Luther und Herzog Georg im Konflikt
Wie kaum ein anderer weltlicher Fürst seiner Zeit war Herzog Georg von Sachsen um die Reform der Kirche bemüht. Dennoch wurde er zu einem entschiedenen Gegner Luthers, der die Ausbreitung des neuen Bekenntnisses zu verhindern versuchte.
In seinem Kirchenregiment suchte der theologisch gebildete Landesherr die Zusammenarbeit mit dem Klerus. Wo dieser seinen Ansprüchen nicht genügte, griff Georg auch selbst in kirchliche Belange ein. Bis 1519 teilte er manche Kritik Luthers am Zustand der Kirche. Als aber der Reformator während der Leipziger Disputation die päpstliche Machtvollkommenheit in Frage stellte und die Auffassung vertrat, dass nicht alle auf dem Konzil von Konstanz 1415 verurteilten Lehren des böhmischen Reformers Jan Hus (um 1370 – 1415) ketzerisch gewesen seien, kam es zum Bruch mit dem Herzog.
Der Kampf gegen die hussitische Bewegung war eines der wichtigen kirchenpolitischen Anliegen Georgs. Von seiner Mutter, der Herzogin Sidonia von Böhmen (1449 – 1510), war der Herzog streng antihussitisch erzogen worden. Diese hatte 1464 miterleben müssen, dass der Papst ihren Vater, den Böhmenkönig Georg von Podiebrad (1420 – 1471), als »Hussitenkönig« bannte und zum Ketzer erklärte.
In den folgenden Jahren wurde der Ton der Auseinandersetzung zwischen Luther und dem Herzog in Briefen, Flugschriften und anderen Veröffentlichungen schärfer. Mit dem Anwachsen der evangelischen Bewegung wendete sich die Kirchen- und Religionspolitik Georgs auch gegen lutherisch gesinnte Untertanen. Unter anderem in Leipzig breitete sich das neue Bekenntnis aus. Der Herzog sorgte für die Ausweisung derjenigen Bürger, die sich nicht wieder zum alten Glauben bekannten. Die Vorgänge des Jahres 1533 können als einer der Höhepunkte der Verfolgung gelten.
Objekt 04
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