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Beständeübersicht

Bestand

40196 Familienarchiv von Arnim (Fragment)

Datierung1650 - 1947
Benutzung im Bergarchiv Freiberg
Umfang (nur lfm)2,42
Vorwort
Geschichte des Bestandsbildners: Die Planitzer Linie der Familie von Arnim

Familiengeschichte
Johann Georg von Arnim (*17.12.1655 †1721) war der erste Eigentümer des Rittergutes Planitz aus der Familie der von Arnims. Sein Vater war Wolf Christoph von Arnim, ein kursächsischer Generalleutnant und Besitzer des Gutes Pretzsch, welcher allerdings schon starb, als der Sohn gerade das 13. Lebensjahr erreicht hatte.
Nachdem Johann Georg von Arnim eine Zeit lang an der Universität Wittenberg studiert hatte, jedoch ohne das Studium zu beenden, unternahm er einige Reisen und trat dann in den Militärdienst ein. Im Jahr 1689 erhielt Johann Georg von Arnim durch Tausch für das Gut Pretzsch vom sächsischen Kurfürsten Johann Georg III das Lehngut Planitz, beendete seine militärische Karriere und verwaltete künftig das Gut Planitz. Dieses war zuvor seit ca. 1660 in kurfürstlichem Besitz gewesen, nachdem Kurfürst Johann Georg II es der Stadt Zwickau abgekauft hatte. In der Folgezeit wurde das Gut verpfändet, bis es an die von Arnims ging. Im Jahr 1698 erhielt Johann Georg von Arnim schließlich einen von Kurfürst Friedrich August ausgestellten Lehnsbrief, in dem er neben dem Schloss, dem Ober- und Niederdorf und dem Kirchenlehen Planitz auch die Dörfer Cainsdorf, Rotzendorf, Voigtsgrün und Wilckau sowie das Kirchenlehen zu Ebelsbrunn als Lehen erhielt.
1696 heiratete Johann Georg von Arnim Maria Magdalena von Nischwitz auf Gröba und Oberreußen (*1659 †1718). Durch die Heirat kamen die Güter Gröba und Oberreußen in den Besitz der Familie von Arnim. Beide hatte Maria Magdalena von Nischwitz im Jahr 1692 ihrer Schwester abgekauft und verkaufte sie 1697 wiederum an ihren Ehemann Johann Georg von Arnim. Das Erbgut Gröba sollte in den Folgejahren zum Wohnsitz der von Arnims werden. Aus der Ehe gingen die Söhne Carl August (*1698 †1719) und Christoph Heinrich von Arnim (*1699 †1767) hervor. Im Jahr 1717 wurde Johann Georg von Arnim zum Kammerherrn ernannt.
Nach 1721 gingen alle Güter des verstorbenen Vaters auf Christoph Heinrich von Arnim über, was wiederum durch einen Lehnbrief bestätigt wurde. Nachdem seine erste Ehefrau den Sohn Carl Heinrich von Arnim geboren hatte (*1724 †1798), ließ Christoph Heinrich von Arnim sich scheiden. Er heiratete dann Lucia Amalia aus dem Winckel und aus dieser Ehe gingen zwei Söhne sowie vier Töchter hervor. Der jüngste Sohn, Otto Heinrich von Arnim, starb, ohne Erben zu hinterlassen, da seine einzige Tochter nur wenige Tage alt wurde. Als Christoph Heinrich von Arnim 1767 starb, erhielt Carl Heinrich von Arnim, der älteste und aus der ersten Ehe stammende Sohn, die Rittergüter Gröba und Oberreußen. Dem zweitgeborenen Sohn Hans Christoph von Arnim (*1736 †1772) wurden die Lehngüter Planitz, Voigtsgrün und Cainsdorf zugesprochen. Diese Aufteilung der Güter wurde durch einen Erbteilungsvertrag bestätigt.
Die Rittergüter Gröba und Oberreußen verkaufte Carl Heinrich von Arnim im Jahre 1782. Aus einer Ehe mit Ottonia Erementia Dorothea von Mirbach gingen drei Söhne und zwei Töchter hervor.
Hans Christoph von Arnim war der erste der von Arnims, der Planitz als seinen Wohnsitz wählte. Er ging eine Ehe mit Johanna Henriette Caroline von Wehlen ein, woraus ein Sohn und eine Tochter hervorgingen. Der Sohn Carl Christoph von Arnim (*1768 †1812) übernahm die Rittergüter Planitz und Voigtsgrün nach dem Tod seines Vaters. Da er seinerzeit aber erst im Alter von 4 Jahren war, stand ihm zunächst Hans Rudolf von Römer als Lehnsvormund zur Seite. Im Jahr 1792 kaufte Carl Christoph von Arnim sich eine Domherrnstelle zu Merseburg und heiratete Jahr 1790 Louise Lucia von Bodenhausen (*1770 †1796). Aus dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor, von denen jedoch nur die Tochter Caroline Louise (*1794 †1840) überlebte. Nach dem frühen Tod seiner Ehefrau heiratete Carl Christoph von Arnim seine zweite Frau Johanna Louise Friederike von Möllendorff (*1780 †1847). Aus dieser Ehe gingen drei Söhne hervor: Georg Heinrich Wolf (*1800 †1855), Hans Carl (*1802 †1857) und Friedrich Henning (*1804 †1857). Bemüht, seinen Besitz zu vergrößern, kaufte Carl Christoph von Arnim 1795 das Erbgut Krossen sowie 1805 die Rittergüter Groß-Wilckau und Irfersgrün. Nach dem Tod ihres Mannes übernahm Johanna Louise Friederike von Möllendorf die Vormundschaft für die drei Söhne, verwaltete bis zu deren Mündigkeit die Güter sowie das Vermögen und kaufte 1825 das Rittergut Kriebstein.
Nach der Mündigwerdung der Söhne Carl Christoph von Arnims wurden die Güter unter ihnen aufgeteilt. Der älteste der drei Söhne, Georg Heinrich Wolf von Arnim, erhielt die Güter Planitz, Voigtsgrün und Irfersgrün. Seine erste Ehe blieb kinderlos, aus seiner zweiten Ehe mit Emilie Clementine Isolde Bernhardine Gräfin zur Lippe (*1821 †1880) gingen zwei Söhne und zwei Töchter hervor. Die beiden Söhne Alexander Joseph Carl Bernhard von Arnim (*1848 †1909) und Achim Arno von Arnim (*1851 †1919) hatten jeweils nur einen männlichen Nachkommen, die jedoch beide schon früh starben, der eine im Kindesalter, der andere kinderlos. Das Rittergut Planitz wurde nach dem Tod des letzten männlichen Nachkommen Georg Heinrich Wolf von Arnims durch dessen Großneffen Erik Hans Carl von Arnim gekauft.
Der zweitälteste Sohn Carl Christoph von Arnims, Hans Carl von Arnim erhielt nach dem Tod seines Vaters Kriebstein. Er heiratete Bertha Marie Nehrhoff von Holderberg, woraus fünf Söhne und drei Töchter hervorgingen. Der älteste Sohn Hans Henning von Arnim (*1833 †1889) erbte nach dem Tod seines Vaters Kriebstein, welches dann nach seinem Tod zunächst auf seinen Bruder Heinrich Kurt von Arnim (*1835 †1912) überging. Heinrich Kurt von Arnim war bereits Besitzer von Hennersdorf, das nach seinem Tod an seinen erstgeborenen Sohn Kurt Arthur von Arnim (*1861 †?) ging. Kriebstein erbte Erik Hans Carl von Arnim (*1873 †?), der jüngste der vier Söhne Hans Henning von Arnims.
Der dritte Sohn Carl Christoph von Arnims erbte die Rittergüter Krossen und Groß-Milckau. Er ging eine Ehe mit Franziska von Böhlau (*1817 †1855) ein, aus dieser gingen zwei Töchter und ein Sohn hervor. Der Sohn, Carl Christoph von Arnim (*1841 †1876), starb allerdings unverheiratet und ohne männliche Nachkommen .

Unternehmerische Tätigkeit im Steinkohlenbergbau
Das Grubenfeld der Steinkohlenwerke der Familie von Arnim erstreckte sich über den alten Planitzer Kohlberg und auf das sich östlich und nördlich daran anschließende Grubenfeld. Der Steinkohlenbergbau in Planitz entwickelte sich in der Zeit, während der die Familie von Arnim das Rittergut verwaltete, rasant. Zwar wurde den Planitzer Kohlenbergwerken aufgrund ihres Ertragreichtums noch zu Lebzeiten Johann Georg von Arnims eine gewisse Bedeutung zugemessen, jedoch reichten damals fünf Bergleute, um die Kohlenförderung zu bewältigen.
Die Kohlenbergwerke lagen nicht auf dem Planitzer Rittergut, sondern auf den Pfarrfeldern. Im Jahre 1708 wurde Johann Georg von Arnim durch das Appellationsgericht zu Dresden zwar das alleinige Recht zugesprochen, auf den Pfarrfeldern zu Planitz Kohlen abzubauen, aber er musste auch einen Anteil der dort abgebauten Kohlen an die Planitzer Kirche abgeben. Ursächlich dafür war eine zu Beginn des 16. Jahrhunderts durch die Familie von Beust initiierte Stiftung. Heinrich von Beust hatte damals entschieden, aus seinem Kohlenberg eine Stiftung zu machen und von jeder geförderten Wagenladung Kohlen einen bestimmten Teil an die Kirche abzutreten. Aufgrund dieser Stiftungsvereinbarung entbrannte schon zu Lebzeiten Johann Georg von Arnims ein vehementer und sich über Generationen ausdehnender Streit zwischen der Planitzer Kirche und den Rittergutsbesitzern. Während nämlich die Vorbesitzer des Gutes die Abgaben an die Kirche ohne Widerrede zahlten und auch Abgabenerhöhungen akzeptierten, wollten die von Arnims solche nicht gleichgültig hinnehmen. Den Höhepunkt erreichte die Auseinandersetzung gegen Ende des 18. Jahrhunderts, als die Kirche eine erneute Erhöhung der Kohlenabgaben durchsetzen, der Lehnsvormund des zu diesem Zeitpunkt noch minderjährigen Gutsbesitzers Karl Christoph von Arnim, Hans Rudolph von Römer, dies aber nicht bewilligen wollte. Es folgte ein langwieriger Prozess, welcher erst nach dem Tod Carl Christoph von Arnims in einen Vergleich zwischen beiden Seiten mündete. Der Vergleich implizierte die Nachzahlung der Kohlenpreiserhöhungsgelder für mehr als 40 Jahre durch die von Arnims sowie die Vereinbarung, die zukünftigen Abgaben nicht wie bisher in Kohlen, sondern in Münzen auszuzahlen. Doch auch diese Einigung bewirkte nicht das Ende des Streits. Im Jahr 1824 verweigerte Georg Heinrich Wolf von Arnim (*1800 †1855) die Zahlung des Kohlenzehnten. Er hatte kurz zuvor der Sächsischen Eisen-Compagnie das Eisenhüttenwerk Königin-Marienhütte abgekauft und belieferte dieses nun mit Kohlen aus seinen Schächten. Strittig war nun, ob nicht auch für die im Eisenhüttenwerk zu Koks verarbeiteten Kohlen Abgaben an die Kirche zu zahlen waren oder ob diese unter den Privatbedarf an Kohlen fielen, der für die Rittergutsbesitzer laut der oben genannten Stiftungsurkunde abgabenfrei war. Die Erben des 1855 verstorbenen Georg Heinrich Wolf von Arnims schlossen schließlich mit der Kirche einen Vergleich, dass keine Zahlung von Abgaben auf den zum Betrieb der Steinkohlenwerke genutzten Kohlen erfolgen sollte.
Als Georg Heinrich Wolf, Hans Carl und Friedrich Henning von Arnim den Planitzer Kohlberg im Jahr 1812 erbten, waren circa 30 Arbeiter dort beschäftigt. Das Hauptproblem, das sich den neuen Besitzern des Kohlbergs stellte, war der Durchbruch eines in Verbindung mit den Planitzer Erdbränden stehenden Grubenbrandes und die infolge dessen erfolgte Verstürzung aller vorhandenen Schächte. Da die alten Schächte nicht mehr befahrbar waren, waren die drei Brüder gezwungen, neue Schächte abzuteufen. Aber auch in diese brach das Feuer 1824 durch, sodass die Brüder Arnim große Teile des Grubenfeldes aufgeben mussten. Heftige Streitigkeiten zwischen den Brüdern führten schließlich dazu, dass sich der Kohlberg ab 1835 nur noch im Besitz Georg Heinrich Wolf von Arnims befand. Ab 1836 instruierte dieser dann zusätzlich zu dem Abteufen tieferer Schächte auch das Niederbringen kleiner Schächte, um die vom Feuer verschont gebliebenen Flözteile abbauen zu können.
1846 wurde die erste Kokerei der von Arnim'schen Steinkohlenwerke eröffnet - seinerzeit die größte im Zwickauer Revier. 1884 erfolgte der direkte Anschluss der von Arnim'schen Steinkohlenwerke an den Bahnhof Zwickau. Die Bergarbeiter der von Arnim'schen Steinkohlenwerke erhielten im Vergleich zu denen der übrigen im Zwickauer Revier deutlich höhere Löhne sowie weitere Vergünstigungen. So sicherten sich die von Arnims in einer Zeit zunehmender Arbeitskämpfe den Betriebsfrieden.
Nach dem Ende des ersten Weltkrieges waren die wesentlichen Steinkohlenvorräte fast gänzlich abgebaut und die veränderten gesetzlichen Rahmenbedingungen bedingten die Übernahme der von Arnim'schen Steinkohlenwerke durch den Erzgebirgischen Steinkohlen-Aktienverein. Zu diesem Zeitpunkt war die Belegschaft der Werke 766 Mann stark. Die Stillegung der Schächte erfolgte schließlich 1925.

Bestandsgeschichte
Der Weg der Unterlagen des Bestandes in den staatlichen Archivgewahrsam ist nicht bekannt. Wegen der wirtschaftlichen Tätigkeit der von Arnims in der Berg- und Hüttenwirtschaft erhielt das Bergarchiv Freiberg das Archivgut ohne jegliches Findmittel oder sonstige begleitende Unterlagen im Februar 2006 zuständigkeitshalber vom Staatsarchiv Chemnitz. Dieses wiederum hatte die Unterlagen im November 2005 als Teil des Bestandes 33175 Familienstiftung Neefe vom Hauptstaatsarchiv Dresden erhalten. Davor verliert sich die Bestandsgeschichte.
Evt. sind die Unterlagen als Teil eines vormaligen Adels- oder Gutsarchives nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges im Rahmen der Bodenreform in der SBZ in staatlichen Besitz gelangt. Allerdings bestehen im Staatsarchiv Leipzig die Bestände 22449 Rittergut Kriebstein sowie 22060 Rittergut Neusorge. Beide Rittergüter gehörten während des 19. und 20. Jahrhunderts der Familie von Arnim.
Im Bergarchiv Freiberg sind die Unterlagen im Februar / März 2010 im Rahmen eines studienbegleitenden Praktikums von Frau stud. phil. Christiane Schlegel als Fragment eines Familienarchivs der Familie von Arnim identifiziert und teilweise erschlossen worden. Im August 2010 wurde die Verzeichnung fortgesetzt und abgeschlossen von den Praktikantinnen stud. phil. Silvia Meyer sowie stud. phil. Conny Zeiser. Dabei wurden die Unterlagen blattweise kurzregestähnlich verzeichnet mit Signatur, Titel und Tagesdatum (sowie ggf. einem Enthältvermerk). Anschließend wurden die Verzeichnungseinheiten einzeln in Dreiklappmappen verpackt, kartoniert und magaziniert.
Der Bestand enthält Unterlagen zur wirtschaftlichen Tätigkeit der Familie (Gutswirtschaft, Berg- und Hüttenverwaltung), zur Patrimonialherrschaft und zur Familiengeschichte sowie weitere Klassifikationsgruppen (Friedensrichteramt, Gerichtsherrschaft der Familie von Römer). Es handelt sich dabei ausschließlich um lose Blätter. Die Mehrzahl der Archivalien sind Briefe, Fotos, Karten oder Zeitungen sind keine enthalten.
Diese Archivalien spiegeln die vielfältige Rolle des landsässigen Adels innerhalb der lokalen Verwaltung, der Gerichtsbarkeit und des Kirchenpatronats, die Bedeutung der Güter als wirtschaftliche Faktoren sowie das Engagement von Mitgliedern der Familie in verschiedenen Funktionen wider. Die überlieferten Unterlagen stammen aus den Jahren 1698 bis 1947, der zeitliche Schwerpunkt der Überlieferung liegt im 19. Jahrhundert. Die Unterlagen bestehen zum größten Teil aus Korrespondenz einzelner Familienmitglieder untereinander oder Geschäftskorrespondenz betreffend die von Arnim'schen Steinkohlenwerke. Besonders hervorzuheben ist die Überlieferung zahlreicher Briefe der von Arnim'schen Steinkohlenwerke an den jeweiligen Steinkohlenwerksbesitzer, welche von 1854 bis 1922 datiert sind. Sie beinhalten Schilderungen zur Betriebsentwicklung und zum Kohlenabsatz der von Arnim'schen Steinkohlenwerke. So kann deren Entwicklung über fast 70 Jahre verfolgt werden. Der Bestand enthält außerdem Bewerbungsschreiben von Geistlichen für die in den 1850er Jahren frei gewordene Pfarrämter sowie einige wenige Urkunden.
Außerdem waren im Bestand auch einige nicht den von Arnims zu zuordnende Unterlagen enthalten, so zum Beispiel Schreiben von und an Carl Graf von Einsiedel.

Clemens Heitmann
August 2010


Literatur:
Das Geschlecht von Arnim, Teil II 1. Band: Die Hauptstämme Zichow und Zehdenick. Hrsg. vom Vorstand des von Arnim'schen Familienverbandes (Selbstverlag), Prenzlau 1923.
Der Steinkohlenbergbau im Zwickauer Revier. Hrsg. vom Steinkohlenbergbauverein Zwickau e.V., Zwickau 2000.

Briefe, Fotos und Karten zur Gutswirtschaft, Berg- und Hüttenverwaltung, Patrimonialherrschaft und Familiengeschichte.
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