Beständeübersicht
Bestand
40140 Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel
Datierung | 1692-1925 |
---|---|
Benutzung im | Bergarchiv Freiberg |
Umfang (nur lfm) | 1,43 |
Vorwort
1. Das sächsische Blaufarbenwesen
Kobalterze, die bei der Silbergewinnung anfielen und in früheren Zeiten auch als sogenannte "Silberräuber" achtlos als wilde Bergart auf die Halden gestürzt wurden, erlangten erst mit der Entdeckung, dass man damit Glas blau färben konnte, Bedeutung.
Peter Weidenhammer, ein gebürtiger Franke, fand um 1520 in Schneeberg einen Rohstoff zur Blauglasherstellung aus kobalthaltigen Rückständen beim Wismutschmelzen (Wismutgraupen) und verkaufte diesen nach Venedig und Nürnberg.
Der Glasmacher Christian Schürrer aus Platten verbesserte um 1540 die Technologie der Blauglasherstellung durch Schmelzen von Kobalterzen unter Zusatz von Pottasche. Die Smalte (Schmelzglas) wurde anschließend zerstampft und zerrieben, in Fässer verpackt und gewinnbringend in die Zentren der Glasmacherkunst verkauft.
So langsam entwickelte sich die Blauglasherstellung, die gewinnträchtiger als der Kobalthandel war, auch im Erzgebirge. In Sachsen und vor allem in Böhmen entstanden nach und nach einige kleinere Farbmühlen, die mehr oder weniger rentabel arbeiteten.
Mit dem gleichzeitigen Niedergang des Silberbergbaus entwickelte sich die Gegend um Schneeberg zum bedeutendsten Kobalterzlieferanten der Welt im 16. und 17. Jahrhundert.
Über Handelshäuser in Nürnberg und Augsburg gelangten die gerösteten Kobalterze (Safflore) nach Venedig und Holland.
Seit 1542 bezogen die Holländer für ihre Farbmühlen in größerem Umfang geröstetes Kobalterz aus Schneeberg.
Die Kobaltgewerken standen untereinander in starkem Konkurrenzkampf um das Safflorgeschäft.
Ab 1603 übernahm der Fiskus das Monopol über den Kobalt- und Wismuthandel. 1610 schloss Kurfürst Christian den ersten Kobaltkontrakt mit den Holländern, wonach alles in Schneeberg geförderte Kobalt von der kurfürstlichen Kobaltkammer angekauft und der holländische Kaufmann Kreifinger zur Abnahme und Steuerentrichtung verpflichtet wurde.
Bedingt durch den Dreißigjährigen Krieg kam jedoch Bergbau und Hüttenwesen um 1632 fast völlig zum Erliegen.
Bald sollten sich aber Kobaltbergbau und Farbherstellung wieder erholen und zu nicht erwarteter Blüte entwickeln.
Der Schneeberger Ratsherr Veit Hans Schnorr der Ältere sicherte sich 1635 einen Schönburgischen Freibrief, um in Niederpfannenstiel bei Aue an der Stelle eines von Kroaten zerstörten Hammerwerkes die erste größere Farbmühle Sachsens nahe den Schneeberger Gruben zu erbauen. Die Konkurrenz blieb nicht aus. Weitere Blaufarbenwerke wurden gegründet: 1644 durch Johannes Burkhardt in Oberschlema, 1640 in Jugel durch Christoph Löbel, 1649 durch Sebastian Oehme bei Annaberg und 1649 durch Erasmus Schindler in Albernau.
Dem Wunsch der Kobaltgewerken und Blaufarbenwerksbesitzer nach geregeltem Verkauf der Erze und Blaufarbenwerksprodukte wurde mit dem Abschluss des Schneeberger Hauptkobaltkontraktes vom 5. September 1641 entsprochen. Er vereinigte sämtliche bauende Kobaltgewerke zu Schneeberg sowie Burkhardt, Schnorr und den Hamburger Kaufmann Friese auf sechs Jahre. Der Vertrag regelte die Abnahme der Erze, den Verkauf der Erzeugnisse, das Recht auf den Betrieb des Blaufarbenwerkes von Schnorr und die Genehmigung für Burkhardt zum Bau der Farbmühle. Sogar die Versorgung der Blaufarbenwerke mit Pottasche wurde hierin festgeschrieben.
1649 folgte ein weiterer Vertrag, in welchen auch die Blaufarbenwerksbesitzer Erasmus Schindler und Sebastian Öhme (letzterer als Erbe des verstorbenen Friese) aufgenommen wurden und der die Erzpreise detailliert festlegte. Da sich diese gemeinsamen Abmachungen für den Blaufarbenhandel und den Absatz des Kobalterzes offensichtlich bewährten, kam es zu einer ständigen Erneuerung der Kontrakte mit immer exakteren Vereinbarungen.
Von großer Bedeutung für die Weiterentwicklung des sächsischen Blaufarbenwesens war das Testament des 1651 verstorbenen Burkhardt. In diesem vermachte er seine vier Erzgruben und das Blaufarbenwerk in Oberschlema dem sächsischen Kurfürsten Johann Georg II.
Das ehemalige Privatblaufarbenwerk wurde nun kurfürstlicher Besitz.
Ein Kontrakt aus dem Jahre 1653 bestimmte, dass innerhalb Sachsens keine weiteren Blaufarbenwerke errichtet werden durften.
Mit dem Abschluss eines Vertrages von 1659 wurden Festlegungen zum gemeinsamen Farbhandel der Blaufarbenwerke und zur Errichtung von Handelslagern in Leipzig und Schneeberg getroffen.
Der Kurfürst kaufte 1668 für 8500 Taler noch das Jugler Blaufarbenwerk, welches 1677 dem Oberschlemaer Werk angegliedert wurde. Dieses sogenannte Doppelwerk erhielt 2/5 der gesamten Kobaltförderung, während den Privatblaufarbenwerken in Niederpfannenstiel, Zschopenthal und Schindlerswerk nur jeweils 1/5 der Produktion zustanden.
Das gemeinsame Wirtschaften der Blaufarbenwerke nahm immer mehr monopolartigen Charakter an. Mit der Kompagnieverfassung von 1692 bildete sich die sogenannte "Feste Hand", ein kartellartiger Zusammenschluss der Blaufarbenwerksbesitzer.
Im gleichen Jahr verpachtete der Kurfürst für 13.000 Gulden das landesherrliche Doppelwerk in Oberschlema an die Privatblaufarbenwerke. Diese Verpachtung endete 1724 mit erheblichen Schäden für den Fiskus und nach Zahlung einer Entschädigung durch die Privatblaufarbenwerke kam das Blaufarbenwerk Oberschlema wieder in landesherrliche Verwaltung.
Im Zuge der weiteren Zusammenarbeit zwischen den Privatwerken und dem Königlichen Blaufarbenwerk wurden ab 1731 in Leipzig die sogenannten Messkonferenzen des Blaufarbenwerkskonsortiums abgehalten, bei denen Rechnung gelegt, weitere gemeinsame Vorhaben beraten und Beschlüsse gefasst wurden.
Infolge Rohstoffmangels und Absatzschwierigkeiten, bedingt durch die Konkurrenz der ausländischen Blaufarbenproduzenten und die Erfindung des künstlichen Ultramarins geriet das sächsische Blaufarbenwesen Mitte des 19. Jahrhunderts in eine Krise. Das Zschopenthaler Werk wurde 1847 geschlossen und Schindlerswerk in eine Ultramarinfabrik umgewandelt.
Nachdem sich 1848 die Privatblaufarbenwerke zum Sächsischen Privatblaufarbenwerks-Verein zusammengeschlossen hatten, wurde 1854 der Sozietäts-Kontrakt verabschiedet, der die weiteren Verhältnisse des Blaufarbenwerkskonsortiums bezüglich des Absatzes und des Rohstoffbezuges regelte.
Die einheimischen Rohstoffe reichten für die Produktion der Blaufarbenwerke nicht mehr aus, es kam zu umfangreichen Importen aus dem Ausland, u.a. aus Ungarn, Skandinavien, Italien und Übersee. 1855 kaufte der Sächs. Blaufarbenwerksverein das norwegische Blaufarbenwerk Modum nebst den dazugehörigen Gruben.
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts produzierten die Blaufarbenwerke vorwiegend verschiedene Sorten Smalten und Safflore, Kobaltspeisen und geringe Wismutmengen. Später wurde die Produktionspalette auf Kobaltoxyd, Ultramarin, Nickel, Argentan (Neusilber), Arsenik, Wismut und andere Metalle und Legierungen erweitert bzw. umgestellt.
Die Erzeugung von Kobalt und Kobaltprodukten trat in Sachsen zunehmend in den Hintergrund.
Im 20. Jahrhundert verwandelten sich die noch verbliebenen Blaufarbenwerke Aue-Niederpfannenstiel und Oberschlema langsam in Metallhüttenwerke und konzentrierten sich vorwiegend auf die Nickelerzeugung. Bereits 1914 konnte eine neu errichtete Nickelelektrolyse in Niederpfannenstiel den Betrieb aufnehmen.
Der 1. Weltkrieg stürzte die Blaufarbenwerke in eine weitere Krise. Rohstoffknappheit und der Abbruch von weltweiten Geschäftsbeziehungen brachten den Blaufarbenhandel völlig zum Erliegen, das Wismutmonopol erlosch.
Der Versuch, 1923 das staatliche Werk mit den privaten Unternehmen zu vereinigen, misslang.
Das Blaufarbenwerk Oberschlema wurde 1924 den Staatlichen Hüttenwerken Freiberg angegliedert. Der Aue-Niederpfannenstieler Betrieb produzierte selbständig weiter.
1940 kam es zu einem Pachtvertrag zwischen dem Sächs. Blaufarbenwerksverein Aue und dem sächsischen Staat unter Regie der Oberdirektion der Staatlichen Hütten- und Blaufarbenwerke Freiberg.
Nach dem 2. Weltkrieg standen die Blaufarbenwerke unter der Verwaltung der SMAD. Zwei Drittel der gesamten Anlagen wurden von der SDAG Wismut für die Uranerzaufbereitung beansprucht.
1951 wurde das Blaufarbenwerk Oberschlema mit dem Aue-Niederpfannenstieler Betrieb zum VEB Nickelhütte Aue vereinigt und die SDAG Wismut gab 1957 die Anlagen zurück.
Von nun an konzentrierte sich das aus ehemals fünf bedeutenden Werken bestehende sächsische Blaufarbenwesen in der Nickelhütte Aue.
Abriss zur Geschichte des Blaufarbenwerks Niederpfannenstiel
1635
Der Schneeberger Rats- und Bergherr Veit Hans Schnorr d.Ä. kauft auf Schönburgischem Grund und Boden, am Ausgang des Bärengrundes im Schwarzwassertal am sogenannten Pfannenstiel, einen Platz zur Errichtung einer Farbmühle und erhält am 20. Februar vom Schönburger Grafen auf Hartenstein das Privileg dafür.
1641 Schnorr lässt sich vom Grafen Otto Albrecht und schließlich 1642 auch vom Kurfürsten neue Privilegien für seine Farbmühle ausstellen.
Sept. 1641 Abschluss des Schneeberger Hauptkobaltkontraktes, Vereinigung sämtlicher Schneeberger Kobaltgewerke und Blaufarbenwerksbesitzer, Regelung zum Rohstoffbezug und zum Absatz der Blaufarbenprodukte.
1648 Schnorr wird auf einer Reise zur Leipziger Messkonferenz verschleppt, gelangt in russische Gefangenschaft und verstirbt sechzehn Jahre später in Wien. Seine Frau Rosina führt das Werk weiter.
1649, 1653, 1659 Beteiligung an weiteren Kobaltkontrakten
1677 Veit Hans Schnorr d. J. (1687 als Schnorr von Carolsfeld geadelt) übernimmt von seiner Mutter die Geschäfte. Er erhält vom Kurfürsten neben der Genehmigung zur Weiterführung des Werkes und weiteren Freiheiten, wie Schlacht-, Back- und Schankgerechtigkeit auch die Genehmigung zur Verlegung des Werkes auf kurfürstliches Gebiet im Falle von starken Belastungen durch die Herren von Schönburg.
1692 Kompanieverfassung, kartellartiger Zusammenschluss der Blaufarbenwerksbesitzer und Verpachtung des Doppelwerkes in Oberschlema an die Privatblaufarbenwerke. Errichtung gemeinsamer Farblager in Leipzig und Schneeberg
Anfang 18. Jahrhundert Erlass einer Farb-, Mühl- und Hüttenordnung für das Pfannenstieler Blaufarbenwerk
1715 Veit Hans Schnorr d. J. stirbt. Die Erben veräußern einen großen Teil der Kuxe (u.a. auch an den Kurfürsten) und haben nur noch einen geringen Anteil am Werk. Die Geschäfte werden von verschiedenen Faktoren (Jacob Zschiedrich um 1720, Johann Karl und Johann Gottlieb Lindemann u.a.) weitergeführt.
1717 Errichtung einer Betriebskrankenkasse (gilt als älteste in Deutschland)
1724 Erneuerung der zwischen 1671 und 1691 geschlossenen Kobaltkontrakte, genaue Regelung der Anteile der 5 Werke für Rohstoffbezug und Absatz.
1801 Carl Heinrich Beck wird Faktor in Niederpfannenstiel, sein Sohn Carl Beck übernimmt die Faktorstelle 1835
1847 Schließung des Blaufarbenwerkes Zschopenthal und Übernahme der Produktion durch das Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel. 1848 nimmt Kurt Alexander Winkler seine Tätigkeit in Niederpfannenstiel auf und unternimmt Versuche zur Verwendung der Kobaltoxyde. Verstärkte Konzentration der Produktion auf Nickel.
1848 Vereinigung der Privatblaufarbenwerke im Sächsischen Blaufarbenwerksverein, dieser umfasst nunmehr das Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel, welches federführend in Verwaltung und Organisation agiert, die Ultramarinfabrik Schindlerswerk nebst Kisten- und Pappenfabrik sowie das Freigut Albernau.
1854 Abschluss des Sozietätsvertrages, nach dem das Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel mit drei Fünfteln und das Staatliche Blaufarbenwerk Oberschlema mit zwei Fünfteln am Einkauf der Kobalterze und dem Absatz der Erzeugnisse beteiligt war.
1855 Kauf des norwegischen Blaufarbenwerkes Modum durch den Blaufarbenwerksverein
1864 Clemens Alexander Winkler (später Erfinder des Germaniums und Professor für Chemie an der Bergakademie Freiberg) wird Hüttenmeister in Niederpfannenstiel
1885 Bau einer neuen Smaltefabrik
1914 Inbetriebnahme der Nickelelektrolyse
1940 Pachtvertrag zwischen dem sächs. Staat und dem Blaufarbenwerksverein/Blaufarbenwerk Aue-Niederpfannenstiel (seit 1921 gehört der Ort Niederpfannenstiel zu Aue)
1942 Beginn der Kupferverarbeitung mit der Herstellung von Pflanzenschutzmitteln
1944 Konkurs des Werkes
1946 Das Blaufarbenwerk Aue-Niederpfannenstiel steht unter Zwangsverwaltung der SMAD. Die Betriebsanlagen werden für die Uranerzaufbereitung genutzt.
1951 Das Werk in Aue-Niederpfannenstiel und das Blaufarbenwerk Oberschlema werden zum VEB Nickelhütte Aue vereinigt.
1957 Rückgabe der Anlagen durch die SDAG Wismut
1958 - 1963 Rekonstruktion des Betriebes
1966 Zuordnung zum VEB Mansfeld Kombinat Eisleben
1979 Angliederung an den VEB Bergbau- und Hüttenkombinat "Albert Funk" Freiberg
1991 Übernahme der Nickelhütte Aue durch die Siegfried Jacob Metallwerke GmbH und Co. KG.
Produziert weiter als Nickelhütte Aue GmbH.
2. Bestandsgeschichte
Der Bestand des Blaufarbenwerkes Niederpfannenstiel wurde im Jahre 1954 vom damaligen Landesarchiv Glauchau an das Staatsarchiv Leipzig abgegeben und dort als Mischbestand mit den Akten des Blaufarbenwerkes Zschopenthal verzeichnet. Als Ergebnis dieser Erschließung entstand im August 1954 ein maschinenschriftliches Findbuch.
1977 gelangte der Mischbestand der Blaufarbenwerke Niederpfannenstiel und Zschopenthal ins Hauptstaatsarchiv nach Dresden und wurde dort 1998 verfilmt.
Im Zuge der Beständebereinigungen zwischen den Sächsischen Staatsarchiven kamen die Archivalien sämtlicher Privatblaufarbenwerke (Schindlerswerk, Niederpfannenstiel, Zschopenthal, Hauptblaufarbenlager Leipzig, Privatblaufarbenwerksverein) 2003 ins Bergarchiv Freiberg, wo der Bestand des Staatlichen Blaufarbenwerks Oberschlema schon seit 1951 verwahrt wurde.
3. Bearbeitungsbericht
Eine im Bergarchiv erfolgte eingehende Bestandsaufnahme kam zu dem Ergebnis, dass der gegenwärtige Ordnungs- und Erschließungszustand sämtlicher Aktenbestände des sächsischen Blaufarbenwesens den Anforderungen einer heutigen Recherche nicht mehr genügte und keiner dieser Bestände im PC erfasst war. Einige weitere wesentliche Gründe dafür waren u.a. auch: teilweise Vermischung der Provenienzen, unzureichende oder gar keine Klassifizierung, mangelhafte Datierung, Einzelbeständen stand ein Sammelbestand gegenüber.
Da es sich bei der Erschließungsintensität meist nur um eine einfache Titelaufnahme handelte, entsprach auch dies nicht der Bedeutung der Bestände. Ein entsprechender Informationsverlust war vorprogrammiert.
Insofern wurde der Entschluss einer kompletten Trennung/Neuordnung und Intensiverschließung sämtlicher Bestände des Blaufarbenwesens gefasst.
40140 Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel:
Provenienzprüfung und Herauslösung von Akten aus den Beständen 40136-1 Sächsische staatliche und private Blaufarbenwerke/Sammelbestand und 40136-2 Blaufarbenwerk Oberschlema sowie Trennung vom Bestand 40136-4 Blaufarbenwerke Zschopenthal/Niederpfannenstiel.
Die Verzeichnung selbst erfolgte mittels des PC-Programmes Augias 7.4.
Zu Beginn der Bearbeitung wurde eine entsprechende Klassifikation aufgestellt und während des Bearbeitungszeitraumes komplettiert. (s. Inhaltsverzeichnis)
Soweit erforderlich wurden die Aktentitel dem heutigen Sprachgebrauch angepasst bzw. korrigiert oder neu gebildet. Notwendige Erläuterungen wurden zum besseren Verständnis in eckige Klammern gesetzt oder mit Enthält-Vermerken aufgeschlüsselt.
Aus Bestandserhaltungsgründen kam es zur Sperrung und Aufnahme einiger geschädigter Akten in die entsprechenden Schadenslisten.
Im Ergebnis der Erschließung konnten insgesamt 87 Akteneinheiten des Blaufarbenwerkes Niederpfannenstiel aufgenommen werden.
Der Bestand dokumentiert die Geschichte des Blaufarbenwerkes Niederpfannenstiel und des sächsischen Blaufarbenwesens in technisch-wirtschaftlicher aber auch sozialer und gesellschaftlicher Hinsicht im Zeitraum von 1692 - 1925.
Korrespondierende Bestände
Bergarchiv Freiberg:
40001 Oberbergamt Freiberg
40005 Oberbergamt Freiberg - Maschinenbaudirektion
40007 Bergamt Annaberg mit Neundorf und Wiesa
40008 Bergamt Johanngeorgenstadt mit Schwarzenberg und Eibenstock
40015 Bergamt Schneeberg
40017 Obergebirgisches Oberzehntenamt
40021 Zehntenamt Schneeberg
40035 Oberhüttenamt
40040 Fiskalische Erzrisse
40024 (Landes-)Bergamt Freiberg (entsprechende Teilbestände)
40044 Generalrisse
40074 Knappschaften
40095 Bergbau- und Hüttenkombinat "Albert Funk" Freiberg
40099 Konsortschaftliche Grubenverwaltung Schneeberg-Neustädtel
40096 VVB Buntmetall
40136 Königl./Staatl. Blaufarbenwerk Oberschlema
40138 Blaufarbenwerk Schindlerswerk / Schneeberger Ultramarinfabrik
40142 Blaufarbenwerk Zschopenthal
40151 Sächs. Hauptblaufarbenlager Leipzig
40173 Sächs. Privatblaufarbenwerks-Verein
Hauptstaatsarchiv Dresden:
10036 Finanzarchiv
10851 Ministerium der Finanzen
Literaturhinweise
BLECHSCHMIDT, MANFRED - WALTHER, KLAUS: Vom Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel zum volkseigenen Betrieb Nickelhütte Aue - Episoden und Bilder aus 350 Jahren Geschichte, Lößnitz 1985.
BRUCHMÜLLER, WILHELM: Der Kobaltbergbau und die Blaufarbenwerke in Sachsen bis zum Jahre 1653, Crossen/Oder 1897.
EDELMANN, C.: Rückblick in die Geschichte des Königlich-Sächsischen Blaufarbenwerks Oberschlema, in: Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen in Sachsen 1901, Freiberg 1901, S. 1-16.
GERBER, MORITZ: Die sächsischen Privatblaufarbenwerke in der Vergangenheit und Gegenwart, Dresden 1864.
HAUSBRAND: Beitrag zur Geschichte der Blaufarbenwerke , in: Zeitschrift f. d. Berg-, Hütten- u. Salinenwesen im Deutschen Reich, Berlin 1936.
HAUSTEIN, MIKE: Das Erbe des Blaufarbenwerks 1635 - 2010, Aue 2010.
HAUSTEIN, MIKE: Das sächsische Kobalt- und Blaufarbenwesen. Geschichte, Technologien und Denkmale, Halle 2020.
HUNSTADBRATEN, KAI: Das vergessene Blaufarbenwerk in Modum, in: Altes Modum: Jahresschrift des Modumer Vereins für Lokalgeschichte, Vikersund 1998, (in norwegischer Sprache).
SIEBER, SIEGFRIED: Geschichte des Staatlichen Blaufarbenwerkes Oberschlema, Aue 1944, maschinenschriftl. Kopie 1960.
DERS.: Geschichte des Blaufarbenwerkes Niederpfannenstiel in Aue im Erzgebirge anlässlich seiner Dreihundertjahrfeier, Schwarzenberg 1935.
WEISS, F.: Die Gründer des Schindlerschen Blaufarbenwerkes an der Mulde bei Schneeberg, in: Glückauf, Zeitschrift des Erzgebirgsvereins, Jg. 58, Schwarzenberg 1938.
WINKLER, AUGUST FÜRCHTEGOTT: Das sächsische Blaufarbenwesen um 1790 in Bildern, hrsg. von der Bergakademie Freiberg, Berlin 1959 (Freiberger Forschungshefte D 25).
WINKLER, KURT ALEXANDER: Nachrichten über das Blaufarbenwerk Zschopenthal bei Zschopau, Zschopenthal 1847 (Manuskript, Kopie aus dem Pfarrarchiv Waldkirchen).
STRUBELL, W.: Die Leipziger Handelsgeschlechter Oheim, von Ryssel und Richter und der Kobaltblaufarbenhandel, in: Sächsische Heimatblätter, Jg. 29, H. 4, Dresden 1983, S. 167-170.
Arbeitsordnung für die Staatl. Sächs. Hütten- und Blaufarbenwerke: Werk Oberschlema, Oberschlema 1926.
Bericht über die Verwaltung der Staatlichen Hütten- und Blaufarbenwerke Freiberg auf das Geschäftsjahr 1934, 1935, 1936 und 1937, Freiberg 1934.
Satzung der Betriebskrankenkasse des Königlichen Blaufarbenwerks in Oberschlema, Aue 1913.
Freiberg, im Januar 2007
Claudia Thiel
Archivarin
1. Das sächsische Blaufarbenwesen
Kobalterze, die bei der Silbergewinnung anfielen und in früheren Zeiten auch als sogenannte "Silberräuber" achtlos als wilde Bergart auf die Halden gestürzt wurden, erlangten erst mit der Entdeckung, dass man damit Glas blau färben konnte, Bedeutung.
Peter Weidenhammer, ein gebürtiger Franke, fand um 1520 in Schneeberg einen Rohstoff zur Blauglasherstellung aus kobalthaltigen Rückständen beim Wismutschmelzen (Wismutgraupen) und verkaufte diesen nach Venedig und Nürnberg.
Der Glasmacher Christian Schürrer aus Platten verbesserte um 1540 die Technologie der Blauglasherstellung durch Schmelzen von Kobalterzen unter Zusatz von Pottasche. Die Smalte (Schmelzglas) wurde anschließend zerstampft und zerrieben, in Fässer verpackt und gewinnbringend in die Zentren der Glasmacherkunst verkauft.
So langsam entwickelte sich die Blauglasherstellung, die gewinnträchtiger als der Kobalthandel war, auch im Erzgebirge. In Sachsen und vor allem in Böhmen entstanden nach und nach einige kleinere Farbmühlen, die mehr oder weniger rentabel arbeiteten.
Mit dem gleichzeitigen Niedergang des Silberbergbaus entwickelte sich die Gegend um Schneeberg zum bedeutendsten Kobalterzlieferanten der Welt im 16. und 17. Jahrhundert.
Über Handelshäuser in Nürnberg und Augsburg gelangten die gerösteten Kobalterze (Safflore) nach Venedig und Holland.
Seit 1542 bezogen die Holländer für ihre Farbmühlen in größerem Umfang geröstetes Kobalterz aus Schneeberg.
Die Kobaltgewerken standen untereinander in starkem Konkurrenzkampf um das Safflorgeschäft.
Ab 1603 übernahm der Fiskus das Monopol über den Kobalt- und Wismuthandel. 1610 schloss Kurfürst Christian den ersten Kobaltkontrakt mit den Holländern, wonach alles in Schneeberg geförderte Kobalt von der kurfürstlichen Kobaltkammer angekauft und der holländische Kaufmann Kreifinger zur Abnahme und Steuerentrichtung verpflichtet wurde.
Bedingt durch den Dreißigjährigen Krieg kam jedoch Bergbau und Hüttenwesen um 1632 fast völlig zum Erliegen.
Bald sollten sich aber Kobaltbergbau und Farbherstellung wieder erholen und zu nicht erwarteter Blüte entwickeln.
Der Schneeberger Ratsherr Veit Hans Schnorr der Ältere sicherte sich 1635 einen Schönburgischen Freibrief, um in Niederpfannenstiel bei Aue an der Stelle eines von Kroaten zerstörten Hammerwerkes die erste größere Farbmühle Sachsens nahe den Schneeberger Gruben zu erbauen. Die Konkurrenz blieb nicht aus. Weitere Blaufarbenwerke wurden gegründet: 1644 durch Johannes Burkhardt in Oberschlema, 1640 in Jugel durch Christoph Löbel, 1649 durch Sebastian Oehme bei Annaberg und 1649 durch Erasmus Schindler in Albernau.
Dem Wunsch der Kobaltgewerken und Blaufarbenwerksbesitzer nach geregeltem Verkauf der Erze und Blaufarbenwerksprodukte wurde mit dem Abschluss des Schneeberger Hauptkobaltkontraktes vom 5. September 1641 entsprochen. Er vereinigte sämtliche bauende Kobaltgewerke zu Schneeberg sowie Burkhardt, Schnorr und den Hamburger Kaufmann Friese auf sechs Jahre. Der Vertrag regelte die Abnahme der Erze, den Verkauf der Erzeugnisse, das Recht auf den Betrieb des Blaufarbenwerkes von Schnorr und die Genehmigung für Burkhardt zum Bau der Farbmühle. Sogar die Versorgung der Blaufarbenwerke mit Pottasche wurde hierin festgeschrieben.
1649 folgte ein weiterer Vertrag, in welchen auch die Blaufarbenwerksbesitzer Erasmus Schindler und Sebastian Öhme (letzterer als Erbe des verstorbenen Friese) aufgenommen wurden und der die Erzpreise detailliert festlegte. Da sich diese gemeinsamen Abmachungen für den Blaufarbenhandel und den Absatz des Kobalterzes offensichtlich bewährten, kam es zu einer ständigen Erneuerung der Kontrakte mit immer exakteren Vereinbarungen.
Von großer Bedeutung für die Weiterentwicklung des sächsischen Blaufarbenwesens war das Testament des 1651 verstorbenen Burkhardt. In diesem vermachte er seine vier Erzgruben und das Blaufarbenwerk in Oberschlema dem sächsischen Kurfürsten Johann Georg II.
Das ehemalige Privatblaufarbenwerk wurde nun kurfürstlicher Besitz.
Ein Kontrakt aus dem Jahre 1653 bestimmte, dass innerhalb Sachsens keine weiteren Blaufarbenwerke errichtet werden durften.
Mit dem Abschluss eines Vertrages von 1659 wurden Festlegungen zum gemeinsamen Farbhandel der Blaufarbenwerke und zur Errichtung von Handelslagern in Leipzig und Schneeberg getroffen.
Der Kurfürst kaufte 1668 für 8500 Taler noch das Jugler Blaufarbenwerk, welches 1677 dem Oberschlemaer Werk angegliedert wurde. Dieses sogenannte Doppelwerk erhielt 2/5 der gesamten Kobaltförderung, während den Privatblaufarbenwerken in Niederpfannenstiel, Zschopenthal und Schindlerswerk nur jeweils 1/5 der Produktion zustanden.
Das gemeinsame Wirtschaften der Blaufarbenwerke nahm immer mehr monopolartigen Charakter an. Mit der Kompagnieverfassung von 1692 bildete sich die sogenannte "Feste Hand", ein kartellartiger Zusammenschluss der Blaufarbenwerksbesitzer.
Im gleichen Jahr verpachtete der Kurfürst für 13.000 Gulden das landesherrliche Doppelwerk in Oberschlema an die Privatblaufarbenwerke. Diese Verpachtung endete 1724 mit erheblichen Schäden für den Fiskus und nach Zahlung einer Entschädigung durch die Privatblaufarbenwerke kam das Blaufarbenwerk Oberschlema wieder in landesherrliche Verwaltung.
Im Zuge der weiteren Zusammenarbeit zwischen den Privatwerken und dem Königlichen Blaufarbenwerk wurden ab 1731 in Leipzig die sogenannten Messkonferenzen des Blaufarbenwerkskonsortiums abgehalten, bei denen Rechnung gelegt, weitere gemeinsame Vorhaben beraten und Beschlüsse gefasst wurden.
Infolge Rohstoffmangels und Absatzschwierigkeiten, bedingt durch die Konkurrenz der ausländischen Blaufarbenproduzenten und die Erfindung des künstlichen Ultramarins geriet das sächsische Blaufarbenwesen Mitte des 19. Jahrhunderts in eine Krise. Das Zschopenthaler Werk wurde 1847 geschlossen und Schindlerswerk in eine Ultramarinfabrik umgewandelt.
Nachdem sich 1848 die Privatblaufarbenwerke zum Sächsischen Privatblaufarbenwerks-Verein zusammengeschlossen hatten, wurde 1854 der Sozietäts-Kontrakt verabschiedet, der die weiteren Verhältnisse des Blaufarbenwerkskonsortiums bezüglich des Absatzes und des Rohstoffbezuges regelte.
Die einheimischen Rohstoffe reichten für die Produktion der Blaufarbenwerke nicht mehr aus, es kam zu umfangreichen Importen aus dem Ausland, u.a. aus Ungarn, Skandinavien, Italien und Übersee. 1855 kaufte der Sächs. Blaufarbenwerksverein das norwegische Blaufarbenwerk Modum nebst den dazugehörigen Gruben.
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts produzierten die Blaufarbenwerke vorwiegend verschiedene Sorten Smalten und Safflore, Kobaltspeisen und geringe Wismutmengen. Später wurde die Produktionspalette auf Kobaltoxyd, Ultramarin, Nickel, Argentan (Neusilber), Arsenik, Wismut und andere Metalle und Legierungen erweitert bzw. umgestellt.
Die Erzeugung von Kobalt und Kobaltprodukten trat in Sachsen zunehmend in den Hintergrund.
Im 20. Jahrhundert verwandelten sich die noch verbliebenen Blaufarbenwerke Aue-Niederpfannenstiel und Oberschlema langsam in Metallhüttenwerke und konzentrierten sich vorwiegend auf die Nickelerzeugung. Bereits 1914 konnte eine neu errichtete Nickelelektrolyse in Niederpfannenstiel den Betrieb aufnehmen.
Der 1. Weltkrieg stürzte die Blaufarbenwerke in eine weitere Krise. Rohstoffknappheit und der Abbruch von weltweiten Geschäftsbeziehungen brachten den Blaufarbenhandel völlig zum Erliegen, das Wismutmonopol erlosch.
Der Versuch, 1923 das staatliche Werk mit den privaten Unternehmen zu vereinigen, misslang.
Das Blaufarbenwerk Oberschlema wurde 1924 den Staatlichen Hüttenwerken Freiberg angegliedert. Der Aue-Niederpfannenstieler Betrieb produzierte selbständig weiter.
1940 kam es zu einem Pachtvertrag zwischen dem Sächs. Blaufarbenwerksverein Aue und dem sächsischen Staat unter Regie der Oberdirektion der Staatlichen Hütten- und Blaufarbenwerke Freiberg.
Nach dem 2. Weltkrieg standen die Blaufarbenwerke unter der Verwaltung der SMAD. Zwei Drittel der gesamten Anlagen wurden von der SDAG Wismut für die Uranerzaufbereitung beansprucht.
1951 wurde das Blaufarbenwerk Oberschlema mit dem Aue-Niederpfannenstieler Betrieb zum VEB Nickelhütte Aue vereinigt und die SDAG Wismut gab 1957 die Anlagen zurück.
Von nun an konzentrierte sich das aus ehemals fünf bedeutenden Werken bestehende sächsische Blaufarbenwesen in der Nickelhütte Aue.
Abriss zur Geschichte des Blaufarbenwerks Niederpfannenstiel
1635
Der Schneeberger Rats- und Bergherr Veit Hans Schnorr d.Ä. kauft auf Schönburgischem Grund und Boden, am Ausgang des Bärengrundes im Schwarzwassertal am sogenannten Pfannenstiel, einen Platz zur Errichtung einer Farbmühle und erhält am 20. Februar vom Schönburger Grafen auf Hartenstein das Privileg dafür.
1641 Schnorr lässt sich vom Grafen Otto Albrecht und schließlich 1642 auch vom Kurfürsten neue Privilegien für seine Farbmühle ausstellen.
Sept. 1641 Abschluss des Schneeberger Hauptkobaltkontraktes, Vereinigung sämtlicher Schneeberger Kobaltgewerke und Blaufarbenwerksbesitzer, Regelung zum Rohstoffbezug und zum Absatz der Blaufarbenprodukte.
1648 Schnorr wird auf einer Reise zur Leipziger Messkonferenz verschleppt, gelangt in russische Gefangenschaft und verstirbt sechzehn Jahre später in Wien. Seine Frau Rosina führt das Werk weiter.
1649, 1653, 1659 Beteiligung an weiteren Kobaltkontrakten
1677 Veit Hans Schnorr d. J. (1687 als Schnorr von Carolsfeld geadelt) übernimmt von seiner Mutter die Geschäfte. Er erhält vom Kurfürsten neben der Genehmigung zur Weiterführung des Werkes und weiteren Freiheiten, wie Schlacht-, Back- und Schankgerechtigkeit auch die Genehmigung zur Verlegung des Werkes auf kurfürstliches Gebiet im Falle von starken Belastungen durch die Herren von Schönburg.
1692 Kompanieverfassung, kartellartiger Zusammenschluss der Blaufarbenwerksbesitzer und Verpachtung des Doppelwerkes in Oberschlema an die Privatblaufarbenwerke. Errichtung gemeinsamer Farblager in Leipzig und Schneeberg
Anfang 18. Jahrhundert Erlass einer Farb-, Mühl- und Hüttenordnung für das Pfannenstieler Blaufarbenwerk
1715 Veit Hans Schnorr d. J. stirbt. Die Erben veräußern einen großen Teil der Kuxe (u.a. auch an den Kurfürsten) und haben nur noch einen geringen Anteil am Werk. Die Geschäfte werden von verschiedenen Faktoren (Jacob Zschiedrich um 1720, Johann Karl und Johann Gottlieb Lindemann u.a.) weitergeführt.
1717 Errichtung einer Betriebskrankenkasse (gilt als älteste in Deutschland)
1724 Erneuerung der zwischen 1671 und 1691 geschlossenen Kobaltkontrakte, genaue Regelung der Anteile der 5 Werke für Rohstoffbezug und Absatz.
1801 Carl Heinrich Beck wird Faktor in Niederpfannenstiel, sein Sohn Carl Beck übernimmt die Faktorstelle 1835
1847 Schließung des Blaufarbenwerkes Zschopenthal und Übernahme der Produktion durch das Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel. 1848 nimmt Kurt Alexander Winkler seine Tätigkeit in Niederpfannenstiel auf und unternimmt Versuche zur Verwendung der Kobaltoxyde. Verstärkte Konzentration der Produktion auf Nickel.
1848 Vereinigung der Privatblaufarbenwerke im Sächsischen Blaufarbenwerksverein, dieser umfasst nunmehr das Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel, welches federführend in Verwaltung und Organisation agiert, die Ultramarinfabrik Schindlerswerk nebst Kisten- und Pappenfabrik sowie das Freigut Albernau.
1854 Abschluss des Sozietätsvertrages, nach dem das Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel mit drei Fünfteln und das Staatliche Blaufarbenwerk Oberschlema mit zwei Fünfteln am Einkauf der Kobalterze und dem Absatz der Erzeugnisse beteiligt war.
1855 Kauf des norwegischen Blaufarbenwerkes Modum durch den Blaufarbenwerksverein
1864 Clemens Alexander Winkler (später Erfinder des Germaniums und Professor für Chemie an der Bergakademie Freiberg) wird Hüttenmeister in Niederpfannenstiel
1885 Bau einer neuen Smaltefabrik
1914 Inbetriebnahme der Nickelelektrolyse
1940 Pachtvertrag zwischen dem sächs. Staat und dem Blaufarbenwerksverein/Blaufarbenwerk Aue-Niederpfannenstiel (seit 1921 gehört der Ort Niederpfannenstiel zu Aue)
1942 Beginn der Kupferverarbeitung mit der Herstellung von Pflanzenschutzmitteln
1944 Konkurs des Werkes
1946 Das Blaufarbenwerk Aue-Niederpfannenstiel steht unter Zwangsverwaltung der SMAD. Die Betriebsanlagen werden für die Uranerzaufbereitung genutzt.
1951 Das Werk in Aue-Niederpfannenstiel und das Blaufarbenwerk Oberschlema werden zum VEB Nickelhütte Aue vereinigt.
1957 Rückgabe der Anlagen durch die SDAG Wismut
1958 - 1963 Rekonstruktion des Betriebes
1966 Zuordnung zum VEB Mansfeld Kombinat Eisleben
1979 Angliederung an den VEB Bergbau- und Hüttenkombinat "Albert Funk" Freiberg
1991 Übernahme der Nickelhütte Aue durch die Siegfried Jacob Metallwerke GmbH und Co. KG.
Produziert weiter als Nickelhütte Aue GmbH.
2. Bestandsgeschichte
Der Bestand des Blaufarbenwerkes Niederpfannenstiel wurde im Jahre 1954 vom damaligen Landesarchiv Glauchau an das Staatsarchiv Leipzig abgegeben und dort als Mischbestand mit den Akten des Blaufarbenwerkes Zschopenthal verzeichnet. Als Ergebnis dieser Erschließung entstand im August 1954 ein maschinenschriftliches Findbuch.
1977 gelangte der Mischbestand der Blaufarbenwerke Niederpfannenstiel und Zschopenthal ins Hauptstaatsarchiv nach Dresden und wurde dort 1998 verfilmt.
Im Zuge der Beständebereinigungen zwischen den Sächsischen Staatsarchiven kamen die Archivalien sämtlicher Privatblaufarbenwerke (Schindlerswerk, Niederpfannenstiel, Zschopenthal, Hauptblaufarbenlager Leipzig, Privatblaufarbenwerksverein) 2003 ins Bergarchiv Freiberg, wo der Bestand des Staatlichen Blaufarbenwerks Oberschlema schon seit 1951 verwahrt wurde.
3. Bearbeitungsbericht
Eine im Bergarchiv erfolgte eingehende Bestandsaufnahme kam zu dem Ergebnis, dass der gegenwärtige Ordnungs- und Erschließungszustand sämtlicher Aktenbestände des sächsischen Blaufarbenwesens den Anforderungen einer heutigen Recherche nicht mehr genügte und keiner dieser Bestände im PC erfasst war. Einige weitere wesentliche Gründe dafür waren u.a. auch: teilweise Vermischung der Provenienzen, unzureichende oder gar keine Klassifizierung, mangelhafte Datierung, Einzelbeständen stand ein Sammelbestand gegenüber.
Da es sich bei der Erschließungsintensität meist nur um eine einfache Titelaufnahme handelte, entsprach auch dies nicht der Bedeutung der Bestände. Ein entsprechender Informationsverlust war vorprogrammiert.
Insofern wurde der Entschluss einer kompletten Trennung/Neuordnung und Intensiverschließung sämtlicher Bestände des Blaufarbenwesens gefasst.
40140 Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel:
Provenienzprüfung und Herauslösung von Akten aus den Beständen 40136-1 Sächsische staatliche und private Blaufarbenwerke/Sammelbestand und 40136-2 Blaufarbenwerk Oberschlema sowie Trennung vom Bestand 40136-4 Blaufarbenwerke Zschopenthal/Niederpfannenstiel.
Die Verzeichnung selbst erfolgte mittels des PC-Programmes Augias 7.4.
Zu Beginn der Bearbeitung wurde eine entsprechende Klassifikation aufgestellt und während des Bearbeitungszeitraumes komplettiert. (s. Inhaltsverzeichnis)
Soweit erforderlich wurden die Aktentitel dem heutigen Sprachgebrauch angepasst bzw. korrigiert oder neu gebildet. Notwendige Erläuterungen wurden zum besseren Verständnis in eckige Klammern gesetzt oder mit Enthält-Vermerken aufgeschlüsselt.
Aus Bestandserhaltungsgründen kam es zur Sperrung und Aufnahme einiger geschädigter Akten in die entsprechenden Schadenslisten.
Im Ergebnis der Erschließung konnten insgesamt 87 Akteneinheiten des Blaufarbenwerkes Niederpfannenstiel aufgenommen werden.
Der Bestand dokumentiert die Geschichte des Blaufarbenwerkes Niederpfannenstiel und des sächsischen Blaufarbenwesens in technisch-wirtschaftlicher aber auch sozialer und gesellschaftlicher Hinsicht im Zeitraum von 1692 - 1925.
Korrespondierende Bestände
Bergarchiv Freiberg:
40001 Oberbergamt Freiberg
40005 Oberbergamt Freiberg - Maschinenbaudirektion
40007 Bergamt Annaberg mit Neundorf und Wiesa
40008 Bergamt Johanngeorgenstadt mit Schwarzenberg und Eibenstock
40015 Bergamt Schneeberg
40017 Obergebirgisches Oberzehntenamt
40021 Zehntenamt Schneeberg
40035 Oberhüttenamt
40040 Fiskalische Erzrisse
40024 (Landes-)Bergamt Freiberg (entsprechende Teilbestände)
40044 Generalrisse
40074 Knappschaften
40095 Bergbau- und Hüttenkombinat "Albert Funk" Freiberg
40099 Konsortschaftliche Grubenverwaltung Schneeberg-Neustädtel
40096 VVB Buntmetall
40136 Königl./Staatl. Blaufarbenwerk Oberschlema
40138 Blaufarbenwerk Schindlerswerk / Schneeberger Ultramarinfabrik
40142 Blaufarbenwerk Zschopenthal
40151 Sächs. Hauptblaufarbenlager Leipzig
40173 Sächs. Privatblaufarbenwerks-Verein
Hauptstaatsarchiv Dresden:
10036 Finanzarchiv
10851 Ministerium der Finanzen
Literaturhinweise
BLECHSCHMIDT, MANFRED - WALTHER, KLAUS: Vom Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel zum volkseigenen Betrieb Nickelhütte Aue - Episoden und Bilder aus 350 Jahren Geschichte, Lößnitz 1985.
BRUCHMÜLLER, WILHELM: Der Kobaltbergbau und die Blaufarbenwerke in Sachsen bis zum Jahre 1653, Crossen/Oder 1897.
EDELMANN, C.: Rückblick in die Geschichte des Königlich-Sächsischen Blaufarbenwerks Oberschlema, in: Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen in Sachsen 1901, Freiberg 1901, S. 1-16.
GERBER, MORITZ: Die sächsischen Privatblaufarbenwerke in der Vergangenheit und Gegenwart, Dresden 1864.
HAUSBRAND: Beitrag zur Geschichte der Blaufarbenwerke , in: Zeitschrift f. d. Berg-, Hütten- u. Salinenwesen im Deutschen Reich, Berlin 1936.
HAUSTEIN, MIKE: Das Erbe des Blaufarbenwerks 1635 - 2010, Aue 2010.
HAUSTEIN, MIKE: Das sächsische Kobalt- und Blaufarbenwesen. Geschichte, Technologien und Denkmale, Halle 2020.
HUNSTADBRATEN, KAI: Das vergessene Blaufarbenwerk in Modum, in: Altes Modum: Jahresschrift des Modumer Vereins für Lokalgeschichte, Vikersund 1998, (in norwegischer Sprache).
SIEBER, SIEGFRIED: Geschichte des Staatlichen Blaufarbenwerkes Oberschlema, Aue 1944, maschinenschriftl. Kopie 1960.
DERS.: Geschichte des Blaufarbenwerkes Niederpfannenstiel in Aue im Erzgebirge anlässlich seiner Dreihundertjahrfeier, Schwarzenberg 1935.
WEISS, F.: Die Gründer des Schindlerschen Blaufarbenwerkes an der Mulde bei Schneeberg, in: Glückauf, Zeitschrift des Erzgebirgsvereins, Jg. 58, Schwarzenberg 1938.
WINKLER, AUGUST FÜRCHTEGOTT: Das sächsische Blaufarbenwesen um 1790 in Bildern, hrsg. von der Bergakademie Freiberg, Berlin 1959 (Freiberger Forschungshefte D 25).
WINKLER, KURT ALEXANDER: Nachrichten über das Blaufarbenwerk Zschopenthal bei Zschopau, Zschopenthal 1847 (Manuskript, Kopie aus dem Pfarrarchiv Waldkirchen).
STRUBELL, W.: Die Leipziger Handelsgeschlechter Oheim, von Ryssel und Richter und der Kobaltblaufarbenhandel, in: Sächsische Heimatblätter, Jg. 29, H. 4, Dresden 1983, S. 167-170.
Arbeitsordnung für die Staatl. Sächs. Hütten- und Blaufarbenwerke: Werk Oberschlema, Oberschlema 1926.
Bericht über die Verwaltung der Staatlichen Hütten- und Blaufarbenwerke Freiberg auf das Geschäftsjahr 1934, 1935, 1936 und 1937, Freiberg 1934.
Satzung der Betriebskrankenkasse des Königlichen Blaufarbenwerks in Oberschlema, Aue 1913.
Freiberg, im Januar 2007
Claudia Thiel
Archivarin
Haushalt und Rechnungswesen.- Personal und Löhne.- Baumaßnahmen.- Grubenbesitz bei Varallo in Italien.- Erzversorgung.- Blaufarbenabsatz.- Blaufarbenkompanie.- Verträge.- konsortschaftlicher Bergbau.- Blaufarbenlager Leipzig und Schneeberg.
Abriss zur Geschichte des Blaufarbenwerks Niederpfannenstiel:
1635 - Der Schneeberger Rats- und Bergherr Veit Hans Schnorr d.Ä. kauft auf Schönburgischem Grund und Boden, am Ausgang des Bärengrundes im Schwarzwassertal am so genannten Pfannenstiel, einen Platz zur Errichtung einer Farbmühle und erhält am 20. Februar vom Schönburger Grafen auf Hartenstein das Privileg dafür.
1641 - Schnorr lässt sich vom Grafen Otto Albrecht und schließlich 1642 auch vom Kurfürsten neue Privilegien für seine Farbmühle ausstellen.
Sept. 1641 - Abschluss des Schneeberger Hauptkobaltkontraktes, Vereinigung sämtlicher Schneeberger Kobaltgewerke und Blaufarbenwerksbesitzer, Regelung zum Rohstoffbezug und zum Absatz der Blaufarbenprodukte.
1648 - Schnorr wird auf einer Reise zur Leipziger Messkonferenz verschleppt, gelangt in russische Gefangenschaft und verstirbt sechzehn Jahre später in Wien. Seine Frau Rosina führt das Werk weiter.
1649, 1653, 1659 - Beteiligung an weiteren Kobaltkontrakten.
1677 - Veit Hans Schnorr d. J. (1687 als Schnorr von Carolsfeld geadelt) übernimmt von seiner Mutter die Geschäfte. Er erhält vom Kurfürsten neben der Genehmigung zur Weiterführung des Werkes und weiteren Freiheiten, wie Schlacht-, Back- und Schankgerechtigkeit auch die Genehmigung zur Verlegung des Werkes auf kurfürstliches Gebiet im Falle von starken Belastungen durch die Herren von Schönburg.
1692 - Kompanieverfassung, kartellartiger Zusammenschluss der Blaufarbenwerksbesitzer und Verpachtung des Doppelwerkes in Oberschlema an die Privatblaufarbenwerke. Errichtung gemeinsamer Farblager in Leipzig und Schneeberg.
Anfang 18. Jahrhundert - Erlass einer Farb-, Mühl- und Hüttenordnung für das Pfannenstieler Blaufarbenwerk.
1715 - Veit Hans Schnorr d. J. stirbt. Die Erben veräußern einen großen Teil der Kuxe (u.a. auch an den Kurfürsten) und haben nur noch einen geringen Anteil an dem Werk. Die Geschäfte werden von verschiedenen Faktoren (Jacob Zschiedrich um 1720, Johann Karl und Johann Gottlieb Lindemann u.a.) weitergeführt.
1717 - Errichtung einer Betriebskrankenkasse (gilt als älteste in Deutschland).
1724 - Erneuerung der zwischen 1671 und 1691 geschlossenen Kobaltkontrakte, genaue Regelung der Anteile der 5 Werke für Rohstoffbezug und Absatz.
1801 - Carl Heinrich Beck wird Faktor in Niederpfannenstiel, sein Sohn Carl Beck übernimmt die Faktorstelle 1835.
1847 - Schließung des Blaufarbenwerkes Zschopenthal und Übernahme der Produktion durch das Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel. 1848 nimmt Kurt Alexander Winkler seine Tätigkeit in Niederpfannenstiel auf und unternimmt Versuche zur Verwendung der Kobaltoxyde. Verstärkte Konzentration der Produktion auf Nickel.
1848 - Vereinigung der Privatblaufarbenwerke im Sächsischen Blaufarbenwerksverein, dieser umfasst nunmehr das Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel, welches federführend in Verwaltung und Organisation agiert, die Ultramarinfabrik Schindlerswerk nebst Kisten- und Pappenfabrik sowie das Freigut Albernau.
1854 - Abschluss des Sozietätsvertrages, nach dem das Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel mit drei Fünfteln und das Staatliche Blaufarbenwerk Oberschlema mit zwei Fünfteln am Einkauf der Kobalterze und dem Absatz der Erzeugnisse beteiligt war.
1855 - Kauf des norwegischen Blaufarbenwerkes Modum durch den Blaufarbenwerksverein.
1864 - Clemens Alexander Winkler (später Erfinder des Germaniums und Professor für Chemie an der Bergakademie Freiberg) wird Hüttenmeister in Niederpfannenstiel.
1885 - Bau einer neuen Smaltefabrik.
1914 - Inbetriebnahme der Nickelelektrolyse.
1940 - Pachtvertrag zwischen dem Sächs. Staat und dem Blaufarbenwerksverein/Blaufarbenwerk Aue-Niederpfannenstiel (seit 1921 gehört der Ort Niederpfannenstiel zu Aue).
1942 - Beginn der Kupferverarbeitung mit der Herstellung von Pflanzenschutzmitteln.
1944 - Konkurs des Werkes.
1946 - Das Blaufarbenwerk Aue-Niederpfannenstiel steht unter Zwangsverwaltung der SMAD. Die Betriebsanlagen werden für die Uranerzaufbereitung genutzt.
1951 - Das Werk in Aue-Niederpfannenstiel und das Blaufarbenwerk Oberschlema werden zum VEB Nickelhütte Aue vereinigt.
1957 - Rückgabe der Anlagen durch die SDAG Wismut.
1958 - 1963 - Rekonstruktion des Betriebes.
1966 - Zuordnung zum VEB Mansfeld Kombinat Eisleben.
1979 - Angliederung an VEB Bergbau- und Hüttenkombinat Albert Funk Freiberg.
1991 - Übernahme der Nickelhütte Aue durch die Siegfried Jacob Metallwerke GmbH und Co. KG.
Produziert weiter als Nickelhütte Aue GmbH.
1635 - Der Schneeberger Rats- und Bergherr Veit Hans Schnorr d.Ä. kauft auf Schönburgischem Grund und Boden, am Ausgang des Bärengrundes im Schwarzwassertal am so genannten Pfannenstiel, einen Platz zur Errichtung einer Farbmühle und erhält am 20. Februar vom Schönburger Grafen auf Hartenstein das Privileg dafür.
1641 - Schnorr lässt sich vom Grafen Otto Albrecht und schließlich 1642 auch vom Kurfürsten neue Privilegien für seine Farbmühle ausstellen.
Sept. 1641 - Abschluss des Schneeberger Hauptkobaltkontraktes, Vereinigung sämtlicher Schneeberger Kobaltgewerke und Blaufarbenwerksbesitzer, Regelung zum Rohstoffbezug und zum Absatz der Blaufarbenprodukte.
1648 - Schnorr wird auf einer Reise zur Leipziger Messkonferenz verschleppt, gelangt in russische Gefangenschaft und verstirbt sechzehn Jahre später in Wien. Seine Frau Rosina führt das Werk weiter.
1649, 1653, 1659 - Beteiligung an weiteren Kobaltkontrakten.
1677 - Veit Hans Schnorr d. J. (1687 als Schnorr von Carolsfeld geadelt) übernimmt von seiner Mutter die Geschäfte. Er erhält vom Kurfürsten neben der Genehmigung zur Weiterführung des Werkes und weiteren Freiheiten, wie Schlacht-, Back- und Schankgerechtigkeit auch die Genehmigung zur Verlegung des Werkes auf kurfürstliches Gebiet im Falle von starken Belastungen durch die Herren von Schönburg.
1692 - Kompanieverfassung, kartellartiger Zusammenschluss der Blaufarbenwerksbesitzer und Verpachtung des Doppelwerkes in Oberschlema an die Privatblaufarbenwerke. Errichtung gemeinsamer Farblager in Leipzig und Schneeberg.
Anfang 18. Jahrhundert - Erlass einer Farb-, Mühl- und Hüttenordnung für das Pfannenstieler Blaufarbenwerk.
1715 - Veit Hans Schnorr d. J. stirbt. Die Erben veräußern einen großen Teil der Kuxe (u.a. auch an den Kurfürsten) und haben nur noch einen geringen Anteil an dem Werk. Die Geschäfte werden von verschiedenen Faktoren (Jacob Zschiedrich um 1720, Johann Karl und Johann Gottlieb Lindemann u.a.) weitergeführt.
1717 - Errichtung einer Betriebskrankenkasse (gilt als älteste in Deutschland).
1724 - Erneuerung der zwischen 1671 und 1691 geschlossenen Kobaltkontrakte, genaue Regelung der Anteile der 5 Werke für Rohstoffbezug und Absatz.
1801 - Carl Heinrich Beck wird Faktor in Niederpfannenstiel, sein Sohn Carl Beck übernimmt die Faktorstelle 1835.
1847 - Schließung des Blaufarbenwerkes Zschopenthal und Übernahme der Produktion durch das Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel. 1848 nimmt Kurt Alexander Winkler seine Tätigkeit in Niederpfannenstiel auf und unternimmt Versuche zur Verwendung der Kobaltoxyde. Verstärkte Konzentration der Produktion auf Nickel.
1848 - Vereinigung der Privatblaufarbenwerke im Sächsischen Blaufarbenwerksverein, dieser umfasst nunmehr das Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel, welches federführend in Verwaltung und Organisation agiert, die Ultramarinfabrik Schindlerswerk nebst Kisten- und Pappenfabrik sowie das Freigut Albernau.
1854 - Abschluss des Sozietätsvertrages, nach dem das Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel mit drei Fünfteln und das Staatliche Blaufarbenwerk Oberschlema mit zwei Fünfteln am Einkauf der Kobalterze und dem Absatz der Erzeugnisse beteiligt war.
1855 - Kauf des norwegischen Blaufarbenwerkes Modum durch den Blaufarbenwerksverein.
1864 - Clemens Alexander Winkler (später Erfinder des Germaniums und Professor für Chemie an der Bergakademie Freiberg) wird Hüttenmeister in Niederpfannenstiel.
1885 - Bau einer neuen Smaltefabrik.
1914 - Inbetriebnahme der Nickelelektrolyse.
1940 - Pachtvertrag zwischen dem Sächs. Staat und dem Blaufarbenwerksverein/Blaufarbenwerk Aue-Niederpfannenstiel (seit 1921 gehört der Ort Niederpfannenstiel zu Aue).
1942 - Beginn der Kupferverarbeitung mit der Herstellung von Pflanzenschutzmitteln.
1944 - Konkurs des Werkes.
1946 - Das Blaufarbenwerk Aue-Niederpfannenstiel steht unter Zwangsverwaltung der SMAD. Die Betriebsanlagen werden für die Uranerzaufbereitung genutzt.
1951 - Das Werk in Aue-Niederpfannenstiel und das Blaufarbenwerk Oberschlema werden zum VEB Nickelhütte Aue vereinigt.
1957 - Rückgabe der Anlagen durch die SDAG Wismut.
1958 - 1963 - Rekonstruktion des Betriebes.
1966 - Zuordnung zum VEB Mansfeld Kombinat Eisleben.
1979 - Angliederung an VEB Bergbau- und Hüttenkombinat Albert Funk Freiberg.
1991 - Übernahme der Nickelhütte Aue durch die Siegfried Jacob Metallwerke GmbH und Co. KG.
Produziert weiter als Nickelhütte Aue GmbH.
- 2007 | Findbuch/Datenbank
- 2024-02-20 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5