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SED
Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) entstand in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) am 21./22. April 1946 durch die Vereinigung von Kommunistischer Partei Deutschlands (KPD) und Sozialdemokratischer Partei Deutschlands (SPD). Die Kommunisten hatten den Zusammenschluss mit Rückendeckung der Besatzungsmacht in die Wege geleitet, nachdem sich abzeichnete, dass die SPD auch nach 1945 dauerhaft die stärkere der beiden Arbeiterparteien sein würde. Zunächst in paritätischer Besetzung, beschloss die 13. Tagung des Parteivorstandes vom 15./16. September 1948 die Umwandlung in eine "Partei neuen Typus" nach Vorbild der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU). Die Parität wurde zum Nachteil ehemaliger Sozialdemokraten schrittweise zurückgenommen und auf der 1. Parteikonferenz im Januar 1949 auch formell aufgegeben. Die neue Struktur für die zentrale Parteiführung schuf u. a. die Bildung eines Zentralkomitees (ZK) und eines Politischen Büros (Politbüros), dem seit 1950 Generalsekretär Walter Ulbricht vorstand. Das Politbüro der SED bestimmte bis zur politischen Wende 1989/1990, gestützt auf die Sowjetunion und die Anwesenheit ihrer Besatzungstruppen, nahezu die gesamte Entwicklung der Politik, Wirtschaft und Verwaltung im östlichen Teil Deutschlands. Die einzelnen Gliederungen der Partei sowie auch deren innere Struktur wurden auf die entsprechenden verwaltungsmäßigen Gliederungen auf Landes- bzw. ab 1952 auf Bezirks- und Kreisebene übertragen. Dies führte zu einem flächendeckenden Doppelsystem von Organen des Staates und der SED. Die territorialen Gliederungen der Partei wurden schrittweise ergänzt durch die Schaffung so genannter funktionaler Bezirks- und Kreisleitungen in besonders wichtigen Zweigen der Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung sowie bei den "bewaffneten Organen". In der Verfassung der DDR vom 6. April 1968 - ergänzt und geändert am 7. Oktober 1974 - wurde die Führungsrolle der SED im Artikel 1 festgeschrieben. 1971 folgte Erich Honecker auf Walter Ulbricht als Erster Sekretär (seit 1976 erneut Generalsekretär). Typisch für dieses Amt blieb bis zuletzt die Verflechtung mit höchsten Staatsämtern. So war auch der letzte Generalsekretär Egon Krenz bis November 1989 Staatsratsvorsitzender und Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates (NVR). Nachdem die Volkskammer am 1. Dezember 1989 den Führungsanspruch der SED aus der Verfassung der DDR gestrichen hatte, folgte am 3. Dezember 1989 die Selbstauflösung von Zentralkomitee und Politbüro. Bis Februar 1990 wandelte sich die SED zur Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) um.
Bereits vor dem zentralen Gründungsparteitag in Berlin hatten sich die Landesverbände von KPD und SPD zusammengeschlossen. In Sachsen fand der Vereinigungsparteitag zur SED am 7. April 1946 in Dresden-Bühlau statt. Erste paritätische Landesvorsitzende waren Wilhelm Koenen (vorher KPD) und Otto Buchwitz (vorher SPD). Beide Parteien waren bereits zuvor in Bezirksorganisationen bzw. Bezirksverbänden organisiert. Das erste Statut der SED von 1946 sah als eine von fünf Gliederungsebenen die Bildung von Parteibezirken vor. Da die Bezirksverbände als Hochburgen der SPD galten, wurden diese allerdings sehr schnell wieder aufgelöst, so dass sich in den Ländern der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ)/DDR in Anlehnung an die staatliche territoriale Gliederung lediglich die Kreis- und Landesverbände der SED etablierten. Mit der Verwaltungsreform von 1952 und der damit einhergehenden Auflösung der Länder wurden die Bezirke zu den wichtigsten und größten administrativ-territorialen Gliederungen auf regionaler Ebene. In logischer Konsequenz beschloss deshalb das Politbüro im Sommer 1952 die Auflösung der Landesparteiorganisationen und die Bildung von Bezirksparteiorganisationen der SED. An die Stelle der bisherigen Landesleitung Sachsen traten bis November 1952 die drei Bezirksleitungen der SED Dresden, Chemnitz/Karl-Marx-Stadt und Leipzig. Territoriale Bezirksparteiorganisationen der SED bestanden seit 1952 in den 14 Bezirken der DDR und Berlin (Ost). Daneben existierten noch Organisationsformen der SED mit besonderem Status, z. B. eine eigene Politabteilung bei der Deutschen Reichsbahn. Einer Bezirksparteiorganisation gleich gestellt waren die Parteiorganisation der Nationalen Volksarmee (NVA) und der Grenztruppen sowie die Gebietsparteiorganisation für die Uranbergbaubetriebe der Sowjetischen/Sowjetisch-Deutschen Aktiengesellschaft Wismut in den Bezirken Gera, Chemnitz/Karl-Marx-Stadt, Leipzig und Dresden. Auf regionaler und kommunaler Ebene bestanden die Kreisparteiorganisationen mit territorialen und funktionalen Kreisleitungen. Die unterste Ebene des Parteiaufbaus bildeten die Grundorganisationen. Während in den 1950 und 1960er Jahren Struktur und Arbeitsweise des Parteiapparates ständigen Veränderungen unterlagen, erlangten sie spätestens mit der Ära Honecker eine Konstanz, die bis zum Herbst 1989 anhielt.
Am 8. April 1963 hatte das Sekretariat des ZK der SED eine "Richtlinie über den Aufbau des einheitlichen Parteiarchivwesens der SED" beschlossen. Der Beschluss enthielt die Festlegung, neben dem Zentralen Parteiarchiv bei allen Bezirksleitungen der SED Bezirksparteiarchive aufzubauen. Die Bezirksparteiarchive in Dresden, Karl-Marx-Stadt und Leipzig gelangten in die regional zuständigen Staatsarchive, nachdem am 17. Dezember 1992 ein Einbringungsvertrag zwischen dem Landesvorstand der PDS und der Staatsregierung unterzeichnet worden war.