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Beständeübersicht

Bestand

21063 Gustav Altenburg Verlag, Leipzig

Datierung1846 - 1955
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)0,20
Emil Gustav Altenburg

Emil Gustav Altenburg wurde am 17. November 1886 in Leipzig-Connewitz als Sohn des Markthelfers Friedrich Gustav Altenburg geboren. Am 21. Februar 1920 heiratete er Helene Charlotte Ulrich, mit ihr hatte er drei Söhne. Die Familie lebte in Oetzsch und Markkleeberg. In zweiter Ehe war Altenburg seit dem 11. September 1941 mit Helene Klara Eleonore Heubner (geb. 25.10.1904) verheiratet.[01] Der gemeinsame Wohnort war Naunhof, Ortsteil Lindhardt. Gustav Altenburg starb am 30. Dezember 1965.

Zur Geschichte des Gustav Altenburg Verlags

Emil Gustav Altenburg erlernte den Verlagsbuchhandel im Insel-Verlag, Leipzig. Anschließend war er fast 25 Jahre im Verlag Grethlein & Co. GmbH Leipzig und Zürich als Sportredakteur und Herausgeber der Grethlein'schen Sportbücherei tätig.[02] 1934 übernahm er mit seiner späteren Frau die Liquidation dieses Verlags, der im Zuge der Umgründung 1934 die Firmenbezeichnung Verlag für Sport und Lebensreform GmbH angenommen hatte. Am 18. Februar 1938 meldete Emil Gustav Altenburg laut Handelsregistereintrag eine Verlagsbuchhandlung in Leipzig beim Amtsgericht an.[03] Infolge der Anmeldung übernahm er alle Sportbüchersammlungen von Grethlein in seinen eigenen Verlag.[04] Der Gustav Altenburg Verlag übernahm außerdem den großen Teil der sonstigen Verlagsrechte und Werke der Verlage Grethlein & Co. in Leipzig und Zürich sowie von J. C. C. Bruns in Minden.
Altenburgs Verlag mit Geschäftsräumen in der Hospitalstraße 17 und 19 wurde beim schweren Bombenangriff auf Leipzig am 4. Dezember 1943 völlig zerstört. Er versuchte seine Firma über eine Ausweichstelle in Lindhardt bei Naunhof wieder aufzubauen.[05] Von Mai bis Ende Oktober 1945 ruhte die Betriebstätigkeit, trotzdem nahm Altenburg an der ersten Musterschau Leipziger Erzeugnisse im Oktober 1945 teil. Mit Erteilung einer Verkaufslizenz durch die sowjetische Militäradministration am 1. November 1945 wurde die Arbeit wieder aufgenommen.[06] 1946 nahm das Unternehmen an der ersten Friedensmesse in Leipzig teil. Im Juni 1948 beschäftigte Gustav Altenburg sieben Mitarbeiter und war mit dem erfolgreichen Aufbau einer eigenen Verlagsbuchbinderei befasst. Er bemühte sich weiterhin um die Erlangung einer Verlagslizenz.
Im selben Zeitraum wandten sich die Buchhändler-Vereinigung e.V. Frankfurt sowie zahlreiche Autoren mit dem Vorschlag an Gustav Altenburg, seinen Verlag in die westlichen Besatzungszonen zu verlegen. So richtete er im Januar 1949 ein Schreiben mit der Bitte um Genehmigung zur Errichtung einer Zweigniederlassung an das Kulturamt Hamburg. Wenig später wurde dem Ersuchen stattgegeben und eine Zweigstelle in Hamburg eröffnet.
In einer Charakteristik des Verlags, die er in dem oben erwähnten Schreiben am 18. Januar 1949 an den Senat der Stadt Hamburg, Kulturamt sandte, stellte Altenburg fest: "Der Verlag widmet sich in erster Linie der schöngeistigen Literatur und brachte insbesondere große epische Romane, Biographien erfolgreicher Menschen, sowie literaturgeschichtliche, kulturhistorische und populärwissenschaftliche Werke heraus. Als besondere Verlagsgruppe wird die weithin bekannte Sportbücherei ‚Bibliothek für Sport und Spiel' gepflegt, die allein etwa 200 Bände über alle Gebiete des Sports umfasst. […] Durch die dem Verlag angegliederte Internationale Literarische Agentur bestehen gute Wechselbeziehungen zu den Verlagen des Auslands. Zahlreiche Bücher des Verlages wurden in fremde Sprachen übersetzt."[07]

Die vorliegenden Unterlagen belegen eine Verlagstätigkeit bis 1955. Nach dem Tod Altenburgs im Jahr 1965 erfolgte am 26. Januar 1967 die Löschung seines Verlages im Handelsregister.[08]

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Zum Altenburg Verlag, dessen Archiv-Reste von Herrn Olaf Beyer aus Naunhof aus einem Altpapiersammelcontainer in Naunhof gerettet wurden, sind nur wenige Informationen überliefert. Es fehlen fast die gesamten Geschäftsunterlagen und Korrespondenzen mit den verschiedenen Autoren. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist der größte Teil der Dokumente durch die Zerstörung der Verlagsräume während des Bombenangriffs auf Leipzig am 4. Dezember 1943 verloren gegangen.[09] Herrn Olaf Beyer ist für die Sicherung und die Übergabe der Dokumente an das Sächsische Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig zu danken.
Die Unterlagen wurden 2011 durch U. verzeichnet und standen seitdem auf der Grundlage eines vorläufigen Findmittels für die Nutzung zur Verfügung. Anfang 2016 wurde eine abschließende Bearbeitung in Vorbereitung der online-Stellung des Findbuches durchgeführt.

Überlieferungsschwerpunkte

Bei dem vorhandenen Bestand handelt es sich um eine Splitterüberlieferung im Umfang von nur 0,2 lfm für den Zeitraum 1846 - 1986. Trotzdem erlaubt der Bestand interessante Einblicke in die Tätigkeit des Gustav Altenburg Verlags v. a. in den Jahren 1940 bis 1954. Gut dokumentiert ist die Zusammenarbeit mit dem Journalisten und Schriftsteller Paul Burg [Pseudonym: Paul Burg-Schaumburg] (1884 - 1948). Einen Schwerpunkt dieser Zusammenarbeit bildete das Verlagsprojekt "Tat gestaltet", bei dem Burg den Lebensbericht des Dresdner Industriellen Georg Höntsch sen. (1872 - 1945) redaktionell betreute. Höntsch hatte 1895 das Unternehmen Höntsch & Co. gegründet (ab 1931: Höntsch Werke AG), eine Fachfirma für moderne Gartenbautechnik.[10]
Die Zusammenarbeit mit weiteren Autoren ist nur durch einzelne Akten belegt. Unter diesen befindet sich z. B. eine über den Verlag der Werke des russischen Schriftstellers Dmitri Mereschkowski (1865 – 1941).[11] Mereschkowski hatte einige Werke beim Grethlein Verlag veröffentlicht und war mehrere Male für den Literatur-Nobelpreis nominiert. Bemerkenswert ist auch die Akte zu "Bart Nel, der Rebell" des gebürtigen Niederländers Jan van Melle [Johannes van Melle] (1887 - 1953). Van Melle lebte seit 1906 in Südafrika, sein Roman "Bart Nel" gilt als Klassiker der Literatur in Afrikaans. Er erschien 1937 in der Übersetzung von Fritz von Bothmer beim Gustav Altenburg Verlag. Zu erwähnen sind schließlich die im Bestand vorhandenen Typoskripte von Rudolf Heubner (1867 - 1967), Christian Tränckner und der dänischen Schriftstellerin Marie Bregendahl (1867 - 1940).
Dokumente zu den vom Grethlein-Verlag übernommenen, beim Publikum beliebten Sportbüchern lassen sich nur wenige finden. So erschien 1927 bei Grethlein das "Freiluftbuch" von Jørgen Peter Müller (1866 - 1938), der mit dem 1904 erschienenen Gymnastiklehrbuch "Mein System" so erfolgreich war, dass "müllern" lange Zeit ein Synonym für "Gymnastik treiben" wurde. Der Bestand enthält ein Foto von J. P. Müller und Vorlagen für Abbildungen.
Gut dokumentiert ist die Gründung einer Verlagszweigstelle in Hamburg und die Zusammenarbeit bzw. die Auseinandersetzungen mit den dortigen Geschäftsführern. In diesen Korrespondenzen werden die Schwierigkeiten einer Verlagstätigkeit in der DDR ebenso deutlich wie die große verlegerische Energie des damals schon über sechzigjährigen Gustav Altenburg.

Thekla Kluttig

Februar 2016


[01] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (im Folgenden: StA-L), 20031 Polizeipräsidium Leipzig, Meldekartei der Stadt Leipzig.
[02] StA-L, 21063 Gustav Altenburg Verlag, Leipzig, Nr. 5.
[03] StA-L, 20124 Amtsgericht Leipzig, HRA 504 (Handelsregisterakte).
[04] StA-L, 21063 Gustav Altenburg Verlag, Leipzig, Nr. 27. Dessen Liquidation war 1949 noch nicht beendet, siehe dazu auch 21765 Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig (I), Nrn. F 3700, F 9758 und 20124 Amtsgericht Leipzig, HRB 795 (digitalisierte Registerkarte).
[05] StA-L, 21765 Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig (I), Nrn. F 3700, und F 9758.
[06] StA-L, 20242 Kreis-Industrie- und Handelskammern Nordwestsachsens, Nr. 1000.
[07] Altenburg gab in diesem Schreiben den 17.11.1935 als Gründungsdatum des Verlags an, StA-L, 21063 Gustav Altenburg Verlag, Leipzig, Nr. 5.
[08] StA-L, 21063 Gustav Altenburg Verlag, Leipzig, Nr. 13 und 20124 Amtsgericht Leipzig, HRA 504.
[09] StA-L, 21063 Gustav Altenburg Verlag, Leipzig, Nr. 10, Brief Altenburgs an Paul Schaumburg vom 15. Februar 1944.
[10] Das Unternehmen hatte eine bewegte Geschichte und besteht heute noch unter dem Namen MBM Metallbau Dresden GmbH, http://www.mbm-dresden.de/unternehmen/index.php3?prj=geschichte (Aufruf vom 05.02.2016). Höntsch, Georg "Tat gestaltet. Lebensbericht eines Großindustriellen", erschien 1941.
[11] Sein Essayband "Über die Ursachen des Niedergangs und über die Strömungen der zeitgenössischen russischen Literatur" gilt als Wegbereiter des russischen Symbolismus, vgl. Kindler Literaturlexikon, hrsg. von Heinz Ludwig Arnold, Stuttgart / Weimar 3. Auflage 2009, S. 208ff.
Verlagskorrespondenz.- Manuskripte.- Prospekte.- Fotos.
Emil Gustav Altenburg meldete im Februar 1938 eine Verlagsbuchhandlung beim Handelsregister in Leipzig an. Der Verlag widmete sich in erster Linie der schöngeistigen Literatur und brachte literaturgeschichtliche, kulturhistorische und populärwissenschaftliche Werke heraus. Als besondere Gruppe erschien die Bibliothek für Sport und Spiel. Seit 1934 führte Gustav Altenburg die Liquidation des Verlages Grethlein & Co. GmbH, Leipzig und Zürich, durch und übernahm zum großen Teil die Verlagsrechte und Werke dieses Verlags. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte Gustav Altenburg seinen Verlag in Lindhardt bei Naunhof wieder aufbauen. 1949 entstand eine Niederlassung in Hamburg. Nach dem Tode Altenburgs wurde das Unternehmen 1968 im Handelsregister gelöscht.
  • 2016 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-11-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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