Beständeübersicht
Bestand
40168 Grubenakten des Bergreviers Marienberg
Datierung | 1654 - 1950 |
---|---|
Benutzung im | Bergarchiv Freiberg |
Umfang (nur lfm) | 25,85 |
Vorwort
Die Grubenakten des Bergamtsbezirkes Marienberg mit Annaberg, Ehrenfriedersdorf, Geyer und Neundorf, stellen eine Zusammenführung von Archivalien verschiedener Bergbehörden dar, die Betriebsangelegenheiten der einzelnen Berggebäude des Erzbergbaus im vereinigten Bergrevier Marienberg beinhalten. Im Wesentlichen handelt es sich hierbei um Akten der Bergämter Annaberg, Ehrenfriedersdorf, Geyer und Marienberg sowie um solche, die nach der Auflösung des Bergamtes Marienberg ab 1869 beim (Landes-)Bergamt oder bis zur staatlichen Wiederaufnahme des sächsischen Erzbergbaus im Jahre 1938 beim Oberbergamt (neu) angelegt wurden. Infolge der Veränderung von Reviergrenzen und der Strukturen innerhalb der sächsischen Bergverwaltung wurden diese nacheinander oder mitunter auch abwechselnd bei verschiedenen Bergämtern fortgeführt. Eine Auflösung des Bestandes und Trennung nach Provenienzen würde zu einer Versprengung der fortlaufenden Information zu einem Berggebäude auf eine Vielzahl von Beständen führen und dadurch die Auswertung immens erschweren.
Territorial erfasst der Bestand die Gruben, die sich in dem Gebiet befinden, das nach der letzten Reviergrenzänderung vom 25. April 1860
• im Osten gegen das Bergrevier Freiberg ab der böhmischen Grenze bei Grünthal durch den Lauf der Flöha bis zur Mündung in die Zschopau, dann durch die Chaussee Flöha-Chemnitz, die Chemnitz, Zwickauer Mulde und Vereinigte Mulde sowie
• im Norden von der Landesgrenze zu Preußen
• im Westen entlang der Weißen Elster, Schnauder und Pleiße von den Landesgrenzen zu Preußen und Sachsen-Altenburg sowie entlang der Grenzen der Schönburgischen Rezessherrschaften (Hohensteiner Revierabteilung) zum Bergrevier Schwarzenberg
• im Süden durch die Grenzen mit den Scheibenberger und Oberwiesenthaler Revierabteilungen zum Bergrevier Schwarzenberg und die Landesgrenze zu Böhmen
begrenzt wird.
Wesentlichste Grenzveränderungen, die zu Lasten des Marienberger Reviers gingen, waren die Abtretung der Gebiete um Mittweida (1785) und Chemnitz (1821) sowie des ehemaligen Vasallenbergreviers Seiffen (1851) an das Bergamt Freiberg. 1767 wurde das Bergamt Scheibenberg mit Oberwiesenthal und Hohenstein mit dem Bergamt Annaberg vereinigt und um 1830 das Bergamt Geyer mit Ehrenfriedersdorf als Unterrevier an Marienberg angeschlossen. Vom Annaberger Revier fielen der Graul (1767-1768) und die Herrschaft Wildenfels (1849) an das Bergamt Schneeberg. 1847 erfolgte die Zusammenlegung der Bergämter Annaberg (mit Scheibenberg, Oberwiesenthal und Hohenstein) und Marienberg (mit Geyer und Ehrenfriedersdorf) zu einem Bergamt mit Sitz in Annaberg. 1851 kam noch das ehemalige Vasallenbergrevier Neundorf hinzu. 1856 erfolgte die Verlegung des Bergamtes von Annaberg nach Marienberg, die Scheibenberger, Oberwiesenthaler und Hohensteiner Revierabteilung wurde dabei abgetrennt und dem neuen Bergrevier Schwarzenberg zugeschlagen.
Die Überlieferung beginnt im Jahre 1654. Sie setzt schwerpunktmäßig in der Mitte des 18. Jahrhunderts ein, wobei erst im zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts mit der regelmäßigen Führung von bergamtlichen Grubenakten begonnen wurde, in denen alle das Berggebäude betreffende Anlegenheiten, teils als Abschriften aus Haushalts- und Befahrungsprotokollen, zusammengetragen wurden. Zeitgleich erfolgte auch die Anlegung der Zechenprotokolle auf den Gruben. Zuvor wurden Akten über einzelne Berggebäude zumeist nur bei speziellen Angelegenheiten, wie Vorschüssen oder besonderen Vorkommnissen (z. B. Beschwerden von Gewerken bzw. Unregelmäßigkeiten), bzw. zur Fortschreibung der Aufstände und Grubenberichte angelegt. Beim Bergamt Annaberg erfolgte ab 1780 im Zusammenhang mit Generalbefahrungen die Anlegung zahlreicher Grubenakten.
Der Zeitpunkt der Bildung dieses Bestandes ist nicht festzustellen. Bereits in den Bergamtsarchiven erfolgte die Lagerung der Akten nach systematischen Gesichtspunkten in Lokaten und innerhalb dieser waren die Grubenakten wahrscheinlich schon immer alphabetisch nach den Grubennamen geordnet. Über die Repertorien war ein schnelles Auffinden bestimmter Sachgegenstände nicht möglich. Nach der Aufhebung der Bergämter Geyer mit Ehrenfriedersdorf sowie Annaberg gelangten deren Archive nach Marienberg. Da die Grubenakten regelmäßig von den Nachfolgebehörden fortgeführt wurden, ist es denkbar, dass bereits in Marienberg eine physische Zusammenführung aller Grubenakten des Reviers zu einer alphabetischen Lagerungsgemeinschaft erfolgt ist. Dadurch war ein schneller Zugriff möglich und hinzugekommene Akten konnten unkompliziert eingegliedert werden. Die Grubenakten der vereinigten Scheibenberger Revierabteilung befanden sich jedoch zu keinem Zeitpunkt in Marienberg.
In Folge der Aufhebung des Bergamtes Marienberg wurde das dortige Archiv nach 1869 aufgelöst und die Akten mit Ausnahme des Registerarchivs nach Freiberg transportiert. Von den dabei vorgenommenen umfangreichen Kassationen blieben die Grubenakten generell ausgenommen. 1888 wurde das ehemalige Marienberger Aktenarchiv, das im Parterre des früheren Laboratoriumgebäudes in Freiberg untergebracht war, vom Bergamtsregistrator Krauß durchgesehen und geordnet. Dabei wurden neben den nach inhaltlichen Gesichtspunkten in eine Vielzahl von Lokaten unterteilten "Anderen Akten" der Revierabteilung Marienberg mit Annaberg, Geyer und Ehrenfriedersdorf auch die "Grubenakten" genannt, welche "rechts und links der ersten Thüre" lagerten[01] . Daraus ist zu erkennen, dass bis zu diesem Zeitpunkt die Scheibenberger Grubenakten darin nicht enthalten waren. Bei der Anlegung weiterer Bände von Serienakten wurden die alten Signaturen übernommen, während bei neu hinzugekommenen Berggebäuden eine Signatur nach dem Schema des alten Bergamtes Freiberg verwendet wurde. Um 1904 wurde im (Landes-)Bergamt ein neues Signaturschema eingeführt, welches auch das Oberbergamt übernahm. Nachdem 1946 das Oberbergamt aufgelöst wurde, erstellte der Archivar Herbert Luksch in den Jahren 1949-1950 ein vierteiliges Verzeichnis der inzwischen in den Archivraum im I. Stock Kirchgasse 11 umgelagerten Grubenakten[02] . Der erste Teil umfasste eine nach den Gruben geordnete Titelaufnahme der in 96 Fächern lagernden Akten mit Angabe zur Gesamtlaufzeit und Provenienz. Im zweiten Teil befanden sich Verweise auf weitere Gruben (größtenteils Beilehn), für die keine separaten Akten geführt wurden. Der dritte Teil beinhaltete eine Verweisliste von Alternativschreibweisen der Grubennamen und der vierte Teil eine Auflistung örtlicher Lagebezeichnungen. Darin sind nunmehr auch die Scheibenberger Grubenakten zu finden. Mitte der 1990er Jahre erfolgte eine Kartonierung, wobei die Ordnung nach Lokaten (Fächern) beibehalten wurde. Erschwerend für das Auffinden der jeweiligen Archivalien war, dass einzelne Signaturen innerhalb von 5-6 Kartons in einer nicht nummerisch geordneten Ablage von mitunter über 50 Akten aufzusuchen waren. Hinzu kam noch, dass sich wegen dieser Lagerung auch Revisionen des Bestandes schwierig gestalteten. Mehrere wegen starker Schäden nicht mehr benutzbare Akten wurden am Ende des Bestandes separiert.
In den Jahren 2009 und 2010 erfolgte durch den Unterzeichner die erweiterte Verzeichnung des Bestandes. Damit ging auch eine umfassende Bestandsbereinigung anher. Im Vorfeld der Arbeiten wurde der Widerspruch zwischen der Zuordnung der Scheibenberger, Hohensteiner und Oberwiesenthaler Revierabteilung in den Grubenakten und den Fiskalischen und Deponierten Erzrissen erkannt. Um diesen vor allem für Benutzer verwirrenden Zustand zu beseitigen, wurde die Entscheidung getroffen, die Reviergrenzen von 1860 der Zuordnung zugrunde zu legen. Dadurch wurden fast alle Grubenakten der vereinigten Scheibenberger Revierabteilung dem Bestand 40169 Grubenakten Schwarzenberg zugeordnet. Dies entspricht auch der systematischen Gliederung der Bestände 40040 Fiskalische Erzrisse und 40036 Deponierte Erzrisse. Auch nach Abschluss der Arbeiten konnte nicht nachvollzogen werden, aus welchem Grunde die Scheibenberger Grubenakten irgendwann zwischen 1889 und 1949 dem Bestand Grubenakten Marienberg beigeordnet worden sind.
Entnommen wurden ebenfalls etliche Akten, die nicht den Betrieb eines bestimmten Berggebäudes beinhalteten. Archivalien, deren Inhalt z.B. der holländische Bergbau, der Kommunbergbau einzelner Ortschaften oder einzig das Zusammenlegungsverfahren (Konsolidation) von Berggebäuden war, wurden nach ihren Provenienzen in die jeweiligen Bergamtsbestände zurückgelegt. Ebenso konnten einzelne Bände von Grubenvorstandsakten dem Bestand 40171 Grubenvorstände und Mannschaftsbücher zugeordnet und dadurch dort vorhandene Lücken geschlossen werden. Einzelne Akten, die man im Zuge der Abtretung von Revierteilen an das Freiberger Revier übersehen hatte, wurden dem Bestand 40174 Grubenakten Freiberg zugeordnet. Aufgefunden wurde auch eine in einer Grubenakte eingeklebte Akte des Oberbergamtes; diese wurde herausgelöst, da sie weder in einem inhaltlichen noch örtlichen Zusammenhang stand und in den Bestand 40001 Oberbergamt überführt.
Kassiert wurden zwei leere Akteneinbände mit den Beschriftungen "Löwen Stolln am Wildsberg, Bergamt Marienberg 1806" (F 49 Nr. 2509) und "Unvermutet Glück Stolln in der Hormersdorfer Pfarrwaldung, Bergamt Geyer mit Ehrenfriedersdorf 1807" (F 82 Nr. 193), bei denen bereits 1950 der fehlende Inhalt festgestellt worden war. Auch eine computergestützte Recherche erbrachte keinerlei Hinweise auf dessen Verbleib.
Auffällig ist das fast gänzliche Fehlen der Überlieferung zum Tiefen Sauberger Stolln und die Lückenhaftigkeit der Akten von Ehrenfriedersdorf Vereinigt Feld Fundgrube zu Ehrenfriedersdorf.
Die Akten erhielten neue Signaturen in fortlaufender Nummerierung. Die Grubennamen wurden für eine PC-gestützte Recherche an die Normierungsgrundsätze des Bergarchivs und heutige Rechtschreibregeln angepasst, wobei z.B. die veraltete Schreibung "Churprinz" durch "Kurprinz" ersetzt wurde. Ergänzt wurden im Aktentitel die Angaben zur genaueren Lage der Grube. Während der Laufzeit der Archivalien eingetretene Veränderungen der Grubennamen und der zugehörigen Beilehen wurden in die Aktentitel mit aufgenommen. Erfasst wurden auch in den Akten eingebundene Risse und Zeichnungen. Zur Gliederung des Bestandes wurde eine Systematik erstellt, deren Grundlage weiterhin die Anfangsbuchstaben der Grubennamen sind. Dabei erhielten Berggebäude mit größerem Aktenumfang einen separaten Gliederungspunkt. Die Ordnung der Akten innerhalb der Systematik erfolgte in primär alphabetischer Reihenfolge der Grubennamen und sekundär nach deren Laufzeit. Für die Erstellung des Findbuches machte sich eine manuelle Nachsortierung erforderlich, um auch bei Wandlung des Grubennamens eine chronologische Reihung aller Akten eines Berggebäudes zu erreichen. Am Ende des Findbuches befindet sich eine Konkordanz, die die alten nach Fächern, Aktennummer, Band und ggf. Faszikeln geordneten Archivsignaturen den heute gültigen gegenüberstellt.
Der Bestand 40168 umfasst 978 Akten und hat einen Umfang von 25,9 lfm. In Folge der früheren Unterbringung des Bestandes an feuchten Lagerungsorten weist der Bestand starke Schädigungen auf. In der Zentralstelle für Archivalienrestaurierung wurden in den 1970er Jahren einige der am stärksten geschädigten Akten laminiert und in Buchform neu gebunden. Dabei wurde jedoch nicht beachtet, dass vor der Bindung bei einigen Akten zunächst die innere Ordnung hätte überprüft werden müssen, so dass auch abgefallene Blöcke anderer Bände eingebunden wurden. Wegen Papierzerfalls durch Ausfaserung bis hin zum Totalzerfall einzelner Archivalien, kann ein Teil der Akten aus Bestandserhaltungsgründen nicht mehr zur Benutzung vorgelegt werden. Diese sind mit dem Vermerk "Gesperrt, Schadensliste ...." gekennzeichnet.
Freiberg, im November 2010
A. Henry Zimmermann
Korrespondierende Bestände
40001 Oberbergamt Freiberg
40007 Bergamt Annaberg mit Neundorf und Wiesa
40011 Bergamt Geyer mit Ehrenfriedersdorf
40013 Bergamt Marienberg mit Wolkenstein und Drebach
40017 Obergebirgisches Oberzehntenamt
40024-10 (Landes)Bergamt Freiberg - Erzangelegenheiten (enthält die über die Erzgruben geführten Berechtigungsakten und die Akten der Bergamtsmarkscheiderei)
40027-02 Oberbergamt Freiberg (neu) - Abteilung II: Bergwerksbetrieb
40028-1 Oberbergamt Freiberg (neu) - Staatliche Bergwirtschaftsstelle
40030-1 Oberbergamt Freiberg (neu) - Staatliche Lagerstättenforschungsstelle
40036 Deponierte Erzrisse
40040 Fiskalische Erzrisse
40047 Erz-Winkelbücher
40053 Bergamt Stollberg (enthält die von den Berginspektoren geführten Akten über die Erzgruben)
40056 Zehntenamt Marienberg
40101 Marienberger Silberbergbau-Gesellschaft
40105 Sachsenerz Bergwerks AG
40169 Grubenakten des Bergreviers Schwarzenberg
40170 Grubenakten des Bergreviers Altenberg
40171 Grubenvorstände und Mannschaftsbücher
40174 Grubenakten des Bergreviers Freiberg
40186 Zechenregister
Literatur
Langer, Johannes: Die sächsischen staatlichen Bergamtsreviere – Eine geschichtlich-geographische Studie 1180 – 1869, i.A. des OBA zusammengestellt, Freiberg 1938, 2 Bde
[01] 40024-09 Landesbergamt Freiberg – Direktorialangelegenheiten, Nr. 232, fol. 186ff.
[02] 40077 Sächsisches Bergarchiv Freiberg, Nr. 482
Die Grubenakten des Bergamtsbezirkes Marienberg mit Annaberg, Ehrenfriedersdorf, Geyer und Neundorf, stellen eine Zusammenführung von Archivalien verschiedener Bergbehörden dar, die Betriebsangelegenheiten der einzelnen Berggebäude des Erzbergbaus im vereinigten Bergrevier Marienberg beinhalten. Im Wesentlichen handelt es sich hierbei um Akten der Bergämter Annaberg, Ehrenfriedersdorf, Geyer und Marienberg sowie um solche, die nach der Auflösung des Bergamtes Marienberg ab 1869 beim (Landes-)Bergamt oder bis zur staatlichen Wiederaufnahme des sächsischen Erzbergbaus im Jahre 1938 beim Oberbergamt (neu) angelegt wurden. Infolge der Veränderung von Reviergrenzen und der Strukturen innerhalb der sächsischen Bergverwaltung wurden diese nacheinander oder mitunter auch abwechselnd bei verschiedenen Bergämtern fortgeführt. Eine Auflösung des Bestandes und Trennung nach Provenienzen würde zu einer Versprengung der fortlaufenden Information zu einem Berggebäude auf eine Vielzahl von Beständen führen und dadurch die Auswertung immens erschweren.
Territorial erfasst der Bestand die Gruben, die sich in dem Gebiet befinden, das nach der letzten Reviergrenzänderung vom 25. April 1860
• im Osten gegen das Bergrevier Freiberg ab der böhmischen Grenze bei Grünthal durch den Lauf der Flöha bis zur Mündung in die Zschopau, dann durch die Chaussee Flöha-Chemnitz, die Chemnitz, Zwickauer Mulde und Vereinigte Mulde sowie
• im Norden von der Landesgrenze zu Preußen
• im Westen entlang der Weißen Elster, Schnauder und Pleiße von den Landesgrenzen zu Preußen und Sachsen-Altenburg sowie entlang der Grenzen der Schönburgischen Rezessherrschaften (Hohensteiner Revierabteilung) zum Bergrevier Schwarzenberg
• im Süden durch die Grenzen mit den Scheibenberger und Oberwiesenthaler Revierabteilungen zum Bergrevier Schwarzenberg und die Landesgrenze zu Böhmen
begrenzt wird.
Wesentlichste Grenzveränderungen, die zu Lasten des Marienberger Reviers gingen, waren die Abtretung der Gebiete um Mittweida (1785) und Chemnitz (1821) sowie des ehemaligen Vasallenbergreviers Seiffen (1851) an das Bergamt Freiberg. 1767 wurde das Bergamt Scheibenberg mit Oberwiesenthal und Hohenstein mit dem Bergamt Annaberg vereinigt und um 1830 das Bergamt Geyer mit Ehrenfriedersdorf als Unterrevier an Marienberg angeschlossen. Vom Annaberger Revier fielen der Graul (1767-1768) und die Herrschaft Wildenfels (1849) an das Bergamt Schneeberg. 1847 erfolgte die Zusammenlegung der Bergämter Annaberg (mit Scheibenberg, Oberwiesenthal und Hohenstein) und Marienberg (mit Geyer und Ehrenfriedersdorf) zu einem Bergamt mit Sitz in Annaberg. 1851 kam noch das ehemalige Vasallenbergrevier Neundorf hinzu. 1856 erfolgte die Verlegung des Bergamtes von Annaberg nach Marienberg, die Scheibenberger, Oberwiesenthaler und Hohensteiner Revierabteilung wurde dabei abgetrennt und dem neuen Bergrevier Schwarzenberg zugeschlagen.
Die Überlieferung beginnt im Jahre 1654. Sie setzt schwerpunktmäßig in der Mitte des 18. Jahrhunderts ein, wobei erst im zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts mit der regelmäßigen Führung von bergamtlichen Grubenakten begonnen wurde, in denen alle das Berggebäude betreffende Anlegenheiten, teils als Abschriften aus Haushalts- und Befahrungsprotokollen, zusammengetragen wurden. Zeitgleich erfolgte auch die Anlegung der Zechenprotokolle auf den Gruben. Zuvor wurden Akten über einzelne Berggebäude zumeist nur bei speziellen Angelegenheiten, wie Vorschüssen oder besonderen Vorkommnissen (z. B. Beschwerden von Gewerken bzw. Unregelmäßigkeiten), bzw. zur Fortschreibung der Aufstände und Grubenberichte angelegt. Beim Bergamt Annaberg erfolgte ab 1780 im Zusammenhang mit Generalbefahrungen die Anlegung zahlreicher Grubenakten.
Der Zeitpunkt der Bildung dieses Bestandes ist nicht festzustellen. Bereits in den Bergamtsarchiven erfolgte die Lagerung der Akten nach systematischen Gesichtspunkten in Lokaten und innerhalb dieser waren die Grubenakten wahrscheinlich schon immer alphabetisch nach den Grubennamen geordnet. Über die Repertorien war ein schnelles Auffinden bestimmter Sachgegenstände nicht möglich. Nach der Aufhebung der Bergämter Geyer mit Ehrenfriedersdorf sowie Annaberg gelangten deren Archive nach Marienberg. Da die Grubenakten regelmäßig von den Nachfolgebehörden fortgeführt wurden, ist es denkbar, dass bereits in Marienberg eine physische Zusammenführung aller Grubenakten des Reviers zu einer alphabetischen Lagerungsgemeinschaft erfolgt ist. Dadurch war ein schneller Zugriff möglich und hinzugekommene Akten konnten unkompliziert eingegliedert werden. Die Grubenakten der vereinigten Scheibenberger Revierabteilung befanden sich jedoch zu keinem Zeitpunkt in Marienberg.
In Folge der Aufhebung des Bergamtes Marienberg wurde das dortige Archiv nach 1869 aufgelöst und die Akten mit Ausnahme des Registerarchivs nach Freiberg transportiert. Von den dabei vorgenommenen umfangreichen Kassationen blieben die Grubenakten generell ausgenommen. 1888 wurde das ehemalige Marienberger Aktenarchiv, das im Parterre des früheren Laboratoriumgebäudes in Freiberg untergebracht war, vom Bergamtsregistrator Krauß durchgesehen und geordnet. Dabei wurden neben den nach inhaltlichen Gesichtspunkten in eine Vielzahl von Lokaten unterteilten "Anderen Akten" der Revierabteilung Marienberg mit Annaberg, Geyer und Ehrenfriedersdorf auch die "Grubenakten" genannt, welche "rechts und links der ersten Thüre" lagerten[01] . Daraus ist zu erkennen, dass bis zu diesem Zeitpunkt die Scheibenberger Grubenakten darin nicht enthalten waren. Bei der Anlegung weiterer Bände von Serienakten wurden die alten Signaturen übernommen, während bei neu hinzugekommenen Berggebäuden eine Signatur nach dem Schema des alten Bergamtes Freiberg verwendet wurde. Um 1904 wurde im (Landes-)Bergamt ein neues Signaturschema eingeführt, welches auch das Oberbergamt übernahm. Nachdem 1946 das Oberbergamt aufgelöst wurde, erstellte der Archivar Herbert Luksch in den Jahren 1949-1950 ein vierteiliges Verzeichnis der inzwischen in den Archivraum im I. Stock Kirchgasse 11 umgelagerten Grubenakten[02] . Der erste Teil umfasste eine nach den Gruben geordnete Titelaufnahme der in 96 Fächern lagernden Akten mit Angabe zur Gesamtlaufzeit und Provenienz. Im zweiten Teil befanden sich Verweise auf weitere Gruben (größtenteils Beilehn), für die keine separaten Akten geführt wurden. Der dritte Teil beinhaltete eine Verweisliste von Alternativschreibweisen der Grubennamen und der vierte Teil eine Auflistung örtlicher Lagebezeichnungen. Darin sind nunmehr auch die Scheibenberger Grubenakten zu finden. Mitte der 1990er Jahre erfolgte eine Kartonierung, wobei die Ordnung nach Lokaten (Fächern) beibehalten wurde. Erschwerend für das Auffinden der jeweiligen Archivalien war, dass einzelne Signaturen innerhalb von 5-6 Kartons in einer nicht nummerisch geordneten Ablage von mitunter über 50 Akten aufzusuchen waren. Hinzu kam noch, dass sich wegen dieser Lagerung auch Revisionen des Bestandes schwierig gestalteten. Mehrere wegen starker Schäden nicht mehr benutzbare Akten wurden am Ende des Bestandes separiert.
In den Jahren 2009 und 2010 erfolgte durch den Unterzeichner die erweiterte Verzeichnung des Bestandes. Damit ging auch eine umfassende Bestandsbereinigung anher. Im Vorfeld der Arbeiten wurde der Widerspruch zwischen der Zuordnung der Scheibenberger, Hohensteiner und Oberwiesenthaler Revierabteilung in den Grubenakten und den Fiskalischen und Deponierten Erzrissen erkannt. Um diesen vor allem für Benutzer verwirrenden Zustand zu beseitigen, wurde die Entscheidung getroffen, die Reviergrenzen von 1860 der Zuordnung zugrunde zu legen. Dadurch wurden fast alle Grubenakten der vereinigten Scheibenberger Revierabteilung dem Bestand 40169 Grubenakten Schwarzenberg zugeordnet. Dies entspricht auch der systematischen Gliederung der Bestände 40040 Fiskalische Erzrisse und 40036 Deponierte Erzrisse. Auch nach Abschluss der Arbeiten konnte nicht nachvollzogen werden, aus welchem Grunde die Scheibenberger Grubenakten irgendwann zwischen 1889 und 1949 dem Bestand Grubenakten Marienberg beigeordnet worden sind.
Entnommen wurden ebenfalls etliche Akten, die nicht den Betrieb eines bestimmten Berggebäudes beinhalteten. Archivalien, deren Inhalt z.B. der holländische Bergbau, der Kommunbergbau einzelner Ortschaften oder einzig das Zusammenlegungsverfahren (Konsolidation) von Berggebäuden war, wurden nach ihren Provenienzen in die jeweiligen Bergamtsbestände zurückgelegt. Ebenso konnten einzelne Bände von Grubenvorstandsakten dem Bestand 40171 Grubenvorstände und Mannschaftsbücher zugeordnet und dadurch dort vorhandene Lücken geschlossen werden. Einzelne Akten, die man im Zuge der Abtretung von Revierteilen an das Freiberger Revier übersehen hatte, wurden dem Bestand 40174 Grubenakten Freiberg zugeordnet. Aufgefunden wurde auch eine in einer Grubenakte eingeklebte Akte des Oberbergamtes; diese wurde herausgelöst, da sie weder in einem inhaltlichen noch örtlichen Zusammenhang stand und in den Bestand 40001 Oberbergamt überführt.
Kassiert wurden zwei leere Akteneinbände mit den Beschriftungen "Löwen Stolln am Wildsberg, Bergamt Marienberg 1806" (F 49 Nr. 2509) und "Unvermutet Glück Stolln in der Hormersdorfer Pfarrwaldung, Bergamt Geyer mit Ehrenfriedersdorf 1807" (F 82 Nr. 193), bei denen bereits 1950 der fehlende Inhalt festgestellt worden war. Auch eine computergestützte Recherche erbrachte keinerlei Hinweise auf dessen Verbleib.
Auffällig ist das fast gänzliche Fehlen der Überlieferung zum Tiefen Sauberger Stolln und die Lückenhaftigkeit der Akten von Ehrenfriedersdorf Vereinigt Feld Fundgrube zu Ehrenfriedersdorf.
Die Akten erhielten neue Signaturen in fortlaufender Nummerierung. Die Grubennamen wurden für eine PC-gestützte Recherche an die Normierungsgrundsätze des Bergarchivs und heutige Rechtschreibregeln angepasst, wobei z.B. die veraltete Schreibung "Churprinz" durch "Kurprinz" ersetzt wurde. Ergänzt wurden im Aktentitel die Angaben zur genaueren Lage der Grube. Während der Laufzeit der Archivalien eingetretene Veränderungen der Grubennamen und der zugehörigen Beilehen wurden in die Aktentitel mit aufgenommen. Erfasst wurden auch in den Akten eingebundene Risse und Zeichnungen. Zur Gliederung des Bestandes wurde eine Systematik erstellt, deren Grundlage weiterhin die Anfangsbuchstaben der Grubennamen sind. Dabei erhielten Berggebäude mit größerem Aktenumfang einen separaten Gliederungspunkt. Die Ordnung der Akten innerhalb der Systematik erfolgte in primär alphabetischer Reihenfolge der Grubennamen und sekundär nach deren Laufzeit. Für die Erstellung des Findbuches machte sich eine manuelle Nachsortierung erforderlich, um auch bei Wandlung des Grubennamens eine chronologische Reihung aller Akten eines Berggebäudes zu erreichen. Am Ende des Findbuches befindet sich eine Konkordanz, die die alten nach Fächern, Aktennummer, Band und ggf. Faszikeln geordneten Archivsignaturen den heute gültigen gegenüberstellt.
Der Bestand 40168 umfasst 978 Akten und hat einen Umfang von 25,9 lfm. In Folge der früheren Unterbringung des Bestandes an feuchten Lagerungsorten weist der Bestand starke Schädigungen auf. In der Zentralstelle für Archivalienrestaurierung wurden in den 1970er Jahren einige der am stärksten geschädigten Akten laminiert und in Buchform neu gebunden. Dabei wurde jedoch nicht beachtet, dass vor der Bindung bei einigen Akten zunächst die innere Ordnung hätte überprüft werden müssen, so dass auch abgefallene Blöcke anderer Bände eingebunden wurden. Wegen Papierzerfalls durch Ausfaserung bis hin zum Totalzerfall einzelner Archivalien, kann ein Teil der Akten aus Bestandserhaltungsgründen nicht mehr zur Benutzung vorgelegt werden. Diese sind mit dem Vermerk "Gesperrt, Schadensliste ...." gekennzeichnet.
Freiberg, im November 2010
A. Henry Zimmermann
Korrespondierende Bestände
40001 Oberbergamt Freiberg
40007 Bergamt Annaberg mit Neundorf und Wiesa
40011 Bergamt Geyer mit Ehrenfriedersdorf
40013 Bergamt Marienberg mit Wolkenstein und Drebach
40017 Obergebirgisches Oberzehntenamt
40024-10 (Landes)Bergamt Freiberg - Erzangelegenheiten (enthält die über die Erzgruben geführten Berechtigungsakten und die Akten der Bergamtsmarkscheiderei)
40027-02 Oberbergamt Freiberg (neu) - Abteilung II: Bergwerksbetrieb
40028-1 Oberbergamt Freiberg (neu) - Staatliche Bergwirtschaftsstelle
40030-1 Oberbergamt Freiberg (neu) - Staatliche Lagerstättenforschungsstelle
40036 Deponierte Erzrisse
40040 Fiskalische Erzrisse
40047 Erz-Winkelbücher
40053 Bergamt Stollberg (enthält die von den Berginspektoren geführten Akten über die Erzgruben)
40056 Zehntenamt Marienberg
40101 Marienberger Silberbergbau-Gesellschaft
40105 Sachsenerz Bergwerks AG
40169 Grubenakten des Bergreviers Schwarzenberg
40170 Grubenakten des Bergreviers Altenberg
40171 Grubenvorstände und Mannschaftsbücher
40174 Grubenakten des Bergreviers Freiberg
40186 Zechenregister
Literatur
Langer, Johannes: Die sächsischen staatlichen Bergamtsreviere – Eine geschichtlich-geographische Studie 1180 – 1869, i.A. des OBA zusammengestellt, Freiberg 1938, 2 Bde
[01] 40024-09 Landesbergamt Freiberg – Direktorialangelegenheiten, Nr. 232, fol. 186ff.
[02] 40077 Sächsisches Bergarchiv Freiberg, Nr. 482
Grubenakten aus den Bergamtsrevieren Marienberg, Annaberg, Geyer, Ehrenfriedersdorf und Neundorf.
Die Grubenakten des Bergamtsbezirkes Marienberg mit Annaberg, Ehrenfriedersdorf, Geyer und Neundorf, stellen eine Zusammenführung von Archivalien verschiedener Bergbehörden dar, die Betriebsangelegenheiten der einzelnen Berggebäude des Erzbergbaus im vereinigten Bergrevier Marienberg beinhalten. Im Wesentlichen handelt es sich hierbei um Akten der Bergämter Annaberg, Ehrenfriedersdorf, Geyer und Marienberg sowie um solche, die nach der Auflösung des Bergamtes Marienberg ab 1869 beim (Landes-)Bergamt oder bis zur staatlichen Wiederaufnahme des sächsischen Erzbergbaus im Jahre 1938 beim Oberbergamt (neu) angelegt wurden. Infolge der Veränderung von Reviergrenzen und der Strukturen innerhalb der sächsischen Bergverwaltung wurden diese nacheinander oder mitunter auch abwechselnd bei verschiedenen Bergämtern fortgeführt.
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