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Beständeübersicht

Bestand

22097 VEB KIM Schweinezucht- und -mastkombinat Borna

Datierung1972 - 1994
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)1,66

Bestand enthält auch 5 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular

Geschichte des VEB Kombinat Industrielle Mast Schweinezucht- und Mastkombinat Borna

In den Jahren 1968/69 wurde erstmals im Rat des Bezirks Leipzig über einen Standort für die Errichtung eines Schweinezucht- und Mastkombinats zur industriellen Schweineproduktion beraten. 1972 entschied man sich für den Bau am Standort des Kippengeländes Tagebau Thräna, ca. 4 km südlich von Borna gelegen. Der Bau des VEB Kombinat Industrielle Mast Schweinezucht- und Mastkombinats (KIM SZMK) Borna erfolgte von Ende 1972 bis Ende 1974 in zwei Bauabschnitten. Im ersten Bauabschnitt wurden die Jungsauenaufzucht- und Mastläuferproduktionsanlagen, einschließlich der Gülleaufbereitungs- und -verwertungsanlagen und im zweiten Bauabschnitt die Mastanlage errichtet und die Gesamtanlage fertig gestellt. Von 1973 bis 1974 wurden außerdem Arbeiterwohnungen mit 96 Wohneinheiten in Borna-West gebaut.

Das SZMK Borna wurde als Beispielanlage im Rahmen des Komplexprogramms des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) nach dem Gemeinschaftsprojekt S 102 zur Mastläuferproduktion errichtet und geführt. Es war in ein internationales Prüfprogramm miteinbezogen, dessen Erprobungsergebnisse die Grundlage für die Entscheidung zur Wiederverwendung in der DDR, der Sowjetunion und den anderen Mitgliedsstaaten des RWG nach 1975 bilden sollten. Die Anlage entsprach dem wissenschaftlichen und technischen Höchststand, hatte eine Kapazität von 20.000 Mastplätzen (2.772 Tierplätze in der Jungsauenaufzucht, 2.800 Sauen in der Mastläuferproduktion und eine Mastanlage für 18 400 Tiere), ca. 170 Beschäftigte und war in die Bereiche Jungsauenaufzucht, Mastläuferproduktion und Mastanlage gegliedert. Sie war der größte Betrieb der Schweinefleischproduktion im Bezirk Leipzig und hatte die Aufgabe, etwa 20 % der gesamten Schweinefleischproduktion im Bezirk zu übernehmen und dabei gleichzeitig als wissenschaftlich-technisches Zentrum der Schweinefleischerzeugung im südlichen Teil der DDR zu fungieren.

Der Aufbau und der Betrieb des SZMK Borna wurden in Form von Kooperations-verhältnissen des SZMK mit Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) und Volkseigenen Gütern (VEG) aus den umliegenden Kreisen durchgeführt. Mittels der Kooperation sollten mit niedrigem Investitionsaufwand neue Marktkapazitäten geschaffen und die bedarfsgerechte Versorgung der Bevölkerung gesichert werden. Ein weiteres Ziel war die Förderung der Erzeugungskonzentration und -spezialisierung der LPG und VEG. Die Kooperation erfolgte in materieller und finanzieller Form, durch Arbeitskräfte- und Futter-mittelbereitstellung sowie finanzielle Einlagen, deren Vergütung durch Gewinnbeteiligung am SZMK erreicht wurde. Die Finanzierung erfolgte je zur Hälfte durch die VVB Industrielle Tierproduktion und die beteiligten LPG und VEG mit Eigenmitteln und Krediten.

Auf der Grundlage der Gründungsanweisung der VVB Industrielle Tierproduktion vom 10.12.1973 wurde der VEB KIM SZMK Borna zum 1. Januar 1974 mit kooperativer Beteiligung von 19 LPG und 1 VEG gebildet. Die Belegung mit Jungsauen begann im Juni 1974 und die offizielle Einweihung fand am 27. September 1974 statt. Er war der VVB Industrielle Tierproduktion in Berlin unterstellt. In den ersten Jahren überstieg die Kredit- und Zinsbelastung bei 11 der beteiligten LPG den Gewinnrückfluss. Nach 1976/77 hatte sich das SZMK ökonomisch stabilisiert, weshalb es nicht mehr nötig war, die genossenschaftliche Beteiligung auszubauen. Im Jahr 1989 waren nur noch 15 LPG und VEG beteiligt.

Auf der Grundlage des Beschlusses des Ministerrats der DDR vom 13. Juni 1982 wurde mit Wirkung vom 1. Januar 1983 das VE Kombinat Industrielle Tierproduktion gebildet, weshalb das SZMK Borna den Status des Kombinats verlor und zum VEB Schweinezucht- und -mast Borna (VEB SZM) wurde.

Erste Diskussionen der Betriebsleitung über die Umwandlung in eine GmbH, die eigenständig weiter geführt werden sollte, fanden Anfang 1990 statt, nachdem mehrere Beratungen mit westdeutschen Schweinefleischproduzenten zur Übernahme des Betriebes erfolglos verlaufen waren. Gemäß dem Gesetz zur Privatisierung und Reorganisation des volkseigenen Vermögens (Treuhandgesetz) vom 17. Juni 1990 wurde der VEB SZM Borna zum 1. Juli 1990 in die Bornaer Qualitätsfleisch GmbH i. A. umgewandelt. Trotz des Abbaus von Arbeitsplätzen, Kurzarbeit und anderer Rationalisierungsmaßnahmen war die Bornaer Qualitätsfleisch GmbH i. A. ab Ende 1990 nicht mehr zahlungsfähig und wurde am 30. Juni 1991 geschlossen.

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Zur Überlieferungsgeschichte liegen nur spärliche Informationen vor. Es ist davon auszugehen, dass die Firmenunterlagen der Bornaer Qualitätsfleisch GmbH im Aufbau (und damit auch Schriftgut des VEB Schweinezucht- und -mast Borna) von Rechtsanwalt Karl Tynek, Grünwald, der in den Jahren zwischen 1991 und 1995 die Bornaer Qualitätsfleisch GmbH liquidierte, an die damalige Disos GmbH übergeben worden sind. 2003 legte die Disos GmbH dem Staatsarchiv Leipzig Aktenverzeichnisse zur Bewertung vor. Den Großteil der davon als archivwürdig eingeschätzten Unterlagen des VEB Schweinezucht- und -mast Borna im Umfang von 1,6 lfm übergab die Iron Mountain DISOS GmbH, Archiv- und Dokumentationszentrum Sachsen, Klingenberg, am 24.08.2006 an das Staatsarchiv Leipzig. Einige Unterlagen zu Lohn/Personal verbleiben bis zum Ablauf der gesetzlichen Aufbewahrungsfristen bei der Iron Mountain DISOS GmbH und werden zu einem späteren Zeitpunkt übergeben.
Grundlage der Zuordnung zum Staatsarchiv Leipzig ist die Ansässigkeit des Betriebes im DDR-Bezirk Leipzig.

Der Bestand wurde im September 2006 im Rahmen eines Praktikums erschlossen. Arbeitsgrundlage war die "Richtlinie für die archivische Erschließung im Sächsischen Landesarchiv (Teil Akten)". Über die Registraturverhältnisse des VEB Schweinezucht- und -mast Borna konnte nichts ermittelt werden, ein Aktenplan ist nicht nachweisbar. Das vorliegende Aktenverzeichnis war für die Verzeichnungsarbeiten nur bedingt verwendbar, da sich die dort gemachten Angaben zu den Betreffen nicht auf Einzelakten bezogen, sondern stichwortartig die Gesamtheit der in einem Transportkarton enthaltenen Unterlagen beschrieben. Verzeichnungsangaben konnten dort somit nicht entnommen werden.

Das Schriftgut lag in der Regel geheftet vor und wurde in der vorgefundenen Ordnung belassen. Umfangreichere Akten wurden entsprechend den Erfordernissen der Bestandserhaltung in mehrere Bände geteilt. Akten gleichen Betreffs wurden zu Bandreihen zusammengefasst. Nur in Einzelfällen musste loses Schriftgut zu Verzeichnungseinheiten formiert werden. Die Akten trugen entweder gar keine oder nur äußerst knappe, ungenaue Aktentitel. Sie mussten deshalb neu gebildet bzw. korrigiert werden. Anwendung fanden die einfache und die erweiterte Verzeichnung, letzteres v. a. bei Akten, die nach Schriftstückarten gebildet wurden. Die Signaturen sind ordnungsunabhängig vergeben worden. Akten mit gleichen Titeln wurden zu Bandreihen zusammengefasst.

Die innere Ordnung des Bestandes wurde in Anlehnung an das "Rahmenarchivgutverzeichnis für den Bereich Industrie" hergestellt. Dabei wurden sachliche Zusammenhänge als primär angesehen. Innerhalb dieser wurde chronologisch geordnet. Unter Berücksichtigung noch zu übernehmender Unterlagen enthält die Klassifikation auch den derzeit noch nicht belegten Punkt 8 Betriebsgewerkschaftsleitung, Betriebsrat".
Auf Grund des geringen Umfangs und in Anbetracht der Tatsache, dass der Bestand bereits anhand des Aktenverzeichnisses bewertet worden war, wurde auf Kassationen weitestgehend verzichtet. Ausgesondert wurden neben Doppelstücken lediglich Inventurlisten zu Nebenbetrieben (wie z. B. der Kfz-Werkstatt) und EDV-Listen zu Bilanzen aus den Jahren 1989 und 1990. Das vernichtete Schriftgut hatte einen Umfang von 0,15 lfm. Eine weitere Reduzierung des Bestandsumfanges trat infolge von Umverpackungsarbeiten ein. Nach Abschluss der Bearbeitung umfasst der Bestand 1 lfm mit 65 Verzeichnungseinheiten.

Überlieferungsschwerpunkte

Der Bestand umfasst Schriftgut des VE KIM Leipzig, Aufbaugruppe SZMK Borna, aus den Jahren 1972 und 1973, des VEB KIM Schweinezucht- und -mastkombinat Borna ab 01.01.1974 (ab 01.01.1983 VEB Schweinezucht- und -mast Borna) sowie der Bornaer Qualitätsfleisch GmbH von 1990 bis 1991. Wegen des geringen Umfanges der Unterlagen und der Kontinuität des Betriebszweckes wurde von einer Bestandsabgrenzung Abstand genommen. Als Bestandsname wurde die Bezeichnung VEB KIM Schweinezucht- und -mastkombinat Borna gewählt, da der Betrieb sie die längste Zeit (9 Jahre) getragen hat.

Zur Entstehung des VEB SZMK kann auf eine relativ gute Quellenlage verwiesen werden. Es sind sowohl Unterlagen über die konzeptionellen und Planungsarbeiten zu Grundsatzfragen (siehe v. a. Klassifikationsgruppe 1.1 Grundsatzdokumente zur Gründung und Entwicklung des Betriebes) als auch zu Teilaspekten der Produktion (Heizkraftwerk, Gülleaufbereitung und –entsorgung) überliefert. Den mengenmäßigen Schwerpunkt der Überlieferung des Bestandes bildet das in die Klassifikationsgruppe 5 Planung und Bilanzierung eingeordnete Schriftgut. In Gestalt von Jahresbilanzen und –abschlussberichten und einigen Planungsunterlagen sowie der Materialien über die Beteiligung von LPG und VEG am SZMK (Klassifikationsgruppe 1.2 Beteiligungsbetriebe) liegt für die Entwicklung des Betriebes von 1974 bis 1990 eine dichte archivalische Quellenbasis vor. Der Wert der Jahresbilanzen und –abschlussberichte wird allerdings dadurch geschmälert, dass es sich um reine Aufstellungen von Kennziffern handelt. Lediglich die Gewinnanalysen sind mit erläuternden Texten versehen, die die Entwicklung des Betriebes plastischer hervortreten lassen.
Die Bemühungen um die Anpassung des Betriebes an marktwirtschaftliche Verhältnisse ab 1990 lassen sich anhand von Korrespondenzakten und Sitzungsprotokollen nachvollziehen.

Die Bereiche Leitung, Arbeit/Kader und Rechnungsführung des VEB hingegen sind nicht ausreichend dokumentiert. Protokolle der Leitungssitzungen in den Jahren 1974 bis 1982 fehlen ebenso wie Aktennotizen oder andere Dokumente der innerbetrieblichen Information; die überlieferten Korrespondenzakten decken lediglich den Zeitraum 1989 bis 1991 ab und enthalten zudem lediglich Mehrfertigungen der Ausgangsschreiben. Die Thematik Arbeits- und Lebensbedingungen der Beschäftigten ist quellenmäßig nicht dokumentiert. Auch Dokumente zu Produktion und Absatz wurden dem Staatsarchiv Leipzig nicht angeboten.
Die Überlieferungsdichte muss insgesamt als gering eingeschätzt werden. Wann die hier angeführten Überlieferungsverluste eingetreten sind, lässt sich nicht feststellen.

Verweis auf korrespondierende Bestände

Quellen zur Geschichte des VEB SZMK Borna finden sich im Staatsarchiv Leipzig außerdem in folgenden Beständen:
• Bezirkstag/Rat des Bezirkes Leipzig
• SED-Bezirksleitung Leipzig
• SED-Kreisleitung Borna
• Bezirksvertragsgericht Leipzig
• SED-Grundorganisation VEB Schweinezucht und -mast Borna

Auch die Bestände VVB Industrielle Tierproduktion im Landesarchiv Berlin und VE Kombinat Industrielle Tierproduktion im Stadtarchiv Berlin dürften relevante Informationen über den Bornaer Betrieb enthalten.

Quellen und Literatur

STAL, Bezirkstag/Rat des Bezirkes Leipzig, Nr. 04212, 04215, 05480, 07066, 07067, 07068, 07069, 09025, 20620, 23236
STAL, SED-Bezirksleitung Leipzig, Nr. 0089, 2462
Amtsgericht Leipzig, Registergericht, Registerakte Nr. HRB 349
Schweineproduktion. Berlin 1974.

Kathrin Stern, Thoralf Handke

Leipzig 2006
Bilanzen.- Planung.- Produktion.- Privatisierung.
Der VEB KIM Schweinezucht- und -mastkombinat Borna wurde 1972 - 1974 auf dem Kippengelände des Tagebaus Thräna errichtet. Die Kapazität umfasste 20000 Mastplätze. Gemäß dem Gesetz zur Privatisierung und Reorganisation des volkseigenen Vermögens (Treuhandgesetz) vom 17. Juni 1990 wurde der VEB SZM Borna zum 1. Juli 1990 in die Bornaer Qualitätsfleisch GmbH i. A. umgewandelt. Diese bestand jedoch nur bis zum 30. Juni 1991.
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