Verbrannt? Luther, Herzog Georg und die Bannandrohungsbulle
Eine Ausstellung des Sächsischen Staatsarchivs zum 500. Reformationsjubiläum
Die Verbrennung der päpstlichen Bannandrohungsbulle, die Luther am 10. Dezember 1520 als Zeichen seiner Abwendung von Rom vollzog, gehört zu den »Ikonen« der Reformationsgeschichte. Wie der Thesenanschlag und das Bekenntnis auf dem Wormser Reichstag prägte die Szene das Bild vom heldenhaften Reformator. Der Gegenstand von Luthers Zorn kann hier besichtigt werden: Eines der drei erhaltenen handschriftlichen Originale der Urkunde, mit der Leo X. (1475–1521) den Reformator zum Widerruf seiner Lehren aufforderte. Sie stand im Fokus einer Ausstellung, die das Hauptstaatsarchiv Dresden anlässlich des 500. Reformationsjubiläums vom 14. September 2017 bis zum 11. Januar 2018 veranstaltete.
Luthers Widerstand gegen die päpstliche Bannandrohung markiert den Höhepunkt einer Entwicklung, die mit den 95 Ablassthesen begann und unumkehrbar wurde, als der Reformator während der Leipziger Disputation im Sommer 1519 offen die päpstliche Machtvollkommenheit in Frage stellte. Damit waren auch im albertinischen Sachsen die Würfel gefallen. Herzog Georg der Bärtige (1471 – 1539), der Schirmherr der Disputation, der Luthers Bemühen um kirchliche Reformen zunächst begrüßt hatte, wandelte sich nun zu einem der entschiedensten Gegner der Reformation. In seiner Korrespondenz mit dem Reformator spiegelt sich der harte Konflikt zwischen dem alten Glauben und dem neuen evangelischen Bekenntnis.
Die Ausstellung zeigte das Dresdner Original der päpstlichen Bannandrohungsbulle erstmals in seinem historischen Überlieferungszusammenhang. Zu sehen waren dabei bedeutende Zeugnisse aus der Kanzlei Georgs von Sachsen, die neben der Bulle selbst zu den größten Schätzen des Sächsischen Staatsarchivs gehören. Dazu gehören eigenhändige Briefe, die der theologisch gebildete Herzog an Luther schrieb, und die eigenhändigen, oft wenig respektvollen Repliken aus der Feder des Reformators. Zu den besonderen Höhepunkten der Schau gehörte ein neuentdecktes Unikat eines zeitgenössischen Plakatdrucks der Bannandrohungsbulle. Natürlich konnte man auch erfahren, was genau eigentlich Luther den Flammen übergab, und warum der Verbrennungsakt so viel Aufsehen erregte ...
Die Kanzlei Herzog Georgs - Überlieferungsort für Luthers reformatorische Weichenstellung
Im Hauptstaatsarchiv Dresden werden die Schriftzeugnisse aus der Kanzlei Herzog Georgs verwahrt. Dessen Beziehungen zum frühen Luther und sein späterer Kampf gegen die evangelische Lehre sind der Grund dafür, dass sich in Dresden einige der bedeutendsten Schlüsseldokumente der Reformation finden. Zu ihnen gehören die Korrespondenz, die Georg und der Reformator vor, während und nach der Leipziger Disputation führten, und eines der drei bekannten Originale der Bannandrohungsbulle. In dieser Ausstellung sind sie als authentische Zeugnisse für Luthers persönliche Entwicklung in ihrem ursprünglichen Überlieferungszusammenhang zu sehen.
Archivalische Dokumente liefern die Erklärung und den Hintergrund zu den Ereignissen, die unser Bild von Luther, seinem Schaffen und Nachwirken prägen. Die in den mitteldeutschen Archiven bewahrten Schriftzeugnisse Luthers und seiner Gegenspieler beeindrucken nicht nur durch die Aura der Eigenhändigkeit. Korrekturen, Anmerkungen und andere Bearbeitungspuren geben einen tiefen Einblick in Ziele und Motivation ihrer Schreiber.
Downloads, Editionen und Übersetzungen
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