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Beständeübersicht

Bestand

50186 Gutsherrschaft Obercunewalde

Datierung1564 - 1960 (2010)
Benutzung im Staatsfilialarchiv Bautzen
Umfang (nur lfm)5,8
1. Einleitung

Der Ort Cunewalde wird 1222 erstmals urkundlich erwähnt. Nach dem Ort nannte sich 1242 ein Henricus de Chunewalde. Bereits im 14. Jahrhundert zerfiel der Ort in mehrere Anteile. So wurde 1317 ein Teil des Dorfes an das Domstift St. Petri in Bautzen verkauft.

Ab 1492 besaß die Familie von Nostitz auf Unwürde einen Teil von Cunewalde, 1528 verkaufte Fabian von Uechtritz einen weiteren Teil an Hans von Nostitz. Am 21. August 1559 belehnte Kurfürst August von Sachsen dessen drei Söhne mit Ober- und Niedercunewalde. Nach dem Tod von Hans von Nostitz erhielt dessen Sohn Hans der Jüngere von Nostitz Cunewalde. Er erwarb von Peter von Haugwitz noch einen weiteren Teil des Dorfes, mit dem er 1578 belehnt wurde. 1592 erfolgte die Belehnung mit Ober- und Niedercunewalde.

1612, nach dem Tod Hans des Jüngeren von Nostitz, gingen die Güter Ober- und Mittelcunewalde an dessen Sohn Hans Nikol von Nostitz. Dieser wurde später Landesältester des Bautzener Kreises und Appellationsrat in Böhmen. Im Rahmen eines Erbtauschvertrages trat er 1627 Obercunewalde mit dem Mittelvorwerk an Joachim von Ziegler und Klipphausen ab und erhielt dafür dessen Gut Rokitnitz im böhmischen Kreis Königgrätz. Letztgenannter besaß neben Ober- und Mittelcunewalde auch Nostitz und Rodewitz und erwarb 1629 eine auf dem Bautzener Burglehn gelegene Behausung und Brandstelle von Christoph von Nostitz auf Leichnam.

Infolge eines brüderlichen Vergleichs erhielt nach dem Tod Joachims von Ziegler und Klipphausen 1646 dessen ältester Sohn Wolf Rudolph von Ziegler und Klipphausen die Güter Ober- und Mittelcunewalde. 1651 kaufte er von Curt Reinicke von Callenberg auch Niedercunewalde und 1681 genehmigte ihm Kurfürst Johann Georg III. die Gründung eines Dorfes auf der Cunewalder Flur mit dem Namen Klipphausen, wo der Gutsbesitzer 15 Exulanten aus Böhmen ansiedeln ließ.

Nachdem Wolf Rudolph von Ziegler und Klipphausen 1685 verstorben war, erhielt sein ältester Sohn Carl Gottlob von Ziegler und Klipphausen Obercunewalde, während dessen Bruder Ferdinand Rudolph von Ziegler und Klipphausen Mittelcunewalde zugesprochen bekam. 1715 fiel Obercunewalde an Carl Gottlob den Jüngeren von Ziegler und Klipphausen. Dieser erhielt 1721 auch Mittelcunewalde, nachdem der dortige Besitzer Ferdinand Rudolph von Ziegler und Klipphausen ohne Kinder gestorben war. Von nun an gingen die Gutsherrschaften Ober- und Mittelcunewalde gemeinsame Wege. Daneben erwarb Carl Gottlob der Jüngere von Ziegler und Klipphausen 1737 auch die Güter Preititz und Cannewitz nahe Bautzen.

Von ihm erbte 1770 sein einziger überlebender Sohn, der Fürstlich Sächsisch-Gothaische Hauptmann Ferdinand Rudolph von Ziegler und Klipphausen Ober- und Mittelcunewalde. Er erwarb 1779 auch das Gut Kleinbautzen. 1791 verstarb er und hinterließ sechs Töchter. Zunächst besaßen diese alle elterlichen Güter gemeinsam, ehe ab 1809 die Besitzungen geteilt wurden. Ober- und Mittelcunewalde gingen 1810 an Ernestine Louise über, die mit Wilhelm Carl Heinrich von Polenz auf Linz, zwischen Ortrand und Lampertswalde gelegen, verheiratet war. Dieser erbte die Güter, nachdem seine Gattin 1817 kinderlos verstorben war. Wilhelm Carl Heinrich von Polenz bekleidete unter anderem Ämter als Sächsischer Finanzrat und Vogt des Klosters St. Marienthal bei Ostritz. Außerdem erwarb er 1826 das Rittergut Plieskowitz, das er aber 1840 wieder veräußerte.

Nach seinem Tode 1852 übernahm sein Sohn Julius Curt von Polenz, der ebenfalls das Amt des Klostervogtes in St. Marienthal innehatte, die Herrschaft über Ober- und Mittelcunewalde. Nach dessen Tod 1900 übernahm sein ältester Sohn Wilhelm Christoph Wolf von Polenz die Verwaltung der Güter. Dieser erwarb sich auch einen Ruf als Dichter und Schriftsteller. Sein bekanntestes Werk veröffentlichte er 1895 mit dem Roman "Der Büttnerbauer", der den Kampf eines Bauern um seine traditionelle Lebensweise schildert. Nach dem er 1903 an einem Krebsleiden verstorben war, kümmerte sich seine Gattin Beatrice von Polenz, eine englische Bankierstochter, um die Güter. Ihr folgte der Sohn Erich von Polenz, ehe das Gut 1945 enteignet wurde.

1876 wurde die Gemeinde Obercunewalde gebildet. Sie bestand aus dem Dorf Obercunewalde sowie jeweils einem Teil von Mittelcunewalde und dem domstiftlichen Anteil Cunewaldes. 1921 wurde der Gutsbezirk eingemeindet. Die Gemeinde Obercunewalde wurde 1939 mit der Landgemeinde Cunewalde vereinigt. Diese war 1876 aus Niedercunewalde sowie den restlichen Anteilen von Mittelcunewalde und dem domstiftlichen Anteil des Dorfes entstanden.




2. Bestandsgeschichte

Nach der Enteignung der Gutsherrschaft gingen die Akten der Gutsverwaltung Obercunewalde zunächst an das Landeshauptarchiv Dresden. Im Januar 1953 übersendete dieses die Unterlagen an das Staatsarchiv Bautzen. Darunter befanden sich auch Unterlagen aus dem literarischen Nachlass des Wilhelm von Polenz. Dieser Nachlass wurde später an die Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden gegeben und trägt dort die Signatur Mscr.Dresd.App.1203. Die im Staatsarchiv verbliebenen Archivalien wurden ab 1953 in einer Kartei verzeichnet und waren über diese recherchierbar.

1956, 1959, 1965, 1966 sowie 1973 gab der letzte Besitzer des Gutes Erich von Polenz noch einige einzelne Unterlagen an das Staatsarchiv ab. Daneben umfasst der Bestand noch fünf Akten, die Forschungen des Erich von Polenz über die Geschichte des Gutes sowie des Ortes Cunewalde umfassen und in der Zeit von 1958 bis 1970 entstanden sind.

Bei der Bearbeitung des Bestandes "50058 Amtsgericht Neusalza-Spremberg" im Jahr 2010 wurden jeweils 0,3 lfm. Unterlagen der Fremdprovenienzen "Gutsherrschaft Obercunewalde" sowie "Gutsherrschaft Mittelcunewalde", die bisher als "Vorakten Amtsgericht Neusalza-Spremberg" geführt wurden, herausgelöst. Diese Akten hatte das Amtsgericht Neusalza-Spremberg bei seiner Gründung 1879 von der Gutsherrschaft übernommen, aber nicht mehr weitergeführt. 1953 wurden die Unterlagen des Amtsgerichtes Neusalza-Spremberg vom Landesarchiv Bautzen übernommen. Dazu kamen noch Unterlagen, die bisher als "Vorakten Amtshauptmannschaft Löbau" geführt wurden. Dies waren vier Akten, die der Fremdprovenienz "Gutsherrschaft Obercunewalde" zugeordnet werden konnten, sowie drei Akten der Fremdprovenienz "Gutsherrschaft Mittelcunewalde".

Sämtliche Vorakten sollten bei den jeweiligen Beständen verzeichnet werden. Jedoch gestaltete sich wegen der starken Verschmelzung der Akten der Bestände "50186 Gutsherrschaft Obercunewalde" sowie "50337 Gutsherrschaft Mittelcunewalde" (welcher aber nur Vorakten umfasste) die Trennung zwischen den Beständen als schwierig. Somit wurde im November 2010 beschlossen die beiden Bestände zu vereinigen und neben den Vorakten auch die bisher in der bereits erwähnten Kartei erfassten 690 Akten der Gutsherrschaft mit Hilfe der Software "AUGIAS Archiv 8.1" zu verzeichnen. Gleichzeitig wurde eine Klassifikation für den Bestand erstellt. Da in der Kartei, in die Unterlagen bisher verzeichnet waren, einige Nummern nicht vergeben waren und so Lücken entstanden waren, erhielten die Akten eine neue Signatur.

Sämtliche Akten, die nun den Bestand "50186 Gutsherrschaft Obercunewalde" bilden, wurden im Anschluss an die Verzeichnung neu nummeriert und etikettiert sowie in säurefrei-basisch gepufferte Archivkartons verpackt. Insgesamt befinden sich die Unterlagen in einem guten Erhaltungszustand.

Neben den 731 Akten umfasst der Bestand auch zwei Urkunden und fünf Karten.

Nach Verzeichnung sämtlicher Unterlagen hat der Bestand einen Umfang von 5,8 lfm. Er ist in der Tektonik des Sächsischen Staatsarchivs der Tektonikgruppe 06.02 Sonstige Herrschaften zugeordnet.




3. Quellen

1. Primärquellen

- Archivverbund Bautzen, Staatsfilialarchiv, Gutsherrschaft Obercunewalde, Nr. 582
- Archivverbund Bautzen, Staatsfilialarchiv, Gutsherrschaft Obercunewalde, Nr. 615
- Archivverbund Bautzen, Staatsfilialarchiv, Geschäftsakten, Nr. 113
- Archivverbund Bautzen, Staatsfilialarchiv, Geschäftsakten, Nr. 169


2. Sekundärquellen

- Boetticher, Walther von: Geschichte des Oberlausitzischen Adels und seiner Güter 1615 - 1815, Bd. 2 Oberlößnitz b. Dresden, 1913 und Bd. 3, Oberlößnitz b. Dresden, 1919
- Knothe, Hermann: Geschichte des Oberlausitzer Adels und seiner Güter vom 13. bis gegen Ende des 16. Jahrhunderts, Leipzig 1879
- Polenz, Hans von: Wilhelm von Polenz - Jugend und Reifejahre; in: Oberlausitzer Hausbuch 2011; Bautzen, Lusatia-Verlag, 2010
- Archivverbund Bautzen, Kartei Rittergüter der Oberlausitz


3. Andere Quellen

- Internetseite der Gemeinde Cunewalde http://www.cunewalde.de/
- Digitales Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen: http://hov.isgv.de/
- Internetseite der Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden http://www.slub-dresden.de/

Markus Künzel, 2011
Patrimonialgericht.- Gutswirtschaftssachen.- Familienarchiv.
  • 2011 | Findbuch/Datenbank
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