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Beständeübersicht

Bestand

21004 VEB Spezialhandel Taucha bei Leipzig

Datierung1951 - 1999
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)4,90
Geschichte des VEB Spezialhandels Taucha bei Leipzig

Für die Versorgung der sowjetischen Streitkräfte und ihrer Familien in der DDR war die Hauptverwaltung HO-Spezialhandel, Leipzig, später Generaldirektion Spezialhandel, Leipzig, Gohliser Straße 13 zuständig. Sie koordinierte die Arbeit der ihr unterstellten Spezialhandelsbetriebe in den einzelnen Militärbezirken.
Einer dieser Betriebe war die Geschäftsleitung 1 innerhalb des Verbandes Deutscher Konsumgenossenschaften e. GmbH, Zentralversorgung 1 (seit 1953 Konsum-Spezialhandel) in Dresden. Sie wurde Mitte 1953 nach Taucha in die Portitzer Straße 2 (seit 1970 Leninstraße 34) verlegt.[01] Die Eintragung ihres Nachfolgers HO-Spezialhandel, Großhandelsbetrieb 1 in das Register der volkseigenen Wirtschaft erfolgte am 1. Dezember 1956.[02] Neben dem Großhandelsbetrieb 1 in Taucha existierte in der Leipziger Nonnenstraße 44a zunächst noch ein Großhandelsbetrieb 2. Dieser wurde am 1. Januar 1960 mit dem Tauchaer Betrieb zusammengelegt.[03]
Am 1. August 1987 erfolgte die Änderung der Betriebsbezeichnung in VEB Spezialhandel, Großhandelsbetrieb 1. Auf Basis des am 17. Juni 1990 erlassenen "Gesetzes zur Privatisierung und Reorganisation des volkseigenen Vermögens" (Treuhandgesetz) wurde der VEB Spezialhandel Taucha im Juli 1990 in die Handelszentrum Taucha GmbH im Aufbau umgewandelt. Alleinige Gesellschafterin war seit 1991 die Treuhandanstalt, das Stammkapital betrug 50.000 D-Mark. Am 13. Januar 1993 erfolgten die Löschung des Zusatzes "im Aufbau" und die Umbenennung des Unternehmens in Taucha Verwaltungsgesellschaft mbH. Bereits am 4. März 1993 beschloss die Gesellschafterversammlung die Auflösung und Liquidation der GmbH. Die Beendigung der Liquidation und das Erlöschen der Firma wurden am 1. Oktober 1999 in das Handelsregister des Amtsgerichtes Leipzig eingetragen.
Die Aufgabe des Spezialhandels bestand darin, die Versorgung der auf dem Territorium der DDR stationierten sowjetischen Soldaten und ihrer Familien mit Konsumgütern zu gewährleisten. Dabei umfasste das Sortiment u. a. Bekleidung, Haushaltwaren, Möbel und technische Geräte. Die Waren des Großhandelsbetriebes 1 wurden in mehreren Hallen auf dem Betriebsgelände in Taucha gelagert und in Verkaufsräumen präsentiert. Das Unternehmen erzielte Ende der achtziger Jahre einen monatlichen Umsatz von 25 bis 30 Millionen Mark, der in den Monaten nach der Währungsunion vom 1. Juli 1990 schnell unter die Millionengrenze fiel.[04] Der Absatzmarkt brach völlig zusammen, da die sowjetischen Truppen kaum über D-Mark verfügten und sich durch die Einführung der Marktwirtschaft eine bis dahin nicht vorhandene Konkurrenz zu anderen Unternehmen ergab. Der Großhandelsbetrieb 1 stellte seine Einkaufstätigkeit ein und versuchte die Lagerbestände abzubauen. Die aussichtslose wirtschaftliche Lage führte zu einer Vereinbarung mit der Massa AG, Alzey, die auf dem Betriebsgelände einen Supermarkt einrichtete und viele der über 200 Mitarbeiter des Spezialhandels übernahm. Die Betriebsgeschichte des Spezialhandels endete so bereits vor dem Abzug der sowjetischen Streitkräfte vom Territorium der ehemaligen DDR im Jahr 1994.

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Die vorliegenden Unterlagen wurden vom ehemaligen Geschäftsführer der Handelszentrum Taucha GmbH, Herrn Fritz Strobelt, am 20. Dezember 1992 an das Sächsische Staatsarchiv Leipzig übergeben. Der Bestand umfasst mit 4,5 lfm einen Überlieferungszeitraum von 1951 - 1992. 2002 - 2004 wurden die Akten technisch bearbeitet und vorläufig verzeichnet. 2014 erfolgten eine fachliche Überarbeitung des Bestandes und die Ausgabe des Findbuchs. Im Jahr 2017 wurden weitere Unterlagen durch die Rhenus Archiv Service GmbH an das Staatsarchiv Leipzig abgegeben, die 2019 erschlossen wurden. Dabei handelte es sich vor allem um Belegschaftsbücher und Bilanzen der Handelszentrum Taucha GmbH.

Überlieferungsschwerpunkte

Der weitaus größte Teil der Überlieferung betrifft den Bereich Rechnungsführung des Betriebes. Jahresabschlüsse und Bilanzen liegen für den Zeitraum 1951 - 1998 fast vollständig vor. Gleiches gilt auch für den Großhandelsbetrieb 2 für den Zeitraum 1956 – 1959. Für die fünfziger und sechziger Jahre sind zahlreiche Revisionsprotokolle vorhanden, während für die achtziger Jahre die Wirtschaftskontrolle sehr gut dokumentiert ist. Der Personalbestand des Betriebes ist durch die vorliegenden Belegschaftsbücher für den Zeitraum 1953 - 1990 nachzuweisen. Hinzuweisen ist auch auf die vollständige Überlieferung der Tagebücher der Brigade "Deutsch-Sowjetische Freundschaft", die das Brigadeleben zwischen 1960 – 1989 nachvollziehbar macht. Das Aussehen des Betriebsgeländes in den sechziger Jahren ist durch eine Fotosammlung und ein umfangreiches bautechnisches Gutachten gut dokumentiert.

Katrin Heil

Januar 2015


[01] 21004 VEB Spezialhandel Taucha, Nr. 29
[02] 22171 Register des Kreises Leipzig-Land, Nr. 51/I, HRB 667
[03] 20256 Bezirksvertragsgericht Leipzig, Nr. 2758/314
[04] 22171 Register des Kreises Leipzig-Land, Nr. 51/II, HRB 667, Eröffnungsbilanz
Dienstanweisungen.- Dienstbesprechungen.- Geschäftsberichte.- Wirtschaftskontrolle.- Stellenpläne.- Funktionspläne.- Bilanzen.- Revisionen.- Verträge.- Arbeits- und Lebensbedingungen der Mitarbeiter.- Belegschaftsbücher.
Aufgabe des VEB Spezialhandel Taucha war es, die in der DDR stationierten sowjetischen Armeeangehörigen und deren Familien mit Konsumgütern zu versorgen. 1950 als Handelseinrichtung der Konsumgenossenschaften gegründet, erfolgte im Juli 1956 die Zuordnung zur Handelsorganisation (HO). Die Einrichtung war direkt dem Ministerium für Handel und Versorgung unterstellt. Seit 1987 firmierte der Betrieb als VEB Spezialhandel Taucha. 1990 erfolgte die Umwandlung in die Handelszentrum Taucha GmbH. 1993 wurde das Unternehmen aufgelöst.
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