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Beständeübersicht

Bestand

40134 VEB Blechwalzwerk Olbernhau

Datierung1925 - 1997, 2003
Benutzung im Bergarchiv Freiberg
Umfang (nur lfm)13,80

Bestand enthält auch 32 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular

Vorwort

1. Firmengeschichte

Die Tradition der Metallbearbeitung in Grünthal (heute OT von Olbernhau) reicht bis in das 16. Jahrhundert zurück. Als Betriebsteil der F.A. Lange AG war das Werk in Grünthal in die nationalsozialistische Kriegswirtschaft eingebunden und wurde nach Kriegsende von der Sowjetischen Militäradministration Deutschland (SMAD) beschlagnahmt. Ab Oktober 1945 wurde das Werk zu großen Teilen demontiert und von einem Treuhänder verwaltet. Am 29. April 1947 wurde das Werk zu Volkseigentum erklärt und bald darauf dem Werksleiter Karl Asmus, der das Werk bereits 1934 bis 1945 geleitet hatte, unterstellt. Der Betrieb trug den Namen VEB Sächsische Blechwalzwerke Olbernhau und war der Industrieverwaltung 15, Metallwaren Chemnitz, angegliedert. Er hatte für Reparationen vor allem durch die Dynamoblechproduktion zu sorgen. Durch den Befehl Nr. 32 des obersten Chefs der SMAD wurde das Blechwalzwerk zum 1. Juli 1948 der Industrie-Vereinigung Eisen und Stahl mit Sitz in Babelsberg (später Leipzig), Hauptverwaltung Metallurgie, unterstellt und in der Vereinigung Volkseigener Betriebe zur Produktion und Verarbeitung von Roheisen, Stahl und Walzerzeugnissen VVB-VESTA zusammengefasst.
Nach Auflösung der VVB-VESTA wurde der VEB Blechwalzwerke Olbernhau zum 1. Januar 1969 dem VEB Blech- und Bandstahlkombinat "Hermann Matern" (Benennung seit 1971) in Eisenhüttenstadt unterstellt. Damit war das Werk in Olbernhau Glied einer Produktionskette, die von der Verhüttung im Eisenhüttenwerk in Thale bis zu den verschiedenen Arten des Walzens der Bleche an den Standorten Oranienburg, Finow, Burg (Sachsen-Anhalt) und Eisenhüttenstadt reichte, womit der misslungene Versuch kompensiert wurde, in Eisenhüttenstadt eine vollständige Produktionskette zu errichten. Um 1980 wurde die Produktion von Dynamoblechen zugunsten der von Rationalisierungsmitteln zurückgefahren. Mit der Stilllegung des Werks 1989 wurde es der Treuhandverwaltung durch das Eisenhütten-Kombinat Ost Stahl (EKO-Stahl) unterstellt und abgewickelt.
Im Jahr 2005 bewilligte das Regierungspräsidium Chemnitz der Stadt Olbernhau für die Erarbeitung eines Konzeptes zur weiteren Nutzung des brachliegenden Gewerbegeländes am ehemaligen Blechwalzwerk Fördermittel in Höhe von 43.200 Euro aus der Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur". Seitens ortsansässiger Betriebe bestand Interesse an der Nachnutzung des Geländes, jedoch nur unter der Bedingung einer überschaubaren finanziellen Belastung. Deshalb wurden mittels des angestrebten Gutachtens die bautechnisch-statische Situation der Gebäude eingeschätzt und noch vorhandene technische Anlagen bezüglich weiterer Verwendungsmöglichkeiten überprüft. Hinzu kam eine Untersuchung des Geländes auf mögliche Altlasten. Das Grundstück umfasst Industrie- und Gewerbeflächen mit einer Ausdehnung von ca. 6,4 Hektar, von denen ca. zwei Hektar bebaut sind. Das Gelände wurde von 1924 bis zur Stilllegung des Blechbearbeitungswerkes 1990 industriell genutzt. Anschließend wurde es in mehreren Teilstücken an Betriebe und Privatpersonen verkauft. Bedingt durch häufigen Eigentümerwechsel und den Tod des letzten Inhabers 1998 blieb der Standort als Brache liegen. Nachdem dessen Nachkommen das Erbe ausschlugen, erklärte der Nachlasspfleger im November 2004 den Verzicht auf die Eigentumsrechte. Bis zum Jahr 2005 hatte der Freistaat Sachsen sein Aneignungsrecht nicht ausgeübt. Nicht nur aufgrund der in Olbernhau stark gesunkenen Einwohnerzahlen von 13260 im Jahr 1989 auf 10716 im Jahr 2006, sondern auch aufgrund fehlender Nachnutzungskonzepte bzw. fehlenden Bedarfs, stehen die Zeichen im Herbst 2007 nun auf Abriss des - mittlerweile zur Brache verkommenen - Industrieareals, auf dem Mitte der 1950er Jahre mehr als 600 Beschäftigte beim größten Arbeitgeber der Region beschäftigt waren.

2. Bestandsgeschichte und Bearbeitungsbericht Fotos

Aus der in Olbernhau lagernden Registratur wurden 54 lfm unter dem Titel "Restbestand des Kupferhammers Grünthal bis 1950" aus dem Verwaltungsarchiv des Blechwalzwerks durch Mitarbeiterinnen des Hauptstaatsarchivs Dresden im Rahmen der Erschließung genannten Bestands 1987 aufgenommen und übernommen. Bei der Bestandsbearbeitung von 1987 ist eine Findkartei zum Bestand VEB Blechwalzwerk Olbernhau erstellt worden, in die die Fotos ohne nähere Angaben integriert waren. Der Fotobestand besteht nahezu ausschließlich aus der Überlieferung der Werkszeitung "Walzwerk-Echo". Der Großteil der im Bestand vorhandenen Negative wurde vom ehemaligen Abteilungsleiter WAO, Petermann, ab ca. 1976 gesammelt. Fotos aus dem Nachlass Kasper, teils nachweislich aus der Fotosammlung des Blechwalzwerks stammend, sind hier wieder eingegliedert worden.
Aufgrund des bevorstehenden Abrisses der früheren Gebäude des Blechwalzwerks wurden im Mai 2007 dem Sächsischen Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg weitere Unterlagen zur Firmengeschichte angeboten. Die Neuübernahme entsprach dem mitgelieferten, tabellarischen Ablieferungsverzeichnis und umfasste 1 Fotoalbum mit 29 Fotos, 1 Ordner mit gelochten Fotoalbenblättern, auf die 38 Fotos aufgeklebt wurden, und 5 Kuverts mit 82 s/w-Fotos. Die Überlieferung dieser ergänzenden Bestände erstreckt sich über den Zeitraum von 1957 bis März 1988.
Die Fotos der neu übernommenen Bestände zeigen überwiegend bauliche Maßnahmen auf dem Werksgelände und Ansichten aus der Produktion. Der vorliegende Bestand muss im Kontext der weiteren Bestände des VEB Blechwalzwerk Olbernhau (40134) betrachtet werden. Im Zuge der Verzeichnung erfolgte die technische Bearbeitung des Bestands. Die Fotos wurden gereinigt und in säurefreies Papier eingeschlagen. Die Titelvergabe erfolgte in Anlehnung an die gewählten Titel bzw. an die rückseitige Beschriftung und Datierung der Fotos. Die Fotos wurden rückseitig mit Bleistift mit der Bestandssignatur und der fortlaufenden Nummer versehen. Im Zuge der Klassifikation erfolgte eine sachthematische Ordnung. Gesperrt wurden 3 Fotos von Unfällen.
Der Bestand wurden im Rahmen eines Werkvertrags von Herrn Malte Krüger mit der Archivsoftware Augias 7.4 intensiv verzeichnet. Das Findbuch wurde 2007 erstellt.

3. Bestandsgeschichte Akten und Risse

Der Bestand VEB Blechwalzwerk Olbernhau ist aus folgenden beiden Teilen der Bestände des Kupferhammers Grünthal und seiner Nachfolger herausgelöst worden:
1. Ein Teilbestand von 50 lfm mit 220 Rissen, Laufzeit 16. - 20. Jh., der nach dem Brand im Verwaltungsgebäude des VEB Blechwalzwerk bzw. des Gebäudes des Kupferhammerwerks Grünthal über das Kreisarchiv Marienberg in das Hauptstaatsarchiv Dresden abgegeben worden war.
2. Ein Teilbestand von 54 lfm mit 37 Rissrollen ist unter dem Titel "Restbestand des Kupferhammers Grünthal bis 1950" aus dem Verwaltungsarchiv des Blechwalzwerks durch Mitarbeiterinnen des Bergarchivs Freiberg im Rahmen der Erschließung des Bestands 1987 aufgenommen und übernommen worden.
Da der EKO-Stahl AG weiter Aufgaben aus der Treuhandschaft über das Blechwalzwerk entstehen, sind ihr am 30. März 1992 2516 Akteneinheiten, v.a. zu Personalangelegenheiten, aus den oben genannten Teilen des Bestands bis zum Ende ihrer gesetzlichen Aufbewahrungsfrist als Leihgabe übergeben worden.
Die zu diesem Zeitpunkt im Sächsischen Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg vorhandenen Akten wurden im Jahr 2004 bewertet und im Rahmen einer Arbeitnehmerüberlassung von Herrn Frieder Münden verzeichnet. Der Bestand wurde im Anschluss daran gereinigt, entmetallisiert und verpackt.
Aufgrund des bevorstehenden Abrisses der früheren Gebäude des Blechwalzwerks wurden im Mai 2007 dem Sächsischen Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg weitere Unterlagen zur Firmengeschichte angeboten. Diese wurden von Herrn Dr. Nolte vor Ort in Olbernhau gemeinsam mit einem früheren Mitarbeiter des Werks bewertet und anschließend in das Bergarchiv Freiberg überführt. Die Neuübernahme entsprach dem mitgelieferten, tabellarischen Ablieferungsverzeichnis und umfasste rund 30 Archivbehälter bzw. Ordner sowie 51 Mappen sowie rund 300 Risse, Karten und Pläne. Die Überlieferung dieser ergänzenden Bestände erstreckt sich über den Zeitraum von 1950 bis 1992.
Die im Mai 2007 übernommenen Bestände wurden im Rahmen eines Werkvertrags im Zeitraum von Mitte September bis Anfang November 2007 von Herrn Malte Krüger mit der Archivsoftware Augias 7.4 intensiv verzeichnet. Die Findbucherstellung erfolgte ebenfalls 2007.

Korrespondierende Bestände

Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg:
40134-8 VEB Blechwalzwerk Olbernhau - Risse
40134-7 VEB Blechwalzwerk Olbernhau - Akten
40134-1 Kupferhammer Grünthal - Althammer
40134-2 Kupferhammer Grünthal - Risse

Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Chemnitz:
30407 Kreistag/Kreisrat Marienberg
30413 Rat des Bezirkes Karl-Marx-Stadt
32033 SED-Grundorganisation VEB Blechwalzwerk Olbernhau

Sächsisches Staatsarchiv, Hauptstaatsarchiv Dresden:
11384 Landesregierung Sachsen, Ministerium für Wirtschaft
11540 Hauptverwaltung landeseigener/volkseigener Betriebe Sachsens
11541 Industrieverwaltungen

Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig:
20673 VVB(Z) VESTA Produktion und Verarbeitung von Roheisen, Stahl- und Walzwerkserzeugnissen, Leipzig

Stadtarchiv Olbernhau:
Stadtverwaltung Olbernhau
Quellensammlung Wiefel

Literatur

Kasper, H.-H.: Von der Saigerhütte zum Kupferhammer Grünthal 1537 - 1873, Olbernhau 1994

Kupfer, Silber, Stahl: Beiträge zur Geschichte der Metallurgie mit einer Auswahl von Referaten zum wissenschaftlichen Kolloquium "450 Jahre Saigerhütte Grünthal" am 24. Juni 1987, Annaberg 1988

Lahl, Bernd; Kugler, Jens: Alles kommt vom Bergwerk her, Chemnitz 2005

Schönherr, Tilo: 453 Jahre Geschichte der Metallurgie in Olbernhau-Grünthal - Kupfer, Stahl, Silber 1537 - 1990, Eisenhüttenstadt 1990 (Videokassette)

Unser Friedenswerk: Betriebsgeschichte des VEB Bandstahlkombinat "Hermann Matern" Eisenhüttenkombinat Ost, Neustrelitz 1970

Walzwerk-Echo, Betriebszeitung, 1.1963, 5. Febr.-18.1980, Dez.; 19.1981, 2-28.1990,7

Wiefel, Bernd: Die Geschichte des Blechwalzwerks Olbernhau vom demontierten Buntmetallwerk der Firma F.A. Lange zum zentralgeleiteten volkseigenen Stahlblechwalzwerk der VVB Eisen und Stahl (1945 - 1955), Manuskript Olbernhau 1988 - 1998

Die Zange, Betriebszeitung, 1962, April - Dezember

Akten: Betriebsorganisation, Forschung und Entwicklung, Personal, Planung, Soziales, Kultur und Bildung, Produktion, Finanzen und Haushalt, Vermögen.
Fotos: Traditionspflege, Kultur und Sport, Messen und Ausstellungen, Soziales, Betriebsangehörige, Produktionsanlagen, Baumaßnahmen.
Karten, Risse, Pläne: Systeme, Maschinen und Anlagen, Gebäude, Baumaßnahmen und Rekonstruktion, Meßvorrichtungen, Hallen- und Lagepläne.
Die Seigerhütte Grünthal wurde 1537 vom Annaberger Bergmeister Hanns Lienhard gegründet und war in der Folgezeit die einzige Seigerhütte Sachsens. Sie war keine Schmelzhütte für die umliegenden Gruben; stattdessen wurde hier das in den naheliegenden sächsischen und böhmischen Kupferhütten erzeugte Schwarzkupfer gesaigert bzw. entsilbert, also zu Silber und Garkupfer weiterverarbeitet.
1550 ging die Seigerhütte in den Besitz der Familie Uthmann über. 1567 kaufte Kurfürst August das Hüttenwerk und die Seigerhütte. Nach über dreihundert Jahren in landesherrlichem Besitz wurde die Anlage 1873 an den Besitzer der Argentanfabrik Auerhammer, F.A. Lange, verkauft und unter dem Firmennamen "Sächsische Kupfer- und Messingwerke F.A. Lange" bzw. "F.A. Lange Metallwerke AG" geführt.
Das Werk wurde 1945 von der Sowjetischen Militäradministration beschlagnahmt und teilweise demontiert. 1947 wurde der Betrieb verstaatlicht und 1952 der VEB Blechwalzwerk Olbernhau gegründet. 1969 wurde der Betrieb dem Bandstahlkombinat Eisenhüttenstadt angegliedert.
Die historischen Gebäude des Althammers wurde zwischen 1958 und 1961 rekonstruiert. Sie dienen heute als Schauhammer und technisches Denkmal.
Der Betrieb selbst wurde 1992 stillgelegt.
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