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Sachsen in »Bild und Ton«

Das Foto zeigt verschiedene Datenträger für audio-visuelle Medien.
Verschiedene Datenträger für audiovisuelle Medien (Sächsisches Staatsarchiv, Foto: Swen Reichhold). 

Audiovisuelle Medien im Staatsarchiv

Das Staatsarchiv verwahrt kinematografische, videografische und Schall-Archivalien mit regionalem und Landesbezug.

Das Standbild zeigt mehrere Personen mit einer Kamera.
Szene aus »Film vom Filmen« (Quelle: SächsStA-C, 30950 Böhme Fettchemie GmbH, Chemnitz und Vorgänger). 

Mehr als 12.000 Dosen mit kinematografischen Filmen, die zur Vorführung auf klassischen Kino- oder Schmalfilm-Projektoren bestimmt waren, sind in Beständen des Staatsarchivs enthalten. Neben Werbe- und Dokumentationsfilmen der Industrie wurden Produktionen örtlicher Filmhersteller, Landwirtschaftsfilme und auch Amateurfilm-Bestände archiviert.

Industriefilme

Aus der Zeit vor 1945 ist auf die frühen Industriefilme der Maschinenbau-Firma Hille AG hinzuweisen, später auf das Film-Kollektiv Dresden / Johannes Gottfried Stejskal, welches professionelle Auftragsfilme u. a. für die Industrie hergestellt hat. Seit Mitte der 1980er Jahre wurde der Wiederaufbau des Dresdener Schlosses im Auftrage des Rates des Bezirkes Dresden durch die DEFA im Kinofilm-Format dokumentiert.

In der Chemnitzer Firma Böhme Fettchemie existierte frühzeitig ein Mikro- und Kinolaboratorium, so dass die Entwicklung neuer Produkte mit passenden Werbefilmen begleitet wurde. Im Bestand »Konsumgenossenschaftsverband des Bezirkes Karl-Marx-Stadt und Vorgänger« sind Stummfilme aus den 1920er Jahren enthalten, darunter »Gesunder Trank – gesunde Menschen«, ein Werbe- und Aufklärungsfilm für den Malzkaffee der Konsum-Großeinkaufsgenossenschaften. Aus DDR-Zeit sind im Staatsarchiv Chemnitz Film-Dokumente überliefert, die den privaten Konsum betreffen, darunter Filme zu verschiedenen DDR-Fahrzeugtypen, zur Herstellung von Waschmaschinen und zur Textilproduktion, wie die Werbefilme des VEB Feinstrumpfwerke Esda, Thalheim/E.

Die audiovisuelle Überlieferung zum Steinkohlen-Bergbau im Zwickauer Revier setzt mit zwei stummen Nitrofilmen um 1930 ein. Vermittelt wird die schwere und gefährliche Erwerbstätigkeit der sächsischen Bergleute und Kokerei-Arbeiter. Ein anderes, typisches Sujet ist der Arbeitsschutzfilm: Beispiele hierfür sind Filme eines Amateurfilmkollektivs des VEB Steinkohlenwerk Karl-Liebknecht aus dem Lugau-Oelsnitzer Revier.

Im Leipziger Raum sind neben Filmen zur Tradition der Buchstadt Leipzig v. a. die Filme des VEB Industriemontagen Leipzig hervorzuheben. Dazu gehören z. B. Dokumentationen zum Bau des Berliner Fernsehturms und zum Bau des Palasts der Republik. Ebenfalls hervorzuheben ist die Überlieferung der Firmen Bleichert Transportanlagenbau bzw. der Maschinenfabrik Gebrüder Brehmer. Frühe Industriewerbefilme aus den 1920ern zeigen in aufwändiger Gestaltung die fordistische Produktionsweise von Keksen der Marke »Wurzener« im Bestand des VEB Nahrungsmittelkombinat »Albert Kuntz«, Wurzen. Hier ist ein Industriewerbefilm der Krietschwerke einsehbar:

Industriewerbefilm Krietschwerke

Agrarfilme

Mit der Überlieferung des Filmstudios der DDR-Landwirtschaftsausstellung agra in Leipzig-Markkleeberg verfügt das Staatsarchiv Leipzig über den umfangreichsten, in sich geschlossenen, professionellsten Filmbestand in der Überlieferung des Staatsarchivs.

Mitte der 1960er Jahre begannen nach amateurhaften Anfängen die Eigenproduktionen des agra-Filmstudios im Kinofilm-Format. Sie dokumentieren Konzepte und Beispiele für die Kollektivierung, Industrialisierung und Rationalisierung aller Bereiche der DDR-Landwirtschaft, vom Feldbau über die Viehzucht, die Forstwirtschaft, den Gartenbau, die Maschinerie, Chemisierung, Datenverarbeitung, Biotechnologie und Rekultivierung bis hin zur Nahrungsmittel-Verarbeitung. Neben eigenen Produktionsmaterialien sind Filmkopien anderer Hersteller zu Landwirtschaftsthemen enthalten, die vom AGRA-Studio als Referenz für die eigene Arbeit genutzt, teilweise deutsch synchronisiert oder zur öffentlichen Aufführung verliehen wurden: Sowohl von der DEFA und vom Deutschen Zentralinstitut für Lehrmittel als auch von den Filmstudios anderer Ostblock-Länder.

Im folgenden Filmausschnitt sind Eindrücke der agra-Landwirtschaftsausstellung von 1959 zu sehen:

agra - Markkleeberg '59

Amateurfilme

Einige Amateurfilme aus der Zwischenkriegszeit finden sich im Bewegtbild-Sammlungsbestand. Beispielsweise hat der Leipziger Unternehmer Hellmann aus den 1930er und 1940er Jahren ein familiäres Film-Konvolut hinterlassen, das Einblick in die bürgerliche Lebensweise der Zeit gibt.
Die kommerzielle Filmproduktion hatte auch während der DDR-Zeit im mitteldeutschen Raum keine besonders ausgeprägte Tradition. Stattdessen kam der neben- oder nichtgewerblichen Filmproduktion eine größere Bedeutung zu, um den Bedarf nach regionaler und lokaler Dokumentation, Belehrung und auch Agitation zu decken.

Wer jedoch in der DDR keine staatliche Lizenz zur gewerblichen Filmherstellung besaß, wurde als Film-Amateur aufgefasst: Betriebsfilmstudios, Filmgruppen an Klub- und Kulturhäusern oder in Trägerschaft von Massenorganisationen (wie z. B. dem Kulturbund), auch einzelne Film-Begeisterte wurden als Film-Amateure gefördert und gefordert. Der Amateur-Status innerhalb des in der DDR so genannten künstlerischen Volksschaffens schloss es allerdings nicht aus, Aufträge zu übernehmen und dafür Anerkennung zu erhalten.

Einen Überblick zum DDR-Amateurfilm bietet das kinematografische Material des 1990 aufgelösten Zentralhauses für Kulturarbeit, das im Staatsarchiv Leipzig den Grundstock der Medienüberlieferung bildete. Hinzu kam der Bestand eines in den 1960er Jahren gegründeten »Technischen Zentrums Amateurfilm«, das jahrzehntelang von den nichtgewerblichen Filmherstellern aus Leipzig und Umgebung genutzt wurde. Daneben wurden die Bestände von zwei privaten Filmherstellern übernommen: Manfred Seifert aus Leipzig und Gerhard Milde aus Oelsnitz/E.
Amateur-Auftragsfilme finden sich allerdings in zahlreichen Industrie-Beständen, bei Parteien und Massenorganisationen, bis hin zu Arbeitsschutz-Belehrungsfilmen, die von der DDR-Gewerkschaft finanziert wurden. Selbst die Ärzte des Klinikums Wermsdorf im Schloss Hubertusburg haben sich als Film-Amateure betätigt und ihr Arbeitsumfeld dokumentiert.

Frühe medienpädagogische Arbeit ist belegt in den Beständen zweier Leipziger Pionierfilmstudios.

Seit Mitte der 1980er Jahre wurde das Medium Video von staatlichen Einrichtungen, ab 1990 stark zunehmend von Behörden des Freistaates Sachsen genutzt. Neben einigen frühen Polizei-Videos dominieren Veranstaltungsmitschnitte und denkmalpflegerische Dokumentation, ferner Belege für die staatliche Förderung von Kultur, Kunst sowie Medienpädagogik. Zeitzeugen historischer Ereignisse wurden per Video aufgezeichnet.

Beim folgenden Filmausschnitt handelt es sich um Aufnahmen mit einer Handkamera von der Seite der Sicherungskräfte im Hauptbahnhof Dresden in der Nacht vom 4. auf den 5. Oktober 1989:

Szenen am Dresdner Hauptbahnhof in der Nacht vom 4. auf den 5. Oktober 1989

Video-Kassettentechnik in der DDR

International wurde Video-Kassettentechnik seit Mitte der 1970er Jahre außerhalb der TV-Anstalten verfügbar. Für die DDR galt das nicht. Allerdings waren neben Privatleuten auch ostdeutsche Kultureinrichtungen bestrebt, zum Weltstand aufzuschließen, sodass die Technik auf halblegalen und illegalen Wegen beschafft wurde. Erst zur Herbstmesse 1989, unmittelbar vor dem Umbruch, bot der offizielle DDR-Einzelhandel erstmals VHS-Videorecorder an.

In diesen Kontext gehört die Tatsache, dass Leipziger Kultureinrichtungen, wie das Bezirkskabinett für Kulturarbeit, schon seit Mitte der 1980er Jahre Videomitschnitte von Veranstaltungen und Werkstatttagen angefertigt haben. Überliefert sind etwa Aufnahmen von Liedermachern, FDJ-Singeclubs, Kabarettisten, Theater- und Bühnentanzgruppen, von der Zauberkunst, Artistik, Karnevalclubs und Tagen der Volkskunst.

Erst im Umbruch-Herbst 1989 verfügte auch die Dresdener Volkspolizei über VHS-Video-Technik und dokumentierte die spektakulären Ereignisse auf dem Hauptbahnhof anlässlich der Durchfahrt der Botschaftszüge aus Prag sowie einige Dresdener Montags-Demonstrationen.

Von 1990 bis 1992 leitete der Fernsehjournalist Klaus Wilhelm ein TV-Studio in Leipzig. Nach dessen Schließung bewahrte er einen Teil der originalen Kamerakassetten, die später im Staatsarchiv gesichert wurden. Enthalten sind ungeschnittene Reportagen, Mitschnitte politischer Veranstaltungen und Interviews aus dem mitteldeutschen Raum, alles im professionellen Format BetacamSP.

Im gleichen Videoformat wurde Ende 1991 die Dokumentation zum Wiederaufbau des Dresdener Schlosses aufgenommen.

1993 begannen die Landesbühnen Sachsen, Radebeul, mit systematischen Videomitschnitten ihrer Produktionen im VHS-Format.

Vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst sind seit den frühen 1990er Jahren Belegvideos zur Kulturellen Filmproduktionsförderung des Freistaates Sachsen überliefert. Gleichfalls staatlich gefördert, dokumentieren die frühen Medienprojekte »Pennhouse TV« und »Visionale«, wie Leipziger Kinder und Jugendliche die Veränderung ihrer Welt erlebt haben.

Im Auftrag des damaligen Sächsischen Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen wurden Ende der 1990er Jahre Videointerviews vor allem mit früheren DDR-Häftlingen digital aufgezeichnet. Weitere Zeitzeugenvideos hat das Staatsarchiv Leipzig 2002/2003 im Verbund mit Leipziger Archiven und Museen produziert, um Einzelheiten zum Verlauf des 17. Juni 1953 zu dokumentieren.

Das Foto zeigt eine Magnettonbandkassette mit einem Software-Fenster im Hintergrund.
Magnetbandkassette mit Aufzeichnungen zur Rehabilitierung von Pädagogen (Quelle: SächsStA-L, 20237 Bezirkstag und Rat des Bezirkes Leipzig, 56). 

Aufnahmen auf Magnettonband sind im Staatsarchiv seit Anfang der 1950er Jahre bis in jüngste Zeit überliefert. Zahlreiche originale Mitschnitte von politischen Veranstaltungen, von der Öffentlichkeitsarbeit sowie von Theater- und Musikaufführungen wurden archiviert. Behördliche Mitschnitte belegen die Herausbildung des privatwirtschaftlichen Hörfunks sowie der Bürger-Radios in Sachsen nach 1990.

Schall-Archivalien im Überblick

In den Bezirks-Beständen von Parteien und Massenorganisationen befinden sich Magnettonbandaufnahmen von politischen Veranstaltungen und auch Gespräche mit Zeitzeugen.

Nachstehend ist ein Ausschnitt aus einer Wahlkampfrede von Wilhelm Pieck, Vorsitzender der SED, aus dem Jahr 1946 hörbar:

Wahlkampfrede Wilhelm Pieck, 1946 (Audio)

Wahlkampfrede Wilhelm Pieck, 1946 (Audio)

Bestand 21701 SED, Sammlung Tonträger, Nr. 057 »Wahlkampfrede Wilhelm Pieck, 1946« (Audio) Enthält u. a.: Verbesserung der Lebensverhältnisse noch vor dem Winter.- Beschleunigung der Rückkehr von Kriegsgefangenen.- Sicherung der Existenz von Umsiedlern.- Bildung einer Einheitsfront.- Überwindung der Spaltung der Arbeitsklasse. Die Sicherung der Überlieferung staatlicher Stellen ist der Kernauftrag des Sächsischen Staatsarchivs . Die staatlichen Archive in den östlichen Bundesländern haben zudem den Auftrag, die Überlieferung der Parteien und Massenorganisationen der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR zu sichern. Hierzu gehören auch Tonträger, die durch die SED-Bezirksparteiarchive gesammelt wurden.

Insbesondere sind jedoch von den Räten der Bezirke Dresden und Leipzig Mitschnitte der Sitzungen der Bezirkstage auf Consumer-Magnettonband überliefert, in denen viele öffentliche Lebensbereiche thematisiert werden. Ende 1989 / Anfang 1990 wird der Zusammenbruch der regionalen DDR-Strukturen deutlich.

Im Umbruchjahr 1990 schließen sich einige originale Protokollmitschnitte des Runden Tischs der Stadt Leipzig an (Depositum des Stadtarchivs Leipzig).

Auch von kulturell-künstlerischen Ereignissen wurden Magnettonbandaufnahmen angefertigt. Neben den Konzertmitschnitten in den Beständen der Verbände der Komponisten und Musikwissenschaftler der DDR in Dresden und Leipzig ist hinzuweisen auf die professionellen Mitschnitte der Landesbühnen Sachsen, Radebeul.

Originale Audiomitschnitte wurden auch im ersten Jahrzehnt nach dem Umbruch 1990 noch in großer Zahl angefertigt, so von der Sächsischen Staatskanzlei zur Dokumentation der Öffentlichkeitsarbeit.

Von der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM) sind Kontrollmitschnitte und Beiträge zum Sächsischen Hörfunkwettbewerb überliefert.

Der Leipziger Stadtfunk als Institution war ein drahtgebundener Hörfunk, der an wichtigen öffentlichen Plätzen seit den frühen 1950er Jahre bis Anfang der 1990er Jahre stundenweise über Lautsprecher verbreitet wurde. Der Depositalbestand des Stadtarchivs Leipzig enthält Einzelbeiträge und längere »Lauf-Bänder« im professionellen Format. Bemerkenswert sind anfangs zwei Beiträge, die sich mit der juristischen Verfolgung von Protagonisten des Aufstands am 17. Juni 1953 befassen, wiederkehrend zahlreiche Beiträge zur Leipziger Messe sowie zu Themen der Landes- und Kommunalpolitik bis Ende der 1960er Jahre.

Wie können Sie audiovisuelles Archivgut nutzen?

Audiovisuelles Archivgut ist den zugehörigen Beständen zugeordnet. Es kann über die Archivgut-Suche recherchiert werden und zur Einsichtnahme bestellt werden. Üblicherweise werden audiovisuelle Medien in Form von Benutzungskopien im Lesesaal bereitgestellt. Bitte beachten Sie, dass es je nach gewünschtem Medium längere Zeit in Anspruch nehmen kann, bis eine Benutzungskopie bereitgestellt werden kann.

Die Einsichtnahme in Original-Materialien wird nur in begründeten Einzelfällen direkt beim Sachgebiet AV-Medien im Archivzentrum Hubertusburg in Wermsdorf ermöglicht, wo die erforderlichen studiotechnischen Ausrüstungen vorgehalten werden.

Eine Herausgabe von AV-Kopien zur Nachnutzung außerhalb des Staatsarchivs kann nur dann erfolgen, wenn dadurch keine Rechte Dritter verletzt werden. Es ist eine schriftliche Nutzungsvereinbarung abzuschließen.

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