Beständeübersicht
Bestand
12950 Militärkirchgemeinden
Datierung | 1884 - 1920 |
---|---|
Benutzung im | Hauptstaatsarchiv Dresden |
Umfang (nur lfm) | 2,25 |
Geschichte der Militärkirchgemeinden
Der Werdegang der Militärkirchgemeinden ist sehr eng mit der Geschichte der Garnisonen in Sachsen verbunden. Die Garnisonen entstanden in den deutschen Territorialstaaten mit der Herausbildung der stehenden Heere im 17. Jahrhundert.[01] Sie waren ständiger oder zeitweiliger Aufenthaltsort bzw. Aufenthaltsraum von Truppen (Standort). In Sachsen gehörte das befestigte Dresden zu den ersten Garnisonen. Im Krieg wurde der Garnisondienst meist von nicht felddienstfähigen Truppen geleistet.
Das Wirtschaftswachstum seit Mitte des 19. Jahrhunderts führte auch im Königreich Sachsen zu einer Bevölkerungszunahme und der Entwicklung von städtischen und großstädtischen Ballungsgebieten in Dresden und Leipzig sowie in Chemnitz, Plauen und Zwickau.[02] Gleichzeitig erforderte die stetige Vergrößerung der Heeresorganisation eine durchgängige Kasernierung der sächsischen Truppen. Das Sächsische Kriegsministerium und sein Kriegsminister General der Kavallerie Alfred v. Fabrice (1866-1891)[03] fassten deshalb nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 den Plan, eine moderne Militäranstalt im Norden von Dresden zu errichten. Namensgeber dieser Anstalt war der regierende sächsische König Albert. Der Beschluss des Königs über die Namensbenennung "Albert-Stadt" erfolgte am 19. März 1877.[04] Aber auch in anderen sächsischen Städten entstanden bis 1914 umfangreiche Garnisonen mit eigenen Verwaltungsbehörden. Diese Standorte umfassten u. a. Kasernen, Waffen und Munitionsdepots, Proviant- und Bekleidungsämter, Werkstätten, Übungs- und Schießplätze, Lazarette und auch Garnisonkirchen mit den dazugehörigen Kirchgemeinden, Militärangehörigen und ihren Familien. So entstand z. B. die von den Dresdner Architekten William Lossow und Hermann Viehweger im Stil der Neoromanik erbaute Garnisonkirche (1895/1900) für die Militärkirchgemeinde Dresden-Neustadt.
Die kleinen Militärkirchgemeinden in Sachsen wurden in der Regel von evangelischen zivilen Geistlichen betreut. Diese Pfarrer waren für den gesamten Bereich der Militärseelsorge verantwortlich, obwohl sie das Amt des Garnisonpfarrers nur nebenamtlich ausführten. In größeren Standorten wirkten Divisionspfarrer. Sie übten den Dienst bis Kriegsbeginn 1914 in ihrer üblichen Amtstracht aus. Während des Ersten Weltkrieges erhielten sie eine feldgraue Uniform, jedoch in einem anderen Schnitt und ohne Schulterstücke. Die Militärgeistlichen standen deshalb außerhalb der militärischen Hierarchie. Im Kriegsfall sollte es in jeder Division einen evangelischen und einen katholischen Pfarrer geben. Diese Vorgabe konnte jedoch nie erreicht werden. In Sachsen war ein geistlicher Kommissar für die evangelische Militärseelsorge verantwortlich. Im Ersten Weltkrieg verrichteten in den beiden sächsischen Generalkommandos insgesamt 8 Pfarrer ihren Dienst: je ein evangelischer Militär-Oberpfarrer, fünf evangelische und ein katholischer Divisionspfarrer.[05]Bestandsgeschichte und –inhalt
Die Geschichte des Bestandes Militärkirchgemeinden begann 1921. Mit der Auflösung der ehemals Königlich Sächsischen Armee im Frühjahr 1919 musste auch über das Schicksal des Sächsischen Kriegsarchivs mit seinen etwa 400.000 Akteneinheiten entschieden werden. Des Weiteren befanden sich noch etwa zweieinhalb Millionen Heeresakten bei den Militärbehörden und Truppenverbänden.[06] Mit der Bildung des Reichsarchivs Potsdam am 1. Oktober 1919 wurde auch in Dresden am 1. April 1921 eine Reichsarchivzweigstelle eingerichtet. Diese Reichsarchivzweigstelle war zuständig für die sächsischen Militärakten aus der Zeit von 1867 bis 1918, mit Ausnahme der beim Reichsarchiv Potsdam aufbewahrten Archivalien sowie für die Akten des Übergangsheeres aus den Jahren 1919/1920, der Reichswehr und der mittleren und unteren Reichsbehörden, soweit diese ihren Sitz in Dresden hatten.[07] Sie übernahm deshalb auch die überlieferten Akteneinheiten der ehemaligen Militärkirchgemeinden. Die Unterbringung der Reichsarchivzweigstelle Dresden (ab 1. April 1937: Heeresarchiv Dresden) erfolgte in den Gebäuden des Arsenals, dem heutigen Militärhistorischen Museum der Bundeswehr, und im Archivgebäude Marienallee 3, dem ehemaligen Sächsischen Kriegsarchiv. Der alliierte Luftangriff auf Dresden am 13. Februar 1945 beschädigte auch das Archivgebäude Marienallee 3 des ehemaligen Sächsischen Kriegsarchivs schwer. Zu den Kriegsverlusten zählten u. a. die dort verwahrten Militärstammrollen der Königlich Sächsischen Armee für den Zeitraum von 1868 bis 1918, eine sehr bedeutsame Quellengruppe für die genealogische Forschung. Das damalige Sächsische Hauptstaatsarchiv konnte aber den größten Teil der sich im Archivgebäude Marienallee 3 befindlichen Bestände sichern. Zu diesen gesicherten Beständen gehörten auch die 75 überlieferten Akteneinheiten des Bestandes Militärkirchgemeinden. Dieser Bestand wurde vermutlich um 1960 durch den damaligen Archivar Werner Pahlitzsch im Rahmen der Erschließung der sächsischen Militärbestände alphabetisch nach Garnisonen geordnet, allerdings ohne Findmittel. Der Bestand war deshalb nur bedingt erschlossen und benutzbar. In der Bestandsübersicht des Sächsischen Hauptstaatsarchivs von 1994 fand er allerdings keine Berücksichtigung aus heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen. Im Zuge der Gesamtverpackung der Militärbestände wurde der Bestand im Februar 2001 erfasst und im November 2006 durch Roland Schramm, Praktikant der SLUB, bis zur Findbuchreife erschlossen. Bei der Konkordanzerstellung der alten und neuen Archivsignaturen wurde festgestellt, dass der Bestand ursprünglich 98 Akteneinheiten statt gegenwärtig 75 Akteneinheiten umfasste (Konkordanzliste vgl. Anlage). Die fehlenden 23 Akteneinheiten sind vermutlich Kriegsverlust.
Der Bestand Militärkirchgemeinden stellt das Leben in den Garnison- und Militärgemeinden Sachsens von Plauen im Vogtland bis Löbau in der Oberlausitz im Zeitraum von 1884 bis 1920 dar. Den Kern der Überlieferung bilden die Kirchenbücher (Duplikate) der einzelnen Gemeinden. Diese enthalten die Tauf-, Trauungs- und Sterberegister der Militärangehörigen und ihrer Familien (Ehepartner, Eltern, Kinder und Taufpaten) als historisch bedeutsame Quellenüberlieferung für die genealogische Forschung. Ihre Bedeutung ist umso höher einzuschätzen, da die o. g. Militärstammrollen der sächsischen Armee und die Originale vieler Kirchenbücher in Sachsen während des Zweiten Weltkrieges vernichtet wurden. Abschließend soll darauf hingewiesen werden, dass die im Ersten Weltkrieg gefallenen, verwundeten und vermissten Militärangehörigen der sächsischen Armee nur in der "Verlustliste der Königlich Sächsischen Armee. 1914 – 1918" (vgl. Literaturhinweise) vermerkt sind. Diese Liste wurde vom Nachweisbüro des Sächsischen Kriegsministeriums während des Krieges geführt.
Unterlagen über die Militärkirchgemeinden für den Zeitraum von 1921 bis 1945 verwahrt, soweit überliefert, das Bundesarchiv – Militärarchiv, Postfach, 79024 Freiburg.
Konkordanz
Literaturhinweise
Bäßler, Gotthold: Die Reichsarchivzweigstelle Dresden. In: Neues Archiv für Sächsische Geschichte und Altertumskunde (im folgenden NASG), 48 (1927), S. 258-283.
Baumgarten-Crusius, Artur (Bearb.): Geschichte der Sachsen im Weltkrieg (= Bd. II von Sachsen in großer Zeit). Leipzig, 1919. S. 379-396 (Die religiöse Versorgung der Truppen im Weltkrieg).
Exner, Moritz Heinrich: Das Königlich Sächsische Kriegs-Archiv. In: NASG, 20 (1899), S. 148-154.
Gross, Reiner: Geschichte Sachsens. Berlin, 2001.
Gross, Reiner; Tittmann, Rainer: Zur Geschichte und zum Inhalt der Sächsischen Militärbestände im Staatsarchiv Dresden. In: Mitteilungsblatt des Arbeitskreises Sächsische Militärgeschichte e. V., Dresden, Nr. 1/1992, S. 14-28.
Lippert, Woldemar: Das Sächsische Kriegsarchiv. In: NASG, 46 (1925), S. 195-197.
Meier-Welcker, Hans (Hrsg.); Groote, Wolfgang von (Hrsg.): Handbuch zur deutschen Militärgeschichte 1648 – 1939. Hrsg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Freiburg/Breisgau. Teil 5: Von der Entlassung Bismarcks bis zum Ende des Ersten Weltkrieges (1890 – 1918). Franfurt/Main, 1968.
Müller, Georg Hermann: Das Königlich Sächsische Kriegsarchiv nach der Entstehung und Zusammensetzung seiner Bestände. In: NASG, 41 (1920), S. 74-108, 193-218.
Pahlitzsch, Werner: Archiv alter Militärakten. In: Übersicht über die Bestände des Sächsischen Landeshauptarchivs und seiner Landesarchive. Leipzig, 1955. S. 161-166.
Rösler, Ingo (Bearb.): Das sächsische Heer, seine Kommando-, Justiz- und Verwaltungsbehörden (1831-1921). Übersicht über die Quellenbestände des Militärarchivs der Deutschen Demokratischen Republik. Als Manuskript gedruckt: Potsdam, 1974.
Schirok, Gert: Das Sächsische Hauptstaatsarchiv Dresden und seine Militärbestände. In: Dresdner Hefte, 16. Jg. (1998), H. 53, S. 36-40.
Schuster, O[scar]; Francke, F[riedrich] A[ugust]: Geschichte der Sächsischen Armee von deren Errichtung bis auf die neueste Zeit. 3 Teile. Leipzig, 1885.
Verlohren, Heinrich August (Bearb.); Barthold, Max (Hrsg.); Verlohren, Franz (Hrsg.): Stammregister und Chronik der Kur- und Königlich Sächsischen Armee von 1670 bis zum Beginn des Zwanzigsten Jahrhunderts. Leipzig, 1910.
Verlustliste der Königlich Sächsischen Armee. 1914 - 1918. 7 Bde. . Aus: Beilage des Dresdner Journals vom 19. August 1914 bis 30. Mai 1918.
Wörterbuch zur deutschen Militärgeschichte (= Schriften des Militärgeschichtlichen Instituts der DDR). 2 Bde. . Berlin, 1985.
Verweis auf andere Bestände im eigenen Archiv
Bestand 11241 Musterungslisten
Bestand 11242 Monats- (Verpflegungs-)listen
Bestand 11248 Sächsisches Kriegsministerium
Bestand 11258 Garnisonsverwaltungen (Zusammengefasster Bestand)
Bestand 11347 Generalkommando des XII. Armeekorps
Bestand 11351 Generalkommando des XIX. Armeekorps
[01] Vgl. Wörterbuch zur deutschen Militärgeschichte (= Schriften des Militärgeschichtlichen Instituts der DDR), Bd. 1. Berlin, 1985. S. 224 f.
[02] Vgl. dazu Reiner Gross, Geschichte Sachsens. Berlin, 2001, S. 245 f.
[03] Personalakte: Hauptstaatsarchiv Dresden, 11248 Sächsisches Kriegsministerium, Nr. 8009.
[04] Vgl. Hauptstaatsarchiv Dresden, ebd., Nr. 1354.
[05] Vgl. Handbuch zur deutschen Militärgeschichte 1648–1939, hrsg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Freiburg/Breisgau, durch Hans Meier-Welcker/Wolfgang v. Groote, T. 5: Von der Entlassung Bismarcks bis zum Ende des Ersten Weltkrieges (1890-1918). Frankfurt/Main, 1968. S. 196.
[06] Vgl. Bäßler, Gotthold, Die Reichsarchivzweigstelle Dresden, in: Neues Archiv für Sächsische Geschichte und Altertumskunde, 48 (1927), S. 259-261.
[07] Vgl. ebd., S. 267.
Der Werdegang der Militärkirchgemeinden ist sehr eng mit der Geschichte der Garnisonen in Sachsen verbunden. Die Garnisonen entstanden in den deutschen Territorialstaaten mit der Herausbildung der stehenden Heere im 17. Jahrhundert.[01] Sie waren ständiger oder zeitweiliger Aufenthaltsort bzw. Aufenthaltsraum von Truppen (Standort). In Sachsen gehörte das befestigte Dresden zu den ersten Garnisonen. Im Krieg wurde der Garnisondienst meist von nicht felddienstfähigen Truppen geleistet.
Das Wirtschaftswachstum seit Mitte des 19. Jahrhunderts führte auch im Königreich Sachsen zu einer Bevölkerungszunahme und der Entwicklung von städtischen und großstädtischen Ballungsgebieten in Dresden und Leipzig sowie in Chemnitz, Plauen und Zwickau.[02] Gleichzeitig erforderte die stetige Vergrößerung der Heeresorganisation eine durchgängige Kasernierung der sächsischen Truppen. Das Sächsische Kriegsministerium und sein Kriegsminister General der Kavallerie Alfred v. Fabrice (1866-1891)[03] fassten deshalb nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 den Plan, eine moderne Militäranstalt im Norden von Dresden zu errichten. Namensgeber dieser Anstalt war der regierende sächsische König Albert. Der Beschluss des Königs über die Namensbenennung "Albert-Stadt" erfolgte am 19. März 1877.[04] Aber auch in anderen sächsischen Städten entstanden bis 1914 umfangreiche Garnisonen mit eigenen Verwaltungsbehörden. Diese Standorte umfassten u. a. Kasernen, Waffen und Munitionsdepots, Proviant- und Bekleidungsämter, Werkstätten, Übungs- und Schießplätze, Lazarette und auch Garnisonkirchen mit den dazugehörigen Kirchgemeinden, Militärangehörigen und ihren Familien. So entstand z. B. die von den Dresdner Architekten William Lossow und Hermann Viehweger im Stil der Neoromanik erbaute Garnisonkirche (1895/1900) für die Militärkirchgemeinde Dresden-Neustadt.
Die kleinen Militärkirchgemeinden in Sachsen wurden in der Regel von evangelischen zivilen Geistlichen betreut. Diese Pfarrer waren für den gesamten Bereich der Militärseelsorge verantwortlich, obwohl sie das Amt des Garnisonpfarrers nur nebenamtlich ausführten. In größeren Standorten wirkten Divisionspfarrer. Sie übten den Dienst bis Kriegsbeginn 1914 in ihrer üblichen Amtstracht aus. Während des Ersten Weltkrieges erhielten sie eine feldgraue Uniform, jedoch in einem anderen Schnitt und ohne Schulterstücke. Die Militärgeistlichen standen deshalb außerhalb der militärischen Hierarchie. Im Kriegsfall sollte es in jeder Division einen evangelischen und einen katholischen Pfarrer geben. Diese Vorgabe konnte jedoch nie erreicht werden. In Sachsen war ein geistlicher Kommissar für die evangelische Militärseelsorge verantwortlich. Im Ersten Weltkrieg verrichteten in den beiden sächsischen Generalkommandos insgesamt 8 Pfarrer ihren Dienst: je ein evangelischer Militär-Oberpfarrer, fünf evangelische und ein katholischer Divisionspfarrer.[05]Bestandsgeschichte und –inhalt
Die Geschichte des Bestandes Militärkirchgemeinden begann 1921. Mit der Auflösung der ehemals Königlich Sächsischen Armee im Frühjahr 1919 musste auch über das Schicksal des Sächsischen Kriegsarchivs mit seinen etwa 400.000 Akteneinheiten entschieden werden. Des Weiteren befanden sich noch etwa zweieinhalb Millionen Heeresakten bei den Militärbehörden und Truppenverbänden.[06] Mit der Bildung des Reichsarchivs Potsdam am 1. Oktober 1919 wurde auch in Dresden am 1. April 1921 eine Reichsarchivzweigstelle eingerichtet. Diese Reichsarchivzweigstelle war zuständig für die sächsischen Militärakten aus der Zeit von 1867 bis 1918, mit Ausnahme der beim Reichsarchiv Potsdam aufbewahrten Archivalien sowie für die Akten des Übergangsheeres aus den Jahren 1919/1920, der Reichswehr und der mittleren und unteren Reichsbehörden, soweit diese ihren Sitz in Dresden hatten.[07] Sie übernahm deshalb auch die überlieferten Akteneinheiten der ehemaligen Militärkirchgemeinden. Die Unterbringung der Reichsarchivzweigstelle Dresden (ab 1. April 1937: Heeresarchiv Dresden) erfolgte in den Gebäuden des Arsenals, dem heutigen Militärhistorischen Museum der Bundeswehr, und im Archivgebäude Marienallee 3, dem ehemaligen Sächsischen Kriegsarchiv. Der alliierte Luftangriff auf Dresden am 13. Februar 1945 beschädigte auch das Archivgebäude Marienallee 3 des ehemaligen Sächsischen Kriegsarchivs schwer. Zu den Kriegsverlusten zählten u. a. die dort verwahrten Militärstammrollen der Königlich Sächsischen Armee für den Zeitraum von 1868 bis 1918, eine sehr bedeutsame Quellengruppe für die genealogische Forschung. Das damalige Sächsische Hauptstaatsarchiv konnte aber den größten Teil der sich im Archivgebäude Marienallee 3 befindlichen Bestände sichern. Zu diesen gesicherten Beständen gehörten auch die 75 überlieferten Akteneinheiten des Bestandes Militärkirchgemeinden. Dieser Bestand wurde vermutlich um 1960 durch den damaligen Archivar Werner Pahlitzsch im Rahmen der Erschließung der sächsischen Militärbestände alphabetisch nach Garnisonen geordnet, allerdings ohne Findmittel. Der Bestand war deshalb nur bedingt erschlossen und benutzbar. In der Bestandsübersicht des Sächsischen Hauptstaatsarchivs von 1994 fand er allerdings keine Berücksichtigung aus heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen. Im Zuge der Gesamtverpackung der Militärbestände wurde der Bestand im Februar 2001 erfasst und im November 2006 durch Roland Schramm, Praktikant der SLUB, bis zur Findbuchreife erschlossen. Bei der Konkordanzerstellung der alten und neuen Archivsignaturen wurde festgestellt, dass der Bestand ursprünglich 98 Akteneinheiten statt gegenwärtig 75 Akteneinheiten umfasste (Konkordanzliste vgl. Anlage). Die fehlenden 23 Akteneinheiten sind vermutlich Kriegsverlust.
Der Bestand Militärkirchgemeinden stellt das Leben in den Garnison- und Militärgemeinden Sachsens von Plauen im Vogtland bis Löbau in der Oberlausitz im Zeitraum von 1884 bis 1920 dar. Den Kern der Überlieferung bilden die Kirchenbücher (Duplikate) der einzelnen Gemeinden. Diese enthalten die Tauf-, Trauungs- und Sterberegister der Militärangehörigen und ihrer Familien (Ehepartner, Eltern, Kinder und Taufpaten) als historisch bedeutsame Quellenüberlieferung für die genealogische Forschung. Ihre Bedeutung ist umso höher einzuschätzen, da die o. g. Militärstammrollen der sächsischen Armee und die Originale vieler Kirchenbücher in Sachsen während des Zweiten Weltkrieges vernichtet wurden. Abschließend soll darauf hingewiesen werden, dass die im Ersten Weltkrieg gefallenen, verwundeten und vermissten Militärangehörigen der sächsischen Armee nur in der "Verlustliste der Königlich Sächsischen Armee. 1914 – 1918" (vgl. Literaturhinweise) vermerkt sind. Diese Liste wurde vom Nachweisbüro des Sächsischen Kriegsministeriums während des Krieges geführt.
Unterlagen über die Militärkirchgemeinden für den Zeitraum von 1921 bis 1945 verwahrt, soweit überliefert, das Bundesarchiv – Militärarchiv, Postfach, 79024 Freiburg.
Konkordanz
Literaturhinweise
Bäßler, Gotthold: Die Reichsarchivzweigstelle Dresden. In: Neues Archiv für Sächsische Geschichte und Altertumskunde (im folgenden NASG), 48 (1927), S. 258-283.
Baumgarten-Crusius, Artur (Bearb.): Geschichte der Sachsen im Weltkrieg (= Bd. II von Sachsen in großer Zeit). Leipzig, 1919. S. 379-396 (Die religiöse Versorgung der Truppen im Weltkrieg).
Exner, Moritz Heinrich: Das Königlich Sächsische Kriegs-Archiv. In: NASG, 20 (1899), S. 148-154.
Gross, Reiner: Geschichte Sachsens. Berlin, 2001.
Gross, Reiner; Tittmann, Rainer: Zur Geschichte und zum Inhalt der Sächsischen Militärbestände im Staatsarchiv Dresden. In: Mitteilungsblatt des Arbeitskreises Sächsische Militärgeschichte e. V., Dresden, Nr. 1/1992, S. 14-28.
Lippert, Woldemar: Das Sächsische Kriegsarchiv. In: NASG, 46 (1925), S. 195-197.
Meier-Welcker, Hans (Hrsg.); Groote, Wolfgang von (Hrsg.): Handbuch zur deutschen Militärgeschichte 1648 – 1939. Hrsg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Freiburg/Breisgau. Teil 5: Von der Entlassung Bismarcks bis zum Ende des Ersten Weltkrieges (1890 – 1918). Franfurt/Main, 1968.
Müller, Georg Hermann: Das Königlich Sächsische Kriegsarchiv nach der Entstehung und Zusammensetzung seiner Bestände. In: NASG, 41 (1920), S. 74-108, 193-218.
Pahlitzsch, Werner: Archiv alter Militärakten. In: Übersicht über die Bestände des Sächsischen Landeshauptarchivs und seiner Landesarchive. Leipzig, 1955. S. 161-166.
Rösler, Ingo (Bearb.): Das sächsische Heer, seine Kommando-, Justiz- und Verwaltungsbehörden (1831-1921). Übersicht über die Quellenbestände des Militärarchivs der Deutschen Demokratischen Republik. Als Manuskript gedruckt: Potsdam, 1974.
Schirok, Gert: Das Sächsische Hauptstaatsarchiv Dresden und seine Militärbestände. In: Dresdner Hefte, 16. Jg. (1998), H. 53, S. 36-40.
Schuster, O[scar]; Francke, F[riedrich] A[ugust]: Geschichte der Sächsischen Armee von deren Errichtung bis auf die neueste Zeit. 3 Teile. Leipzig, 1885.
Verlohren, Heinrich August (Bearb.); Barthold, Max (Hrsg.); Verlohren, Franz (Hrsg.): Stammregister und Chronik der Kur- und Königlich Sächsischen Armee von 1670 bis zum Beginn des Zwanzigsten Jahrhunderts. Leipzig, 1910.
Verlustliste der Königlich Sächsischen Armee. 1914 - 1918. 7 Bde. . Aus: Beilage des Dresdner Journals vom 19. August 1914 bis 30. Mai 1918.
Wörterbuch zur deutschen Militärgeschichte (= Schriften des Militärgeschichtlichen Instituts der DDR). 2 Bde. . Berlin, 1985.
Verweis auf andere Bestände im eigenen Archiv
Bestand 11241 Musterungslisten
Bestand 11242 Monats- (Verpflegungs-)listen
Bestand 11248 Sächsisches Kriegsministerium
Bestand 11258 Garnisonsverwaltungen (Zusammengefasster Bestand)
Bestand 11347 Generalkommando des XII. Armeekorps
Bestand 11351 Generalkommando des XIX. Armeekorps
[01] Vgl. Wörterbuch zur deutschen Militärgeschichte (= Schriften des Militärgeschichtlichen Instituts der DDR), Bd. 1. Berlin, 1985. S. 224 f.
[02] Vgl. dazu Reiner Gross, Geschichte Sachsens. Berlin, 2001, S. 245 f.
[03] Personalakte: Hauptstaatsarchiv Dresden, 11248 Sächsisches Kriegsministerium, Nr. 8009.
[04] Vgl. Hauptstaatsarchiv Dresden, ebd., Nr. 1354.
[05] Vgl. Handbuch zur deutschen Militärgeschichte 1648–1939, hrsg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Freiburg/Breisgau, durch Hans Meier-Welcker/Wolfgang v. Groote, T. 5: Von der Entlassung Bismarcks bis zum Ende des Ersten Weltkrieges (1890-1918). Frankfurt/Main, 1968. S. 196.
[06] Vgl. Bäßler, Gotthold, Die Reichsarchivzweigstelle Dresden, in: Neues Archiv für Sächsische Geschichte und Altertumskunde, 48 (1927), S. 259-261.
[07] Vgl. ebd., S. 267.
Kichenbücher (Duplikate).- Taufregister.- Trauregister.- Sterberegister.- Konfirmandenbücher (Duplikate).
Der Werdegang der Militärkirchgemeinden ist eng mit der Geschichte der Garnisonen in Sachsen verbunden. Die Garnisonen entstanden in den deutschen Territorialstaaten mit der Herausbildung der stehenden Heere im 17. Jahrhundert und waren ständiger oder zeitweiliger Standort von Truppen. Diese Standorte umfassten Kasernen, Waffen- und Munitionsdepots, Proviant- und Bekleidungsämter, Schießplätze und Lazarette sowie Garnisonskirchen mit den dazugehörigen Kirchgemeinden. Die kleinen Militärkirchgemeinden in Sachsen wurden von evangelischen zivilen Geistlichen betreut. In größeren Standorten wirkten Divisionspfarrer. Im Ersten Weltkrieg verrichteten in den beiden sächsischen Generalkommandos acht Pfarrer ihren Dienst.
Weitere Angaben siehe 2.3.8 Militär
Weitere Angaben siehe 2.3.8 Militär
- 2006 | Findbuch / elektronisches Findmittel
- 2024-10-29 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5