13.12.2018

»Die Bananenbäume geben uns eine köstliche Frucht…«: Publikation von Auswandererbriefen erschienen

Bild
Ida und Ottokar Dörffel auf der Veranda ihres Hauses in Joinville (Brasilien), 1866; im Teich Spiegelung einer Stadtansicht von Glauchau (Fotomontage; Gestaltung: Robert Matzke, www.5gradsued.de); Quellen: Arquivo Histórico de Joinville; Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e. V., Dresden, Bildarchiv, Nr. 100063 
© Sächsisches Staatsarchiv

1854 wanderten der ehemalige Glauchauer Bürgermeister Ottokar Dörffel und seine Frau Ida nach Brasilien aus. Ihr Briefwechsel mit Verwandten und Freunden in Sachsen erschien nun in einer Publikation.

Ottokar (1818–1906) und Ida Dörffel (1822–1889) ließen sich in der erst wenige Jahre zuvor entstandenen Siedlung Dona Francisca, dem heutigen Joinville, im Süden des Landes nieder. Der gestandene Jurist und Kommunalpolitiker begann hier wie die meisten Einwanderer mit der Urbarmachung seines Grundstücks, mit Landwirtschaft und Viehhaltung, engagierte sich aber recht schnell wieder in Politik und Verwaltung und entfaltete unternehmerische, gesellschaftliche und publizistische Wirksamkeit. Bis heute gilt er als eine der einflussreichsten Persönlichkeiten Joinvilles im 19. Jahrhundert.

Trotz der Entfernung hielten die Dörffels Zeit ihres Lebens Kontakt zu Verwandten und Freunden in Sachsen. Resultat dessen ist ein fast 100 Schreiben umfassender Briefwechsel über einen Zeitraum von mehr als 50 Jahren, der sich heute im Sächsischen Staatsarchiv, Staatsarchiv Chemnitz und im Museum und Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau befindet.

Mit viel Herzlichkeit, Humor und spielerischem Umgang mit Sprache beschreiben Ida und Ottokar Dörffel ihren Alltag vom Aufbruch in Glauchau bis in Ottokar Dörffels Todesjahr, schildern Tier- und Pflanzenwelt, Klima und Wetter, Ernährungsgewohnheiten und private Festkultur, gesellschaftliches Leben und Vereinswesen, Gesundheitsfragen, persönliche Netzwerke, alte und neue Heimat sowie Dörffels Werdegang vom Landwirt zum Bürgermeister Joinvilles und Konsul des Deutschen Reichs.

Der Briefwechsel stellt in seiner Quantität wie inhaltlichen Breite ein einzigartiges Zeugnis der Kultur-, Mentalitäts- und Alltagsgeschichte des 19. Jahrhunderts dar und bietet intensive Einblicke in ein Auswandererleben. Er ergänzt in einzigartiger Weise die amtliche Überlieferung vor allem im Staatsarchiv Chemnitz, aber auch in weiteren Archiven. Spiegeln die Akten der Behörden vornehmlich die amtliche Vorbereitung und Abwicklung der Auswanderung in nüchterner und abstrakter Weise wieder, erhellen die Auswandererbriefe vielmehr in aussagekräftiger Weise die individuellen Gründe für die Auswanderung sowie deren tatsächlichen Verlauf und die damit verbundenen Umstände. Beide Überlieferungen gemeinsam zeichnen ein umfassendes Bild des Geschehens.

Leseproben

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Die Publikation ist nur über den Fachhandel und beim Mitteldeutschen Verlag Halle/Saale erhältlich.

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