Überlieferungsgeschichte

Zu Werbe- und Dokumentationszwecken entstand in den Betrieben des Sächsischen Steinkohlenbergbaus schon früh eine umfangreiche Bildüberlieferung. Für die volkseigenen Betriebe gab es werksweise organisierte Betriebsfilmstudios, Fotozirkel sowie Mal- und Zeichenzirkel, die dem jeweiligen Kulturhaus angeschlossen waren. Zu nennen sind hier u.a. das Betriebsfilmstudio des Steinkohlenwerkes Martin Hoop und der Mal- und Zeichenzirkel der Steinkohlenkokereien August Bebel. Neben Zuarbeiten für Betriebszeitungen und Chroniken sowie Filmwerken zu besonderen Betriebsereignissen mit teilweise künstlerischem Anspruch entstanden in den Zirkeln auch Werke ohne betrieblichen Hintergrund. Einen großen Teil der Überlieferung bildet ferner Amateurmaterial, das von Betriebsmitgliedern erstellt wurde.


Bestandsgeschichte und –bearbeitung

Im Zeitraum 1997 - 1999 wurden durch die Gesellschaft zur Verwahrung und Verwertung von stillgelegten Bergwerkbetrieben mbH (GVV), Bergwerk Zwickau ca. 40.500 Bildmaterialien sowohl als Bestandteile des Aktenbestandes Erzgebirgische Steinkohlen-Energiegesellschaft mbH (EStEG) als auch gesondert an das Bergarchiv Freiberg abgegeben. Hierbei handelte es sich um Fotoabzüge und Negative, Lauffilme, Druckplatten und Dias, ferner Glasplatten, Zeichnungen, Plakate, Wandzeitungen, Urkunden und Röntgenaufnahmen aus dem Zeitraum ca. 1890 bis ca. 1990. Im Verlauf des Jahres 2003 sowie 2004 wurden durch den Steinkohlenbergbauverein Zwickau e.V. weitere Glasplatten und Fotoabzüge übergeben. Im November 2003 erfolgte zudem die Übergabe von 349 Lauffilmen durch das Bergbaumuseum Oelsnitz/Erzgebirge.

Nach Übernahme der gesonderten Bildmaterialien in das Bergarchiv Freiberg im Jahr 1999 wurde der Bestand Fotografien und Druckplatten aus dem Zwickauer Steinkohlenbergbau gebildet. Eine Bewertung erfolgte vorerst nur insofern, dass bei den Diaserien Mehrfachüberlieferungen kassiert wurden. Im Dezember 2002 wurden zudem die Druckplatten einer Bewertung unterzogen. Auch ein Teil der Filmüberlieferung konnte 2001 bereits erschlossen und über ein Findbuch (Nr. 105) recherchierbar gestaltet werden.

Der Ordnungszustand des Bestandes gestaltete sich äußerst mangelhaft, da die Ablage der Bildmaterialien bereits vor ihrer Übergabe in das Bergarchiv nur ansatzweise unter Berücksichtigung inhaltlicher oder zeitlicher Zusammenhänge erfolgt war. Zudem existierten nur für einen Teil der Glasplatten, Fotoabzüge und Negative handschriftliche Listen, die allerdings auf Grund divergierender Nummerierungen lediglich vereinzelt eine Verzahnung mit den Bildmaterialien zuließen. Auf Grund des skizzierten Ordnungszustandes wurde der Bestand für die Benutzung gesperrt. Alle weiteren übernommenen sowie aus dem Bestand EStEG ausgesonderten Bildmaterialien wurden ohne konkrete Durchsicht dem Bestand einverleibt. Eine Ausnahme bilden hier die Lauffilme. Es wurde festgelegt, diese nicht als Bestandteil der im vorliegenden Bestand vereinigten Bildmaterialien zu definieren, sondern separat zu erfassen. Die Bewertung und Erschließung erfolgt im audiovisuellen Zentrum des Staatsarchivs Leipzig. Dort werden die Lauffilme auch gelagert. Die Erschließung der Lauffilme aus der Übergabe des Bergbaumuseums Oelsnitz/Erzgebirge sowie die Anfertigung von Benutzerkopien (Videos) wird vermutlich im Verlauf des Jahres 2005 erfolgen.

Um den Bestand der Benutzung zugänglich zu machen, wurde festgelegt, ihn einer umfassenden Bewertung zu unterziehen, hierbei separierte Bilddokumente ohne bzw. mit mangelhafter Beschriftung durch Mitglieder des Steinkohlenbergbauvereins e.V. Zwickau identifizieren und die als archivwürdig eingestuften Bildmaterialien anschließend durch eine Projektkraft erschließen zu lassen.
In Vorbereitung des Projekts erfolgte Anfang 2004 eine stichprobenhafte Autopsie des Bestandes. Hierbei wurde deutlich, dass sich die Bildüberlieferung nicht nur auf den Zwickauer Steinkohlenbergbau beschränkt. Daraufhin wurde die Bestandsbezeichnung in nunmehr Bildmaterialien aus dem sächsischen Steinkohlenbergbau geändert. Ferner zeigte es sich, dass ein Teil der Bildüberlieferung nicht beschriftet war. Zudem lagen archivwürdige und kassable Bildmaterialien vermischt vor, weshalb festgelegt wurde, die Bewertung auf Ebene des einzelnen Bilddokuments vorzunehmen.
Die Bewertung erfolgte im April/Mai 2004 durch Hrn. Dr. Erb und Fr. Harring. Es wurde mit der Bewertung der Papierabzüge begonnen. Auf Grund vorwiegend ähnlicher Bildinhalte bildeten die als archivwürdig eingestuften Papierabzüge die Grundlage für die Bewertung der Glasplatten, Negative und weiteren Bildträger. Die hierbei als archivwürdig eingestuften Glasplatten, Negative und weiteren Bildträger stellen lediglich eine Komplementärüberlieferung zu den Papierabzügen dar, mit einer Ausnahme: Auf Grund benutzungs- und reproduktionsspezifischer Belange wurden bei gleichen Bildmotiven sowohl die Glasplatten als auch die entsprechenden Papierabzüge aufbewahrt. In Einzelfällen existieren hierzu ebenso Zeichnungen. Da diese auf Grund ihrer künstlerischen Verfremdung eine andere bzw. eigene Qualität besitzen, wurden sie ebenfalls als aufbewahrungswürdig eingestuft.

Die Bewertung orientierte sich an den vorhandenen Bildmotiven, nicht an der Anzahl der Bildmaterialien. Als archivwürdig in ihrer Gesamtheit, gemeint ist hier die vollständige Überlieferung der abgebildeten Personen und Objekte, wurden eingestuft:

Personen
- Mannschaftsbilder
- Belegschaftsmitglieder im Arbeitsprozess über und unter Tage
- Einzelpersönlichkeiten des betrieblichen Lebens

Betriebsanlagen und Arbeitsverfahren unter Tage einschließlich technischer und baulicher Veränderungen
- Schachtanlagen
- Bohrungen
- Abteufung
- Ausrichtung und Ausbau
- Förderung
- Verfüllung, Verwahrung und Verwertung
- bergmännisches Gerät

Betriebsanlagen und Arbeitsverfahren über Tage einschließlich technischer und baulicher Veränderungen
- Schacht- und Werksansichten
- Aufbereitung (Wäsche)
- Kokerei und Nebenproduktengewinnung
- Kraftwerk
- Sandwerk
- Schmiede und Gießerei
- Verladung
- Haldenbetrieb
- Bahnbetrieb
- Verwaltung
- Markscheiderei

Grubenrettungswesen
- Rettungsgeräte
- Rettungsübungen

Aus- und Fortbildung
- Berg- und Betriebsschulen einschl. Unterricht
- Lehrwerkstätten
- Ausbildung ausländischer Studenten und Praktikanten
- Einführung in die sozialistische Produktion (ESP)

Soziale und medizinische Einrichtungen einschließlich baulicher Veränderungen
- Werksküche, Sozialräume
- Sanitätsstellen
- Bergbaupoliklinik
- Nachtsanatorium
- Sauna
- Urlaubs- und Erholungsstätten
- Kinderferienlager, Pionierlager

Bergmannswohnungsbau einschließlich baulicher Veränderungen
- Bergmannssiedlungen
- Eigenheime für Bergleute

Brauchtum und Traditionspflege
- Bergparaden
- Bergbaudenkmale
- Bergbaulehrpfade

Bildmaterialien, deren Entstehungszusammenhang aussagekräftig dokumentiert ist

Als archivwürdig in inhaltlich und/oder zeitlich determinierter Auswahl wurden eingestuft:

Bergschäden

Kulturelle und sportliche Veranstaltungen
- Kulturprogramme des Klubhauses Steinkohle
- Jugendweihe
- Tag des Bergmanns
- Freundschaftstreffen
- Betriebssportgemeinschaft, Sportfeste
- Gesellschaft für Sport und Technik (GST),
- Arbeit der Mal-, Foto- und Schreibzirkel

Politische Veranstaltungen, Konferenzen, Jahrestage, Ehrungen
- Vorträge
- Demonstrationen zum 1. Mai und aus anderen Anlässen
- Prämierungen
- SED-Delegiertenkonferenzen
- FDGB- und FDJ-Veranstaltungen
- Aktivisten-Leistungsschau
- Messe der Meister von morgen
- Ausstellungen
- Besuche von Persönlichkeiten
- Gedenk- und Trauerfeiern

Druckplatten zur Herstellung von Werkschroniken und Betriebszeitungen

Als kassabel wurden eingestuft:
- Mehrfachüberlieferung
- Bildmaterialien, für die andernorts eine qualitativ höherwertige Überlieferung zu erwarten ist, z.B. Vereinigungsparteitage, Friedensfahrt usw.
- qualitativ minderwertige Bildmaterialien (unscharf, verwackelt, über- oder unterbelichtet usw.)
- Bildmaterialien ohne Aussagekraft (Entstehungszusammenhang ist nicht dokumentiert)

Im Rahmen des Bewertungsverfahrens wurden kassable Bildmaterialien, archivwürdige Bildmaterialien mit Beschriftung und archivwürdige Bildmaterialien ohne Beschriftung voneinander separiert. Archivwürdige Bildmaterialien ohne Beschriftung wurden durch Mitglieder des Steinkohlenbergbauvereins Zwickau e.V. im Rahmen eines geringfügigen Beschäftigungsverhältnisses im Zeitraum Mai bis Juli 2004 identifiziert. Die Identifizierung der Glasplatten erfolgte aus Bestandserhaltungsgründen im Bergarchiv Freiberg, die Identifizierung der Papierabzüge und Negative z.T. im Bergarchiv, z.T. in Zwickau

Aus verfilmungstechnischen Gründen wurde festgelegt, bei Negativrollen bzw. Negativstreifen die als kassabel eingestuften Bildmotive durch Lochung während der Erschließung zu entwerten. Es erfolgte kein Zerschneiden der Negativrollen und -streifen, um die als archivwürdig eingestuften Bildmotive herauszulösen.

Der Gesamtumfang der Kassation beläuft sich auf ca. 35.500 Bildmaterialien; hierbei handelt es sich überwiegend um Doppelstücke.

Von Mai bis August 2004 erfolgte durch Fr. Regina Schulz im Rahmen einer Arbeitnehmerüberlassung die Erschließung der Bildmaterialien in der Datenbank AUGIAS-Archiv.
Aus Lagerungs- und Bestandserhaltungsgründen sind die verschiedenen Bildtypen bzw. Materialienarten durch Kennbuchstaben, sog. Cluster, die den lfd. Nummern vorgeschaltet werden und in Kombination die endgültige Archivaliensignatur bilden, kenntlich gemacht.
Zur Vermeidung von Redundanzen wurden Bildmaterialien mit gleichem Motiv, die aber auf unterschiedlichen Bildträgern vorliegen, in einem Datensatz erfasst. Das Formular bzw. die Erfassungsmaske der Datenbank wurde dieser Vorgehensweise entsprechend angepasst.
Serielle Bildmaterialien (einzeln oder als Fotoalben) wurden unter Vergabe von Sammeltiteln ebenfalls in einem Datensatz erfasst.

Im Rahmen der Erschließung erfolgte auch die Feinbewertung der Bildmaterialien durch die abschließende Aussonderung von Doppelstücken sowie die Entwertung der als kassabel eingestuften Bildmotive bei Negativrollen und/oder Negativstreifen.

Ingesamt wurden 4869 Bildmaterialien in 1913 Datensätzen verzeichnet. Ein Teil der Bildmaterialien ist aus Bestandserhaltungsgründen für die Benutzung gesperrt.

Dem Findbuch ist sowohl ein Abkürzungsverzeichnis als auch - zum besseren Verständnis der Anlegung und Entwicklung sächsischer Steinkohlenunternehmen - das Schema "Steinkohlenbergwerke in Sachsen" beigeheftet.


Korrespondierende Bestände

40024-21 Landesbergamt Freiberg – Steinkohle
40027-2 Oberbergamt Freiberg (neu) – Abteilung II
40028-3 Oberbergamt Freiberg (neu) - Staatliche Bergwirtschaftsstelle – Fotosammlung
40031 Oberbergamt Freiberg (neu) – Plakate zur Unfallverhütung
40039 Deponierte Risse zum Steinkohlenbergbau
40042 Fiskalische Risse zum Steinkohlenbergbau
40044 Generalrisse
40060 Kohlenwerksinspektion Zwickau
40064 Technisches Büro des Bergbaues und der Brennstoffindustrie des Landes Sachsen
40097 Sammlung Dr. Frank Armin Müller
40098 VVB Steinkohle, Zwickau
40107 Erzgebirgische Steinkohlen-Energiegesellschaft mbH, Zwickau
40109 Gewerkschaft Deutschland, Oelsnitz/Erzgeb.
40110 Gewerkschaft Gottes Segen, Lugau
40111 Gewerkschaft Morgenstern, Zwickau
40113 Steinkohlenwerk Zauckerode
40114 VEB Steinkohlenwerk und –kokereien August Bebel, Zwickau
40116 VEB Steinkohlenwerk Deutschland, Oelsnitz/Erzgeb.
40117 Steinkohlenbauvereine des Lugau-Oelsnitzer Reviers
40118 VEB Steinkohlenwerk "Karl Liebknecht", Oelsnitz/Erzgeb.
40119 VEB Steinkohlenwerk Karl Marx, Zwickau
40120 VEB Steinkohlenwerk Oelsnitz/Erzgeb.
40123 VEB Steinkohlenwerk "Willi Agatz", Freital
40124 VEB Steinkohlenwerk Martin Hoop, Zwickau
40158 Bergbaulicher Verein für Zwickau und Lugau-Oelsnitz
40163 Verein zur Errichtung von Bergmannswohnungen e.V., Zwickau
40167 Fotos bergmännischer Tagegebäude
40190 Erzgebirgischer Steinkohlen-Aktienverein
40191 Steinkohlenbauvereine des Zwickauer ReviersLiteraturhinweise

Emil Herzog, Geschichte des Zwickauer Steinkohlenbergbaues, Dresden 1852

R.F. Koettig, Geschichtliche, technische und statistische Notizen über den Steinkohlen-Bergbau Sachsens, Leipzig 1861

Festschrift des Erzgebirgischen Steinkohlen-Aktienvereins aus Anlass des 25. Dienstjubiläums von Direktor Jobst, Zwickau 1924

Waldemar May, Otto Stutzer, August Eckhard, 75 Jahre Gemeinschaftsarbeit der Sächsischen Steinkohlenwerke, Zwickau 1936

Von den Brückenberg-Schächten zum VEB Steinkohlenwerk Karl Marx, Zwickau 1859-1959, Betriebsgeschichte, o.O./o.J.

Kampf der Väter – Sieg der Söhne. Festschrift zur 100-Jahr-Feier des VEB Steinkohlenwerks Martin Hoop, Zwickau 1967

Klaus Hertel, Chronik der Zwickauer und Lugau-Oelsnitzer Steinkohlenwerke von ihrer Gründung an bis 1945, o.O. 1980 (masch.)

Rolf Vogel, Das Lugau-Oelsnitzer Steinkohlenrevier, Hohenstein-Ernstthal 1994.

Der Steinkohlenbergbau im Zwickauer Revier, hrsg. vom Steinkohlenbergbauverein Zwickau e.V., Zwickau 2000

Die Bestände des sächsischen Bergarchivs Freiberg, Halle 2003


Silber Kohle Uran - Bergbau um Zwickau. Katalog einer Ausstellung in den Priesterhäusern Zwickau, Zwickau 2003

Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen, versch. Jge.


Freiberg, 01.10.2004

M. Harring
Abkürzungsverzeichnis
^[01]

Mannschaftsbilder und Einzelpersönlichkeiten des betrieblichen Lebens.- Betriebsanlagen über und unter Tage.- Grubenrettungswesen.- Aus- und Fortbildung.- Soziale und medizinische Einrichtungen.- Bergmannswohnungsbau.- Politische, kulturelle und sportliche Veranstaltungen.- Konferenzen, Jahrestage und Ehrungen.- Brauchtum und Traditionspflege.

Zu Werbe- und Dokumentationszwecken entstand in den Betrieben des Zwickauer Steinkohlenbergbaus schon früh eine umfangreiche Bildüberlieferung. Für die volkseigenen Betriebe gab es werksweise organisierte Betriebsfilmstudios, Fotozirkel sowie Mal- und Zeichenzirkel, die dem jeweiligen Kulturhaus angeschlossen waren. Neben Zuarbeiten für Betriebszeitungen und Chroniken sowie Filmwerken zu besonderen Betriebsereignissen mit teilweise künstlerischem Anspruch entstanden in den Zirkeln auch Werke ohne betrieblichen Hintergrund. Einen großen Teil der Überlieferung bildet ferner Amateurmaterial, das von Betriebsmitgliedern erstellt wurde.