08.01.2021

Prof. Dr. Karlheinz Blaschke verstorben

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Am 25. Dezember 2020 ist Karlheinz Blaschke im Alter von 93 Jahren verstorben.

Das Sächsische Staatsarchiv gedenkt dem vielseitigen sächsischen Landeshistoriker, dem langjährigen Berufskollegen und dem Organisator, der nach der Wiedererrichtung des Freistaats 1990 tatkräftig an der Neuausrichtung des staatlichen Archivwesens in Sachsen mitwirkte.

Zwischen 1951 und seinem aus politischen Gründen erzwungenen Ausscheiden 1968 war Blaschke nach Studium und Promotion als Archivar am damaligen Sächsischen Landeshauptarchiv tätig. In dieser Zeit hat er als »Allrounder« auf allen Arbeitsgebieten des Archivars – vom »Vorfeld« der behördlichen Überlieferungsbildung bis hin zur Erschließung von Archivgut – gewirkt. Einige seiner frühen Publikationen befassen sich dezidiert mit archivtheoretischen und archivpraktischen Fragen, und seine als Lehrmaterialien für die archivarische Aus- und Fortbildung entstandenen Abhandlungen zur sächsischen Verwaltungsgeschichte, in verschiedenen Fassungen publiziert und zuletzt 2007 nachgedruckt, sind bis heute gefragt. Zu bedeutenden Beständen des Sächsischen Staatsarchivs hat der Archivar Blaschke die bis heute gültigen Findmittel geschaffen. In seine landeshistorischen Publikationen hat er die Ergebnisse seiner Erschließungsarbeiten direkt einfließen lassen. Auf der Grundlage der im Archiv zusammengetragenen Materialien hat Blaschke 1957 das »Historische Ortverzeichnis von Sachsen« veröffentlicht – ein unentbehrliches Hilfsmittel für Historiker und Archivare, das als Online-Datenbank inzwischen zum Metadaten-Rückgrat vieler landgeschichtlicher Angebote geworden ist, darunter der Erschließung der Sächsischen Gerichtsbücher, die das Staatsarchiv vor wenigen Jahren gemeinsam mit dem Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e. V. veröffentlichte.

Zwischen 1990 und 1992 leitete Karlheinz Blaschke das Referat Archivwesen im Sächsischen Staatsministerium des Innern. Eine seiner ersten Aufgaben war es, die Staatsarchive aus der aufgelösten Archivverwaltung der DDR in die im Aufbau befindlichen staatlichen Strukturen des Freistaats Sachsen zu überführen. In diesem Zusammenhang sind vor allem die Erarbeitung der ersten Entwürfe eines Sächsischen Archivgesetzes sowie die beratende Mitwirkung bei der Erarbeitung des Sächsischen Datenschutzgesetzes zu nennen. Ganz wesentlich geprägt war die Arbeit des Referats Archivwesen aber von den großen Herausforderungen, vor denen die staatlichen Archive Anfang der 1990er Jahre standen. Kilometer von Unterlagen aufgelöster Behörden und Einrichtungen des DDR-Staatsapparats und abgewickelter Betriebe der volkseigenen Wirtschaft standen zur Übernahme an und mussten in neuen Liegenschaften untergebracht werden. Das Referat Archivwesen unterstützte die Staatsarchive bei der Suche, Herrichtung und Ausstattung neuer Räumlichkeiten wie zum Beispiel in Chemnitz oder zusätzlicher Archivdepots in Kamenz, Mölkau und Freiberg.

Mit seiner beeindruckenden Vita, die Archivar und Historiker gleichermaßen verkörpert, wird Karlheinz Blaschke in dauerhafter Erinnerung bleiben.

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