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Beständeübersicht

Bestand

21817 Nachlass Hermann Reinmuth

Datierung1924 - 1975
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)0,11
Biografie von Hermann Reinmuth

Karl Hermann Reinmuth wurde am 19. Januar 1902 in Reichenbach bei Königsbrück als Sohn des Pfarrers Heinrich Reinmuth und seiner Frau Christine Amalie geboren.[01]
Er studierte ab 1920 Nationalökonomie und Rechtswissenschaften in Tübingen, Kiel und zuletzt in Leipzig. Dort promovierte er 1923 (laut eigener Aussage; teilweise taucht in den Unterlagen die Jahreszahl 1926 auf) mit seiner Dissertation "Betrieb und Unternehmen, besonders im Betriebsrätegesetz und in der Reichsversicherungsordnung" zum Doktor der Rechte (Dr. jur.) und schloss das erste juristische Staatsexamen ab.[02] Ende 1923 wurde Hermann Reinmuth Mitglied der SPD, v. a. um eine bessere Einsicht in Gewerkschaftsfragen zu bekommen. Neben seinem Studium unterrichtete er an der Volkshochschule Leipzig und leitete auch die sozialistische Studentengruppe.
Seit 1928 arbeitete Hermann Reinmuth als Gerichtsassessor am Landgericht Bautzen. Er wurde kurz darauf in die Verwaltungslaufbahn übernommen und gelangte nachfolgend an das Polizeipräsidium in Oberhausen im Rheinland. Nach etwa eineinhalb Jahren wurde er an das Landratsamt Düsseldorf versetzt. Im März 1933 verließ Hermann Reinmuth Düsseldorf, um bei der Wasserbaudirektion in Königsberg zu arbeiten. Seit September 1933 war er im Regierungspräsidium Lüneburg beschäftigt.
Aus der SPD trat er 1931 aus und wandte sich der neu gebildeten Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP) zu, deren Co-Vorsitzenden Max Seydewitz er in Düsseldorf kennengelernt hatte. Hermann Reinmuth hielt Vorträge über Arbeitsrechtsfragen für den Deutschen Metallarbeiterverband und befasste sich mit der Erarbeitung einer Abhandlung über "Die Rationalisierung in der rheinisch-westfälischen Eisenindustrie", die er aber nie beendete. Daneben zeigte er ein großes Interesse für humanitäre Fragen und setzte sich hier aktiv ein. Zwischen 1929 und 1931 spendete er beispielsweise Gelder aus privaten Mitteln an das China-Hilfswerk. Außerdem engagierte Reinmuth sich für Arbeiterfamilien, die unter der Weltwirtschaftskrise und der damit einhergehenden Arbeitslosigkeit litten.[03]
Infolge seiner Mitarbeit an den illegalen "Roten Blättern" und deren Verbreitung wurde er im November 1934 mit vier anderen Personen, darunter auch seine Schwester Clementine, verhaftet und ein Jahr darauf wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" vom Volksgerichtshof zu sieben Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverlust verurteilt. Der Doktortitel wurde ihm aberkannt.[04]
Seit 1935 war Hermann Reinmuth in der Landesstrafanstalt Waldheim inhaftiert. Von dort erfolgte im Februar 1942 seine Verlegung in das Konzentrationslager Sachsenhausen. Hier verstarb er am 26. April 1942.[05]


Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Die vorliegenden Unterlagen wurden nach dem Tod der Eltern Hermann Reinmuths von seiner Schwester Clementine Küstner verwahrt und 1974 an das Staatsarchiv Leipzig übergeben.
1976 wurde dem Archiv durch die Universitätsbibliothek Leipzig das verfilmte Manuskript der Dissertation (F-14481) von Hermann Reinmuth übergeben, welches dem Bestand hinzugefügt wurde. Ende der 1990er Jahre erfolgte die vorläufige Erschließung der Unterlagen durch Roswitha Franke. Die Verzeichnungsangaben wurde im Dezember 2020 einer Endredaktion durch Benjamin Hanke unterzogen und die Unterlagen technisch bearbeitet. Der Bestand umfasst 8 Verzeichnungseinheiten und misst 0,11 lfm.

Überlieferungsschwerpunkte

Der Bestand umfasst den Zeitraum 1926 bis 1975. Den Schwerpunkt der Überlieferung bilden die Briefe, die Hermann Reinmuth während seiner Haftzeit in Berlin, Waldheim, Dresden und Sachsenhausen an seine Familie verfasst hat. Besonders sind außerdem eine Abschrift des Urteils des Volksgerichtshofs und die schriftliche Stellungnahme Reinmuths über die damit verbundene Entziehung des Doktortitels hervorzuheben.

Hinweise für die Benutzung

Die Zitierung der Akten des Bestands erfolgt nach folgendem Muster: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (StA-L), 21817 Nachlass Hermann Reinmuth, Nr. 1

Verweise auf korrespondierende Bestände

20036 Zuchthaus Waldheim, Nr. 2316 und Nr. 10518

21820 Nachlass Georg Sacke

21821 Nachlass Rosemarie Sacke

Benjamin Hanke

April 2020


[01] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (StA-L), 20031 Polizeipräsidium Leipzig, PP-M 1042.
[02] StA-L, 21817 Nachlass Hermann Reinmuth, Nr. 8.
[03] StA-L, 21817 Nachlass Hermann Reinmuth, Nr. 1.
[04] StA-L, 20036 Zuchthaus Waldheim, Nrn. 10518 u. 2316; 21817 Nachlass Hermann Reinmuth, Nr. 3.
[05] StA-L, 21817 Nachlass Hermann Reinmuth, Nr. 7.
Briefe und Dissertation von Hermann Reinmuth.
Hermann Reinmuth, geboren 1902 in Markkleeberg und aufgewachsen in einer Theologenfamilie, studierte Rechtswissenschaften in Tübingen und Kiel. Sein Studium schloss er in Leipzig mit der juristischen Promotion und dem Staatsexamen ab. Politisch wandte sich Reinmuth früh der SPD zu. Neben seinem politischen Engagement versuchte er unter Einsatz seines persönlichen Vermögens humanitäre Hilfsaktionen auf den Weg zu bringen. Auch im Nationalsozialismus gewährte er politisch Verfolgten Hilfe, dafür wurde er zusammen mit Dr. Maria Grollmuss und Hugo Willi Elsner vom Volksgerichtshof verurteilt. Reinmuth starb 1942 im KZ Sachsenhausen. Rosemarie Sacke regte 1975 die Karl-Marx-Universität an, Reinmuth die von den Nationalsozialisten aberkannte Dokturwürde posthum zu verleihen.
  • 2021 | Findbuch / Datenbank
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