halsbrücker Bergbau, Schneeberger Bergbau, Zinnwalder Bergbau, Vereinigt Feld im Fastenberg und Sachsenerz Bergwerks GmbH mit der Zwitterstocks AG Altenberg verschmolzen und diese umbenannt in Sachsenerz Bergwerks Aktiengesellschaft (s. Anl. 5). Der Sitz der Gesellschaft wurde in Freiberg zentralisiert. Aufsichtsratsvorsitz (Wernicke) und Vorstand (Junker, Eisentraut) verblieben in gleicher personeller Besetzung. Die kaufmännische Leitung wurde Dr. E. Brockhaus übertragen.
Die Eintragung ins Handelsregister unter der Nr. HRB 36 erfolgte am 28.11.1944.

Sämtliche Gruben, Aufbereitungsanlagen und Hüttenbetriebe der bisher selbständigen Gewerkschaften wurden zu Betriebsabteilungen der Sachsenerz AG.
Die Gesamtbelegschaft im sächsischen Raum betrug Ende 1944 ca. 3000 Beschäftigte.
Im November 1944 existierten nachstehende Struktureinheiten:	

Betriebsdirektion Altenberg mit den Betrieben Grube Sadisdorf, Römerschacht Altenberg, Aufbereitung Schwarzwasser, Militärschacht Zinnwald (Cinovec), Hengstererben (Hrebecna), Kohlhau Zinnwald und Graupen (Krupka),
Betriebsdirektion Freiberg mit den Betrieben Himmelfahrt Fundgrube Freiberg und Grube Beihilfe Halsbrücke,
Betriebsdirektion Ehrenfriedersdorf mit den Betrieben Grube Ehrenfriedersdorf, Zschorlauer Bergsegen, Grube Tannenberg und Breitenbrunn,
Betriebsdirektion Schneeberg mit den Betrieben Schneeberger Bergbau (mit Martin Römer), Johanngeorgenstadt (mit Antonsthal), Schönficht (Smrkovec) und Frühbuß (Prebuz).
Hinzu kamen noch die Zinnhütte Freiberg, der Untersuchungsbetrieb zur Aufbereitung der Wismuthalden in Neubulach im Schwarzwald und der Betrieb Schneeberg in Tirol.
Daneben war die Sachsenerz Bergwerks AG noch an einigen ausländischen Bergbauunternehmen beteiligt bzw. übte im Rahmen der sogenannten "Großraumpolitik" entsprechende Lagerstättenerkundungs- und Beratertätigkeiten aus, so in Böhmen, Oberschlesien und Polen später auch in Nord- und Südeuropa (Norwegen, Spanien, Portugal, Italien, Serbien, Ungarn, Rumänien, Griechenland). Zu den Beteiligungen gehörten die Gewerkschaft Sudetenerz Abertham (Abertamy), die Thrazische Bergwerks AG Sofia, das Konsortium Momtschilgrad (Südbulgarien) und die Tiroler Erzbergbau GmbH St. Jodok am Brenner unterhalb der Alpeiner Scharte.

Trotz intensivster Bemühungen und immenser Investitionen konnte keine kontinuierliche Betriebsrentabilität erreicht werden. Wie schon von den Gutachtern (R. Hirsch 1927 und Prof. Dr. Schumann 1933) prognostiziert, überstiegen die Betriebskosten die zu erwartenden Erlöse. Das hohe Anlagekapital, welches zur Wiedereröffnung des Bergbaus im Erzgebirge investiert wurde, konnte nicht getilgt werden.
Lediglich der Bedarf der Kriegswirtschaft an Stahlveredlern und kriegsnotwendigen Metallen wie Blei, Zinn, Kupfer, Lithium, Vanadium, Wolfram, Molybdän u. a. konnte zu einem Teil (in Größenordnungen von 10 – 60 Prozent) durch die Arbeit der Sachsenerz Bergwerksgesellschaft mbH / AG abgedeckt werden.

Umfangreiche Vorhaben und Planungen in den Betriebsabteilungen konnten trotz erhöhter Arbeitsintensität bis Kriegsende teilweise nicht realisiert werden oder wurden wegen Kriegsendes abgebrochen. Einige Aufbereitungs- und andere Anlagen waren verschiedentlich noch im Bau. Manche Gruben konnten eine kontinuierliche Förderung erst 1943/1944 aufnehmen, andere blieben bis Ende des Krieges nur im Probe- oder Untersuchungsbetrieb.
Die Situation in den Betriebsabteilungen unmittelbar nach Kriegsende, im Mai 1945, war sehr unterschiedlich. Verschiedene Grubenbaue waren infolge Stromausfalls abgesoffen, Gebäude und Anlagen teilweise zerstört. Arbeitskräftemangel und fehlendes Leitungspersonal erschwerten die Situation. Besatzung, Plünderungen, Abtransport von Material- und Rohstoffen sowie beginnende Demontagen der Schacht- und Aufbereitungsanlagen setzten Förderung und Produktion vorerst ein Ende.

Im Juni 1945 wurden im Auftrag des Stadtkommandanten von Freiberg die bis dato alleinigen Vorstandsmitglieder der Sachsenerz Bergwerks AG, Bergdirektor Junker und Dr. Eisentraut, beurlaubt. Vertretung und Geschäftsführung der Gesellschaft wurden mit allen Rechten und Pflichten des Vorstandes dem Oberhüttendirektor Richter übertragen.
Prof. C. F. Brenthel übernahm nach der Flucht von Dr. Wernicke die Aufgaben des Aufsichtsrates.
Mit dem "Gesetz zur Übergabe von Betrieben von Kriegs- und Naziverbrechern in Volkseigentum" vom 30.06.1946 kam es zur Enteignung der Sachsenerz Bergwerks AG und Unterstellung der Grubenbetriebe unter die Industrieverwaltung 6 – Erzbergbau.


2. Bestandsgeschichte und Bearbeitungsbericht - Akten

Etwa um 1948 kamen mit dem Bestand 40028 Oberbergamt (neu) - Staatliche Bergwirtschaftsstelle auch die Unterlagen des Aufsichtsratsbüros der Sachsenerz Bergwerks GmbH/AG mit einem Umfang von ca. 600 Akteneinheiten ins Archiv. Der Bestand wurde 1977 nach den alten Registratursignaturen geordnet und auf Karteikarten verzeichnet.
Der zweite Teilbestand "Hauptverwaltung Sachsenerz" mit ca. 1500 Akteneinheiten wurde 1979 und 1980 in drei Etappen vom VEB Bergbau- und Hüttenkombinat "Albert Funk" an das Bergarchiv abgeliefert. Hier erfolgte 1980 die Verzeichnung des völlig ungeordneten Bestandes auf Karteikarten. 1981 wurde diese Kartei nach Strukturteilen bzw. funktionalen Aufgaben der Hauptverwaltung vorläufig geordnet. Eine Zusammenführung der zwei Teilbestände, die Herstellung der endgültigen Ordnung und die abschließende Findbucherstellung erfolgten jedoch nicht.

Der unbefriedigende Ordnungs- und Verzeichnungszustand, eine fehlende Bewertung und die mühevolle Suche in zwei verschiedenen Karteien veranlassten zur Neuverzeichnung des Bestandes mittels der Archivsoftware Augias.
Aufgrund der Bedeutung des Bestandes wurde, abgesehen von Serienakten, vorwiegend auf eine erweiterte Verzeichnung orientiert.
Zu Beginn der Erschließung wurde eine Klassifikation erarbeitet, welche eine Ordnung nach organisationsstrukturellen und inhaltlich-sachlichen Gesichtspunkten darstellt.
Die Herkunft der Akten (Aufsichtsrat, Hauptverwaltung, Betriebsoberleitung) wurde im Feld "Provenienz" ausgewiesen.
Mehrere Akten mit Fremdprovenienzen wurden den entsprechenden Beständen (z.B. 40028 Oberbergamt - Staatliche Bergwirtschaftsstelle, 40030 Oberbergamt - Staatliche Lagerstättenforschungsstelle oder 40099 Konsortschaftliche Grubenverwaltung Schneeberg/Neustädtel) zugeordnet.

Bei der Bewertung kam es zur Kassation von vorwiegend Mehrfachüberlieferungen.

Einige wenige Akten wurden aus datenschutzrechtlichen Gründen für die allgemeine Benutzung gesperrt.

Im Ergebnis der Erschließung konnten insgesamt 1921 Akteneinheiten verzeichnet werden.

Der Bestand dokumentiert in umfassender Weise Aufbau, Organisation und Arbeitsweise eines großen staatlichen Bergbauunternehmens im Zeitraum von (1910 – 1929) 1933 – 1951.
Die Erschließung des Bestandes und die Erstellung der Registraturbildnergeschichte erfolgte durch Claudia Thiel. Das Findbuch wurde im März 2010 erstellt.

2020-2023 wurden dem Bestand Akten hinzugefügt (Nr. 1-1956 bis 1-1996), die im Rahmen der Provenienzbereinigungen bei der Erschließung des Bestandes 40095 VEB Bergbau- und Hüttenkombinat "Albert Funk" Freiberg und bei der Revision von 40019 VEB Zinnerz Ehrenfriedersdorf aus diesen herausgelöst wurden. Die Verzeichnung dieser Akten entsprach der erweiterten Verzeichnung und berücksichtigte auch die alten Archivsignaturen.


3. Bestandsgeschichte und Bearbeitungsbericht - Risse

Im Februar 1951 wurden dem Archiv des TBBI Sachsen vom Objekt Nr. 9 der Wismut in Aue 49 Rollen mit Rissen übergeben, die sowohl Risse aus dem Oberbergamtsarchiv als auch Zechenrisse des Schneeberger Bergbaus beinhalteten. Von 1952 - 1954 erfolgten durch die Hauptmarkscheiderei des Objektes 9 weitere vier Übergaben mit über 500 Schneeberger Grubenrissen und Maschinenzeichnungen, die auf dem Dachboden des ehemaligen Bergamtes Schneeberg aufgefunden wurden, an das inzwischen zur Bergakademie gehörige Archiv.
Bei einigen Rissen handelte es sich eindeutig um fiskalische Erzrisse, die wieder in den Bestand (Bestandssignatur 40040) reponiert wurden. Andere Risse sind wohl peu à peu in den Beständen 40036 Deponierte Erzrisse und 40044 Generalrisse verzeichnet worden.
Der größte Teil der Risse lagerte bis zum Januar 2000 im Bergarchiv – so wie er einst übernommen wurde - ineinander gerollt in einem Holzregal oder im Rissschrank zusammen mit anderen unverzeichneten Rissen. Sie waren völlig ungeordnet und unbenutzbar.
Im Zuge der Beräumung der Rissmagazine wurden die Regale und Schränke mit den unverzeichneten Risse grob gesichtet, die Provenienzen Sachsenerz AG und Konsortschaftliche Grubenverwaltung getrennt sowie alles Unzuordenbare vorerst unter "Varia" zusammengefasst. Danach erfolgte die Vermessung, Clusterung, Durchnummerierung für jeden einzelnen der drei Bestände. Dabei wurde eine Bearbeitungskartei erstellt, in der nur die Angaben auf den zu entfernenden Bauchbinden der Rollen und die offenbar zusammengehörigen Risse und deren Abmessungen festgehalten wurden. Im Anschluss wurden die allesamt stark verschmutzten Risse gereinigt und in den sanierten Gebäudeteil eingelagert.
Im Jahre 2003 habe ich begonnen, die Risse der Sachsenerz AG (SEAG) mit Hilfe von AUGIAS Archiv zu verzeichnen und sie planzulegen, soweit es deren Zustand zuließ und sie nicht größer als DIN A0 waren.
Bereits zuvor habe ich in gleicher Weise auch die Risse der Konsortschaftlichen Grubenverwaltung (KGV) bearbeitet. Um eine Abtrennung zwischen diesen Beständen zu erhalten, wurden sämtliche Risse, die vor 1939 gefertigt wurden, dem Bestand KGV zugeordnet, unbeachtlich wie lange diese nachgebracht worden waren.
Schwerpunkt der Verzeichnungsarbeiten in dieser Zeit war die Auflösung der "Varia-Sammlung" mit der Zuordnung dieser Risse in die unterschiedlichsten Bestände des Bergarchivs.
Weitere Risse der SEAG waren mit den Übernahmen vom Bergbau- und Hüttenkombinat "Albert Funk" ins Bergarchiv gelangt und bei der Verzeichnung der Risse der Oberdirektion der Königlichen Erzbergwerke im Fuchsmühlenweg separiert worden. Nach Aufnahme dieser Risse wurden die bisher am Standort Kirchgasse lagernden 120 Risse ins Depot Fuchsmühlenweg verbracht und der Bestand physisch vereinigt.
Nach Abschluss dieser Arbeit im April 2004 kann nun das Findbuch für die Risse der SEAG vorgelegt werden.
Zusätzlich zur Optimierung des Platzbedarfs ist der Nummerierung der Risse ein Buchstabe vorangestellt. Die Buchstaben A bis L geben einen Hinweis auf Größe und Form des Risses und damit auf seine Lagerung. Die sich anschließende fortlaufende Zahl ist die eigentliche Signatur.
Die neue Signatur "C 1294" dient also einerseits als Hinweis auf die ungefähre Größe des Risses (Rollriss von einer Tiefe zwischen 90 und 120 cm), andererseits leitet sie den Magazindienst zum richtigen Lagerungsort und ermöglicht ein späteres eindeutiges Identifizieren des Risses.
Während der Verzeichnung wurden auch etwaige Schäden erfasst. Risse, die wegen solcher Schäden nicht mehr benutzt werden können, werden als "gesperrt" gekennzeichnet. Auch weist das Findbuch auf vorhandene Makrofiches, Xerokopien oder Lichtpausen der Risse hin. In all diesen Fällen wird der Originalriss nicht mehr vorgelegt.
Die Risse sind mit Angaben des Titels, weiteren Inhalten ("Enthält-Vermerke"), dem Datum der Fertigung, Namen der Markscheider, Beschreibstoff, Abmessungen, Maßstab, Hinweise zur Fertigung, älteren Signaturen erschlossen. Datierungen und Markscheiderangaben in Klammern verweisen auf das Original, von dem die vorliegende Kopie gefertigt wurde.
Alte historische Risstitel sind dem heutigen Sprachgebrauch angepasst und der besseren Verständlichkeit wegen auch umgestellt worden. Da die Bezeichnungen der Gruben, Stölln, Schächte und Gänge in recht unterschiedlichen Schreibweisen überliefert sind, musste eine Normierung dieser Namen vorgenommen werden. Die Sortierung im Findbuch erfolgte nach dem Titel, der Plattenzählung und der Datierung.

Zur besseren Übersicht wurde eine Gliederung des Bestands auf der Grundlage der Strukturen der Sachsenerz Bergwerks GmbH/AG vorgenommen. Da damit gerechnet werden kann, dass sich in den Rissübernahmen von Bergbaubetrieben der DDR noch Vorgängerunterlagen der SEAG und sich im Aktenbestand auch noch Risse befinden, wurde die derzeit nicht besetzten Gliederungspunkte belassen.

Im Zuge der Verzeichnung wurde auch eine Bewertung durchgeführt, hierbei kam es zu umfangreichen Kassationen. Bei den 121 kassierten Rissen handelte es sich überwiegend um Doppel- oder Mehrfachexemplare (Lichtpausen), von denen viele unkoloriert waren, sowie um einige wertlose und unbezeichnete Skizzen und Flurpausen.

Auf die Erstellung einer Konkordanz wurde verzichtet, da die auf den Rissen angebrachten alten Signaturen für eine Bestellung im Bergarchiv noch nie Verwendung gefunden haben. Die Übergabelisten von 1951 und 1953 befinden sich im Bestand 40077Sächsisches Bergarchiv Freiberg.

Der Bestand umfasst 148 Risse. Die Erschließung erfolgte durch H. Zimmermann. Das Findbuch wurde im April 2004 erstellt.


4. Korrespondierende Bestände

Bergarchiv Freiberg
40024-10 Landesbergamt Freiberg - Erzangelegenheiten
40027 Oberbergamt Freiberg
40028 Staatliche Bergwirtschaftsstelle
40030 Staatliche Lagerstättenforschungsstelle
40035 Oberhüttenamt
40036 Deponierte Erzrisse
40050 Bergamt Dresden
40074 Knappschaften
40085 Revierausschuß Freiberg
40092 Industrieverwaltung 6 (Erzbergbau)
40095 Bergbau- und Hüttenkombinat "Albert Funk" - Kombinatsleitung und Stammbetrieb Freiberg
40099 Konsortschaftliche Grubenverwaltung Schneeberg-Neustädtel
40096 VVB Buntmetall
40139 VEB Zinnerz Altenberg mit Vorgängerbetrieben
40146 VEB Fluss- und Schwerspatbetrieb Lengenfeld
40189 Nachlass Friedrich A. Wernicke

Hauptstaatsarchiv Dresden
11168 Ministerium für Wirtschaft

Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde
R 71 Reichsamt für Bodenforschung
R 2 Reichsfinanzministerium
R 3101 Reichswirtschaftsministerium


5. Literatur und Quellen

Kolmschlag, F.-P.: Die Schlackenmetall GmbH in Muldenhütten. Ein innovatives Recyclingprojekt zur falschen Zeit (Schriftenreihe zum Sächsischen Berg- und Hüttenwesen, Bd. 2), Freiberg 2022.

Jobst, W., Rentzsch, W.: Bergwerke im Freiberger Land, Freiberg 1993.

Hirsch, R.: Der Freiberger Erzbergbau und die Aussichten bei einer Wiederaufnahme, in: Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen in Sachsen, Jahrgang 1927, Teil B.

Schumacher, F.: Über die Möglichkeiten der Wiedererweckung des sächsischen Erzbergbaus, Freiberg 1933.

Wernicke, F. A.: Fünf Jahre Aufbau im sächsischen Erzbergbau und Metallhüttenwesen, in: Metall und Erz, Jg. 35, 1938, S. 304-314.

Ebel, H.: Der Sachsenerzkonzern, Produkt und Bestandteil des deutschen Kapitalismus; Dissertation, Bergakademie Freiberg, Fakultät für Ingenieurökonomie, Freiberg 1963.

Wanielik, Tobias; Haeßler, Frank: Die Sachsenerz Bergwerks AG. Lohnt der Griff zu Schlägel und Eisen? Facharbeit Leistungskurs Geschichte, Geschwister-Scholl-Gymnasium Freiberg, Freiberg 2008.

Tätigkeitsberichte der Staatlichen Bergwirtschaftsstelle, in: Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen in Sachsen, Jahrgänge 1937, 1938.

Bergarchiv Freiberg, Bestand 40105-1 Nr. 0001/2, 0054/55, 0015, 0585, 0023, 0662, 0668, 1912, 1007, 1120, 1355, 1415, 1444, 1589.
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Claudia Thiel / Henry Zimmermann
aktualisiert März 2023, Kyas
Aufsichtsratsbüro.- Betriebsstruktur.- Statistiken und Analysen.- Aufsichtsrat, Sitzungen.- Fachgruppe Metallerzbergbau.- Lagerstättenwirtschaft.- Erzgewinnung und Vortrieb.- Erfindungen, Patente und Verfahren.- Energiewirtschaft.- Tochter- und Zweigbetriebe in Neubulach (Schwarzwald), Schneeberg (Tirol) und St. Jodok (Alpeiner Scharte).- Großraumwirtschaft.- Presseveröffentlichungen.- Personal.- Finanzen.- Steuern.- Betriebskosten.- Rentabilität.- Prämien und Preise.- Revisionen/Kreditierung.- Bodenforschung.- Betriebsabteilungen Himmelfahrt in Freiberg, St. Christoph in Breitenbrunn, Bergsegen in Zschorlau, Tannenberg in Tannenbergsthal, Vereinigt Feld in Ehrenfriedersdorf, Kupfergrube Sadisdorf, Zinnbergbau Oelsnitz.- Betriebsdirektionen in Schneeberg, Johanngeorgenstadt und Altenberg.
Sachsen gründete 1937 die Sachsenerz Bergwerks GmbH, um mehrere seit der Wiederaufnahme des Erzbergbaus im Jahre 1933 in Sachsen produzierende Betriebe (Gruben von Altenberg, Schneeberg, Johanngeorgenstadt und ab 1935 auch von Freiberg) zusammenzufassen. In der Folgezeit entstanden sechs staatliche, formal einzeln geleitete Gewerkschaften, welche in der Bergwirtschaftsstelle (ab 1937 in deren Aufsichtsratsbüro) des Oberbergamts Freiberg ihre zentrale, technisch-organisatorische und wirtschaftliche Verwaltung fanden. Es handelte sich dabei um die Betriebsdirektion Altenberg (mit den Betrieben Sadisdorf, Römerschacht Altenberg, Aufbereitung Schwarzwasser, Militärschacht und Kohlhau Zinnwald, Graupen), die Betriebsdirektion Freiberg (mit Himmelfahrt Fundgrube und Grube Beihilfe Halsbrücke), die Betriebsdirektion Ehrenfriedersdorf (mit den Gruben Ehrenfriedersdorf, Zschorlauer Bergsegen, Tannenberg und Breitenbrunn), die Betriebsdirektion Schneeberg (mit Schneeberger Bergbau, Johanngeorgenstadt, Schönficht und Frühbuß) sowie die Zinnhütte Freiberg und der Betrieb Neubulach im Schwarzwald.
In den Jahren 1936 bis 1939 wurden die Gruben großzügig ausgebaut und 1944 zur Sachsenerz Bergwerks AG fusioniert. Die Betriebe der Sachsenerz AG wurden 1946 der Industrieverwaltung 6 (Erzbergbau) angegliedert.
  • 2004, 2010 | Findbuch/Datenbank (Risse)
  • 2010 | Findbuch/Datenbank (Akten)
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