Beständeübersicht
Bestand
31076 VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau
Datierung | 1898 - 2005 |
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Benutzung im | Staatsarchiv Chemnitz |
Umfang (nur lfm) | 463,60 |
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1. Geschichte des VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau
Der Zwickauer Automobilbau wurde durch August Horch 1904 mit der Firma A. Horch & CIE., Motorwagen-Werke Zwickau/Sachsen AG gegründet und war ein reiner Manufakturbetrieb, der in Einzelfertigung bereits qualitativ hochwertige Personen- und später auch Lastkraftwagen produzierte. Nach Ausscheiden des Firmengründers August Horch aus der vorgenannten Firma gründete er im Juli 1909 die AUGUST HORCH AUTOMOBILWERKE ZWICKAU. Aufgrund von Rechtsstreitigkeiten in der Namensgebung musste A. Horch seine neue Firma umbenennen und gab ihr den Namen AUDI AUTOMOBILWERKE GMBH, die am 25. April 1910 in das Handelsregister eingetragen wurde. Anfänglich als Reparaturbetrieb begann A. Horch auch in dem neuen Unternehmen mit dem Bau von Automobilen in Einzelanfertigung. Ein technisch innovatives Typenprogramm, Renn- und Ausstellungserfolge sorgten für ein wachsendes Markenprestige und Absatzerfolge. Beide Zwickauer Automobilwerke entwickelten sich in Deutschland in ihren Typenprogrammen zu Lieferanten von Luxusautomobilen mit großvolumigen Motoren. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges erfolgte umgehend die Umstellung von Zivilfahrzeugen in Nutzfahrzeuge für die Armee. Die Rüstungskonjunktur forcierte den weiteren Betriebsausbau in beiden Werken und die Belegschaft wurde, trotz Einberufung der männlichen Arbeitskräfte zum Heer, verdoppelt. Das anfängliche Werkstattprinzip in der Fertigung wurde in den 1920er Jahren mit erheblichen Investitionen in Richtung Großserienproduktion umgewandelt. Ehrgeizige Modellpolitik, konjunkturelle Probleme und Weltwirtschaftskrise führten unweigerlich zu Veränderungen in der sächsischen Automobilproduktion. Mit der Gründung der AUTO UNION im Jahr 1932 und damit der Zusammenführung der sächsischen Automobil- und Motoradproduzenten HORCH, AUDI, WANDERER und DKW zu einer Geschäftseinheit mit abgestimmtem Typenprogramm, konnte die Fertigung, der Vertrieb und die Entwicklung des Fahrzeugbaus in der Spezifikation Personenkraftwagen-, Lastkraftwagen- und Motorad-Bau den weltwirtschaftlichen Bedingungen angeglichen werden. Der Zweite Weltkrieg brachte die zivile Produktion in beiden Zwickauer Werken zum Erliegen und wurde vollkommen in die Rüstungsproduktion überführt. Erhebliche Kriegsschäden an Gebäuden und Ausrüstungen und die nachfolgende Demontage der Automobilwerke HORCH und AUDI besiegelte vorerst eine Fortführung ziviler Automobilproduktion. Auf Befehl der Sowjetischen Militäradministration begannen 1945 nach der Enteignung Personenkraftwagen- und Lastkraftwagen-Reparaturen in beiden Werken. Auch die Fertigung von sogenannten Massenbedarfsartikeln für die Bevölkerung konnte nur eine Übergangsproduktion sein. Mit der juristischen Neustrukturierung der Betriebe in der Sowjetischen Besatzungszone, wie auch nachfolgend in der DDR, entwickelte sich eine bedarfsbezogene Produktion von Personenkraftwagen, Lastkraftwagen und Traktoren in den volkseigenen Betrieben Werk Horch und Werk Audi, die dann als IFA-Werke Horch und Audi firmierten. Die eigentliche Fahrzeugproduktion begann 1949 im ehem. Werk Horch mit dem Traktor Pionier, es folgten die Lastkraftwagen-Typen H3, H3A, S4000 von 1947 bis 1959 und der Personenkraftwagen "Sachsenring" P 240 von 1955 bis 1959 und im ehem. Werk Audi die Produktion der Personenkraftwagen F 8 von 1949 bis 1955 und F 9 von 1949 bis 1953, der dann nach Eisenach verlagert wurde. Der Nachfolgetyp P 70, der auf der Basis vom IFA F 8 entwickelt und bereits die Duroplast-Außenverkleidung hatte, wurde von 1955 bis 1959 in den Varianten Limousine und Kombi gebaut. Der VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau ist auf Beschluss der Hauptverwaltung Automobilbau zum 1. Mai 1958 durch die Zusammenlegung der beiden Betriebe VEB Sachsenring Kraftfahrzeug- und Motorenwerk Zwickau (vormals VEB Kraftfahrzeugwerk Horch Zwickau) und dem VEB Automobilwerk Zwickau (vormals VEB Kraftfahrzeugwerk Audi Zwickau), gebildet worden. Im Jahr 1958 ist die Produktion von Lastkraftwagen des ehemaligen VEB Kraftfahrzeugwerk Horch eingestellt und die Produktion im neugebildeten VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau ausschließlich für den Kleinwagenbau aufgenommen worden. Der Kleinwagen Trabant P50, entwickelt 1954, erhielt die bereits beim Personenkraftwagen P70 innovative Duroplastbeplankung, die an eine Ganzstahl-Rohkarosserie angebracht wurde. Ab 7. November 1957 ging der Kleinwagen Trabant P50 in die Nullserie und stellte zu diesem Zeitpunkt eine entwicklungsfähige PKW-Kleinwagenkonzeption dar. 1973 lief der 1.000.000 Personenkraftwagen Trabant vom Band, der bis dahin seine Weiterentwicklung zum Trabant P601 erfahren hatte. Für mehrere Weiterentwicklungen am PKW Trabant gab es von der DDR-Regierung keine Serienfreigabe. Erst mit dem Erwerb einer Viertakt-Ottomotoren-Lizenz von VW für den PKW Trabant kam es zur Entwicklung und zum nachfolgenden Bau des Trabant-Modells Trabant 1.1. Der Trabant P 601 lief bis 25. Juli 1990 und der Trabant 1.1 von 1989 bis 30. April 1991 vom Band. Mit der politischen Wende in der DDR wurde der VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau zum 17. Juni 1990 in die Gesellschaft Sachsenring Automobilwerke Zwickau GmbH umgewandelt. Bis 1993 erfolgten umfangreiche Ausgründungen und Privatisierungen von Betriebsteilen und Betriebsstrukturen aus dem Gesamtbetrieb und ab 1994, auf Beschluss der Treuhand, die abschließende Abwicklung der Sachsenring Automobilwerke GmbH.[01] 2. Bestandsgeschichte
Der VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau war als Betrieb der Wertkategorie I gemäß der geltenden Archivgesetzgebung der DDR dem damals regional zuständigen Staatsarchiv Dresden anbietungs- und abgabepflichtig. Eine fachliche Anleitung und Kontrolle ist seit 1977 durch das Staatsarchiv Dresden und seit 1990 durch das Staatsarchiv Chemnitz nachweisbar. In den Jahren 1985 bis 1997 erfolgten planmäßige Archivgutübergaben aus dem ehemaligen Betriebsarchiv an das Staatsarchiv. Die Bestände waren über Findkarteien bzw. Abgabeverzeichnisse erschlossen. Im Jahr 2017 erfolgte im Rahmen eines DFG-Projektes die Retrokonversion der Findhilfsmittel des VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau in das Archivverzeichnungsprogramm Augias, 2018 konnte eine redaktionelle Teilbearbeitung des Bestandes und die Erstellung einer vorläufigen Findbucheinleitung realisiert werden. Ziel der Konversion war die Verbesserung der Recherchemöglichkeiten durch die Eingabe in die Erschließungsdatenbank Augias-Archiv. Dabei wurden die maschinenschriftlich vorliegenden Angaben ohne wesentliche inhaltliche Veränderungen in die digitale Form überführt. Die im Findbuch verwendete Terminologie, welche auch die gesellschaftlichen Verhältnisse zum Zeitpunkt der Bearbeitung widerspiegelt, blieb folglich unberührt.
Im Jahr 2015 wurde durch die FES GmbH Fahrzeug-Entwicklung Sachsen, Zwickau im Rahmen einer Schenkung die Überlieferung der ehemaligen Versuchsabteilung des VEB Automobilwerke Sachsenring Zwickau und im Jahr 2018 die dazugehörige Fotonegativsammlung an das Staatsarchiv Chemnitz übergeben und durch die Bestandsverantwortliche V. Dörffeldt erschlossen.
Im Zuge der Abwicklung des Unternehmens gelangten betriebliche Unterlagen unter der THA-Nr. 5164 an das DISOS-Landesdepot Sachsen. Die zwischenzeitlich vom Sächsischen Staatsarchiv als archivwürdig bewerteten Akten wurden in den Jahren 2017 und 2021 im Auftrag der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben von der Rhenus Office Systems GmbH an das Staatsarchiv Chemnitz übergeben und unter den lfd. Nr. 7933 bis 9633 dem Bestand hinzugefügt.
Im Staatsarchiv Chemnitz sind über die Jahre umfangreiche Maßnahmen zur Bestandserhaltung, v. a. zur sachgerechten Verpackung der Akten und technischen Zeichnungen, durchgeführt worden. Im Zeitraum von Nov. 2014 bis 2018 erfolgten Bewertungs- und Verzeichnungsarbeiten am Gesamtbestand, insbesondere an der Überlieferung der technischen Zeichnungen durch die Mitglieder des Gemeinnützigen Fördervereins August Horch Museum Zwickau e.V., Arbeitsgruppe "Bewahrung Archivgut", Dipl.-Ing.-Oek. Wolfgang Neef und Dipl-Ing. (FH) Benno Stengel. In den Jahren 2018 bis 2024 folgten durch die Bestandsverantwortliche V. Dörffeldt weitere redaktionelle Bearbeitungen an der Überlieferung, die im April 2024 ihren Abschluss fanden. Unter Verwendung des Rahmenaktenplanes für den Bereich des Ministeriums für Allgemeinen Maschinen-, Landmaschinen- und Fahrzeugbau sowie überlieferter Struktur- und Kostenstellenverzeichnisse des Registraturbildners wurden eine Klassifikation (Gliederung) und ein Abkürzungsverzeichnis für den Bestand erarbeitet, die einen strukturierten Zugang und eindeutige Interpretation der Verzeichnungsangaben ermöglichen. Eine fachlich wünschenswerte und erforderliche Überarbeitung des Gesamtbestandes konnte jedoch aus Kapazitätsgründen nicht erfolgen. Der Schwerpunkt der Bearbeitung lag insbesondere auf der Korrektur fehlerhafter und nichtssagender Verzeichnungsangaben und der Gliederung des Bestandes. Von den insgesamt ca. 464 lfm Akten sind ca. 200 lfm voll erschlossen. 3. Bestandsanalyse
Der Bestand umfasst ca. 464 lfm Akten aus einer Laufzeit von 1898 bis 2005. Es sind sowohl Quellen der Vorgängerbetriebe als auch des unmittelbaren Nachfolgers, der Sachsenring Automobilwerke GmbH, überliefert. Die umfangreiche Überlieferung ermöglicht eine sehr gute Informationsdichte über die wirtschaftliche Tätigkeit des volkseigenen Betriebes, seine Vernetzung mit der Stadt Zwickau und des Umlandes und die Versuche der Nachfolgegesellschaft zur Anpassung an die Erfordernisse der Marktwirtschaft bis zu seiner Abwicklung. Neben den betrieblichen Unterlagen zur Wirtschaftstätigkeit, insbesondere die frühere Lastkraftwagen-Produktion und der späteren Personenkraftwagen-Produktion am Standort Zwickau, sowie zu Forschung und Entwicklung im Industriezweig Personenkraftwagen einschließlich der internationalen Zusammenarbeit sind darüber hinaus umfangreiche Sammlungen von Fotos, Dias, Tonträgern und Filmen, Werbematerialien, Betriebszeitungen sowie verschiedene Chroniken überliefert. Überaus aussagefähig sind auch die Quellen zum Personaleinsatz und zur Kaderarbeit. Neben Quellen zum Zwangs- und Fremdarbeitereinsatz während des Zweiten Weltkrieges und die Beschäftigung ausländischer Arbeitskräfte im volkseigenen Betrieb ist die Personalkartei des Betriebes überliefert. 4. Quellen und Literatur
Korrespondierende Bestände:
Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Chemnitz:
Bestand 30464 Bezirksvertragsgericht Karl-Marx-Stadt, Nr. 5464 und 5990;
Bestand 30896 VVB Industrieverband Fahrzeugbau (IFA) Chemnitz;
Bestand 30910 VVB (L) Fahrzeugbau, Chemnitz;
Bestand 30918 VVB Automobilbau, Karl-Marx-Stadt;
Bestand 30929 VEB IFA-Kombinat Personenkraftwagen Karl-Marx-Stadt;
Bestand 31050 Auto Union AG, Chemnitz;
Bestand 31053 Presto-Werke AG, Chemnitz;
Bestand 31055 VEB Barkas-Werke Karl-Marx-Stadt, Stammbetrieb des Bestand VEB IFA-Kombinat Personenkraftwagen Karl-Marx-Stadt, und Vorgänger;
Bestand 31057 VEB Kooperationszentrale Automobilbau Karl-Marx-Stadt;
Bestand 31061 VEB Karosseriewerk Meerane;
Bestand 31069 VEB IFA Kraftfahrzeugwerk "Ernst Grube" Werdau;
Bestand 31072 Audi-Automobilwerke AG, Zwickau und Vorgänger;
Bestand 31073 Horchwerke AG, Zwickau und Vorgänger;
Bestand 31570 Staatsbank der DDR, Bezirksdirektion Karl-Marx-Stadt / Bezirkszentralbank Chemnitz;
Bestand 31590 Staatsbank der DDR, Kreisfiliale Zwickau;
Bestand 31591 Staatsbank der DDR, Industriebankfiliale Maschinenbau;
Bestand 31602 SED-Bezirksleitung Karl-Marx-Stadt;
Bestand 31625 SED-Kreisleitung Zwickau/Stadt;
Bestand 32276 SED-Grundorganisation VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau.
Stadtarchiv Zwickau:
Nachlässe von Werner Lang (1922 bis 2013) und Jürgen Pönisch (verst. 2023), vgl.
https://www.freiepresse.de/zwickau/zwickau/geschichten-vom-zu-lauten-trabi-nachfolger-vw-werker-uebergibt-sachsenring-dokumente-an-stadt-zwickau-artikel13299366
(zuletzt aufgerufen am 23.03.2024)
Literaturauswahl:
Friedreich, Sönke: Autos bauen im Sozialismus. Arbeit und Organisationskultur in der Zwickauer Automobilindustrie nach 1945, Schriften zur Sächs. Geschichte und Volkskunde, Bd. 25, Leipzig 2008.
Löden, Sönke: Der Elefant und die Ameisen. Erinnerungen von staatlichen Leitern eines realsozialistischen Betriebes. In: BIOS (Zeitschrift für Biographieforschung, Oral History und Lebensverlaufsanalysen) Jg. 16, 2003, S. 209 - 235.
https://zeitzeugen.fh-zwickau.de/zeitzeugen/
(zuletzt aufgerufen am 3.6.2019)
»aufgeHORCHt« Journal für Autofreunde, herausgegeben vom Förderverein »August Horch Museum Zwickau« e.V.
Ein Leben für den Automobilbau. Zum Gedenken an den ehemaligen Generaldirektor der VVB Automobilbau Dr. Winfried Sonntag in:
»aufgeHORCHt« Journal für Autofreunde, herausgegeben vom Förderverein »August Horch Museum Zwickau« e.V, 18. Jahrgang, Heft 1/2021
https://www.horch-museum.de/zeitzeugen-Kopie.php
https://de.wikipedia.org/wiki/Sachsenring_(Unternehmen)
(zuletzt aufgerufen am 26.7.2021)
»aufgeHORCHt« ist das Journal für Autofreunde, herausgegeben vom Förderverein »August Horch Museum Zwickau« e.V., 19. Jg., 01/2022, S. 30 bis 33: Der Formgestalter. Nachruf auf Prof. Karl Clauss Dietel [*10.10.1934 - +2.1.2022]5. Abkürzungen
Allgemeine Abkürzungen und Strukturzeichen des VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau und der Sachsenring Automobilwerke Zwickau GmbH[02]
Der Zwickauer Automobilbau wurde durch August Horch 1904 mit der Firma A. Horch & CIE., Motorwagen-Werke Zwickau/Sachsen AG gegründet und war ein reiner Manufakturbetrieb, der in Einzelfertigung bereits qualitativ hochwertige Personen- und später auch Lastkraftwagen produzierte. Nach Ausscheiden des Firmengründers August Horch aus der vorgenannten Firma gründete er im Juli 1909 die AUGUST HORCH AUTOMOBILWERKE ZWICKAU. Aufgrund von Rechtsstreitigkeiten in der Namensgebung musste A. Horch seine neue Firma umbenennen und gab ihr den Namen AUDI AUTOMOBILWERKE GMBH, die am 25. April 1910 in das Handelsregister eingetragen wurde. Anfänglich als Reparaturbetrieb begann A. Horch auch in dem neuen Unternehmen mit dem Bau von Automobilen in Einzelanfertigung. Ein technisch innovatives Typenprogramm, Renn- und Ausstellungserfolge sorgten für ein wachsendes Markenprestige und Absatzerfolge. Beide Zwickauer Automobilwerke entwickelten sich in Deutschland in ihren Typenprogrammen zu Lieferanten von Luxusautomobilen mit großvolumigen Motoren. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges erfolgte umgehend die Umstellung von Zivilfahrzeugen in Nutzfahrzeuge für die Armee. Die Rüstungskonjunktur forcierte den weiteren Betriebsausbau in beiden Werken und die Belegschaft wurde, trotz Einberufung der männlichen Arbeitskräfte zum Heer, verdoppelt. Das anfängliche Werkstattprinzip in der Fertigung wurde in den 1920er Jahren mit erheblichen Investitionen in Richtung Großserienproduktion umgewandelt. Ehrgeizige Modellpolitik, konjunkturelle Probleme und Weltwirtschaftskrise führten unweigerlich zu Veränderungen in der sächsischen Automobilproduktion. Mit der Gründung der AUTO UNION im Jahr 1932 und damit der Zusammenführung der sächsischen Automobil- und Motoradproduzenten HORCH, AUDI, WANDERER und DKW zu einer Geschäftseinheit mit abgestimmtem Typenprogramm, konnte die Fertigung, der Vertrieb und die Entwicklung des Fahrzeugbaus in der Spezifikation Personenkraftwagen-, Lastkraftwagen- und Motorad-Bau den weltwirtschaftlichen Bedingungen angeglichen werden. Der Zweite Weltkrieg brachte die zivile Produktion in beiden Zwickauer Werken zum Erliegen und wurde vollkommen in die Rüstungsproduktion überführt. Erhebliche Kriegsschäden an Gebäuden und Ausrüstungen und die nachfolgende Demontage der Automobilwerke HORCH und AUDI besiegelte vorerst eine Fortführung ziviler Automobilproduktion. Auf Befehl der Sowjetischen Militäradministration begannen 1945 nach der Enteignung Personenkraftwagen- und Lastkraftwagen-Reparaturen in beiden Werken. Auch die Fertigung von sogenannten Massenbedarfsartikeln für die Bevölkerung konnte nur eine Übergangsproduktion sein. Mit der juristischen Neustrukturierung der Betriebe in der Sowjetischen Besatzungszone, wie auch nachfolgend in der DDR, entwickelte sich eine bedarfsbezogene Produktion von Personenkraftwagen, Lastkraftwagen und Traktoren in den volkseigenen Betrieben Werk Horch und Werk Audi, die dann als IFA-Werke Horch und Audi firmierten. Die eigentliche Fahrzeugproduktion begann 1949 im ehem. Werk Horch mit dem Traktor Pionier, es folgten die Lastkraftwagen-Typen H3, H3A, S4000 von 1947 bis 1959 und der Personenkraftwagen "Sachsenring" P 240 von 1955 bis 1959 und im ehem. Werk Audi die Produktion der Personenkraftwagen F 8 von 1949 bis 1955 und F 9 von 1949 bis 1953, der dann nach Eisenach verlagert wurde. Der Nachfolgetyp P 70, der auf der Basis vom IFA F 8 entwickelt und bereits die Duroplast-Außenverkleidung hatte, wurde von 1955 bis 1959 in den Varianten Limousine und Kombi gebaut. Der VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau ist auf Beschluss der Hauptverwaltung Automobilbau zum 1. Mai 1958 durch die Zusammenlegung der beiden Betriebe VEB Sachsenring Kraftfahrzeug- und Motorenwerk Zwickau (vormals VEB Kraftfahrzeugwerk Horch Zwickau) und dem VEB Automobilwerk Zwickau (vormals VEB Kraftfahrzeugwerk Audi Zwickau), gebildet worden. Im Jahr 1958 ist die Produktion von Lastkraftwagen des ehemaligen VEB Kraftfahrzeugwerk Horch eingestellt und die Produktion im neugebildeten VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau ausschließlich für den Kleinwagenbau aufgenommen worden. Der Kleinwagen Trabant P50, entwickelt 1954, erhielt die bereits beim Personenkraftwagen P70 innovative Duroplastbeplankung, die an eine Ganzstahl-Rohkarosserie angebracht wurde. Ab 7. November 1957 ging der Kleinwagen Trabant P50 in die Nullserie und stellte zu diesem Zeitpunkt eine entwicklungsfähige PKW-Kleinwagenkonzeption dar. 1973 lief der 1.000.000 Personenkraftwagen Trabant vom Band, der bis dahin seine Weiterentwicklung zum Trabant P601 erfahren hatte. Für mehrere Weiterentwicklungen am PKW Trabant gab es von der DDR-Regierung keine Serienfreigabe. Erst mit dem Erwerb einer Viertakt-Ottomotoren-Lizenz von VW für den PKW Trabant kam es zur Entwicklung und zum nachfolgenden Bau des Trabant-Modells Trabant 1.1. Der Trabant P 601 lief bis 25. Juli 1990 und der Trabant 1.1 von 1989 bis 30. April 1991 vom Band. Mit der politischen Wende in der DDR wurde der VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau zum 17. Juni 1990 in die Gesellschaft Sachsenring Automobilwerke Zwickau GmbH umgewandelt. Bis 1993 erfolgten umfangreiche Ausgründungen und Privatisierungen von Betriebsteilen und Betriebsstrukturen aus dem Gesamtbetrieb und ab 1994, auf Beschluss der Treuhand, die abschließende Abwicklung der Sachsenring Automobilwerke GmbH.[01] 2. Bestandsgeschichte
Der VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau war als Betrieb der Wertkategorie I gemäß der geltenden Archivgesetzgebung der DDR dem damals regional zuständigen Staatsarchiv Dresden anbietungs- und abgabepflichtig. Eine fachliche Anleitung und Kontrolle ist seit 1977 durch das Staatsarchiv Dresden und seit 1990 durch das Staatsarchiv Chemnitz nachweisbar. In den Jahren 1985 bis 1997 erfolgten planmäßige Archivgutübergaben aus dem ehemaligen Betriebsarchiv an das Staatsarchiv. Die Bestände waren über Findkarteien bzw. Abgabeverzeichnisse erschlossen. Im Jahr 2017 erfolgte im Rahmen eines DFG-Projektes die Retrokonversion der Findhilfsmittel des VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau in das Archivverzeichnungsprogramm Augias, 2018 konnte eine redaktionelle Teilbearbeitung des Bestandes und die Erstellung einer vorläufigen Findbucheinleitung realisiert werden. Ziel der Konversion war die Verbesserung der Recherchemöglichkeiten durch die Eingabe in die Erschließungsdatenbank Augias-Archiv. Dabei wurden die maschinenschriftlich vorliegenden Angaben ohne wesentliche inhaltliche Veränderungen in die digitale Form überführt. Die im Findbuch verwendete Terminologie, welche auch die gesellschaftlichen Verhältnisse zum Zeitpunkt der Bearbeitung widerspiegelt, blieb folglich unberührt.
Im Jahr 2015 wurde durch die FES GmbH Fahrzeug-Entwicklung Sachsen, Zwickau im Rahmen einer Schenkung die Überlieferung der ehemaligen Versuchsabteilung des VEB Automobilwerke Sachsenring Zwickau und im Jahr 2018 die dazugehörige Fotonegativsammlung an das Staatsarchiv Chemnitz übergeben und durch die Bestandsverantwortliche V. Dörffeldt erschlossen.
Im Zuge der Abwicklung des Unternehmens gelangten betriebliche Unterlagen unter der THA-Nr. 5164 an das DISOS-Landesdepot Sachsen. Die zwischenzeitlich vom Sächsischen Staatsarchiv als archivwürdig bewerteten Akten wurden in den Jahren 2017 und 2021 im Auftrag der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben von der Rhenus Office Systems GmbH an das Staatsarchiv Chemnitz übergeben und unter den lfd. Nr. 7933 bis 9633 dem Bestand hinzugefügt.
Im Staatsarchiv Chemnitz sind über die Jahre umfangreiche Maßnahmen zur Bestandserhaltung, v. a. zur sachgerechten Verpackung der Akten und technischen Zeichnungen, durchgeführt worden. Im Zeitraum von Nov. 2014 bis 2018 erfolgten Bewertungs- und Verzeichnungsarbeiten am Gesamtbestand, insbesondere an der Überlieferung der technischen Zeichnungen durch die Mitglieder des Gemeinnützigen Fördervereins August Horch Museum Zwickau e.V., Arbeitsgruppe "Bewahrung Archivgut", Dipl.-Ing.-Oek. Wolfgang Neef und Dipl-Ing. (FH) Benno Stengel. In den Jahren 2018 bis 2024 folgten durch die Bestandsverantwortliche V. Dörffeldt weitere redaktionelle Bearbeitungen an der Überlieferung, die im April 2024 ihren Abschluss fanden. Unter Verwendung des Rahmenaktenplanes für den Bereich des Ministeriums für Allgemeinen Maschinen-, Landmaschinen- und Fahrzeugbau sowie überlieferter Struktur- und Kostenstellenverzeichnisse des Registraturbildners wurden eine Klassifikation (Gliederung) und ein Abkürzungsverzeichnis für den Bestand erarbeitet, die einen strukturierten Zugang und eindeutige Interpretation der Verzeichnungsangaben ermöglichen. Eine fachlich wünschenswerte und erforderliche Überarbeitung des Gesamtbestandes konnte jedoch aus Kapazitätsgründen nicht erfolgen. Der Schwerpunkt der Bearbeitung lag insbesondere auf der Korrektur fehlerhafter und nichtssagender Verzeichnungsangaben und der Gliederung des Bestandes. Von den insgesamt ca. 464 lfm Akten sind ca. 200 lfm voll erschlossen. 3. Bestandsanalyse
Der Bestand umfasst ca. 464 lfm Akten aus einer Laufzeit von 1898 bis 2005. Es sind sowohl Quellen der Vorgängerbetriebe als auch des unmittelbaren Nachfolgers, der Sachsenring Automobilwerke GmbH, überliefert. Die umfangreiche Überlieferung ermöglicht eine sehr gute Informationsdichte über die wirtschaftliche Tätigkeit des volkseigenen Betriebes, seine Vernetzung mit der Stadt Zwickau und des Umlandes und die Versuche der Nachfolgegesellschaft zur Anpassung an die Erfordernisse der Marktwirtschaft bis zu seiner Abwicklung. Neben den betrieblichen Unterlagen zur Wirtschaftstätigkeit, insbesondere die frühere Lastkraftwagen-Produktion und der späteren Personenkraftwagen-Produktion am Standort Zwickau, sowie zu Forschung und Entwicklung im Industriezweig Personenkraftwagen einschließlich der internationalen Zusammenarbeit sind darüber hinaus umfangreiche Sammlungen von Fotos, Dias, Tonträgern und Filmen, Werbematerialien, Betriebszeitungen sowie verschiedene Chroniken überliefert. Überaus aussagefähig sind auch die Quellen zum Personaleinsatz und zur Kaderarbeit. Neben Quellen zum Zwangs- und Fremdarbeitereinsatz während des Zweiten Weltkrieges und die Beschäftigung ausländischer Arbeitskräfte im volkseigenen Betrieb ist die Personalkartei des Betriebes überliefert. 4. Quellen und Literatur
Korrespondierende Bestände:
Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Chemnitz:
Bestand 30464 Bezirksvertragsgericht Karl-Marx-Stadt, Nr. 5464 und 5990;
Bestand 30896 VVB Industrieverband Fahrzeugbau (IFA) Chemnitz;
Bestand 30910 VVB (L) Fahrzeugbau, Chemnitz;
Bestand 30918 VVB Automobilbau, Karl-Marx-Stadt;
Bestand 30929 VEB IFA-Kombinat Personenkraftwagen Karl-Marx-Stadt;
Bestand 31050 Auto Union AG, Chemnitz;
Bestand 31053 Presto-Werke AG, Chemnitz;
Bestand 31055 VEB Barkas-Werke Karl-Marx-Stadt, Stammbetrieb des Bestand VEB IFA-Kombinat Personenkraftwagen Karl-Marx-Stadt, und Vorgänger;
Bestand 31057 VEB Kooperationszentrale Automobilbau Karl-Marx-Stadt;
Bestand 31061 VEB Karosseriewerk Meerane;
Bestand 31069 VEB IFA Kraftfahrzeugwerk "Ernst Grube" Werdau;
Bestand 31072 Audi-Automobilwerke AG, Zwickau und Vorgänger;
Bestand 31073 Horchwerke AG, Zwickau und Vorgänger;
Bestand 31570 Staatsbank der DDR, Bezirksdirektion Karl-Marx-Stadt / Bezirkszentralbank Chemnitz;
Bestand 31590 Staatsbank der DDR, Kreisfiliale Zwickau;
Bestand 31591 Staatsbank der DDR, Industriebankfiliale Maschinenbau;
Bestand 31602 SED-Bezirksleitung Karl-Marx-Stadt;
Bestand 31625 SED-Kreisleitung Zwickau/Stadt;
Bestand 32276 SED-Grundorganisation VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau.
Stadtarchiv Zwickau:
Nachlässe von Werner Lang (1922 bis 2013) und Jürgen Pönisch (verst. 2023), vgl.
https://www.freiepresse.de/zwickau/zwickau/geschichten-vom-zu-lauten-trabi-nachfolger-vw-werker-uebergibt-sachsenring-dokumente-an-stadt-zwickau-artikel13299366
(zuletzt aufgerufen am 23.03.2024)
Literaturauswahl:
Friedreich, Sönke: Autos bauen im Sozialismus. Arbeit und Organisationskultur in der Zwickauer Automobilindustrie nach 1945, Schriften zur Sächs. Geschichte und Volkskunde, Bd. 25, Leipzig 2008.
Löden, Sönke: Der Elefant und die Ameisen. Erinnerungen von staatlichen Leitern eines realsozialistischen Betriebes. In: BIOS (Zeitschrift für Biographieforschung, Oral History und Lebensverlaufsanalysen) Jg. 16, 2003, S. 209 - 235.
https://zeitzeugen.fh-zwickau.de/zeitzeugen/
(zuletzt aufgerufen am 3.6.2019)
»aufgeHORCHt« Journal für Autofreunde, herausgegeben vom Förderverein »August Horch Museum Zwickau« e.V.
Ein Leben für den Automobilbau. Zum Gedenken an den ehemaligen Generaldirektor der VVB Automobilbau Dr. Winfried Sonntag in:
»aufgeHORCHt« Journal für Autofreunde, herausgegeben vom Förderverein »August Horch Museum Zwickau« e.V, 18. Jahrgang, Heft 1/2021
https://www.horch-museum.de/zeitzeugen-Kopie.php
https://de.wikipedia.org/wiki/Sachsenring_(Unternehmen)
(zuletzt aufgerufen am 26.7.2021)
»aufgeHORCHt« ist das Journal für Autofreunde, herausgegeben vom Förderverein »August Horch Museum Zwickau« e.V., 19. Jg., 01/2022, S. 30 bis 33: Der Formgestalter. Nachruf auf Prof. Karl Clauss Dietel [*10.10.1934 - +2.1.2022]5. Abkürzungen
Allgemeine Abkürzungen und Strukturzeichen des VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau und der Sachsenring Automobilwerke Zwickau GmbH[02]