Beständeübersicht
Bestand
22302 Nachlass Werner Bachmann
Datierung | |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 3,20 |
Zur Biografie von Werner Bachmann
Reinhard Werner Bachmann kam am 13. Oktober 1923 in der westsächsischen Kleinstadt Frohburg zur Welt. Seine Eltern waren der Volksschullehrer Walter Bachmann und Frieda Bachmann, geborene Heinich. Bachmann besuchte ab 1930 die Volksschule. Fünf Jahre später wechselte er auf die Oberschule. Bereits in dieser Zeit entwickelte sich sein Interesse an der Musik, welches er als Pianist im Schulorchester in die Praxis umsetzen konnte. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges unterbrach die geplante Schulausbildung. Statt eines regulären Abiturs erhielt Bachmann den "Reifevermerk", einen vorgezogenen Ersatz-Schulabschluss, um zum Kriegsdienst in der Wehrmacht eingezogen werden zu können. Der Zweite Weltkrieg endete für ihn endgültig im Juni 1945, als er aus der amerikanischen Kriegsgefangenschaft zurückkehrte. Da der Reifevermerk in der Sowjetischen Besatzungszone seine Gültigkeit verloren hatte, war er gezwungen, das reguläre Abitur nachzuholen. Seine musikalischen Fertigkeiten verhalfen ihm in dieser Zeit zu einem Nebenverdienst als Pianist und Cellist in einem Frohburger Tanz- und Unterhaltungsorchester. Aufgrund des Krieges und der rasch anlaufenden Entnazifizierung entstand ein Mangel an Lehrkräften, so dass Werner Bachmann das Angebot erhielt, den Lehrbetrieb an der Bornaer Oberschule als provisorisch ausgebildeter "Neulehrer" zu unterstützen. Er unterrichtete zwischen September 1946 und März 1948 verschiedene Klassenstufen in den Fächern Deutsch, Biologie, Erdkunde, Mathematik und Musik. Darüber hinaus fiel die Leitung des Schulchors in seine Hände. Seine pädagogische Tätigkeit führte Werner Bachmann an die Martin-Luther-Universität nach Halle an der Saale, wo er sich ab dem Wintersemester 1948 zunächst im Fach Musikerziehung einschrieb, später aber an die Philosophische Fakultät wechselte, um Musikwissenschaften und Anglistik zu studieren. Hier lernte er auch den Dozenten und Musikhistoriker Max Schneider (1875-1967) kennen. Mit ihm sollte er später sein zukünftiges Lebenswerk, die Buchreihe "Musikgeschichte in Bildern", herausgeben. Im Dezember 1952 brachte Bachmann sein Studium zum Abschluss. Daraufhin bekam er einen Platz in der wissenschaftlichen Aspirantur zugesichert, sodass er sich, mit einer monatlichen Geldförderung ausgestattet, seiner Dissertation widmen konnte. Die Promotion erfolgte 1959 mit einer Abhandlung über "Die Anfänge des Streichinstrumentenspiels". Das Buch wurde zehn Jahre später unter dem Titel "The origins of bowing and the development of bowed instruments up to the thirteenth century" in England veröffentlicht. Während seiner Aspirantur hatte Bachmann zusätzlich eine Stelle als Lehrbeauftragter am Musikwissenschaftlichen Institut der Martin-Luther-Universität inne. Im Juni 1956 heiratete er Elenore Landgraf, die Tochter eines aus Frohburg stammenden Bauunternehmers. Gemeinsam bewohnten sie das Haus ihres Vaters in Borna.
Entstehung der "Musikgeschichte in Bildern"
Nach eigenen Angaben Werner Bachmanns wurde das Institut für Musikwissenschaften der Martin-Luther-Universität Anfang der 1950er Jahre von dem Komponisten Gerhard Wohlgemuth aufgesucht.[01] Dieser kam im Auftrag des Mitteldeutschen Verlags in Halle und berichtete von einem Vorhaben, das 1929 erschienene Werk "Geschichte der Musik in Bildern" von Georg Kinsky als Neufassung zu veröffentlichen. Gemeinsam mit weiteren Studierenden wurde unter Betreuung Max Schneiders ein erweitertes Konzept entworfen, mit dem der Grundstein zur späteren "Musikgeschichte in Bildern" gelegt werden sollte. Als Format wählte man ein vier Bände umfassendes Gesamtwerk mit folgenden Themenbereichen: "Musikethnologie", "Musik des Altertums", "Musik des Mittelalters und der Renaissance" sowie "Musik der Neuzeit". Allerdings erlebte der Mitteldeutsche Verlag im Dezember 1953 seine Verstaatlichung und wurde in den darauffolgenden Jahren einer umfassenden Profiländerung in Richtung Belletristik unterzogen. Bachmann gelang es, das gefährdete Buchprojekt an Heinrich Besseler (1900-1969), den Direktor des Musikwissenschaftlichen Instituts der Universität Leipzig, zu vermitteln. In einem Vertrag zwischen Walther Siegmund-Schultze, dem damaligen Leiter des Musikwissenschaftlichen Instituts der Martin-Luther-Universität in Halle, und dem damals bereits verstaatlichten Verlag Breitkopf & Härtel ist die Übertragung des Vorhabens nach Leipzig belegt.[02] Das am 23. April 1957 ausgestellte Schreiben sah außerdem vor, dass Heinrich Besseler und Max Schneider gemeinsam als Herausgeber in Erscheinung treten und das Format auf eine Reihe aus 18 Büchern erweitert werden sollte. Die vierteilige Gliederung aus der Anfangsphase wurde jedoch beibehalten, sodass nun vier Einzelreihen (jeweils als "Band" bezeichnet) mit untergeordneten Einzelveröffentlichungen (sogenannten "Lieferungen") auf dem Plan standen. Werner Bachmann – ab 1956 bereits als Lektor beim Verlag VEB Friedrich Hofmeister angestellt – trat fortan als persönlicher Assistent von Schneider und Besseler in Aktion, nutzte die Referenz der beiden renommierten Fachleute, um international Kontakte zu potentiellen Autoren zu knüpfen und arbeitete Manuskripte zu. 1961 kam das erste Werk, "Ägypten" von Hans Hickmann in die Buchläden (Musikgeschichte in Bildern, II. Band: "Musik des Altertums", Lieferung 1). Allerdings erschien es nicht bei Breitkopf & Härtel, sondern im VEB Deutscher Verlag für Musik. In einer Mitteilung der Verlagsleitung an Max Schneider vom 29. Mai 1961 wird erklärt, dass dieses Haus "die besseren Voraussetzungen für einen guten Absatz im Ausland" garantieren könne.[03]
Werner Bachmann als Herausgeber der "Musikgeschichte in Bildern"
Die Bücher der "Musikgeschichte in Bildern" erschienen in keiner zufälligen Reihenfolge. Aus einem Arbeitsprotokoll vom 15. Juni 1957 geht vielmehr hervor, dass bereits in der frühen Planungsphase eine thematische Gliederung der geplanten Lieferungen existierte.[04] Zwar fanden einige Korrekturen statt, aber im Wesentlichen blieb sie unverändert. Im Laufe der 1960er Jahre übernahm Werner Bachmann die alleinige Rolle des Herausgebers und stieg 1968 zum leitenden Lektor im VEB Deutscher Verlag für Musik auf. Besseler und Schneider wurden fortan auf der Titelseite jeder Lieferung der "Musikgeschichte in Bildern" als "Begründer" der Reihe erwähnt. Bachmann baute weiterhin seine Kontakte aus und konnte mit der Unterstützung des damaligen Verlagsdirektors Heinrich Zeraschi zahlreiche Dienstreisen ins Ausland unternehmen – ein Privileg, das ihm unter anderem die wachsende Bekanntheit seines Projektes ermöglichte. Bachmann prospektierte neue Lieferungen, nahm Manuskripte entgegen, kümmerte sich um die Korrekturen und koordinierte die Zusammenarbeit zwischen den zahlreichen beteiligten Mitarbeitern. Das Wesen und der weitreichende Erfolg dieser Arbeit werden in einer Festschrift zum 20-jährigen Bestehen des VEB Deutscher Verlag für Musik mit folgenden Worten zusammengefasst:
"Zu den bedeutendsten und umfangreichsten Publikationsvorhaben des Verlages zählt die von Heinrich Besseler und Max Schneider begründete Musikgeschichte in Bildern. Bereits nach Erscheinen der ersten Lieferungen hat dieses Projekt, das in mehr als dreißig Länder exportiert wird, als Standardwerk der Musikikonographie internationale Resonanz und Anerkennung gefunden. […] Bisher liegt etwa ein Drittel des Werkes vor, dessen Gesamtumfang sich auf 35 bis 40 Lieferungen belaufen wird und für dessen Bereitstellung etwa 80 führende Spezialisten aus aller Welt als Mitarbeiter gewonnen wurden."[05]
Tatsächlich lag der besondere Charakter in der "Ganzheitlichkeit". Indem sich die Reihe nicht nur auf die rationalen Themen von Notenlehre und Instrumentenbau beschränkte, sondern umfassend die historischen, gesellschaftlichen und kulturellen Hintergründe des Musizierens zu erörtern suchte, fand sie fachübergreifendes Interesse. Außerdem blieben die gedruckten Inhalte aufgrund ihrer Popularität und des internationalen Entstehungshintergrundes maßgeblich von politischen Interpretationen unangetastet, was im Umfeld des marxistisch-leninistischen Wissenschaftsverständnisses der DDR eher eine Seltenheit darstellte. Einzelne Lieferungen wurden auch ins Englische (Verlage: Curzon Press, London, sowie Praegers Publishers, New York) und sogar ins Japanische (Verlag: Ongaku no Tomo-sha, Tokio) übersetzt. Ab 1974 konnten jährlich Förderungen über die UNESCO-Kommission der DDR bereitgestellt werden.[06] Aus einem Mitteilungsschreiben vom 29. November 1984 geht hervor, dass eine zwölfmonatige Förderung von insgesamt 5000 US-Dollar bereitgestellt wurde.[07] Für seine Verdienste als Herausgeber der "Musikgeschichte in Bildern" erhielt Werner Bachmann 1984 den Kunstpreis der Stadt Leipzig.
Neben der Musikgeschichte war Bachmann noch an anderen Verlagsprojekten beteiligt. So übersetzte er zum Beispiel das 1966 erschienene Buch "Die schönsten Musikinstrumente des Abendlandes" von Emanuel Winternitz und Lilly Stunzi aus dem Englischen ins Deutsche und betreute weitere Publikationen als Lektor.
Mit der deutschen Wiedervereinigung setzte auch eine weitreichende Umwälzung in der Verlagslandschaft der ostdeutschen Bundesländer ein, die von Privatisierungen und Übernahmen gekennzeichnet war. Der Deutsche Verlag für Musik (DVfM) firmierte ab Juli 1990 als GmbH im Aufbau. Da die Verlage Breitkopf & Härtel sowie Friedrich Hofmeister mit Firmensitzen in Westdeutschland weiterexistiert hatten, forderten sie nun die enteigneten Firmenanteile zurück. 1992 wurde der DVfM schließlich vollständig von Breitkopf & Härtel aufgekauft und zurückgebaut.[08] Zwar konnte Werner Bachmann seine Anstellung verteidigen, jedoch bedeutete die Umstrukturierung das endgültige Aus für die "Musikgeschichte in Bildern". Sämtliche Rechte wurden vom Bärenreiter-Verlag in Kassel aufgekauft. Nach Angaben von Herrn Bachmann befanden sich in dieser Zeit noch drei weitere Lieferungen im druckfertigen Zustand. Sie blieben jedoch unveröffentlicht, da man einen unbefriedigenden Absatz befürchtete. Insgesamt wurden 26 Lieferungen der "Musikgeschichte in Bildern" veröffentlicht.
Werner Bachmann blieb auch noch im Ruhestand der Musikwissenschaft verbunden, was unter anderem durch zahlreiche Mitgliedschaften in Vereinen und Gremien, wie der Internationalen Gesellschaft für Musikwissenschaft, dem Deutschen Komponistenverband sowie der Gesellschaft der Freunde des Gewandhauses zu Leipzig deutlich wird. Am 23. Mai 1999 wurde ihm die Ehrenmitgliedschaft des Leipziger Institutes für Musikinstrumentenforschung "Georg Kinsky" für herausragende Leistungen in der Organologie, der Musikinstrumentenkunde, verliehen. Bis zum September 2011 arbeitete er noch an eigenen Manuskripten, unter anderem über die Harfe aus Olbia, und unterhielt Kontakte zu zahlreichen Instituten und Museen. Die Deutsche Nationalbibliothek sowie die Bibliotheken der Universität Leipzig besuchte er wöchentlich für eigene Recherchen. Noch Anfang der 2000er Jahre begab er sich auf Forschungsreisen zu Bibliotheken und Museen in der Türkei. Werner Bachmann lebte bis zu seinem Tode mit seiner Frau Elenore in Borna. Er verstarb am 1. Oktober 2011 im Alter von 87 Jahren.
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Der erste Teil des Bestandes 22302 Nachlass Werner Bachmann gelangte im Oktober 2012 als Schenkung in das Sächsische Staatsarchiv in Leipzig. Er umfasste 1,90 lfm. Ursprünglich stammen die Unterlagen aus dem gemeinsamen Haus des Ehepaares Bachmann in Borna, von wo aus der Musikwissenschaftler für seinen Verlag arbeitete. Im August 2012 übergab er den Bestand an Siegfried Naß, ein Vorstandsmitglied des Geschichtsvereins Borna e.V., der sich als ehrenamtlicher Heimatforscher mit den Lebensläufen bedeutender Bornaer Persönlichkeiten befasste. Dieser übergab die Unterlagen dem Depot der Bornaer Ortschronik, welche als sammelnde und dokumentierende Einrichtung eng mit dem Museum der Stadt Borna und dem Geschichtsverein zusammenarbeitet. Im Rahmen eines Zeitzeugenprojektes zur Geschichte der Braunkohleindustrie des Südraums Leipzig nahm das Museum im Sommersemester 2011 Kontakt zu vier Studierenden der Museologie von der HTWK Leipzig auf.[09] Herr Naß, selbst als Zeitzeuge an den narrativen Interviews des Projektes beteiligt, trat an Stefan Oehme aus der Projektgruppe mit dem Vorschlag heran, ein solches Gespräch ebenfalls mit Herrn Bachmann zu führen, um dessen Lebensgeschichte für die Ortschronik festzuhalten. Ebenso teilte Naß ihm mit, dass sich bereits Unterlagen im Depot befänden und diese für eine inhaltliche Einarbeitung zur Verfügung stünden. Das Interview fand am 15. August 2011 im Haus des Ehepaares Bachmann statt. Der überraschende Tod Werner Bachmanns am 1. Oktober 2011 vereitelte leider das Vorhaben, weitere Interviews zu führen. Die vorliegende Transkription sowie weitere, von Frau Bachmann bereitgestellte Unterlagen und Auskünfte wurden von Stefan Oehme zur Bereitstellung einer Kurzbiographie genutzt, welche der Bornaer Ortschronik übergeben wurde. Außerdem wählte er die Erschließung des Nachlasses zum Thema seiner Bachelorarbeit.
Aufgrund des Sammlungskontextes wollten weder das Museum der Stadt Borna noch das Depot der Ortschronik die Unterlagen dauerhaft übernehmen. Nach längeren Verhandlungen erfolgte schließlich am 21. Oktober 2012 die Übernahme durch das Sächsische Staatsarchiv in Leipzig. Hierzu wurde ein Schenkungsvertrag mit Elenore Bachmann, der Witwe Werner Bachmanns, geschlossen. Die Erschließung der Unterlagen aus dieser Schenkung (Nr. 001 – Nr. 088) erfolgte im Zeitraum vom 10. Oktober bis zum 30. November 2012 durch Stefan Oehme. Dieser verfasste im Anschluss daran 2013 seine Bachelorarbeit "Auf den Spuren der "Musikgeschichte in Bildern", die Erschließung von Manuskripten aus dem Besitz des Musikwissenschaftlers und Herausgebers Werner Bachmann im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig".[10]
Im Dezember 2013 wurden dem Staatsarchiv Leipzig vom Geschichtsverein Borna weitere 1,30 lfm Unterlagen übergeben, deren Erschließung 2017 im Rahmen eines Praktikums durch Elisabeth Posnjakow erfolgte (Nr. 089 – Nr. 116).
Zur Bestandsbearbeitung:
Die Unterlagen setzen sich vor allem aus Typoskripten (maschinenschriftlichen Textentwürfen), Arbeitsnotizen, Recherchematerial und Korrespondenzen zusammen. Sie sind in 14 Klassifikationsgruppen gegliedert, von denen 11 den (teilweise unveröffentlichten) Publikationen der Musikgeschichte in Bildern entsprechen, während drei weitere Gruppen Korrespondenzen, Herstellungs- und Werbeunterlagen sowie Arbeitsmittel beinhalten. Vereinzelt sind auch Foto- und Druckerzeugnisse wie Abzüge, Bildnegative oder Diapositive in Farbe und Schwarz-Weiß sowie kleinere Broschüren und Werbeblätter überliefert. Diese Materialien wurden in den Unterlagen belassen, archivgerecht verpackt und im "Darin"-Vermerk erfasst. Die Unterlagen befanden sich bereits im sortierten Zustand und waren zum Großteil in Mappen abgelegt, sodass ordnende Eingriffe nur in Ausnahmefällen notwendig waren. Um eine Suche nach den verschiedenen beteiligten Autoren zu ermöglichen, wurde ein Personen- und ergänzend ein Ortsindex angelegt.
Die gesamte Klassifikationsgruppe 5 (Altindien) enthielt Fotokopien indologischer Aufsätze, die Werner Bachmann vermutlich von seinen Kollegen zur Einarbeitung zugestellt wurden. Da diese Schriftstücke in ihrem Informationsgehalt beliebig reproduzierbar und Gegenstand wissenschaftlicher Bibliotheken sind, wurden sie in einer Literaturliste erfasst und kassiert. Diese Liste ist als Verzeichnungseinheit angelegt und kann unter der Nr. 089 bestellt werden.
Überlieferungsschwerpunkte
Der vorliegende Bestand enthält ausschließlich Unterlagen, die die Herausgabe von Publikationen aus der Reihe "Musikgeschichte in Bildern" betreffen. Die Unterlagen liefern einen Einblick in die Verlagsarbeit sowie die internationale Kooperation, welche zum damaligen Zeitpunkt noch postalisch und telefonisch funktionierte. Der sich aus Typoskripten zusammensetzende Hauptteil des Nachlasses zeigt die verschiedenen Stufen, in denen die Texte korrigiert und vervollständigt worden sind. Neben den unveröffentlichten enthalten auch die übrigen Lieferungen Passagen, welche nie in den Druck gelangten. Die zahlreichen Korrekturen und Randvermerke zeigen auf, wie die einzelnen Entwürfe zwischen Lektoren, Autoren und Mitarbeitern verschickt und bearbeitet wurden. Ein weiterer großer Teil an Arbeitsnotizen verschiedener Formate (A4, A5, Notizzettel) sowie fotokopierte und gedruckte Erzeugnisse – zum Beispiel ein Katalog des spanischen Verlags "Portico Liberias" – bietet Einblick in die Selbstorganisation Bachmanns.[11] Bei den fotografischen Erzeugnissen ist davon auszugehen, dass es sich um Material handelt, das nicht für die Bücher gebraucht wurde und daher am Bornaer Arbeitsplatz verblieb.
Hinweise für die Benutzung
Da große Mengen an Typoskripten vorliegen, wurde bei der Erschließung versucht, deren Zugehörigkeit zu den verschiedenen Textstellen der Bücher wiederzugeben. Hauptsächlich sind die Typoskripte in kurze Abschnitte, sogenannte "Tafeln", unterteilt. Diese Abschnitte entsprechen jeweils einer Doppelseite aus dem Bildteil einer Lieferung der "Musikgeschichte in Bildern". Diese Doppelseite wiederum setzt sich aus einer Bildtafel mit nebenstehender, erläuternder Textseite zusammen. Um einerseits die Manuskriptteile und andererseits die entsprechenden Buchpassagen zusammenzuführen, wurden zwei verschiedene Abkürzungen formuliert:
Ms-Tafel[12] : Beschreibt die Nummer eines Textes für eine Tafel. Teilweise, zum Beispiel bei einem Gesamt-Typoskript, kommen die Tafelnummern nicht vor. Daher wird an wenigen Stellen ausweichend die Seitenzahl als Ms-Seite angegeben.
Buch-Seite: Beschreibt die Buchseiten, welche zugeordnet werden konnten.
Abhängig von der Menge und Verschiedenartigkeit der Typoskripte, sind die Entsprechungen wahlweise mit getrennten Sätzen oder in Klammern angegeben.
Beispiel: "Enthält: Typoskripte mit Notizen, teils mehrere Versionen desselben Textes (auch in französischer Sprache), Ms-Tafel 23-26 und 52. Texte entsprechen Buch-Seite 70-76."[13]
Oder: "Enthält: Typoskripte mit Korrekturen und Anmerkungen, teilweise mehrere Textversionen, auch in russischer Sprache, Ms-Tafel 21 (Buch-Seite 72), Ms-Tafel 22, Ms-Tafel 22/25 und 26-29 (Buch-Seite 74-82). Ms-Tafel 28 und 29/33 (Buch-Seite 87-88) […]".[14]
Im Laufe der Bearbeitungen kamen mehrere Typoskript-Versionen zustande und oft wurden die Texte in ihrer Reihenfolge umgestellt, weswegen doppelte oder übersprungene Vergaben von Ms-Tafeln oder Ms-Seiten auftreten. In einigen Fällen sind die Typoskripte mit ihren alten und neuen Tafelnummern gekennzeichnet. Dann wurden beide Nummern parallel in den Datensätzen angegeben.
Beispiel: "Ms-Tafel 22/25" = Neue Ms-Tafel: 22, Alte Ms-Tafel: 25.
Dem Bildteil, welcher immer den größten Teil einer jeden Lieferung ausmacht, ist stets eine durchschnittlich 30 Seiten umfassende Einleitung vorangestellt. Weiterhin existieren noch weitere angehängte Passagen, wie zum Beispiel Register, Literaturverzeichnis, Glossar, Inhaltsverzeichnis, Bildüberschriften und Sigel.[15] Diese Passagen sind ebenfalls – soweit sie identifizierbar waren – in den Datenfeldern "Titel" und "Enthält" gekennzeichnet. Teilweise wurden Aufschriften von Typoskripten oder Mappen als Transkription wiedergegeben. In diesem Fall markiert ein doppelter Schrägstrich die Zeilenumbrüche des Originals.
Beispiel: "Aufschrift: ‚ältere Fassungen // der Bildtexte'."[16]
Einige Verzeichnungseinheiten unterliegen noch personenbezogenen Schutzfristen gem. § 10 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 SächsArchivG sowie der 30-jährigen Schutzfrist gem. § 10 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 SächsArchivG. Eine Vorlage dieser Archivalien ist nur nach Verkürzung der Schutzfristen möglich.
In seiner Aufgabe als Lektor gilt Werner Bachmann als Bearbeiter der Typoskripte und somit auch als Bestandsbildner. Als geistige Urheber sind jedoch die beteiligten Autoren zu begreifen. Daher ist es verpflichtend, sich im Falle einer Vervielfältigung oder Veröffentlichung nach den Inhabern der Urheber- und Verwertungsrechten zu erkundigen. Dies gilt auch und insbesondere für alle fotografischen Erzeugnisse.
Verweise auf korrespondierende Bestände
21106 VEB Deutscher Verlag für Musik
Literaturverzeichnis
Deutscher Verlag für Musik (Hrsg.), Deutscher Verlag für Musik 1954-1974, Leipzig, Deutscher Verlag für Musik 1973.
Links, Christoph, Das Schicksal der DDR-Verlage. Die Privatisierung und ihre Konsequenzen, Berlin, Links 2010
Stefan Oehme, November 2012
Katrin Heil, Mai 2021
[01] Interview Steffen Oehme mit Werner Bachmann, 15. August 2011.
[02] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (StA-L), 21106 VEB Deutscher Verlag für Musik, Nr. 5851.
[03] StA-L, 21106 VEB Deutscher Verlag für Musik, Nr. 3967.
[04] StA-L, 21106 VEB Deutscher Verlag für Musik, Nr. 3967.
[05] Deutscher Verlag für Musik (Hrsg.), Deutscher Verlag für Musik 1954-1974, 1973, S. 6.
[06] StA-L, 21106 VEB Deutscher Verlag für Musik, Nr. 3967.
[07] StA-L, 21106 VEB Deutscher Verlag für Musik, Nr. 3967.
[08] Links, Christoph, Das Schicksal der DDR-Verlage. Die Privatisierung und ihre Konsequenzen, Berlin, Links 2010, S. 62.
[09] Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (FH).
[10] Im Bibliotheksbestand der HTWK Leipzig vorhanden, Kennung OCLC: (OCoLC)891787047.
[11] StA-L, 22302 Nachlass Werner Bachmann, Nr. 075.
[12] Ms steht hier für die Typoskripte, da in den Nachlassunterlagen der Begriff "Manuskript" für die Textentwürfe mit der dazugehörigen Abkürzung "Ms" genutzt wird.
[13] StA-L, 22302 Nachlass Werner Bachmann, Nr. 013.
[14] StA-L, 22302 Nachlass Werner Bachmann, Nr. 069.
[15] Bildüberschriften stehen im Zusammenhang der "Musikgeschichte in Bildern" synonym für Bildunterschriften. Allerdings sind sie immer am oberen Rand einer Buchseite angeordnet. – Sigel, auch Siglen: Bezeichnung für Kürzel, die für Angabe von Zitaten genutzt werden. Teilweise werden unter den Siglen auch die Initialen der einzelnen Autoren verstanden, mit denen die jeweiligen Textpassagen gekennzeichnet sind.
[16] StA-L, 22302 Nachlass Werner Bachmann, Nr. 070.
Reinhard Werner Bachmann kam am 13. Oktober 1923 in der westsächsischen Kleinstadt Frohburg zur Welt. Seine Eltern waren der Volksschullehrer Walter Bachmann und Frieda Bachmann, geborene Heinich. Bachmann besuchte ab 1930 die Volksschule. Fünf Jahre später wechselte er auf die Oberschule. Bereits in dieser Zeit entwickelte sich sein Interesse an der Musik, welches er als Pianist im Schulorchester in die Praxis umsetzen konnte. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges unterbrach die geplante Schulausbildung. Statt eines regulären Abiturs erhielt Bachmann den "Reifevermerk", einen vorgezogenen Ersatz-Schulabschluss, um zum Kriegsdienst in der Wehrmacht eingezogen werden zu können. Der Zweite Weltkrieg endete für ihn endgültig im Juni 1945, als er aus der amerikanischen Kriegsgefangenschaft zurückkehrte. Da der Reifevermerk in der Sowjetischen Besatzungszone seine Gültigkeit verloren hatte, war er gezwungen, das reguläre Abitur nachzuholen. Seine musikalischen Fertigkeiten verhalfen ihm in dieser Zeit zu einem Nebenverdienst als Pianist und Cellist in einem Frohburger Tanz- und Unterhaltungsorchester. Aufgrund des Krieges und der rasch anlaufenden Entnazifizierung entstand ein Mangel an Lehrkräften, so dass Werner Bachmann das Angebot erhielt, den Lehrbetrieb an der Bornaer Oberschule als provisorisch ausgebildeter "Neulehrer" zu unterstützen. Er unterrichtete zwischen September 1946 und März 1948 verschiedene Klassenstufen in den Fächern Deutsch, Biologie, Erdkunde, Mathematik und Musik. Darüber hinaus fiel die Leitung des Schulchors in seine Hände. Seine pädagogische Tätigkeit führte Werner Bachmann an die Martin-Luther-Universität nach Halle an der Saale, wo er sich ab dem Wintersemester 1948 zunächst im Fach Musikerziehung einschrieb, später aber an die Philosophische Fakultät wechselte, um Musikwissenschaften und Anglistik zu studieren. Hier lernte er auch den Dozenten und Musikhistoriker Max Schneider (1875-1967) kennen. Mit ihm sollte er später sein zukünftiges Lebenswerk, die Buchreihe "Musikgeschichte in Bildern", herausgeben. Im Dezember 1952 brachte Bachmann sein Studium zum Abschluss. Daraufhin bekam er einen Platz in der wissenschaftlichen Aspirantur zugesichert, sodass er sich, mit einer monatlichen Geldförderung ausgestattet, seiner Dissertation widmen konnte. Die Promotion erfolgte 1959 mit einer Abhandlung über "Die Anfänge des Streichinstrumentenspiels". Das Buch wurde zehn Jahre später unter dem Titel "The origins of bowing and the development of bowed instruments up to the thirteenth century" in England veröffentlicht. Während seiner Aspirantur hatte Bachmann zusätzlich eine Stelle als Lehrbeauftragter am Musikwissenschaftlichen Institut der Martin-Luther-Universität inne. Im Juni 1956 heiratete er Elenore Landgraf, die Tochter eines aus Frohburg stammenden Bauunternehmers. Gemeinsam bewohnten sie das Haus ihres Vaters in Borna.
Entstehung der "Musikgeschichte in Bildern"
Nach eigenen Angaben Werner Bachmanns wurde das Institut für Musikwissenschaften der Martin-Luther-Universität Anfang der 1950er Jahre von dem Komponisten Gerhard Wohlgemuth aufgesucht.[01] Dieser kam im Auftrag des Mitteldeutschen Verlags in Halle und berichtete von einem Vorhaben, das 1929 erschienene Werk "Geschichte der Musik in Bildern" von Georg Kinsky als Neufassung zu veröffentlichen. Gemeinsam mit weiteren Studierenden wurde unter Betreuung Max Schneiders ein erweitertes Konzept entworfen, mit dem der Grundstein zur späteren "Musikgeschichte in Bildern" gelegt werden sollte. Als Format wählte man ein vier Bände umfassendes Gesamtwerk mit folgenden Themenbereichen: "Musikethnologie", "Musik des Altertums", "Musik des Mittelalters und der Renaissance" sowie "Musik der Neuzeit". Allerdings erlebte der Mitteldeutsche Verlag im Dezember 1953 seine Verstaatlichung und wurde in den darauffolgenden Jahren einer umfassenden Profiländerung in Richtung Belletristik unterzogen. Bachmann gelang es, das gefährdete Buchprojekt an Heinrich Besseler (1900-1969), den Direktor des Musikwissenschaftlichen Instituts der Universität Leipzig, zu vermitteln. In einem Vertrag zwischen Walther Siegmund-Schultze, dem damaligen Leiter des Musikwissenschaftlichen Instituts der Martin-Luther-Universität in Halle, und dem damals bereits verstaatlichten Verlag Breitkopf & Härtel ist die Übertragung des Vorhabens nach Leipzig belegt.[02] Das am 23. April 1957 ausgestellte Schreiben sah außerdem vor, dass Heinrich Besseler und Max Schneider gemeinsam als Herausgeber in Erscheinung treten und das Format auf eine Reihe aus 18 Büchern erweitert werden sollte. Die vierteilige Gliederung aus der Anfangsphase wurde jedoch beibehalten, sodass nun vier Einzelreihen (jeweils als "Band" bezeichnet) mit untergeordneten Einzelveröffentlichungen (sogenannten "Lieferungen") auf dem Plan standen. Werner Bachmann – ab 1956 bereits als Lektor beim Verlag VEB Friedrich Hofmeister angestellt – trat fortan als persönlicher Assistent von Schneider und Besseler in Aktion, nutzte die Referenz der beiden renommierten Fachleute, um international Kontakte zu potentiellen Autoren zu knüpfen und arbeitete Manuskripte zu. 1961 kam das erste Werk, "Ägypten" von Hans Hickmann in die Buchläden (Musikgeschichte in Bildern, II. Band: "Musik des Altertums", Lieferung 1). Allerdings erschien es nicht bei Breitkopf & Härtel, sondern im VEB Deutscher Verlag für Musik. In einer Mitteilung der Verlagsleitung an Max Schneider vom 29. Mai 1961 wird erklärt, dass dieses Haus "die besseren Voraussetzungen für einen guten Absatz im Ausland" garantieren könne.[03]
Werner Bachmann als Herausgeber der "Musikgeschichte in Bildern"
Die Bücher der "Musikgeschichte in Bildern" erschienen in keiner zufälligen Reihenfolge. Aus einem Arbeitsprotokoll vom 15. Juni 1957 geht vielmehr hervor, dass bereits in der frühen Planungsphase eine thematische Gliederung der geplanten Lieferungen existierte.[04] Zwar fanden einige Korrekturen statt, aber im Wesentlichen blieb sie unverändert. Im Laufe der 1960er Jahre übernahm Werner Bachmann die alleinige Rolle des Herausgebers und stieg 1968 zum leitenden Lektor im VEB Deutscher Verlag für Musik auf. Besseler und Schneider wurden fortan auf der Titelseite jeder Lieferung der "Musikgeschichte in Bildern" als "Begründer" der Reihe erwähnt. Bachmann baute weiterhin seine Kontakte aus und konnte mit der Unterstützung des damaligen Verlagsdirektors Heinrich Zeraschi zahlreiche Dienstreisen ins Ausland unternehmen – ein Privileg, das ihm unter anderem die wachsende Bekanntheit seines Projektes ermöglichte. Bachmann prospektierte neue Lieferungen, nahm Manuskripte entgegen, kümmerte sich um die Korrekturen und koordinierte die Zusammenarbeit zwischen den zahlreichen beteiligten Mitarbeitern. Das Wesen und der weitreichende Erfolg dieser Arbeit werden in einer Festschrift zum 20-jährigen Bestehen des VEB Deutscher Verlag für Musik mit folgenden Worten zusammengefasst:
"Zu den bedeutendsten und umfangreichsten Publikationsvorhaben des Verlages zählt die von Heinrich Besseler und Max Schneider begründete Musikgeschichte in Bildern. Bereits nach Erscheinen der ersten Lieferungen hat dieses Projekt, das in mehr als dreißig Länder exportiert wird, als Standardwerk der Musikikonographie internationale Resonanz und Anerkennung gefunden. […] Bisher liegt etwa ein Drittel des Werkes vor, dessen Gesamtumfang sich auf 35 bis 40 Lieferungen belaufen wird und für dessen Bereitstellung etwa 80 führende Spezialisten aus aller Welt als Mitarbeiter gewonnen wurden."[05]
Tatsächlich lag der besondere Charakter in der "Ganzheitlichkeit". Indem sich die Reihe nicht nur auf die rationalen Themen von Notenlehre und Instrumentenbau beschränkte, sondern umfassend die historischen, gesellschaftlichen und kulturellen Hintergründe des Musizierens zu erörtern suchte, fand sie fachübergreifendes Interesse. Außerdem blieben die gedruckten Inhalte aufgrund ihrer Popularität und des internationalen Entstehungshintergrundes maßgeblich von politischen Interpretationen unangetastet, was im Umfeld des marxistisch-leninistischen Wissenschaftsverständnisses der DDR eher eine Seltenheit darstellte. Einzelne Lieferungen wurden auch ins Englische (Verlage: Curzon Press, London, sowie Praegers Publishers, New York) und sogar ins Japanische (Verlag: Ongaku no Tomo-sha, Tokio) übersetzt. Ab 1974 konnten jährlich Förderungen über die UNESCO-Kommission der DDR bereitgestellt werden.[06] Aus einem Mitteilungsschreiben vom 29. November 1984 geht hervor, dass eine zwölfmonatige Förderung von insgesamt 5000 US-Dollar bereitgestellt wurde.[07] Für seine Verdienste als Herausgeber der "Musikgeschichte in Bildern" erhielt Werner Bachmann 1984 den Kunstpreis der Stadt Leipzig.
Neben der Musikgeschichte war Bachmann noch an anderen Verlagsprojekten beteiligt. So übersetzte er zum Beispiel das 1966 erschienene Buch "Die schönsten Musikinstrumente des Abendlandes" von Emanuel Winternitz und Lilly Stunzi aus dem Englischen ins Deutsche und betreute weitere Publikationen als Lektor.
Mit der deutschen Wiedervereinigung setzte auch eine weitreichende Umwälzung in der Verlagslandschaft der ostdeutschen Bundesländer ein, die von Privatisierungen und Übernahmen gekennzeichnet war. Der Deutsche Verlag für Musik (DVfM) firmierte ab Juli 1990 als GmbH im Aufbau. Da die Verlage Breitkopf & Härtel sowie Friedrich Hofmeister mit Firmensitzen in Westdeutschland weiterexistiert hatten, forderten sie nun die enteigneten Firmenanteile zurück. 1992 wurde der DVfM schließlich vollständig von Breitkopf & Härtel aufgekauft und zurückgebaut.[08] Zwar konnte Werner Bachmann seine Anstellung verteidigen, jedoch bedeutete die Umstrukturierung das endgültige Aus für die "Musikgeschichte in Bildern". Sämtliche Rechte wurden vom Bärenreiter-Verlag in Kassel aufgekauft. Nach Angaben von Herrn Bachmann befanden sich in dieser Zeit noch drei weitere Lieferungen im druckfertigen Zustand. Sie blieben jedoch unveröffentlicht, da man einen unbefriedigenden Absatz befürchtete. Insgesamt wurden 26 Lieferungen der "Musikgeschichte in Bildern" veröffentlicht.
Werner Bachmann blieb auch noch im Ruhestand der Musikwissenschaft verbunden, was unter anderem durch zahlreiche Mitgliedschaften in Vereinen und Gremien, wie der Internationalen Gesellschaft für Musikwissenschaft, dem Deutschen Komponistenverband sowie der Gesellschaft der Freunde des Gewandhauses zu Leipzig deutlich wird. Am 23. Mai 1999 wurde ihm die Ehrenmitgliedschaft des Leipziger Institutes für Musikinstrumentenforschung "Georg Kinsky" für herausragende Leistungen in der Organologie, der Musikinstrumentenkunde, verliehen. Bis zum September 2011 arbeitete er noch an eigenen Manuskripten, unter anderem über die Harfe aus Olbia, und unterhielt Kontakte zu zahlreichen Instituten und Museen. Die Deutsche Nationalbibliothek sowie die Bibliotheken der Universität Leipzig besuchte er wöchentlich für eigene Recherchen. Noch Anfang der 2000er Jahre begab er sich auf Forschungsreisen zu Bibliotheken und Museen in der Türkei. Werner Bachmann lebte bis zu seinem Tode mit seiner Frau Elenore in Borna. Er verstarb am 1. Oktober 2011 im Alter von 87 Jahren.
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Der erste Teil des Bestandes 22302 Nachlass Werner Bachmann gelangte im Oktober 2012 als Schenkung in das Sächsische Staatsarchiv in Leipzig. Er umfasste 1,90 lfm. Ursprünglich stammen die Unterlagen aus dem gemeinsamen Haus des Ehepaares Bachmann in Borna, von wo aus der Musikwissenschaftler für seinen Verlag arbeitete. Im August 2012 übergab er den Bestand an Siegfried Naß, ein Vorstandsmitglied des Geschichtsvereins Borna e.V., der sich als ehrenamtlicher Heimatforscher mit den Lebensläufen bedeutender Bornaer Persönlichkeiten befasste. Dieser übergab die Unterlagen dem Depot der Bornaer Ortschronik, welche als sammelnde und dokumentierende Einrichtung eng mit dem Museum der Stadt Borna und dem Geschichtsverein zusammenarbeitet. Im Rahmen eines Zeitzeugenprojektes zur Geschichte der Braunkohleindustrie des Südraums Leipzig nahm das Museum im Sommersemester 2011 Kontakt zu vier Studierenden der Museologie von der HTWK Leipzig auf.[09] Herr Naß, selbst als Zeitzeuge an den narrativen Interviews des Projektes beteiligt, trat an Stefan Oehme aus der Projektgruppe mit dem Vorschlag heran, ein solches Gespräch ebenfalls mit Herrn Bachmann zu führen, um dessen Lebensgeschichte für die Ortschronik festzuhalten. Ebenso teilte Naß ihm mit, dass sich bereits Unterlagen im Depot befänden und diese für eine inhaltliche Einarbeitung zur Verfügung stünden. Das Interview fand am 15. August 2011 im Haus des Ehepaares Bachmann statt. Der überraschende Tod Werner Bachmanns am 1. Oktober 2011 vereitelte leider das Vorhaben, weitere Interviews zu führen. Die vorliegende Transkription sowie weitere, von Frau Bachmann bereitgestellte Unterlagen und Auskünfte wurden von Stefan Oehme zur Bereitstellung einer Kurzbiographie genutzt, welche der Bornaer Ortschronik übergeben wurde. Außerdem wählte er die Erschließung des Nachlasses zum Thema seiner Bachelorarbeit.
Aufgrund des Sammlungskontextes wollten weder das Museum der Stadt Borna noch das Depot der Ortschronik die Unterlagen dauerhaft übernehmen. Nach längeren Verhandlungen erfolgte schließlich am 21. Oktober 2012 die Übernahme durch das Sächsische Staatsarchiv in Leipzig. Hierzu wurde ein Schenkungsvertrag mit Elenore Bachmann, der Witwe Werner Bachmanns, geschlossen. Die Erschließung der Unterlagen aus dieser Schenkung (Nr. 001 – Nr. 088) erfolgte im Zeitraum vom 10. Oktober bis zum 30. November 2012 durch Stefan Oehme. Dieser verfasste im Anschluss daran 2013 seine Bachelorarbeit "Auf den Spuren der "Musikgeschichte in Bildern", die Erschließung von Manuskripten aus dem Besitz des Musikwissenschaftlers und Herausgebers Werner Bachmann im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig".[10]
Im Dezember 2013 wurden dem Staatsarchiv Leipzig vom Geschichtsverein Borna weitere 1,30 lfm Unterlagen übergeben, deren Erschließung 2017 im Rahmen eines Praktikums durch Elisabeth Posnjakow erfolgte (Nr. 089 – Nr. 116).
Zur Bestandsbearbeitung:
Die Unterlagen setzen sich vor allem aus Typoskripten (maschinenschriftlichen Textentwürfen), Arbeitsnotizen, Recherchematerial und Korrespondenzen zusammen. Sie sind in 14 Klassifikationsgruppen gegliedert, von denen 11 den (teilweise unveröffentlichten) Publikationen der Musikgeschichte in Bildern entsprechen, während drei weitere Gruppen Korrespondenzen, Herstellungs- und Werbeunterlagen sowie Arbeitsmittel beinhalten. Vereinzelt sind auch Foto- und Druckerzeugnisse wie Abzüge, Bildnegative oder Diapositive in Farbe und Schwarz-Weiß sowie kleinere Broschüren und Werbeblätter überliefert. Diese Materialien wurden in den Unterlagen belassen, archivgerecht verpackt und im "Darin"-Vermerk erfasst. Die Unterlagen befanden sich bereits im sortierten Zustand und waren zum Großteil in Mappen abgelegt, sodass ordnende Eingriffe nur in Ausnahmefällen notwendig waren. Um eine Suche nach den verschiedenen beteiligten Autoren zu ermöglichen, wurde ein Personen- und ergänzend ein Ortsindex angelegt.
Die gesamte Klassifikationsgruppe 5 (Altindien) enthielt Fotokopien indologischer Aufsätze, die Werner Bachmann vermutlich von seinen Kollegen zur Einarbeitung zugestellt wurden. Da diese Schriftstücke in ihrem Informationsgehalt beliebig reproduzierbar und Gegenstand wissenschaftlicher Bibliotheken sind, wurden sie in einer Literaturliste erfasst und kassiert. Diese Liste ist als Verzeichnungseinheit angelegt und kann unter der Nr. 089 bestellt werden.
Überlieferungsschwerpunkte
Der vorliegende Bestand enthält ausschließlich Unterlagen, die die Herausgabe von Publikationen aus der Reihe "Musikgeschichte in Bildern" betreffen. Die Unterlagen liefern einen Einblick in die Verlagsarbeit sowie die internationale Kooperation, welche zum damaligen Zeitpunkt noch postalisch und telefonisch funktionierte. Der sich aus Typoskripten zusammensetzende Hauptteil des Nachlasses zeigt die verschiedenen Stufen, in denen die Texte korrigiert und vervollständigt worden sind. Neben den unveröffentlichten enthalten auch die übrigen Lieferungen Passagen, welche nie in den Druck gelangten. Die zahlreichen Korrekturen und Randvermerke zeigen auf, wie die einzelnen Entwürfe zwischen Lektoren, Autoren und Mitarbeitern verschickt und bearbeitet wurden. Ein weiterer großer Teil an Arbeitsnotizen verschiedener Formate (A4, A5, Notizzettel) sowie fotokopierte und gedruckte Erzeugnisse – zum Beispiel ein Katalog des spanischen Verlags "Portico Liberias" – bietet Einblick in die Selbstorganisation Bachmanns.[11] Bei den fotografischen Erzeugnissen ist davon auszugehen, dass es sich um Material handelt, das nicht für die Bücher gebraucht wurde und daher am Bornaer Arbeitsplatz verblieb.
Hinweise für die Benutzung
Da große Mengen an Typoskripten vorliegen, wurde bei der Erschließung versucht, deren Zugehörigkeit zu den verschiedenen Textstellen der Bücher wiederzugeben. Hauptsächlich sind die Typoskripte in kurze Abschnitte, sogenannte "Tafeln", unterteilt. Diese Abschnitte entsprechen jeweils einer Doppelseite aus dem Bildteil einer Lieferung der "Musikgeschichte in Bildern". Diese Doppelseite wiederum setzt sich aus einer Bildtafel mit nebenstehender, erläuternder Textseite zusammen. Um einerseits die Manuskriptteile und andererseits die entsprechenden Buchpassagen zusammenzuführen, wurden zwei verschiedene Abkürzungen formuliert:
Ms-Tafel[12] : Beschreibt die Nummer eines Textes für eine Tafel. Teilweise, zum Beispiel bei einem Gesamt-Typoskript, kommen die Tafelnummern nicht vor. Daher wird an wenigen Stellen ausweichend die Seitenzahl als Ms-Seite angegeben.
Buch-Seite: Beschreibt die Buchseiten, welche zugeordnet werden konnten.
Abhängig von der Menge und Verschiedenartigkeit der Typoskripte, sind die Entsprechungen wahlweise mit getrennten Sätzen oder in Klammern angegeben.
Beispiel: "Enthält: Typoskripte mit Notizen, teils mehrere Versionen desselben Textes (auch in französischer Sprache), Ms-Tafel 23-26 und 52. Texte entsprechen Buch-Seite 70-76."[13]
Oder: "Enthält: Typoskripte mit Korrekturen und Anmerkungen, teilweise mehrere Textversionen, auch in russischer Sprache, Ms-Tafel 21 (Buch-Seite 72), Ms-Tafel 22, Ms-Tafel 22/25 und 26-29 (Buch-Seite 74-82). Ms-Tafel 28 und 29/33 (Buch-Seite 87-88) […]".[14]
Im Laufe der Bearbeitungen kamen mehrere Typoskript-Versionen zustande und oft wurden die Texte in ihrer Reihenfolge umgestellt, weswegen doppelte oder übersprungene Vergaben von Ms-Tafeln oder Ms-Seiten auftreten. In einigen Fällen sind die Typoskripte mit ihren alten und neuen Tafelnummern gekennzeichnet. Dann wurden beide Nummern parallel in den Datensätzen angegeben.
Beispiel: "Ms-Tafel 22/25" = Neue Ms-Tafel: 22, Alte Ms-Tafel: 25.
Dem Bildteil, welcher immer den größten Teil einer jeden Lieferung ausmacht, ist stets eine durchschnittlich 30 Seiten umfassende Einleitung vorangestellt. Weiterhin existieren noch weitere angehängte Passagen, wie zum Beispiel Register, Literaturverzeichnis, Glossar, Inhaltsverzeichnis, Bildüberschriften und Sigel.[15] Diese Passagen sind ebenfalls – soweit sie identifizierbar waren – in den Datenfeldern "Titel" und "Enthält" gekennzeichnet. Teilweise wurden Aufschriften von Typoskripten oder Mappen als Transkription wiedergegeben. In diesem Fall markiert ein doppelter Schrägstrich die Zeilenumbrüche des Originals.
Beispiel: "Aufschrift: ‚ältere Fassungen // der Bildtexte'."[16]
Einige Verzeichnungseinheiten unterliegen noch personenbezogenen Schutzfristen gem. § 10 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 SächsArchivG sowie der 30-jährigen Schutzfrist gem. § 10 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 SächsArchivG. Eine Vorlage dieser Archivalien ist nur nach Verkürzung der Schutzfristen möglich.
In seiner Aufgabe als Lektor gilt Werner Bachmann als Bearbeiter der Typoskripte und somit auch als Bestandsbildner. Als geistige Urheber sind jedoch die beteiligten Autoren zu begreifen. Daher ist es verpflichtend, sich im Falle einer Vervielfältigung oder Veröffentlichung nach den Inhabern der Urheber- und Verwertungsrechten zu erkundigen. Dies gilt auch und insbesondere für alle fotografischen Erzeugnisse.
Verweise auf korrespondierende Bestände
21106 VEB Deutscher Verlag für Musik
Literaturverzeichnis
Deutscher Verlag für Musik (Hrsg.), Deutscher Verlag für Musik 1954-1974, Leipzig, Deutscher Verlag für Musik 1973.
Links, Christoph, Das Schicksal der DDR-Verlage. Die Privatisierung und ihre Konsequenzen, Berlin, Links 2010
Stefan Oehme, November 2012
Katrin Heil, Mai 2021
[01] Interview Steffen Oehme mit Werner Bachmann, 15. August 2011.
[02] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (StA-L), 21106 VEB Deutscher Verlag für Musik, Nr. 5851.
[03] StA-L, 21106 VEB Deutscher Verlag für Musik, Nr. 3967.
[04] StA-L, 21106 VEB Deutscher Verlag für Musik, Nr. 3967.
[05] Deutscher Verlag für Musik (Hrsg.), Deutscher Verlag für Musik 1954-1974, 1973, S. 6.
[06] StA-L, 21106 VEB Deutscher Verlag für Musik, Nr. 3967.
[07] StA-L, 21106 VEB Deutscher Verlag für Musik, Nr. 3967.
[08] Links, Christoph, Das Schicksal der DDR-Verlage. Die Privatisierung und ihre Konsequenzen, Berlin, Links 2010, S. 62.
[09] Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (FH).
[10] Im Bibliotheksbestand der HTWK Leipzig vorhanden, Kennung OCLC: (OCoLC)891787047.
[11] StA-L, 22302 Nachlass Werner Bachmann, Nr. 075.
[12] Ms steht hier für die Typoskripte, da in den Nachlassunterlagen der Begriff "Manuskript" für die Textentwürfe mit der dazugehörigen Abkürzung "Ms" genutzt wird.
[13] StA-L, 22302 Nachlass Werner Bachmann, Nr. 013.
[14] StA-L, 22302 Nachlass Werner Bachmann, Nr. 069.
[15] Bildüberschriften stehen im Zusammenhang der "Musikgeschichte in Bildern" synonym für Bildunterschriften. Allerdings sind sie immer am oberen Rand einer Buchseite angeordnet. – Sigel, auch Siglen: Bezeichnung für Kürzel, die für Angabe von Zitaten genutzt werden. Teilweise werden unter den Siglen auch die Initialen der einzelnen Autoren verstanden, mit denen die jeweiligen Textpassagen gekennzeichnet sind.
[16] StA-L, 22302 Nachlass Werner Bachmann, Nr. 070.
Manuskripte.- Druckvorlagen.- Korrespondenz.
Werner Bachmann (1923 bis 2011) war Musikwissenschaftler und Herausgeber der wissenschaftlichen Buchreihe "Musikgeschichte in Bildern", die in den Jahren 1961 bis 1990 im VEB Deutscher Verlag für Musik erschien.
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