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Beständeübersicht

Bestand

20997 CENTRUM-Versandhaus, Leipzig

Datierung1955 - 1976
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)5,81

Bestand enthält auch 2 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular

Zur Geschichte des CENTRUM-Versandhauses

Das Versandhaus Leipzig mit Sitz in Leipzig wurde laut der Anordnung über die Errichtung eines volkseigenen Versandhauses vom 12. März 1956 mit Wirkung vom 1. Januar 1956 gebildet. Das übergeordnete Verwaltungsorgan war zunächst das Ministerium für Handel und Versorgung.[01] Ab 1. Januar 1969 wurde das Volkseigene Versand- und Warenhaus Unternehmen CENTRUM (VVW CENTRUM) zum übergeordnetem Organ und löste das Ministerium für Handel und Versorgung in dieser Funktion ab. Im Zuge dessen kam es zur Namensänderung von "Versandhaus Leipzig" zu "CENTRUM-Versandhaus". Zwei Jahre später, zum 1. Januar 1971, erfolgte eine Umbenennung des übergeordneten Organs in "Vereinigung volkseigener Versand- und Warenhäuser CENTRUM" (VVW CENTRUM). Gleichzeitig wurde das Ministerium für Handel und Versorgung zum zentralen staatlichen Organ des Versandhandels.[02]

Das Versandhaus wurde als volkseigener Betrieb aufgebaut und war zuständig für den Versandhandel mit Industriegütern zur Versorgung der Bevölkerung, insbesondere der Landbevölkerung der DDR, zum Beispiel mit Möbeln, Bekleidung oder Haushaltsgegenständen. Daraus ergaben sich folgende Zielstellungen des Versandhauses: Verbreitung des ständigen Angebots durch Werbekataloge und Vertreter, Organisation eines reibungslosen Versands bestellter Waren, Erweiterung des Warenbestands entsprechend der Nachfrage und Entwicklung neuer Formen des Versandhandels.[03]

In Folge des Beschlusses des 5. Plenums des Zentralkomitees der SED von 1964 zur Bildung eines Großversandhauses mit modernster Technik in Leipzig wurde die perspektivische Entwicklung zum CENTRUM-Großversandhaus Leipzig geplant.[04] Hierbei handelte es sich um ein besonderes Großprojekt, welches in Zusammenarbeit mit ausländischen Unternehmen, wie zum Beispiel der Vereinigten Österreichischen Eisen- und Stahlwerke AG, und inländischen Betrieben ausgearbeitet wurde. Es erfolgte die Bildung des Investitionskomplexes Leipzig-Nordost für das Großversandhaus und andere Betriebe. Das CENTRUM-Großversandhaus Leipzig sollte als erster von mehreren Betrieben in dem Investitionskomplex Leipzig-Nordost fertiggestellt werden und aus einem Sonder- und einem Normalwarenlager sowie einem Betriebs- und Verwaltungsgebäude bestehen. Als Standort für den Komplex war etwa das heutige Areal zwischen Stöhrerstraße (Nord), Brahestraße (Ost), Leupoldstraße (Süd) und Braunstraße (West) vorgesehen.

Für die Leitung und Koordination des Projekts Investitionskomplex Leipzig-Nordost wurde ein Konsortium gebildet. Zudem arbeiteten von 1965 bis 1970 ein Aufbaustab im CVH, dessen Leiter Dr. Fritz Loth war, und der VEB Leipzig-Projekt als Hauptprojektant an der Planung der innerbetrieblichen und bautechnischen Umsetzung des Projekts CENTRUM-Großversandhaus.[05]

Im Jahr 1968 begann die Baudurchführung auf dem Investitionskomplex. So erfolgte am 24. April 1968 der erste Spatenstich und am 28. Oktober 1969 die Grundsteinlegung des Großversandhauses. Der Termin der Fertigstellung wurde auf den 31. Dezember 1971 festgelegt. Aufgrund der fehlenden Baukapazitäten der DDR und der nicht kontinuierlich gesicherten Finanzierung von Importleistungen wurde das Bauvorhaben durch den Beschluss des Ministerrats vom 4. November 1970 nicht weitergeführt. Die Abwicklungstätigkeiten des Konsortiums für den Investitionskomplex wurden zum 31. März 1972 beendet.[06]

Auf der Grundlage des Beschlusses des Präsidiums des Ministerrates der DDR zur weiteren Entwicklung des Versandhandels in der DDR vom 13. Juni 1974 wurde die wirtschaftliche Tätigkeit des CENTRUM-Versandhauses zum 31. Dezember 1974 eingestellt und am 1. Januar 1975 kam es zur Eröffnung des Abwicklungsverfahrens des Versandhauses.[07] Abwicklungsbevollmächtigter war hierbei Franz Beisbier, welcher seit 1965 jeweils als Handelsdirektor, Direktor für Verkauf, Direktor für Ökonomie und als Stellvertreter des Hauptdirektors im Versandhaus tätig gewesen war. Die Rechtsfähigkeit des CENTRUM-Versandhauses erlosch schließlich mit Wirkung vom 30. April 1976.[08]

Direktoren des Versandhauses:

1956 – 1962 Kurt Rose (kommissarisch)
1962 – 1968 Joachim Schippel
1968 – 1972 Dr. Fritz Loth
1972 – 1974 Johannes Schettler
1975 – 1976 Franz Beisbier (Abwicklungsbevollmächtigter)

Bestandsgeschichte und –bearbeitung

Die Übergabe der Unterlagen des CENTRUM-Versandhauses an das Staatsarchiv Leipzig erfolgte in den Jahren 1986 und 1987. Im Jahr 1986 wurden ca. 1,7 lfm Schriftgut (151 Akteneinheiten) von der VVW CENTRUM abgegeben. Im Jahr 1987 handelte es sich um 11,3 lfm Unterlagen (226 Akteneinheiten), welche durch die CENTRUM Generaldirektion übergeben wurden. Diese beziehen sich ausschließlich auf die Planung des CENTRUM-Großversandhauses, weshalb die Dokumente zunächst zu einem eigenständigen Bestand formiert wurden. Da das CENTRUM-Großversandhaus ein nicht realisiertes Projekt des CENTRUM-Versandhauses war, wurden die Unterlagen während der Erschließungsarbeiten 2017 im Bestand 20997 CENTRUM-Versandhaus Leipzig zusammengeführt.

Bereits 1987 erfolgten vorläufige Erschließungsarbeiten. Hierbei wurden zwei Findkarteien erstellt, je eine für das CENTRUM-Versandhaus und das CENTRUM-Großversandhaus. Die Überarbeitung des Bestandes CENTRUM-Versandhaus erfolgte anhand dieser Findkartei und der Akten. Die Klassifikation wurde überarbeitet, wobei vor allem Klassifikationspunkte zusammengelegt wurden. Die Findkartei des CENTRUM-Großversandhauses wurde für die Erschließungsarbeiten nicht herangezogen, da sie keine Klassifikation beinhaltete, unvollständig und fehlerhaft war. In der endgültigen Klassifikation des Bestandes 20997 wurde das Projekt CENTRUM-Großversandhaus als eigenständiger Klassifikationspunkt, mit weiterer Untergliederung, unter 01 Leitung und Organisation integriert.

Die Unterlagen des CENTRUM-Versandhauses wurden mit Ausnahme von Dubletten vollständig archiviert. Aus den Unterlagen zum Großversandhaus wurden Detailplanungen, zahlreiche Dubletten und schimmelgeschädigte Akten kassiert. Als nicht archivwürdig wurden ca. 8,64 lfm Schriftgut bewertet. Der Bestand hat jetzt einen Umfang von ca. 5,81 lfm. In den Unterlagen befinden sich unter anderem 293 Pläne, 817 Fotos und 57 Druckschriften, welche im Darin-Vermerk aufgeführt wurden.

Die Bearbeitung des Bestandes erfolgte im Rahmen der Ausbildung zum/zur Fachangestellten für Medien und Informationsdienste, Fachrichtung Archiv im Zeitraum vom 20.03.2017 bis zum 10.07.2017. Erschlossen und verzeichnet wurden die Unterlagen von den Auszubildenden des zweiten Lehrjahres Vivien Dinger, Eva Kummer und Anne Warsönke unter der Anleitung von Katrin Heil.

Überlieferungsschwerpunkte

Der Schwerpunkt der zeitlichen Überlieferung der Unterlagen des CENTRUM-Versandhauses liegt zwischen 1960 und 1975. In diesem Zeitraum belegen Besprechungsprotokolle, Planungsunterlagen und Werbekataloge die Betriebstätigkeit und geben den Aufwand für Maßnahmen und Planungsarbeiten zur Entwicklung des Versandhandels in der DDR wieder. Besonders die Katalogsammlungen und die Druckschriften mit Sonderangeboten des CENTRUM-Versandhauses vermitteln einen Eindruck über die Bemühungen zur Verbesserung der Versorgung der Bevölkerung.

Als besonderer Schwerpunkt der Überlieferung sind die Planungsunterlagen zu dem Projekt CENTRUM-Großversandhaus anzusehen. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um Schriftgut, welches sehr detailliert auf die Planung der bautechnischen Umsetzung und der innerbetrieblichen Abläufe eingeht. Die aufwendigen Arbeiten, welche mit dem Bauvorhaben verbunden waren, werden durch die Inhalte der Akten gut veranschaulicht und spiegeln sich auch in den Korrespondenzen mit in- und ausländischen Handelspartnern wider. Auch die Unterlagen zur Abwicklung und Stilllegung des Projektes sagen viel über die mangelhafte Versorgungssituation in der DDR und die finanziellen Schwierigkeiten bei der Umsetzung wirtschaftlicher Vorhaben aus.

Hinweise für die Benutzung

Für die Einsichtnahme sind die Regelungen zum Datenschutz zu beachten. Für zwei Akten gelten die im § 10 Abs. 1 Satz 3 des Sächsischen Archivgesetzes festgelegten Schutzfristen. Aktentitel mit personenbezogenen Daten und laufenden Schutzfristen sind in der Online-Version des Findbuchs nicht einsehbar

Verweis auf korrespondierende Bestände

20305 Deutsche Post, Bezirksdirektion Leipzig
20994 Vereinigung Volkseigener Warenhäuser (VVW) CENTRUM, Leipzig
21462 SED-Grundorganisation CENTRUM-Warenhaus Leipzig
22374 CENTRUM Warenhaus Leipzig

Im Bundesarchiv, in den Dienststellen Berlin und Koblenz, wird der Bestand DL 1 Ministerium für Handel und Versorgung der DDR verwahrt.

Vivien Dinger und Eva Kummer

August 2017

Abkürzungsverzeichnis


AG
Aktiengesellschaft
BGL
Betriebsgewerkschaftsleitung
BMK
Bau- und Montagekombinat
CGVH
CENTRUM-Großversandhaus
CSSR
Tschechoslowakische Sozialistische Republik
CVH
CENTRUM-Versandhaus
CWH
CENTRUM-Warenhaus
DDR
Deutsche Demokratische Republik
DEFA
Deutsche Film AG
EDV
Elektronische Datenverarbeitung
EQP
Entwicklungs- und Qualitätsprüfstelle
GmbH
Gesellschaft mit beschränkter Haftung
GVH
Großversandhaus
KG
Kapitalgesellschaft; Konsumgenossenschaft
HO
Handelsorganisation
IBM
International Business Machines Corporation
SAG
Sozialistische Arbeitsgemeinschaft
SED
Sozialistische Einheitspartei Deutschlands
TÖZ
Technisch-ökonomische Zielstellung
UdSSR
Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken
VE
Volkseigen
VEB
Volkseigener Betrieb
VEKH
Versorgungskontor Handelstechnik
VÖEST
Vereinigte Österreichische Eisen- und Stahlwerke
VVW
Volkseigenes Versand- und Warenhausunternehmen
WGK
Wohnungs- und Gesellschaftsbaukombinat
ZK
Zentralkomitee





[01] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig [im Folgenden: StA-L], 20256 Bezirksvertragsgericht Leipzig, Nr. 3521.
[02] Ebenda.
[03] StA-L, 20997 CENTRUM-Versandhaus Leipzig, Nr. 69.
[04] Siehe auch: Kaminsky, Annette, Kaufrausch: Die Geschichte der ostdeutschen Versandhäuser, Berlin 1998, S. 42 f.
[05] StA-L, 20997 CENTRUM-Versandhaus Leipzig, Nr. 155.
[06] StA-L, 20997 CENTRUM-Versandhaus Leipzig, Nr. 284.
[07] StA-L, 20997 CENTRUM-Versandhaus Leipzig, Nr. 114.
[08] StA-L, 20256 Bezirksvertragsgericht Leipzig, Nr. 3521.
1948 - 1988. 40 Jahre volkseigenes Warenhaus "Centrum". Hrsg.: Kommission für Betriebsgeschichte der Parteileitung der SED-Betriebsparteiorganisation des Centrum-Warenhauses Leipzig. Leipzig. 1988. (SEDSamBG Nr. 75)
Besprechungsprotokolle.- Planungsunterlagen, v. a. CENTRUM Großversandhaus.- Werbekataloge.
Das Versandhaus Leipzig mit Sitz in Leipzig wurde laut der Anordnung über die Errichtung eines volkseigenen Versandhauses vom 12. März 1956 mit Wirkung vom 1. Januar 1956 gebildet. Das übergeordnete Verwaltungsorgan war zunächst das Ministerium für Handel und Versorgung. Ab 1. Januar 1969 wurde das Volkseigene Versand- und Warenhaus Unternehmen CENTRUM (VVW CENTRUM) zum übergeordneten Organ und löste das Ministerium für Handel und Versorgung in dieser Funktion ab. Im Zuge dessen kam es zur Namensänderung von "Versandhaus Leipzig" zu "CENTRUM-Versandhaus". Das Versandhaus wurde als volkseigener Betrieb aufgebaut und war zuständig für den Versandhandel mit Industriegütern zur Versorgung der Bevölkerung, insbesondere der Landbevölkerung der DDR. Die wirtschaftliche Tätigkeit des CENTRUM-Versandhauses wurde zum 31. Dezember 1974 eingestellt und seine Rechtsfähigkeit erlosch schließlich mit Wirkung vom 30. April 1976.
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