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Beständeübersicht

Bestand

40169 Grubenakten des Bergreviers Schwarzenberg

Datierung1544 - 1967
Benutzung im Bergarchiv Freiberg
Umfang (nur lfm)37,93
Vorwort
Die Grubenakten des Bergamtsbezirkes Schwarzenberg mit Eibenstock, Hohenstein, Johanngeorgenstadt, Oberwiesenthal, Scheibenberg, Schneeberg und Voigtsberg stellen eine Zusammenführung von Archivalien verschiedener Bergbehörden dar, die Betriebsangelegenheiten der einzelnen Berggebäude des Erzbergbaus im vereinigten Bergrevier Schwarzenberg beinhalten. Im Wesentlichen handelt es sich hierbei um Akten der Bergämter Johanngeorgenstadt, Scheibenberg und Schneeberg sowie um solche, die nach deren Auflösung ab 1856 vom Bergamt Schwarzenberg, ab 1869 beim (Landes-)Bergamt oder bis zur staatlichen Wiederaufnahme des sächsischen Erzbergbaus im Jahre 1938 beim Oberbergamt (neu) angelegt wurden. Infolge der Veränderung von Reviergrenzen und der Strukturen innerhalb der sächsischen Bergverwaltung wurden diese nacheinander oder mitunter auch abwechselnd bei verschiedenen Bergämtern fortgeführt. Eine Auflösung des Bestandes und Trennung nach Provenienzen würde zu einer Versprengung der fortlaufenden Information zu einem Berggebäude auf eine Vielzahl von Beständen führen und dadurch die Auswertung immens erschweren.

Territorial erfasst der Bestand die Gruben, die sich in dem westsächsischen Gebiet befinden, das nach der letzten Reviergrenzänderung vom 25. April 1860
• im Osten durch die alte Grenze der Schönburgischen Rezessherrschaften gegen das Bergrevier Marienberg, wobei Schlettau und Hermannsdorf dem Annaberger Revier zugeordnet wurden,
• im Norden von der Landesgrenze zu Sachsen-Altenburg und den Reußischen Herrschaften, später Thüringen
• im Westen von der Landesgrenze zu den Reußischen Herrschaften, später Thüringen, und Brandenburg-Bayreuth, später Bayern
• im Süden durch die Landesgrenze zu Böhmen
begrenzt wird.

Das Gebiet umfasste die ehemaligen Bergreviere Schneeberg, Voigtsberg, Johanngeorgenstadt, Schwarzenberg, Eibenstock, Scheibenberg, Oberwiesenthal und Hohenstein sowie die vom Raschauer Revierteil des Johanngeorgenstädter Reviers und dem Scheibenberger Revier umschlossene westliche Hälfte des Bergreviers Annaberg.

Die Überlieferung beginnt im Jahre 1544, jedoch sind bis zur zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zumeist nur Einzelschriftstücke überliefert; zu dieser Zeit begannen vor allem die Bergämter Schneeberg und Voigtsberg mit der Führung von Grubenakten. Sie setzt schwerpunktmäßig im 18. Jahrhundert ein, wobei in die bergamtlichen Grubenakten alle das Berggebäude betreffende Anlegenheiten, teils als Abschriften aus Haushalts- und Befahrungsprotokollen, zusammengetragen wurden. Zeitgleich erfolgte auch die Anlegung der Zechenprotokolle auf den Gruben.
Bei den Bergämtern Scheibenberg und Oberwiesenthal erfolgte ab 1780 im Zusammenhang mit Generalbefahrungen die Anlegung zahlreicher neuer Grubenakten. Aus gleichem Anlass wurde 1791 durch das Oberbergamt für das Schneeberger Revier der Anlegung der Zechenprotokolle (Grubenakten) nach dem Freiberger Verfahren angeordnet.

Der Zeitpunkt der Bildung dieses Bestandes ist nicht festzustellen. Bereits in den Bergamtsarchiven erfolgte die Lagerung der Akten nach systematischen Gesichtspunkten in Locaten und innerhalb dieser waren die Grubenakten wahrscheinlich schon immer alphabetisch nach den Grubennamen geordnet. Vom Bergamt Johanngeorgenstadt ist ein zum Ende des 18. Jahrhunderts angelegtes Handrepertorium der Grubenakten überliefert. Nach der Aufhebung der Bergämter Schneeberg und Johanngeorgenstadt gelangten deren Archive mit Ausnahme der Registerarchive nach Schwarzenberg, gleiches wird wohl auch mit dem Scheibenberger Archiv erfolgt sein. Da die Grubenakten regelmäßig von den Nachfolgebehörden fortgeführt wurden, ist es denkbar, dass bereits in Schwarzenberg eine physische Zusammenführung aller Grubenakten des Reviers zu einer alphabetischen Lagerungsgemeinschaft erfolgt ist. Dadurch war ein schneller Zugriff möglich und hinzugekommene Akten konnten unkompliziert eingegliedert werden.

In Folge der Aufhebung des Bergamtes Schwarzenberg wurde das dortige Bergamtsarchiv 1869 aufgelöst und die Akten nach Freiberg transportiert. Von den dabei vorgenommenen umfangreichen Kassationen blieben die Grubenakten generell ausgenommen. Nach 1888 wurden die Scheibenberger Grubenakten aus unbekannten Gründen dem ehemaligen Marienberger Aktenarchiv zugeordnet, aus einer in genanntem Jahr erfolgten Revision und Ordnung dieses Bestandes ist zu erkennen, dass darin zu dem Zeitpunkt nur die Grubenakten der Revierabteilung Marienberg mit Annaberg, Geyer und Ehrenfriedersdorf enthalten waren[01] . Bei der Anlegung weiterer Bände von Serienakten wurden die alten Signaturen übernommen, während bei neu hinzugekommenen Berggebäuden eine Signatur nach dem Schema des alten Bergamtes Freiberg verwendet wurde. 1903 wurde im (Landes-)Bergamt ein neues Signaturschema eingeführt, welches auch das Oberbergamt bis 1938 weiterverwendete. Dabei wurden die Betriebsangelegenheiten von den Berechtigungsangelegenheiten getrennt. Betriebsakten erhielten einen blauen Rücken und der Aktennummer wurde ein E nachgestellt (z.B.: 98E); die Berechtigungsakten wurden mit EB gekennzeichnet (z.B.: 98EB) und befinden sich im Bestand 40024 Landesbergamt Freiberg, Teilbestand 10 - Erzangelegenheiten. Mit Einführung des neuen Registratursystems wurden 1938 alle Grubenakten von in Betrieb stehenden Gruben geschlossen und neue Akten angelegt, lediglich die Akten zu Fristgruben wurden darüber hinaus fortgeführt.

Nachdem 1946 das Oberbergamt aufgelöst wurde, erstellte der Archivar Herbert Luksch im Jahre 1950 ein Verzeichnis der sich damals im Archivraum (vormaliger Kassenraum) im Erdgeschoss Kirchgasse 11 befindlichen Grubenakten der Bergamtsreviere Johanngeorgenstadt, Schwarzenberg, Eibenstock, Schneeberg und Voigtsberg[02] . Dieses umfasste eine nach den Anfangsbuchstaben der Grubennamen geordnete Titelaufnahme der in 113 Fächern lagernden Akten mit Angabe zur Gesamtlaufzeit und Provenienz. Später wurden die Locatangabe Fach-Nr. durch 221 Bündelnummern ersetzt. Mitte der 1990er Jahre begann eine Kartonierung, wobei anfänglich die Ordnung nach Bündeln beibehalten wurde. Da es erschwerend für das Auffinden der jeweiligen Archivalien war, dass einzelne Signaturen nunmehr innerhalb von drei bis vier Kartons in einer nicht nummerisch geordneten Ablage von mitunter über 50 Akten gesucht werden mussten und sich wegen dieser Lagerung auch Revisionen des Bestandes schwierig gestalteten, wurde recht bald als Locat anstelle der alten Bündelnummer die Kartonnummer verwendet. 1998 wurde der Bestand revidiert, die Kartonierung abgeschlossen und auch auf den Akten der ersten 30 Kartons die überholte Bündelnummer ersetzt. Ein am Ende des Bestandes unerwartet vorgefundener Anhang musste beibehalten werden, da wegen der abgeschlossenen Kartonierung ein Einschub nicht mehr möglich war. Später wurden noch die in größerer Zahl vorkommenden unsignierten Archivalien ("Akte ohne Nr."), die mitunter mehrfach innerhalb eines Kartons lagen, mit einer Nummerierung versehen.

In den Jahren 2009 und 2010 erfolgte durch den Unterzeichner zunächst die erweiterte Verzeichnung des Bestandes 40168 Grubenakten Marienberg, anschließend des Bestandes 40169 Grubenakten Schwarzenberg. Damit ging auch eine umfassende Bestandsbereinigung anher, um die vor allem für Benutzer verwirrende, unterschiedliche Zuordnung der Scheibenberger, Hohensteiner und Oberwiesenthaler Revierabteilung in den Grubenakten und den Fiskalischen und Deponierten Erzrissen zu beseitigen. Dabei wurde die Entscheidung getroffen, analog zu den Erzrissen auch bei den Grubenakten die Reviergrenzen von 1860 der Zuordnung zugrunde zu legen. Dadurch wurden fast alle Grubenakten der vereinigten Scheibenberger Revierabteilung wieder aus dem Bestand 40168 entnommen und dem Bestand 40169 Grubenakten Schwarzenberg zugeordnet. Archivalien, deren Inhalt z.B. der Bergbau einzelner Regionen oder einzig das Zusammenlegungsverfahren (Konsolidation) von Berggebäuden war, wurden nach ihren Provenienzen in die jeweiligen Bergamtsbestände zurückgelegt. Die Akten erhielten neue Signaturen in fortlaufender Nummerierung. Die Grubennamen wurden für eine PC-gestützte Recherche an die Normierungsgrundsätze des Bergarchivs und heutige Rechtschreibregeln angepasst, wobei z.B. die veraltete Schreibung "Churprinz" durch "Kurprinz" ersetzt wurde. Ergänzt wurden im Aktentitel die Angaben zur genaueren Lage der Grube. Während der Laufzeit der Archivalien eingetretene Veränderungen der Grubennamen und der betriebenen Beilehn wurden in die Aktentitel mit aufgenommen. Erfasst wurden auch in den Akten eingebundene Risse und Zeichnungen. Zur Gliederung des Bestandes wurde eine Systematik erstellt, deren Grundlage weiterhin die Anfangsbuchstaben der Grubennamen sind. Dabei erhielten Berggebäude mit größerem Aktenumfang einen separaten Gliederungspunkt. Die Ordnung der Akten innerhalb der Systematik erfolgte in primär alphabetischer Reihenfolge der Grubennamen und sekundär nach deren Laufzeit. Für die Erstellung des Findbuches machte sich eine manuelle Nachsortierung erforderlich, um auch bei Wandlung des Grubennamens eine chronologische Reihung aller Akten eines Berggebäudes zu erreichen. Am Ende des Findbuches befindet sich eine Konkordanz, die die alten nach Karton, Aktennummer, Band und ggf. Faszikeln geordneten Archivsignaturen den heute gültigen gegenüberstellt.

Der Bestand 40169 umfasst 1786 Akten und hat einen Umfang von 37,93 lfm. Acht Akten können wegen starker Schäden aus Bestandserhaltungsgründen nicht mehr zur Benutzung vorgelegt werden. Diese sind mit dem Vermerk "Gesperrt, Schadensliste ...." gekennzeichnet.

Freiberg, im Februar 2015

A. Henry Zimmermann

Korrespondierende Bestände

40001 Oberbergamt Freiberg
40012 Bergamt Johanngeorgenstadt mit Schwarzenberg und Eibenstock
40014 Bergamt Scheibenberg mit Hohenstein, Oberwiesenthal, Lößnitz und Elterlein
40015 Bergamt Schneeberg
40016 Bergamt Schneeberg - Voigtsberger Abteilung
40017 Obergebirgisches Oberzehntenamt
40021 Zehntenamt Schneeberg
40024 (Landes)Bergamt Freiberg – 10. Erzangelegenheiten (enthält die über die Erzgruben geführten Berechtigungsakten und die Akten der Bergamtsmarkscheiderei)
40027 Oberbergamt Freiberg (neu) – 2. Bergwerksbetrieb
40028 Oberbergamt Freiberg (neu) - Staatliche Bergwirtschaftsstelle
40030 Oberbergamt Freiberg (neu) - Staatliche Lagerstättenforschungsstelle
40036 Deponierte Erzrisse
40040 Fiskalische Erzrisse
40047 Erz-Winkelbücher
40052 Bergamt Schwarzenberg (neu)
40054 Bergamt Zwickau (enthält die von den Berginspektoren geführten Akten über die Erzgruben)
40057 Zehntenamt Schwarzenberg
40105 Sachsenerz Bergwerks AG
40168 Grubenakten des Bergreviers Marienberg
40170 Grubenakten des Bergreviers Altenberg
40171 Grubenvorstände und Mannschaftsbücher
40174 Grubenakten des Bergreviers Freiberg
40186 Zechenregister

Literatur

Langer, Johannes: Die sächsischen staatlichen Bergamtsreviere – Eine geschichtlich-geographische Studie 1180 – 1869, i.A. des OBA zusammengestellt, Freiberg 1938, 2 Bde




[01] 40024-09 Landesbergamt Freiberg – Direktorialangelegenheiten, Nr. 232, fol. 186ff.
[02] 40077 Sächsisches Bergarchiv Freiberg, Nr. 530
Grubenakten aus den Bergamtsrevieren Schwarzenberg, Eibenstock, Hohenstein, Johanngeorgenstadt, Oberwiesenthal, Scheibenberg, Schneeberg und Voigtsberg.
  • 2015 | Findbuch/Datenbank
  • 2024-11-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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