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Beständeübersicht

Bestand

30942 Eisengießerei G. Krautheim AG, Chemnitz

Datierung1908 - 1948
Benutzung im Staatsarchiv Chemnitz
Umfang (nur lfm)8,16

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1. Geschichte der Eisengießerei G. Krautheim AG, Chemnitz
Die Eisengießerei Krautheim AG hatte in Chemnitz je ein Fabrikgelände in Altendorf und Borna; die Firma produzierte Stahl-, Grau-, Temper- und Metallgussstücke für den Lokomotiv-, Eisenbahnwagen-, Kraftwagen- und Straßenbahnwagenbau, für den Apparate- und Maschinenbau, für die Elektroindustrie, für Bergbau- und Grubenbetriebe und für den Landmaschinenbau. Das Unternehmen war auch ein bedeutender Produzent von Achsbüchsen und Lagerschalen, die von Lokomotiv- und Waggonfabriken und den Staatseisenbahnen abgenommen wurden.[01]
Die Eisengießerei G. Krautheim AG war in den Fachgruppen Stahlformgießereien, Tempergießereien, Eisengießereien und Metallgießereien der Wirtschaftsgruppe Gießerei-Industrie vertreten. Außerdem war das Unternehmen seit 1934 Mitglied im Verein Deutscher Stahlformgießereien (Düsseldorf) und seit 1936 Mitglied im Bremsklotz- und Roststab-Verband (Berlin). Unter den Geschäftspartnern der Eisengießerei G. Krautheim finden sich namhafte Firmen des Maschinen- und Fahrzeugbaus und der Elektrotechnik wie z. B. die Sächsische Maschinenfabrik vorm. Richard Hartmann AG (Chemnitz), die Hermann & Alfred Escher AG (Chemnitz), die Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG (Nürnberg), die Bergmann-Elektrizitäts-Werke (Berlin), die Siemens-Schuckert-Werke (Berlin), die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft (Berlin), das Reichsbahnzentralamt in Berlin und die Reichsbahndirektion in Dresden sowie die Waggonfabriken in Görlitz, Wismar, Berlin und München.

Betriebsleiter und -verwalter der Eisengießerei Krautheim AG:
1888 – 1926: Krautheim, Gustav
1926 – 1929: Richter, Albrecht
1926 – 1945: Wagner, Willy
ab 14. Nov. 1945: Driesen, Ernst August (Leiter des Bornaer Werkes)
ab 5. März 1946: Sicker, Carl Arthur (Leiter des Altendorfer Werkes)
1947: Ballenkow, Adrian Fillipowitsch (Generaldirektor)


1.1. Das Stammwerk in Altendorf
1888 gründete Gustav Krautheim eine kleine Tempergießerei; sie war zunächst provisorisch in gemieteten Räumen eines Gebäudes in der heutigen Zwickauer Straße untergebracht. 1891 erfolgte der Umzug in die Wörthstraße (nach 1945 Schiersandstraße) im Chemnitzer Vorort Altendorf, wo bereits mit acht Tiegelöfen, drei Temperöfen und einer 10-PS-Dampfmaschine gearbeitet wurde.[02] G. Krautheim produzierte zunächst ausschließlich Temperguss, der in Tiegel- und später in Ölflamm- und Kupolöfen hergestellt wurde, um daraus Schützenkästen für Webstühle, Kettenglieder, Isolatoren, Kegel- und Winkelräder, Mutter- und Schraubenschlüssel, Armaturen oder Teile für landwirtschaftliche Maschinen zu fertigen.
Es folgten in den 1890er Jahren Erweiterungs- und Neubauten: eine kleine Metallgießerei für das Anfertigen von Lagerschalen, eine mechanische Werkstatt zur Herstellung von Achsbüchsen und ein Verwaltungsgebäude. 1896 wurde der Neubau für eine Kleinbessemerei mit zwei Konvertern fertig gestellt. Mit dieser Technologie hatte G. Krautheim in Deutschland eine Vorreiterrolle inne, denn er produzierte fast konkurrenzlos den von der Industrie begehrten Stahlformguss.[03] 1908 gründete er in Allach bei München eine weitere Firma für Stahl- und Temperguss, die Bayerische Stahlformgießerei Krautheim & Comp. GmbH. Diese Firma gab er jedoch 1914 wieder aus seinen Händen. Die Eisengießerei G. Krautheim in Chemnitz-Altendorf beschäftigte 1911 ca. 450 Arbeiter und Angestellte; es existierten zu dieser Zeit im Werk vier Konverter, eine 500-PS-Kraftanlage, hydraulische Formmaschinen, elektrische Kräne und Sandstrahlgebläse sowie zahlreiche andere Maschinen und Anlagen. Eine 1919 errichtete Graugießerei, die Qualitätsguss von hoher Festigkeit bei großer Weichheit herstellte, vervollständigte den mittlerweile zu kleinen Produktionsstandort[04].


1.2. Die Stahlgießerei in Borna
Nach Ankauf eines Areals von insgesamt 132.750 qm in Chemnitz-Borna entstand von 1915 bis 1918 ein neues Stahlgießereigebäude auf einer Fläche von 16.500 qm. Das Produktionsgelände war günstig gelegen, denn es befand sich zwischen den von Chemnitz nach Leipzig und Wechselburg führenden Eisenbahnlinien und hatte auch eigene Anschlussgleise an die Güterstation Chemnitz-Hilbersdorf.
Die Gießereihalle war u. a. mit der Bessemerei aus dem Altendorfer Werk, einer Kernmacherei, einer Sandaufbereitung sowie mit Formmaschinen, drei Siemens-Martin-Öfen und zwei Elektroöfen ausgestattet. Zum Einschmelzen des Roheisens standen fünf Kupolöfen, ein Tiegelofen und zwei Flammöfen mit Ölheizung zur Verfügung. Auch eine Putzerei[05] , mehrere Material- und Lagerschuppen, ein Lokomotivhaus, ein Speise- und Garderobehaus, ein Technisches Laboratorium und ein Wäge- und Weichenhaus befanden sich auf dem Gelände. In der Gießerei wurden jährlich ca. 7.500 t Stahlformgussteile produziert, ein besonders hochwertiger Stahlformguss wurde dabei in den beiden Elektrostahlöfen[06] erzeugt.
Während des Ersten Weltkrieges waren beide Werksteile in die Rüstungsproduktion, vor allem Granatengussrohlinge, eingebunden.

Anzahl der Arbeiter und Angestellten in den Werken Chemnitz-Borna und Chemnitz-Altendorf (1914-1925):
1914 (Stichtag: 31.12.)
* Werk in Chemnitz-Borna: 16 Arbeiter, 0 Angestellte
* Werk in Chemnitz-Altendorf: 371 Arbeiter, 50 Angestellte
* Insgesamt: 437

1916 (Stichtag: 31.12.)
* Werk in Chemnitz-Borna: 874 Arbeiter, 95 Angestellte
* Werk in Chemnitz-Altendorf: 380 Arbeiter, 49 Angestellte
* Insgesamt: 1.398

1920 (Stichtag: 31.12.)
* Werk in Chemnitz-Borna: 972 Arbeiter, 110 Angestellte
* Werk in Chemnitz-Altendorf: 420 Arbeiter, 48 Angestellte
* Insgesamt: 1.550

1925 (Stichtag: 01.10.)
* Werk in Chemnitz-Borna: 692 Arbeiter, 83 Angestellte
* Werk in Chemnitz-Altendorf: 363 Arbeiter, 49 Angestellte
* Insgesamt: 1.187


1.3. Bildung einer "Achsbüchs-Konvention"
In Deutschland gehörte die Eisengießerei G. Krautheim zu den wenigen Produzenten, die Achsbüchsen[07] und Lagerschalen aus Grau- und Stahlguss für Straßenbahnfahrzeuge, Lokomotiv- und Waggonfabriken herstellten. Um eine konkurrenzfreie Belieferung der Waggonfabriken mit diesen Produkten zu ermöglichen, hatte sich G. Krautheim 1919 mit den Firmen G. & J. Jaeger KG (Elberfeld), Gußstahlwerk Wittmann AG (Haspe) und Schütte, Meyer & Co. GmbH (Lethmathe) zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen. Dieser Konvention, in die zeitweise auch immer wieder andere Achsbüchsfabrikanten mit einbezogen wurden, waren äußerst heftige Preis-, Qualitäts- und Absatzkämpfe innerhalb der Branche vorausgegangen. Zumindest konnte das Ziel dieser Partnerschaft, den Markt im Interesse der Achsbüchsfabrikanten weitgehend zu monopolisieren, erreicht werden.


1.4. Gründung einer Aktiengesellschaft
Die Rechtsform des Unternehmens war zunächst die einer Offenen Handelsgesellschaft (OHG); erst seit dem 26. Juli 1922 existierte die Eisengießerei G. Krautheim als Aktiengesellschaft (AG).[08] Die Umwandlung des Unternehmens war von einem heftigen Rechtsstreit mit der Allgemeinen Deutschen Creditanstalt, Filiale Chemnitz begleitet. Diese hatte als Mitgründerin der AG nicht rechtzeitig die Inhabervorzugsaktien in Stammaktien umgewandelt, so dass das Geld aufgrund seiner drastischen Entwertung im Zuge der Inflation nur noch einen Bruchteil seines ursprünglichen Wertes hatte.


1.5. Auswirkungen der Inflation und der Weltwirtschaftskrise
Noch 1922 konnte die Eisengießerei G. Krautheim AG Gewinne verzeichnen, so dass der Unternehmensvorstand je 25 Millionen Mark für den Kleinwohnungsbau und für Wohlfahrtszwecke entnehmen konnte. Aber die gravierende Inflation, die Abwanderung von Arbeitskräften in die Textilindustrie und das Baugewerbe[09] sowie eine generell schlechte Auftragslage machten der Eisengießerei G. Krautheim AG sehr zu schaffen. Die Staatsbahn und die Waggon- und Lokomotivfabriken erteilten keine nennenswerten Bestellungen, aber auch für ausländische Auftraggeber gab es kaum Beschäftigung, da die Preise von G. Krautheim wesentlich über den Weltmarktpreisen lagen. Kurzarbeit und Entlassungen – 1925 reduzierte sich die Belegschaft fast um die Hälfte – waren die Konsequenzen angesichts der desolaten Wirtschaftslage.
Am 15. April 1926 verstarb der Firmengründer Gustav Krautheim; das Altendorfer Werk wurde von Willy Wagner und das Bornaer Werk von Albrecht Richter geleitet. Nach dem Ausscheiden von A. Richter 1929 übernahm W. Wagner die alleinige Leitung des Unternehmens; er hatte seit dem Tode von G. Krautheim auch den Vorstand der Aktiengesellschaft inne. Zumindest brachte das Jahr 1926 eine sichtliche Wiederbelebung des Geschäfts, denn beide Werke waren bis zur Grenze ihrer Leistungsfähigkeit besetzt, so dass die Belegschaft zahlenmäßig wieder aufgestockt werden konnte. Aber die Lohnkämpfe 1927 und das Einsetzen der allgemeinen Wirtschaftskrise 1929 setzten dem kurzen Aufschwung ein rasches Ende. Nur durch scharfe Rationalisierungsmaßnahmen und den Verkauf eines Grundstücks in Borna[10] konnte die Eisengießerei G. Krautheim AG in dieser Zeit noch einen Gewinn herausarbeiten. Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise waren auch für die Eisengießerei G. Krautheim AG verheerend, denn es gab gravierende Umsatzeinbrüche sowohl im Werk Altendorf von 2.836.884 RM (1927) auf 692.010 RM (1932) als auch im Werk Borna von 4.655.052 RM (1927) auf 1.381.464 RM (1932). Aufgrund dieser enormen Verluste hatte es in der Betriebsleitung bereits ernsthafte Überlegungen gegeben, den Werkstandort Borna wieder zu schließen.

Anzahl der Beschäftigten und Höhe der Umsätze in den Werken Chemnitz-Borna und Chemnitz-Altendorf (1924-1934):
1924
* Beschäftigte im Werk Altendorf: 421
* Beschäftigte im Werk Borna: 841
* Umsatz in Mark: 485.147.00

1926
* Beschäftigte im Werk Altendorf: 320
* Beschäftigte im Werk Borna: 582
* Umsatz in Mark: 410.981.00

1928
* Beschäftigte im Werk Altendorf: 349
* Beschäftigte im Werk Borna: 642
* Umsatz in Mark: 419.940.00

1930
* Beschäftigte im Werk Altendorf: 227
* Beschäftigte im Werk Borna: 429
* Umsatz in Mark: 258.034.00

1932
* Beschäftigte im Werk Altendorf: 151
* Beschäftigte im Werk Borna: 289
* Umsatz in Mark: 156.807.00

1934
* Beschäftigte im Werk Altendorf: 282
* Beschäftigte im Werk Borna: 511
* Umsatz in Mark: 331.705.00


1.6. Aufschwung im Zeichen des "Stahlhungers" und der Kriegsproduktion
Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten setzte durch Maßnahmen der Reichsregierung in der zweiten Jahreshälfte 1933 ein Beschäftigungszuwachs ein. So konnte die Belegschaft 1934 auf 730 Beschäftigte und 1936 auf 1.029 Beschäftigte heraufgesetzt werden. Es wurden zudem Doppelschichten eingeführt, um die Anlagen und Maschinen optimal zu nutzen. Zur Stärkung der Betriebsmittel erhielt die Firma 1935 einen Kredit der Deutschen Industriebank (Vertretung Dresden) in Höhe von 300.000 RM ausgehändigt. Dieser wurde jährlich mit 30.000 RM getilgt. Auch konnten im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs die Hypotheken, mit denen Grundstücke belastet waren, bis 1937 an die Banken zurückgezahlt werden.

Übersicht zur Produktion und zum Umsatz bei der Herstellung und Lieferung von Stahlguss (1933-1945) – ohne die Produktion von Stahlgussrohlingen – :
1933
* Produktion in kg: 3.198.847
* Lieferung in RM: 1.410.177.25

1935
* Produktion in kg: 6.870.168
* Lieferung in RM: 3.120.495.21

1937
* Produktion in kg: 9.343.791
* Lieferung in RM: 4.300.704.10

1939
* Produktion in kg: 9.875.405
* Lieferung in RM: 4.937.409.26

1941
* Produktion in kg: 10.323.107
* Lieferung in RM: 5.565.302.32

1943
* Produktion in kg: 9.652.943
* Lieferung in RM: 5.744.367.36

1945
* Produktion in kg: 1.416.364
* Lieferung in RM: 983.477.01

Ab 1938 erhöhten staatliche Stellen den Druck, den Produktionsausstoß zu vergrößern[11]. Daher entstanden Planungen, die Tempergießerei in einen Neubau umzulagern, wofür in Borna Flurstücke angekauft wurden. Die endgültige Fertigstellung des Gebäudes verzögerte sich durch Anforderungen der Reichsbahn, bürokratische Hürden und Materialprobleme bis 1941.

Übersicht zur Produktion und zum Umsatz bei der Herstellung und Lieferung von Temperguss (1933-1945):
1933
* Produktion in kg: 266.555
* Lieferung in RM: 170.971.31

1935
* Produktion in kg: 442.548
* Lieferung in RM: 303.998.47

1937
* Produktion in kg: 893.944
* Lieferung in RM: 631.629.36

1939
* Produktion in kg: 1.047.762
* Lieferung in RM: 763.346.78

1941
* Produktion in kg: 975.628
* Lieferung in RM: 731.030.00

1943
* Produktion in kg: 1.091.724
* Lieferung in RM: 863.101.12

1945
* Produktion in kg: 270.754
* Lieferung in RM: 217.564.87

Um die Leistungsfähigkeit der Stahlgießerei zu erhöhen – es betraf bei der Kriegsproduktion konkret die Herstellung von vorgeschruppten 10,5 cm Stahlgusshüllen für Granaten[12] – wurde 1939 das Grundkapital der Eisengießerei G. Krautheim AG um 111.000 RM auf 1 Millionen RM und 1941 um 1 Millionen RM auf 2 Millionen RM erhöht. Das Unternehmen profitierte enorm vom Kriegsausbruch, denn es "mangelte an Stahlguss kolossal", so Direktor W. Wagner.

Übersicht zur Produktion und zum Umsatz bei der Herstellung und Lieferung von Stahlgussrohlingen (1939-1945):
1939
* Produktion in kg: 1.463.742.00
* Umsatz in RM: 439.122.60

1940
* Produktion in kg: 4.741.332.00
* Umsatz in RM: 1.422.399.60

1941
* Produktion in kg: 2.352.918.00
* Umsatz in RM: 705.875.40

1942
* Produktion in kg: 5.233.424.00
* Umsatz in RM: 1.570.027.20

1943
* Produktion in kg: 6.278.316.00
* Umsatz in RM: 1.883.494.80

1944
* Produktion in kg: 8.661.180.00
* Umsatz in RM: 2.598.354.00

1945
* Produktion in kg: 1.329.760.00
* Umsatz in RM: 398.928.00

Die Rohstoffe und Materialien für die Produktion wie Koks, Silizium, Ferro-Mangan, Hämatit, Spiegel- und Stahleisen kamen aus Westfalen, dem Rheinland und Schlesien, während Silikatsteine, Silkatmörtel und Steinkohle aus Sachsen bezogen wurden. Gegen Kriegsende gab es unter der Belegschaft eine wachsende Anzahl von Ostarbeitern und Kriegsgefangenen[13] , die in um- und ausgebauten Gebäuden auf der Sandstraße 116, der Bornaer Straße 147 und 170, dem Gasthof Blankenau und dem Werksgelände Altendorf selbst untergebracht waren. So befanden sich 1944 unter den insgesamt 1.170 Arbeitern der Eisengießerei 57 Westarbeiter, 93 Ostarbeiter, 143 russische Kriegsgefangene und 51 italienische Kriegsgefangene.
Noch im April 1945 wurden konspirative Widerstandszellen im Betrieb enttarnt, mit zum Teil tödlichem Ausgang für die Betreffenden[14]


1.7. Unmittelbare Nachkriegssituation
In der zweiten Jahreshälfte 1945 war die Produktion[15] aufgrund des akuten Rohstoff- und Strommangels nur in einem sehr bescheidenen Umfang möglich, d. h. die Kapazitäten des Werkes in Borna waren zu 10 % und die des Altendorfer Werkes zu 20 % ausgenutzt. Beide Werke hatten insgesamt ca. 10 % Bombenschäden an Fabrikhallen[16] , Maschinen und Anlagen zu beklagen, die hauptsächlich das Resultat der Luftangriffe im Februar und März 1945 waren. Außerdem war die Gießerei der wiederholten Demontage[17] mit einem materiellen Gesamtverlust von ca. 21 % ausgesetzt; und sie hatte Reparationen für die sowjetische Besatzungsmacht im Umfang von ca. 90 % der gesamten Aufträge zu leisten, d. h. es waren 1946 konkret 6.650 t Stahlformguss und 315 t Temperguss zu liefern.

Übersicht zur Produktion und zum Umsatz bei der Herstellung und Lieferung von Stahl- und Temperguss im Jahre 1946:
Stahlguss:
* Produktion in kg: 2.993.064
* Umsatz in RM: 1.991.253.32

Temperguss:
* Produktion in kg: 421.269
* Umsatz in RM: 421.607.87

Die gute Auftragslage im Verlaufe des Jahres 1946 widerspiegelte sich deutlich in den Beschäftigtenzahlen: Die Anzahl der Arbeiter und Angestellten erhöhte sich von 302 Personen (Dezember 1945) auf 845 Personen (Dezember 1946). In Borna konnte in diesem Jahr der erste Siemens-Martin-Ofen überhaupt in der SBZ wieder in Betrieb genommen werden.


1.8. Überführung der Firma in eine Sowjetische Aktiengesellschaft
Die Eisengießerei G. Krautheim AG wurde unmittelbar nach dem Krieg unter den Befehl Nr. 124 des Obersten Chefs der Sowjetischen Militäradministration (SMA) gestellt. Als Treuhandbetrieb wurden der Werkteil Borna seit dem 14. November 1945 durch den Ingenieur Ernst August Driesen und der Werkteil Altendorf seit dem 5. März 1946 durch den Elektromonteur Carl Arthur Sicker verwaltet. Gegen Ende des Jahres 1946 wurde das Unternehmen in die AG "Marten" vorm. G. Krautheim umgewandelt und 1947 in eine staatliche Sowjetische Aktiengesellschaft (SAG) überführt.[18] Die Leiter des Unternehmens waren der Generaldirektor Adrian Fillipowitsch Ballenkow, der Chefdirektor C. A. Sicker und der kaufmännische Direktor (?) Kehr.


2. Bestandsgeschichte
1979 übergab das Verwaltungsarchiv des VEB Stahlgießerei Karl-Marx-Stadt dem Staatsarchiv Dresden ca. 3 lfm (93 Akten) der Eisengießerei G. Krautheim AG, Chemnitz. Zu den Akten gehörte eine im Betriebsarchiv ausgefertigte handschriftliche Kartei als Findmittel. Akten und Kartei gelangten 1993 nach Chemnitz.
Im Juni 2005 übernahm das Sächsische Staatsarchiv/Staatsarchiv Chemnitz von der Eisen- und Stahlgießerei GmbH Chemnitz weitere ca. 3 lfm Akten einschließlich Geschäftsbücher, Patentschriften, Fachzeitschriften, Verbands- und Vereinsmitteilungen, Zeichnungen, Fotos und Glasplatten des Bestandes. Die Unterlagen ließen eine frühere archivische Bearbeitung erkennen (Vergabe von Signaturen), Findmittel fehlten jedoch.
Die elektronische Verzeichnung der Akten erfolgte nach dem Bär'schen Prinzip unter Verwendung von Augias 7.4. Die Akten wurden klassifiziert. Innerhalb der Klassifikationsgruppen folgt die Ordnung dem Aktentitel und der Laufzeit der Akten.
Die Unterlagen erhielten eine endgültige Signatur; vorhandene ältere Signaturen wurden erfasst. Die Bearbeitung erfolgte in den Zeiträumen 20. September bis 18. November 2005 und Juli/August 2006 (Bildbestand).
Die innere Ordnung der inhaltlich bereits gut gegliederten Akten konnte fast durchgängig beibehalten werden, d. h. thematische Trennungen erfolgten nur partiell. Dies betraf insbesondere Unterlagen über Verbände, Vereinigungen und Institutionen (z.B. Zweckverband Deutscher Stahlindustrieller, Bezirksverband Deutscher Metallindustrieller und Industrie- und Handelskammer Chemnitz), wo eine thematische Ordnung angebracht war.
Bei der Bergung des Bestandes konnte eine große Anzahl historischer Aufnahmen, in der Hauptsache Schwarzweiß-Abzüge, zu unterschiedlichen Teilabschnitten der Firmengeschichte gerettet werden. Findmittel oder Systematik zählten auch hier leider nicht dazu. Zum weit überwiegenden Teil wurden die Fotos unsortiert übernommen. Um den Bestand zu vervollständigen, wurde das Bildmaterial von Herrn Dirk Schmerschneider von Juli bis August 2006 gesichtet, nach Zeitabschnitten und Motiven geordnet, nach Bedarf gereinigt, einzeln verpackt (Pergaminhüllen) oder aussortiert und entsprechend verzeichnet. Hinzu kam ein Konvolut Drucksachen, darunter hauptsächlich Firmenprospekte der Firma Krautheim und der Konkurrenz. Der Gesamtbestand erhöhte sich dadurch um 0,6 lfm. Bereits eingearbeitetes Bildmaterial musste im Zuge gewonnener Erkenntnisse teilweise neu zugeordnet werden, wodurch sich auch Änderungen im Bestand 30944 "VEB Stahlgießerei Karl-Marx-Stadt" ergaben. Das Bildmaterial wurde geordnet nach folgenden Motiven:
Personen, Innen- bzw. Außenaufnahmen, technische Anlage, Produkte (Gusserzeugnisse) und Sonstige.
Naturgemäß kommt es dabei zu Überschneidungen, so dass der Nutzer bei der Suche nach bestimmten Motiven keine Kategorie von vornherein ausschließen sollte. Gelegentlich schien eine weitere Unterteilung dieser Motivgruppen sinnvoll. Innerhalb der Klassifikationsgruppe "Fotos" stellen die Abbildungen von Gusserzeugnissen die umfangreichste Gruppe dar, gefolgt von Werksansichten. Bei einer Anzahl von Fotografien war es unmöglich, diese genau zu datieren. Der weitaus größte Teil des Bildmaterials war un- bzw. falsch beschriftet, gelegentlich gab der Stempelaufdruck des Fotografen Aufschluss, wobei es wiederum nicht auszuschließen ist, dass es sich um Abzüge älterer Aufnahmen handelt. Konnte eindeutig identifiziert werden dass das abgebildete Motiv aus der Zeit vor 1945 stammt, so wurden auch spätere Abzüge dem Bestand 30942 zugeschlagen. Der Nutzer sollte stets kritisch prüfen, wie wahrscheinlich die Korrektheit der Datierung des Bildmateriales ist.
Als Anhaltpunkte zur Einordnung wurden Firmenveröffentlichungen wie Kataloge, Werbeschriften oder geschichtliche Abrisse herangezogen, wobei sich zeigte, dass bestimmte Motive mehrfach[19] und/oder fälschlich[20] verwendet wurden. Mitunter war der Abgleich mit im Bestand befindlichen technischen Zeichnungen und komplett erhaltenen Fotoalben hilfreich.
Nach der Bearbeitung der Unterlagen beträgt der Umfang des Bestandes 8,5 lfm mit einer Laufzeit von 1908 bis 1948. Der Bestand enthält neben Schriftgut über 260 Zeichnungen, Grundrisse und Lagepläne sowie 730 Fotos s/w, darunter 106 Glasplattennegative.
Die Kassation beschränkte sich auf wenige Einzelschriftstücke, Zeichnungen und Fotos, die mehrfach vorhanden waren.
Alle Unterlagen sind zugänglich. Insgesamt ist der Zustand der Unterlagen zufriedenstellend. Sie weisen, mit wenigen Ausnahmen, lediglich leichte Verschmutzungen und Verschleißspuren auf.


3. Bestandsanalyse
Die von Gustav Krautheim 1888 gegründete Eisengießerei entwickelte sich im Verlaufe der Zeit zu einer "Universalfirma" bei der Produktion von Stahl-, Grau-, Temper- und Metallgussstücken. Die Erzeugnisse der Firma fanden ihren Absatz im Fahrzeugbau, im Apparate- und Maschinenbau, in der Elektroindustrie, im Bergbau und im Landmaschinenbau. Parallel zu dieser Unternehmensentwicklung dokumentieren die Akten vor allem die Auswirkungen von gravierenden sozialen Veränderungen und Umbrüchen wie z. B. Inflation, Wirtschaftskrise und Krieg auf die Entwicklung des Unternehmens.
Darüber hinaus sind aufgrund der Unterlagen folgende Sachverhalte gut nachvollziehbar: die Entwicklung der Produktion, des Absatzes und der Technologien in der Eisengießerei G. Krautheim AG; der Ausbau der beiden Werkstandorte in Chemnitz-Altendorf und Chemnitz-Borna; die Konkurrenz und die Kooperation zwischen den Produzenten von Achsbüchsen und Lagerschalen für Waggonfabriken; die Monopolisierungsbestrebungen der Achsbüchsfabrikanten in Deutschland zur Beherrschung des Marktes; die Entwicklung der Eisen- und Stahlproduktion im Deutschen Reich und in Luxemburg; die Einflüsse von Verbänden, Vereinen, Banken und Institutionen auf das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben; die Einbindung der Firma in die Rüstungsproduktion des kaiserlichen Deutschlands und in das "Stahlprogramm" der Nationalsozialisten sowie die Auswirkungen des 2. Weltkrieges auf die weitere Gestaltung der Produktions- und Eigentumsverhältnisse.
Hervorzuheben ist der umfangreiche Fundus an Patentschriften, Fachbeiträgen, Vereinsmitteilungen, Verbandsschriften und technischen Zeichnungen. Besonders auch durch das vielfältige Bildmaterial erfährt der Bestand eine erhebliche Aufwertung, da ein visueller Einblick in beispielsweise die Betriebsentwicklung, Produktionsmethoden und Produkte oder auch soziales Umfeld der Beschäftigten in Momentaufnahmen möglich wird. Punktuell kann auch die Entstehung von Firmenveröffentlichungen nachvollzogen werden, da in einigen Fällen die Originalaufnahme, retuschierte Versionen, Druckvorlage und fertige Publikation vorliegen.


4. Abkürzungen
A|-----||-----|Ampere (Einheit der elektrischen Stromstärke)
ADCA|-----||-----|Allgemeine deutsche Credit-Anstalt zu Leipzig
AG|-----||-----|Aktiengesellschaft
AVI|-----||-----|Arbeitsgemeinschaft der Eisen, Stahl und Metallverarbeitenden Industrie e. V.
Bafio|-----||-----|Bank für deutsche Industrie-Obligationen
BGB|-----||-----|Bürgerliches Gesetzbuch
Datsch|-----||-----|Deutscher Ausschuss für technisches Schulwesen
DIN|-----||-----|Deutsche Industrienormen
DAF|-----||-----|Deutsche Arbeitsfront
e. Gen.|-----||-----|eingetragene Genossenschaft
FA|-----||-----|Firma
FG|-----||-----|Fernsprecher des Geschäftes
FW|-----||-----|Fernsprecher der Wohnung
G.D.M.|-----|Gesamtverband Deutscher Metallindustrieller
Gebr.|-----||-----|Gebrüder
gGmbH|-----|gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung
GmbH|-----||-----|Gesellschaft mit beschränkter Haftung
HGB|-----||-----|Handelsgesetzbuch
HJ|-----||-----|Hitlerjugend
Kgr.|-----||-----|Königreich
Komm.-Ges.|-----|Kommanditgesellschaft
kV|-----||-----|Kilovolt
kW|-----||-----|Kilowatt
kWh|-----||-----|Kilowattstunde
KWVO|-----|Kriegswirtschaftsverordnung
Liqu.|-----||-----|Liquidation
LS|-----||-----|Luftschutz
LS-Stollen|-----|Luftschutzstollen
LSÖ|-----|Leitsätze für die Preisermittlung aufgrund der Selbstkosten bei Leistungen für öffentliche Auftraggeber
NSBDT|-----|Nationalsozialistischer Bund Deutscher Technik
NSBO|-----||-----|Nationalsozialistischer Betriebsobmann
NSDAP|-----|Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
NSKK|-----||-----|Nationalsozialistisches Kraftfahrerkorps
NSV|-----||-----|Nationalsozialistische Volkswohlfahrt
OHG|-----||-----|Offene Handelsgesellschaft
OKH|-----||-----|Oberkommando des Heeres
Rdschrb.|-----|Rundschreiben
Pg.|-----||-----|Parteigenosse
RGBL|-----||-----|Reichsgesetzblatt
REFA|-----||-----|Reichsausschuss für Arbeitszeitermittlung
RKB|-----||-----|Reichskolonialbund
RM|-----||-----|Reichsmark
Rpf|-----||-----|Reichspfennig
SAG|-----||-----|Staatliche Sowjetische Aktiengesellschaft
Siag|-----||-----|Sächsische Industrie-Aktiengesellschaft
SM-Stahl|-----|Siemens-Martin-Stahl
SMAD|-----||-----|Sowjetische Militäradministration in Deutschland
StGB|-----||-----|Strafgesetzbuch
U-Boot|-----|Unterseeboot
UK-Antrag|-----|Unabkömmlichkeits-Antrag
U.V.S.|-----||-----|Unfallverhütungsschuhe
V|-----||-----|Volt (Einheit der elektrischen Spannung)
VD|-----||-----|Verordnung
VAS|-----||-----|Versicherungs-Anstalt des Landes Sachsen
VDE|-----||-----|Verein Deutscher Eisengießereien in Düsseldorf
VDEh|-----||-----|Verein Deutscher Eisenhüttenleute
VDI|-----||-----|Verein Deutscher Ingenieure
VDEG|-----||-----|Verein Deutscher Eisengießereien - Gießereiverband
VMG|-----||-----|Vereinigung Mitteldeutscher Gußverbraucher
VDMA|-----|Verein Deutscher Maschinenbau-Anstalten
VO|-----||-----|Verordnung
vorm.|-----||-----|vormals
WHW|-----||-----|Winterhilfswerk des Deutschen Volkes
WEI|-----||-----|Wirtschaftsgruppe Elektroindustrie
WLS|-----||-----|Werkluftschutz



[01] Eine Beschreibung über den Standort, die Ausstattung und Technologie des Unternehmens im Jahre 1920 gibt es von Schimpke, Paul: Die Stahl-, Temper- und Graugießerei-Anlagen der Firma G. Krautheim in Chemnitz. Sonderdruck aus "Stahl und Eisen" 1920, Nr. 39 u. 43, S. 3 ff.
[02] Siehe hierzu: 100 Jahre Gießereitradition Chemnitz, von der Kappler Drehe zur Flender Guss GmbH Wittgensdorf 1898-1998. Flender Guss GmbH Wittgensdorf 1998, S. 22.
[03] In der Eisengießerei G. Krautheim wurden fünf Stahlguss-Qualitäten fabriziert: Dynamostahlguss (sehr weich und hohe magnetische Eigenschaften), Flusseisenformguss (weich und leicht zu bearbeiten), Flussstahlformguss (mittelhart), Werkzeugstahlguss (naturhart) und Spezialhartstahlguss (sehr hart).
[04] Der Produktionsstandort in Altendorf war bei einer Gesamtfläche von 18.000 m² auf insgesamt 13.000 m² mit Gebäuden und Anlagen bebaut.
[05] In der Putzerei befanden sich u. a. eine Schmiede, eine Modellausgabe, eine Gas- und Elektro-Schweißanlage sowie verschiedene Werkzeugmaschinen. 1920 war das Betriebsgelände auf einer Fläche von 26.400 m² mit Gebäuden und Anlagen bebaut.
[06] Die beiden Elektrostahlöfen hatten ein Fassungsvermögen von 4 und 8 t und waren an das Elektrizitätswerk der Stadt Chemnitz angeschlossen.
[07] Die Fabrikation von Achsbüchsen aus Stahlformguss bereitete außerordentliche Schwierigkeiten, d.h. es dauerte Jahre, ehe die Eisengießerei Krautheim über das Stadium kostspieliger Versuche herausgekommen war.
[08] Siehe hierzu: Akte Nr. 198. Unter den Aktionären waren zahlreiche Bankhäuser und -geschäfte vertreten, die ihren Sitz bzw. eine Filiale in Chemnitz hatten, so z. B. die Sächsische Bank, die Handelsbank, die Diskonto-Gesellschaft, die Darmstädter Nationalbank, die Commerz- & Privatbank, die Chemnitzer Girobank und die Bankgeschäfte Dürr & Co. und Bayer & Heinze.
[09] Aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen gab es Anfang der 1920er eine generelle Massenabwanderung von Arbeitskräften aus den Gießereibetrieben in die Textilindustrie und das Baugewerbe.
[10] Das Grundstück in Borna wurde für 175.176 RM verkauft; es war einst von der Betriebsleitung für Siedlungszwecke gekauft worden, aber die Verhältnisse für die Bebauung waren ungünstig.
[11] Die vom Reichswirtschaftsministerium angeordnete Betriebsvergrößerung sollte über laufende Einnahmen, die Inanspruchnahme von Bankkrediten oder durch eine Erhöhung der Hypothek realisiert werden.
[12] Mit der Erzeugung von 10,5 cm Granatenrohlingen hatte die Eisengießerei G. Krautheim AG im Jahre 1938 begonnen. Nach mehrfachen Unterbrechungen lieferte die Firma ab März 1942 kontinuierlich diese Granaten, die aus basischem Siemens-Martin-Stahl und aus Konverterstahl bestanden. Die Weiterverarbeitung erfolgte u. a. in folgenden Firmen: Maschinenfabrik Ernst Saupe (Limbach i. Sa.), Sächsische Textilmaschinenfabrik vorm. R. Hartmann (Chemnitz), C. H. Weisbach (Chemnitz), Wirkmaschinenfabrik G. Hilscher (Chemnitz) und Walzengravieranstalt A. Dippmann (Frankenberg i. Sa.) etc.
[13] Siehe hierzu u. a: Akten Nr. 291, 292, 293, 305, 499 und 506.
[14] Siehe v. a. Akte 2018 im Bestand 30944 "VEB Stahlgießerei Karl-Marx-Stadt" mit Zeitzeugenberichten.
[15] Die Eisengießerei G. Krautheim AG hatte 1945 220 Werkzeugmaschinen, 102 Form- und Aufbereitungsmaschinen, 332 Elektromotoren.
[16] Beim anglo-amerikanischen Luftangriff am 6. Februar 1945 wurden auf dem Gelände im Werk Borna insgesamt 56 Bomben abgeworfen; dabei gab es drei Volltreffer in Werkhallen.
[17] Vom 1. September 1945 bis zum 18. April 1946 war die Eisengießerei Krautheim AG von einer Demontage-Kommission besetzt. In Borna wurden die Bearbeitungswerkstatt (zu 40 %), die Modelschlosserei und das Kesselhaus (zu je 50 %) und in Altendorf die Achsbüchswerkstatt (zu 95 %) demontiert.
[18] Siehe hierzu auch den StAC-Bestand 30944 "VEB Stahlgießerei Karl-Marx-Stadt einschl. Vorg. u. Nachfahren"
[19] Auf Bild- und Werbematerial der Firma G. Krautheim AG wurde noch bis Anfang der 1950er Jahre im Nachfolgebetrieb Gießerei Chemnitz in der SAG Marten (Bestand 30944) zurückgegriffen.
[20] so beispielsweise eine Abbildung in der Publikation "Der Kampf um die Macht. Beiträge zur Geschichte des VEB Stahlgießerei Karl-Marx-Stadt", S. 22, wo die Bildunterschrift von der Beschriftung des vorhandenen Originals irreführend abweicht.
Bohmann, Heiko: Keine „ganz normale“ Aktenübernahme, in: Sächs. Archivblatt, Heft 1/2006.

Dörffeldt, Viola: 100 Jahre Chemnitzer Gießereigeschichte, in: Sächs. Archivblatt, Heft 1/2007.

Kändler, Hans: Der antifaschistisch-demokratische Widerstandskampf von 1939-1945 in der ehemaligen Firma G. Krautheim AG Chemnitz-Borna unter der Leitung der illegal arbeitenden Betriebsgruppe der KPD, Examensarbeit, Dresden 1963, StA-C, Bestand 31602, Nr. V 7/016.- Autorenkollektiv: der Kampf um die Macht. Beiträge zur Geschichte des VEB Stahlgießerei Chemnitz/Karl-Marx-Stadt, 1916-1953, Teil 1, Karl-Marx-Stadt 1979, StA-C Bestand 31602, Nr. V 7/225/1-2.

Uhlig, Heinz Dieter: Gustav Adam Krautheim, in: Museumskurier 12/2007 (Industriemuseum Chemnitz).

Uhlig, Heinz Dieter: Beitrag zur Ermittlung des Namensgebers für die SAG Marten, Muttergesellschaft der Giesserei Krautheim Chemnitz von 1947-1953 [Typoskript, bei der Bestandsakte]
Maschinenverzeichnisse.- Bilanzen.- Inventuren.- Betriebsabrechnungen.- Geschäftsberichte.- Aufsichtsratsprotokolle.- Gründungsunterlagen.- Handelsregisterauszüge.- Besitzstandsverzeichnis.- Steuern.- Produktion.- Preise.- Patente.- Versicherungen.- Kredite.- Verträge.- Grundbuchauszüge.- Grundstücksverkäufe.- Unterlagen der Generalversammlung.- Aufsichtsratsprotokolle.- Mitteilungen der Arbeitgeberverbände 1912 - 1918.- Satzung.- Tarife.- Streik.- Chemnitzer Bezirksverband Deutscher Metallindustrieller.- Berufsgenossenschaft.- Schriftwechsel mit IHK.- Gründung der Sächsischen Industrie AG "Siag" 1941.- Kriegsgefangene und Zivilarbeiter 1939 - 1945.- Fliegerschäden.- Demontage.- Chronik.- Zeitschriften für die Technik und Wirtschaft des Gießereiwesens 1925 - 1930.
1888 gründete Gustav Krautheim eine kleine Tempergießerei, die bereits 1891 am Standort Chemnitz-Altendorf erweitert wurde. Neubauten für eine Metallgießerei, Kleinbessemerei, eine mechanische Werkstatt und eine Graugießerei folgten. Von 1915 bis 1918 entstand in Chemnitz-Borna zusätzlich ein neues größeres Gießereigebäude, in dem in Elektrostahlöfen hochwertiger Stahlformguss erzeugt wurde. Die Produktion umfasste vor allem Achsbüchsen und Lagerschalen für Straßenbahnfahrzeuge, Lokomotiv- und Waggonfabriken. Seit 1922 firmierte das Unternehmen als Aktiengesellschaft. Die Inflation, ein Rückgang der Aufträge, Lohnkämpfe und das Einsetzen der Wirtschaftskrise brachte das Unternehmen in Schwierigkeiten. Im Jahr 1926 gelang nur eine kurzzeitige geschäftliche Wiederbelebung. Erst nach 1933 erhielt das Unternehmen Kredite mit deren Hilfe Produktion und Umsatz von Temperguss und Stahlrohlingen gesteigert werden konnten. Das Unternehmen profitierte von der Kriegsproduktion, indem es große Mengen an Stahlgusshüllen für Granaten herstellte. Dabei beschäftigte die Eisengießerei auch Kriegsgefangene und Ostarbeiter. Bombenschäden an beiden Standorten und Demontagen führten zu Einschnitten in der Produktion. Die Eisengießerei G. Krautheim wurde unmittelbar nach dem Krieg unter den Befehl Nr. 124 der SMAD gestellt und Ende 1946 in die AG, später SAG Marten umgewandelt.
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