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Beständeübersicht

Bestand

20975 C. & A. Brenninkmeyer, Kaufhaus, Leipzig

Datierung1938 - 1959
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)1,40

Bestand enthält auch 24 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular

Betriebsgeschichte der Firma C. & A. Brenninkmeyer, Kaufhaus Leipzig

C. & A. Brenninkmeyer (niederländische Schreibweise: Brenninkmeijer) ist eines der führenden Modeunternehmen Europas. Es wurde 1841 von den Gebrüdern Clemens (1818 – 1902) und August (1819 – 1892) Brenninkmeijer in den Niederlanden gegründet. 1860 eröffnete das erste Geschäft für Konfektionsmoden in Sneek (Niederlande). Die Firma expandierte und errichtete europaweit Filialen. Bis heute ist das Unternehmen in Familienbesitz. Die Familie Brenninkmeijer zählt zu den reichsten Familien Europas und handelt neben Kleidung auch mit Immobilien und Finanzen. [01]
Die deutsche Hauptniederlassung und Verwaltungszentrale der C. & A. Brenninkmeyer war bis 1947 in Berlin und zog dann nach Düsseldorf um. 1948 wurden vom Aufsichtsrat der C. & A. Brenninkmeyer Gesellschaft vier neue Geschäftsführer eingesetzt, Dipl. Kaufmann Bernhard Bücker, Franz Meyer, Dipl. Volkswirt Dr. Carl Schiffer und Dipl. Kaufmann Hugo Strotmann. In den folgenden Jahren wechselte die Geschäftsführung häufig.
Am 4. Juni 1938 wurde C. & A. Brenninkmeyer als Kommanditgesellschaft in das Handelsregister des Amtsgerichtes Leipzig eingetragen. Schon 1934 wollte das Kaufhaus in Leipzig eröffnen, stieß aber auf Widerstand bei der ansässigen Hutmacherinnung. Die Geschäftsstelle eröffnete im neu gebauten Merkurhaus an der Markgrafenstraße 2, das nach dem Zweiten Weltkrieg in den Besitz der C. & A. Brenninkmeyer GmbH über ging. Die Geschäftsleitung hatte Herr Robert Ratius inne. Das Geschäft führte Damen-, Herren- und Kinderbekleidung und betrieb eine Schneiderei und Werkstatt. Das Haus erfreute sich hoher Beliebtheit bei der Leipziger Bevölkerung und beschäftigte zeitweise über 200 Angestellte und Lehrlinge.
In den letzten Kriegsjahren jedoch war die Firma infolge der wirtschaftlich schlechten Lage gezwungen, Personal zu entlassen. Man versuchte trotz aller Widrigkeiten das Tagesgeschäft so gut wie möglich aufrecht zu erhalten. In den Nachkriegsjahren gestaltete sich dies besonders schwierig, die Umsätze brachen zwischen 1945 und 1946 erheblich ein. Gründe waren die kaum vorhandene Kaufkraft und die überall herrschende Rohstoffknappheit. Die Filiale arbeitete mit Verlust, konnte sich aber dank der Mieteinnahmen aus dem Merkurhaus und anderen sächsischen Immobilien retten. 1948 wurde der Ladenbetrieb im Merkurhaus eingestellt, ein Jahr später wurde auch die Schneiderei geschlossen. Im Jahr 1947 löste der Beschluss der Hauptversammlung von C. & A. die Kommanditgesellschaft auf und wandelte diese in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) um. [02] Die beginnende Verstaatlichung der Betriebe in der Sowjetischen Besatzungszone konnte bei C. & A., als niederländisches und somit ausländisches Familienunternehmen, nicht greifen. Für die Verwaltung des Vermögens, vor allem der Immobilien, wurden deswegen Treuhänder eingesetzt. Von März bis Juni 1951 war Alfred Willy Grahl, Kunst- und Dekorationslehrmeister der Filiale, vom Ministerium für Industrie, Arbeit und Aufbau des Landes Sachsen als Treuhänder eingesetzt. Seine Nachfolge trat Sigismund Helmut Kurt Fritzsche, ein kaufmännischer Angestellter des Hauses, an.
1959 wurde das Geschäft aufgelöst, die Gründe hierfür konnten nicht ermittelt werden.
Die Geschäftsstelle Leipzig hatte neben dem Vertrieb von Konfektionsmoden noch weitere Aufgaben. Sie war als Hauptzweigniederlassung für die Verwaltung der Filiale Magdeburg am Breiten Weg 109 sowie der sächsischen Grundstücke verantwortlich. Alle Personal- und Steuerangelegenheiten der Magdeburger Zweigstelle wurden somit über die Leipziger Verwaltung abgewickelt, trotzdem agierte die Filiale selbstständig in ihren Entscheidungen. Der Grundbesitz der Firma umfasste mehrere Immobilien in Chemnitz und Dresden (Häuser mit Mietwohnungen). Die Mieteinnahmen kamen vor allem dem Leipziger Geschäft in den wirtschaftsschwachen Jahren während und nach dem Zweiten Weltkrieg zu gute. 1959 wurden die Chemnitzer Grundstücke dem VEB Kommunale Wohnungsverwaltung, Karl-Marx Stadt überschrieben.

Bestandsgeschichte

Es konnte nicht ermittelt werden, wie und wann die Unterlagen von C. & A. Brenninkmeyer in das Staatsarchiv Leipzig gelangten. Angesichts des geringen Umfangs handelt es sich in jedem Fall um eine Splitterüberlieferung. Es existierte kein Abgabeverzeichnis oder Aktenplan, nur eine 16 Karteikarten umfassende Findkartei, auf denen 0,4 lfm Unterlagen verzeichnet waren. Anlässlich einer Benutzung im Frühjahr 2010 stellte sich heraus, dass diese Findkartei fehlerhaft und unvollständig war. Eine Benutzung des Bestandes war daher nur sehr eingeschränkt möglich.
Die Bearbeitung des Bestandes erfolgte im Rahmen der Ausbildung zum Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste, Fachrichtung Archiv, vom 23. September bis 14. Oktober. Eine Registraturordnung konnte im Bestand nicht ermittelt werden. Eine Bewertung der wenigen überlieferten Akten erfolgte nicht, nur eine Bewertung der Pläne (Kassation von 6 Doppelstücken). Der Bestand hat einen Umfang von 1,4 lfm. Enthalten sind 76 Pläne und 289 Fotos in schwarz/weiß.
Die Gliederung des Bestandes orientierte sich am Inhalt der Unterlagen. Anwendung fand eine einfache Verzeichnung. In begründeten Fällen wurden ergänzende Hinweise in einem Enthält – Vermerk angefügt. Pläne, Druckschriften und Fotos sind im Darin – Vermerk aufgeführt. Akten ab einem Umfang von 3 cm wurden aus Bestandserhaltungsgründen während der Bearbeitung technisch geteilt.
Als Ergebnis liegt ein Findbuch vor, welches auch online bei der Internetpräsenz des Sächsischen Staatsarchivs einzusehen ist.

Überlieferungsschwerpunkte

Die Geschäftsstelle von C. & A. Brenninkmeyer in Leipzig bestand von 1938 bis 1959. Überliefert sind Steuerangelegenheiten, Bilanzen, Versicherungsabschlüsse, Personalunterlagen und Baupläne. Die Unterlagen geben einen guten Einblick in die Wirtschaftsweise der Firma C. & A. und die für sie typische Verknüpfung von Textil- und Immobilienhandel. An den Bilanzen, Steuererklärungen und Personalentwicklungen lassen sich die wirtschaftlichen Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges für den Einzel- und Dienstleistungshandel nachvollziehen.
Einen großen Teil der Überlieferung nehmen die Personalakten ein. In ihnen ist das Spektrum der verschiedenen Arbeitsstellen in einem so großen Haus wie C. & A. vertreten, von der Verkäuferin über Dekorateur und Schneider bis hin zum Treuhandverwalter Helmuth Fritzsche. In der Anlage der Personalakten wurde unterschieden nach ausländischen, festangestellten und Aushilfspersonal. Folgende Dokumente sind sehr häufig in den Personalakten zu finden:
* Personaliendeckblatt mit Name, Tätigkeit, Eintritt und Austritt in die Firma, wöchentlicher Lohn und evtl. Lohnerhöhungen
* Bewerbungsbogen mit Lichtbild, Personalien, u. a. Angehörigkeit zur NSDAP oder einer ihrer Massenorganisationen, Angaben über die Eltern, Ausbildung, beruflicher Werdegang
* Schriftliche Lebensläufe
* Zeugnisabschriften
* Bescheinigungen früherer Arbeitgeber
* Quittungen für Geldzuwendungen der Firma an den Angestellten, z. B. Weihnachtsgeld, Hochzeitsgeld
* Arbeitszeugnisse der Firma C. & A. Brenninkmeyer
* Urlaubsscheine
* Krankenscheine und schriftliche Entschuldigungen für Fehltage
* Lehrverträge für verschiedene Lehrberufe

Die im vorliegenden Findmittel nicht ausgewiesenen Personalakten unterliegen den Schutzfristen nach § 10 Abs. 1 Satz 3 Sächsisches Archivgesetz. [03] Da nur in seltenen Fällen ein Todesdatum angegeben ist, orientiert sich die Schutzfrist am Geburtsdatum (100 Jahre nach der Geburt der Person). In den jeweiligen Akten wurde immer die jüngste Person ermittelt und deren Geburtsdatum zur Berechnung der Schutzfrist verwendet. Eine Vorlage dieser Unterlagen ist nur nach Verkürzung der Schutzfristen möglich.
Einen weiteren großen Teil des Bestandes nehmen Baupläne der Häuser in Leipzig und Magdeburg ein. Sie zeigen die Innenraumplanung und die Verteilung der Verkaufs- und Arbeitsflächen. Das Merkurhaus an der Markgrafenstraße 2 in Leipzig ist ein markantes Gebäude in der Innenstadt, welches heute (2010) leer steht. Es wurde 1936/37 im Stil der Neuen Sachlichkeit erbaut und beinhaltete neben den Verkaufsräumen von C. & A. in den ersten drei Etagen, welche den gleichen Aufbau hatten, auch Büros. Das Geschäft der Filiale Magdeburg war am Breiten Weg 109 untergebracht, ebenso wie in Leipzig sehr zentral in einem neuen Gebäude, welches die Firma 1929 erworben hatte. 1990 kehrte C. & A. in das Haus zurück. Dieses beherbergt seit 1998 die Stadtbibliothek von Magdeburg. Beide Gebäude wurden von dem Schweizer Architekten Sepp Kaiser (1872 – 1936) entworfen, welcher knapp 20 Häuser für die Handelskette baute.

Korrespondierende Bestände im Staatsarchiv Leipzig

20242 Kreis- Industrie- und Handelskammer Nordwestsachsens, Nr. 1182
20124 Amtsgericht Leipzig, HRA Nr. 3504

Korrespondierende Bestände in anderen Archiven

Landesarchiv Berlin: A Rep. 342 - 02 - Landgericht Charlottenburg, HRA Nr. 96813
Stiftung Westfälisches Wirtschaftsarchiv: N19 - Paul Casser
Stadtarchiv Leipzig: PrivFirm - Akten weiterer privater Firmen

Literaturhinweise

Weiguny, Bettina: Die geheimnisvollen Herren von C&A. Der Aufstieg der Brenninkmeyers. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main, 2005

C. Schwietzer

Oktober 2010

[01] Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 30.01.2005, Seite 36 URL: http://www.faz.net/s/RubEC1ACFE1EE274C81BCD3621EF555C83C/Doc~EE59A1F73FADC4369BAA26AB5789765F3~ATpl~Ecommon~Sspezial.html, zugegriffen am 14. Oktober 2010
[02] StA-L, 20975, C. & A. Brenninkmeyer, Nr. 6
[03] Vgl. Archivgesetz für den Freistaat Sachsen (SächsArchivG) vom 17. Mai 1993, rechtsbereinigt mit dem Stand vom 1. Januar 2005 § 10 Absatz 1 Satz 3.
4 Die Hompage von C&A gibt kaum eine detaillierte Auskunft zur Firmengeschichte: http://de-de.cunda.de/aboutUs/company/history/ , zugegriffen am 21. Okt. 2010
Bilanzen.- Steuern.- Versicherungen.- Vermietungen.- Personal.- Baupläne.
1938 errichtete die Firma C. & A. Brenninkmeyer in Leipzig eine Zweigniederlassung, die Damen-, Herren- und Kinderbekleidung anbot. Das Geschäft war ansässig im Merkurhaus an der Markgrafenstraße 2. Geschäftsleiter war Herr Robert Ratius. Die Filiale beschäftigte zeitweise über 200 Angestellte und Lehrlinge. 1948 wurde die Kommanditgesellschaft in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelt. Das Ladengeschäft wurde im selben Jahr geschlossen. Ab 1951 waren alle Vermögenswerte in Treuhandverwaltung. Die Geschäftsstelle Leipzig war als Hauptzweigniederlassung auch für die Verwaltung der Filiale Magdeburg und der sächsischen Grundstücke verantwortlich.
  • 2010 | Findbuch / Datenbank
  • 2025-02-25 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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