Beständeübersicht
Bestand
40189 Nachlass Friedrich A. Wernicke
Datierung | 1917 - 1945 |
---|---|
Benutzung im | Bergarchiv Freiberg |
Umfang (nur lfm) | 5,51 |
Vorwort
Dr.-Ing. Friedrich A. Wernicke (1902 - 1982), Berghauptmann a. D.
Friedrich Alfred Otto Wernicke wurde am 6.5.1902 in Böhrigen bei Roßwein als Sohn des Postmeisters und Amtsvorstandes Friedrich August Wernicke (12.8.1866-6.9.1939) und seiner Ehefrau Maria geb. Straube geboren.
Nachdem er bereits in frühester Jugend großes Interesse für Mineralogie zeigte, ließ er sich nach Beendigung seiner Schulzeit und der Reifeprüfung in Chemnitz sowie einem kurzem Bergbaupraktikum am 18.4.1921 an der Bergakademie inskribieren. Durch einen schweren Betriebsunfall am 21.6.1921 auf dem Vertrauenschacht des Erzgebirgischen Steinkohlen-Aktien-Vereins in Zwickau wurde zunächst die Fortsetzung seines Studiums in Frage gestellt, welches er jedoch nach mehrerer Unterbrechungen am 27.8.1928 mit dem Diplom als Bergingenieur erfolgreich abschloß.
Während des Studiums fertigte er 1925/26 eine ausgezeichnete Preisarbeit über die Beziehungen zwischen Erzverteilung und sonstigen geologischen Verhältnissen auf Erzlagerstätten. Am 12.6.1929 promovierte Wernicke über einen ähnlichen Gegenstand mit seiner Dissertation (1933 veröffentlicht) zum Thema "Die primäre Erzverteilung in Abhängigkeit von den Bildungsvorgängen und den geologischen Verhältnissen des Lagerstättengebirges".
Spätere Veröffentlichungen beschäftigten sich mit Lagerstätten des Erzgebirges, dem sächsischen Bergwesen und der Lagerstätte der Deutsch-Blei-Scharleygrube bei Beuthen O.S. Im Auftrage der Besitzerin dieser Grube, der Bergwerksgesellschaft Georg von Giesches Erben, bereiste er 1929 als Gutachter Bosnien, Altserbien, Mazedonien und Bulgarien.
Eine schwere Entzündung der Unfallverletzung, von der eine Versteifung des linken Knie zurück blieb, zwang Wernicke im Jahre 1930 zur Aufgabe seiner praktischen Bergbautätigkeit.
Ab dem 1.3.1931 fand er vorübergehend eine Stellung als technisch-wissenschaftlicher Hilfsarbeiter beim Sächsischen Geologischen Landesamt. Gleichzeitig besuchte er als Gasthörer an der Universität Leipzig 4 Semester Vorlesungen und Praktika über Geologie, Mineralogie und Petrographie und betrieb Untersuchungen über die Steinkohlenvorkommen Westsachsens, Vorkommen nutzbarer Steine und Erden sowie vor allem über die Möglichkeit der Nutzbarmachung erzgebirgischer Erzvorkommen.
Wernicke war Teilnehmer am Internationalen Geologenkongreß 1933 in Washington.
Am 1.11.1933 erhielt er eine Anstellung als Sektionsgeologe und wurde zum Leiter, der nach seinen Vorschlägen neu errichteten Abteilung für Lagerstättengeologie, aus der die Staatliche Lagerstättenforschungsstelle hervorging, bestimmt. Er nahm seinen Wohnsitz in Markkleeberg-Großstädteln (Mittelstr.1 / Hindenburgstr. 5).
Nachdem Wernicke bereits seit Ende des 1. Weltkrieges der völkischen Bewegung angehört hatte, trat er 1931 der NSDAP bei und bekleidete später u.a. das Amt eines Gauhauptstellenleiters bei der Gauleitung Sachsen und eines Gaufachgruppenleiters im Nationalsozialistischen Bund Deutscher Technik, Fachgruppe Berg- und Hüttenwesen.
Am 28.4.1935 erfolgte die Ehe mit Hildegard geb. Ernst, Tochter des Oberregierungs- und Baurates Ernst und seiner Frau Margarete aus Kassel, aus der 2 Töchter hervorgingen (25.3.1936 Uta Margarete). Die Eheleute begannen im gleichen Jahr mit Unterstützung der Schwiegermutter einen Hausbau in Langebrück / b. Dresden, Bruhmstr. 9.
Zuvor hatte Dr. Wernicke am 23.2.1935 die 2.Staatsprüfung (Assessorprüfung) abgelegt. Er wurde am 20.5.1935 als Sachbearbeiter in die Abteilung Berg- und Hüttenwesen beim Sächsischen Ministerium für Wirtschaft und Arbeit berufen, am 9.11.1936 zum Regierungsbergrat ernannt, am 1.11.1936 zum Leiter der Abteilung bestimmt und am 28.1.1939 zum Oberregierungsbergrat ernannt.
In dieser Zeit wirkte Wernicke maßgeblich an der Wiederaufnahme des sächsischen und der Förderung des sudetendeutschen Erzbergbaus, der Wiedereröffnung der aufgelösten Bergschule Freiberg, dem Ausbau der Hütten in Freiberg und der Blaufarbenwerke Oberschlema-Aue durch Neuanlagen, der Errichtung der Zinnhütte Freiberg, der Erhaltung und Unterstützung der sächsischen Steinkohlenwerke, der planmäßigen Erforschung der Braunkohlenvorkommen und Errichtung neuer Schwelanlagen sowie der Weiterentwicklung der Staatlichen Kalk- und Hartsteinwerke.
Auf der Grundlage seiner Vorschläge erfolgte 1938 die Unterstellung der sudetendeutschen Bergamtsbezirke Karlsbad, Komotau, Brüx und Teplitz sowie des Stadt- und Landbezirkes Altenburg/Thür. unter das Oberbergamt Freiberg. Ebenso bewirkte er eine Strukturreform der Bergbehörde mit Ausgliederung des Sächsischen Geologischen Landesamtes zur Zweiganstalt der Reichsstelle für Bodenforschung sowie der Unterstellung der Bergakademie unter das Ministerium für Volksbildung. Mit der Lagerstätten-Forschungsstelle und der ausgebauten Bergwirtschaftsstelle besaß das Oberbergamt ein einmaliges Inventarium zur Entwicklung und Förderung aller Bergbauzweige.
Nach der unfreiwilligen Pensionierung des bisherigen Berghauptmanns Dr.-Ing. Hermann Nieß in den Ruhestand, war Wernicke seit dem 4.10.1939 neben seiner Stellung im Ministerium auch als kommissarischer Leiter des Oberbergamtes Freiberg eingesetzt. Eine Dienstwohnung wurde in Freiberg, Goethestr. 2 bereitgestellt.
Am 2.12.1940 wurde Dr. Wernicke zum Berghauptmann in Freiberg ernannt. Wernicke war ebenfalls Aufsichtsratsvorsitzender der Sachsenerz Bergwerks AG und der weiteren landeseigenen Bergwerksgesellschaften.
Vor dem Einmarsch der sowjetischen Truppen ließ Wernicke sämtliche nicht geschlossenen Personalakten des Oberbergamtes verbrennen. Am 6. Mai 1945 verließ er unter Mitnahme dienstlicher und persönlicher Unterlagen Freiberg. Angeblich auf Anweisung des Reichsverteidigungskommissars Mutschmann ordnete er die Verlegung eines Führungsstabes des Oberbergamtes nach Aue in das Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel an. Als seinen Abwesenheitsvertreter in Freiberg setzte er Oberbergamtsdirektor Hartung ein. Noch mindestens bis zum 27. Mai 1945 hielt sich Wernicke in der besatzungsfreien Region im Westerzgebirge auf. Danach floh Wernicke in Richtung Kassel, wobei er zuvor seine mitgenommenen Unterlagen in Markkleeberg einlagerte, die jetzt wieder aufgefunden wurden. Er wurde nun freiberuflich tätig, nach seinem Umzug nach Aachen als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der IHK. Für die Stolberger Zink AG war er als Berater für Bergbau und Hüttenbetrieb tätig, zu seinen Expertisen zählen u.a. die Untersuchung des Bergwerks Vereinigte Bastenberg und Dörnberg in Ramsbeck/Westf. sowie der Tagebauaufschluß Maubacher Bleiberg bei Düren.
Zwischen 1952 und 1955 begutachtete er im persönlichen Auftrag Otto Wolff v. Amerongens zahlreiche Erzlagerstätten in Südwestafrika (heute: Namibia), Südafrika und Südrhodesien (heute: Simbabwe) und wurde mit den Vorarbeiten für den Erwerb einer Chrom-Großlagerstätte in Transvaal durch eine IG-Nachfolgegesellschaft beauftragt.
1958 wurde Dr. Wernicke von der Regierung der Union von Burma (heute: Myanmar) als General Mining Adviser berufen und war dort als UNO-Sachverständiger tätig. Durch seine Arbeiten konnten die Steinkohlenwerke von Kalewa saniert und die Bawdwin-Grube samt Aufbereitung und Hütte saniert werden.
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland war er weiter als Vereidigter Sachverständiger tätig, nach seinem Umzug nach Ebersteinburg nun für die IHK Baden-Baden.
Dr. Wernicke war langjähriges Mitglied des Lagerstättenausschusses der Gesellschaft Deutscher Metallhütten- und Bergleute (GDMB), der er seit 1922 angehörte.
Zuletzt war Dr. Wernicke in Baden-Baden 21, Zum Keltenring 2, wohnhaft. Am 27.02.1982 ist er im Alter von 79 Jahren verstorben.
Dr.-Ing. Friedrich A. Wernicke hat 12 technisch-wissenschaftliche Abhandlungen über deutsche Erzlagerstätten veröffentlicht.
Literatur:
Schiffner, Carl: Aus dem Leben alter Freiberger Bergstudenten, Band 3, Freiberg 1940
o.Verf.: Aus dem Leben alter Freiberger Bergstudenten, Band 4, Essen 1971
Erzmetall, Band 25 (1972) Nr. 6; Band 35 (1982) Nr. 4; Band 36 (1983) Nr. 1
Sächsische Ingenieurzeitschrift, Heft 2/1941
Bestandsgeschichte und Bearbeitungsbericht
Der Nachlass Dr. Friedrich A. Wernicke wurde dem Sächsischen Bergarchiv Freiberg am 26.11.2001 von der Evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde Großstädteln-Großdeuben vom Dachboden des Gemeindezentrums in Markkleeberg, Mittelstr. 3/4 übergeben. Er umfasste 7 Bananenkisten mit Akten, 1 Rolle Zeichnungen, 1 Umzugskiste mit Aktenordnern (Lagerstättenarchiv) und der Sonderdrucksammlung, sowie 1 Holzkiste unsortierte Sonderdrucke (Verfasserexemplare).
Wie und wann die Unterlagen in den Besitz der Kirchgemeinde gelangten, konnte bisher nicht festgestellt werden. Wahrscheinlich sind die Archivalien vom Nachlasser selbst im Mai 1945 nach Markkleeberg verbracht worden, da er bis 1935 in Markkleeberg-Großstädteln Mittelstr.1 / Hindenburgstr. 5 gelebt hat.
Unterlagen aus Zeit nach 1945 liegen hier nicht vor.
Die ungeordneten und vielfach durcheinandergerutschten Unterlagen wurden in den letzten Jahren durch die Gemeindemitglieder Christian und Sebastian Kolditz in Listen erfasst, signiert und für die Übergabe vorbereitet und verpackt.
Im Dezember 2001 habe ich mit einer Übernahmerevision begonnen. Dabei zeigte es sich, dass es sinnvoll war, bei einer zur Benutzbarkeit erforderlichen Umlagerung in Archivkartons die vorhandene, in jeder Kiste neu ansetzende Nummerierung durch eine fortlaufende zu ersetzen. Die Zeichnungen wurden einzeln nummeriert und in Mappen plangelegt. Die bislang unerfassten Aktenordner wurden anhand der Angaben auf den Deckeln verzeichnet. Die Verfasserexemplare Wernickes , die zumeist mehrfach vorlagen, wurden mit denen in der Sonderdrucksammlung abgeglichen und ggf. noch in die Sammlung zugelegt. Im übrigen wurde die Sammlung nur hinsichtlich deren Benutzbarkeit gesichtet.
Infolge der langen Lagerung an einem ungünstigen Ort weisen viele Unterlagen Stockflecken auf und sind stark verstaubt. Bei einigen Akten wurde Mäusefraß und Schäden durch Exkremente (vermutlich vom Marder) festgestellt. Sämtliche Metallteile sind extrem verrostet. Eine Reinigung vor der Verpackung ist nicht erfolgt, da dies sinnvollerweise zusammen mit einer Entmetallisierung geschehen sollte. Für die Feststellung der Zusammenhänge bei einer Verzeichnung sollten die Mappen mit den Aktenzeichen sowie die Klammerungen bis dahin erhalten bleiben. Kassationen wurden nicht vorgenommen.
Die Übergabelisten wurden eingescannt, Signaturen geändert, die bei der Revision angemerkten Änderungen und Ergänzungen eingearbeitet und schließlich die nicht erfassten Unterlagen ergänzt. Um zusammengehörige Akten einander wieder zuordnen zu können, habe ich anhand der bei der Revision gewonnenen Inhaltskenntnisse eine Systematik des Bestandes zu rekonstruieren versucht. Die Nummerierung im Findhilfsmittel erscheint deshalb nicht mehr fortlaufend.
Freiberg 01.02.2002
Zimmermann
Dr.-Ing. Friedrich A. Wernicke (1902 - 1982), Berghauptmann a. D.
Friedrich Alfred Otto Wernicke wurde am 6.5.1902 in Böhrigen bei Roßwein als Sohn des Postmeisters und Amtsvorstandes Friedrich August Wernicke (12.8.1866-6.9.1939) und seiner Ehefrau Maria geb. Straube geboren.
Nachdem er bereits in frühester Jugend großes Interesse für Mineralogie zeigte, ließ er sich nach Beendigung seiner Schulzeit und der Reifeprüfung in Chemnitz sowie einem kurzem Bergbaupraktikum am 18.4.1921 an der Bergakademie inskribieren. Durch einen schweren Betriebsunfall am 21.6.1921 auf dem Vertrauenschacht des Erzgebirgischen Steinkohlen-Aktien-Vereins in Zwickau wurde zunächst die Fortsetzung seines Studiums in Frage gestellt, welches er jedoch nach mehrerer Unterbrechungen am 27.8.1928 mit dem Diplom als Bergingenieur erfolgreich abschloß.
Während des Studiums fertigte er 1925/26 eine ausgezeichnete Preisarbeit über die Beziehungen zwischen Erzverteilung und sonstigen geologischen Verhältnissen auf Erzlagerstätten. Am 12.6.1929 promovierte Wernicke über einen ähnlichen Gegenstand mit seiner Dissertation (1933 veröffentlicht) zum Thema "Die primäre Erzverteilung in Abhängigkeit von den Bildungsvorgängen und den geologischen Verhältnissen des Lagerstättengebirges".
Spätere Veröffentlichungen beschäftigten sich mit Lagerstätten des Erzgebirges, dem sächsischen Bergwesen und der Lagerstätte der Deutsch-Blei-Scharleygrube bei Beuthen O.S. Im Auftrage der Besitzerin dieser Grube, der Bergwerksgesellschaft Georg von Giesches Erben, bereiste er 1929 als Gutachter Bosnien, Altserbien, Mazedonien und Bulgarien.
Eine schwere Entzündung der Unfallverletzung, von der eine Versteifung des linken Knie zurück blieb, zwang Wernicke im Jahre 1930 zur Aufgabe seiner praktischen Bergbautätigkeit.
Ab dem 1.3.1931 fand er vorübergehend eine Stellung als technisch-wissenschaftlicher Hilfsarbeiter beim Sächsischen Geologischen Landesamt. Gleichzeitig besuchte er als Gasthörer an der Universität Leipzig 4 Semester Vorlesungen und Praktika über Geologie, Mineralogie und Petrographie und betrieb Untersuchungen über die Steinkohlenvorkommen Westsachsens, Vorkommen nutzbarer Steine und Erden sowie vor allem über die Möglichkeit der Nutzbarmachung erzgebirgischer Erzvorkommen.
Wernicke war Teilnehmer am Internationalen Geologenkongreß 1933 in Washington.
Am 1.11.1933 erhielt er eine Anstellung als Sektionsgeologe und wurde zum Leiter, der nach seinen Vorschlägen neu errichteten Abteilung für Lagerstättengeologie, aus der die Staatliche Lagerstättenforschungsstelle hervorging, bestimmt. Er nahm seinen Wohnsitz in Markkleeberg-Großstädteln (Mittelstr.1 / Hindenburgstr. 5).
Nachdem Wernicke bereits seit Ende des 1. Weltkrieges der völkischen Bewegung angehört hatte, trat er 1931 der NSDAP bei und bekleidete später u.a. das Amt eines Gauhauptstellenleiters bei der Gauleitung Sachsen und eines Gaufachgruppenleiters im Nationalsozialistischen Bund Deutscher Technik, Fachgruppe Berg- und Hüttenwesen.
Am 28.4.1935 erfolgte die Ehe mit Hildegard geb. Ernst, Tochter des Oberregierungs- und Baurates Ernst und seiner Frau Margarete aus Kassel, aus der 2 Töchter hervorgingen (25.3.1936 Uta Margarete). Die Eheleute begannen im gleichen Jahr mit Unterstützung der Schwiegermutter einen Hausbau in Langebrück / b. Dresden, Bruhmstr. 9.
Zuvor hatte Dr. Wernicke am 23.2.1935 die 2.Staatsprüfung (Assessorprüfung) abgelegt. Er wurde am 20.5.1935 als Sachbearbeiter in die Abteilung Berg- und Hüttenwesen beim Sächsischen Ministerium für Wirtschaft und Arbeit berufen, am 9.11.1936 zum Regierungsbergrat ernannt, am 1.11.1936 zum Leiter der Abteilung bestimmt und am 28.1.1939 zum Oberregierungsbergrat ernannt.
In dieser Zeit wirkte Wernicke maßgeblich an der Wiederaufnahme des sächsischen und der Förderung des sudetendeutschen Erzbergbaus, der Wiedereröffnung der aufgelösten Bergschule Freiberg, dem Ausbau der Hütten in Freiberg und der Blaufarbenwerke Oberschlema-Aue durch Neuanlagen, der Errichtung der Zinnhütte Freiberg, der Erhaltung und Unterstützung der sächsischen Steinkohlenwerke, der planmäßigen Erforschung der Braunkohlenvorkommen und Errichtung neuer Schwelanlagen sowie der Weiterentwicklung der Staatlichen Kalk- und Hartsteinwerke.
Auf der Grundlage seiner Vorschläge erfolgte 1938 die Unterstellung der sudetendeutschen Bergamtsbezirke Karlsbad, Komotau, Brüx und Teplitz sowie des Stadt- und Landbezirkes Altenburg/Thür. unter das Oberbergamt Freiberg. Ebenso bewirkte er eine Strukturreform der Bergbehörde mit Ausgliederung des Sächsischen Geologischen Landesamtes zur Zweiganstalt der Reichsstelle für Bodenforschung sowie der Unterstellung der Bergakademie unter das Ministerium für Volksbildung. Mit der Lagerstätten-Forschungsstelle und der ausgebauten Bergwirtschaftsstelle besaß das Oberbergamt ein einmaliges Inventarium zur Entwicklung und Förderung aller Bergbauzweige.
Nach der unfreiwilligen Pensionierung des bisherigen Berghauptmanns Dr.-Ing. Hermann Nieß in den Ruhestand, war Wernicke seit dem 4.10.1939 neben seiner Stellung im Ministerium auch als kommissarischer Leiter des Oberbergamtes Freiberg eingesetzt. Eine Dienstwohnung wurde in Freiberg, Goethestr. 2 bereitgestellt.
Am 2.12.1940 wurde Dr. Wernicke zum Berghauptmann in Freiberg ernannt. Wernicke war ebenfalls Aufsichtsratsvorsitzender der Sachsenerz Bergwerks AG und der weiteren landeseigenen Bergwerksgesellschaften.
Vor dem Einmarsch der sowjetischen Truppen ließ Wernicke sämtliche nicht geschlossenen Personalakten des Oberbergamtes verbrennen. Am 6. Mai 1945 verließ er unter Mitnahme dienstlicher und persönlicher Unterlagen Freiberg. Angeblich auf Anweisung des Reichsverteidigungskommissars Mutschmann ordnete er die Verlegung eines Führungsstabes des Oberbergamtes nach Aue in das Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel an. Als seinen Abwesenheitsvertreter in Freiberg setzte er Oberbergamtsdirektor Hartung ein. Noch mindestens bis zum 27. Mai 1945 hielt sich Wernicke in der besatzungsfreien Region im Westerzgebirge auf. Danach floh Wernicke in Richtung Kassel, wobei er zuvor seine mitgenommenen Unterlagen in Markkleeberg einlagerte, die jetzt wieder aufgefunden wurden. Er wurde nun freiberuflich tätig, nach seinem Umzug nach Aachen als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der IHK. Für die Stolberger Zink AG war er als Berater für Bergbau und Hüttenbetrieb tätig, zu seinen Expertisen zählen u.a. die Untersuchung des Bergwerks Vereinigte Bastenberg und Dörnberg in Ramsbeck/Westf. sowie der Tagebauaufschluß Maubacher Bleiberg bei Düren.
Zwischen 1952 und 1955 begutachtete er im persönlichen Auftrag Otto Wolff v. Amerongens zahlreiche Erzlagerstätten in Südwestafrika (heute: Namibia), Südafrika und Südrhodesien (heute: Simbabwe) und wurde mit den Vorarbeiten für den Erwerb einer Chrom-Großlagerstätte in Transvaal durch eine IG-Nachfolgegesellschaft beauftragt.
1958 wurde Dr. Wernicke von der Regierung der Union von Burma (heute: Myanmar) als General Mining Adviser berufen und war dort als UNO-Sachverständiger tätig. Durch seine Arbeiten konnten die Steinkohlenwerke von Kalewa saniert und die Bawdwin-Grube samt Aufbereitung und Hütte saniert werden.
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland war er weiter als Vereidigter Sachverständiger tätig, nach seinem Umzug nach Ebersteinburg nun für die IHK Baden-Baden.
Dr. Wernicke war langjähriges Mitglied des Lagerstättenausschusses der Gesellschaft Deutscher Metallhütten- und Bergleute (GDMB), der er seit 1922 angehörte.
Zuletzt war Dr. Wernicke in Baden-Baden 21, Zum Keltenring 2, wohnhaft. Am 27.02.1982 ist er im Alter von 79 Jahren verstorben.
Dr.-Ing. Friedrich A. Wernicke hat 12 technisch-wissenschaftliche Abhandlungen über deutsche Erzlagerstätten veröffentlicht.
Literatur:
Schiffner, Carl: Aus dem Leben alter Freiberger Bergstudenten, Band 3, Freiberg 1940
o.Verf.: Aus dem Leben alter Freiberger Bergstudenten, Band 4, Essen 1971
Erzmetall, Band 25 (1972) Nr. 6; Band 35 (1982) Nr. 4; Band 36 (1983) Nr. 1
Sächsische Ingenieurzeitschrift, Heft 2/1941
Bestandsgeschichte und Bearbeitungsbericht
Der Nachlass Dr. Friedrich A. Wernicke wurde dem Sächsischen Bergarchiv Freiberg am 26.11.2001 von der Evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde Großstädteln-Großdeuben vom Dachboden des Gemeindezentrums in Markkleeberg, Mittelstr. 3/4 übergeben. Er umfasste 7 Bananenkisten mit Akten, 1 Rolle Zeichnungen, 1 Umzugskiste mit Aktenordnern (Lagerstättenarchiv) und der Sonderdrucksammlung, sowie 1 Holzkiste unsortierte Sonderdrucke (Verfasserexemplare).
Wie und wann die Unterlagen in den Besitz der Kirchgemeinde gelangten, konnte bisher nicht festgestellt werden. Wahrscheinlich sind die Archivalien vom Nachlasser selbst im Mai 1945 nach Markkleeberg verbracht worden, da er bis 1935 in Markkleeberg-Großstädteln Mittelstr.1 / Hindenburgstr. 5 gelebt hat.
Unterlagen aus Zeit nach 1945 liegen hier nicht vor.
Die ungeordneten und vielfach durcheinandergerutschten Unterlagen wurden in den letzten Jahren durch die Gemeindemitglieder Christian und Sebastian Kolditz in Listen erfasst, signiert und für die Übergabe vorbereitet und verpackt.
Im Dezember 2001 habe ich mit einer Übernahmerevision begonnen. Dabei zeigte es sich, dass es sinnvoll war, bei einer zur Benutzbarkeit erforderlichen Umlagerung in Archivkartons die vorhandene, in jeder Kiste neu ansetzende Nummerierung durch eine fortlaufende zu ersetzen. Die Zeichnungen wurden einzeln nummeriert und in Mappen plangelegt. Die bislang unerfassten Aktenordner wurden anhand der Angaben auf den Deckeln verzeichnet. Die Verfasserexemplare Wernickes , die zumeist mehrfach vorlagen, wurden mit denen in der Sonderdrucksammlung abgeglichen und ggf. noch in die Sammlung zugelegt. Im übrigen wurde die Sammlung nur hinsichtlich deren Benutzbarkeit gesichtet.
Infolge der langen Lagerung an einem ungünstigen Ort weisen viele Unterlagen Stockflecken auf und sind stark verstaubt. Bei einigen Akten wurde Mäusefraß und Schäden durch Exkremente (vermutlich vom Marder) festgestellt. Sämtliche Metallteile sind extrem verrostet. Eine Reinigung vor der Verpackung ist nicht erfolgt, da dies sinnvollerweise zusammen mit einer Entmetallisierung geschehen sollte. Für die Feststellung der Zusammenhänge bei einer Verzeichnung sollten die Mappen mit den Aktenzeichen sowie die Klammerungen bis dahin erhalten bleiben. Kassationen wurden nicht vorgenommen.
Die Übergabelisten wurden eingescannt, Signaturen geändert, die bei der Revision angemerkten Änderungen und Ergänzungen eingearbeitet und schließlich die nicht erfassten Unterlagen ergänzt. Um zusammengehörige Akten einander wieder zuordnen zu können, habe ich anhand der bei der Revision gewonnenen Inhaltskenntnisse eine Systematik des Bestandes zu rekonstruieren versucht. Die Nummerierung im Findhilfsmittel erscheint deshalb nicht mehr fortlaufend.
Freiberg 01.02.2002
Zimmermann
Persönliche Unterlagen und Korrespondenzen. - Geologische und andere wissenschaftliche Arbeiten. - Handakten des Berghauptmanns. - Sammlung wissenschaftlicher Sonderdrucke. - Eigene Publikationen (Verfasserexemplare).
Friedrich Alfred Otto Wernicke wurde am 6.5.1902 in Böhrigen bei Roßwein als Sohn des Postmeisters Friedrich August Wernicke (12.8.1866-6.9.1939) geboren. Nach seinem Studium an der Bergakademie (1921-1928) erfolgte 1929 die Promotion. Ab 1930 war Dr. Wernicke beim Sächsischen Geologischen Landesamt tätig, ab 1.11.1933 als Direktor der nach seinen Vorschlägen neu errichteten Abteilung für Lagerstättengeologie, aus der die Staatliche Lagerstättenforschungsstelle hervorging. 1931 trat er der NSDAP bei und bekleidete später u.a. das Amt eines Gauhauptstellenleiters bei der Gauleitung Sachsen. 1935 heiratete er Hildegard Ernst. Im gleichen Jahr wurde Dr. Wernicke als Regierungsbergrat in das Sächsische Wirtschaftsministerium berufen. Nachdem unfreiwilligen Pensionierung des bisherigen Berghauptmanns Dr.-Ing. Nieß, war Wernicke seit dem 4.10.1939 neben seiner Tätigkeit als Leiter der Abteilung Berg- und Hüttenwesen beim Sächsischen Ministerium für Wirtschaft und Arbeit auch kommissarischer Leiter des Oberbergamtes Freiberg. Am 2.12.1940 wurde Oberregierungsbergrat Dr. Wernicke zum Berghauptmann in Freiberg ernannt. Wernicke war ebenfalls Aufsichtsratsvorsitzender der Sachsenerz Bergwerks AG.
Vor dem Einmarsch der sowjetischen Truppen verließ Wernicke am 6.5.1945 Freiberg. Er hielt sich zunächst in Aue (besatzungsfreien Region im Westerzgebirge) auf. Nach dem 27.5.1945 floh er in Richtung Kassel, wobei er zuvor seine mitgenommenen dienstlichen und persönlichen Unterlagen in Markkleeberg einlagerte. Er wurde nun freiberuflich tätig, v.a. als Sachverständiger der IHK Aachen. Zwischen 1952 und 1955 begutachtete er im Auftrag Otto Wolff v. Amerongens zahlreiche Erzlagerstätten in Südwestafrika (heute: Namibia), Südafrika und Südrhodesien (heute: Simbabwe). 1958 wurde Dr. Wernicke von der Regierung der Union von Burma (heute: Myanmar) als General Mining Adviser berufen und war dort als UNO-Sachverständiger tätig. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland war er weiter als Vereidigter Sachverständiger tätig, nach seinem Umzug nach Ebersteinburg nun für die IHK Baden-Baden.
Dr. Wernicke war langjähriges Mitglied des Lagerstättenausschusses der Gesellschaft Deutscher Metallhütten- und Bergleute (GDMB), der er seit 1922 angehörte.
Zuletzt war Dr. Wernicke in Baden-Baden wohnhaft. Am 27.02.1982 ist er im Alter von 79 Jahren verstorben.
Vor dem Einmarsch der sowjetischen Truppen verließ Wernicke am 6.5.1945 Freiberg. Er hielt sich zunächst in Aue (besatzungsfreien Region im Westerzgebirge) auf. Nach dem 27.5.1945 floh er in Richtung Kassel, wobei er zuvor seine mitgenommenen dienstlichen und persönlichen Unterlagen in Markkleeberg einlagerte. Er wurde nun freiberuflich tätig, v.a. als Sachverständiger der IHK Aachen. Zwischen 1952 und 1955 begutachtete er im Auftrag Otto Wolff v. Amerongens zahlreiche Erzlagerstätten in Südwestafrika (heute: Namibia), Südafrika und Südrhodesien (heute: Simbabwe). 1958 wurde Dr. Wernicke von der Regierung der Union von Burma (heute: Myanmar) als General Mining Adviser berufen und war dort als UNO-Sachverständiger tätig. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland war er weiter als Vereidigter Sachverständiger tätig, nach seinem Umzug nach Ebersteinburg nun für die IHK Baden-Baden.
Dr. Wernicke war langjähriges Mitglied des Lagerstättenausschusses der Gesellschaft Deutscher Metallhütten- und Bergleute (GDMB), der er seit 1922 angehörte.
Zuletzt war Dr. Wernicke in Baden-Baden wohnhaft. Am 27.02.1982 ist er im Alter von 79 Jahren verstorben.
- 2002 | Abgabeverzeichnis
- 2024-11-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5