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Beständeübersicht

Bestand

30342 Hauptzollamt Chemnitz

Datierung1833 - 1925, 1946 - 1951
Benutzung im Staatsarchiv Chemnitz
Umfang (nur lfm)2,72
1. Geschichte der Zoll- und Steuerverwaltung
Mit der Verordnung über die Organisation der Verwaltungsbehörden für indirekte Staatsabgaben vom 10. Dezember 1832 wurde auch im Steuerbereich eine neue Behördenstruktur geschaffen. Für die Verwaltung der indirekten Abgaben richtete man drei Instanzen ein, das Finanzministerium als oberste Verwaltungsbehörde, die Generalzolldirektion als Mittelinstanz sowie die Hauptsteuerämter und Hauptzollämter als untere Steuerbehörde. Letztere wurden ab 1. Juli 1900 einheitlich als Hauptzollämter bezeichnet. Den Hauptzollämtern waren diverse Ämter untergeordnet, z.B. Chausseegeldereinnahmen (bis 1856), (Unter-) Steuerämter, Nebenzollämter (erster und zweiter Klasse), und z.T. eine Schlachtsteuereinnahme. Ab 1910 wurden die nachgeordneten Zoll- und Steuerbehörden auf Zoll- und Nebenzollämter reduziert.
Den Direktivbehörden waren Reichsbevollmächtigte für Zölle und Steuern und für die Erbschaftssteuer beigeordnet, den örtlichen Zoll- und Steuerbehörden Stationskontrolleure. Die Reichsbevollmächtigten und die Stationskontrolleure überwachten die Einhaltung des gesetzlichen Verfahrens bei Erhebung und Verwaltung der Zölle und gemeinschaftlichen Abgaben. Die Reichsaufsicht in Zuwachssteuer-, Erbschaftssteuer-, Wehrbeitrags-, Besitzsteuer- und Kriegssteuerangelegenheiten war den Reichsbevollmächtigten vorbehalten.
Wichtigste Aufgabe dieser Behörden war die Einnahme und Verwaltung der indirekten Abgaben, die seit 1868/1871 weitgehend dem Deutschen Reich zustanden, und die Erhebung von Zöllen an den Landesgrenzen. Für Sachsen verlagerte sich nach Gründung des Deutschen Zollvereins der Schwerpunkt der Zollkontrolle an die Grenzen zu Böhmen sowie auf den grenzüberschreitenden Warenverkehr bei Elbschifffahrt und Eisenbahn. Als indirekte Abgaben kamen um 1900 die Zölle, die Tabaksteuer, die Zigarettensteuer, die Zuckersteuer, die Salzsteuer, die Branntweinsteuer, die Essigverbrauchsabgabe, die Brausteuer, die Schaumweinsteuer, die Leuchtmittelsteuer, die Zündwarensteuer, die Wechselstempelsteuer, die Spielkartenstempelsteuer, die Reichsstempelsteuer und Erbschaftssteuer hinzu. Ausschließlich für die sächsische Steuereinnahme wurden die Schlachtsteuer und die Stempelsteuer erhoben. Nach 1919 wurden diese Behörden in die Reichsfinanzverwaltung eingegliedert.


2. Geschichte des Stationskontrolleurs Chemnitz
Den örtlichen Zoll- und Steuerbehörden waren Stationskontrolleure beigeordnet, die die Einhaltung des gesetzlichen Verfahrens bei der Erhebung und Verwaltung der Zölle und gemeinschaftlichen Abgaben überwachten. Der Königlich Preußische Zollinspektor zu Chemnitz war für die Königlich Sächsischen Hauptzollämter zu Annaberg, Chemnitz, Eibenstock, Plauen und Zwickau sowie die in den Bezirken dieser Hauptämter belegenen Warenumsatzsteuerstellen zuständig. Der zuständige Stationskontrolleur verlegte 1898 seinen Amtssitz von Zittau nach Chemnitz.[01]


3. Geschichte des Hauptsteueramtes / Hauptzollamtes Chemnitz
Das Hauptsteueramt / Hauptzollamt Chemnitz war dem Aufsichts- und Kontrollbereich des Stationskontrolleurs in Chemnitz zugeordnet.
Neben den üblichen Chausseegeldereinnahmen waren dem Hauptsteueramt Chemnitz auch Brückenzoll-, Wegegelder- und Pflastergeldeinnahmen untergeordnet. Diese Ämter wurden mit der Verwaltungsreform 1856 aufgelöst. Zudem wurde 1924 ein Chemisches Untersuchungsamt eingerichtet, dessen Zuständigkeit sich auf die Untersuchung von Waren im Handelsverkehr beschränkte. Für sonstige Untersuchungen blieben die Technischen Prüfungs- und Lehranstalten in Dresden zuständig.
Ab 1909 nahm das Hauptzollamt zugleich die Funktion eines Erbschaftssteueramtes wahr, die sich 1912 um das Zuwachssteueramt erweiterte.
1838 wurde die Ortschaft Schönberg an Steueramtsbezirk Zwickau abgetreten. Der Sprengel des Hauptsteueramtes Chemnitz im Jahr 1834 ist in der Aktennummer 56, die Veränderungen im Jahr 1898 in der Aktennummer 7 detailliert dargelegt (vgl. Anlagen).

Nachgeordnete Behörden
Steuerämter[02] / Zollämter[03]
Burgstädt (ab 1908), Frankenberg, Hainichen (1899 – 1902), Hohenstein-Ernstthal (ab 1903), Limbach (ab 1898), Mittweida (ab 1903)

Untersteuerämter / Nebenzollämter[04]
Augustusburg (ab 1900), Burgstädt (bis 1907), Frankenberg (bis 1895), Hainichen (ab 1903), Hohenstein (-Ernstthal)[05] (bis 1902), Limbach (1888 – 1897), Mittweida (ab 1899 – 1902), Penig, Schellenberg (bis 1899), Stollberg, Waldenburg, Zschopau

Steuerrezeptur[06]
Limbach

Chausseegeldereinnahmen[07]
Börnichen, Chemnitz, Ebersdorf, Flöha, Frankenberg (1841 – 1842), Gablenz (Vorort von Chemnitz), Gablenz b. Stollberg (ab 1839), Harthau (ab 1843), Hartmannsdorf, Jägerhof, Neudörfchen (ab 1839) Neukirchen, Niederdorf, Niederwürschnitz (ab 1845), Oberlungwitz, Obertirschheim (ab 1841), Penig, Reichenhain, Siegmar, Waldenburg (ab 1841), Wüstenbrand, Zschopau

Brückzolleinnahmen7
Flöha, Frankenberg, Metzdorf (ab 1847), Niederdorf, Waldenburg (ab 1841), Zschopau

Wegegeldereinnahmen7
Penig (bis 1846), Zschopauthal (ab 1847)

Pflastergeldereinnahmen[08]
Penig

Schlachtsteuereinnahme[09]
Chemnitz

Zollabfertigungsstelle[10]
NeukirchenBehördenleitung


Oberinspektor / Obersteuerinspektor[11] / Hauptamtsvorstand[12] / Hauptzollamtsvorstand[13]
1837 – 1856 Carl Christian Wilhelm Bermann
1857 – 1862 Johann Traugott Richter
1863 – 1881 Karl August Stein
1882 – 1885 Karl August Wilhelm Rathusius
1886 – 1893 Edmund Richard Menzel
1894 – 1895 Dr. jur. Hermann Dähne
1896 – 1902 August Langer
1903 – 1907 Alex(ander) Hugo Rheinschüssel
1908 – 1911 K. W. Ebert
1912 – 1914 Dr. O. P. Gottfried

Hauptamtsrendant / Hauptzollamtsrendant 13
1837 – 1840 Carl Christian Kopf
1841 – 1844 Eduard von Schollenstern
1845 – 1857 Ernst Gustav Wilhelm Hauffe
1858 – 1864 Carl Heinrich Roßberg-Leipnitz
1865 – 1872 Emil August Adolar von Reinsperg
1873 – 1883 August Robert Herrich
1884 – 1887 William Bauer
1888 – 1899 Emil Julius Pahlisch
1900 – 1910 Otto Georg Robert Erbe
1911 – 1914 R. W. Schröder

Hauptamtskontrolleur / Hauptzollamtskontrolleur13
1837 – 1842 Carl Wilhelm Ludwig Schubert
1843 – 1844 Ernst Stein
1845 – 1849 Wilhelm Heinrich Erdenberger
1850 – 1856 Friedrich August Weber
1857 Carl Heinrich Roßberg-Leipnitz
1858 – 1864 Carl Gustav Pinkert
1865 – 1874 Guido Selmar Wild
1875 – 1877 Johann August Eduard Bergner
1878 – 1887 Julius Alexander Maximilian Roßberg
1888 – 1889 Hermann Albin Lohse
1890 – 1907 Ernst Maximilian Weichelt
1908 – 1912 G. A. Schulze
1913 – 1914 M. N. Brückler

Vorstand der Zollabfertigungsstelle am Bahnhof[14]
1894 – 1895 Johann Heinrich Starke
1896 – 1898 Friedrich Otto Thierig
1899 – 1914 Richard Georg Düringen


4. Bestandsgeschichte
Die Akten mit den lfd. Nummern 1 – 4 wurden 1918, die mit den lfd. Nr. 5 – 43 wurden 1924 und die Akten mit den lfd. Nr. 44 – 62 wurden 1926 vom Hauptzollamt Plauen mit einem handschriftlichen bzw. maschinenschriftlichen Verzeichnis an das Hauptstaatsarchiv in Dresden abgegeben. Im Laufe der Jahre kamen weitere Akten hinzu, für die kein Findmittel vorlag. Jede Ablieferung erhielt eine Zugangsnummer im Archiv, die sich auf den Akten wiederfindet (H.St.A. Regstr. No.). Die Akten aus den o.g. drei Ablieferungen wurden mit fortlaufenden Nummern versehen.
Der gesamte Bestand wurde im August 2003 im Rahmen der Beständebereinigung zwischen den sächsischen Staatsarchiven vom Hauptstaatsarchiv Dresden an das Staatsarchiv Chemnitz übergeben (Zugang 110/03, vgl. VMB 209/03). Der Bestand umfasste insgesamt 2,80 lfm.
Im Juli 2005 wurden alle Akten mit dem Verzeichnungsprogramm Augias-Archiv 7.4 erschlossen. Die Untergliederung einzelner Nummern innerhalb einer Bandreihe wurde aufgehoben. Jede Archivalieneinheit erhielt eine eindeutige Signatur. Im Rahmen der Verzeichnung wurde für eine Archivalieneinheiten eine abweichende Provenienz festgestellt. Die betreffenden AE wurden dem Bestand 30343 Hauptzollamt Eibenstock zugewiesen.


5. Bestandsanalyse
Die Akzise- und Kommissariatsstellen übergaben ihre Akten nach der Einrichtung der Hauptsteuerämter dorthin; entsprechende Aktenverzeichnisse liegen vor (lfd. Nr. 15 – 17). Bei Veränderungen der örtlichen Zuständigkeiten wurden ebenfalls die Akten übergeben.
Die Akten enthalten i.d.R. Inhaltsverzeichnisse und sind z.T. paginiert. Dies erleichtert den Zugang zu den Akten.
Der Bestand enthält v.a. Akten zur internen Organisation, zur Unterbringung und zur eigentlichen Aufgabenerledigung, der Steuererhebung. Die Akten zur Steuererhebung enthalten v.a. Rechtsverordnungen.
Die Akten wurden nach einem Aktenplan geführt. Die Aktenzeichen (Registratursignatur) geben Auskunft über die Einordnung des Vorgangs in den Aktenplan. Nach der Neuorganisation der Abgabenverwaltung 1900 wurde innerhalb der Aktenplangruppen mit einer neuen Zählung ab 1 begonnen.

In den Beständen der allgemeinen Verwaltungsbehörden und dem Landbauamt Chemnitz befinden sich Akten zum Hauptsteueramt / Hauptzollamt Chemnitz und seinen nachgeordneten Ämtern.



[01] vgl. 30342, Nr. 75
[02] ab 1896
[03] Bezeichnung ab 1910
[04] Bezeichnung ab 1910
[05] Bezeichnung ab 1898
[06] von 1882 bis 1887 im Staatshandbuch für das Königreich Sachsen eingetragen.
[07] bis 1854 im Staatshandbuch für das Königreich Sachsen eingetragen.
[08] nur 1847 im Staatshandbuch für das Königreich Sachsen aufgeführt.
[09] ab 1884 im Staatshandbuch für das Königreich Sachsen aufgeführt.
[10] ab 1900 im Staatshandbuch für das Königreich Sachsen aufgeführt.
[11] Bezeichnung ab 1880
[12] Bezeichnung ab 1896
[13] Bezeichnung ab 1900
[14] Gemeint ist hier der Hauptbahnhof. Daneben waren Kontrolleure am Bahnhof in Altchemnitz (1901 – 1905) bzw. Südbahnhof (ab 1906) eingesetzt. Außerdem gab es einen selbständigen Vorstand für die Postgüter (ab 1907). Bezeichnung 1894 – 1895: Vorstand der Bahnhofszollexpedition
Das indirecte Abgabenwesen im Königreich Sachsen seit der Gründung des Deutschen Zollvereins. Leipzig, 1884.
Übersicht über die Bestände des Sächsischen Landeshauptarchivs und seiner Landesarchive. Leipzig, 1955.
Clausnitzer, M.: Deutsche Zollgeschichte vom Ursprung der Zölle bis zur Gründung der Reichsfinanzverwaltung. Leipzig, 1933.
Fischer, F. C. J.: Geschichte des deutschen Handels : Geschichte der Schifffahrt, Fischerei, Erfindungen, Künste, Gewerbe, Manufakturen, der Landwirtschaft, Polizei, Leibeigenschaft, des Zoll-, Münz- und Bergwesens, der Scheidekünste, des Seerechts und Wechselrechts, der Stadtwirtschaft und des Luxus. Neudruck der Ausgabe von 1791 – 1797, 1969 – 1972.
North, M. (Hrsg.): Von Aktie bis Zoll. Ein historisches Lexikon des Geldes
Ulbricht, G.: Finanzgeschichte Sachsens im Übergang zum konstitutionellen Staat (1763 – 1843). St. Katharinen, 2001 (Studien zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte Bd. 23).
von Nostiz-Drzewiecki, H. C. F.: Das Königreich Sachsen als Zollvereins- und Elbufer-Staat oder Handbuch der ... noch gültigen Staatsverträge, sowie der dahin einschlagenden wichtigen Bestimmungen. Leipzig, 1847.
Kirchenplätze für Steuerbeamte.- Verzeichnis der Zollorte und Steuerorte.- Tabaksteuer.- Salzsteuer.- Europäische Gradmessung.- Warenverkehr.- Fiskalische Grundstücke und Gebäude.- Ausstellungen.- Schlachtsteuer.- Zigarettensteuer.- Unterlagen des Stationskontrolleurs zu Chemnitz.
Das Hauptsteueramt, ab 1900 Hauptzollamt Chemnitz war dem Aufsichts- und Kontrollbereich des Stationskontrolleurs in Chemnitz zugeordnet. Neben den Chausseegeldereinnahmen waren dem Hauptsteueramt Chemnitz auch Brückenzoll-, Wegegelder- und Pflastergeldeinnahmen untergeordnet. Das Hauptzollamt nahm ab 1909 zugleich die Funktion eines Erbschaftssteueramtes wahr, das 1912 zum Zuwachssteueramt erweitert wurde. Nach Eingliederung in die Reichsfinanzverwaltung wurde das Hauptzollamt Chemnitz 1919/1920 von den Finanzämtern Chemnitz-Ost und Chemnitz-West abgelöst.
Stationskontrolleur Chemnitz:
Den örtlichen Zoll- und Steuerbehörden waren Stationskontrolleure beigeordnet, die die Einhaltung der gesetzlichen Verfahren bei der Erhebung und Verwaltung der Zölle und gemeinschaftlichen Abgaben überwachten. Der Königlich Preußische Zollinspektor zu Chemnitz war für die Königlich Sächsischen Hauptzollämter in Annaberg, Chemnitz, Eibenstock, Plauen und Zwickau sowie für die in den Bezirken dieser Hauptämter gelegenen Warenumsatzsteuerstellen zuständig. Der Stationskontrolleur verlegte erst 1898 seinen Amtssitz von Zwickau nach Chemnitz.
Weitere Angaben siehe Einleitung zur Tektonikgruppe 02.03.05.07.
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