Die Handels-, Bildungs- und Dienstreisen

Zeichnung einer Kutsche, angefertigt von Maximilian Speck, um 1825
Zeichnung einer Kutsche, angefertigt von Maximilian Speck, um 1825 
© Quelle: SächsStA-L, 22382 Familienarchiv Speck von Sternburg, Nr. 40

Durch seine Tätigkeit als Korrespondent für Französisch und Englisch bei »Beyer & Co.« unternahm Maximilian Speck ausgedehnte Handelsreisen, die ihn nach Russland, Frankreich, England und weitere Länder führten. Die überlieferten Reisebeschreibungen vermitteln ein anschauliches Bild von seinen dabei gewonnenen Eindrücken. Alle Reisen wurden akribisch vorbereitet. Maximilian beschaffte sich reichhaltiges Kartenmaterial, er ließ sogar von ihm selbst entworfene Kutschen bauen, die mehr Komfort als gewöhnlich bieten sollten.

Die Reisetätigkeit verstärkte sich nach der Gründung seines eigenen Handelshauses im Jahr 1818. Maximilian nutzte die Geschäftsreisen für Vorträge und zum wissenschaftlichen Austausch zur Landwirtschaft, zu Handelsfragen, aber auch zu Kunst und Geschichte. Während seiner Russlandreise hielt Maximilian Speck im August 1825 eine vielbeachtete Vorlesung vor der Kaiserlichen Ökonomischen Gesellschaft zu Sankt Petersburg. Allerdings erlitt der sächsische Kaufmann bei seiner Weiterreise zur Krim bei einem Unfall schwere Verletzungen.

Sein Sohn Alexander Maximilian (1821 - 1911) reiste als 20-Jähriger im Jahr 1841 nach Australien, wo er landwirtschaftliche Studien trieb und auch Grundbesitz erwarb. Zwei Jahre danach trat er die Rückreise nach Deutschland an, die ein Jahr dauerte. Wenig später ließ er sich in England nieder, wo er eine Familie gründete. Erst nach dem Tod seines Vaters kehrte er nach Lützschena zurück, um sein Erbe als Majoratsherr anzutreten.

Gustavus Arthur (1854 - 1885), ein Enkel Maximilians, ging nach Russland und trat dort in die Armee ein. Er nahm am Russisch-Türkischen Krieg 1877/79 teil, erkrankte dabei aber an Typhus. Später führte er ein unstetes Leben, reiste viel im Land umher und war als Sprachlehrer, Buchhalter und Dolmetscher bei der türkischen Gesandtschaft tätig. 1885 erlag er mit 31 Jahren in Kiew einem Herzleiden.

Auch James Alexander  (1856 - 1916) trat in die Fußstapfen seines Großvaters Maximilian und unternahm ausgedehnte Reisen nach England und Nordamerika. Dabei vervollkommnete er insbesondere seine Kenntnisse über das Brauwesen. Nach mehreren Zwischenstationen führte er eine Brauerei im US-amerikanischen Topeka (Kansas), kehrte dann aber nach Lützschena zurück, um die dortige Brauerei zu übernehmen. Sein Sohn Gustav Harry (1887 - 1940), der letzte Majoratsherr, reiste in jungen Jahren nach den USA, Hawaii, Japan, China und Kanada, wo er mehrere Jahre verbrachte. Dabei lernte er auch die Lebensweise der Ojibway-Indianer kennen, die ihn 1910 zu ihrem Ehrenhäuptling ernannten.

Wolf-Dietrich Speck von Sternburg im Urwald bei Tingo Maria, Peru, 1960
Wolf-Dietrich Speck von Sternburg im Urwald bei Tingo Maria, Peru, 1960  © Quelle: SächsStA-L, 22382 Familienarchiv Speck von Sternburg, Nr. A 180

Für zahlreiche Nachkommen von Maximilian Speck von Sternburg war die Reise in fremde Länder ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens. Das Erwerben von beruflichen Erfahrungen, das Kennenlernen fremder Kulturen, Reisen im Rahmen der dienstlichen Tätigkeit und/oder pure Reiselust waren die Motive. Auch der gegenwärtige Familienerbe, Wolf-Dietrich Speck von Sternburg, bildet da keine Ausnahme.

Im diplomatischen Dienst

Hermann Speck von Sternburg, deutscher Botschafter in Washington, 1904
Hermann Speck von Sternburg, deutscher Botschafter in Washington, 1904  © Quelle: SächsStA-L, 22382 Familienarchiv Speck von Sternburg, Nr. 322

Hermann Speck von Sternburg (1852 - 1908) wählte die diplomatische Laufbahn und verbrachte den größten Teil seines Lebens im Ausland. Mit 32 Jahren wurde er zum Militärattaché in die Kaiserliche Gesandtschaft in Washington berufen. Sieben Jahre später ging er in gleicher Funktion nach Peking. 1896 wurde er nach Belgrad versetzt, wo er den Titel eines Legationsrates erhielt. Nach einer weiteren Station in Kalkutta wurde Hermann 1903 deutscher Botschafter in Washington. Ihn verband eine enge Freundschaft mit Theodore Roosevelt, die bereits vor dessen Amtsantritt als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika bestand.

Während seiner dienstlich bedingten häufigen Reisen konnte Hermann seiner ausgeprägten Sammelleidenschaft nachgehen. Zu seiner umfangreichen und in der Öffentlichkeit hoch geschätzten orientalische Sammlung gehören kaiserliche Gewänder, Buddhas, Porzellan und Möbel, von denen ein Teil heute im Leipziger Völkerkundemuseum gezeigt wird.

Anna-Josepha Speck von Sternburg in Hué, Vietnam, 1958
Anna-Josepha Speck von Sternburg in Hué, Vietnam, 1958  © Quelle: SächsStA-L, 22382 Familienarchiv Speck von Sternburg, Nr. A 32

Im diplomatischen Dienst der Bundesrepublik war Anna-Josepha Speck von Sternburg (1918 - 2010) tätig. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete sie zunächst als Sekretärin und Dolmetscherin bei der französischen Militärregierung, 1953 trat sie in den Sprachdienst des Auswärtigen Amtes in Bonn ein. Dort bestand ihre Hauptaufgabe in der Herstellung amtlicher Übersetzungen und Fassungen völkerrechtlicher Verträge. Im Rahmen ihrer dienstlichen Tätigkeit nahm sie an zahlreichen Staatsbesuchen und Delegationsreisen wie zum Beispiel 1958 nach Vietnam teil.

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